In mir verschüttet: Das Lachen Das Licht Das Leben

Transkript

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2 In mir verschüttet: Das Lachen Das Licht Das Leben Von mir genommen: Das Liebste. Cornelia Elke Schray IM REICH DER LIEBE Es gibt Menschen, die wir in die Erde begraben, aber andere, die wir besonders zärtlich lieben, sind in unser Herz gebettet. Die Erinnerung an sie mischt sich täglich in unser Tun und Trachten. Wir denken an sie, wie wir atmen, sie haben in unserer Seele eine neue Gestalt angenommen, nach dem zarten Gesetz ( ), das im Reich der Liebe herrscht. Honoré de Balzac Wenn du gehst bleibt dein Lächeln Deine Liebe die Farbe Deiner Augen der Klang Deiner Stimme die vielen Gespräche am Abend So zeitlos so herzweit Bleibt all das In mir Doris Bewernitz

3 DANKBARKEIT Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen man muss es einfach aushalten und durchhalten. Das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich auch ein großer Trost, denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Dietrich Bonhoeffer für Trauernde in deiner trauer wünsche ich dir die kraft zum überleben die erlaubnis deiner tränen das eingeständnis deiner unterschiedlichen gefühle trost der guttut den mut deine ganz eigene trauer zu leben die befreiung des lachens zeit die du brauchst menschen die dich verstehen und wärmen sinn trotz deines verlustes hoffnung auf leben Beate Schlumberger

4 Ein vom Ende der Trauer Es ist so ein wunderschöner Tag, sagte der kleine Aber das ist es ja gerade, was so schmerzt, begehr- ein. Aber wer sagt, dass du den Menschen nicht wei- rungen öffnen, wenn meine Sehnsucht nach ihnen Schatten zu der Frau, die auf einer Mauer hockte und te die Frau auf. Eben weil es die Erinnerungen gibt, terhin lieben darfst? Das, was der andere einst in dir ruft? Und ich kann sie immer wieder auch verschlie- mit ihren Armen ihre Knie umschlungen hielt. Und fühle ich mich in der Trauer gefangen! Sie zerren an an Gefühlen ausgelöst hat, trägst du in dir wie einen ßen, wenn der Zeitpunkt für mich nicht stimmt, trotzdem ziehst du mich in deine Augen, so dass dein mir, pressen mich in einen engen Kokon, schnüren Schatz, ein Geschenk. Das, was an Liebe, an Freund- wenn ich mich schützen will, weil der Schmerz zu Blick sich verdunkelt. Mir scheint, auch deine Seele mir die Luft ab, ziehen mich in dunkle Verließe. schaft, an Verbundenheit zwischen euch war, darf in groß ist? ist bewölkt. Das ist so, wenn du sie verzweifelt zu bekämpfen ver- dir weiterleben. Es hat dich geprägt, dich vielleicht Der Schatten nickte. Du bist die Hüterin des Schlüs- Die Frau nickte fast unmerklich. Ja, ich bin wie ge- suchst, sagte der Schatten leise. Wenn du sie hin- auch verändert. Das sind die Spuren, die bleiben, sels für diesen Raum in dir. Und immer bleibt dir die fangen in dieser dunklen Traurigkeit. Ich trauere um gegen zulässt, ja, sie willkommen heißt, darf das ge- auch wenn ein Mensch gegangen ist. Es kann nicht Wahl, die Entscheidung, wie du ihn nutzen möch- die Menschen, die aus meinem Leben gegangen sind. meinsam Gelebte und Erlebte wie ein fernes Echo in darum gehen, den Menschen und das, was euch ver- test. Eines Tages wird die Wehmut die bittere Trauer Einfach so, ohne Lebewohl zu sagen. Die mich zu- dir nachklingen. bunden hat, vergessen zu wollen, um den Schmerz ablösen. Und hinter der Wehmut wartet die Dankbar- rückgelassen haben in Verzweiflung, im Nicht-wahr- Ich weiß nicht, ob ich das will, sagte die Frau mit des Verlustes nicht mehr zu spüren, sondern sich keit für das, was dir durch die Begegnung mit einem haben-wollen, im Nichtverstehen. Meine Fragen einer Spur Bitterkeit in der Stimme. Ich erlebe es wieder dem Leben zuzuwenden, das um das Verlo- Menschen auch geschenkt wurde. Und hadere nicht werden nicht mehr beantwortet, meine Botschaften eher so, dass ich mit den Dämonen der Vergangenheit rene auch bereichert worden ist. Erinnerungen, die mit der Trauer. Sie braucht erst einmal ihren Raum, erreichen sie nicht mehr. Die Frau vergrub den Kopf kämpfe. Erinnerungen reißen nur Wunden, und ich bekämpft werden, können wie ein Stachel im Fleisch ihre Zeit. Doch mach sie nicht zu deiner Lebensge- in ihren Armen. spüre die Einsamkeit, das Verlassensein umso deut- bluten. Sie können aber auch liebevoll und tröstend fährtin. Sie wird weiterziehen, wenn du ihr die Frei- Der Schatten umhüllte behutsam ihre Gestalt. Ich licher. Der Mensch, den ich geliebt habe, der mir ver- die Seele streicheln, wenn du ihnen erlaubst, dich zu heit schenkst. Und diese Geste wird auch das erlösen, verstehe deinen Schmerz, flüsterte er. Da will noch traut war, ist aus meinem Leben gegangen, und trotz- besuchen. Und das ist der Moment, in dem du durch- was jetzt noch in Ketten liegt. Hinter dem Horizont kein Trost in dein Herz einziehen. Doch wehre dich dem lässt er mich nicht los. aus eine Wahl hast. Du entscheidest, ob du dich in der der Trauer wartet das Leben auf dich. nicht dagegen, wenn das Land der Erinnerungen dich Ist es nicht eher so, dass du ihn nicht loslässt, fragte Dunkelheit einrichtest, indem du dem Schmerz, der Der Schatten streichelte der Frau liebevoll übers Haar. einlädt. Das sind die Momente, in denen die Fortge- der Schatten vorsichtig. Enttäuschung, ja manchmal auch der Wut die Macht Jetzt werde ich meinen Schleier von dir nehmen, da- gangenen dir noch einmal nah sind. Der Stein am Die Frau krauste verständnislos die Stirn. Ich habe überlässt oder ob du deinen Weg weitergehst und von mit das Licht den Weg zu dir findet. Wegesrand, im Wind tanzende Blätter, eine Vogel- doch gar keine Wahl, bin nicht gefragt worden, ob es Zeit zu Zeit die Erinnerung an die Hand nimmst, sie Das Lächeln der Frau, das den Schatten verabschiede- spur im Schnee oder eine Melodie, die in dir singt für mich an der Zeit ist, Abschied zu nehmen! einlädst, wenn du sie brauchst, wenn ihr Echo in dir te, war klein und ging noch auf Zehenspitzen. Doch das alles können Zeichen sein, die dich noch einmal Du hast Recht. Der Abschied durch den Tod eines singen darf. sie spürte erstmals wie eine Verheißung den tragen- verbinden mit einem Menschen, mit dem du einst so Menschen oder durch die vom anderen vollzogene Du meinst, überlegte die Frau zögernd und richtete den Boden unter ihren Füßen. vieles geteilt hast. Trennung ist unabänderlich, lenkte der Schatten sich ein wenig auf, ich kann die Tür zu den Erinne- Inge Wuthe

5 Textnachweis: Christel Anders: S. 19 bei der Autorin. Doris Bewernitz: S. 3 bei der Autorin. Dietrich Bonhoeffer ( ): S. 4. Hilde Domin: Rückseite Einband, aus: Dies., Nur eine Rose als Stütze, aus: Dies., Gesammelte Gedichte S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main Wilma Klevinghaus: S. 17 bei der Autorin. Antoine de Saint-Exupéry ( ): S. 18, aus: Ders., Der kleine Prinz, Karl Rauch Verlag, Düsseldorf Maria Sassin: S. 15 bei der Autorin. Beate Schlumberger: S. 5 bei der Autorin. Cornelia Elke Schray: S. 2 bei der Autorin. Elke Schumacher: S. 7 bei der Autorin. Christa Spilling-Nöker: S. 6, aus: Dies., Ein Engel dir zur Seite Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau Tina Willms: S. 16 bei der Autorin. Inge Wuthe: S. 9ff bei der Autorin. Bildnachweis: IBL/LOOK-foto (Umschlag, S. 3, 18/19), manun/photocase (U2), The- GRischun-Rafael/photocase (S. 1), Funkenschlag/photocase (S. 2), Syntheticmessiah/iStock (S. 4/5), susib/istock (S. 5, 6, 10), CPaulussen/iStock (S 6, 9-12, 16/17, U3), Eerik/iStock (S. 7/8, 13-15), Heather Athey/iStock (S. 12, 17), regulus56/photocase (S. 19), Studioportosabbia/iStock (S. 20). ISBN Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG Im Alten Rathaus/Hauptstraße 37 D Eschbach/Markgräflerland Alle Rechte vorbehalten. Gestaltung, Satz und Repro: Angelika Kraut, Verlag am Eschbach Schriftvorlagen: Ulli Wunsch, Wehr Herstellung: Höhn GmbH Manufakt Dieser Baum steht für klimaneutrale Produktion, umweltschonende Ressourcenverwendung, individuelle Handarbeit und sorgfältige Herstellung.