Werner Altmann (Hrsg.) Santiago in Schwaben. Europäische und regionale Aspekte des Jakobskultes

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1 (Hrsg.) Santiago in Schwaben Europäische und regionale Aspekte des Jakobskultes Titelei.indd 1 5/20/2013 3:26:26 PM

2 Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verant wortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. Umschlagbild vorne: Der Märtyrertod des heiligen Jakobus. Bildtafel vom Herlin-Altar, 1466, St. Jakob, Rothenburg ob der Tauber. Jakobus war Leiter der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem. 44 n. Chr. ließ ihn König Herodes enthaupten. (Aus: Klaus Herbers,»Wol auf sant Jacobs straßen«. Pilgerfahrten und Zeugnisse des Jakobuskults in Süddeutschland. Ostfildern 2002, S. 16) Umschlagbild hinten: Die stilisierte Jakobsmuschel als Logo für den Jakobsweg. ( [Zugriff: ]) Jakobsmuschel, S. 3: kunde/deutschesee_jakobsmuschel.jpg [Zugriff: ] Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbib liografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Wißner-Verlag, Augsburg ISBN Satz und Layout: Wißner-Verlag, Augsburg Druck: Digitaldruck Tebben, Biessenhofen Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Titelei.indd 2 5/20/2013 3:26:26 PM

3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Der Jakobsweg als europäische Kulturstraße 7 Veronika Friedl Karl der Große und Pseudo-Turpin 27 Ursula Maidl Die Pilgerreise im Zeitalter ihrer medialen Reproduzierbarkeit 35 Manuel Miguel López Mejuto Der heilige Jakob in der spanischen Literatur 57 Thomas Felsenstein Der Jakobskult in Bayerisch-Schwaben 69 Ursula Maidl Jakobs-Touristen? Augsburger Patrizier in Santiago 83 Das Galgen- und Hühnerwunder und seine Verbreitung in Süddeutschland 100 Autorinnen und Autoren 110 Bildnachweis 111 Titelei.indd 3 5/20/2013 3:26:26 PM

4 Vorwort Das vorliegende Buch ist im Zusammenhang mit einem Comenius-Regio-Projekt entstanden, das von der Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Schwaben und der Xefatura Territorial de la Conseillería da Educación de la Xunta de Galicia in den Jahren 2009 bis 2013 organisiert und durchgeführt wurde. Neben der Erstellung einer vergleichenden Studie zu Fragen des Bildungswesens in Bayern und Galicien hat sich ein Historikerteam mit dem Jakobsweg und dem Jakobskult unter europäischer Perspektive beschäftigt. Dabei wurde versucht, regionale und überregionale Aspekte sowie kulturgeschichtliche und literarische Thematiken miteinander in Beziehung zu setzen. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf den Jakobskult in Bayerisch-Schwaben gelegt, der erst in Ansätzen wissenschaftlich untersucht wurde. Die Region kann zwar als eine wichtige Durchgangsstation mittel- und osteuropäischer Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela angesehen werden, dennoch bleiben viele Fragen nicht oder nur in Ansätzen beantwortet: Gab es einen ausgewiesenen Pilgerweg von Augsburg an den Bodensee, wie er von einer rührigen Tourismusindustrie seit Jahren propagiert wird? War Augsburg ein Zentrum und bedeutender Sammelpunkt für europäische Santiagopilger, was ein ganzes Stadtviertel, die Jakober-Vorstadt, anzudeuten scheint? Und haben die Kirchen in Schwaben, die den Namen des heiligen Jakob tragen, allesamt mit der berühmten Wallfahrt zu tun, oder wurde das Jakobs-Patrozinium auch aus anderen Gründen vergeben, die wenig oder gar nichts mit der Santiago-Wallfahrt zu tun haben. Die hier vorgelegten Aufsätze stellen keine wissenschaftlichen Beiträge im engeren Sinn dar, die neue Erkenntnisse über den süddeutschen Jakobskult zu Tage bringen, sondern tragen die Forschungsergebnisse, die in themenspezifischen Sammelbänden und entlegenen Aufsätzen publiziert wurden, zusammen. In diesem Zusammenhang darf Prof. Dr. Klaus Herbers von der Universität Erlangen-Nürnberg nicht unerwähnt bleiben, dem als einem der bedeutendsten deutschsprachigen Jakobs-Spezialisten die hier vorgelegten Texte außerordentlich viel zu verdanken haben. Er hat sich speziell um die wissenschaftliche Erforschung des Jakobskultes in Süddeutschland große Verdienste errungen. untersucht in seinem Beitrag die historische Entwicklung des Jakobsweges als eine der bedeutendsten europäischen Kulturstraßen, die vom frühen Mittelalter bis heute Europa mit dem im äußersten Nordwesten der Iberischen Halbinsel gelegenen San tiago de Compostela verbindet. Dabei wird deutlich, wie Phasen einer Blütezeit mit solchen des Niedergangs abwechseln, wie die soziale Zusammensetzung der internationalen Pilgergemeinde im Laufe der Jahrhunderte variiert, vor allem aber auch, wie der Jakobskult immer wieder in die innerspanischen, aber auch europäischen Konflikte und politischen Auseinandersetzungen verstrickt war. Veronika Friedl stellt den Spanienfeldzug Karls des Großen und dessen Überlieferung im so genannten Pseudo-Turpin in den Mittelpunkt ihres Beitrags. Dieser Text ist im Liber Sancti Jacobi, der auch Codex Calixtinus genannt wird, überliefert. Friedl zeigt, wie der heilige Jakob zu politischen Propaganda zwecken im Dienste der Festigung der königlichen Herrschaft instrumentalisiert wurde. Ursula Maidl analysiert und interpretiert die Reiseberichte von vier zeitgenössischen Auto ren und Autorinnen, die ihre persönliche Pilgerfahrt zum Gegenstand narrativer Erlebniserzählungen gemacht haben. Dabei wird der intertextuelle Zusammenhang der Bücher von Hape Kerkeling (Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg), Paolo de Coelho (Auf dem Jakobsweg. Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela), Shirley McLane (Der Jakobsweg. Eine spirituelle Reise) und Monika Peetz (Die Diens Vorwort.indd 5 5/20/2013 3:27:13 PM

5 tagsfrauen) herausgearbeitet sowie die dargestellten Reiseerfahrungen und Reiseerlebnisse einer kritischen Revision unterzogen. Manuel Miguel López Mejuto lässt die breite Spur der Jakobsüberlieferung in der spanischen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart deutlich werden. Von der galicisch-portugiesischen Lyrik und der spätmittelalterlichen Romanzendichtung über die Werke der bedeutendsten Autoren des Siglo de Oro bis hin zu den zeitgenössischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts reicht die literarische Beschäftigung mit der Pilgertradition und der Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Die drei folgenden Beiträge konzentrieren sich auf die schwäbisch-bayerische Jakobs-Tradition. Thomas Felsenstein stellt Erscheinungen des Jakobskultes in der Stadt Augsburg vor und kann anhand einer Reihe von Zeugnissen nachweisen, dass der Apostel und die Wallfahrt zu seinem Begräbnisort im Laufe der Jahrhunderte eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Auf der anderen Seite verzichtet er jedoch darauf, die ehemalige Reichsstadt zu einem Jakobs-Pilgerzentrum zu stilisieren. Ursula Maidl präsentiert den wohl berühmtesten AugsburgerJakobspilger, den Kaufmann und Spanienreisenden Sebastian Ilsung. Er hat nach seiner Rückkehr aus Spanien, wo er unter anderem auch das Apostelgrab besucht hat, einen Reisebericht verfasst, in dem neben den Erlebnissen auf dem Weg und am Zielort auch die Motive für diese»wallfahrt«sichtbar werden. greift sich im letzten Beitrag aus der überaus reichhaltigen sagenhaften Überlieferung eine Legende heraus, die in Santo Domingo de la Calzada beheimatet ist, besonders aber im süddeutschen Raum einen reichen Niederschlag in Kunst und Malerei gefunden hat. Das so genannte Galgen- und Hühnerwunder wird beispielhaft an einigen literarischen und visuellen Zeugnissen vorgeführt. Der Herausgeber dankt allen Autoren und Autorinnen, die einen Beitrag für dieses Büchlein zur Verfügung gestellt zu haben. Ein besonderer Dank gilt auch all den galicischen Freunden, die in den letzten fünfzehn Jahren bei zahlreichen Begegnungen und Besuchen in Santiago de Compostela mir die Stadt und ihre Menschen haben vertraut werden lassen. Ihnen vor allem verdanke ich meine immer intensiver gewordene Beschäftigung mit dem heiligen Jakobus. Darüber hinaus bedanke ich mich bei der Europäischen Kommission, die mit ihrem finanziellen Beitrag diese Publikation erst ermöglicht hat, bei Herrn Georg Feuerer vom Stadtarchiv Augsburg für die Überlassung zweier Bildaufnahmen und für seine wertvollen Tipps und Hinweise, bei Herrn Thomas Felsenstein für die von ihm erstellten Fotos, die von ihm speziell für dieses Buch angefertigt wurden, und nicht zuletzt bei Frau Gabriele Wißner vom Wißner-Verlag Augsburg, die das Layout sorgfältig und kompetent erstellt sowie die Drucklegung gründlich und gewissenhaft vorbereitet hat. Ich wünsche diesem Buch nicht nur viele aufmerksame Leser und Leserinnen. Es soll auch dazu anregen, sich mit dem Phänomen des Jakobskultes in seinen regionalen, nationalen und europäischen Aspekten näher auseinander zu setzen. Vorwort.indd 6 5/20/2013 3:27:13 PM

6 Autorinnen und Autoren, geboren 1953, Studium der Geschichte, Germanistik und Hispanistik an der Universität Augsburg, Lehrer am Colegio Andino und Lehrbeauftragter an der Universidad Nacional in Bogotá (Kolumbien), Lehrbeauftragter für spanische und lateinamerikanische Literatur an der Universität Augsburg, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Spanischlehrerverbandes, Herausgeber der Zeitschrift HISPANORAMA, Schulleiter am Leonhard-WagnerGymnasium Schwabmünchen. Veröffentlichungen zur spanischen und lateinamerikanischen Geschichte, Literatur und Kultur. ( Thomas Felsenstein, geboren 1954, Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Tübingen, Seminarlehrer für Geschichte am Peutinger-Gymnasium in Augsburg, pädagogischer Mitarbeiter am Haus der Bayerischen Geschichte und dort u. a. Mitarbeit an der Neugestaltung der Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Dachau. ( Veronika Friedl, geboren 1979, Studium der Romanistik, Latinistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, freie Autorin beim Stark-Verlag, Studienrätin für Französisch und Latein am Jakob-Brucker-Gymnasium Kaufbeuren. ( Manuel Miguel López Mejuto, geboren 1949, Lizentiat in romanischer und galicischer Philologie der Universität Santiago de Compostela, Profesor für spansiche Sprache und Literatur, Dozent in der Lehrerfortbildung, Schulleiter i. R. des IES»Arcebispo Xelmírez 1«in Santiago de Compostela. Veröffentlichungen und Übersetzungen galicischer Literatur, didaktische Handreichungen zu Galicien und dem Jakobsweg. ( Ursula Maidl, M. A., geboren 1965, Studium der Germanistik, Kunstgeschichte, Romanistik und Geschichte an der Universität Augsburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Holbein-Gymnasium in Augsburg. Fachbetreuerin für Geschichte. ( 110 Autoren.indd 110 5/20/2013 4:19:37 PM