Vorwort B. E. Wampold Systematische Ressourcenanalyse Flückiger & Wüsten Ressourcenpriming... 17
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- Falko Wolf
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2 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort B. E. Wampold... 7 Einleitung Flückiger & Wüsten Systematische Ressourcenanalyse Flückiger & Wüsten Ressourcenpriming Ressourcenorientierte Gesprächsführung Flückiger & Wüsten Wahrnehmen und verstärken unmittelbar dargebotener Ressourcen und aktives Heranführen an brachliegende Ressourcen Verbalisieren von Ressourcen und unmittelbares Erlebbarmachen von Ressourcen Potentiale Ressourcen nutzen und motivationale Ressourcen integrieren Persönliche Ressourcen verstärken und Ressourcen des sozialen Umfeldes fördern Auf problemunabhängige Ressourcen fokussieren und problemrelevante Ressourcen nutzen Verbrauchbare Ressourcen optimieren und trainierbare Ressourcen fördern und aufrechterhalten Perspektiven als Heuristiken zur Aufmerksamkeitslenkung Ressourcenorientierung das Pferd beim Schwanz aufzäumen Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung Problemsituation und therapeutische Strategien... 37
3 6 Inhaltsverzeichnis 2.11 Ressourcenaktivierung und Therapiephasen Risiken und Nebenwirkungen ressourcenorientierter Vorgehensweisen Ressourcenaktivierende Strukturinterventionen Wüsten & Flückiger Lebenspanorama Geno- und Ecogramm unter Ressourcenperspektive Ressourcen in sozialen Netzwerken vertiefen Erste Veränderungen herausarbeiten Nutzung und Aufrechterhaltung positiver Erwartungen an die Therapie Wunderfragen und Zielvisionen Personen als Ressourcen-Modell Bewältigungsressourcen aktivieren durch Rollentausch Genuss planen Ressourcenaktivierung mit imaginativen Verfahren Ressourcentagebuch Differenzieren positiver Gefühle und Stimmungen Reframing- und Normalisierungs-Sammlung Wirksamkeitshinweise des Wirkfaktors Ressourcenaktivierung Anhang Arbeitsblatt 1: Ressourcenpriming Arbeitsblatt 2: Ressourcenorientierte Gesprächsführung mögliche Fragen Arbeitsblatt 3: Differenzieren positiver Gefühle und Stimmungen Literaturverzeichnis... 93
4 13 1 Systematische Ressourcenanalyse Flückiger & Wüsten Die systematische Ressourcenanalyse dient zur Ergänzung bestehender Fallkonzeptionen, wie sie in Therapie und Beratung eingesetzt werden (z. B. Situationsanalysen, Plananalysen und Beziehungsanalysen). Die hier beschriebene Ressourcenanalyse (Abb. 1-1) kann zu Schulungszwecken oder zum Selbststudium verwendet werden. günstige Lebensbedingungen gesunde Lebensziele Selbstreflexion, Bewusstsein der Schwierigkeiten herausragende Stärken ungünstige Lebensbedingungen schwach entwickelte Lebensziele & -wünsche fehlendes Bewusstsein über die Gründe der Schwierigkeiten brachliegende oder fehlende Ressourcen hilfreiche Beziehungen günstiges Beziehungsverhalten problematische zwischenmenschliche Beziehungen ungünstiges Beziehungsverhalten Kongruenzniveau Bezüglich der Grundbedürfnisse nach Orientierung & Kontrolle Bindung Selbstwerterhöhung & Selbstwertschutz Lustgewinn & Unlustvermeidung schlechtes Wohlbefinden psychopathologische Symptomatik Bereiche mit Wohlbefinden nicht vorhandene oder abgeschwächte Symptome ungünstiger Umgang mit starken Emotionen irrationale Kognitionen & Überzeugungen motivationale Konflikte Bereiche starker Vermeidung Problembereiche Ausdrucks- & Regulationsmöglichkeiten starker Emotionen funktionale Gedanke & Überzeugungen motivationale Bereitschaften & Stärken schwach ausgeprägte Vermeidung Ressourcenhotspots Abbildung 1-1: Ressourcenanalyse: Problembereiche und Ressourcenhotspots
5 14 1 Systematische Ressourcenanalyse Seriöse Fallkonzeptionen basieren auf einer ebenso seriösen Eingangsdiagnostik, die strukturierte klinische Interviews, eine breite Abklärung und psychometrische Psychodiagnostik miteinschließen. Zentral erscheint dabei, dass die verwendeten Fragebogen-Batterien dem Klientel und Einsatzgebiet angepasst werden, ohne dabei die Breite der Abklärung zu vernachlässigen (für eine Übersicht deutschsprachiger gut validierter Fragebogen für die klinische Praxis siehe: Grosse Holtforth, Grawe & Lutz, 2009). Bei der Anwendung von Wohlbefindens- und Ressourcen-Fragebogen sei darauf hingewiesen, dass entsprechend der realen Lebenssituation auch in diesen Fragebogen die Defizite bzw. nicht vorhandenen Ressourcen abgebildet werden, wie beispielsweise eine stark eingeschränkte Lebenszufriedenheit, mangelnde soziale Unterstützung oder verminderter Selbstwert. Grundsätzlich lässt sich ressourcenorientierte Diagnostik nicht auf spezifische Fragebogen beschränken. Im Gegenteil, eine ressourcenorientierte Perspektive kann in der gesamten Messbatterie eingenommen werden. Zentral für die Psychotherapie erscheint, dass Ressourcen unmittelbar prozessual während der Therapie angesprochen werden und so für den Patienten wie den Therapeuten explizit gemacht werden können. Therapeutinnen und Supervisorinnen können durch Verhaltensbeobachtung darin geschult werden, ressourcenorientierte Verhaltensweisen von Therapeuten und Patienten während der Therapiesitzungen u. a. mittels Videoaufzeichnungen systematisch zu erkennen (z. B. Flückiger & Grosse Holtforth, 2008). Im professionellen wie im privaten Umfeld bilden wir fortlaufend Hypothesen über unser Gegenüber, wie es sich verhält, was es denkt, was ihm wichtig ist, was ihm unangenehm ist und wie es mit uns in Kontakt tritt. Unser Bild über die andere Person kann uns mehr oder weniger bewusst sein und wird durch unsere subjektive Einfärbung stärker oder schwächer beeinflusst. Dieses Bild kann problemzentriert sein, und die Ressourcen einer Person können vernachlässigt werden (Rosenhan, 1973; Duckworth, Steen & Seeligman, 2005). Parallel zur Diagnostik von «Problemen» kann in den unterschiedlichsten Lebensbereichen auch nach «Ressourcen» gesucht werden. Oftmals ist es so, dass Personen Probleme in einzelnen Lebensbereichen haben und verzweifelt diese zu lösen versuchen, ohne sich bewusst zu sein, in welchen Lebensbereichen sie Fähigkeiten und Fertigkeiten mitbringen, die sie als Mittel zum Erreichen ihrer Ziele einsetzen können. Abbildung 1-1 gibt einen Überblick über verschiedene Bereiche des psychischen Funktionierens, in welchen Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch Probleme und Schwierigkeiten vorhanden sein können. Bereiche mit besonders hilfreichen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden «Ressourcenhotspots» genannt. Die einzelnen Bereiche können direkt erfragt oder mittels professioneller Psychodiagnostik systematisch erhoben werden. Auf eine Empfehlung einer Fragebogen-Batterie wird hier verzichtet, da unseres Erachtens zumeist auch in den bewährten Fragebogen nach rele-
6 1 Systematische Ressourcenanalyse 15 vanten Ressourcen gesucht werden kann und sich eine sinnvolle Zusammenstellung je nach institutionellem Hintergrund unterscheiden kann. Das Einholen einer Fremdeinschätzung durch eine nahe Vertrauensperson erweist sich als äußerst lohnenswert, da sich die Person ihrer eigenen Ressourcen oftmals wenig bewusst ist. Ressourcenhotspots sind Quellen der Zufriedenheit und des Wohlbefindens. Nach dem Konsistenzprinzip sind wir Menschen dann zufrieden, wenn unsere Bedürfnisse und die damit verbundenen Ziele untereinander vereinbar sind und wenn wir unsere Ziele verwirklichen können. Ressourcen sind einerseits die Mittel, welche die Person für das Erreichen ihrer Ziele einsetzt. Andererseits sind es die Ziele selbst, die zur Befriedigung der Grundbedürfnisse dienen. Mögliche Grundbedürfnisse sind (Grawe, 1998, 2004): 1) das Bedürfnis nach Bindung, dem Erleben von Beziehungen und Freundschaften, 2) das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle, dem Kennen eigener Handlungsspielräume, 3) das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz, 4) das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung. Schaffen sie sich vor dem Erarbeiten von Lösungen vorerst einen breiten Überblick über die individuellen Ressourcen einer Person. Tabelle 1-1 listet dafür geeignete Fragen exemplarisch auf. Tabelle 1-1: Mögliche Fragen zur Erkundung individueller Ressourcen in verschiedenen Bereichen des psychischen Funktionierens (Fortsetzung n. S.) günstige Lebensbedingungen gesunde Lebensziele Selbstreflexion, Bewusstsein der eigenen Schwierigkeiten herausragende Fähigkeiten Bereiche mit Wohlbefinden nicht vorhandene oder abgeschwächte Symptome Welche Bereiche in Beruf und Privatleben werden in Gegenwart und Vergangenheit als befriedigend erlebt? Welche erreichbaren Ziele, Lebenspläne und Wünsche möchte die Person verwirklichen? Kann die Person die Probleme selbstständig reflektieren? Hat sie ein Bewusstsein dafür, wie die Probleme entstanden sind? Verfügt die Person über herausragende Fähigkeiten, welche sie von andern abhebt? Existieren positive Erinnerungen? Gibt es Lebensbereiche, in welchen sich die Person wohlgefühlt hat? In welchen Bereichen wird das psychopathologische Vollbild nicht erreicht? Wie stark sind die Symptome ausgeprägt? Wie konnte sich die Situation verschlechtern?
7 16 1 Systematische Ressourcenanalyse Tabelle 1-1: Mögliche Fragen zur Erkundung individueller Ressourcen in verschiedenen Bereichen des psychischen Funktionierens (Fortsetzung) schwach ausgeprägte Vermeidung motivationale Bereitschaften und Stärken funktionale Kognitionen und Überzeugungen Ausdrucks- und Regulationsmöglichkeiten starker Emotionen günstiges Beziehungsverhalten hilfreiche Beziehungen Ist das Vermeidungsverhalten auf bestimmte Orte, Zeitpunkte, Stimmungen beschränkt? Zeigt die Person unproblematische Motive wie beispielsweise gesellschaftliches Engagement, Anschluss zu haben oder sich als leistungsfähig zu fühlen? Gibt es positive Gedanken und Überzeugungen, die es erleichtern, sich schwierigen Situationen auszusetzen? Inwiefern kann die Person Emotionen verbalisieren und selbst regulieren? Wie stark kann sich die Person auf Beziehungen einlassen? Was braucht sie dafür? Hat die Person wichtige Bezugspersonen und Freundschaften? Gab es diese in der Vergangenheit? Weiterführende Literatur: Flückiger, C. & Grosse Holtforth, M. (2008). Ressourcenorientierte Mikroprozess-Analyse (ROMA) Ressourcendiagnostik und Ressourcenaktivierung im Therapieprozess. Zeitschrift für Klinische Diagnostik und Evaluation, 1, Grosse Holtforth, M., Grawe, K. & Lutz, W. (2009). Interventionsbezogene Diagnostik. In M. Hautzinger, & P. Pauli, (Eds.). Enzyklopädie der Psychologie, Bd. 2 Psychotherapeutische Methoden (S. 1 74). Göttingen: Hogrefe.
8 1 Systematische Ressourcenanalyse Ressourcenpriming Ressourcenpriming ist eine systematische Gesprächsvorbereitung für die beratende Person, sich selbst verstärkt auf die Ressourcen der hilfesuchenden Person zu fokussieren (Arbeitsblatt 1 siehe Anhang). Sie dient zur Umsetzung einer Ressourcenanalyse in Therapie und Beratung. Abbildung 1-2 zeigt ein Beispiel eines Ressourcenprimings. Das Ressourcenpriming soll zu Beginn einer Therapie bzw. Beratung gemacht werden und in die ersten Sitzungen einfließen. Optimal ist es, wenn sich die beratende Person jeweils vor der Sitzung auf die Ressourcenhotspots konzentriert und konkretisiert, wie diese in der bevorstehenden Sitzung genutzt werden können. Dadurch werden die Ressourcen des Patienten nochmals vergegenwärtigt, wodurch der Perspektivenwechsel erleichtert werden soll. Spalte 1: Als Erstes werden die verschiedenen Ressourcenhotspots der Ressourcenanalyse gesammelt, welche im Erstgespräch exploriert worden sind. Dabei gilt es, insgesamt nicht mehr als eine überblickbare Zahl von Ressourcenhotspots zu formulieren, wobei sich einzelne Ressourcenbereiche in Oberkategorien zusammenfassen lassen. Falls im Verlauf der Sitzungen zusätzlich Ressourcenhotspots Kann wie aktiviert werden? Wie stark wurde die Ressource aktiviert?* Messbatterie / klinischer Eindruck W innerhalb der Therapie außerhalb der Therapie 51 Jahre verheiratet 1 Frau als Experte gemeinsame Aktivitäten lebhafter Erzähler 3 beachten, estimieren Stammtisch und Freunde in Campingplatz Selbstdefinition als Baupolier 2 Therapie als hartes Arbeiten, anpacken weitere Ressourcen im Verlauf der Therapie langjährige Hausärztin 4 gleiches Problemverständnis persönliche Projekte Anmerkungen: W = Einschätzung der Wichtigkeit für den Patienten / * Einschätzung nach den Sitzungen 1 5: 4 = äußerst; 3 = erheblich; 2 = einigermaßen; 1 = ein bisschen; 0 = gar nicht Abbildung 1-2: Beispiel eines Ressourcenprimings eines 72-jährigen depressiven Patienten 1 0 4
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