Damals als Kaiser Augustus herrschte

Transkript

1 Gertrud Kellermann Damals als Kaiser Augustus herrschte Krippenspiel Die Weihnachtsgeschichte, einfach und lebensnah in Szene gesetzt. Das Stück läßt die Zeitumstände damals nicht außer Acht und rückt so die Menschen und ihr Verhalten zueinander in den Blick. Ein freundlich farbiger Anstoß, den Höhepunkt der stillen Zeit weniger verklärt und unmittelbarer zu sehen. BS 726 / Regiebuch IMPULS-THEATER-VERLAG Postfach 1147, Planegg Tel.: 089/ ; Fax: 089/

2 PERSONEN: drei Sprecher Sarah Ruth Rahel Maria Josef vier Kinder drei Männer einige Soldaten drei Frauen ein weiterer Mann Elias Johannes Sechs Hirten Der Verkündigungsengel ORT / DEKORATION: Das Stück stellt äußerst geringe bühnentechnische Anforderungen. Es kann überall, auch in der Kirche, aufgeführt werden. SPIELALTER: Kinder von 8 14 Jahren SPIELDAUER: ca. 35 Minuten 2

3 Das Spiel 1. Szene Auf der Straße in Nazareth. 1. Sprecher: Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seiner Stadt. Ach, die alten Zeiten, laß mich damit in Ruhe! Damals - da war alles anders. 3. Sprecher: War denn damals wirklich alles anders? Die Römer beherrschten die Welt, Kaiser Augustus herrschte. Er war ein Friedenskaiser, ein guter Kaiser. In seinem Reich gab es Wohlstand und Glück. Ein guter Kaiser für die Römer. War er auch für die andern gut, für die Völker, die von ihm beherrscht wurden? Für die Israeliten zum Beispiel? Die dachten wohl anders über ihn. 3. Sprecher: Und die Menschen damals vor 2000 Jahren, waren die anders als wir? Sie, die Durchschnittsbürger, sahen wohl anders aus: Sie trugen andere Kleider, sie wohnten in einfacheren Häusern, sie hatten keinen Fernsehapparat, kein Auto, keine Waschmaschine, aber sie fühlten und dachten wie wir. Sie lachten und freuten sich, sie machten sich Sorgen um ihre Existenz, sie wollten das Beste für ihre Kinder - wie wir. Sie schimpften über die Regierung - wie wir, und wenn ein Kindchen zur Welt kommen sollte, so bereiteten die Eltern alles vor, so gut es ging: Ein Bettchen, Babywäsche. Und sie sagten wohl auch: 'Unser Kind soll es einmal besser haben.' 3. Sprecher: So wird es auch in Nazareth gewesen sein, damals, als das Gebot vom Kaiser Augustus erging. (Frauen gehen zum Wasserholen, Kinder springen herum.) Schalom - schalom - Friede sei mit dir, Ruth. Wie geht es deiner kranken Mutter? Ruth: Schwach ist sie. Sie müßte eine kräftige Suppe bekommen, aber es reicht ja nicht hinten und nicht vorne. Wenn Jakob auch noch so fleißig arbeitet -sind einmal die Steuern bezahlt, bleibt kaum noch was zum Leben. Ja, bei uns ist es nicht anders. Lange lassen unsere Männer sich das nicht mehr gefallen! Einmal werden sie's den Römern zeigen! Sie planen einen Aufstand. Hast du davon schon gehört? Rahel: Ach, die Männer, die wollen immer losschlagen. Glaubt ihr, daß davon etwas besser wird? Die Römer sind viel stärker als wir. Sie werden den Aufstand niederschlagen, und was dann? Unsere Männer landen im Gefängnis. Und wir stehen da mit den Kindern. Nein, nein, mit Losschlagen ist uns nicht geholfen. Also immer schön brav stillhalten, sich alles gefallen lassen, wie Schafe, so dumm und so wehrlos? 3

4 Ruth: Ach hört doch auf, von Politik zu reden. Das ist Männersache. Habt ihr schon gesehen, wie hübsch Rebecca geworden ist? Ein schönes Mädchen, und fleißig und geschickt. Wir werden einen guten Mann für sie suchen. Rahel: Da kommt Maria, die Frau des Zimmermanns. Seht sie an! Es kann nicht mehr lang dauern, bis ihr Kind zur Welt kommt. Ruth: Friede sei mir dir, Maria. Wie geht es dir? Gut geht es mir. Bald wird es so weit sein 1. Kind: Mutter, da kommen römische Soldaten. 2. Kind: Ein Kurier des Kaisers ist auch dabei. 3. Kind: Sie sind schon nahe bei der Stadt. 4. Kind: Mutter, werden sie uns etwas tun? Rahel: Nein, nein, mein Kind, hab' keine Angst. Niemand wird dir etwas tun. Ruth: Hol' den Vater her, schnell! (Kinder gehen, kommen mit den Männern wieder. Soldaten kommen.)) Kurier: Im Namen des Kaisers! Ist alles versammelt? Also paßt gut auf! (entrollt ein Pergament) Ich, der Imperator des Römischen Weltreiches, Augustus, pontifex maximus, Vater des Vaterlandes, erlasse folgenden Befehl: Jeder erwachsene Einwohner der besetzten Gebiete hat sich mit seiner Familie zu seinem Geburtsort zu begeben, um sich dort in eine Liste eintragen zu lassen. Durch diese Volkszählung soll festgestellt werden, wie viele Bürger in meinem Reiche wohnen. Dem Befehl ist innerhalb einer Woche Folge zu leisten! Gezeichnet: Augustus Imperator. (Soldaten ab.) Eine Volkszählung? Wozu soll das denn gut sein? 1. Kind: Warum muß der Kaiser wissen, wie viele Leute in seinem Reich wohnen? 1. Mann: Damit er uns noch mehr Steuern aufbrummen kann, darum. Damit er ja keinen übersieht, darum. 2. Mann: So eine Gemeinheit! Aber wartet nur, einmal zahlen wir es euch heim! Ruth: Bist du wohl gleich still, du Großmaul! Wenn dich einer hört! Josef, wir müssen aber doch nicht gehen. Natürlich, du hast es doch gehört: alle. Aber ich kann doch nicht! Das Kind! Es kommt doch jetzt bald. Josef, frag doch! Bestimmt darf ich bleiben! 4

5 (geht den Soldaten nach) Ihr Herrn! Soldat: Was fällt dir ein! Was willst du? (stottert) Meine Frau... sie bekommt ein Kind - schon bald. Soldat: Na und? Was geht uns das an? Wir müssen bis nach Bethlehem. Soldat: Und? Ob sie nicht dableiben darf, will ich fragen. Soldat: Nichts da! Keine Ausnahme. Befehl ist Befehl. Und jetzt verschwinde, bevor wir dich abführen! (zu Maria) Nichts zu machen. Du hast es ja gehört. Befehl ist Befehl. Na gut. Dann gehen wir eben in Gottes Namen Sprecher: Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Menschen auf der Flucht, Vertriebene, Herumirrende, das gibt es heute auch noch. Frauen, die ihre Kinder irgendwo zur Welt bringen müssen, das kommt auch heute vor. 3. Sprecher: Wirklich, die Geschichte könnte heute spielen. 2. Szene In Bethlehem Gleich sind wir am Ziel. Schaffst du es noch, Maria? Gottlob, daß wir da sind. Wenn wir nur gleich ein Quartier bekommen! Das laß nur meine Sorge sein! Bethlehem, die Stadt meiner Väter! Hier wohnen noch viele vom Stamm Davids. Da nimmt uns jeder auf, jeder! Noch dazu, wo es doch das Gesetz vorschreibt, gastfrei zu sein. Du wirst sehen, gleich im ersten Haus nehmen sie uns auf. (er klopft) Frau: Was wollt ihr? Friede sei mit dir. Wir bitten um Quartier. Wir sind zur Volkszählung hierhergekommen. Frau: Tut mir leid, ich hab' das Haus voll mit Verwandten, die auch zur Volkszählung hier sind. Tut mir wirklich leid. Aber wir sind vom Stamme Davids - 5

6 Frau: Schön und gut. Aber deshalb habe ich auch nicht mehr Platz. Probiert's anderswo! Komm, Maria! Das mußt du ja einsehen. Wenn sie das Haus schon voll hat... Ja, Josef. 3. Szene Vor dem zweiten Haus in Bethlehem. Mann: Wer klopft noch so spät? Ich bin's, Josef vom Stamm Davids. Wir brauchen Quartier für die Nacht! Die Volkszählung Mann: Oh weh, da schaut's schlecht aus. Wir haben's selber sehr eng. Die Kinder schlafen schon. Aber meine Frau - sie erwartet ein Kind - sie kann fast nicht mehr. Mann: Wartet, ich will mal meine Frau fragen. Frau: (im Hintergrund, ruft) Was ist denn los? Mach' die Tür zu, wir haben keinen Platz. Mann: (im Hintergrund) Ein Paar steht draußen. Sie suchen ein Nachtquartier. Die Frau erwartet ein Kind. Frau: (im Hintergrund) Bist du wahnsinnig? Dann kommt das Kind womöglich bei uns zur Welt! Und wir bringen sie so schnell nicht mehr los! Die Umstände! Das Kindergeschrei! Nein, kommt nicht in Frage! Mann: (wieder an der Türe) Tut mir leid. Meine Frau sagt, es geht nicht. Und wenn meine Frau nicht will, dann kann ich nichts machen. Frau: (von drinnen) Mach' endlich die Tür zu! Die Kinder wachen auf. Wir gehen ja schon. Komm, Maria! O Josef, ich kann fast nicht mehr. Hat uns Gott denn ganz vergessen? Es ist doch sein Kind, das da zur Weit kommen soll. Will er es denn verderben lassen? Maria, so darfst du nicht sprechen. Denk' doch daran, wie schon unsere Väter gebetet haben: 'Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, unsere Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht.' Das paßt doch genau für uns. Ja, Josef. Du hast recht. Gott wird uns helfen. Schau, da drüben wohnt der Zimmermann Elias. Der muß uns doch aufnehmen. (klopft) Elias: Was ist denn los da draußen? Josef ist's, ein Zimmermann wie Ihr. Habt Ihr ein Quartier für uns? 6

7 Elias: Ihr könnt uns jetzt nicht stören. Wir sind gerade beim Abendgebet. Aber wir brauchen dringend Hilfe. Ein Nachtquartier suchen wir. Ich helf' Euch auch morgen in der Werkstatt. (laut) So, da laßt Euch nur nicht stören! Betet nur fleißig! (er schreit) Soll denn das Kind auf der Straße geboren werden? Ist denn niemand da, der hilft? Eine Frau: Was ist denn los mit euch? Warum machst du so ein Geschrei? Ach, liebe Frau. Wir wissen nicht aus noch ein. Zur Volkszählung mußten wir kommen, und meine Frau erwartet ein Kind, und es wird nicht mehr lange dauern.seht sie doch an! Und niemand will uns aufnehmen! Frau: O ihr Armen! Ihr tut mir leid. Wenn ich doch Platz hätte! Aber unsere Stube ist so eng, daß sie für uns kaum reicht. Aber wartet! Wenn euch unser Stall gut genug ist? - Die Schafe sind draußen auf der Weide.' Da ist Platz. Stroh ist genug da. Ach ja, mir ist jedes Plätzchen recht. Wenn ich mich nur endlich ausruhen kann! Die Frau: Dort drüben ist der Stall. Komm, Johannes, nimm die Laterne und leuchte ihnen! Feg' auch ein bißchen aus! Ich komme gleich selber nach. Johannes: Kommt nur mit! im Stall ist's warm. Und wie ich meine Mutter kenne, bringt sie euch bestimmt einen Topf Suppe. Meine Mutter kocht gute Suppen. Danke, Johannes. Da bin ich froh, daß du so eine gute Mutter hast. In dieser Nacht wurde Jesus geboren, der Heiland der Welt. In einem Stall, ganz verborgen. Und niemand wußte davon. 1. Sprecher: Wirklich niemand? Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Herde. 4. Szene Hirten auf dem Feld. Feierabend! Eine Schinderei ist das, die Schafe zusammenzuhalten! 3. Hirt: Wir haben Glück in letzter Zeit. Kein Schaf haben wir verloren seit Wochen. Ja, in meine Nähe traut sich kein Wolf. Ich mach' ihnen allen den Garaus. 4. Hirt: Na, na, nimm den Mund nicht so voll! Wann hast du denn den letzten Wolf gesehen? 7

8 Das war... Das ist schon länger her. Aber als ich jung war, ich kann euch sagen, da habe ich Wölfe gejagt! 4. Hirt: So, so, als du jung warst! Ihr glaubt mir wohl nicht, was? 5. Hirt: Gebt schon Ruhe! Wollt ihr einen Streit anfangen! Ich wollte, Matthias käme endlich zurück aus der Stadt. Er sollte mir Tabak mitbringen. Ha, der kommt so schnell nicht! Der macht sich ein schönes Leben, der läßt sich mal ordentlich vollaufen. Das tut er nicht. Er ist sicher aufgehalten worden. 3. Hirt: Da kommt er ja. He, Matthias, wo steckst du denn so lang? 6. Hirt: Wo ich stecke? In Bethlehem natürlich. Ich kann euch sagen, da ist was los heute. Es wimmelt nur so von Leuten, alle vom Stamm Davids. 5. Hirt: Da hat der Augustus - sich was Feines ausgeheckt. Das ganze Land bringt er durcheinander. 6. Hirt: Ein schlauer Fuchs ist das. Uns nimmt er aus und bei seinem Volk macht er sich damit beliebt. Friedenskaiser nennen sie ihn. Hält sein Riesenreich prima zusammen. Dir gefällt er wohl auch noch, der römische Erpresser. Red' keinen Quatsch! Ich Wollte, unser Friedensfürst tauchte endlich auf. 3. Hirt: Was meinst du? Na der, den die Propheten schon vor Hunderten von Jahren angekündigt haben. Aus Bethlehem soll er kommen. 4. Hirt: Jawohl, der würde endlich Ordnung schaffen, die Römer aus dem Land werfen und wieder ein starkes jüdisches Reich aufrichten. Ich wäre gleich auf seiner Seite! 6. Hirt: Alle Männer Israels würden mitkämpfen gegen die Römer, wenn wir nur einen starken Anführer hätten! 5. Hirt: Hoppla, ich denke, es soll ein Friedensfürst sein. Der wird doch keinen Krieg führen. Natürlich führt er Krieg. Und wenn er alle besiegt hat, dann ist Frieden. Ich will euch mal was sagen: mir ist es völlig egal, ob der Augustus über uns herrscht oder Pharao oder unser 'Friedensfürst'. Uns Hirten geht es immer gleich dreckig. Miese Arbeit, und keiner will etwas mit uns zu tun haben. 3. Hirt: 8

9 Ganz können wir Ihnen diesen Spieltext hier nicht geben. Ist doch klar, oder?! Wenn Sie dieses Stück spielen wollen rufen Sie uns an: Impuls-Theater-Verlag Tel.: 089 / Dann besprechen wir alles weitere! 9