von Anne Welkener Kunst mit Lupe und Pinzette: «Schwarz verzeiht gar nichts», erklärt Martin Loosli und macht sich an die Präzisionsarbeit.

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1 Jungfrau Zeitung - Ohne Farbe mit Wirkung LENK 19. DEZEMBER 2015 Ohne Farbe mit Wirkung Bei der kantonsübergreifenden Weihnachtsausstellung Cantonale Berne Jura, die am Wochenende im Kunsthaus Interlaken eröffnet wurde, stellen unter anderem drei Künstler aus dem Berner Oberland aus: Martin Loosli aus Lenk im Simmental ist einer von ihnen. von Anne Welkener Kunst mit Lupe und Pinzette: «Schwarz verzeiht gar nichts», erklärt Martin Loosli und macht sich an die Präzisionsarbeit. Fotos: Anne Welkener Das Klischee des Pinsel schwingenden Künstlers, der mit bunter Farbe seine Kreativität auslebt und sich beim Malen überlegt, was gerade auf der Leinwand entsteht, ist vom Künstler Martin Loosli so weit entfernt wie nur eben möglich. Der 60-Jährige hat sein Atelier direkt unter dem Kino in Lenk. Tageslicht fällt so gut wie gar nicht in den 80 Quadratmeter grossen Raum. Das würde Loosli bei der Arbeit auch nur stören. Morgens bei anderen Lichtverhältnissen zu malen als abends, ist für ihn unvorstellbar. Die Rahmen, die er selbst mit schwerem Baumwollsegeltuch bespannt, liegen bei 1 von , 12:29

2 ihm direkt unter einer Neonröhre nach internationaler Norm. Diese konstant gleiche Beleuchtung ist so entscheidend für Loosli, weil seine Werke einfarbig sind entweder weiss oder schwarz. Eine Farbe, verschiedene Effekte: Abhängig vom Licht und der Position des Betrachters wirken die schwarzen Flächen unterschiedlich. «Dadurch dass ich hier wohne, habe ich so viele Farben in der Natur, aber das klassische Schwarz-Weiss gibt es in der Natur nicht. Das ist uns Künstlern vorbehalten. Mich haben die Tonalitäten mit derselben Farbe so fasziniert, dass ich dabei geblieben bin. Farben habe ich aus meinem Atelier verbannt», erklärt Loosli. Auf den ersten Blick ist sein Archiv voll mit gänzlich schwarzen und komplett weiss gefärbten Leinwänden. Aber dieser erste Blick genügt nicht, um ein Bild des Lenkers zu erfassen. Es sind verschiedene Blickwinkel nötig, um allein alles zu entdecken: Bewegt man sich vor den Bildern, erscheinen in der zunächst blanken Oberfläche beispielsweise Quadrate Looslis künstlerische Arbeit teilt sich zu je einem Drittel in Schreiben, Malen und Fotografieren. Seinen Hausberg, den Flösch, hat er über ein Jahr lang immer bei nebligem Wetter fotografiert. oder Buchstaben. Indem Loosli an manchen Stellen mehr Schichten Farbe aufträgt als an anderen, erzeugt er Flächen, die sich hervorheben und je nach Perspektive etwas heller oder dunkler sind als der Rest des Bildes. 2 von , 12:29

3 Von links betrachtet, sind die Quadrate dunkler als der Rest, von vorne ist beim gleichen Bild fast keine Musterung erkennbar, und von rechts sieht man die Quadrate als helle Stellen. Ich liebe es schon, die Leitplanken ein bisschen zu übertreten Martin Loosli Künstler Lenk Die sogenannte konkrete Kunst, der sich der 60-Jährige schon seit 20 Jahren verschrieben hat, greift auf geometrische Formen zurück. Loosli beschränkt sich aber nicht nur auf Balken und Quadrate, sondern bringt auch gern einzelne Wörter oder Sätze auf die Leinwand. Er ist Künstler und Schriftsteller. «Das geht bei mir Hand in Hand.» Inhaltlich mag er es gern philosophisch, gesellschaftskritisch, politisch, provokativ. Es muss beissen, anders gedacht sein als normal. «Ich liebe es schon, die Leitplanken ein bisschen zu übertreten.» Martin Loosli wurde in Worben geboren, war aber schon an vielen Orten auf der Welt zu Hause. Ein Jahr lang lebten er und seine Frau im Tessin in einer Alphütte, fünf Jahre waren sie in Spanien, ein Reisestipendium führte den Künstler für mehrere Monate an die Südgrenze Europas. Dass er nun mittlerweile schon 20 Jahre mit seiner Frau in Lenk wohnt, überrascht ihn selbst ein wenig. «Anfangs haben wir gesagt, das ist was für fünf Jahre.» Und so sehr er die Vorteile des Simmentals zu schätzen weiss «zwischendurch muss ich schon weg.» So lebte er vor drei Jahren einen Winter lang in einer Künstlerwohnung in Barcelona. «Das brauche ich dann schon. Ab und zu wird es eng hier.» In einer anderen Umgebung leben, neue Menschen kennenlernen und dann wieder heimkehren nach Lenk, den Blick aus dem Fenster auf seinen Hausberg, den Flösch, und lange Wanderungen geniessen das ist seine Welt. 3 von , 12:29

4 Wortspiele und kleine Skizzen schmücken die Wände des Ateliers. So lenkt sich Loosli gern von der Präzisionsarbeit an der Leinwand ab. 4 von , 12:29

5 Martin Loosli erklärt, wie unterschiedlich viele Farbschichten er au#rägt, um den besonderen Effekt seiner Bilder zu erzielen. Die Weihnachtsausstellung Die Weihnachtsausstellung Cantonale Berne Jura findet bereits zum fün#en Mal im Kunsthaus Interlaken statt. Führungen und Finissage: Sonntag, 27. Dezember, und Sonntag, 17. Januar 2016, jeweils um Uhr. Die Finissage beginnt am Sonntag, 24. Januar, um Uhr. Eintrittspreise: Der Eintritt kostet acht Franken, ermässigt fünf Franken. Gratiseintritte gibt es für Kinder bis 16 Jahre, Mitglieder der Kunstgesellscha# Interlaken, Freunde des Kunsthaus Interlaken und Inhaber des Museumspasses. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von bis Uhr. Sonntag von bis Uhr. Geschlossen bleibt die Ausstellung montags und dienstags sowie am 24., 25. und 31. Dezember und am 1. Januar Ausstellende Künstler: Ricardo Abella, Nadine Andrey, Anja Braun, Jakub Degler, Barbara Ellmerer, Christoph Flück, Sarah Fuhrimann, Niklaus Manuel Güdel, Bernhard Jordi, Franziska Lauber, Marc Lauber, Martin Loosli, Mingjun Luo, Martina Lussi, Nicole Michel, Lara Paratte, Lisa Schäublin, Inga Steffens, Timo Ullmann, Martin Wiesli, Emmanuel Wüthrich. ARTIKELINFO Artikel Nr Uhr Autor/in: Anne Welkener Werbung 5 von , 12:29