Deutsche Auslands-Kulturinstitute. Rom : AUFSATZSAMMLUNGEN

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1 Deutsche Auslands-Kulturinstitute Rom : AUFSATZSAMMLUNGEN Deutsche Forschungs- und Kulturinstitute in Rom in der Nachkriegszeit / hrsg. von Michael Matheus. - Tübingen : Niemeyer, IX, 304 S. : Ill. ; 25 cm. - (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom ; 112). - ISBN : EUR [9242] Rom galt im Mittelalter als Zentrum von Imperium, Sacerdotium und Litterae, und wenn auch nur das Sacerdotium (Papsttum) bis heute relativ unangefochten fortbesteht, bergen die italienischen Archive, Bibliotheken und Museen wichtige Dokumente, die auch die deutsche Geschichte und Kultur betreffen, ganz zu schweigen von zahlreichen Kunstwerken aus den Bereichen Urbanistik, Architektur, Malerei und Skulptur, die deutsche Städteplaner, Architekten, Maler und Bildhauer über die Jahrhunderte hinweg beeinflußt haben. Dieser Reichtum bewirkte, daß seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Italien weltweit die größte Zahl deutscher Kultur- und Forschungsinstitute (und solcher anderer Nationen) beherbergt, 1 zumal die preußischen Vorläufer 2 auf Dauer und, 1 Der folgende Band vereint mit einigen Abbildungen versehene Darstellungen von 32 Instituten aus 16 Nationen: außer der für die Publikation zuständigen Associazione Internazionale di Archeologia Classica sind die folgenden Nationen mit je einem Institut vertreten: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz und die USA; zum Vatikanstaat gehören zwei und Deutschland wartet sogar mit nicht weniger als vier Institutionen auf (Bibliotheca Hertziana, Deutsches Archäologisches Institut, Deutsches Historisches Institut und Historisches Institut der Görres-Gesellschaft); auf Italien entfallen zehn Institutionen, darunter die älteste aller hier verzeichneten, die Accademia dei Lincei. Speculum mundi : Roma, centro internazionale di ricerche umanistiche / Unione Internazionale degli Istituti di Archeologia, Storia e Storia dell'arte in Roma. Introduzione di Massimo Pallottino. A cura di Paolo Vian. Presidenza del Consiglio dei Ministri, Dipartimento per l'informazione e l'editoria. - [Roma] : [Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato], [1992] S. ; 25 cm. - ISBN : Lit [2105]. - Rez.: IFB Preußen am Tarpejischen Felsen : Chronik eines absehbaren Sturzes ; die Geschichte des Deutschen Kapitols / Golo Maurer Aufl. - Regensburg : Schnell und Steiner, S. : Ill. ; 27 cm. - ISBN : EUR Vgl. dazu: Idealistische Geister am Trapejischen Felsen : von Humboldt zu Wilhelm II.: eine Geschichte der deutsch-italienischen Nähe, dann der wachsenden Mißverständnisse und Entfremdungen / Arnold Ersch. // In: Frankfurter Allgemeine , S. 41 : Ill. - Vgl. auch: Die Gründung deutscher Forschungsinstitute in Rom / Arnold Esch. // In: Wege nach Rom : Annäherungen aus zehn

2 als Folge des,anschlusses, die österreichischen Nachbarinstitute auf Zeit, inkorporiert und nationalisiert wurden. Aus Anlaß des 50. Jahrestages der Wiedereröffnung des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Rom fand vom 29. bis 31. Oktober 2003 eine Tagung zu den Forschungs- und Kultureinrichtungen Deutschlands in der Ewigen Stadt in der Nachkriegszeit statt. Der vorliegende Band, herausgegeben vom jetzigen Direktor des DHI, dokumentiert mit einiger Verzögerung - das Erscheinen war vom Verlag bereits für das erste Halbjahr 2006 angekündigt worden - die Ergebnisse dieser Veranstaltung. Leider werden nicht alle bei diesem Kolloquium gehaltenen Vorträge publiziert. Vermissen wird man vor allem den Beitrag von Paolo Chiarini über Die Gründung und Entwicklung des Centro Thomas Mann in Rom, eine 1957 von italienischen Linksintellektuellen unterstützte und von der DDR finanzierte und geleitete Gegeneinrichtung zur 1955 eröffneten Deutschen Bibliothek in Rom, die 1961 im Goethe-Institut aufging. Zu seinem Bedauern erfährt der Leser nicht, wie lange das Centro Thomas Mann bestanden, und ob es die,wende noch erlebt hat. Kulturpolitik ist, wie die Geschichte lehrt, ein schwieriges Geschäft. Bezahlt wird sie vom deutschen Staat, der jedoch keine politischen Vorgaben (mehr) macht. Täte er das doch, liefen, wie die Betrachtung der Vergangenheit lehrt, die von ihm geförderten Institute Gefahr, ihren wissenschaftlichen oder künstlerischen Charakter zu verlieren und in Krisenzeiten geschlossen und aufgelöst zu werden. Das ist den deutschen Einrichtungen in Italien nach beiden Weltkriegen widerfahren. Wenn sie dennoch in Zeiten der Beruhigung wieder eröffnet wurden, verdankten sie dies vor allem ihren wissenschaftlichen Leitern, die ihre Institute auch unter schwierigen Umständen als deutsch-italienische Begegnungsstätten erhalten und der wissenschaftlich-künstlerischen Arbeit vor politischer Propaganda Vorrang eingeräumt hatten. Hohen Anteil an der Fortsetzung der Arbeit hatten aber auch diejenigen Diplomaten, die sich in Krieg und Diktatur von Haß und Indoktrination freigehalten hatten und für die deutsch-italienische Freundschaft eingetreten waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Bundesrepublik die Lehren aus der Vergangenheit gezogen und die auswärtige Kulturpolitik, die durch ein neues Kulturabkommen vom 6. Februar 1958 auf eine juristische Basis gestellt wurde (abgedruckt in beiden Sprachen, ohne daß dies im Inhaltsverzeichnis vermerkt würde, auf den S ), den sog. Mittlerorganisationen überlassen. Die wichtigsten sind die Goethe-Institute (GI), der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Humboldt-Stiftung (AvH), die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) und Inter Nationes (IN). Die kirchlichen Einrichtungen wie das Römische Institut der Görres-Gesellschaft und die von den beiden großen christlichen Kirchen getragene Deutsche Schule in Rom stellen einen Sonderfall dar. Der vorliegende Band, der durch sein hohes wissenschaftliches Niveau, eine äußerst sorgfältige Gestaltung und höchst professionelle Betreuung besticht, Jahrhunderten / Arnold Esch. - München : Beck, S. : Ill., graph. Darst., Kt. ; 23 cm. - ISBN X Pp. : EUR 24.90, hier S Alle drei Titel konnten im Literaturverzeichnis noch nicht berücksichtigt werden.

3 enthält, um mit einem äußerlichen Aspekt zu beginnen, aufschlußreiches Abbildungsmaterial, das Personen, Gebäude und Ereignisse dokumentiert. So finden wir die Porträts bedeutender Institutsdirektoren, Aufnahmen gut bestückter heimeliger Lesesäle in altertümlichen Gebäuden und feierlicher Eröffnungsveranstaltungen, an denen elegante Damen der römischen Gesellschaft oder wichtige Kulturvermittler im Cut teilnehmen. Eindrücklich ist bereits das erste Foto von Bundeskanzler Konrad Adenauer, den Ludwig Curtius - offensichtlich ganz ohne Leibwächter - über das Forum führt. Auf vier allgemeine Aufsätze zum deutsch-italienischen Verhältnis in der Nachkriegszeit, den Bedingungen des Neuanfangs der Kulturpolitik und deren Ausgestaltung, wobei als Möglichkeiten die Internationalisierung, die Italianisierung oder die Rückgabe an Deutschland erwogen wurden, 3 folgen acht Beiträge zu einzelnen römischen Einrichtungen, die hier ausschließlich behandelt werden. Es sind dies das Deutsche Historische Institut (DH), 4 das Deutsche Archäologische Institut (DAI), 5 das Römische Institut der Görres-Gesellschaft, 6 die Villa Massimo, 7 das kunsthistorische Institut Bibliotheca Hertziana, 8 die Deutsche Bibliothek (Goethe-Institut) 9 und die Deutsche Schule Rom. 10 Das Deutsche Kunsthistorische Institut in Florenz, die Deutsche Schule Mailand und die von Anton Dohrn privat gegründete Zoologische Station Neapel für Meeresbiologische Forschungen, die seit 1982 in der Obhut des italienischen Staates ruht und den Namen Stazione Zoologica Anton Dohrn trägt, hätten interessantes Vergleichsmaterial geboten Deutsche und Italiener in der Nachkriegszeit / Christof Dipper, S Rekonstruktion oder Neubeginn? : Bedingungen und Faktoren deutscher Kulturpolitik in der Nachkriegszeit 1945 bis 1955 / Friedrich P. Kahlenberg, S Die deutsche auswärtige Kulturpolitik in Italien : das erste Nachkriegsjahrzehnt / Andrea Hindrichs, S Die deutschen Institutsbibliotheken nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und die Rolle der Unione degli Istituti : Internationalisierung, Italianisierung oder Rückgabe an Deutschland? / Arnold Esch, S Gestione autonoma : Zur Wiedereröffnung und Konsolidierung des deutschen Historischen Instituts in Rom (1953 bis 1961) / Michael Matheus, S Beziehungen zwischen Vatikanischer Bibliothek und Deutschem Historischen Institut / Christine Maria Grafinger, S Das Deutsche Archäologische Institut in Rom in der Kriegs- und Nachkriegszeit bis zur Wiedereröffnung 1953 / Thomas Fröhlich, S Das Römische Institut der Görres-Gesellschaft von der Auflösung der Gesellschaft durch das NS-Regime (1941) bis zu seiner Reaktivierung nach dem Zweiten Weltkrieg (1949) / Erwin Gatz, S Zurück in Arkadien! : der kalte Krieg um die Villa Massimo und ihre Übergabe an die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1956 / Joachim Blüher ; Angela Windholz, S Metamorphosen : die Bibliotheca Hertziana in den 1940er und 1950er Jahren / Christof Thoenes, S Die Gründung der Deutschen Bibliothek in Rom (1955) / Ulrike Stoll, S Die Deutsche Schule Rom von der Zwischenkriegszeit zur Nachkriegszeit / Gerd Vesper, S Anton Dohrn und die Zoologische Station Neapel / Hans-Reiner Simon (Hrsg.). - Frankfurt am Main : Erbrich, (Bibliographia et scientia ; 1).

4 Kulturpolitik gehört im allgemeinen nicht zu den spannendsten Kapiteln der Wissenschaftsgeschichte, weil Kulturinstitute als Dienstleistungsbetriebe möglichst unauffällig arbeiten sollen. Dennoch liegt ein institutionengeschichtlicher Ansatz durchaus im Trend gegenwärtiger Untersuchungen, wie der Vergleich mit Frankreich lehrt. 12 Allen Beiträgern, die meist als Stipendiaten, Mitarbeiter oder Leiter den von ihnen porträtierten Einrichtungen verbunden sind, gelingt es, ihren jeweiligen Darstellungen, die viel neues Quellenmaterial auswerten, Gewicht zu verleihen. Sie erreichen dieses Ziel, weil sie entweder die Vorgeschichte, vor allem im Dritten Reich, mit einbeziehen (Fröhlich, Gatz und Thoenes), die Institute als deutsch-italienische Begegnungsstätten (Grafinger, Stoll) oder, vor allem in den unmittelbaren Nachkriegsjahren, als Verfügungsmasse eines politischen Mächtespiels ausweisen (Kahlenberg, Hindrichs, Esch, Matheus, Blüher / Windholz). Eine Auswahlbibliographie (S ) und ein Namensregister machen den Band gut benutzbar. Gerne hätte man allerdings mehr über die deutsch-italienische Zusammenarbeit in der NS-Zeit erfahren, z.b. über das von dem Germanisten Giuseppe Gabetti geleitete und von Giovanni Gentile gestützte Istituto di Studi Germanici Villa Sciarra auf dem Gianicolo 13 oder das hier überhaupt nicht erwähnte Deutsche Wissenschaftliche Institut in Venedig, welches von 1943 bis 1945 bestand. 14 Die von Esch (S ) eindringlich erläuterte mozione Croce, eine Denkschrift, die von sechzehn hochangesehenen italienischen Gelehrten nach Kriegsende in Zusammengehen mit der Accademia dei Lincei formuliert wurde und sich gegen das incredibile progetto, den Deutschen ihre römischen Bibliotheken zurückzugeben, wandte, erklärt sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Versagens der eigenen Wissenschaft in der Zeit des Faschismus. Zwar war Croce, der der Denkschrift eher seinen Namen geliehen als sie angeregt hatte, ein leuchtendes Vorbild geistiger Unabhängigkeit und somit zu einem solch harten Vorschlag, den er später allerdings abmilderte, befugt, doch kann dies über die Verflechtungen großer Teile der italienischen Wissenschaft in den Faschismus nicht hinwegtäuschen. Sie hatte zwar nie das Ausmaß der Verblendung deutscher Wissenschaft, harrt aber noch einer gründlichen Aufarbeitung. 12 Deutsch-französische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen im 20. Jahrhundert : ein institutionengeschichtlicher Ansatz ; [Deutsches Historisches Institut ] / hrsg. von Ulrich Pfeil. - München : Oldenbourg, S. ; 23 cm. - (Pariser historische Studien ; 81). - ISBN : EUR Giovanni Gentile e l Istituto italiano di Studi Germanici / Paolo Chiarini. // In: Giovanni Gentile : la filosofia, la politica, l'organizzazione della cultura ; [atti del convegno di studio... nel cinquantenario della morte di Giovanni Gentile ; Roma, 21 e 22 maggio 1994] / [a cura di Maria Ida Gaeta] ed. - Venezia : Marsilio, p. ; 22 cm. - (Ricerche). - ISBN Hier S Einzelheiten in: "Auch im Krieg schweigen die Musen nicht" : die Deutschen Wissenschaftlichen Institute im Zweiten Weltkrieg / Frank-Rutger Hausmann. - 2., durchges. Aufl. - Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, S. ; 25 cm. - (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte ; 169). - ISBN X : EUR Rez. der 1. Aufl. 2001: IFB Hier S So kommt im vorliegenden Band der Name von Albert Prinzing, dem die italienischen Kulturinstitute 1943 unterstellt wurden, nicht vor.

5 Frank-Rutger Hausmann QUELLE Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft