Untersuchung der antibakteriellen Wirksamkeit der pflanzlichen Zahnpaste Salviagalen F auf die 4-Tages-Plaquebildung

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1 ORIGINALARBEIT / ORIGINAL ARTICLE N. Arweiler, E. Schwartzkopff, F. Hase, A. Sculean 2, T.M. Auschill Untersuchung der antibakteriellen Wirksamkeit der pflanzlichen Zahnpaste Salviagalen F auf die 4-Tages-Plaquebildung Examination of the antibacterial efficacy of the herbal toothpaste Salviagalen F on 4-day plaque regrowth In einer Plaqueaufwuchs-Studie über vier Tage wurde Salviagalen F im Vergleich zu einer Kontrollzahnpaste und einer Chlorhexidin-Mundspüllösung als Positivkontrolle auf antibakterielle Wirksamkeit geprüft. Chlorhexidin konnte sowohl die Plaquebildung als auch die Bakterienvitalität signifikant hemmen und zeigte bei allen Parametern die niedrigsten Werte. Beide Zahnpasten (Salviagalen F und Kontrollzahnpaste) zeigten ähnliche Plaque-Index Werte, die signifikant höher waren als unter der Anwendung von Chlorhexidin. Salviagalen F konnte jedoch die prozentuale Plaquebedeckung der Frontzähne gegenüber der Kontrollzahnpaste signifikant reduzieren, wobei die Werte denen von Chlorhexidin sehr ähnlich waren. Die Vitalität der Bakterien war unter der Anwendung von Salviagalen F gegenüber der Kontrollzahnpaste nach 24 Stunden moderat, nach 6 Stunden jedoch signifikant reduziert. Salviagalen F in comparison to a control toothpaste and a chlorhexidine mouthrinse (as a positive control) was tested in a 4-day plaque regrowth study on antibacterial effects. Clorhexidin was able to inhibit plaque formation as well as bacterial vitality significantly and showed the lowest values in all parameters. Both toothpastes showed very similar plaque index values, which were significantly higher than those of chlorhexidine. However, a significant effectivity of Salviagalen F was found on plaque coverage of the anterior teeth compared to the control paste. Inhibitory effect of Salviagalen F on vitality of bacteria was moderate after 24 hours but significant after 6 hours. Keywords: oral hygiene, dental biofilm, toothpastes, clinical trial, chlorhexidin Schlüsselwörter: Mundhygiene, dentaler Biofilm, Zahnpasten, klinische Untersuchung, Chlorhexidin 2 Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Klinik für Parodontologie, Universität Bern 48 Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4

2 pflanzliche ätherische Öle wie Salbeiöl, Fenchelöl, Pfefferminzöl, Minzöl sowie Eugenol und Thymol. Die sich seit im Markt befindliche Variante Salviagalen F, von der bislang ca. sieben Millionen Packungen verkauft wurden, enthält die gleichen Wirkstoffe und zusätzlich ppm Fluorid (Natriummonofluorphosphat), sodass auch ein Remineralisierungseffekt und Kariesschutz gegeben ist. Mit einem geringen RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion) von 3 wird auch eine schonende Reinigung des freiliegenden Dentins ermöglicht. Da jedoch allein das Vorhandensein eines bzw. verschiedener Wirkstoffe in einem Mundpflegeprodukt noch keine Aussage über seine Wirkung erlaubt, sollte die Wirksamkeit der ätherischen Öle in einer komplex zusammengesetzten Zahnpaste oder einem Mundwasser stets unter klinischen In-vivo-Bedingungen geprüft werden []. Ziel der vorliegenden Arbeit war es also, die klinische und antibakterielle Wirkung der Salviagalen F Zahnpaste in einem 4-Tage-Plaqueaufwuchsmodell im Vergleich zu einer Kontrollzahnpaste und einer Positivkontrolle (Chlorhexidin-Mundspüllösung) zu untersuchen. Abbildung Schematische Darstellung des Studiendesigns. Figure Clinical schedule of the study.. Einleitung Das Zähneputzen wird als die häufigste und effektivste Hygienemaßnahme in Europa angesehen [2]. Zahnpasten stellen im Wesentlichen eine ideale Transportbasis für Wirkstoffe wie z. B. antibakteriell wirksame Substanzen oder Fluoride dar. Diese sollen sowohl der Kariesprävention als auch der Vorbeugung von Zahnfleischerkrankungen dienen. Fluoride weisen nur in bestimmten Verbindungen eine nachweislich antibakterielle Wirkung auf, sie haben hohe Bedeutung bei der Remineralisierung des Zahnschmelzes. Ihr bedeutsamer Beitrag zur Kariesprophylaxe ist seit vielen Jahren klinisch nachgewiesen. Ausgesprochen antibakterielle Substanzen wie z. B. Chlorhexidin, Metallionen, ätherische Öle oder Triclosan beeinflussen die Plaquebesiedlung und dienen so der Prävention der Gingivitis, aber auch von Karies [8,, 3, 7]. Bereits 8 schlug Miller ein antimikrobielles Mundwasser vor, das phenolische Stoffe enthielt, um Entzündungen der Gingiva zu behandeln. Phenolverbindungen wie Thymol, Eucalyptol und Menthol gehören zu der altbekannten und bewährten Wirkstoffgruppe der ätherischen Öle, die auch heute noch in vielen Mundhygieneprodukten enthalten sind. Bekannte kommerzielle Produkte mit solchen ätherischen Ölen sind die Mundspüllösungen Listerine sowie Salviathymol N. Salviagalen stellt eine zu Salviathymol N weitgehend analoge Zahnpaste dar. Sie ist seit 73 auf dem deutschen Markt erhältlich und enthält verschiedene 2. Material und Methode Die Studie wurde als 3-armige, Untersucher-blinde Studie im Cross-over-Design gemäß Standards der Universität Freiburg mit unabhängiger Ethikkommission, Probandenversicherung und nach der Deklaration von Helsinki durchgeführt. An der Studie nahmen Probanden (3 Frauen und fünf Männer, Alter 24, ±,8 Jahre) teil, die in drei durch Auswaschphasen getrennten Testzyklen sowohl die Zahnpasten als auch die Chlorhexidin-Mundspülung benutzten, so dass jeder Proband jedes Produkt verwendete. Die Wirksamkeit der Zahnpasten wurde in Form von Aufschlämmungen auf die Plaquebildung in einem 4-Tage- Plaqueaufwuchsmodell [, 2, 3, 4, 5] geprüft. Dabei stellte das angewandte Produkt für vier Tage die einzige Mundhygiene-Maßnahme dar. Ein zusätzliches Zähneputzen war in den Testphasen nicht erlaubt. Die Chlorhexidin- Spüllösung wurde gemäß Herstelleranweisung (unverdünnt) angewandt. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4 4

3 Abbildung 2 Plaquebakterien nach Vitalfärbung, lebende Bakterien sind grün, tote Bakterien rot gefärbt. Figure 2 Plaque bacteria after vital staining: living bacteria are stained green, dead bacteria red. Der Plaque-Index nach 24 und 6 Stunden (PI, PI 2) und die prozentuale Plaquebedeckung (planimetrierte Plaquefläche) auf den Frontzähnen nach 6 Stunden (PA) dienten als klinische Parameter. Zusätzlich wurden nach 24 und 6 Stunden Plaqueproben entnommen und die Vitalität des Biofilms mikrobiologisch analysiert (VF, VF 2). 2. Prüfprodukte Beide Prüfzahnpasten, sowie die Zahnpaste für die vorangestellte Hygienephase wurden von der Firma Madaus, Köln hergestellt. Alle Pasten waren in gleich aussehenden, weißen, neutralen 75 ml-tuben abgefüllt, von den Chlorhexidin-Flaschen waren die Original- Etiketten entfernt und durch neutral weiße Etiketten ersetzt worden. Die Testprodukte wurden anhand eines speziellen Randomisierungsschemas verteilt und waren nur mit der Probandennummer und der Testwoche beschriftet (z. B.: 4-3: Proband 4, Testwoche 3). Folgende Produkte wurden untersucht: Salviagalen F Zahnpaste mit Monofluorphosphat ( ppm Fluorid), Salbeiöl, Fenchelöl, Pfefferminzöl, grünes Minzöl, Eugenol, Thymol, α-bisabolol (Salviagalen F, Madaus GmbH, Köln) Kontrollzahnpaste ohne o. g. Wirkstoffe und ohne Fluorid (Madaus GmbH, Köln) Positivkontrolle, Chlorhexamed forte (mit Alkohol, Chlorhexidin-digluconat,2 %, GlaxoSmithKline, Bühl) 2.2 Durchführung Nach sorgfältiger Anamnese, schriftlicher Probandeninformation und Unterschrift der Patienteverständniserklärung wurde bei allen Testteilnehmern eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt und sie erhielten eine standardisierte Zahnpaste (Kontroll-Zahnpaste, Madaus GmbH, Köln) und eine Zahnbürste (blend-a-dent Medic mittel, Procter & Gamble), die sie in einer vorangestellten einwöchigen Hygienephase und während der Auswaschphasen benutzen sollten. Das Studiendesign ist in Abbildung schematisch dargestellt. Zu Beginn einer jeden Testphase (Tag ) wurden die Zähne erneut gereinigt (Plaque-Index = ) und die Testprodukte entsprechend einer Randomisierungsliste verteilt. Die Probanden durften für die nächsten vier Tage keine Mundhygienemaßnahmen durchführen und spülten stattdessen zweimal täglich (morgens und abends) eine Minute mit den Zahnpasten in Form von Aufschlämmungen bzw. 3 Sekunden mit ml der Positivkontrolle. Die erste Spülung wurde unter Anleitung durchgeführt. Für die nachfolgenden Anwendungen wurden die Aufschlämmungen von den Probanden selbst frisch zu Hause hergestellt. Zur Herstellung der Zahnpastenaufschlämmung erhielten die Probanden zu Beginn einer jeden Testwoche acht Einwegspritzen, die mit je 3 g der entsprechenden Zahnpasten gefüllt waren. Die Zahnpasten wurden mit ml Wasser in einem verschließbaren Becher gemischt und ergaben so die entsprechende Testaufschlämmung. Die Verwendung von Zahnseide und Kaugummi während der Testphase war untersagt. Jeder Testphase (Montag bis Freitag) folgte eine -tägige Auswaschphase, in der die Probanden die Zähne mit der zu Beginn ausgeteilten Standard-Zahnpaste putzten, Interdentalraumhygiene war in dieser Auswaschphase erlaubt. Anschließend erfolgten die weiteren zwei Testzyklen analog. Am letzten Tag der Studie erhielten alle Probanden eine professionelle Zahnreinigung und eine Fluoridierung aller Zähne. 2.3 Klinische Untersuchung An den Studientagen und 4 (nach 24 und 6 Stunden Plaquewachstum) suchten die Probanden die Zahnklinik auf und der Plaque-Index [Pl (Tag ) und PI 2 (Tag 4)] wurde nach Silness & Löe [22] bestimmt. Am Tag wurde der PI an den Zähnen 7 4 und und am Tag 4 an den Zähnen und erhoben. Am Tag 4 wurde die prozentuale Plaquebedeckung (PA) der oberen und unteren Frontzähne nach Färbung mit Erythrosin digital photographiert und mittels eines computergestützten Bildberechnungsprogramms (KS 3, Zeiss) bestimmt Zusätzlich wurde der Papillen-Blutungs-Index (PBI) [2] aller Zähne jeweils zu Beginn einer Testwoche be- 5 Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4

4 Cam HRc, Fa. Carl Zeiss, Göttingen) wurden vier Digitalbilder verschiedener Areale der Plaqueprobe gespeichert. Die Vitalität der Plaqueproben (in %) wurde mit Hilfe des oben bereits erwähnten Bildanalysenprogramms (KS 3, Fa. Carl Zeiss, Göttingen) bestimmt, wobei grün angefärbte (lebende) von roten (toten) Bakterien unterschieden werden können. Abbildung 2 zeigt zwei repräsentative mikroskopische Bilder von Biofilmbakterien, die mit der vitalen Fluoreszenztechnik angefärbt wurden. 2.5 Statistische Auswertung Abbildung 3 Plaque-Index (der Seitenzähne) nach 24 und 6 Stunden. Figure 3 Plaque Index (of the posterior teeth in %) after 24 and 6 hours. Nach der Entblindung wurden die Mittelwerte der Indizes für die einzelnen Produkte mittels des Computerprogramms Statistical Package of Social Science/SPSS 6. (Pl, PI 2, VF, VF 2, PA) ermittelt und auf Normalverteilung mit dem Kolmogorov-Smirnov Test geprüft. Da signifikante Unterschiede zwischen den Produkten mit dem ANOVA-Test (Varianzanalyse) gefunden wurden und die individuellen Daten normal verteilt waren, konnte der gepaarte t-test für abhängige Proben zum statistischen Vergleich zwischen Kontrollzahnpaste und aktiven Präparationen (Student's t-test) angewendet werden. Carry over Effekte konnten wegen der -tägigen Auswaschphase und der Zufallsverteilung des cross-over Designs [] ausgeschlossen werden, Bonferroni Korrekturen wurden nicht vorgenommen [2]. Abbildung 4 Prozentuale Plaquebedeckung (der Frontzähne) nach 6 Stunden. Figure 4 Plaque area (of the anterior teeth) after 6 hours. stimmt, um einen ähnlichen Gingivazustand in jeder Testwoche zu überprüfen und zu dokumentieren. 2.4 Mikrobiologische Untersuchung Mit einer zahnärztlichen Sonde (EXS, Hu-Friedy, USA) wurden am Tag von den bukkalen Oberflächen der Zähne 6 und 46 (VF ) sowie am Tag 4 von den Zähnen 26 und 36 (VF 2) supragingivale Plaqueproben entnommen. Die Proben wurden auf einen Objektträger ausgestrichen und mittels Fluoreszenztechnik mit den beiden Farbstoffen Fluoresceindiacetat und Ethidiumbromid [3, 4, 5] angefärbt. Anschließend wurde ein Deckglas aufgebracht und die Probe unter ein Mikroskop (Axioskop 2 plus, Fa. Carl Zeiss, Göttingen) gelegt. Mit einer Digitalkamera (Axio- 3. Ergebnisse Alle Probanden beendeten die Studie, ohne dass Nebenwirkungen berichtet wurden. Der Papillen-Blutungs-Index war zu Beginn der jeweiligen Testzyklen nahezu identisch, sodass von gleichen Zahnfleischbedingungen ausgegangen werden konnte (Tab. ). Die Abbildungen 3 5 zeigen die Ergebnisse der individuellen Parameter und geben den statistischen Vergleich mit der Kontrollzahnpaste symbolisch an (***: p <,; *: p <,; n.s.: nicht signifikant). Im Vergleich zur Kontrollzahnpaste zeigte Salviagalen F hinsichtlich des Plaque-Indexes am Tag keine ( %) Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4 5

5 Abbildung 5 Bakterienvitalität (in %) nach 24 und 6 Stunden. Figure 5 Biofillm vitality (in %) after 24 and 6 hours. Abbildungen: Arweiler Abbildung 6 Die klinischen Bilder zeigen das Ausmaß der Plaquebedeckung nach 4-tägiger Anwendung der Testzahnpaste (Salviagalen F, links), Chlorhexidin (Mitte) sowie der Kontrollzahnpaste (rechts) als alleinige Mundhygienemaßnahme. Sowohl die Testzahnpaste als auch Chlorhexidin konnten gegenüber der Kontrollzahnpaste den Plaqueaufwuchs (rot gefärbt) deutlich hemmen. Figure 6 Clinical photograhs showing the extent of plaque covered area after four days of use of the test toothpaste (Salviagalen F, left), chlorhexidin (mid) and control paste (right) as the only oral hygiene measure. Both test paste and chlorhexidine were able to significantly reduce plaque regrowth (red stained) in comparison to control paste. bzw. am Tag 4 (3,5 %) nur eine geringe Reduktion, wohingegen die Plaquebedeckung der Frontzähne jedoch signifikant um 52 % (p <,; ***) reduziert war und damit fast den Wert für Chlorhexidin erreichte (Abb. 6). Die Reduktion der Bakterienvitalität in der Plaque am Tag erreichte mit 5,4 % (im Vergleich zur Kontrollzahnpaste) kein Signifikanzniveau, war jedoch am letzen Untersuchungstag mit 2 % signifikant (p <,5;*) verringert. Wie erwartet zeigte Chlorhexidin im Vergleich zur Kontrollzahnpaste die ausgeprägteste Reduktion aller Parameter (Pl: 53 % bzw. 6 %, PA: 53 %, VF 28 % bzw. 4 %; alle p <,;***). Die Ergebnisse eines individuellen Fragebogens, der am Ende der Untersuchung abgefragt wurde, sind in Tabelle 2 wiedergegeben. 4. Diskussion Zahlreiche Studien zur Prüfung aktiver Substanzen in Zahnpasten wurden unabhängig von ihrer mechanischen Reinigungswirkung bereits durchgeführt [, 2, 3,, 4, 5]. Die Zahnpasten wurden mit Wasser gemischt (Aufschlämmung), sodass einfaches Spülen Aufschluss über die Effekte von Wirksubstanzen beim normalen Putzen im Mundraum gab, ohne den mechanischen Reinigungseffekt berücksichtigen zu müssen. In der vorliegenden Studie wurden 3 g Zahnpaste eingesetzt [, 2]. Diese Menge ist größer als die normal auf der Zahnbürste angewendeten,45 g [], die Konzentration in der Aufschlämmung ist aber ähnlich der, welche normalerweise in der Mundhöhle durch Verdünnung der Zahnpaste durch den Speichel erreicht wird. Wegen der komplexen Zusammensetzung der Zahnpasten und der möglichen Effekte der Hilfsstoffe, z. B. Detergentien, ist die Art der verwendeten Negativkontrollen (Wasser oder Placebozahnpaste) stets ein Diskussionsgrund [, 2] und kann sicher die Ergebnisse stark beeinflussen, wenn man Reduktionen mit der Kontrolle vergleicht. In der vorliegenden Studie wurde eine Kontrollzahnpaste ohne Wirkstoffe (ätherische Öle) und ohne Fluorid verwendet, sie enthielt allerdings aus pharmazeutischen Stabilitätsgründen Konservierungsstoffe, die naturgemäß antibakterielle Eigenschaften besitzen. Besonders das Konservierungsmittel Hydroxybenzoesäure hat in wissenschaftlichen Studien eine ausgeprägte Wirkung auf Plaquebakterien gezeigt, indem es Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels der Bakterien in vitro und in vivo/in situ inhibiert [6, 6, ]. Des Weiteren zeigt ein Vergleich der Daten 52 Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4

6 Tabelle Mittlerer Papillen-Blutungs-Index (± Standardabweichung) zu Beginn der drei Testzyklen. Table Papilla bleeding Index (± standard deviation) at the beginning of the three test cycles. Geschmack der Zahnpastenaufschlämmung Gefühl der Frische Verändertes Geschmacksempfinden Brennen nach der Spülung Spürbare Plaqueablagerung am Tag 4 Zahnverfärbungen Tag (. Zyklus) Tag (2. Zyklus) Tag (3. Zyklus) angenehm unangenehm scharf mild bitter moderat stark CHX.32 ±.26.2 ± ±.4 Tabelle 2 Probandenfragebogen (Bei Frage waren Mehrfachantworten erlaubt). Table 2 Questionnaire for participants (question : multiple answers were possible) Anzahl Nennungen Salviagalen F Kontrolle mit einer Studie der eigenen Arbeitsgruppe nach identischem Studiendesign, dass die Chlorhexidin-Werte sehr ähnlich sind, aber die Daten der hier verwandten Kontrollzahnpaste niedriger liegen als die Daten der in der anderen Studie verwendeten Kontrollpaste [7]. Besonders deutlich wird dies bei Betrachtung der Vitalitätswerte. Unter der Anwendung von Wasser, einer Placebolösung oder einer absolut wirkstofffreien Kontroll-Zahnpaste zeigten sich in zahlreichen Studien der Arbeitsgruppe Werte zwischen 7 % Bakterienvitalität [3, 4, 5, 6, 7]. Solche Werte werden im Allgemeinen auch in der Literatur als Vitalitätsgrad (viability) von normaler Plaque/Mundflora angegeben, wobei diese Daten meist mit anderen bzw. klassischen Kulturverfahren gewonnen wurden. In der vorliegenden Studie haben sich unter der Kontrollpaste Vitalitätswerte zwischen % ergeben, die damit schon erheblich niedriger als unbehandelte Plaquewerte liegen. Daher stellt diese Zahnpaste keine typische Placebopaste oder Negativkontrolle dar. Vor diesem Hintergrund ist die nur gering ausgeprägte Hemmung des Plaqueaufwuchses und der Vitalität bei einem statistischen Vergleich zur Kontrollpaste durch eine ebenfalls gute Wirkung und die damit relativ niedrigen Werte der Kontrollzahnpaste selbst erklärbar. Eine Reduktion der Plaquevitalität von ca. 7 % auf 5 53 % durch die Testpaste stellt daher eine deutliche antibakterielle Wirkung dar. Der große Unterschied zwischen den Plaque-Indexdaten der Seitenzähne und den Daten der Plaquefläche der Frontzähne ist schwer zu erklären. Prinzipiell messen beide Parameter den Plaqueaufwuchs, wobei die prozentuale Plaquebedeckung ein präziserer Parameter ist, dessen Daten in einer Spanne zwischen % liegen und nicht in nur vier Kategorien ( 3) klassifiziert werden, wie dies beim Plaque-Index der Fall ist. Allerdings waren bisher in allen Studien der eigenen Arbeitsgruppe die Reduktionen im Plaque-Index und der Plaquefläche sehr ähnlich [3, 4, 5, 6]. In der vorliegenden Studie besteht eine große Diskrepanz zwischen der Reduktion der Plaque-Indices am Tag 4 und der Plaquebedeckung am Tag 4 durch Salviagalen F (3,5 versus 53 %). Dies kann nicht durch Spüleffekte oder mög- Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4 53

7 liche Unterschiede auf Seiten- und Frontzähne erklärt werden, da diese beiden Parameter beim Vergleich von Chlorhexidin und Kontrollpaste wiederum ganz gut korrelieren. Da die PA- Daten durch die angefertigten klinischen Bilder belegt und gegenüber der rasch zu erfolgenden Dokumentation des Plaque-Index immer wieder reproduzierbar sind, ist eher von einem stärkeren Effekt von Salviagalen F auszugehen (Abb. 6). Möglicherweise wurde die Abstufung des Plaque-Indexes (z. B. wenn zwischen Grad und 2 entschieden werden muss) für die Kontrollzahnpaste immer ein wenig höher gewählt und führte daher zu einer Unterschätzung der Plaqueinhibition durch Salviagalen F. Interessanterweise bestätigen die Daten des Fragebogens selbst wenn sie subjektiv sind eine gute Wirksamkeit von Salviagalen F und spiegeln die Reihenfolge der Wirksamkeit Chlorhexidin > Salviagalen F > Kontrollzahnpaste sehr gut wider. Wie erwartet notierten nach Gebrauch von Chlorhexidin 4 Probanden keine und vier Probanden moderate Plaqueablagerungen auf ihren Zähnen. Nach Spülung mit Salviagalen F hatten fünf Probanden keine merklichen Ablagerungen, acht moderate und nur fünf starke Plaqueablagerungen. Im Gegensatz dazu gaben in der Kontrollgruppe acht Probanden moderate und zehn starke Ablagerungen an. Insgesamt konnte die Salviagalen F Zahnpaste die klinischen Parameter prozentuale Plaquebedeckung sowie die Bakterienvitalität nach vier Tagen gegenüber der (negativen) Kontrollpaste signifikant reduzieren. Ein Vergleich der Daten mit der positiven Kontrolle Chlorhexidin bzw. mit den Daten früherer Studien mit identischem Studiendesign zeigt, dass auch die Kontroll- Zahnpaste offensichtlich aufgrund ihrer Konservierungsstoffe eine gewisse plaquehemmende und antibakterielle Wirkung aufwies, sodass sich die Resultate der Testzahnpaste nicht so deutlich von denen der Kontrollzahnpaste absetzen konnten. Danksagung Diese Studie wurde unterstützt durch die Firma Madaus GmbH, Köln. Literaturverzeichnis. Addy M, Willis L, Moran J: Effect of toothpaste rinses compared with chlorhexidine on plaque formation during a 4-day period. J Clin Periodontol, 8 (83) 2. Addy M, Jenkins S, Newcombe R: The effect of triclosan, stannous fluoride and chlorhexidine product on: (I) Plaque regrowth over a 4-day period. J Clin Periodontol 7, () 3. Arweiler NB, Auschill TM, Reich E, Netuschil L: Substantivity of toothpaste slurries and their effect on reestablishment of the dental biofilm. J Clin Periodontol 2, (22) 4. Arweiler NB, Auschill TM, Baguley N, Netuschil L, Sculean A: Efficacy of an amine fluoride-triclosan mouthrinse as compared to the individual active ingredients. J Clin Periodontol 3,2 6 (23) 5. Arweiler NB, Boehnke N, Sculean A, Hellwig E, Auschill TM: Differences in efficacy of two commercial.2% chlorhexidine mouthrinse solutions, a 4-day plaque re-growth study. J Clin Periodontol 33, (26) 6. 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Acta Odontol Scand 22, 2 35 (64) Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Nicole Arweiler Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Zentrum für Zahn-,Mund- und Kieferheilkunde Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str Freiburg nicole.arweiler@uniklinik-freiburg.de 54 Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 3 (2) 4