ANDREA MOMMA & SABINE BAENSCH
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- Miriam Jasmin Biermann
- vor 7 Jahren
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1 Das Problemsystem Underachievement Netzwerkworkshop Soest ANDREA MOMMA & SABINE BAENSCH
2 Themen 2 Der Begriff Underachievement Underachiever erkennen Underachiever verstehen Entstehung / Verlauf Lösungsansätze
3 3 Der Begriff Underachievement
4 Der Begriff Underachievement 4 keine einheitliche wissenschaftliche Definition wenig erforscht aufgrund geringer Fallzahlen Definition nach Stedtnitz: Minderleistung ist, wenn ich nicht erreichen kann [...], was ich möchte [...]. oder Definition nach Prof. Rost: Underachievement [ ] liegt dann vor, wenn zwischen der auf Grund der intellektuellen Kompetenz zu erwartenden und der tatsächlichen Leistungsperformanz eine pädagogischpsychologisch relevante Diskrepanz vorliegt. Diese liegt dann vor, wenn eine Schülerin oder ein Schüler mit einem IQ 130 höchstens durchschnittliche Schulleistungen erreicht.
5 Multifaktoriell bedingter Prozess im Problemsystem 5 Kind/Jugendlicher, Eltern, Lehrer und ggf. weitere Personen bilden ein Problemsystem, in dem sich alle Personen gegenseitig beeinflussen. Underachievement baut sich in einem Prozess über einen längeren Zeitraum auf und verfestigt sich. Es sind viele verschiedene Faktoren in unterschiedlicher Ausprägung beteiligt.
6 6 Underachiever erkennen
7 Underachiever erkennen 7 vielfältige Verhaltensauffälligkeiten, die auch in anderen Zusammenhängen auftreten können gleichzeitig ein Durchblitzen der Begabung, z. B. bei einzelnen Themen, evtl. nur am Anfang in einem Fach bei einem bestimmten Lehrer / Lehrerin in der Freizeit dort dann auch Organisation, Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer wichtig: genauer Blick auf das individuelle Kind unter Einbeziehung von Kollegen, Eltern und ggf. Experten
8 8 Verhaltensauffälligkeiten in Schule und Elternhaus ausgeprägtes Ausweichverhalten, z. B. bei Schreibaufgaben, Übungsaufgaben, Hausaufgaben intensives Hinterfragen von Aufgaben, Regeln und Autoritäten ausgeprägtes Diskutieren bis hin zur offenen Konfrontation Schuld nach außen verlagern sich über Jahre aufbauend: fehlende Lern- und Arbeitstechniken und Arbeitsorganisation (fällt oft erst ab Klasse 5 oder später auf)
9 Verhaltensauffälligkeiten 9 in der Schule Unterrichtstörungen, die aus den genannten Punkten resultieren signifikante Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Leistung, z. B. geringe mündliche Beteiligung (abgelenkt, Nebenbeschäftigungen, träumen) Vermeiden von schriftlichen Arbeitsaufgaben bei älteren Jugendlichen: hohe Fehlzeiten, Schule schwänzen
10 10 Verhaltensauffälligkeiten im Elternhaus Vermeidungsverhalten eskaliert z. B. bei Hausaufgaben Abheften, Schultasche packen Vokabeln oder für Arbeiten lernen Mitarbeit im Haushalt mit zunehmendem Alter, eher bei Jungen: Computerspiele (= das perfekte Ausweichverhalten) ältere Jugendliche z. B. Cannabis-Missbrauch Schulunlust
11 Hinweise auf die Begabung 11 auffallend gute Beiträge bei anspruchsvollen Themen Beiträge, die Transferleistungen oder komplexes Denken erkennen lassen korrekte Antworten, obwohl keine Mitarbeit erkennbar ist gute bis sehr gute Leistungen in der Grundschule, Leistungseinbruch ab der 5. Klasse oder später hohe Motivation bei eigenem Interesse
12 12 Underachiever verstehen Sind die nicht einfach nur faul?
13 13 Persönlichkeitsmerkmale von Underachievern hohe Sensibilität bei geringer emotionaler Stabilität Anpassungsschwierigkeiten geringe Selbststeuerung (Unlustgefühle steuern) Perfektionismus / hoher Anspruch an sich selbst geringe Lern- und Leistungsmotivation Anstrengungsvermeidung
14 Auswirkungen auf das 14 Selbstkonzept unzureichende positive Selbstwirksamkeits -erfahrungen Verbot von Stolz (z.b. aus Angst vor Arroganz) Etikettierung hochbegabt Rollenerwartungen: - Generalisierung - Adultifizierung statisches, negatives Selbstkonzept ungünstige Attributionsmuster Bezug auf den Wert als Person
15 Attributionsmuster bei Erfolg 15 stabil variabel internal Begabung/Fähigkeit Ich bin begabt. Ich kann Mathe. Stolz, positiv für das Selbstkonzept Anstrengung Ich habe wirklich viel und effektiv gelernt. positiv für die Anstrengungsbereitschaft external Aufgabenschwierigkeit Die Aufgaben waren leicht. keine positive Wirkung Zufall/Glück/ andere Personen Ich hatte Glück. Der Lehrer ist eben nett. Der Lehrer mag mich. keine positive Wirkung
16 16 Attributionsmuster bei Misserfolg stabil variabel internal Begabung/Fähigkeit Ich bin nicht begabt. Mathe kann ich nicht. negativ für das Selbstkonzept Anstrengung Ich habe zu wenig / nicht effektiv gelernt. positiv für die Anstrengungsbereitschaft (Beim nächsten Mal muss ich mich mehr anstrengen.) external Aufgabenschwierigkeit Die Aufgaben waren zu schwer. keine Verstärkung der Anstrengungsbereitschaft Zufall/Glück/ andere Personen Ich hatte Pech. Der Lehrer ist doof / mag mich nicht. Meine Mutter hat meine Zettel durcheinander gebracht. keine Verstärkung der Anstrengungsbereitschaft
17 17 Entstehung / Verlauf
18 18 Teufelskreis Anstrengungsvermeidung Anstrengungsvermeidung fehlende Motivation und Anstrengungsbereitschaft fehlende Übung ungünstige Attribution mangelnde Fertigkeiten ungünstige Selbstwirksamkeitserfahrung Misserfolg
19 19 Schutz oder Risiko?
20 Kind / Jugendliche(r) 20 Schutz oder Risiko? Temperament Begabung Persönlichkeitsmerkmale psychische oder physische Konstitution
21 Familie 21 Schutz oder Risiko? Vertrauen Geschwisterkonstellation Rolle in der Familie Interesse für Leistung und Erfolg Haltung gegenüber Schule Vorbildfunktion Werte und Einstellungen Erziehungsstil
22 Bezugspersonen in der 22 Schule Schutz oder Risiko? Wertschätzung und Akzeptanz Einstellung und Haltung bzgl. Begabung, Stärken, Heterogenität etc. Umgang und Erfahrung mit dem Thema Begabung
23 23 Unterricht in der Grundschule und Sekundarstufe Schutz oder Risiko? Passung zwischen Potenzial und Anforderung Passung zwischen eigenem Stil / Persönlichkeit / Vorlieben und dem der Lehrkräfte Rolle der Lehrkraft
24 Peergroup 24 Schutz oder Risiko? Einstellungen und Werte Sichtweisen und Haltungen Beziehungen
25 25 Lösungsansätze
26 Hilfreiche Grundhaltung 26 Jedes Verhalten ergibt Sinn, wenn man es im Kontext betrachtet. Der Schüler ist Experte für seinen Lernprozess. Das Verhalten des Schülers lässt sich nicht direkt beeinflussen. indirekte Einflussmöglichkeiten über: Rahmenbedingungen eigenes Verhalten Vorbildfunktion
27 Hilfreiche Grundhaltung 27 Stärkenorientierung Ressourcenorientierung Lösungsorientierung wertschätzende Grundhaltung echtes Interesse am Schüler
28 28 Lösungsansätze für das Problemsystem Kind/Jugendlicher, Eltern, Lehrer und ggf. weitere Personen bilden ein Problemsystem, in dem sich alle Personen gegenseitig beeinflussen. Deshalb müssen alle beteiligt werden. Underachievement baut sich in einem Prozess über einen längeren Zeitraum auf und verfestigt sich. Dementsprechend erfordert auch das Gegensteuern Geduld. Es sind viele verschiedene Faktoren in unterschiedlicher Ausprägung beteiligt. Jeder Einzelfall muss individuell betrachtet werden.
29 29 Eltern, Kollegen, Experten mit ins Boot holen Informationen und Beobachtungen austauschen: Interessen und Stärken Einschränkungen (z. B. Teilleistungsstörungen, Brille) belastende Ereignisse/Lebenssituationen Schlupflöcher schließen!! Z. B. Feedback-System für Hausaufgaben gemeinsame individuelle Hilfeplanung Veränderungen in der Schule und im Elternhaus Wissenslücken schließen (ggf. Nachhilfe) Lern- und Arbeitstechniken (ggf. Lerncoach) ggf. therapeutische Begleitung
30 30 Hilfen für die Gefühlswelt persönliche Beziehung durch echtes Interesse Sicherheit schaffen Klassenklima (fair, fehlerfreundlich, leistungsfreundlich) Struktur und Orientierung sichere Bezugsperson: schlechte Gefühle und Anstrengung aushalten lernen ermutigen Machtkämpfe beenden Geduld!
31 31 Schüler in Aktion bringen
32 32 Warum Nintendo & Co so effektiv sind Hattie & Yates: Rückmeldungen sofort Programm kennt die Lerngeschichte des Spielers angemessen herausfordernde Aufgaben
33 Wie führt das GPS zum Ziel? 33 permanenter Ziel- Standort-Vergleich schaut immer vorwärts auf den nächsten Schritt gleichbleibend ruhig und freundlich
34 ... und was noch 34 Ein Programm lässt sich nicht in Diskussionen verwickeln. klare Regeln, klare Struktur keine Schlupflöcher Belohnung sofort Wahlmöglichkeiten, Freiwilligkeit
35 35 Schüler in Aktion bringen im Unterricht erreichbare, herausfordernde Ziele dem Thema einen eigenen Sinn geben Wahlmöglichkeiten schaffen Strukturierungshilfe (z. B. Teilziele) Unterstützung in Lern- und Arbeitstechniken und Arbeitsorganisation feste Vereinbarungen konsequent Arbeitsergebnisse einfordern
36 36 positive Selbstwirksamkeitserfahrungen Gelegenheiten schaffen Erfolg spiegeln echtes Interesse, überrascht sein, markieren Dritten davon erzählen Erfolg selbst spüren lassen erfragen Skalierungsfragen im Detail schildern lassen
37 37 Auseinandersetzung mit Fehlern emotionale Sicherheit schaffen Lehrer als Vorbild hilfreiches Feedback sofort, gezielt, individuell auf den nächsten Arbeitsschritt gerichtet auf Verhalten, nicht auf Persönlichkeit gerichtet Schüler über ihren Lernprozess befragen kurzfristige Anreize schaffen
38 Unterstützung durch die 38 Eltern emotionale Sicherheit, aushalten können, zutrauen, ermutigen echtes Interesse und Präsenz zeigen, Interessen und Hobbys unterstützen konsequent an Haushaltspflichten beteiligen konsequent PC-Zeiten einschränken das Kind erwischen, wenn es etwas gut macht wenn möglich (!), hilfreiche Begleitung bei den Hausaufgaben und dem Lernen für Arbeiten Respekt für Schule und Lehrkräfte, Zusammenarbeit
39 Unterstützung durch 39 Experten Beratung für das Problemsystem Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes Selbstmanagement-Techniken aufbauen Selbststeuerung (z. B. metakognitive Techniken) Stärkung günstiger Attributionsmuster (Reattributionstraining) Lern- und Arbeitstechniken vermitteln
40 40 Veränderung braucht Zeit
41 41 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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