Chancen nachhaltiger Entwicklung
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- Hella Hofmeister
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1 Chancen nachhaltiger Entwicklung Beirat für Nachhaltige Entwicklung und Ressourcenschutz des Landes Brandenburg Potsdam, Becker, Udo: Verkehrs- und Mobilitätspolitik: Weiter so oder nachhaltige Entwicklung? TU Dresden Verkehrsökologie, Hettnerstraße 1, Dresden Tel
2 Was wissen wir alle? Leben ist Bewegung... (Bewegung ist Leben)... ist Mobilität. Wer als erster losläuft, ist zuerst bei den Früchten. Wer schneller losläuft, ist zuerst bei den Früchten. Merken die anderen das, muss ich noch schneller laufen. Zitat: Bauen die Polen zwei Autobahnen, müssen wir drei bauen, um unseren Wettbewerbsvorteil zu erhalten!... Agenda I der Menschheit: Mehr ist immer besser! Mehr Geld, mehr Wachstum, mehr Autos, mehr Straßen Mehr Verkehr ist besser (BMBVS: % mehr bis 2025!) Mehr Autobahnen, Schienen, Straßen, Investoren, Wohlstand Alles das bedeutet Mehr Glück!
3 Verkehrsleistung seit 1950 Personenverkehr - Verkehrsleistung (Quelle: Verkehr in Zahlen) Verkehrsleistung [Mrd. Pkm] Eisenbahnen Öffentl. Straßenpersonenverkehr Luftverkehr Motorisierter Individualverkehr Verkehr insgesamt
4 Daraus folgt dann messerscharf:... Agenda I der Menschheit: Mehr ist immer besser! Schneller ist weiter, ist mehr Energie. Höhere Tankrechnungen. Schneller und weiter ist stressiger, hektischer, gefährlicher. Schneller und weiter ist umweltverzehrender. Mehr Lärm, Flächenverbrauch, Abgase, Klimaveränderung Höhere Steuern (Straßenunterhalt), höhere Lohnnebenkosten Mehr Arbeitslosigkeit, mehr Globalisierung, mehr Umweltschäden Mehr Schäden, mehr Kosten, mehr Unglück... ist mehr Glück!? Hier läuft was schief!
5 Endenergieverbrauch Deutschland seit 1950 Endenergieverbrauch im Verkehr (Quelle: Verkehr in Zahlen) Mio. kg pro Jahr Schienenverkehr (DK) Binnenschifffahrt (DK) Luftfahrt (FK) Straßenverkehr (VK) Straßenverkehr (DK) Straßenverkehr gesamt Verkehr gesamt (ohne Elektro)
6 Wie wird es nun im Verkehr weitergehen? Na, wie immer: Wachstum Nach ADAC-Berechnungen muss das bestehende Autobahnnetz auf rund 3300 km ausgebaut und um rund 2400 km ergänzt werden, ADAC-Website, Bis zu 38 % des CO 2 -Ausstoßes lassen sich durch bedarfsgerechten Straßenbau und -modernisierung vermeiden, BDI-Flyer F 0022, Mai 2008 Die [Personen-] Verkehrsleistung erhöht sich... um 17,9 %... im Güterfernverkehr... um 74 %. Verkehrsprognose 2025,
7 Verkehrsgrößen: Instrumentenseite/Aufwand Verkehrswegelänge Kilometer Fahrzeugbestand Anzahl Fahrleistung Kilometer je Fahrzeug und Jahr Geschwindigkeit Kilometer je Stunde Reiseweiten km je beförderte Person/Tonne Verkehrsleistung Personenkilometer, Tonnenkilometer Modal Split Anteil jedes Verkehrsmittels (!) Energieverbrauch Kraftstoffverbrauch je Kilometer Unfälle Getötete, Verletzte Nutzerkosten Zeit und Geld... Externe Kosten Umweltbelastungen... AUFWÄNDE: Immer zuerst im Blickpunkt.
8 Und Mobilität? Wir wollen Mobilität ermöglichen - haben wir dazu Konsens? Wie messen wir das? Wer ist eigentlich mobiler? Der Mittdreißiger, der täglich im Auto (Potsdam-Berlin) zur Arbeit fährt: 2 Wege, 100 km, 3 Stunden, 10 Liter Benzin? Die Frau, die einkauft, Kinder chauffiert, usw.: 8 Wege, 20 km, 2 Stunden, ÖV Jahreskarte, 0,2 Liter Erdöl
9 Was wollen wir eigentlich wirklich? Bedürfnisse Nicht zuhause möglich: Nachfrage Infrastruktur: das Angebot (Um-) Welt Persönliche Entscheidung WOFÜR? Mobilitätsbefriedigung! Bedürfnisse WIE? Mit Verkehr! Instrumente
10 Der Unterschied: Bedürfnisse und Instrumente Mobilität/ Access Verkehr Erreichbarkeit, Erreichung, Zugang, Bedürfnisse. Bedürfnisseite. die Ursache, der Zweck, der Anlass, die Aufgabe praktisch keine Daten vorhanden Umsetzung in einer Bewegung: Instrumentenseite dienendes Instrument zur Umsetzung von Mobilität praktisch alle Daten vorhanden Und was wollen wir jetzt? Wünschen Sie sich mal was: Ziel? Und wie? Gilt heute, Bedürfnisse für alle sicher stellen: Mobilität. Mit wenig Aufwand, Geld, Lärm, CO 2 : wenig Verkehr! vor allem aber postfossil Bedürfnisgerechte Mobilität (für alle) mit weniger Verkehr.
11 Mobilität und Verkehr: Begriffe Mobilität Bewegung, Beweglichkeit: Bedürfnisseite Ursache, Zweck, Anlass, Aufgabe Verkehr Umsetzung: Instrumentenseite dienendes Instrument von und für Mobilität Was will unser Land? Bedürfnisse für alle sicher stellen: Mobilität. Und wie? Mit wenig Aufwand, Geld, Lärm, CO 2 : Verkehr! Bedürfnisgerechte Mobilität (für alle) mit weniger Verkehr.
12 Agenda II: Nachhaltige Entwicklung Brundtland-Definition Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, 1. die die Bedürfnisse der heute Lebenden befriedigt und 2. die es künftigen Generationen ermöglicht, (dann) ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Im Verkehrswesen: 1. Die Mobilitätsbedürfnisse aller Menschen heute decken aber mit weniger Risiken, Externalisierungen, Abgasen, Flächen, Lärm, Ungerechtigkeit, Versauerung, CO 2,... Bedürfnisgerechte Mobilität (für alle) mit weniger Verkehr.
13 Folgerungen für Brandenburgische Mobilität: Extern vorgegebenes Verkehrsmengenwachstum (BVWP) ist verfehlt Mobilität unter anderen künftigen Rahmenbedingungen sichern: Weniger Menschen, älter, höhere Gesundheitskosten, weniger Arbeitende, weniger Steuern, mehr Erhaltungsaufwand, CO 2 -Abgabe, Klimaschutz, Umgebungslärm, höhere Erdölpreise, usw. Mehr Mobilität als heute: für Kinder, Ältere, Alleinerziehende, usw. Weniger Verkehr, effizienter, näher, kürzer: Weil Öl/CO 2 teuer werden Gut ist, was Mobilität bei 5-10 /l befriedigt (-80% CO 2 bis 2050) Für CO 2 gibt es langfristig nur eine Lösung (1. Klima-Enquete): - carrying capacity, life-support: CO 2 wird kontingentiert werden - jeder Erdenbürger erhält den selben Anteil - geschätzt 1-2 Tonnen CO 2 pro Kopf und Jahr. Fair, handelbar - ergibt 1-2 Liter Benzin je Kopf und Tag. Weltweit. Für alles.
14 Was macht Otto Normalverbraucher dann? Tja, jeder hat also 1-2 Liter Benzin je Tag. Für alles. Haus heizen? Essen produzieren? Kleiderkauf? Shoppingflug? Auto? 600 Liter Benzin je Jahr und Kopf, für alles, beispielsweise: -wäre Heizung für m 2 Einfamilienhaus (1980): Passivhaus! - das sind 100 Liter für die Lebensmittelproduktion: Rest 500 Liter Liter für LKW, Bahn... zum Transport: Rest 400 Liter - Strom zuhause? Lieber sparen/umstellen... also regenerativ - Kindergarten, Rathaus, Uni, Schule: gut, 40 Liter, Rest 350 Liter - Industrie? Oh, mein Job gerne 200 Liter jährlich, Rest 150 Liter - Und Verkehr? Was kann man mit 150 Litern ausrichten?
15 Mobil mit 150 Litern pro Kopf und Jahr Wie können Menschen mit ca. 150 Litern Kraftstoff ihre Ziele erreichen? ca. 700 km innerorts mit einem SUV, im Jahr ein Flug zum Shopping nach Mailand und zurück, sonst nichts! km mit Bus und Bahn km mit dem 1-Liter-Auto unbegrenzt viel Fahrrad- und Fußgängerverkehr Fahrgemeinschaften, Car-sharing, Bürgerbusse... neue Kundenwünsche, Angebote, Preise, Strukturen, Nachfragen andere Raumstruktur: nah, gemischt, ÖV-orientiert Bedürfnisse im Vordergrund, für alle, gerecht Nutzerfinanziert, kostenwahr, keine Externalisierung von Kosten, keine Steuergeschenke/Subventionen mehr, aber Leistungsentgelte
16 Was muss also geschehen in Brandenburg? 1. Bedürfnisse und Mobilität 2. Nutzerfinanziert und kostenwahr 3. Vor dem Hintergrund des sich ändernden Rahmens (Kraftstoffpreis, Demographie, Metropole, ländliche Räume) sind bei allen (ALLEN!) Entscheidungen die Auswirkungen auf - Mobilität und - Verkehr mit zu berücksichtigen Beispiele: Wirtschaftsförderung, Nahverkehrsplan, Schulkonzept, Apotheken
17 Was muss also geschehen in Brandenburg? 1. Verkehrsplanung muss sich noch mehr integrieren und umorientieren: Vom Asphalt zum Mobilitätszweck 3. Der Verkehr wird sich ändern wobei eine Strategie helfen kann: - Wissenschaft (und Nachhaltigkeitsrat) denken längerfristig - Ministerien setzen den Rahmen - Kommunen und Unternehmen kennen die Sorgen vor Ort - akzeptanzfähiges, Vorteile für die Menschen bietendes Paket - zusammen in praxistaugliche Nachhaltigkeitsschritte umsetzen
18 Wie muss das Konzept aussehen? Künftige Gesellschafts- und Zukunftsplanung: -Wer lebt wo? - Wer hat welche Bedürfnisse? - Wie wird sich der Rahmen ändern? (Globalisierung, Peak oil, Kostenwahrheit, Demografie,...) - Wer kann wohin kommen? (OPTIONS O) - Wer bewegt sich tatsächlich weshalb? (BEHAVIOUR B) - Wie zufrieden sind alle damit? (SATISFACTION S) OBS! (OBS (C) Prof. Regine Gerike, OBS auf schwedisch bedeutet Achtung! )
19 Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge Konzept für Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ( ) Befragung aller Bürgermeister (und Ämter und Verkehrsunternehmen) nach den SUBJEKTIV empfundenen Problemen zur Mobilität der Einwohner heute und im Jahr 2020 Methode: Gemeindefragebogen + Ortsteilfragebogen zur Vorbereitung 3-5 stündiges Gespräch in allen Rathäusern, hinterher: Wo liegen jetzt Mobilitätsprobleme, wo im Jahr 2020? in der Hoffnung, die BM würden die Sorgen der Einwohner kennen
20 Einschätzung Fußverkehr ortsteilfein
21 Einschätzung Radverkehr gemeindefein:
22 Einschätzung Straßenkapazitäten ortsteilfein
23 Verkehrsprognose 2020
24 Einschätzung Straßenzustand ortsteilfein
25 Einschätzung ÖPNV ortsteilfein
26 Kinderarzt im Ortsteil? Kinderärzte/KiTaS/saubere Umwelt... TU Dresden, Verkehrsökologie Umwelt und Verkehr / 26
27 Folgerungen für Brandenburg: Früher oder später: Zum Überleben nachhaltig : - 80 % CO 2 bis 2050 Keine Vorgabe mehr, dass Verkehrsmengenwachstum das Ziel ist Verkehrsministerien werden sich in Mobilitätsministerium umbenennen Listen zu bauender Projekte sind als solche nicht zielführend Stattdessen muss es immer um die Mobilität der Menschen gehen: - unter künftigen Rahmenbedingungen, effizient, rasch, sauber, leise,... - wie kommt das Kind in die Krippe ohne SUV? - wie kommt Essen in den Kühlschrank ohne CO 2? - wie kommt eine 17-jährige sicher von der Disko zurück? - wie kriegt eine Mutter die Organisationszwänge gut erledigt? - wie kommt ein Ehepaar (81+83) ohne Auto zum Bridge? - wie kommt eine Kranke zum Arzt? Welche Bedürfnisse haben Vorrang, wo bestehen Defizite? Erst die Mobilitätsdefizite benennen, dann Lösungen suchen! DANKE - und Ihnen allen viel Erfolg!
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