Mangelernährung / Ernährungszustand Möglichkeiten in Spital und Praxis
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- Monica Auttenberg
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1 Mangelernährung / Ernährungszustand Möglichkeiten in Spital und Praxis Fortbildung SIGUP Corinne Rosenberger dipl. Ernährungsberaterin HF
2 Inhalt 1. Mangelernährung Definition Prävalenz Folgen 2. Ernährungszustand erfassen Wichtige Fragen Nutrition Risk Score nach Kondrup Patientenbeispiel
3 Mangelernährung Definition Mangelernährung wird als ein Ernährungszustand definiert, in welchem durch Mangel oder Übermass (oder Ungleichgewicht) an Energie, Protein oder anderen Nährstoffen die Körperzusammensetzung, das Gewebe, die Körperfunktionen und die klinischen Resultate (Heilung) messbar beeinträchtigt werden. R. Meier, R.J. Stratton in Basics in clinical nutrition Meist besteht neben einem Defizit an Makronährstoffen auch ein Mangel an Mikronährstoffen.
4 Mangelernährung Definition Als Unterernährung gilt ein unfreiwilliger Gewichtsverlust von: > 5 % des Körpergewichts in 1 Monat oder > 10 % in 6 Monaten
5 Mangelernährung Prävalenz bei Dialyse-Patienten %, je nach Untersuchungsmethode und Population bei Tumorpatienten 2 Patienten % vor Operation bis zu 75 vor Chemotherapie bis zu 65 vor Radiotherapie bis zu 57 1 Kalantar-Zadeh et al., Hemodialysis International Stratton, Green, Elia 2003
6 Mangelernährung Allgemeine Folgen der Protein-Energie- Unterernährung negative strukturelle und funktionelle Auswirkungen auf praktisch alle Organsysteme wie z.b. kardiovaskuläres und respiratorisches System Gastrointestinaltrakt Immunsystem zentrales Nervensystem Schindler K et al. Protein-Energie-Mangelernähurng und Organdysfunktion. Aktuelle Ernährungsmedizin 2001; 26:56-61l
7 Mangelernährung Allgemeine Folgen der Protein-Energie-Unterernährung längere Hospitalisationsdauer 1 häufigere postoperativen Komplikationen 2 schlechtere Lebensqualität 3 verzögerte Wundheilung 4 höhere Behandlungskosten 5 erhöhte Mortalität 6 1 Ottery, 1996, Edington et al., Jagoe et al., 2001, van Bokhorst et al., Andreyev et al., 1998, von Ovesen et al., Imoberdorf R., Stanga Z., Ballmer P.E.; Mangelernährung Auswirkungen bei akuter Erkrankung. In: Schweiz Med Forum 36 (2001), S Braunschweig et al., 2000, Edington et al., van Bokhorst et al., 1999, Persson et al., 1999, Andreyev et al., 1998
8 Ernährungszustand erfassen Wie merken Sie, dass ihr Patient mangelernährt ist?
9 Ernährungszustand erfassen Wichtige Fragen Haben Sie in letzter Zeit abgenommen? Haben Sie bemerkt, dass Ihre Kleider lockerer sitzen? Haben Sie in letzter Zeit weniger Appetit? Haben Sie Schwierigkeiten mit Essen oder Einkaufen?
10 Ernährungszustand erfassen Risiko für Mangelernährung mittels Nutritional Risk Screening erfassen (NRS Nutrition Risk Score)? aktueller Body Mass Index (BMI)? Gewichtsverlust? Nahrungsaufnahme? Schweregrad der Erkrankung / Therapie? Alter
11 Ernährungszustand erfassen Nutrition Risk Score nach Kondrup Verschlechterung des Ernährungszustandes Grad 1 (leicht) Gewichtsverlust >5% in 3 Monaten oder Hat während der letzten Woche etwas weniger gegessen (50-75%) 1 Grad 2 (mässig) Gewichtsverlust >5% in 2 Monaten, oder BMI reduzierter AZ, oder Hat während der letzten Woche weniger als die Hälfte gegessen (25-50%) 2 Grad 3 (schwer) Gewichtsverlust >5% in 1 Monat, oder BMI < reduzierter AZ, oder Hat während der letzten Woche praktisch nicht gegessen (0-25%) 3 Schwere der Erkrankung (Stress-Metabolismus) Grad 1 (leicht) z.b. Hüftfraktur, chronische Patienten mit akuten Komplikationen: Zirrhose, COPD, Radiotherapie, Hämodialyse Grad 2 (mässig) Grosse Bauchoperationen, geriatrische Patienten mit langer Hospitalisation: cerebrovaskuläre Insulte Chemotherapie 2 Grad 3 (schwer) Schädel-Hirn Trauma, Polytrauma; Schwere Verbrennungen Intensivstationspatienten 3 Alter > 70 Jahre 1 Total Punkte: 1
12 Ernährungszustand erfassen Nutrition Risk Score nach Kondrup Patientenbeispiel: Mann, 40 Jahre alt Diagnose: Blasenkarzinom, Zystektomie geplant in 4 Wochen Grösse: 1.80 m Gewicht: 62 kg > BMI 19.1 Normalgewicht bis vor 2 Monaten: 67 kg > -7.4 % des KG Ist verunsichert wegen Diagnose, hat grossen Respekt vor Operation. Hat in letzter Zeit weniger Appetit, isst etwas mehr als die Hälfte der gewohnten Portionen.
13 Ernährungszustand erfassen Nutrition Risk Score nach Kondrup Verschlechterung des Ernährungszustandes Grad 1 (leicht) Gewichtsverlust >5% in 3 Monaten oder Hat während der letzten Woche etwas weniger gegessen (50-75%) 1 Grad 2 (mässig) Gewichtsverlust >5% in 2 Monaten, oder BMI reduzierter AZ, oder Hat während der letzten Woche weniger als die Hälfte gegessen (25-50%) 2 Grad 3 (schwer) Gewichtsverlust >5% in 1 Monat, oder BMI < reduzierter AZ, oder Hat während der letzten Woche praktisch nicht gegessen (0-25%) 3 Schwere der Erkrankung (Stress-Metabolismus) Grad 1 (leicht) z.b. Hüftfraktur, chronische Patienten mit akuten Komplikationen: Zirrhose, COPD, Radiotherapie Grad 2 (mässig) Grosse Bauchoperationen, geriatrische Patienten mit langer Hospitalisation: cerebrovaskuläre Insulte Chemotherapie 2 Grad 3 (schwer) Schädel-Hirn Trauma, Polytrauma; Schwere Verbrennungen Intensivstationspatienten 3 Alter > 70 Jahre 1 1 Total Punkte: 4
14 Ernährungskonzept bei radikaler Zystektomie Fortbildung SIGUP Corinne Rosenberger dipl. Ernährungsberaterin HF
15 Inhalt 1. präoperativ Ernährungsprobleme Ernährungsinterventionen Immunmodulierende Trinknahrung oral impact 2. postoperativ Kostaufbau Enterale/Parenterale Ernährung wann? Nachsorge
16 Operation bessere Operationstechnik schonendere Narkose verträglichere Medikamente bessere Ernährung?
17 Präoperativ Ernährungsprobleme präoperativ Inappetenz Aversionen gegen verschiedene Lebensmittel psychische Belastung Komorbiditäten
18 präoperativ Ziele der Ernährungstherapie präoperativ Verhinderung von Komplikationen (Wundheilungsstörung, Infekt, Anastomoseninsuffizienz) durch einen guten präoperativen Ernährungszustand Ernährungsinterventionen ambulante Ernährungsberatung bei Patienten mit Risiko für Mangelernährung (NRS 3) Einsatz von immunmodulierender Trinknahrung (oral impact ) unabhängig des Ernährungszustandes
19 präoperativ Oral impact was ist das? Immunmodulierende Trinknahrung mit folgenden Inhaltsstoffen: Arginin: konditionell essentielle Aminosäure. Verbessert Immunantwort. Fördert Durchblutung und stimuliert Sekretion von Wachstumshormonen. Omega-3-FS: Bilden entzündungshemmende Eicosanoide. Nukleotide: Positiver Effekt bezgl. Zellteilung und Reifung der Enterozyten > Aufrechterhaltung Darmmucosabarriere
20 präoperativ Oral impact Einsatz - Die Infektionsrate von Patienten die präoperativ mit Oral Impact ernährt wurden ist um 39-61% tiefer (div. Studien) - Die oralen und enteralen Impact -Nährlösungen verkürzen den Spitalaufenthalt signifikant (1) - Die präoperative Immunonutrition spart Kosten (weniger Komplikationen, kürzere Spitalaufenthaltsdauer) (2) 1) Waitzberg DL, Saito H, Plank LD et al 2006, Postsurgical Infections are Reduced with Specialized Nutrition Support. World Journal of surgery 30: ) BragaM., Gianotti L Preoperative Immunonutrition: Cost-Benefit analysis. Journal of Parenteral and Enteral Nutrition; 29; S57-61
21 präoperativ Guidelines Verwenden Sie unabhängig vom Ernährungsstatus perioperativ bevorzugt immunmodulierende Nahrungen (mit Zusätzen von Arginin, Omega-3-Fettsäuren und Nukleotiden) für Patienten mit grossen viszeralchirurgischen Tumorresektionen (A) DGEM Leitlinie enterale und parenterale Ernährung: Chirurgie einschliesslich Organtransplantation; Clinical Nutrition (2006), 25 (2):
22 präoperativ Oral impact Anwendung 5-7 Tage vor der Operation 3 Sachets täglich (auflösen in 2.5 dl Wasser)
23 postoperativ Mögliche Ernährungsprobleme Nausea, Emesis Inappetenz Magenmotilitätsstörungen, Retentionsmagen Ileus Wundheilungsstörungen Elektrolytentgleisungen Diarrhoe Obstipation Vitamin B12 Mangel (nach Jahren)
24 postoperativ Ziele der Ernährungstherapie Verhinderung von Komplikationen (Wundheilungsstörung, Infekte) durch einen guten präoperativen Ernährungszustand Unterstützung der Wundheilung durch einen adäquaten postoperativen Kostaufbau Positive Beeinflussung der Stuhlbeschaffenheit postoperativ Infektprophylaxe durch genügende Flüssigkeitszufuhr kürzerer Klinikaufenthalt schnellere Rekonvaleszenz
25 postoperativ Kostaufbau 1. Tag: schluckweise gesüsste, klare Flüssigkeit (bis 500 ml) z.b. Tee mit Zucker, Sirup, Wasser mit Maltodextrin Tag: gesüsste klare Flüssigkeit und gebundene Suppen 4. Tag: Kohlenhydrate und Protein; leichtverdaulich fettarm z.b. Nudeln, fettarme Bratensauce Pouletbrust, Zitronensorbet 5. Tag: KH, Prot, Nahrungsfasern; leichtverdaulich fettarm 6. Tag: Normalkost z.b. Nudeln, fettarme Bratensauce Pouletbrust, Zucchetti, Apfelmus Ernährungskonzept USZ 2009; Urologische Erkrankungen; Zystektomie. C. Rosenberger, Prof. Dr. T. Sulser, PD Dr. H. Seifert, Dr. S. Roy, J. Jung-Amstutz, D. Meyer
26 postoperativ Kostaufbau Komplikationen Verzögerung des Kostaufbaus (Nausea, ausgeprägte Inappetenz) ab 2. oder spätestens 3. postoperativem Tag: Enterale Ernährung über Jejunalsonde bei Anastomoseninsuffizienzen oder Ileus: parenterale Ernährung über ZVK Ernährungsaufbau enteral/parenteral über Ernährungsberaterin Ernährungskonzept USZ 2009; Urologische Erkrankungen; Zystektomie. C. Rosenberger, Prof. Dr. T. Sulser, PD Dr. H. Seifert, Dr. S. Roy, J. Jung-Amstutz, D. Meyer
27 Ernährungstherapie postoperativ ESPEN Guidelines Surgery Initiate normal food intake or enteral feeding early after gastrointestinal surgery (A) Apply tube feeding in patients in whom early oral nutrition cannot be initiated, with special regard to those undergoing major head an neck or gastrointestinal surgery for cancer (A) Initiate tube feeding for patients in need within 24 h after surgery (A) ESPEN Guidelines on Enteral Nutrition: Surgery including Organ Transplantation; Clinical Nutrition (2006) 25,
28 Ernährungstherapie postoperativ nach Kostaufbau, Langzeiternährung Gesunde ausgewogenen Ernährung 3 Liter Getränke pro Tag > gute Spülung / Verhinderung Schleimbildung 3 dl Preiselbeersaft pro Tag > Infektprophylaxe Bei unfreiwilligem Harnverlust: Alkohol, Kaffe und sehr kalte Getränke meiden
29 Ernährungstherapie postoperativ Nachsorge Regelmässige Elektrolytkontrolle und ggf Substitution Regelmässige Vitamin B12 Kontrolle und ggf Substitution
30 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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