Erfahrungsbericht über das Erasmusjahr in Brighton

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Helge Rothbauer
vor 7 Jahren
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1 Erfahrungsbericht über das Erasmusjahr in Brighton WS 12/13 und SS 13 Nach meinem Erasmusjahr kann ich nun abschließend sagen, dass ich akademisch und privat sehr von meinem Auslandssemester profitiert habe. Hoffentlich kann dieser Bericht dir bei deiner Entscheidung helfen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen! Abgesehen von der Erfahrung, an einer Uni im Ausland zu studieren, sowie eine andere Arbeitsweise kennenzulernen, ist vor allem die persönliche Entwicklung enorm: man gewinnt an Aufgeschlossenheit, Flexibilität und Spontanität - aber dazu später mehr. Ankunft und Einleben Erst einmal würde ich jedem, der sich für Erasmus entscheidet, empfehlen über ein ganzes Jahr hinzugehen. Momentan mag das zwar lange erscheinen und auch Fragen wie Kann eine Beziehung so eine langen Zeitraum überstehen? könnten dem ein oder anderen im Kopf umherkreisen. Aus Erfahrung heraus kann ich aber sagen: Die Zeit vergeht wie im Flug (auch meine Beziehung hat das Jahr sehr gut überstanden, nur Mut zum Abenteuer Auslandsjahr). Im ersten Semester gewöhnt man sich noch ein, findet langsam Freunde und lernt die Stadt beziehungsweise die Arbeitsweise im neuen Land kennen. Ich weiß noch, dass ich nach dem ersten Semester dachte, es wäre schade gerade zu gehen, wenn man anfängt sich fast heimisch zu fühlen. Um nach England zu kommen, habe ich mich für die Fluggesellschaft Germanwings entschieden, die zum Beispiel von Stuttgart nach Heathrow fliegt. Der Hinflug kostete damals ca. 80 Euro, wobei man so früh wie möglich buchen sollte, sonst werden es schon eher 150 Euro. Eine günstigere Alternative ist Ryanair, wobei man dann aber nach Stansted fliegt und die Busfahrt nach Brighton von dort ca. 5h dauert. Von Heathrow kostet es mit dem Busunternehmen Nationalexpress ca. 30 Pfund (online buchen, da es vor Ort teurer wird) und dauert zweieinhalb Stunden. Solltet ihr zur Induction Week anreisen, so wie ich es getan habe, könnt ihr euch von Heathrow mit einem Shuttle der Uni Brighton kostenlos abholen lassen. Dafür müsst ihr euch anmelden, die Uni Brighton wird aber deshalb vorher mit euch in Kontakt

2 treten. In Brighton angekommen, bekommt ihr zur Induction Week drei Nächte Unterkunft in den Halls. Bis dahin muss man dann eine eigene Wohnung gefunden haben, sollte man sich nicht für einen Wohnheimplatz angemeldet haben. Bei mir hat es zwei Tage gedauert, so viele Nummern wie möglich mit passenden Angeboten herauszusuchen und anzurufen, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Am dritten Tag habe ich von morgens bis abends Besichtigungen gemacht und so gleich die Stadt ein wenig kennengelernt. Das letzte Haus mit Natives hat mir dann zugesagt, ich kann also nicht sagen, ob es Glück war so schnell ein Zimmer zu finden, oder ob es ratsam ist, früher anzureisen, um eine Wohnung zu suchen. Jedenfalls glaube ich, dass die meisten Engländer/innen alles recht kurzfristig klären, das heißt es ist besser vor Ort zu sein und vorbeischauen zu können, statt von Deutschland aus Monate vorher etwas klären zu wollen. Für die Miete solltet ihr schon mit bis zu 400 Pfund rechnen da in England alles etwas teurer ist. Um einen Stundenplan zusammenzustellen, trifft man sich nach der Induction Week mit der Erasmuskoordinatorin Ulla Spittler, die einem tatkräftig bei der Kurswahl zur Seite steht. Die Auswahl, die man zuvor in Deutschland getroffen hat, kann man auch komplett umgestalten, daher sollte man sich nicht übermäßig viele Gedanken darüber im Vorfeld machen. Unialltag In Brighton belegt man weniger Stunden, muss dafür aber mehr lesen beziehungsweise Zuhause arbeiten. In manchen Seminaren muss man ein Buch pro Woche lesen, in anderen mehrere kleine Essays schreiben. Was ich definitiv empfehlen kann, ist Creative Writing. Dadurch, dass man jede Woche zuhause etwas schreiben muss, wird man wirklich dazu gezwungen sich aktiv mit der Fremdsprache auseinander zu setzen, sodass man Vokabular, Grammatik und Schreibstil verbessert. Im Kurs trägt dann der ein oder andere sein Werk vor; Das kann ein Gedicht sein oder eine Kurzgeschichte. Klar ist das eine Herausforderung, aber am Schluss kann man wirklich stolz sein, sich überwunden zu haben zusammen mit Natives die eigenen und die Werke anderer Student/innen zu beurteilen. Sonstige Seminare und Vorlesungen gestalten sich recht ähnlich zu dem, was man auch von Heidelberg kennt, man muss also keine Angst haben nicht

3 mitzukommen. Super fand ich auch, dass sich die Dozenten wirklich viel um einen kümmern und das Verhältnis zu ihnen recht locker ist. Die letzte Woche im Semester hat man keine Vorlesungen und Seminare, sondern kann sich um seine Assignments kümmern. Leben in England Auf jeden Fall würde ich dir empfehlen, wasserfeste Schuhe, eine gute Jacke und einen Regenschirm mitzunehmen, da ich die erste Woche mit nassen Füßen verbracht habe (natürlich kannst du das auch vor Ort kaufen). Ich muss leider sagen, dass es ziemlich viel geregnet hat, aber man gewöhnt sich auch schnell dran mit der richtigen Einstellung und Kleidung. Was für mich erst einmal schwerer verdaulich war, war der generell etwas niedrigere Lebensstandard im Vergleich zu Deutschland. Das soll jetzt nicht abschreckend sein, aber ich möchte meinen ersten Eindruck nicht vorenthalten, da man so einen Bericht ja liest um zu wissen, was auf einen zukommt. Das Haus in dem ich gewohnt habe und auch die, über die meine Freunde dort so berichtet haben, scheinen einfach relativ alt zu sein und haben zum Beispiel nicht so dichte Fenster wie ich es bisher gewohnt war. Auch die Wasserleitungen in meinem Haus waren recht alt und konnten deshalb nicht so einen großen Druck aufbauen, als dass viel Wasser aus der Dusche gekommen wäre. Vielleicht war das auch einfach Pech, man kann sich jedenfalls ziemlich schnell mit so einer Situation arrangieren, da es letztendlich nicht für immer ist. Eine Sache, die ich noch vermisst habe, war Vollkornbrot, aber da hat wohl jeder persönliche Vorlieben und man lernt auch zu schätzen, was man bisher für Selbstverständlich hielt. Nun aber zu Positivem: Das Lebensgefühl in Brighton ist wirklich unvergleichbar. Die Stadt ist relativ überschaubar, bietet aber unzählige Möglichkeiten von entspannten Spaziergängen am Strand, zu Kultur, Musik, Kunstausstellungen, Restaurants, Pubs und vielen Clubs. Irgendwann zu Anfang habe ich mir das Ziel gesetzt, jedes Wochenende etwas Neues zu unternehmen und trotzdem hatte ich am letzten Tag so ein Aha - Erlebnis, als ich wieder eines der alternativen Cafés entdeckt habe, von dem man sich wünscht es schon früher gesehen zu haben. Es gibt auch viele vegetarische/vegane Restaurants/Sandwichbars oder Jazz und Swing Venues, Vintagegeschäfte, und etliche Friseure im Retrostil nur für Männer, was ich so auch

4 noch nicht gesehen hatte. Die Menschen auf der Straße sind einfach ein bisschen ausgeflippter und es gibt viele bunte Häuser, zum Beispiel in pink. Ich glaube, das ist besonders speziell für Brighton, vielleicht als entspanntes Urlaubsziel für viele aus England und speziell um ein wenig der Londoner Großstadthektik zu entfliehen. Natürlich funktioniert das auch andersherum, man kann prima nach London fahren um einen Tag in der Stadt zu verbringen und abends ein Musical anzusehen. Und zum Schluss Natürlich gehst du sicher nach England, um auch ein wenig die neue Mentalität kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Die Engländer/innen, die ich so kennenlernen durfte waren fast alle super höflich, zuvorkommend und hilfsbereit, lustig und easygoing. Es ist zum Beispiel normal, sich beim Aussteigen beim Busfahrer zu bedanken, oder sich ständig zu entschuldigen. Unterschiede sind außerdem, dass das Wie geht s? mit Hallo gleichzusetzen ist und soziale Kontakte generell lockerer gehandhabt werden. Man muss natürlich bedenken, dass die Natives ihre Freunde schon gefunden haben und es um einiges einfacher ist, sich mit anderen Internationals anzufreunden. Das kann zu Anfang schon zu Verwirrung führen, warum denn der versprochene Anruf oder das Treffen scheinbar vergessen wurde, aber man sieht das dort einfach nicht so eng. Umso enger wird der Kontakt zu den Internationals und es ist einfach ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden, da man in der gleichen Situation steckt. Es war wirklich eine Bereicherung für mich, so viele Leute aus unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen und die Gelegenheit zu haben, jemanden aus einem Land in dem ich noch nie war löchern zu können, was verschiedene Angewohnheiten und Normen angeht. Ich muss sagen, dass ich dadurch noch viel offener geworden bin, auch weil an der Uni viel mehr unterschiedliche Nationalitäten vertreten sind im Vergleich zu Deutschland. Hoffentlich hat dir dieser Bericht geholfen, dich für ein Erasmusjahr zu entscheiden: Viel Spaß am Wachsen und Erfahrungen sammeln! Falls du noch Fragen hast:

5 Liebe Grüße Enni Brunner

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