Das Dorf übernimmt den Generationenvertrag
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- Dagmar Schumacher
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1 Transnationales Leader-Treffen Innovative barrierearme Wohnformen mit Betreuungmöglichkeiten für ältere Menschen Das Dorf übernimmt den Generationenvertrag 1. Teil: Bürgerkommune Eichstetten Entwicklungsprozess von Schwanenhof und Adlergarten Vorstellung der Vorgehensweise in Eichstetten Gerhard Kiechle BM a.d. Freitag, 21. Januar 2014 in Schönwald
2 Gliederung 1. Bürgerkommune? - was bedeutet dies? 2. Entwicklungsprozeß Dorf übernimmt den Generationenvertrag 3. Rechtsform? Vereinsgründung 4. Investitionsfinanzierung 5. Bauplanung 6. Gesetzliche Rahmenbedingungen
3 Eichstetten am Kaiserstuhl
4 Unser Dorf aktive Dorfgemeinschaft ca Einwohner hohes bürgerschaftliches Engagement Wein- und Gemüsedorf Bioanbau Industrie & Gewerbe (ca. 700 Arbeitsplätze) Sieger im Bundeswettbewerb Zukunftsfähige Kommune 2003 Modellgemeinde des Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum in Ba-Wü
5 Bürgerkommune Eichstetten Bürgerkommune Dienstleistungskommune Bürger als Beteiligter und Mitverantwortlicher Behörde und obrigkeitliche Kommune Bürger als Kunde Bürger als Untertan
6 Eingriffsorientierung Bürgerorientierung Kundenorientierung/ Dienstleistungsorientierung Förderung Bürgerschaftlichen Engagements Leitbild Ordnungskommune Leitbild Dienstleistungskommune Leitbild Bürgerkommune Bürgerbeteiligung Ehrenamt, Selbsthilfe, freiwilliges Engagement Engagementförderung
7 Leitbild Bürgerkommune Darunter versteht man eine Stadt oder Gemeinde die sich durch vielfältiges bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung auszeichnet in der die Gestaltung des lokalen Raumes im partnerschaftlichen gemeinwohlbezogenen Zusammenwirken von Bürgerinnen und Bürgern, freien Trägern, Politik und Verwaltung erfolgt in der für dieses Zusammenwirken zivile und demokratische Interaktionsregeln gelten
8 Ablaufschema Initiative durch BürgerInnen, Gemeinderat, Verwaltung GEMEINDERAT Beschluss über Gründung eines AK oder Projektgruppe aus engagierten Bürger- Innen, GemeinderätInnen, ggfls Experten und Verwaltung In AK oder Projektgruppe Erarbeitung von Vorschlägen dann Präsentation im Gemeinderat GEMEINDERAT Beschluss über Durchführung - Festlegung eines Budgets zur Umsetzung als BE-Projekt oder Auftragvergabe
9 Projekte in Eichstetten Bürgergemeinschaft Eichstetten e.v./schwanenhof Jugendzentrum Homepage Stiftung Kaiserstühler Garten Skateranlage Natur- und Kulturlehrpfad Heimisches Obst und Beeren Führungen durch Natur & Kultur zur Integration älterer und behinderter Menschen Gemüsefest Turm auf der Eichelspitze Veranstaltungs- und Informationspavillon gestalterisches Gesamtkonzept Oberdorf Gesamtkonzept Begrünung Künstlerforum Eichstetten Leitlinien Eichstetter Baukultur
10 Arbeitskreise in Eichstetten AK Baugebiet AK Internet AK Verkehr AK Landwirtschaft AK Gestaltung Oberdorf PG Ortsprospekt AK Bahnhof AK Begrünung AK Baukultur AK Leben und einkaufen in Eichstetten AK Tourismusleitlinien AK Umgestaltung der Aufbahrungsräume AK Burg AK Umgestaltung Friedhof AK Weinerlebnisweg AK Jahresabschlussbroschüre AK integratives Tagescafe
11 Entwicklungsprozeß Schwanenhof und Adlergarten Das Dorf übernimmt den Generationenvertrag
12 Herausforderungen demografischer Wandel in den Kommunen starke Zunahme älterer Menschen dadurch auch mehr Pflegebedürftige Wunsch der älteren Menschen, solange wie möglich in ihrem Haus bzw. Wohnung, vor allem im gewohnten Umfeld (Dorf, Stadtquartier) zu bleiben Bevölkerungsrückgang, vor allem jüngerer Menschen (Geburtenrückgang), dadurch weniger Pflegende veränderte Familienstrukturen Schere zwischen zunehmendem Pflegebedarf und abnehmendem familiären Pflegepotential öffnet sich immer weiter = Versorgungslücke
13
14 Generali-Studie 2012 mit Demoskopie Allensbach
15 Wohnformen (geeignet für ältere Menschen) eigene Wohnung/Haus (evtl. mit Wohnungsanpassungsmaßnahmen z.b. keine Schwellen, ebenerdige Dusche, Lift usw.) Mehrgenerationenwohnen (barrierearm/frei) Gemeinschaftliches Wohnen Betreutes bzw. Service-Wohnen Tagesbetreuungs(Tagespflege)gruppen (als begleitendes teilstationäres Angebot) Pflegewohngruppen (in haushaltsähnlicher stationärer Form) Pflegeheim
16 Kommunale Altenhilfeplanung - Paradigmenwechsel Neues Eckpunktepapier des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe von 2009 (Pro Alter 2/2009) empfiehlt Neuausrichtung der kommunalen Altenhilfeplanung einseitiger Ausbau der stationären Versorgungsangebote wird den zukünftigen Herausforderungen nicht gerecht. Sie würde nach Berechnungen einzelner Kommunen das 2 3 fache an zusätzlichen Finanzierungsmittel für die Pflege erfordern. erforderlich sind kleinräumige und kleinteilige Strukturen um das Leben in der vertrauten Umgebung zu erhalten. Förderung der gegenseitigen Unterstützung und Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger
17 KDA Quartiersmodell Generationen gerechte räumliche Infrastruktur Bedarfsgerechtes Wohnungsangebot Bedarfsgerechte Dienstleistungen und Angebote Wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld Tragende soziale Infrastruktur
18 Gestaltung des demografischen Wandels als kommunale Aufgabe? Kommunale Daseinsvorsorge Art. 28 GG betrifft alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft, hierzu gehört auch das Zusammenleben und Wohnen der Menschen in der Gemeinde Caring Community (sorgende Gemeinde/Gemeinschaft) Zukunftsthema des 7. Altenberichts der Bundesregierung Kommunen übernehmen Mitverantwortung für die Gestaltung einer älter werdenden Gesellschaft, sie fördern das Miteinander - Füreinander
19 Wichtigste Handlungsfelder in den Kommunen Begegnungsmöglichkeiten Freizeitangebote und Mobilität Infrastruktur neue Wohnmöglichkeiten im Alter Informationsplattformen für die vorh. Angebote Ergebnis von Befragungen im Bundesmodellprojekt Aktiv im Alter
20 Bausteine für kommunales Handeln zur Bewältigung des demografischen Wandels Normales Wohnen stärken, insbesondere hinsichtlich barrierearm bzw. barrierefrei, auch im öffentlichen Raum Soziale Netzwerke stärken bzw. initiieren Ortsnahe Beratung schaffen Unterstützung und Hilfe im Alltag durch Hilfemix sichern Pflegeleistungen - auch Tagespflege ortsnah ermöglichen
21 Unser bürgerschaftlicher Weg in Eichstetten Wie menschlich eine Gesellschaft ist, zeigt sich besonders deutlich an ihrem Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen. Dies war unser Leitgedanke als gemeinsame gesamtgesellschaftliche Aufgabe der BürgerInnen und der Kommunalpolitik, nach neuen Wegen zu suchen, wie ältere und hilfsbedürftige Menschen integrativ in unserer Gemeinde unterstützt und betreut werden können. Auslöser für diesen Weg war der Wunsch älterer MitbürgerInnen zum Bau einer Seniorenwohnanlage in Eichstetten und die erfolgte Ablehnung dieses Wunsches durch die entsprechenden Institutionen wegen der zu geringen Einwohnerzahl betriebswirtschaftlich nicht möglich
22 Wie sind wir vorgegangen? Bildung eines Arbeitskreises in Form eines runden Tisches (Gemeinderatsbeschluß 4/1993) Akteure: Bürgermeister & Gemeinderäte Interessierte BürgerInnen Vertreter der Kirchen Kommunale Beratungsstelle Kirchl. Sozialstation Soziale Organisationen Sachkundige Fachleute
23 Entwicklung der Bürgergemeinschaft Eichstetten e.v. 2. Phase: Teilung des AK-Schwanenhof in die Arbeitskreise Konzeption des Betreuten Wohnens Erarbeitung einer Vereinssatzung mit Diskussion zum Thema Weiterführung des Krankenpflegevereins Konkretisierungsphase: Aufteilung in 4 Arbeitskreise Beratung, Betreuung und Pflege Verträge und Finanzierung Planung, Bau und Ausstattung Schwanenhof mit Außenanlage Öffentlichkeitsarbeit
24 Fachliche Begleitung Bürgerschaftliches Engagement Beratung engagierter Bürger bzw. Bürgergruppen bei der Entwicklung von Projekten und der Strukturen für die Projekte Begleitung / Befähigung für die Durchführung bestimmter Aufgaben Schwanenhof Klärung der Bedarfssituation Beratung des Bauträgers und des Arbeitskreises in Bezug auf Konzeption bauliche Gestaltung Ausstattung Verträge Aktivierung der Potentiale vieler Mitbürger
25 Grundideen und Ziele Lebensabend in gewohnter Umgebung verbringen Das Dorf übernimmt den Generationenvertrag > Pflege und Betreuung in der eigenen Häuslichkeit ( betreutes Wohnen zu Hause ) > Betreutes Wohnen im Schwanenhof mit Bürgerbüro für soziale Anliegen - Bürgertreffräume > Tagesbetreuungsgruppe > Pflegewohngruppe Adlergarten (seit 2008) > Integratives Tagescafe (2012)
26 Wichtige Diskussionspunkte in der Anfangsphase Bürgernahe Rechtsform Verein oder Genossenschaft? Qualität der Betreuung und Pflege durch Nicht Fachpersonal? Kooperation mit anerkannten Pflegediensten (kirchliche Sozialstation)? Engagementsbereitschaft im Dorf? Wie erfolgt die Finanzierung?
27 Bürgergemeinschaft Eichstetten e.v. Gegründet am mit 272 Gründungsmitgliedern Betreuungsträger des Schwanenhofes und der Pflegewohngruppe Adlergarten in Kooperation mit der kirchl. Sozialstation und Übernahme sozialer Aufgaben im Dorf (anstelle der Delegation an einen Wohlfahrtsverband) Ausdruck der Solidargemeinschaft des Dorfes aktuell 500 Mitglieder
28 Ansprechpartnerin für alle sozialen Belange des Dorfes Beratung, Betreuung und Versorgung der Bewohner im Schwanenhof und in der Pflegewohngruppe Koordination der Angebote für ältere, kranke und behinderte BürgerInnen im ganzen Dorf Vorübergehende Unterstützung von Familien u. Alleinerziehenden in Notfällen GS+HS Offene Ganztagesbetreuung/ Kernzeitbetreuung für Grundschulkinder Schulung und Begleitung engagierter BürgerInnen Tagesgruppe für Pflegebedürftige & G.Kiechle demente Menschen Arbeit für Menschen mit Handicap Angebote von qualifizierter Organisierter Nachbarschaftshilfe zu sozial verträglichen Preisen
29 Bürgergemeinschaft Eichstetten e.v. Organisation der Bürgergemeinschaft beauftragt Vorstand 4 Mitglieder Bürgerbüro Einsatzleitung Zentrale Projektbegleitung Mitgliederversammlung wählt Verwaltungsrat 13 Mitglieder Beirat wählt MitarbeiterInnen
30 Schwanenhof in Eichstetten Zentrum für soziale Hilfe und Begegnung Mehrgenerationenhaus Einweihung barrierefreie betreute Wohnungen 2 Wohnungen für junge Familien/Paare Gemeinschaftsräume Bürgerbüro im Erdgeschoß: Geschäfte, Sparkasse, Cafe Mitnander und Winzergenossenschaft Umnutzung leerstehender Bausubstanz in der Ortsmitte
31 Finanzierung der Bürgergemeinschaft Mitgliedsbeiträge (25 Jahresbeitrag) Spenden Entgelte für Leistungen z.b. für Betreuung und Pflege, für Kernzeitenbetreuung usw. Einnahmen aus Veranstaltungen Die Bürgergemeinschaft erhält für ihre Aufgaben keine Gemeindezuschüsse, außer für fachl. Begleitung und für die öffentliche Nutzung der Gemeinschaftsräume
32 3.Rechtsform? - Vereinsgründung Bürgerschaftlicher Träger keine Abteilung der Gemeinde Abwägung: eingetr. Verein oder Genossenschaft = Entscheidung für eingetragenen Verein Bildung AK Vereinssatzung Klärung: Weiterbestehen Ökumenische Fördergemeinschaft(Krankenpflegeverein) oder Übergang in den neuen Verein? Erarbeitung eines Satzungsentwurfes - Diskussion Vereinsname - Abklärung mit Finanzamt wegen Gemeinnützigkeit - Abklärung mit dem Amtsgericht (Vereinsregister)
33 Vereinsgründung Intensive Öffentlichkeitsarbeit - Flyer in alle Haushalte - Informationsveranstaltungen für verschiedene Gruppen - Thema der Bürgerversammlungen Einladungsschreiben des Bürgermeisters in alle Haushalte zur Vereinsgründung Unterstützung der Kirchengemeinden mit Aufruf zur Gründungsversammlung Gründungsversammlung am 9. März 1998 mit großem Andrang und 272 Gründungsmitgliedern
34 4. Investitionsfinanzierung Eichstetten: Investorenmodell mit Generalanmietung durch die Gemeinde Weitere Möglichkeiten: - Gemeinde baut selbst und vermietet - Investor/Bauträger baut und vermietet - Gründung einer Genossenschaft eg z.b. Seniorenwohnanlage Löffingen eg., Seniorenzentrum Frickingen eg, Vaubanaise in Freiburg (Oekogeno eg) - Bürgerstiftung Burgrieden
35 Investitionsmodell Eigentümergemeinschaft Schwanenhof 9 betreute Wohnungen, davon 5 Eigentumswohnungen von Eichstetter Bürger 7 betreute Wohnungen davon 5 Sozialwhg. Geschäfts- & Praxisräume des Investors Gemeinde: Bürgerbüro & Bürgertreffräume und Ergotherapiepraxis Winzer- Genossenschaft jetzt Gemeinde Gemeinde ist Generalmieter aller Wohnungen
36 5. Bauplanung, Materialien und Ausstattung Thema am Samstagmorgen von Herrn Architekt Sutter In Eichstetten Planung und Bau durch Architekt Wolfgang Frey (Bahlingen jetzt Freiburg) bei Schwanenhof und Adlergarten sehr intensive Einbindung des Arbeitskreises in die Planung und Festlegung der Materialien, sowie der Ausstattung Vorteil: Berücksichtigung der Bewohnerbedürfnisse und höhere Identifikation im Dorf
37 6. Gesetzliche Rahmenbedingungen Pflegewohngruppen fallen bisher nicht unter das noch geltende Landesheimgesetz Voraussetzung ist eine Selbstorganisation und keine Trägerabhängigkeit Eine Neuregelung ist vorgesehen Es läuft derzeit ein Gesetzgebungsverfahren für ein neues Heimrecht = WTPG (Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz)
38 Adlergarten Struktur und Partner der ambulanten Pflegewohngruppe Mieterinnen/Mieter Gremium der Selbstbestimmung beauftragt und schließt Verträge oder Vereinbarungen im Rahmen einer Auftraggebergemeinschaft Gemeinde als Vermieter Bürgergemeinschaft für die Alltagsbegleitung Sozialstation für die Fachpflege Vertrag mit Investor
39
40 WTPG - Entwurf Es gibt eine landesweite Experteninitiative die sich intensiv auf allen Ebenen für eine Änderung des Entwurfes zugunsten der Pflegewohngruppen einsetzt Forderungen: - Bewohnerzahl 8 12 statt nur 8 - Pflicht zur Vorlage eines Konzeptes mit Anzeige der Wohngruppe bei der Heimaufsicht mit einem Beschwerderecht für die Bewohner - keine Einschränkungen für Bewohner unter gesetzlicher Betreuung
41 Das Miteinander gemeinsam gestalten Beteiligung erzeugt Verantwortung
42 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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