Eine kritische Lebensphase?
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- Marcus Salzmann
- vor 7 Jahren
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1 Eine kritische Lebensphase? Ein mehrere Jahre anhaltender Ausnahmezustand? Oder schlicht und einfach: eine Transition, nämlich der Übergang zwischen Kindheit und Erwachsenenalter?
2 Inhalt: 1. Definition Lebensphase Jugend 2. Pubertät und Adoleszenz 2.1 Entwicklungsaufgaben während der Pubertät und Adoleszenz 2.2 Veränderungen während der Pubertät und Adoleszenz soziale Faktoren Körperliche Faktoren Psychische Faktoren 3. Fazit
3 Pubertät: bezeichnet das Erreichen der biologisch-geschlechtlichen Reife Adoleszenz: (lat.; zu adolescere = heranwachsen, erstarken) beschreibt die Zeit zwischen dem Eintritt der Geschlechtsreife (Pubertät) und dem Erwachsen sein. Während man den Beginn heute etwa um das 12. Lebensjahr ansetzen kann, ist das Ende, der Übergang in das Erwachsenenalter, individuell sehr verschieden.
4 früherer, genetisch gesteuerter Beginn beim Mädchen und frühere Beendigung! Die zeitliche Abgrenzung von Pubertät und Adoleszenz ist relativ willkürlich
5 2.1 Entwicklungsaufgaben während der Pubertät und Adoleszenz Akzeptanz des eigenen Körpers (unterschiedliche weibliche + männliche Schönheitsideale = zuweilen eine Bürde) Aneignung der Geschlechtsrolle Ablösung von den Eltern Aufnahme von intimeren Partnerbeziehungen Aufbau eines realistischen Selbstkonzepts Aufbau von Plänen und Perspektiven Aufbau von Wertorientierungen 2.2 Veränderungen während der Pubertät und Adoleszenz Die Zeit der Pubertät und Adoleszenz ist ein komplexer, vielschichtiger, ganzheitlicher Prozess, an dem zumindest die folgenden Faktorenbündel beteiligt sind: Soziale Faktoren (kulturelle, ethnische, weltanschauliche, sozioökonomische, erziehungsbedingte) Körperliche Faktoren (physische, genetische, hormonelle, neurophysiologische) Psychische Faktoren (kognitive, sozial-kognitive, emotionale, motivationale, verhaltensbezogene)
6 2.2.1 soziale Faktoren Gesellschaftliche Fundierung: Schichtunterschiede (Benachteiligung durch Armut und Bildungsferne) Bedeutung der Gleichaltrigengruppe (Peer-Group) als soziales Lernfeld nimmt zu Sekundäre Sozialisationseinflüsse über die modernen Medien - Smartphones, Facebook und die Folgen Parallel dazu: Soziale Ablösung und Distanzierung vom Elternhaus Körperliche Faktoren Physisch: Ausreifung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale Stärkeres und schnelleres Muskelwachstum bei den Jungen Grob- u. Feinmotorik: Vorübergehende Unsicherheiten bei Jungen und Mädchen Hormonell: Testosteron und Östrogen bewirken, dass sich der Körper in der Pubertät entweder typisch männlich oder typisch weiblich entwickelt. bei Mädchen die erste Regelblutung (der Eintritt der Menarche hängt vom Körpergewicht/Körperfett-anteil) ab, bei Jungen der erste Samenerguss. Neurophysiologisch (Gehirn): Vollständiger Umbau, neuronale Neuverschaltungen und synaptische Neuvernetzungen Das ermöglicht insgesamt eine erhöhte Effizienz und Feinabstimmung der neuronalen Prozesse Prosaisch könnte man sagen: Durch die schnellere Reizweiterleitung und die zahlreichen Neuvernetzungen (auch zwischen weit voneinander entfernten
7 Nervenzellregionen) wird das Gehirn in seiner Funktionalität optimiert. Auch wenn dabei ein paar Millionen Nervenzellen, die kaum benutzt worden waren, auf der Strecke bleiben Psychische Faktoren Insgesamt betrachtet kann man durchaus von einem vorübergehenden, intervallhaft auftretenden psychischen De-Rangiertsein, einem kognitiven Tohuwabohu und einem emotionalen Chaos sprechen. Zustände, die jedoch schlussendlich zu einem höheren, in sich konsolidierten Entwicklungsniveau führen Kognitive Veränderungen Jungen wie Mädchen klettern von der Stufe des konkret-operationalen Denkens auf die Stufe des formal-operationalen Denkens Voraussetzung dafür sind (genetisch gesteuerte) Reifungsprozesse im präfrontalen Kortex. Sie verabschieden sich ganz allmählich vom anschauungsgebundenen Denken und lernen es Denkoperationen abstrakt, nur unter Rückgriff auf Zeichen, Symbole und Begriffe, auszuführen. Wenn sie die Stufe des formal-operationalen Denkens erreicht haben, können sie hypothetisch-deduktiv vorgehen, d. h. sich mit den Konsequenzen einer vorangehend aufgestellten theoretischen Annahme (Hypothese) beschäftigen. Dies entspricht der höchsten Form des logischen Denkens. Ihr Denken stützt sich jetzt vorwiegend auf verbale bzw. symbolische Elemente und nicht mehr auf anschauliche Gegenstände und Ereignisse. Sie verstehen mathematische Beweisführungen und die Begriffe analytische Wahrheit und logische Notwendigkeit. Jungen wie Mädchen lernen Hypothesen geleitet zu denken (gesetzt der Fall: was wäre dann?)! Sie lernen deduktiv zu denken (ohne sich auf konkrete Kontexte beziehen zu müssen) und logische Schlussfolgerungen aus Prämissen zu ziehen. Sie verstehen, dass mehrere Faktoren am Zustandekommen eines Effekts beteiligt sein können und Sie lernen es Variablen zu isolieren und zu kontrollieren.
8 Sozial-kognitive Veränderungen Ausdifferenzierung des Selbstkonzepts (Komponenten) Aufbau und Ausbau der persönlichen Identität Als Selbstkonzept bezeichnet man das Insgesamt der Kognitionen und Emotionen eines Menschen, die sich auf die eigene persönliche Identität zentrieren, also die Gedanken und Gefühle, die bei der Beantwortung der Frage»Wer bin ich?«entstehen. Das Selbstkonzept entspricht also schlussendlich dem Bild, das man von sich selbst hat.männliche Sachorientierung vs. Weibliche Personenorientierung im Selbstkonzept Geschlechtsrolle: Hohe traditionelle Konformität während des gesamten Jugendalters bei beiden Geschlechtern Sexualmoral und Sexualverhalten Moral- und Wertorientierungen: männliche und weibliche Moralmaßstäbe (generelle Regeln vs. situationsangepasste Bewertungen, männliche und weibliche Werte (Leistung, Kontrolle und Ordnung vs. Zwischenmenschlichkeit, soziale Interessen und (Aus-)Bildung Emotionale Veränderungen Empathie (Mitgefühl und Einfühlung) Mitgefühl als emotionale Basis von Empathie variiert um das aus der Kindheit mitgebrachte Niveau, verändert sich aber im Wesentlichen nicht Einfühlung als kognitive Komponente von Empathie wird qualitativ verbessert und ausdifferenziert Gezieltes (auch strategisches) sich in die Lage einer anderen Person Versetzen wird ausgebaut Motivationale Veränderungen Vorübergehende Leistungseinbußen in der Pubertät in Funktionen, die vom präfrontalen Kortex gesteuert werden, z.b. also Einbußen im Bereich der Selbstkontrolle und im Hinblick auf sozial kognitive Leistungen (Schwanken zwischen Egozentrik oder Dezentrierung) Misserfolgsängstliche Mädchen und erfolgszuversichtliche Jungen: u. U. stabil über das gesamte Jugendalter hinweg
9 3. Fazit Jede Pubertät ist ein einzigartiges singuläres Ereignis jedes Kind pubertiert auf seine Weise es gibt z. B. Frühreife und Spätentwickler Manche Forscher meinen, es gibt mehr individuelle Unterschiede zwischen einzelnen Kindern und Jugendlichen als zwischen den Geschlechtern im Pubertätsverlauf Stereotype oder nicht? Mädchen neigen zu mehr Stimmungsschwankungen in der Pubertät (himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, auch das Selbstbewusstsein leidet darunter: Depressivität) Jungen sind in der Pubertät auf der Suche nach dem Kick (agieren ihre überschüssigen körperlichen Kräfte häufiger aus) Einige Heranwachsende pubertieren heftig über Jahre, andere entwickeln sich fast unbemerkt und nebenbei zum Mann oder zur Frau Es gibt 13jährige, die wie Barbiepuppen sexy in Highheels und voller Kriegsbemalung herumstolzieren und es gibt 19jährige, die sich nie schminken, abgewetzte Turnschuhe tragen und immer in Jeans und XL-Sweatshirts herumlaufen. Dazwischen entfaltet sich eine breite Palette unterschiedlicher Wege ins Erwachsenenalter. Die Peergroup bestimmt im allgemeinen entscheidend mit, was man macht und was man lässt, was cool ist und was out ist. 1 1 Prof. Dr. Dr. Hartmut Kasten Inhalte der Kapitel aus der Präsentation Pubertaet_und_Adoleszens_2 im Internet unter
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