Solange die goldenen Frösche singen

Transkript

1 Solange die goldenen Frösche singen

2 Solange die goldenen Frösche singen Märchenerzählung von Gerda Waha

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4 Es waren einmal... zwei kleine goldene Frösche, die im Regenwald lebten. Ihr Lieblingsplatz war eine große Bromelienblüte. Dort sangen sie so wunderschön, dass alle, die es hörten, ganz verzückt und glücklich waren. Eines Tages sagte der Froschmann, Kiriri Lu Nete, zu seiner Froschfrau Liebste Kolibra Tapya, möchtest Du mit mir ganz das wäre wunderbar. Sie wurde ganz aufgeregt und bekam rote Flecken im Gesicht. Sie sagte fast atemlos: Wundervolle Kinder werden wir bekommen und... und wir werden ein großes Orchester gründen und und Konzerte geben und und die ganze Welt soll davon erfahren! Meine Liebste..., hauchte er. Nach einigem Suchen hatten sie den geeigneten Platz für ihre Kinderstube gefunden, eine kleine, geschützte Wasserstelle 3

5 mit Seerosen. An den Ufern eine Vielfalt unterschiedlichster Moose, Farne und Gräser. Von den großen Bäumen hingen die Lianen bis ins Wasser herunter. An den Stämmen der Bäume wuchsen Bromelien und Orchideen in den prächtigsten Farben. Es wimmelte von kleinen Fliegen und Insekten so dass genügend Nahrung für die Aufzucht da war. Es war wie im Paradies. Jedoch eine Tages, zerriss ein unglaublicher Lärm die Idylle. Von allen Seiten war ein fürchterlicher Krach zu hören und niemand konnte sich erklären was das wohl war. Kiriri Lu Nete und seine Frau, Kolibra Tabya, hüpften auf einen Baum, um von oben einen besseren Ausblick zu haben. Menschen kamen mit Fahrzeugen die riesige Schaufeln und Räder hatten. In einiger Entfernung schlugen die Neuankömmlinge eine Lichtung frei und stellten Zelte auf. Dann sahen sie wie ein Trupp Männer in Schutzanzügen ganz in der Nähe Ihres Baumes etwas, mit einer Schnur dran, in die Erde steckten. Alles ging sehr schnell. Ein Mann rief: alle in Deckung! er zählte

6 und die 0 war gar nicht mehr zu hören. Ein unglaublicher Knall, Splittergeräusche und Staubwolken füllten die Luft. Durch die plötzliche Explosion, wurde das Froschpärchen durch die Luft geschleudert. Sie landeten weit weg von ihrem Heim, irgendwo im weichen Moos und waren lange bewusstlos. Als Kolibra die Augen aufschlug, dachte sie zuerst sie hätte ein. Eine furchtbare Angst überkam sie. Laut rief sie Kiiriirii Luu Neeetee! Kiiriirii Luu Neetee!!! Keine Antwort. Sie hüpfte umher und rief wieder Kiiriirii Luu Neetee! Immer und immer wieder. Sie suchte hier, sie suchte da. Plötzlich hörte sie ein leises Seufzen. Sie ging dem Laut nach und entdeckte endlich ihren geliebten Kiriri Lu Nete. Er lag ganz verrenkt auf dem Boden, ein Bein war auf den Rücken gedreht. Kolibra Tabya half ihrem Mann sich wieder einzurenken und massierte ihm die Muskeln. Sie nahmen sich in die Arme und sagten beide 5

7 fast gleichzeitig Lass uns nach unserer Kinderstube sehen und hüpften davon. Nach langer Zeit des Suchens, kamen sie an einen völlig verwüsteten Ort. Kein Laut von irgendeinem Tier. Aufgewühlte Erde, Holzsplitter, Matsch. Hier muss das Unglück gewesen sein, rief Kiriri Lu Nete. Beide Fröschlein hüpften die ganze Stelle ab. Wo Wasser gewesen war, war nur noch Matsch, Felsbrocken und zersplittertes Holz. Von ihrer Kinderstube war nichts mehr zu sehen. Ihr herzzerreißendes Weh-Quaken, wollte nicht enden. Kolibra Tabia rollten und rollten dicke Tränen aus ihren schwarzen Augen. Kiriri Lu Nete weinte mit ihr und hielt sie ganz fest in den Armen. Nabaraos und Pira, Kinder von den Wald-Indianern hörten dieses seltsame Quak-Schluchts und wurden neugierig. Sie kamen an die Unfallstelle und fanden die beiden goldenen, unglücklichen Fröschchen. Was ist denn hier los? fragte Na- 6

8 baraos. Warum weint ihr denn so? fragte Pira. Kolibra Tabia konnte gar nicht antworten so sehr weinte sie. Kiriri Lu Nete quakte verzweifelt Unsere wunderschönen Eierchen, unser ganzer Stolz, weg, alles weg! Überfahren, vernichtet! Prächtige Kinderchen hätte es gegeben! Namen hatten wir sogar schon! Anton, Maria, Egon, Claudia, Antonia, Toba, Abara, Frederik, Hugo, Noreho, Timoto, Kodora, Basilia und... er steigerte sich immer mehr in Rage bis er kaum noch einen Quaker machen konnte. Ganz heiser sagte er Nie mehr wird es so sein wie es war, nie mehr können wir singen und Glück bringen und ein leises Quaken folgte. Nabaraos und Pira hörten geduldig zu. Wir werden Euch helfen, sagte Pira und Nabaros rief aufgeregt Ich kenne einen wunderschönen Wasserfall mit seltenen Moosen, und Flechten und und sicher leben da noch Verwandte von Euch! Ihr werdet nicht allein sein, fügte Pira ganz zuversichtlich hinzu. Nabaros erklärte, singen müsst Ihr auch wieder! Unsere Eltern erzählten von einer Legende die sagt, 7

9 - Solange die goldenen Frösche in den Bromelien singen, ist der Wald noch in Ordnung - und wir brauchen alle den Wald! Kolibra Tabia beruhigte sich inzwischen etwas. Kiriri Lu Nete trocknete ihr die Tränen. Pira und Nabaros brachten die beiden kleinen goldenen Fröschchen zu dem Wasserfall. Ach sagte Kolibra Tabia, das ist ja wirklich schön hier. Ja stimmte Kiriri Lu Nete ihr zu und schau mal hier meine geliebte Kolibra Tabia, ganze Wälder von Bromeliengewächsen! Beide goldenen Fröschlein waren voller Hoffnung und Glück. Kaum ein Jahr später sangen sie wieder. Es waren viel mehr Stimmen. Sie sangen so schön und deutlich, dass auch die Menschen davon berührt wurden. 8

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13 Quellen-Nachweis: Die tropischen Regenwälder, Hagemann Die tropischen Regenwälder Amazoniens, FWU Der Gesang des Wasserfalls, Di Morrissey 12

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