Drogen und Psychosen
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- Matilde Anna Schmidt
- vor 7 Jahren
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1 Drogen und Psychosen Dr. med. Jürgen Junglas, Bonn Psychiatrische Lehrerseminare , Schulamt Bonn
2 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F1) im Kindes- und Jugendalter
3 Leitsymptome ICD10 Akute Intoxikation (F1x.0) Schädlicher Gebrauch (F1x.1) Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) Entzugssyndrom (F1x.3) Entzugssyndrom mit Delir (F1x.4) Psychotische Störung (F1x.5)
4 Substanzspezifische Subtypen Störungen durch Alkohol (F10) Opioide (F11) Cannabinoide (F12) Sedativa oder Hypnotika (F13) Kokain (F14) Andere Stimulantien, einschll. Koffein (F15) Halluzinogene (F16) Tabak (F17) Flüchtige Lösungsmittel (F18) Multiplen Substanzgebrauch und Konsum sonstiger psychotroper Substanzen (F19) F55 Missbrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen
5 Schädlicher Gebrauch Abhängigkeit ICD10-diagnostische Kriterien 1999 Substanzgebrauch der zu körperlichen und psychischen Problemen führt (>1Monat oder wiederholt letzte 12 Monate) Drei oder mehr gleichzeitig (>1Monat oder wiederholt letzte 12 Monate) 1. Verlangen/Zwang zu konsumieren 2. Mehr oder länger als gewollt 3. Körperlicher Entzug 4. Toleranzentwicklung 5. Einengung auf Substanzkonsum 6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen
6 Suchtkonzepte Tiefenpsychologisch (Surrogat) Lerntheoretisch (Vorbild) Neurobiologisch (Drogen-/Suchtgedächtnis) Sozialanthropologisch (Sucht als Lebensform) Selbstbehandlung (Missbrauch)
7 Tiefenpsychologie der Sucht Radó (1926): pharmakologischer Orgasmus Surrogat wird wichtiger als Objekt S. Freud: Onanie = Ursucht Oral-narzisstische Fixierung
8 Biologische Aspekte Veränderung der synaptischen Funktionen Konstitutionell-genetische Faktoren -z.b. Alkoholtoleranz Drogengedächtnis: Zunahme an Reaktionsstärke bei wiederholter Einnahme (Langzeitpotenzierung) Suchtgedächtnis: Wiederauftreten von craving nach erfolgter Extinktion (NMDA-Rezeptoren im Hippocampus)
9 Früh auftretender Tabakmißbrauch
10 Entwicklungslinie zur Alkoholabhängigkeit Kuperman et al. (2001) (N=54) ADHD ~8;3 Jahre Beginn von Verhaltensstörungen (N=38) ~12 Jahre Erster Alkoholabusus (N=37) ~12;4 Jahre Erster Tabakabusus (N=34) ~13;3 Jahre Erster Marihuanaabusus (N=34) ~13;9 Jahre Beginn Alkoholabhängigkeit (N=38) ~13;10 Jahre Erster Abusus von Straßendrogen (N=19)
11 Nehmen Alkoholprobleme zu?
12 Cannabiskonsum nimmt zu!
13 Risikofaktoren Brook et al. 1995, N=
14 Schutzfaktoren Brook et al. 1995, N=
15 Drogenmißbrauch und Dissozialität Schleiffer & Fassbender
16 Substanzengebrauch und antisoziales Verhalten Lösel & Bliesener 1998 N=1162, 7./8.Klasse
17 Was empfehlen prakt. Ärzte? Graß & Farke
18 Drogenerfahrung stationärer Patienten Junglas, Sevecke 1998 others i.v.-heroin hallucinogen ecstasy amphetamine no drug cannabis alcohol nicotin
19 Risikogruppen Migranten (Miretski & Schmidt 2000) Aggressive Verhaltensstörungen Hyperkinetiker Depressive
20 Prävention Nur sinnvoll unter Einschluss der legalen Drogen (Tabak, Alkohol) Programme unter Einschluss der Familie zeigen deutlich bessere Ergebnisse
21 Präventionsstadien Junglas 2002 Primäre Prävention Kindesalter: Fähigkeit zum Lustverzicht Sekundäre Prävention Adoleszenz: Früh erkennen, wirksam behandeln Tertiäre Prävention junge Erwachsene: Rehabilitation
22 Hilfebedarf Sporadischer Probierkonsum von sog. weichen Drogen Beratung und Betreuung durch Sucht- und Jugendhilfe
23 Therapie alt Mann, 1997 In Lintorf bei Düsseldorf wurde 1851 die erste stationäre Einrichtung für Alkoholabhängige in Europa eröffnet. Geleitet wurde sie vom Dorfpfarrer. Nachdem er zunächst ganz im Sinne des moral treatment auf Besserung durch Vorbildfunktion und Vermittlung religiöser und ethischer Wertvorstellungen gesetzt hatte, stellte Pfarrer Hirsch 30 Jahre später rückblickend fest, dass zwei Bedingungen für den Erfolg der Behandlung entscheidend waren: ein klares Abstinenzgebot mit Kontrollen und Sanktionen und eine Selektion von Patienten
24 Therapie - neu Rückfalltolerant Jede Sucht ist sekundär daher: Behandlung der primären psychischen Störung Niedrigschwellig Systemisch
25 Elternarbeit Elternkreis Familientherapie
26 Früh und sehr früh auftretende Psychosen
27 Grundthesen (z.b. Hambrecht & Hafner, 2000) Langjähriger Cannabiskonsum reduziert die Vulnerabilitätsschwelle Bei Schzophrenie-vulnerablen Personen wirkt Cannabis als Stressfaktor, der zur Dekompensation führt Cannabis wird zur Selbstmedikation sowohl der Negativ- als auch der Positivsymptome eingesetzt (z.b. Scholz, 1848, Bonn)
28 Falltypen Psychose ohne Drogenkonsum (außer Tabak) Psychose nach einmaligen Drogenkonsum (evtl. auch unklarer oder eingebildeter) Psychose nach längerem Drogenkonsum
29 Psychosen Schizophrenien (F20 F24) ~ 1 % Affektive Störungen (F3x) Monopolare Verlaufsformen Depressive Episoden (F32.x) Manie Bipolare Verlaufsformen Schizoaffektive Psychosen
30 Schizophrenie-Symptomatik Wahrnehmungsstörungen Akustische Halluzinationen Stimmen hören Imperative, kommentierende, dialogische Akoasmen Visuelle Halluzinationen Olfatorische Halluzinationen Gustatorische Halluzinationen Somatische Halluzinationen
31 Schizophrenie-Symptomatik 2 Denkstörungen Inhaltliche Denkstörung Wahn Formale Denkstörung Störungen in Geschwindigkeit des Denkablaufs Beschleunigt, ideenflüchtig, verlangsamt, verschroben, Gedankenabbrechen, Gedankendrängen Störungen in der Logik des Denkens Zerfahren, sprunghaft Störungen der Meinhaftigkeit Gedanken sind gemacht, eingegeben, können von anderen gelesen werden
32 Psychosen-Symptomatik Affekte Fühlen und Werten Misstrauisch, feindselig Stimmung Dysphorisch, reizbar Affektsteuerung (affektive Reaktivität) Gespannt Läppisch Affektiv inadäquat
33 Psychosen-Ursachen somatische Faktoren biografische Faktoren STRESS Verletzlichkeit Vulnerabilität Ich-Schwäche Dekompensation akute Erkrankung
34 Somatische Faktoren Intelligenz Disposition (Genetik) Hirnentwicklungsstörungen 2 Schläge Theorie (Mednick) Infektion in 6. Gestationsmonat Perinatale Schädigung
35 Biografische Faktoren High Expressed Emotions Familiäre Emotionale Verwicklung und wahrgenommene Kritik (FEIWK)
36 4-Säulen-Therapie Psychosentherapie Neuroleptika ~80 % Rückfallprophylaxe soziale Integration sozialen Kontext erhalten hilfreiche Kontakte Angehörigenarbeit Expressed emotions senken Familienunterstützung Elterngruppe Kognitives Training IPT, Psychoeducation Cog Pack Schule
37 Wichtige Risiko- & SchutzFaktoren Risiko Drogen, Alkohol High EE Schutz Hoher IQ Soziale Unterstützung
38 Liste möglicher Frühsymptome Kieserg & Hornung 1996 Gespanntheit und Nervosität Schlafstörungen Unruhe Appetitverlust Veränderung der Ess- und Trinkgewohnheiten Konzentrationsstörungen Sozialer Rückzug Vernachlässigung der äußeren Erscheinung Veränderungen im Tagesablauf Schwierigkeiten im beruflichen Bereich (Leistungsabfall) Depressive Verstimmungen
39
40 Schizophrene Schüler brauchen... kurze Lerneinheiten Pausen nach eigener Einschätzung Reizarme Umgebung Enge Beratung bzgl. Lernstrategien und möglichen Lernerfolgen Achtung!: Typische Neuroleptika können Lernen beeinflussen
41 Berufliche Wiedereingliederung Hoffmann H & Kupper Z Psychiat Prax 2003;30: Für die bw wesentliche Faktoren bei chronisch Schizophrenen (N=76) Neurokognitive Defizite (19 % erklärte Varianz) Benton 0,88, d2 0,82 Resignatives Bewältigungsverhalten (11 % ev) Depressiv resignatives Copingverhalten 0,80 IPC: C-Wert 0,67, P-Wert 0,47 Krankheitsverlauf (9 % ev) Anzahl der Hospitalisationen 0,89 Dauer der Erkrankung 0,82 Negativsymptomatik (8 % ev) NOSIE: Summe der positiven Faktoren 0,78 Soziale Beziehungen 0,65 Arbeitsverhalten (7 % ev) Arbeitsleistung 0,78 Einstellung zur Arbeit 0,75 5 % soziale und arbeitsspezifische Anpassung 5 % altersabhängige Variablen 4 % Sozialverhalten 4 % Positiv- und Allgemeinsymptomatik 3 % aktives Bewältigungsverhalten
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