Kindertageseinrichtungen auf dem Weg zur Inklusion

Transkript

1 Kindertageseinrichtungen auf dem Weg zur Inklusion Prof. Dr. Andrea Platte Hückeswagen,

2 Inklusive Bildung im Elementarbereich 1. Die Entdeckung der Heterogenität 2. Was ist Inklusion? Schlüssel und Zugänge 3. Die Entdeckung des Elementaren 4. Realitäten & Herausforderungen Prof. Dr. Andrea Platte Hückeswagen,

3 Das Ausmaß der Vielfalt ist unvereinbar mit irgendwelchen Normvorstellungen. (Remo Largo 2000, 15) mal groß, mal klein, mal umgekehrt Die Entdeckung der Heterogenität

4 Alle anderen sind größer, mutiger, stärker, wissen mehr sind zusammen

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6 Heterogenität Pluralisierung von Familienformen (Susanne Miller/ Sabine Toppe 2009) Soziale Aufwachsbedingungen (Miller /Toppe 2009) und soziale Ungleichheit (Sabine Andresen 2008; Susanne Miller/ Sabine Toppe 2009) Sozialisation als Mädchen und Jungen (Barbara Rendtorff & Annedore Prengel 2008; Astrid Kaiser 2009) Multikulturalität und ethnische Herkunft (Agi Schründer-Lenzen 2009) Kulturelle Vielfalt (Attya 2012) Leistungsvielfalt (Ursula Carle 2009) Begabung und Behinderung (Renate Wacker 2009) Sprachlicher Hintergrund und sprachliche Kompetenzen (Lilian Fried 2009)

7 1648: Die große Didaktik Johan Amos Comenius: Didaktik ist die vollständige Kunst, alle Menschen alles zu lehren (1648)

8 1948 Jeder hat das Recht auf Bildung 1. Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum Mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muss allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offen stehen. 2. Die Bildung muss auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeiten und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muss zu Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen allen Nationen und allen rassischen oder religiösen Gruppen beitragen und der Tätigkeit der Vereinten Nationen für die Wahrung des Friedens förderlich sein. 3. Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll. Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, verkündet von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948, Artikel 26

9 2009: UN-Convention on the Rights of Persons with Disabilities Article 24 Education (1) States Parties recognize the right of persons with disabilities to education. With a view to realizing this right without discrimination and on the basis of equal opportunity, States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and life long learning ( ) (2) In realizing this right, States Parties shall ensure that: a) Persons with disabilities are not excluded from the general education system on the basis of disability, and that children with disabilities are not excluded from free and compulsory primary education, or from secondary education, on the basis of disability b) Persons with disabilities can access an inclusive, quality and free primary education and secondary education on an equal basis with others in the communities in which they live

10 UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen: Heterogenität als Quelle achtsamen Zusammenlebens in freundlicher Unterschiedenheit miteinander in Gerechtigkeit wechselseitiger Anerkennung Die neue Konvention stärkt das Recht auf Bildung aller Menschen (Arnold Köpcke-Duttler 2009)

11 Kindertageseinrichtungen auf dem Weg zur Inklusion 1. Die Entdeckung der Heterogenität 2. Was ist Inklusion? Schlüssel und Zugänge 3. Die Entdeckung des Elementaren 4. Realitäten & Herausforderungen Prof. Dr. Andrea Platte Hückeswagen,

12 Was ist Inklusion? es betrifft mein Umfeld Weil sie Jungs sind! Kulturen anerkennen. Unterschiedlichkeiten vielleicht sogar zu forcieren...?! Collective management of Ressources Inklusion bedeutet einen Willkommen heißenden Umgang mit Verschiedenheit.

13 1. Inklusive Bildung bedeutet Education for All Weltbildungsministerkonferenz in Genf, November 2008 Inclusive Education: The Way of the Future Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik Deutsche UNESCO-Kommission 2009

14 2. Inklusive Bildung bedeutet Bildung im Sinne der Menschenrechte Jeder hat ein Recht auf Bildung. Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Art. 26, 1948

15 An den Menschenrechten orientierte Bildung: Strukturelemente/ 4- A-Scheme Availability (Verfügbarkeit) Access (Zugänglichkeit) Acceptability (Annehmbarkeit) Adaptability (Anpassungsfähigkeit) Deutsche UNESCO-Kommission 2010, Motakef 2006

16 3. Inklusive Bildung bedeutet Entwicklung einer Wertehaltung: Equality Rights Participation Respect for Diversity Community Sustainability Non-Violence Trust Honesty Courage Joy Compassion Love Hope, Optimism Beauty (Tony Booth 2011: index for inlcusion)

17 4. Inklusive Bildung bedeutet Verantwortung/ Veränderungen im System Qualitätsentwicklung von Bildungseinrichtungen

18 Werden die Menschen beim ersten Kontakt mit der Einrichtung freundlich empfangen? (A.1.1.1)

19 5. Inklusive Bildung bedeutet Partizipation Inklusive Bildung gestaltet sich in Partizipation aller Beteiligten

20 Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeit haben auf politischer Ebene mitwirken zu können, damit ihre Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden. (National Coalition für die Umsetzung der UN-Kinderrechts- Konvention in Deutschland c/o AGJ/Nationaler Aktionsplan S.95)

21 6. Inklusive Bildung bedeutet Didaktische Fundierung als Aufgabe von Schulpädagogik als Aufgabe von Elementarpädagogik

22 Inklusionsschlüssel 1. Internationale Leitidee/ Vernetzung 2. Bildung als Menschenrecht 3. Werteorientierung als Grundlage 4. Verantwortung & Veränderung im System 5. Partizipation 6. Didaktische Fundierung

23 Inklusive Bildung in Kindertageseinrichtungen 1. Die Entdeckung der Heterogenität 2. Was ist Inklusion? Schlüssel und Zugänge 3. Die Entdeckung des Elementaren 4. Realitäten & Herausforderungen Prof. Dr. Andrea Platte Hückeswagen,

24 Welt- Erkundung Der Bildungsbereich Natur erschließt sich zuerst über den Umgang mit den Elementen Erde, Luft, Wasser ( ). Der Zugang zur Natur und ihrer (Er- )kenntnis erfolgt nicht auf analytisch-erklärendem Weg, sondern auf der Ebene des Sammelns, Betrachtens, Umgehens, Ausprobierens. (Bildungsvereinbarung NRW 2003 Anlage, S.21)

25 Selbstausdruck Durch Tätigsein, sei es Malen, Schmieren, Bauen oder Zerpflücken, sehen und erfahren Kinder, dass sie selbst etwas hervorbringen und gestalten können. (Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre, S.123)

26 Internationale Vergleichsstudien Bildungspläne Hirnforschung Erziehung, Bildung & Betreuung Recht auf Bildung Qualitätsdiskussion Akademisierung Die Entdeckung der frühen Jahre (Reinhard Kahl)

27 Wegweiser für die Elementarpädagogik Il futuro è domani penso che sia una bella giornata (Die Zukunft ist ein schöner Tag) Daring to words like future in a project to be realised with children is a way of showing faith in their potential of inquiring, but also and above all is the desire to discover together - adults and children - profound new and ancient directions of research dealing with great issues in the history of human thought (...) philosophical thought is necessary to man - everywhere and at all times and, above all, at every age. (Lorella Trancossi, Reggio Emilia 2001)

28 Perspektiven auf Zukunft : Kinder aus Reggio Emilia It s a tunnel because all the years pass through it The future ist like the air it s all over the sky You can imagine the future imagine means creating something new No-one knows your future, you have to think it up by yourself The future is inside us, in our heart, perhaps caus it s very important The future is a little voice inside us that knows lots of things, it knows what it s got to do. A little voice very softly tells me what I ve got to do Davide, Reggio Emilia

29 Learning Storys, New Zealand: Telling the Magic Moment

30 Kindertageseinrichtungen auf dem Weg zur Inklusion 1. Die Entdeckung der Heterogenität 2. Was ist Inklusion? Schlüssel und Zugänge 3. Die Entdeckung des Elementaren 4. Realitäten & Herausforderungen Prof. Dr. Andrea Platte Hückeswagen,

31 Stand der Entwicklung in der BRD und in den einzelnen Bundesländer Ratifizierung der UN-Konvention im März 2009 Einrichtung einer Monitoring Stelle beim Deutschen Institut für Menschenrechte Beschluss der KMK zur Umsetzung der UN- Konvention vom Nationaler Aktionsplan des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, September 2011 unterschiedliche Umsetzungen in den einzelnen Bundesländern

32 Auf dem Weg zur inklusiven Bildung in Nordrhein-Westfalen Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich der allgemeinen Schulen von Klaus Klemm/ Ulf Preuss-Lausitz Juni Erstellt im Auftrag des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW Gutachten Rolf Werning: Kompetenzzentren für Sonderpädagogische Förderung (KsF) Untersuchung der Grundkonzeption auf ihre Eignung zur Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems in NRW, 2011 Gutachten des NRW Städtetages zur UN-Behindertenrechtskonvention, Juni 2012 Aktionsplan der Landesregierung: Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. NRW inklusiv, Juli 2012 Erstes Gesetz zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den Schulen (9. Schulrechtsänderungsgesetz), September 2012

33 3 notwendige Levels der Inklusion: Presence/ Gegenwart, Dabeisein Participation/ Teilhabe, Wertschätzung Learning & Achievement / Lernen, Erfolg (Mel Ainscow 2008)

34 Ann s Inclusive Practice Erfahrungen aus Norwegen (Torril Moen, Trondheim): Mitgliedschaft, Dazugehörigkeit (Membership) Kompetenz, Beteiligung als Experte (Mastery) Gemeinschaft/ Gemeinsamkeit (Togetherness) Verbundenheit/ Verantwortung/ Engagiertheit (Involvement) Lernen (Learning) Tool zur Beobachtung inklusiver Aktivitäten und Momente in Spiel- und Lernprozessen

35 An den Menschenrechten orientierte Bildung: Strukturelemente/ 4- A-Scheme Anwesenheit Teilhabe Lernen Availability (Verfügbarkeit) Access (Zugänglichkeit) Acceptability (Annehmbarkeit) Adaptability (Anpassungsfähigkeit) Membership Mastery Togetherness Involvement Learning Deutsche UNESCO-Kommission 2010, Motakef 2006

36 Georgina: Meine Klasse

37 Kindertageseinrichtungen auf dem Weg zur Inklusion Prof. Dr. Andrea Platte Hückeswagen,