Was ist fair am Fairen Handel?
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- Nicole Baumhauer
- vor 7 Jahren
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1 Was ist fair am Fairen Handel? Annegret Lueg Fair Handels-Beraterin Eine Welt Netzwerk Bayern e.v. Eine Welt Netzwerk Bayern 1999 gegründet als Landesnetzwerk der entwicklungspolitischen Gruppen in Bayern derzeit 150 Mitgliedsgruppen 1
2 Was ist Fairer Handel? Wenn Ihr uns gerechte Preise zahlt, könnt Ihr Eure Almosen behalten! (Dom Helder Camara, brasilianischer Bischof) Fairer Handel heißt für uns, dass wir unsere Kinder zur Schule schicken können. (Sunita, Schatzmeisterin der Gruppe Taja 16, TARA Projects, Indien) Was ist Fairer Handel? Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair Handels-Organisationen engagieren sich in der Bewußtseinsbildung zur Veränderung der Regeln des konventionellen Welthandels. (gemeinsame Defintion von FLO, IFAT/WFTO, NEWS! Und EFTA: FINE-Grundlagenpapier 2001) 2
3 Fairer Handel 10 Grundsätze (1) (1) schafft Marktzugang für benachteiligte ProduzentInnen, (2) unterhält langfristige, transparente und partnerschaftliche Handelsbeziehungen und schließt unfairen Zwischenhandel aus, (3) zahlt den ProduzentInnen faire Preise, die ihre Produktions- Lebenshaltungskosten decken und leistet auf Wunsch Vorfinanzierung, (4) stärkt die Postiion und sichert die Rechte von ArbeiterInnen und KleinbäuerInnen sowie ihrer Organisationen im Süden, (5) trägt zur Qualifizierung von ProduzentInnen und Handelspartnern im Süden bei, Fairer Handel 10 Grundsätze (2) (6) gewährleistet bei der Produktion die Einhaltung der acht ILO-Kernarbeitsnormen, (7) sichert die Rechte von Kindern und fördert die Gleichberechtigung von Frauen, (8) fördert den Umweltschutz, z.b. in Form der Umstellung auf biologische Landwirtschaft, (9) leistet Bildungs- und politische Kampagnenarbeit um die Regeln des Welthandels gerechter zu gestalten, (10)stellt durch Überprüfungsmechanismen sicher, dass diese Kriterien eingehalten werden. (Grundsatzpapier von Fairtrade International und WFTO) 3
4 International Labor Organisation (ILO) Erklärung über grundlegende Rechte bei der Arbeit (1998) (...) dass die Gründung der ILO in der Überzeugung erfolgte, dass soziale Gerechtigkeit eine wesentliche Voraussetzung für einen dauerhaften Weltfrieden ist; ( ) dass wirtschaftliches Wachstum wesentlich ist, aber nicht ausreicht, um Gerechtigkeit, sozialen Fortschritt und die Beseitigung von Armut zu gewährleisten; ( ) dass die ILO dafür sorgen muss, dass im Rahmen einer globalen Strategie für wirtschaftliche und soziale Entwicklung sich die Wirtschafts- und Sozialpolitiken gegenseitig verstärken, damit eine bret angelegte dauerhafte Entwicklung geschaffen wird. Quelle: ILO-Kernarbeitsnormen Vier Grundprinzipien in acht Übereinkommen bestimmen das Selbstverständnis und das Handeln der ILO: Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen (Nr. 87 und 98) Beseitigung der Zwangsarbeit (Nr. 29 und 105) Abschaffung der Kinderarbeit (Nr. 138 und 182) Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf (Nr. 100 und 111) Bisher von 138 Ländern ratifiziert, aber kein Instrument für Handels-Protektionismus! 4
5 Der faire Preis soll die Produktionskosten decken plus Spielraum für Investitionen und Entwicklung bieten. wird von bzw. in Absprache mit den ProduzentInnen festgelegt (je nach Produkt). orientiert sich an den Grundbedürfnissen und berücksichtigt das lokale Niveau. ist nicht das einzige und oft auch nicht das wichtigste Kriterium des Fairen Handels. Label-Chaos 5
6 Beurteilung von Label und Siegeln wer erstellt die Regeln? wer überprüft die Regeln? wer spielt/produziert nach den Regeln? wer macht die Regeln transparent? wer konsumiert nach den Regeln? für was steht die Regel? Einordnung von Labeln unter Zertifizierungssystem im Fairen Handel 6
7 Zertifizierungssysteme im Fairen Handel Fairer Handel bei FLO / TransFair Allgemeine Standards: Ökologie: Liste verbotener Substanzen / Umweltschonender Anbau / Förderung des Bio-Anbaus / Verbot gentechnisch veränderter Organismen / Bioaufschlag Ökonomie: Beratung, Stabile Mindestpreise / Fairtrade-Prämie / Langfristige Handelsbeziehungen / Vorfinanzierung Soziales: gute Arbeitsbedingungen / Gemeinschaftsprojekte / Versammlungsfreiheit / Diskriminierungsverbot / Keine illegale Kinderarbeit Wichtigste Bestandteile und Aufgaben: Fairtrade-Preis: Produzenten sollen einen Preis erhalten, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt. Fairtrade-Prämie für Investitionen in Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur Vorfinanzierung: bei Bedarf soll den Produzenten dies gestattet werden. Langfristige Handelsbeziehungen und Beratung für den Weltmarkt. 7
8 Fairer Handel bei FLO / TransFair Naturland FAIR Seit 2010 können sich Naturland Erzeuger und Verarbeiter weltweit aus einer Hand Öko und Fair zertifizieren lassen. Die Richtlinien beziehen sich auf die Definition des Fairen Handels nach FINE (FLO, IFAT, NEWS! und EFTA) Freiwillige Zusatzqualifizierung für Naturland zertifizierte Erzeuger und Verarbeiter. Naturland Fair Zertifizierung gilt sowohl für ganze Unternehmen (Naturland Faire Partnerschaft) wie auch für einzelne Produkte (mind. 50% Fairtrade Anteil). Einige Richtlinienunterpunkte gelten nur für Erzeuger bzw. Produkte aus Afrika, Asien, Lateinamerika und anderen wirtschaftlich benachteiligten Regionen 8
9 Das Fair for Life Sozial & Fair Trade Zertifizierungsprogramm 2006 in Kooperation von der Bio-Stiftung CH & IMO entwickelt / Kundenwunsch Entwickelt als Ergänzung zu bereits bestehenden fair trade-zertifizierungen FFL Programm basiert u.a. auf ILO-Kriterien, FLO Standards & fair trade Prinzipien der WFTO, SA 8000 FFL Audits entlang der gesamten Lieferkette und mind. 50% Fairtrade-Anteil Ecocert-Fair Trade Mitglied der französischen Fair-Handels-Plattform Produktschwerpunkte liegen aktuell auf Lebensmitteln, Kosmetik und Textilien Die Fair-Trade-Prämie wird in einen Entwicklungsfonds eingezahlt. Über die Verwendung entscheiden die Produzenten auf der Grundlage ihres Entwicklungsplans, den sie zu Beginn der Fair-Handels-Beziehung gemeinsam mit einem Project Sponsor erarbeitet haben. Project Sponsor kann sowohl die Erstkäufer, ein anderer Akteur entlang der Kette oder eine NGO sein. Mischprodukteregel: mind. 95% aus fair gehandelten Zutaten, ansons.: Produkt mit Fair Trade-Zucker, Mind.: 25%, Kosmetik: mind. 5% 9
10 Vergleich Fairhandels-Siegel (1) Herkunft Entwicklungspolitik Umwelt- und Agrarpolitik Umwelt- und Agrarpolitik Umwelt- und Agrarpolitik Mission Ziele Gerechtigkeit im Internationalen Handel Empowerment, Verbesserungen für Kleinbauern, Plantagen- und Fabrikarbeiter Verbindung von Bio & Fair; Fairer Handel global Förderung des Fair-Handels- Engagement von Naturland- Mitgliedern Modulare Verbindung von umweltgerecht, Bio, Sozial & Fair Vermarktungs- Unterstützung benachteiligter Kleinbauern und Arbeiter (speziell: die am FLO System nicht teilhaben können) Verbindung von Bio & Fair Steigerung der Glaubwürdigkei t des Fairen Handels gegenüber den Konsumenten Vergleich Fairhandels-Siegel (2) Organisation s-struktur, Eigentums- Rechte Gemeinnütziger Verein Fairtrade International e.v. besitzt Siegel und Standards Gemeinnütziger Verein Naturland e.v. besitzt Siegel und Standards Bio-Stiftung gehören die Standards, IMO das Siegel; gegründet als Nonfor-Profit Service- Stelle Priv. Gesellschaft gehörten Siegel und Standards; gegründet als Kontroll- und Zertifizierungs- Servicestelle Partizipation Einfluss der Mitglieder auf die Standardentwicklung; 50% Stimmenanteil Produzenten Einfluss der Mitglieder auf die Standardentwicklung Partizipation der Akteure über öffentlichen Standard-Review Partizipation der Stakeholder im Technical und Certification Committee Kontrolle FLO-Cert (100%- Tochter von FLO ev) Über externe, anerkannte Kontrollstellen IMO Control (Teil der IMO Gruppe) EcoCert Pvt. Ltd. Inspektions-Abteilung 10
11 Auswahl- und Monitoring-Systeme im Fairen Handel / Weltläden GEPA fair plus Eigenlabel der GEPA Marketinginstrument - dient der Marktpositionierung & Kommunikation des Mehrwertes der GEPA-Produkte (über FLO- Zertifizierung hinaus) Faire Preise Vorfinanzierung Direkt und langfristig Beratung - Unterstützung kleiner, benachteiligter Organisationen Zukunft für Kinder - Mehrpreis ermöglicht Kindern Schule & Ausbildung Bio und fair - 75 % der Produkte stammen aus ökologischem Anbau Naturprodukte ohne Gentechnik Was draufsteht ist drin Hoher Fair-Handels-Anteil - Mischprodukte zwischen 40 % bis 100 % Geprüfte Qualität - hausinternes Qualitätsmanagement umweltverträglicher Anbau, Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen Beitrag zum Klimaschutz - Ausgleich des CO2-Fußabdrucks Süd trifft Nord Fairness in der gesamten Lieferkette 11
12 Aktuelle Diskussionen im Fairen Handel (1) Unterschiedliche Handhabung der Zertifizierung anhand der Lieferkette (Produzent Verarbeiter Händler) Zertifizierung: Produkt Unternehmen Aktuelle Diskussionen im Fairen Handel (2) Fairtrade-Anteil bei Mischprodukten Mengenausgleich (mass balance System) bei Weiterverarbeitung bei Mischprodukten Quelle: Der Spiegel 41/
13 Schokolade im Fairen Handel Mindestpreis bei Kakao Quelle: fairtrade.net 13
14 Andere Label im Kontext Nachhaltigkeit Andere Label im Kontext Nachhaltigkeit Produkte Kaffee, Kakao, Tee Bananen, Kaffee, Kakao, Zitrusfrüchte, Ananas, Tourismus Hintergrund Soziale Kriterien / ILO- Normen Standard für nachhaltige Landwirtschaft für Kaffee, Tee, Kakao, Palmöl Transparentes Handels- und Feedback-System Produzenten mit professionellen Unternehmensmanagement im Bereich Umwelt und Soziales Vom Markt gesteuertes Instrument, kein Fokus auf Kleinunternehmer ILO-Kernarbeitsnormen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Gerechte Entlohnung Beachtung nationale Gesetze und ILO-Konventionen Netzwerk von Umweltorganisationen Schwerpunkt Umweltkriterien Reduzierung negative Auswirkungen der Intensivlandwirtschaft Schutz des Regenwaldes und der Biodiversität ILO-Kernarbeitsnormen Mindestlohn und/oder über regionalen Durchschnittslohn, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Lebensmittel Hand in Hand-Konzept ist eine Ergänzung im sozialen Bereich für die Bio-Produkte von Rapunzel 1% des Einkaufspreises geht in einen Entwicklungs-Fonds, es profitieren nicht unbedingt die Hand-in Hand-Partner, sondern auch andere Produzenten Keine Partizipation der Produzenten ILO-Kernarbeitsnormen ausreichende Entlohnung, soziale Absicherung der Beschäftigten 14
15 Andere Label im Kontext Nachhaltigkeit Vorteile Mindestpreise Vorfinanzierung Bio nach EU-Siegel Fair nach FINE- Definition Utz Rainforest Allianz Hand in Hand für Produzenten v.a. Vorteile für Ökonomische Vorteile für Arbeitsschutz, -bedingungen, Produzenten v.a. im Produzenten, aber Reduktion von Chemikalien Umweltbereich schwächer als Fairtrade Keine keine Preise über Weltmarktniveau nein nein Nur in Notsituationen nein nein ja nein nein nein Kakao weltweit Produktion: 2013/2014 Konsum: 2012/2013 Quelle: Kakao-Barometer
16 Zertifizierter Kakao weltweit Quelle: Kakao-Barometer 2015 Schokolade % der Wertschöpfungsquote Quelle: makechocolatefair.org (Stand 2014) 16
17 GEPA-Schokoladenpreis (incl. Milch- und Zuckeranteil) Text Kakao-Preise: Gepa: / t Biokakao FT: / t Kakao WM: / t Kakao (Stand: 2014) Fairtrade Sourcing Programs Ziel: mehr Absatz zu Fairtrade-Bedingungen bei Produkten mit bislang geringem Marktanteil (z.b. Kakao 1,2% weltweit) Rohstoffeinkauf von Unternehmen soll verändert werden > Nachhaltige Beschaffung Angestrebt wird nicht das gesiegelte Endprodukt Unternehmen ( Programm-Partner ) verpflichten sich, eine bestimmte Rohstoffmenge zu Fairtrade-Bedingungen abzunehmen und nutzen diese innerhalb ihres Sortimentes. Abbildung des Programm-Siegels auf der Verpackung nur dann, wenn die für das Produkt benötigte Rohstoffmenge Kakao oder Zucker zu 100% zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft wurde (sonst allg. Kommunikation auf Website, in Berichten) Mengenausgleich bei Kakao und Zucker (keine physische Rückverfolgbarkeit) Untermischung der Fairtrade Baumwolle 17
18 Fairtrade Sourcing Programs Fairtrade Siegel zeigt alle möglichen Zutaten entsprechen den Fairtrade-Standards Zucker oder Kakao nach Fairtrade-Standards wird singulär über diverse Produkte verarbeitet Der Faire Handel boomt! Gesamtumsatz fair gehandelter Produkte zu Endkundenpreisen in Deutschland Mio * Jahr Gesamtumsatz fair gehandelter Produkte 2014*: 2014: erstmals über 1 Mrd. Euro Umsatz incl. Naturland-Fair 827 Mio Euro TransFair (gesiegelte Produkte) 176 Mio Euro FH-Importeure (z.b. Gepa, El-Puente, dwp, Banafair, Globo) Quelle:
19 Pro-Kopf- Umsatz in Europa Quelle: Weltläden in Bayern Es gibt ca. 800 Weltläden Deutschlandweit, davon ca. 220 in Bayern. Aktuelle Adressen unter 19
20 Faire Städteschokoladen in Bayern Über 40 Städteschokoladen Kampagnen von Fairtrade
21 AG bio-regional-fair Arbeitsgemeinschaft, in der verschiedenste Gruppen aus den Bereichen bio, regional und fair kooperieren: Broschüre für MultiplikatorInnen (Neuauflage in 2015 online!) Faltblatt für Endverbraucher Gemeinsame Aktionen 21
22 Handreichung für kommunale Eine Welt-Arbeit in Bayern Aktuelle Auflage in 2013 online unter! Lobbyarbeit in Bayern Text 22
23 Fair Handels Messe Bayern am 10. Juli 2015 in Augsburg Lobbyarbeit im Bayerischen Landtag Text 23
24 Textil-Label-Dschungel Durchblick? Führende Siegel in den Verarbeitungsstufen Umweltstandards Anbau Sozialstandards Spinnen Stricken Färben Konfektion Veredelung (bedrucken, besticken, beflocken u.ä.) Handel 24
25 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 25
Fairer Handel Schüler AB 6.2. Fairtrade
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