Chronische Erkrankung und Armutsrisiken am Beispiel Krebs
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- Gert Nicolas Pohl
- vor 7 Jahren
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1 Chronische Erkrankung und Armutsrisiken am Beispiel Krebs DVSG Bundeskongress Forum 3 Wir müssen leider draußen bleiben!? Sozial selektive Nutzung ambulanter Beratungsangebote Münster,
2 Zusammenhänge Armut und Gesundheit Datenreport 2011 Sozialbericht für Deutschland (1) 15,5 % der Bevölkerung in Deutschland galten als armutsgefährdet armutsgefährdet = 60 % des Äquivalenzeinkommens (weniger als 929 im Monat)
3 Zusammenhänge Armut und Gesundheit Datenreport 2011 Sozialbericht für Deutschland (2) Fast jeder dritte Armutsgefährdete (30 %) war eigenen Angaben zufolge nicht in der Lage, zumindest jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit zu bekommen. 16 % klagten darüber, ihre Wohnung nicht angemessen warm halten zu können iff- Überschuldungsreport 2012 Von 2005 bis 1/2012: Verdopplung der Menschen die durch Krankheit in Überschuldung geraten sind von 5 % auf 11,8 %
4 Zusammenhänge Armut und Gesundheit iff- Überschuldungsreport 2012
5
6 Zusammenhänge Armut und Gesundheit Untersuchung der Deutschen Rentenversicherung zur sozioökonomischen Situation von Personen mit Erwerbsminderung (2013) ca befragte EM-RentnerInnen (Rentenbezug ab 2008) Ø Rentenhöhe: % der befragten RentnerInnen und deren Haushaltsangehörige waren auf staatliche Leistungen angewiesen 40% aller EM-RentnerInnen und deren Haushaltsangehörige waren 2010 armutsgefährdet Grundsicherungsquote unter den EM-RentnerInnen betrug %
7 Rahmenbedingungen in der Onkologie Entwicklungen/Fortschritte in der Medizin Veränderte Therapieverfahren Krebs als chronische Krankheit Längere Überlebenszeiten Zentrenbildung Krankenhausfinanzierung DRG/Fallpauschalen Verlagerung der Behandlung aus dem stationären in den ambulanten Bereich Kürzere Verweildauer im stationären Setting Ambulante Versorgungsstrukturen noch im Ausbau Versorgungslücken im Übergang
8 Fallbeispiel: Herr Förster 56 Jahre, verheiratet, 2Kinder Sohn (18) Gymnasium, Tochter (20) studiert Vermessungstechniker bei öffentlichem Arbeitgeber Nettogehalt/Monat: 2400 Ehefrau arbeitet auf geringfügiger Basis /Monat Juli 2010 ED Adenokarzinom des rektosigmoidalen Übergangs Therapie und Verlauf OP, Chemotherapie AHB Wiedereingliederung bis Juni 2011, dann Arbeitsaufnahme
9 Mai 2012 Diagnose solitärer Lebermetastase Neoadjuvante ChT, OP mit kurativer Intention, adjuvante ChT bis 12/12 Erstkontakt SD im August 2012: Fragestellung: Reha nach Behandlungsende? Wie geht es nach Ablauf des Krankengeldes weiter (Oktober 2012), Höhe Nov 2012: ALG 1 nach 145 SGB V, Höhe Aufforderung durch Arbeitsagentur erhalten, bereits Antrag auf Rehabilitation bei DRV Bund gestellt. Antrag wurde abgelehnt, umgedeutet in Rentenantrag Zu erwartende EM Rentenhöhe: nach letzter Renteninformation
10 Herr Förster: Ich will doch arbeiten, ich kann doch arbeiten und vor allen Dingen, ich muss doch arbeiten selbst wenn meine Frau eine Vollzeitbeschäftigung finden würde, das reicht hinten und vorne nicht. Warum fragt mich da keiner, wer entscheidet so, ohne mit mir gesprochen zu haben. Ich schlafe seit letzter Woche nicht mehr, ich bin vollkommen im Stress.
11 Subjektives Erleben der Patienten Verlust jeglicher Handlungs- und Gestaltungsoptionen bzgl. des eigenen Lebens/-plans Wiederholung der körperlichen Gewalterfahrung durch den Krebs auf der sozialen/emotionalen Ebene durch den Umgang der Leistungsträger mit ihm Kontrollverlust und Verlust der Handlungsfähigkeit Ausgeliefertsein Verlust des Selbstwertgefühls, der eigenen Rolle und Identität Verarmungsängste
12 Patientenbefragung zur wirtschaftlichen Auswirkung einer Krebserkrankung K.Bikowski
13 Fazit Krebs erhöht wie andere chronische Erkrankungen das Verarmungsrisiko. Wirtschaftliche Fragestellungen und Fragen zur Sicherung der materiellen Existenz spielen deshalb in der Beratung von Krebspatienten eine zunehmende Rolle. Wir brauchen: Instrumente zur frühzeitigen Identifizierung von Armuts -Risikogruppen. Wir brauchen: niederschwellige Zugänge zu Beratung, Information und Unterstützung zur Sicherung der Lebensgrundlagen, d.h. ein angemessenes ambulantes Versorgungs- und Beratungsangebot auch außerhalb der Behandlungszentren.
14 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Anne Taubert Sozialdienst Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg Im Neuenheimer Feld 460 Tel.: / anne.taubert@med.uni-heidelberg.de
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