WISSEN: DAS RICHTIGE DATEIFORMAT

Transkript

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2 Die richtigen Kameras für den Nahbereich 1 2 y > Links: Mit dem Touch-Auslöser 1 konnten wir auf das Auge des Moorfrosches 2 schnell und gezielt scharfstellen. Rechts: Ergebnis der Touch-Auslösung. [ 100 mm f7,1 1/80 s ISO 200 ] WISSEN: DAS RICHTIGE DATEIFORMAT Viele Kameras sind in der Lage, Bilder sowohl im komprimierten JPEG als auch im Rohdatenformat (RAW) zu speichern. Der große Vorteil des RAW-Formats ist, dass es mehr Farbabstufungen aufnehmen kann (14 Bit Farbtiefe), so dass Motive mit hohem Kontrast qualitativ besser abgebildet werden können. Zudem werden die Bilddaten verlustfrei gespeichert: Die kamerainterne Bildbearbeitung lässt diese Dateien weitestgehend unangetastet. Auch die anschließende Bearbeitung mit einem RAW-Konverter erfolgt ohne Verlust an Dateninformation, sie kann jederzeit wieder rückgängig gemacht werden. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, die wichtigsten Parameter selbst zu bestimmen oder auch nach Lust und Laune damit zu experimentieren. Der größte Nachteil besteht darin, dass RAW-Bilder mehr Speicherplatz benötigen und immer erst konvertiert werden müssen, um beispielsweise im Internet präsentiert oder per versendet werden zu können. Informationen zur RAW-Konvertierung finden Sie im Abschnitt»Für Perfektionisten: RAW-Bilder entwickeln«ab Seite 343. Bei JPEG-Dateien handelt es sich dagegen um in der Kamera bereits automatisch bearbeitete Bilder, die direkt nach dem Aufnehmen für den Ausdruck oder die Präsentation am Bildschirm verwendet werden können. Sie besitzen jedoch einen geringeren Kontrastumfang (8 Bit Farbtiefe), so dass bei starken Helligkeitsunterschieden schneller zeichnungslose helle oder dunkle Areale entstehen. Wenn Sie JPEG-Aufnahmen nachbearbeiten möchten, wählen Sie am besten die geringste Kompressionsstärke und das größte Bildformat Ihrer Kamera. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass der Weißabgleich oder der Bildstil gar nicht oder nur mühsam geändert werden können, und die Bearbeitung schnell zu qualitätsmindernden Artefakten führt. Somit ist JPEG für Fotografen, die die Aufnahmen möglichst»out of the Cam«verwenden möchten, sehr gut geeignet. Für anspruchsvollere Zeitgenossen bleibt RAW aber immer die erste Wahl. Denken Sie daran, dass es oft auch möglich ist, beide Formate parallel zu speichern. 19

3 Kapitel 1 Die fototechnischen Grundlagen Kleines möglichst groß abbilden, aber wie? Makrofotografie! Das Wort allein klingt schon sehr nach Spezialdisziplin, und das ist sie im Grunde genommen auch. Welche Zubehöroptionen es gibt und welche Ergebnisse Sie damit erreichen können, stellen wir Ihnen im Folgenden vor. Das Schöne ist, dass Sie sich im Nahbereich peu à peu nach vorn tasten und die Ausrüstung Ihrem zunehmenden Interesse und den meist damit einhergehenden steigenden Ansprüchen anpassen können. Erst wenn es um das Erreichen von Perfektion geht, sind etwas aufwändigere Equipment-Optionen notwendig. Die Erfahrung im Umgang damit, aber auch im Auffinden und Gestalten geeigneter Motive, stellt sich im Laufe der Zeit von selber ein. Nahaufnahmen mit Standardobjektiven Um sich in der Nahfotografie auszuprobieren, können Sie problemlos mit einem Standard-Zoomobjektiv beginnen. Diese besitzen meistens Brennweiten im Bereich zwischen 17 mm und 85 mm, mit denen es möglich ist, allerhand interessante und qualitativ gute Nahaufnahmen zu schießen. Zur Veranschaulichung haben wir ein paar Geschenkpapier-Eulen im Abbildungsmaßstab 1 : 3,9 aufgenommen. Genauso lassen sich auch Schmetterlinge, größere Blüten und Gegenstände mit einer Größe ab circa 5 cm ausreichend groß abbilden. [ 75 mm f5,6 1/20 s ISO ,7 Stativ ] y Die meisten Kit-Objektive, wie z. B. das Nikon AF-S DX mm, erreichen in der jeweiligen Teleeinstellung Abbildungsmaßstäbe von etwa 1 : 3 bis 1 : 4. y Nahaufnahme mit einem Standard-Zoomobjektiv (28 75 mm) 20

4 Kleines möglichst groß abbilden, aber wie? Näher ran mit Nahvorsatzlinse oder Vorsatzachromat Vielleicht möchten Sie erst einmal testen, ob die Nahund Makrofotografie für Sie ein interessantes Fotogebiet ist, ohne sich gleich ein kostspieliges Makroobjektiv zuzulegen. Hierfür eignen sich Nahvorsatzlinsen, die einfach an das Objektiv geschraubt werden. Das Praktische daran ist, dass sich die Automatikfunktionen Ihrer Kamera weiterhin nutzen lassen. Man könnte die Nahlinsen auch als Lesebrillen für Normalobjektive bezeichnen. Die einfachsten Vorsatzlinsen bestehen lediglich aus einer einzelnen Sammellinse, die Ähnlichkeit mit einer Lupe hat. Mit einer Nahvorsatzlinse rücken Sie dem Motiv dichter auf den Leib. Dadurch wird das Motiv größer dargestellt. Im Vergleich zur vorherigen Abbildung der Eulen sehen Sie in den Abbildungen unten, dass wir den Abbildungsmaßstab mit der Nahvorsatzlinse von 1 : 3,9 auf 1 : 2,5 erhöhen konnten. Es ist auch möglich, mehrere Nahvorsatzlinsen zu kombinieren. Dies führt aber leicht zu erheblichen qualitativen Einbußen und ist deshalb nicht zu empfehlen. Zweilinsige Vorsatzlinsen, sogenannte Achromate, kosten drei bis viermal mehr als einfache Nahlinsen, bieten dafür aber eine deutlich bessere Bildqualität. Das können Sie an den beiden Bildausschnitten in den unteren Abbildungen gut erkennen. Mit der einfachen Nahvorsatzlinse sind die bunten Farbsäume (chromatische Aberration) und die Randunschärfe deutlicher ausgeprägt als mit dem Achromaten. Wenn Sie die Randunschärfe noch etwas besser unterdrücken möchten, fotografieren Sie nicht mit dem niedrigsten Blendenwert (Offenblende), sondern erhöhen ihn um ein bis zwei Stufen. Achtung Mit Nahvorsatzlinsen, Zwischenringen oder den später noch vorgestellten Balgengeräten ist es nicht mehr möglich, auf weit entfernte Objekte, also auf Unendlich, scharfzustellen. [ 75 mm f5,6 1/20 s ISO ,7 Stativ ] [ 75 mm f5,6 1/20 s ISO ,7 Stativ ] y Links: Abbildungsmaßstab 1 : 2,5 mit dem Standardobjektiv und einer 4-Dioptrien-Nahlinse. Rechts: Abbildungsmaßstab 1 : 2,3 mit dem Standardobjektiv und einem 5-Dioptrien-Achromat. Im Vergleich schneidet die einfache Nahlinse schlechter ab als der Achromat. 21

5 Kapitel 1 Die fototechnischen Grundlagen Mit Zwischenringen die Details vergrößern y Vorsatzachromat mit einer Stärke von 5 Dioptrien (links) und einfache Nahvorsatzlinse mit 4 Dioptrien (rechts). Tipp Mit zunehmender Brennweite verringert sich bei Verwendung der gleichen Nahvorsatzlinse die Naheinstellgrenze. Das kann dazu führen, dass Teleobjektive mit Nahlinsen fast am Motiv anstoßen. Mit einer ordentlichen Ausleuchtung und Abbildungsqualität ist dann kaum mehr zu rechnen. Daher ist es wichtig, eine gute Kombination aus Brennweite und Nahlinsenstärke zu finden. Geeignete Objektiv-Nahlinsen-Kombinationen wären beispielsweise: 4 5 Dioptrien bei mm Brennweite, 2 3 Dioptrien bei mm Brennweite oder 1 Dioptrie bei mm Brennweite. Eine ebenfalls erschwingliche Alternative zum Makroobjektiv bietet der Einsatz von Zwischenringen. Sie werden zwischen Kameragehäuse und Objektiv geschraubt und verringern ebenfalls die Naheinstellgrenze. Dies führt zu der erwünschten vergrößerten Abbildung des Objekts. Am besten geeignet sind Zwischenringe, die auf Ihr Kamera-Objektiv-System abgestimmt sind und die elektronischen Signale vom Kameragehäuse auf das Objektiv übertragen können. Nur dann können Sie den Autofokus und die kameraeigene Belichtungssteuerung nutzen. y Zwischenringsatz: Die Ringe der Größen 36 mm, 20 mm und 12 mm sind frei miteinander kombinierbar. z Links: Eine Achatscheibe, fotografiert mit dem Standardobjektiv. Rechts: Abbildungsmaßstab 1 : 2 mit dem 12-mm-Zwischenring. [ 75 mm f11 1/125 s ISO 100 Stativ ] [ 75 mm f11 1/125 s ISO 100 Stativ ] 22

6 Kleines möglichst groß abbilden, aber wie? Zwischenringe enthalten kein optisches System, sind also in der Mitte hohl. Es gibt sie in verschiedenen Längen, die auch problemlos miteinander kombiniert werden können. Bei Zwischenringen gilt, je höher die Objektivbrennweite, desto längere bzw. desto mehr Ringe müssen aufeinander geschraubt werden, um eine stärkere Vergrößerung zu erzielen. Am besten lassen sich Zwischenringe mit Objektiven kombinieren, die ±70 mm Brennweite haben. WISSEN: BELICHTUNGSZEIT MIT ZWISCHENRING Objektive projizieren eine kreisrunde Fläche ins Kamerainnere, die als Objektivbildkreis 1 bezeichnet wird. In diesen Objektivbildkreis passt die Sensorfläche 2 genau hinein. So wird garantiert, dass möglichst das gesamte zur Verfügung stehende Licht vom Sensor aufgenommen werden kann, die Fläche an nicht genutztem Licht 3 ist gering. Durch die Zwischenringe wird der Abstand zwischen Sensor und Objektivlinsen jedoch vergrößert. Dadurch vergrößert sich auch der Bildkreis 4 des Objektivs. Die Sensorfläche 5 deckt den Objektivbildkreis nun nicht mehr vollständig ab, und das vorhandene Licht 6 verteilt sich über eine größere Fläche. Dadurch bleibt einiges an Licht ungenutzt, und die Belichtung muss entsprechend angepasst werden, um diesen Lichtverlust auszugleichen y Abdeckung des Bildkreises durch den Sensor, links ohne Zwischenring, rechts mit Zwischenring z Links: Abbildungsmaßstab 1 : 1,6 mit dem 20-mm-Zwischenring. Rechts: Abbildungsmaßstab 1 : 1,1 mit dem 36-mm-Zwischenring [ 75 mm f11 1/125 s ISO 100 Stativ ] [ 75 mm f11 1/125 s ISO 800 Stativ ] 23