Was ist vom neuen Standard ISO Risk Management zu erwarten?
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- Jakob Lorentz
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1 Netzwerkveranstaltung Was ist vom neuen Standard ISO Risk Management zu erwarten? Mit den Unterschieden zwischen COSO und ISO Dr. Bruno Brühwiler
2 Inhaltsübersicht Der COSO Enterprise Risk Management Framework AS/NZS 4360 Risk Management ON-Regelwerk Risikomanagement für Organisationen und Systeme ISO Guidelinies on Principles and Implementation of Risk Management Was ist vom neuen ISO Standard zu erwarten? Seite 2
3 COSO Enterprise Risk Management Framework COSO ist der erste und älteste Risikomanagement-Standard. COSO = Committee of the Sponsoring Organizations of the Treadway Commission Ziel: Verbesserung der Finanzberichterstattung durch ethisches Handeln, wirksame interne Kontrollen und gute Unternehmensführung Ab 1992 wird COSO durch die SEC (Security Exchange Commission / Kontrolle des Wertpapierhandels in den USA) als Standard für das interne Kontrollsystem anerkannt. Neuauflage von 2004 ist Grundlage für die Anwendung bzw. Umsetzung des Sarbanes Oxley Acts in den USA Seite 3
4 COSO Enterprise Risk Management Framework Seite 4
5 COSO Enterprise Risk Management Framework COSO ist finanzorientiert Internes Kontrollsystem ist risikobasiert Externe Faktoren (Strategie, Markt) nicht berücksichtigt Keine Risikotoleranzgrenzen, sondern Risikoappetit Safety (Produktsicherheit, Arbeitssicherheit, Patientensicherheit, Umweltsicherheit) ausgeschlossen Nur auf Organisationen und ihre Finanzen ausgerichtet, Internes Kontrollsystem ist Reporting-basiert, also wenig auf die strategischen Zukunftsrisiken ausgerichtet Seite 5
6 Der AS/NZS 4360 Risk Management Erstmals in 1995 veröffentlicht, dann 1999 und 2004 Im Rahmen der Normung (Australian Standard Institute ist Mitglied der ISO Organisation) Richtet sich vor allem auf Organisationen, aber auch auf Systeme (technische Systeme = komplexe Produkte und Anlagen) Hoher Bekanntheitsgrad ausserhalb der COSO Zone, besonders auch in Japan und China Konzentriert sich auf den Prozess Risikomanagement Umfassende Risiko-Sicht (nicht nur Reporting) Seite 6
7 Der AS/NZS 4360 Risk Management Start Risiken kommunizieren und Informationen austauschen Kontext Risiken identifizieren Risiken analysieren Risiken bewerten Ja Tragbar? nein Risiken bewältigen Ende Risiken aufzeigen und verfolgen Risiken überwachen Seite 7
8 Das ON-Regelwerk Initiative aus Zentraleuropa (Österreich-Schweiz) Risikomanagement für Organisationen und Systeme Im Zentrum steht nicht der Prozess, sondern das Risikomanagement-Framework /-System Erstmals ein systemischer Ansatz, der den organisatorischen Rahmen des Risikomanagements umfassend beschreibt Verwandtschaft mit ISO 9000 zwecks einfacherer Integration in ein umfassendes Managementsystem
9 Das ON-Regelwerk ON-Regel Anforderungen an die Qualifikation des Risikomanagers ON-Regel Leitfaden für das Risikomanagement ON-Regel Leitfaden für die Einbettung des Risikomanagements ON-Regel Elemente des Risikomanagement-Systems ON-Regel Begriffe und Grundlagen
10 Das Risikomanagement-System Verantwortung der Leitung Plan Systemdefinition Verbesserung Act Do Risiko-Überwachung Risiko management- Framework Risiko- Management- Prozess Risiko-Beurteilung Check Risiko-Bewältigung Systemüberwachung Seite 10
11 Grundsatz: Risikomanagement fordert die Verpflichtung des Managements Top Down Risikomanagement Verpflichtung der obersten Leitung Strategisches Management Operatives Management Leistungs- Prozesse Buttom Up Seite 11
12 Grundsatz: Risikomanagement fordert die Verpflichtung des Managements Verpflichtung der obersten Leitung Top Down Risiko- management- System Risikomanagement Plan Buttom Up Buttom Up Risikomanagement Risiko- management- Prozess Seite 12
13 Risikomanagement in Prozesse integriert Führungsprozesse K U N D E N und andere Interessierte Parteien Strategie Ressourcenprozesse Produkt- und Dienstleistungs-Realisierungsprozess Marktforschung Entwicklung Fabrikation Vertrieb Service Projektdefinition Unterstützungsprozesse Kommunikation Intern / extern MIS Controlling Projektmanagement-Prozess Analyse, Design Supply Chain Infrastruktur Mitarbeiter Kapital Informations- Technologie Umsetzung Test Einführung Qualitätsmanagement Risikomanagement Produktions- Logistik Facility Management K U N D E N und andere Interessierte Parteien Seite 13
14 Ziele des Risikomanagement -Systems Das Risikomanagement-System versetzt das Management einer Organisation in die Lage, die wichtigen Risiken zu finden, zu beurteilen, zu bewältigen und zu überwachen. Das Risikomanagement-System einer Organisation kann anhand der Systemelemente darauf hin untersucht werden, ob es in der Lage ist, die Risiken zu kontrollieren. Organisationen mit ausgeprägten Risikomanagement-System tragen trotzdem Restrisiken, denn absolute Sicherheit gibt es nicht. Aber die Restrisiken sind ein Bruchteil dessen was sie ohne Risikomanagement wären Seite 14
15 Elemente des Risikomanagement-Systems Das ON-Regelwerk ist das erste weltweit, das einen systemischen Ansatz für das Risikomanagement entwickelt hat. Er geht über den Risikomanagement- Prozess und über den Risikomanagement-Plan hinaus und umfasst folgende Aspekte: Verpflichtung der obersten Leitung Risikopolitik Anpassung des Risikomanagement-Systems bei Veränderung Verantwortung, Befugnis und Kommunikation Managementbewertung Management von Ressourcen Risikomanagement-Prozess Systemüberwachung Systemverbesserung Seite 15
16 Die Risikopolitik Beschreibt die Grundsätze (warum ist Risikomanagement wichtig?) und legt das Engagement der Leitung der Organisation dar. Zeigt die wichtigen Risiken im Zusammenhang mit den Chancen und Erfolgsfaktoren auf. Äussert sich zu den Zielen (was?) und die Strategien (wie?) des Risikomanagements. Legt den Geltungsbereich fest (strategisches Risikomanagement, Innovationen, Projekte, Produkte, Prozesse). Macht Aussagen über die eingesetzten Methoden der Risikobeurteilung und Anwendungen (top down, bottom up). Äussert sich über die Verantwortung von Risikoeigner, Risikomanager sowie externen Support (Beratung, Überprüfung) Legt fest, wie die Organisation mit Risikomanagement gesteuert werden soll (Führungsinstrument, Verhältnis zu anderen Führungsinstrumenten, Vorgaben, Umsetzung, Controlling, Systemaudit, ständige Verbesserung, IT-Unterstützung) Seite 16
17 Rollenverständnis im Risikomanagement Risikoeigner Risikomanager Kann entscheiden Verfügt über Budget Ist für Chancen und Risiken verantwortlich Informationspflicht gegenüber Management / Risikomanager Unterstützt Risikoeigner Methodenkompetenz Vier-Augen-Prinzip Controlling-Funktion z.t. Weisungsbefugnis Informationspflicht Seite 17
18 Was bringt ISO (2009)? Im Jahr 2005 hat Australien der internationalen Standardization Community vorgeschlagen, den Standard AS/NZS 4360 Risk Management zu einem ISO Standard zu erheben. Eine Abstimmung innerhalb der ISO Organisation hat zum deutlichen Ergebnis geführt, dass ein solcher Standard wünschenswert sei, der australische Standard aber nicht einfach so übernommen werden solle. Das New Work Item Projekt führte zur Working Group Risk Management. Es liegt heute eine Standard-Entwurf im Stadium eines Committee Drafts vor. Dieser soll auch eine Neufassung des ISO Guide 73 Risk Management - Vocabulary Guidelines for Use in Standards beinhalten. Der neuen Standard ISO Guidelines on Principles and Implementation of Risk Management charakterisiert sich wie folgt: Seite 18
19 Die Elemente von ISO Begriffe (neu) ISO Guide 73 Principles (neu) Organizational Framework (ON-R 49001) Risk Management Process (AS/NZS 4360) ISO Seite 19
20 Begriff Risiko eine breit gefasste Konzeption! Risiko = Auswirkungen von Unsicherheit auf Ziele (Risk = Effects of Uncertainty on Objectives) (1) Die Auswirkungen von Risiko können positiv oder negativ sein, (2) die Unsicherheit bzw. Ungewissheit wird mit Wahrscheinlichkeiten geschätzt bzw. gemessen; (3) die Ziele der Organisation oder des Systems umfassen strategsiche, operationelle, finanzielle Ziele, aber auch die Sicherheit von Menschen, Sachen und der Umwelt («safety, security») genauso wie andere Ziele, und (4) Risiko umfasst sowohl plötzlich eintretende Schadensereignisse, die ungünstige Einwirkung von äußeren Umständen oder sich allmählich einstellende Fehlentwicklungen Seite 20
21 Die Principles of Risk Management 4.1 Risk management should be systematic and structured 4.2 Risk management should be based on the best available information 4.3 Risk management should explicitly address uncertainty 4.4 Risk management should be part of decision making 4.5 Risk management should take into account human factors 4.6 Risk management should create value 4.7 Risk management should be tailored 4.8 Risk management should be transparent and inclusive 4.9 Risk management should be dynamic, iterative and responsive to change 4.10 Risk Management should be capable of continual improvement and enhancement 4.11 Risk management should be an integral part of all key organizational processes Seite 21
22 Organizational Framework 1. General 2. Setting the direction (mandate and commitment) 3. Designing the framework Understanding the organization and its environment (Design inputs) Risk management policy Integration into organizational processes Accountability Resources Establishing internal communication and reporting mechanisms Establishing external communication and reporting mechanism 4. Implementing risk management Developing a plan for implementation Implementing the risk management framework Implementing the risk management process 5. Monitor and review the framework.6 Continual improvement of the framework Seite 22
23 Charakter von ISO ISO soll ein Top-level Ansatz sein, das sich nicht in erster Linie mit den operationellen oder prozessspezifischen Fragen befasst, sondern sich als Gesamtkonzept für Risikomanagement betrachtet. Es handelt sich um ein integriertes Risikomanagement für Organisationen. Die Rolle und Verantwortung des Managements wird dabei besonders hervorgehoben. ISO ist eine Guideline, kein Requirement, kann und soll also nicht zertifiziert werden (erhöht die Akzeptanz). Es ist zu erwarten, dass es mit der Legitimation von ISO nun neue Regelwerke oder nationale Standards geben wird, die durchaus eine Zertifizierung von Risikomanagement zulassen Seite 23
24 Corporate Governance Schweiz (1) Das Aktienrecht verankert die Verantwortung von Organen im Obligationenrecht Art. 717 ie Mitglieder des Verwaltungsrates sowie Dritte, die mit der Geschäftsführung befasst sind, müssen ihre Aufgaben mit aller Sorgfalt erfüllen und die Interessen der Gesellschaft in guten Treuen wahren. Art. 754 Die Mitglieder des Verwaltungsrates und alle mit der Geschäftsführung... befassten Personen sind sowohl der Gesellschaft als auch den einzelnen Aktionären und Gesellschaftsgläubigern für den Schaden verantwortlich, den sie durch absichtliche oder fahrlässige Verletzung ihrer Pflichten verursachen Seite 24
25 Corporate Governance Schweiz (2) Das Schweizerische Aktienrecht verankert ab 2007 die Verantwortung des Managements wie folgt: Art. 663b Ziffer 12 Neufassung Obligationenrecht: Der Anhang zur Jahresrechnung von größeren Aktiengesellschaften enthält Angaben über die Durchführung einer Risikobeurteilung. Die Revisionsstelle muss nur das Vorhandensein der Risikobeurteilung feststellen, nicht aber zum Inhalt Stellung nehmen. Die Risikobeurteilung hat sich mindestens auf die Risiken erstrecken, die einen wesentlichen Einfluss auf die Beurteilung der Jahresrechnung haben können Seite 25
26 Corporate Governance Schweiz (3) Die Schweizer Gesetzgebung ist IKS-orientiert (ähnlich COSO), ist aber sehr liberal und wollte Verhältnissen wie in den USA (SOX) auf keinen Fall Vorschub leisten. Die Unternehmen bestimmen selbst, was sie im Risikomanagement tun und lassen wollen. Minimale Regelung. Risikomanagement-Ansatz ist beabsichtigt zahnlos, denn das Risikomanagement soll nicht über das Gesetz zum Geschäftsfeld werden Seite 26
27 Zusammenfassung ISO liegt im CD vor, es ist davon auszugehen, dass der neue Standard im Jahr 2009 publiziert wird. Es handelt sich um einen breit (weltweit) abgestütztes Regelwerk, das eine sehr verbindliche Leitlinie für das Risikomanagement darstellt (Best Practice). Als systemischer Ansatz geht ISO über den Prozess und über den Plan hinaus. Er bindet das Management ein. Das ist völlig neu! ISO ersetzt nicht etwa branchenspezifische Standards, sondern will ihnen mehr Kraft und Durchsetzung verleihen. ISO fällt zufälligerweise mit den Neuerungen von Corporate Governance in der Schweiz zusammen. Mit ISO wird das Konzept eines unternehmensweiten und integrierten Risikomanagements aufgezeigt und gefördert Seite 27
28 Anwendungen von ISO Es wird immer wieder die Frage in den Raum gestellt, was nun kleinere Unternehmen machen sollen. Ist ISO auch für KMUs geeignet? Antwort: Teilweise: KMUs brauchen in erster Linie den Risikomanagement-Prozess, aber auch die Grundsätze, wie sie Risikomanagement betreiben sollen. Aber ein formalisiertes Framework ist für viele eher zu viel. Integration in bereits vorhandene Führungssysteme (z.b. ISO 9001) ist empfehlenswert und relativ einfach Seite 28
29 ISO zeigt als Standard Best Practice ISO ist ein Welt-Standard und nicht US-Standard ISO umfasst alle Risiken (nicht nur im Zusammenhang mit dem Internen Kontrollsystem) ISO ist ein konkreter, systemischer Ansatz, der den organisatorischen Rahmen einschliesst. ISO soll nicht zertifizierbar sein, um den Organisationen die Angst vor Kosten zu nehmen ISO ist Modell für ein integriertes Risikomanagement und damit Benchmark für die Besten! Seite 29
30 Haben Sie Fragen? Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Bruno Brühwiler Euro Risk Limited Talstrasse Zürich Seite 30
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