Spätsommerliches Niedrigwasser in Deutschland
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1 Spätsommerliches Niedrigwasser in Deutschland Nachdem viele Flüsse im Osten Deutschlands schon seit Monaten unterdurchschnittliche Wasserführung aufwiesen, brachte das warme und trockene Wetter seit Beginn des Monats August auch im übrigen Bundesgebiet stetig fallende Wasserstände und Abflüsse. Unter den Bundeswasserstraßen herrscht derzeit in der Elbe das am stärksten ausgeprägte Niedrigwasser, aber auch Oder und Weser sind besonders betroffen. Einschränkungen für den Schiffsverkehr sind die Folge. Angesichts fortdauernd trocken-warmer Witterung wird bis in die kommende Woche hinein von weiter fallenden Pegelständen ausgegangen. Niedrigwasser der Elbe nahe Schloss Pillnitz bei Dresden zu Anfang September 2016 (Bild: P. Walther/ LfULG SN) Meteorologische Entwicklung Der Sommer 2016 (Monate Juni, Juli und August) begann in tropischer Manier. Dabei entluden sich im Juni in schwülwarmer Luft an vielen Orten immer wieder Gewitter, die teils enorme Regenmengen mit sich führten. Auch im letzten Julidrittel besaßen sehr langsam ziehende Gewitter häufig noch Unwettercharakter. Die Gewittertätigkeit nahm im Juli bereits deutlich ab und blieb im August oft völlig aus. Stattdessen gewannen Hochdruckgebiete mit beständigerem und warmem Wetter die Oberhand. Ende August trat in Deutschland sogar noch eine für diese Zeit ungewöhnliche Hitzewelle auf. Insgesamt verlief der Sommer recht warm bei durchschnittlichem Niederschlag und Sonnenschein. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen. Regional ergaben sich jedoch große Unterschiede bei den Temperatur- und Niederschlagsanomalien. Zur Einschätzung einer aktuellen Niedrigwassersituation sowie zur Abschätzung der weiteren Entwicklung müssen die vorangegangenen Monate, im Extremfall auch Jahre, in die Betrachtung mit einbezogen werden. Aus diesem Grund beginnt die hydrometeorologische Situationsbeschreibung der aktuellen Niedrigwasserperiode mit dem Monat November 2015, also dem Beginn des hydrologischen Jahres Abweichend von den anderen Flussgebieten in Deutschland traten seitdem, insbesondere im Elbegebiet, mehrere Monate mit zum Teil stark unternormalen Niederschlags- Monatssummen auf. 1
2 Abb. 1: Relative Abweichung der monatlichen Niederschlagshöhen vom vieljährigen Mittel 1981/2010 für die deutschen Stromgebietsanteile der Elbe im Zeitraum Nov bis Juli 2016 (Datenquelle: DWD) In Abbildung 1 ist beispielhaft die Entwicklung der Monatssummen des Niederschlages im bisherigen hydrologischen Jahr 2016 in Form von Monatsanomalien der Flächenmittel von zwei großen Teileinzugsgebieten des deutschen Elbegebietes dargestellt. In den deutschen Rheingebietsanteilen (nicht dargestellt) gibt es im laufenden Jahr erst ab Juli extrem niedrige Niederschlagssummen. Im Donaugebiet ist in der betrachteten Periode neben einem extrem trockenen Dezember 2015 nur der Monat März mit stark unternormalen monatlichen Niederschlagssummen zu verzeichnen. Die hydrologische Lage in Deutschland Die Pegelkarte (Abbildung 2) zeigt mit oranger Markierung Pegelstandorte in gegenwärtiger Niedrigwassersituation an. Deutlich wird diesbezüglich eine Häufung in der Mitte und im Osten Deutschlands (Weser-, Elbe- und Odergebiet). Niedrige Wasserstände in Flüssen und Seen werden durch länger andauernde niederschlagsfreie bzw. -arme Witterungsperioden hervorgerufen, die im Frühjahr und Sommer oft mit verdunstungsfördernden hohen Lufttemperaturen und langen Sonnenscheindauern einhergehen. In den Wintermonaten treten niederschlagsarme Perioden dagegen oft in Verbindung mit extrem kalten Temperaturen auf; in diesem Fall werden die Niederschläge in Form von Schnee und Eis ge- Abb. 2: Pegelkarte für Deutschland am 06. September 2016 Quelle: WSV/PegelOnline ( ) 2
3 bunden und sind zunächst nicht abflusswirksam. Gebietsübergreifend bestanden zum Ende des bereits äußerst trockenen Vorjahres 2015 defizitäre Grund- und Oberflächenwasservorräte. Die reicheren Niederschläge in West- und Süddeutschland, teils auch die Schmelzwässer aus den überdurchschnittlich großen Schneerücklagen der Alpen, stützten dort bis weit in den Sommer das Abflussgeschehen im laufenden Jahr. Dies gilt allerdings nicht für den Osten Deutschlands. Abbildung 3 verdeutlicht diese Unterschiede am Beispiel einiger repräsentativer Pegel an verschiedenen Bundeswasserstraßen. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung im Detail am Elbepegel Magdeburg-Strombrücke, hier dann im Vergleich zu vieljährigen Durchschnittswerten sowie extremen Niedrigwasserjahren der Vergangenheit. Abb. 3: Ganglinie der täglichen Wasserstände (W) an repräsentativen Bundeswasserstraßenpegeln (Magdeburg/Elbe, Vlotho/Weser, Hofkirchen/Donau, Maxau/(Ober-)Rhein sowie Ruhrort /(Nieder-)Rhein) und vor dem Hintergrund der Unterschreitung der jeweiligen schifffahrtsrelevanten GlW- bzw. RNW-Schwellen (Stand ) Die Wasserstandsverhältnisse führen derzeit ( ) zumindest an Rhein und Donau nur in moderatem Umfang zu Schifffahrtsbehinderungen; die einschlägige Niedrigwassermarken GlW bzw. RNW (gleichwertiger Wasserstand bzw. Regulierungsniedrigwasserstand) sind hier noch nicht erreicht oder gar unterschritten. Dies bedeutet, dass die bekannten, durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung verkehrsgesicherten Fahrinnentiefen voll zur Verfügung stehen. Dagegen unterliegt die Schifffahrt an Weser, Oder (nicht dargestellt) und insbesondere Elbe teils massiven Einschränkungen. 3
4 Neben der Unterschreitung dieser nautischen Bezugsmarken weisen die Pegel an der Elbe auch streckenübergreifend Wasserstände und Abflüsse unterhalb der gewässerkundlichen Vergleichswerte (Hauptwerte) auf, die extremsten Niedrigwasserstände und -abflüsse der Vergangenheit werden allerdings noch nicht erreicht (Beispiel Abb. 4) Abb. 4: Pegel Magdeburg-Strombr./Elbe: Ganglinie der täglichen Abflusswerte (Q) des Jahres 2016 (in rot, Stand ) vor dem Hintergrund charakteristischer Mittelwerte und im Vergleich zu Niedrigwasserjahren der Vergangenheit MQ = mittlerer Abfluss, MNQ = mittlerer Niedrigwasserabfluss, mmq = mittlerer Abfluss der betreffenden Monats, mmnq = mittlerer Niedrigwasserabfluss des betreffenden Monats. Alle: Bezugsperiode Gewässergüte Das im Rahmen der Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe) abgestimmte und durch die (BfG) koordinierte "Messprogramm für hydrologische Extremereignisse an der Elbe" wurde am gestartet. An acht Messstellen an der Elbe und den Hauptzuflüssen erfolgte eine (erste) Probenahme zur Beurteilung der Wasserbeschaffenheit während der aktuellen Niedrigwassersituation. Die Zusammenstellung der Ergebnisse wird fortlaufend auf der Informationsplattform Undine ( veröffentlicht. Ausblick Der Durchzug des Regengebietes in den letzten zwei Tagen wird sich in den großen Flüssen nur als kleiner, kurzfristiger Wasserstandsanstieg abzeichnen. Die Meteorologischen Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) sagen bis Anfang nächster Woche nur vernachlässigbare Niederschlagsmengen vorher. Insgesamt werden die Wasserstände somit weiter absinken. 4
5 Abb. 5 Pegel Magdeburg-Strombrücke/Elbe: Wasserstandsvorhersage vom. Quelle: WSV/ELWIS ( Aktuelle Wasserstände und Vorhersagen sind im Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ( unter Gewässerkundliche Informationen Wasserstände zu finden. 5
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