YACHT-test Breehorn 41. Frei: Der schmale Aufbau schafft breite Laufdecks und weit innen liegende Schot schienen. Brummer mit Appeal

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1 YACHT-test Breehorn 41 Frei: Der schmale Aufbau schafft breite Laufdecks und weit innen liegende Schot schienen Brummer mit Appeal 72 Ya c h t 1 4 /

2 Eine holländische Werft baut Yachten nach eigenständigem Design und in hoher Qualität. Die Breehorn 41 ist edel, individuell, solide und tauglich für die lange Fahrt Ya c h t 1 4 /

3 YACHT-test Breehorn 41 Schön anzusehen: die Breehorn 41 am Wind. Es macht Spaß, sie zu segeln Breehorn bezeichnet eine Untiefe. Sie liegt in der Nähe von Den Oever außerhalb des Abschlussdeichs des IJsselmeers, ist bekannt wie der Vogelsand in der Außenelbe und weist zudem einen wohlklingenden Namen auf. Einen Namen, den eine schöne Yacht tragen kann. Das passt zu der Breehorn 41 aus Woudsend in Friesland. Sie ist eine Wucht, was Qualität, Anmutung und Anspruch angeht. Es gibt also keine Frau oder keinen Herrn Breehorn, dem das Schiff seinen Namen verdankt. Aber hinter den kleinen Stückzahlen der kernig und doch elegant wirkenden Yachten verbirgt sich eine von der Familie van den Verg gegründete Werft mit großer Tradition. Denn jeder, der auf Hollands Kanälen gesegelt ist, kennt die traditionelle Wanderjolle namens Valk aus Holz. Die fertigt die Bootsbauerfamilie seit 1972 aus Glasgewebe und Polyester als Polyvalk, Stückzahl bis heute weit über Vor drei Jahren ist die Werft an den neuen Besitzer Oscar Kamp übergegangen. Eigenständige Linien Mit einer Handvoll Bootsbauer und Bürohilfen liefert Kamp die piekfeine Breehorn ab, die mit Euro nicht eben günstig ausfällt. Das Erste, was beim Betrachten der Breehorn 41 ins Auge sticht: Das Deck dominiert dank breiter Laufflächen und einem kleinen Aufbau. Der ist eher schmal gehalten und beginnt erst achtern des Mastes. Die Maßnahme verleiht optisch Profil und hebt die 41er vom Einheitslook ab. Weiter fallen die Yachten aus Friesland in den Niederlanden vor allem durch bauliche Qualität auf. Eigentlich bin ich Handwerker, sagt Werftgründersohn und Mitsegler Lars van den Verg (39), der sich gern in den Produktionshallen aufhält und selbst schraubt. Lange halte ich es nicht im Büro aus, das war nicht mein Ding. Kein Wunder also, dass die von dem bekennenden Nicht- Kaufmann mitgebaute Yacht voll von seglerisch und technisch überzeugenden Lösungen steckt. Als Designer hat Oscar Kamp das niederländisch-südafrikanische Duo Maarten Voogd/Alexis Simonis gewonnen. Die rechnen unter anderem für Dehler und sind für schnelle Entwürfe ebenso bekannt wie für frische Denkansätze. Auf der schnieken Konstruktion spielt sich viel am Seldén-Mast ab: Drei Nirowinschen prangen hier. Mit zwei seitlich am Rohr montierten Trommeln bedient man die durch Stopper geführten Fallen. Eine kleinere unter dem Großbaum hilft wahlweise beim Holen von Unterliekstrecker oder Reffleinen. Alles in allem eine Lösung, die man mögen muss: Auch zum Reffen muss jemand das Cockpit verlassen. Andererseits erleichtert dieses Arrangement das Setzen und Bergen des Großsegels, und das geht sowieso nicht ohne Gang zum Mast. Hier offenbart das Boot ein bisschen Langfahrt-Charakter. Denn gerade auf weiter Strecke ist schnelles Handeln oft nicht notwendig und ein aufgeräumtes Cockpit Trumpf. In der Plicht zeigt sich noch ein anderer Grund fürs Ver- 74 Ya c h t 14/2008

4 Das Boot überzeugt durch seglerische Raffinesse lagern der Aufbauwinschen an den Mast. Ziel war eine wetterfest ver schlos sene Spray hood, was mit Streckerdurch führungen nicht möglich gewesen wäre. Die Ablagen neben dem Niedergang sollen frei und trocken blei ben, so will es das Konzept. Zumal es die Breehorn 41 auch mit fester Spray hood aus GFK und Plexiglas gibt. Robust wirkende Genuaschienen wur den zwischen Mast und Wanten aufs unver baute Teakdeck gebolzt. Die innerhalb der Wanten montierten Schienen garantieren enge Anstellwinkel am Wind, weiter achtern finden sich keine Schienen mehr. Denn grö ßere Amwind-Vorsegel als die kaum über lappende Rollgenua sind prinzipiell nicht vorgesehen. Wie sich später beim Kreuzen auf dem IJsselmeer herausstellen soll, ist mehr Segelfläche auch gar nicht vonnöten. Zumindest nicht bei den vorherrschenden 3 bis 4 Beaufort. Ohne Reff, aber mit ansehnlicher Span nung auf dem hydraulischen Achterstag zeigt die Breehorn 41 auf dem IJsselmeer, was in ihr steckt. Angenehm am Rad aus tariert, schafft sie exzellente 6,9 Knoten am Wind Ruderwürgen ist nicht notwendig. Zum einen mag die hervorragende Balance an den serienmäßigen (!) Dyneema-Segeln von De Vries liegen, zum anderen an der fast reibungsfreien Übertragung der Ruderkräfte durch eine Schubstangen-Anlage des renom mierten Herstellers Jefa. Immerhin steckt die Ruderwelle eigens in Pendelrollenlagern derselben Firma. Der Kiel ist ein angebombtes Design, sagt Werftchef Oscar Kamp. Soll heißen: Die Kielbombe ist zwar vorhanden, aber nicht extrem ausgeprägt. Man merkt das an dem schönen Stabilitätsverhalten; die Breehorn krängt in der richtigen Art und reagiert sen sibel auf Trimm. Flächig: Das Vorschiff ist unverbaut. Die Fallen werden am Mast bedient Schnittig: Die Unterdeck-Rollanlage wirkt elegant wie der schräge Steven Eingekeilt: Das Cockpit mag eng anmuten. Dafür hat niemand Probleme mit dem Halt Ya c h t 1 4 /

5 YACHT-TEST BREEHORN 41 M E S SWE RT E T E C H N I S CH E DAT E N Segelleistungen ohne Abdrift und Strom 6,9 kn Am Wind (ca. 40 Grad) 7,6 kn 60 Grad Windeinfall 7,7 kn 90 Grad Windeinfall 7,2 kn 135 Grad 180 Grad (ohne Spi) 2 kn 4 kn 6,2 kn 6 kn 8 kn 10 kn Wind: 9 11 kn (3 4 Bft.), Wellenhöhe: ca. 0,3 Meter Potenzial STZ 1 Performance-Cruiser 5,0 Die eher niedrige Segeltragezahl spiegelt kaum die gefühlte Agilität wider Rumpf- und Decksbauweise Unter der Wasserlinie: massives Handlaminat (Isophthalsäureharz). Oberhalb: Sandwich. Schotten anlaminiert PR E I S U N D WE R FT Kojenmaße 2,05 x 1,63/0,59 m Salonkoje Stb. 2,10 x 0,72 m 2,03 x 1,72 m Achtern Knapp Durchschnitt Komfortabel Dimensionslose Zahl. Berechnung: S/ V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V) 2 Gemäß YACHT-Definition Grundpreis ab Werft Euro Preis segelfertig Euro Komfortpreis Euro Garantie/gegen Osmose.... 1/1 Jahr Werft und Vertrieb Breehorn BV; Vos- seleane 69; 8551 ML Woudsend; Tel. 0031/514/ ; Das Deckslayout gefällt ebenfalls. Die Großschotwinschen und der Traveller sind ebenso vom Rad aus erreichbar wie die Genuawinschen. Das Cockpit ist allerdings etwas eng ausgefallen. Bei Maschinenfahrt setzen sich die überwiegend positiven Eindrücke fort. Das liegt zum einen wiederum an der sauber arbeitenden Schubstangenanlage unterm Steuerrad, zum anderen am 40-PS-Aggregat (optional kann eine 54-PS-Maschine geordert werden) mit Saildrive und Dreiblattprop. Stufiges Interieur Der Innenraum der Breehorn 41 wirkt auf Anhieb anheimelnd ein Ort, an dem man sich länger aufhalten und entspannen möchte. Das hat einen Grund: Zwischen dem Primärbereich unterhalb des Niedergangs, in dem sich Pantry und Navi-Ecke finden, und dem Sekundärbereich mit Sitzbänken und Schapps wurde die Fußebene leicht abgesenkt eingezogen. Vor einem Halbschott, das die beiden Sektionen voneinander trennt, liegen die Bodenbretter etwa eine Handbreit tiefer. Das verleiht dem Salon unter dem Kajütdach, das ja nur bis zum Mast reicht, mehr Weite. Es verdeutlicht, dass der Salon der Sekundärbereich der 76 Die Breehorn 41 ist eine leichtfüßige und solide gebaute Fahrtenyacht, mit der auch Törns über weite Strecken gut möglich sind Konstruktion und Konzept Å Eigenständige Linien Å Breite Laufdecks Í Fallen am Mast Í Relativ enges Cockpit Segelleistung und Trimm 4,3 4,0 Cruiser Vorschiff Konstrukteur Simonis/Voogd CE-Entwurfskategorie... A (Hochsee) Lüa (Rumpflänge) ,35 m Wasserlinienlänge ,48 m Breite ,75 m Tiefgang/alternativ ,10/1,75 m Gewicht ,3 t Ballast/-anteil ,2 t/34 % Großsegel ,5 m2 Rollgenua (107 %) ,0 m2 Maschine (Yanmar) kw/40 PS Y-B E W E R T U N G YA C H T 1 4 / Å Ausgewogene Balance Å Agiles Steuerverhalten Wohnen und Ausbauqualität Å Weites Raumgefühl Å Individualisierbarkeit Å Gut abgetrennter Salon Å Hohe Ausbauqualität Ausrüstung und Technik Å Hochwertige Ausrüstung Å Leichtgängige Ruderanlage Å Solide Kielaufhängung Å Dyneema serienmäßig eigentliche Wohnraum ist, in dem man quasi versinkt und es sich ohne Ölzeug bequem macht. Der Abschnitt unterm Niedergang sieht dagegen bereits auf Anhieb so aus, als ob er gebraucht werden will und nasse Segelklamotten nicht scheut. Selten ist die Trennung zwischen Wohn- und Gebrauchsbereichen Nur ein Beispiel: Der Innenraum lässt sich auch anders gestalten auf Serienyachten deutlicher zu spüren als hier. Wieder offenbart die Breehorn 41 etwas von ihrem Blauwassercharakter, ihrer Tauglichkeit für diese Art des Segelns. Wobei Kritiker des abgestuften Bodens dessen Stolperpotenzial erwähnen. Dass unter dem kurzen Decksaufbau der Innenraum weniger leidet als vermutet, liegt

6 Keine Designschnörkel, sondern solides Handwerk überall unter Deck auch an der Deckenverkleidung, die wie ei ne Wegerung daherkommt. Die Kombina tion von hellem Holz und weißer Doppel schalen-verkleidung der Salondecke lässt kein Gefühl von Enge aufkommen. Ein hoch wertiger Ausbau von makelloser Qualität, aber ohne Schnörkel verstärkt den Ein druck noch. Wie wichtig der Werft gute De tails und Praxisgerechtigkeit sind, verdeut licht die durchdacht gestaltete Navi-Ecke. Heraus ragende Ausstattungsmerkmale: aus fahr- und schwenkbarer Flachbildschirm für Navigations-Software und DVD-Spieler. Gemütliche Kammern Fotos: YACHT/A.Minkema; zeichnung: A. hoppenhaus Die Vorpiek profitiert ebenso wie der Salon von Wegerungs-Imitationen an der hellen Decke. Die Achterkammer an Steuerbord kann man sowohl vom Salon aus betreten als auch durch einen Durchgang in der Nass zelle. Viele Kunden wünschen das, sagt Kamp. Dieser Extra-Komfort der Kammer wird jedoch dadurch gekontert, dass sie mi nimal kleiner ist als die an Backbord: Das sie trennende Schott ist nämlich um zehn Zen timeter nach Steuerbord gerückt. Auch das hat einen Grund: Einige Kunden wollen die etwas geräumigere Kammer als eine Art Technikraum nutzen. So will denn die Werft maximale Indivi dualisierbarkeit ermöglichen ein weiteres Argument, das den hohen Preis relativiert. Matthias Beilken Gut gelöst: Trotz schmalem und kurzem Decksaufbau wirkt das Interieur nicht eingeengt. Der Salonboden liegt etwas tiefer. Freundlich mutet auch die helle Vorschiffskabine an. Dort wurde ein separater Duschraum unter gebracht, der optional ein Wasch becken erhalten kann Yach t 1 4 /