Unser Takelmeister segelt fremd...(2012)

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Maja Küchler
vor 7 Jahren
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1 Unser Takelmeister segelt fremd...(2012)... und zwar im Mittelmeer. Während die übrigen Clubmitglieder noch mit dicken Jacken im heimischen Revier erste Törns unternahmen, konnte Georg Schittkowski schon den mediterranen Sommer genießen. Das heißt: So gut war das Wetter gar nicht. Von Südfrankreich aus ging es mit Freunden in knapp zwei Wochen und auf langen Schlägen zunächst nach Korsika und dann weiter nach Sardinien. Und das bei meist viel Wind mit bis zu acht Beaufort. Das Geschirr, das unterwegs aus dem Schapps flog und zerbrach, hätte für einen ganzen Polterabend gereicht. Als sich die Wellen dann aber in den Ankerbuchten wieder zu türkisblauem Wasser geglättet hatten, machte vor allem eines Spaß: Baden im 20 Grad warmen Mittelmeer.

2 Auf Herrentour Es war keine weite, dafür aber eine echte Vater-Sohn-Tour. Knapp zwei Wochen ließen es sich Sven Gahler (46) und Sohn Fabian (9) im Sommer in der Dänischen Südsee gut gehen. Auf ihrer GAHLOPP, einer Comfortina 32, waren die Aufgaben klar verteilt: Weil es nur einen Skipper geben kann, heuerte Fabian auf der gut hundert Meilen langen Reise kurzentschlossen als Obersteuermann an. Obersteuermann Fabian Foto: Gahler West 3, Vor- und Achterleinen los, Klarschiff an Deck: Wir sind im Urlaub. Nach flotter Überfahrt empfängt uns Marstal mit Regen und einem gut gefüllten Hafen. Wir bringen Luft ins Gummiboot und bleiben die nächsten Tage zunächst mal wo wir sind. Fabian fährt Schlauchboot, wir erkunden Marstal und liegen in der Sonne. Nach dem Ausschlafen gibt s selbstgebackene Brötchen, Rührei und weitere Leckereien aus dem Bordkühlschrank. Ganz klar: So lässt es sich aushalten. Mit Groß und Fock geht s weiter nach Aerösköbing. Wir legen bei Sonne und Windstille sehr zur Freude Fabians direkt neben dem Spielplatz an. Freunde sind schon da, wir grillen, entdecken die Stadt und spielen Minigolf. Und wir bleiben auch hier in der Box, obwohl der unpersönliche Hafenmeister in Form eines Automaten nicht gerade dazu einlädt. Erst am dritten Tag füllen wir noch schnell den Wassertank, dann geht s weiter, wir haben ein Ziel: einen Ankerplatz in der Bucht Revkrog. Bei 25 Grad genießen wir den zweiten Sommertag in unserem Urlaub. Der 15 Kilo schwere CQR-Anker benötigt einen zweiten Anlauf auf dem steinigen Grund, bis wir sicher liegen. Nach einer ruhigen Nacht empfängt uns der neue Tag mit einem roten Sonnenaufgang über Aerösköbing. Dazu wolkenfreier Himmel. Wir machen, dass wir loskommen und nutzen die vier Windstärken für eine Rauschefahrt unter Halbwind nach Lyö. Der kleine Inselführer weist fünf Laufstrecken auf, Sven erkundet eine davon. Fabian findet

3 Anschluss bei Seglern aus Stade, zu zweit wird der Hafen erkundet. Die Lyöianer verkaufen Erdbeermarmelade und Kartoffeln. Also genau das, was uns gerade jetzt fehlt wir greifen zu. Das tägliche Treffen einiger Insulaner vorm örtlichen Købmand, bei dem die Toborg-Bestände heftig dezimiert werden, nehmen wir mit Humor und erklären es uns mit dem Wunsch nach viel Pfandgeld. Bei mäßigem Wind gehen wir auf die Reise nach Avernakö. Fabian übernimmt die Pinne und segelt GAHLOPP die sechs Meilen hoch am Wind bis vor den Hafen. Wir finden noch ein passendes Plätzchen in dem doch recht überschaubaren Becken und erfüllen uns den Wunsch nach lokaler Spezialität: Es gibt Hotdog mit frischen Zwiebeln. Gegen Abend zieht dann ein dunkles Wolkenband auf. Der Luftdruck fällt sehr schnell und der Wind legt bis auf neun Stärken zu. Wir bleiben an Bord, bringen Luvleinen aus, verzurren das Gummi- und Nachbarboot, da die Eigner mit der Fähre in Faborg sind, und bleiben aufmerksam bei dem, was um uns herum geschieht. Am nächsten Tag ist das Wasser stark gesunken, aber noch haben wir eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Dafür weht es mit Sechs bis Sieben. Die Internetrecherche ergibt ein Zeitfenster mit weniger Wind am nächsten Tag. Wir versuchen Schlaf zu finden, um erholt die letzte Etappe nach Strande zu segeln. Bei fünf Windstärken gehen wir gegen Mittag das Ablegen an. Es wird ein windiger Abschied von Avernakö. Stegnachbarn helfen mit Luvleinen und Fendern, und GAHLOPPs Kiel schiebt sich in aller Ruhe durch Seegras in die Boxengasse. Mit Motor geht s ein Stück voran, bis die Fock und das gereffte Groß für stabile Lage und sechs Knoten Fahrt sorgen. Die Sonne kommt durch und der Wind nimmt immer weiter ab. Wir reffen aus und passieren bei Sonnenschein den Bülker Leuchtturm. Nach sieben Stunden Fahrt und 13 Tagen endet unsere Männertour wieder in Strande.

4 Fabian und Sven Gahler in der dänischen Südsee - Sommer 2013!!!! Foto: Gahler

5 Ostseeinseln: Ruhnu Wir haben das Glück, zahlreiche reizvolle Ostseeinseln der Dänischen Südsee in einem Tagestörn anlaufen zu können. Einige Tage mehr benötigt man, die Insel Ruhnu zu erreichen. Immerhin besuchten in 2012 drei Schiffe mit dem Stander des YCS diese Insel, Mutafo, Små Øy und Zausel. Die kleine Insel (Größe: 12 qkm) liegt inmitten der Rigaer Bucht und gehört zu Estland. Sie verfügt an der Südküste über einen gepflegten kleinen Hafen mit allem Komfort: Duschen, Toiletten, Sauna, Fahrräder, netter Hafenmeister,... Wie so viele Regionen der Ostsee hat Ruhnu eine wechselvolle Geschichte: Die Insel gehörte lange zum russischen Zarenreich, wurde aber Jahrhunderte lang und bis zum 2. Weltkrieg von Schweden bewohnt. Im Jahre 1944 floh die gesamte Bevölkerung vor der Roten Armee. Heute leben etwa 60 Esten auf der Insel. Es gibt eine Fähr- und eine Flugverbindung zum Festland. Die Spuren der schwedischen Kultur finden sich noch heute auf Ruhnu: einige alte Holzhäuser, der Friedhof und vor allem zwei schöne Kirchen, eine aus Stein und die andere uralte aus Holz. Als russische Hinterlassenschaft entdeckten wir zwei ebenfalls betagte Feuerwehrautos, offenbar aus der Zeit, als Estland noch Sowjetrepublik war. Im wesentlichen ist die Insel bewaldet. In ihrer Mitte befindet sich das Inseldorf mit vielleicht 30 Häusern, die verwunschen wirken. Offenkundig gab es früher Landwirtschaft, aber die Natur überwächst die von Generationen mühsam kultivierten Flächen. Ein verfallener unbewohnter Bauernhof wirkte, als sei er gerade verlassen so frisch schien der Misthaufen. Nur eine Katze ließ sich blicken.

6 Anzeichen für Fischerei oder Holzwirtschaft konnten wir nicht entdecken. Sehr genossen haben wir eine Strandwanderung entlang der völlig naturbelassenen Ostküste vom Hafen im Süden bis zum Norden der Insel. Dieser Weg ist abwechslungsreich; sandige Badestrände, runde Felsen und jede Menge alter herabgestürzter Bäume bieten wechselhafte Ausblicke trotz des schönen Sommerwetters hatten wir diesen kilometerlangen herrlichen Strand für uns alleine. Eine sehr empfehlenswerte Insel für Menschen, die Natur und Einsamkeit und Mücken lieben!

7 Zausel im Hafen von Ruhnu Text u. Fotos: Wolfgang Wolter

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