formel Der Weg zur neuen Bildungsverordnung Die wichtigste Neuerung ist die Aufteilung in drei Schwerpunkte : Bio-, Chemie- oder Pharmatechnologie.
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- Kevin Althaus
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1 Ausgabe 2 / 2015 AUSBILDUNGSVERBUND BERUFLICHE GRUND - UND WEITERBILDUNG NATURWISSENSCHAFTLICH, TECHNISCH, KAUFMÄNNISCH Inhalt Der Weg zur neuen Bildungsverordnung 1 aprentas ist Gastgeberin bei europäischem Chemiewettbewerb 3 Chemie für Kaufleute 4 Tolle Erfolge bei den Lehrabschlüssen 5 Das Wohnheim als «global village» 7 Ältester industrieller Lehrvertrag 8 Der Weg zur neuen Bildungsverordnung Die wichtigste Neuerung ist die Aufteilung in drei Schwerpunkte : Bio-, Chemie- oder Pharmatechnologie. Foto : Christoph Gysin Die Lehrbeginner 2015 im Beruf Chemie- und Pharmatechnologe / - technologin EFZ durchlaufen die Ausbildung gemäss der revidierten Verordnung. Am ist die totalrevidierte Verordnung zur beruflichen Grundbildung Chemie- und Pharmatechnologin EFZ / Chemie- und Pharmatechnologe EFZ in Kraft getreten. Um eine solche Revision professionell und effizient zu erarbeiten und umzusetzen, ist das entsprechende Know-how gefragt. Bei aprentas ist viel davon vorhanden und davon können nun auch andere profitieren. Wer 2015 mit einer Lehre als Chemie- und Pharmatechnologe / -technologin EFZ ( CPT ) beginnt, durchläuft die Ausbildung gemäss der revidierten Verordnung. Die wichtigste Neuerung ist die Aufteilung in drei Schwerpunkte : Bio-, Chemie- oder Pharmatech- nologie. Warum Schwerpunkte und nicht Fachrichtungen? «Für Schwerpunkte sprach der generalistische Ansatz», erklärt Reto Fankhauser, Leiter Ausbildung Produktion bei aprentas und Projektleiter der Revision. «So ist der Berufsfachschulunter richt für alle gleich, und die Vertiefung ist praxis orientiert. Gegen die Fachrichtungen hätte auch das Mengengerüst gesprochen, sprich die Anzahl Teilnehmer wäre zu gering gewesen.» Neu ist auch die Orientierung an Handlungskompetenzen. Das schulische Wissen dient als Basis für das Können, und das wirtschaftlich-technische Umfeld definiert das nötige Wissen. Fortsetzung auf Seite 2
2 2 Jahre der Vorbereitung Mit etwa drei bis vier Jahren sei zu rechnen, bis eine solche Revision fertig umgesetzt sei, sagt Reto Fankhauser. Neben der eigentlichen Bildungsarbeit seien es auch die internen und externen Vernehmlassungen, die Übersetzungen in die Landessprachen und Anpassungen, die Zeit brauchten. Das Projekt zur Revision der CPT-Grundbildung startete im März 2011, methodisch-pädagogisch begleitet durch das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung ( EHB ). Zur Berufsfeldanalyse führte das Projektteam mehrere Workshops durch, angefangen mit der Befragung junger Berufsleute aus der ganzen Schweiz zu ihren Tätigkeiten. Die Beschreibungen von 53 Situationen, die daraus resultierten, wurden anschliessend in Handlungskompetenzbereiche gruppiert. Es folgte ein Blick in die Zukunft. Geprüft wurde auch, ob eine Attestausbildung ( EBA ) sinnvoll wäre. Da sich zeigte, dass die Wirtschaft zu wenig Bedarf dafür hätte, wurde dieser Ansatz jedoch nicht weiter verfolgt. Nach der Analyse der gewonnenen Erkenntnisse leitete das Projektteam Massnahmen ab und konzipierte die Ausbildung. Inzwischen war es Frühling Ausgehend vom Tätigkeitsprofil erarbeitete das Projektteam, aufgeteilt in Untergruppen nach Lernorten, einen neuen Bildungsplan. Der erste Entwurf ging 2013 in die interne Vernehmlassung. Im Frühling 2014 folgte die externe Vernehmlassung für Bildungsplan und Bildungsverordnung und im August der Erlass. Nun ging es weiter mit der Arbeit an den Umsetzungsdokumenten, von Ausbildungs- und Lehrplänen für die drei Lernorte über die Ausführungsbestimmungen zum Qualifikationsverfahren bis hin zu ergänzenden Massnahmen zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz. «In der Verbundpartnerschaft zwischen Bund, Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt gilt es zusammen mit den Lehrbetrieben eine konsensfähige Lösung zu finden» Vielfältige Spannungsfelder Bei einem so breit abgestützten Projekt die verschiedenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, ist anspruchsvoll. «In der Verbundpartnerschaft zwischen Bund, Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt gilt es zusammen mit den Lehrbetrieben eine konsensfähige Lösung zu finden», erklärt Reto Fankhauser. Ein Spannungsfeld ortet er zwischen dem grossen Hang zur Spezialisierung in der Industrie und dem Ziel, möglichst generalistisch auszubilden. Eine weitere Herausforderung sei gewesen, alle Regionen der Schweiz ins Boot zu holen. Zu nennen sind natürlich die sprachlichen Unterschiede, aber zum Beispiel auch die verschiedenen Bedürfnisse eines von KMU geprägten Gebietes wie dem Mittelland gegenüber der Nordwestschweiz und der Romandie als Foto : Manuel Wüest Revision einer Bildungsverordnung was tun? Das aprentas-beratungsteam weiss Rat : Konrad Bruttel, Daniel Schröder und Reto Fankhauser Standorte grosser internationaler Firmen. Hinzu kam die Auseinandersetzung mit juristischen Fragen zum Arbeits- und Vertragsrecht. Reto Fankhausers Fazit : «Ich habe viel gelernt!» Vom Grundlagenwissen bis zu den Umsetzungsdetails So haben sich bei aprentas viel Wissen und vielfältige Erfahrungen mit dem Erarbeiten neuer Bildungsverordnungen angesammelt, und dieses Know-how bleibt laufend aktuell. Im Auftrag des Wirtschaftsverbands scienceindustries vertritt aprentas die Branche Chemie in allen die Berufsbildung betreffenden Gremien. In dieser Funktion hat der Ausbildungsverbund bereits bei mehreren Revisionen von Bildungsvorschriften das Projekt erfolgreich vom Start bis zum Ende der Umsetzung geleitet oder daran mitgearbeitet. «Durch unsere langjährige Tätigkeit in diesem Umfeld kennen wir die Anforderungen, welche die drei Partner Bund, Kantone und OdA ( Organisationen der Arbeitswelt ) an solche Projekte stellen», sagt Daniel Schröder, Leiter Weiterbildung bei aprentas. Die Fachleute von aprentas kennen auch den Aufbau der zu erarbeitenden Dokumente auf allen drei Stufen : Bildungserlasse, Umsetzungsdokumente und Dokumentation des Lernprozesses. Sie wissen den effizienten Weg zu den berufsspezifischen Versionen. Und ausserdem können sie alles auch umsetzen. Beratungsangebot für Organisationen der Arbeitswelt «Unsere Stärke ist die Kombination von Grundlagenwissen mit den Erfahrungen aus der eigenen Tätigkeit. Diese Kompetenzen möchten wir nun anderen OdA zur Verfügung stellen», sagt Daniel Schröder. Das ist sowohl im Bereich von Total- und Teilrevisionen von Bildungsvorschriften als auch der Umsetzung von Bildungsvorschriften möglich und ausserdem auch bei Konsistenzprüfungen im Auftrag des SBFI. aprentas kann dabei die OdA auf verschiedene Weise unterstützen und je nach Wunsch und Bedarf die Leitung einer Projektgruppe übernehmen, eine Begleitung der Gruppe oder eine pädagogische Begleitung.
3 3 aprentas ist Gastgeberin bei europäischem Chemiewettbewerb Caitlin Blum und Jean-Luc Fuchs treten für die Schweiz an Fotos : Hugues Frainier Bald ist es soweit : Vom 27. September bis 2. Oktober 2015 findet im Ausbildungszentrum Muttenz der europäische Chemiewettbewerb «Grand Prix Chimique» statt, erstmals in der Schweiz und zum zweiten Mal mit Schweizer Beteiligung. Die Teilnehmenden aus der Schweiz haben beide diesen Sommer ihre Lehre abgeschlossen : Caitlin Blum an der Université de Fribourg und Jean-Luc Fuchs an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne ( EPFL ). An den SwissSkills Bern 2014 haben sie sich als Erst- und Zweitplatzierte in ihrem Beruf Laborant / -in EFZ, Fachrichtung Chemie, für die Teilnahme qualifiziert. aprentas wünscht dem Heimteam viel Erfolg! 9 Länder, 40 Gäste Nebst der Schweiz werden acht weitere Länder teilnehmen : Deutschland, Frankreich, Israel, Österreich, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Insgesamt 40 Kandidierende und Experten / -innen werden erwartet. aprentas organisiert und realisiert diesen Wettbewerb im Rahmen ihres Berufsbildungsmandats von scienceindustries. Das Programm beinhaltet neben dem Wettbewerb auch einen kulturellen Teil und stellt Basel als historisches Zentrum der Chemie vor. Hinzu kommen Firmenbesuche, die den aktuellen Bezug zur Life-Sciences- Industrie in der Region herstellen. Der Grand Prix Chimique Der europäische Chemiewettbewerb Grand Prix Chimique findet seit 1991 alle zwei Jahre statt, jeweils in einem der teilnehmenden Länder. Jedes Land stellt zwei Kandidaten, die in der Ausbildung zu einem Chemieberuf sind oder diese soeben abgeschlossen haben, und zwei Betreuungspersonen war die Schweiz zum ersten Mal dabei. Zwei Lernende von Novartis holten für die Schweiz in der Länderwertung den beeindruckenden dritten Platz und das nicht nur als Jüngste unter den Teilnehmern, sondern auch als die einzigen, die ihre Grundausbildung noch nicht abgeschlossen hatten. / w / gpch / Das Programm beinhaltet neben dem Wettbewerb auch einen kulturellen Teil und stellt Basel als historisches Zentrum der Chemie vor.
4 4 Chemie für Kaufleute Interview zur Branchenkunde Im Frühling war in den Räumlichkeiten der kaufmännischen Ausbildung von aprentas eine ungewöhnliche Wanddekoration zu bewundern : Flipcharts, die nicht jeder auf Anhieb mit dem KV in Verbindung bringen würde, zum Beispiel mit Abbildungen der Gefahrensymbole oder Definitionen der organischen und anorganischen Chemie oder der Biotechnologie. Erstellt wurden diese Flipcharts von den kaufmännischen Lernenden der Branche Chemie im dritten Lehrjahr zur Vorbereitung aufs Qualifikationsverfahren. Zwei von ihnen in der Zwischenzeit haben sie ihre Lehre erfolgreich abgeschlossen waren Svenja Uhrig und Lewis Bonventre. Wie kamen die beiden damals bei der Berufswahl auf die Branche Chemie? Svenja Uhrig : Bei mir fiel der Entscheid sehr bewusst auf die Novartis als grosses globales Unternehmen und damit auch auf die Branche Chemie. Vor allem die internationale Ausrichtung der Firma sprach mich an. Lewis Bonventre : Das war bei mir ganz ähnlich. Auch ich wollte zu einer grossen international tätigen Firma. So entschied ich mich für die Lonza und damit für die Branche Chemie. a : Wie gefielen Ihnen die naturwissenschaftlichen Fächer in der Schule? LB : Mich interessierte Chemie auch schon in der Schule. SU : Ich hatte schon immer eine Schwäche für Biologie. Themen wie Antibiotikaresistenz oder Viren finde ich spannend. Auch deshalb gefällt mir die Arbeit in einem Pharmaunternehmen. a : Was müssen Sie für den Lehrabschluss an Chemiewissen lernen? LB : Die Inhalte der Branchenkunde sind anders als im Chemieunterricht in der Schule. Es ist insgesamt weniger intensiv, allerdings sind die Gefahrenstoffe und -klassen ziemlich aufwändig zu lernen. a : War bisher in Ihrem Arbeitsalltag schon solches branchentypische Wissen gefragt? LB : Ja, ich war ein Jahr in der Logistikabteilung. Dort muss man wissen, was ein Sicherheitsdatenblatt und eine UN-Nummer ist. SU : Bisher nur am Rand, im Supply Chain Management im Zusammenhang mit Lagerarten und -temperaturen. Was wir in der Branchenkunde lernen, finde ich aber auf jeden Fall auch nützlich fürs Allgemeinwissen. Zum Beispiel, was hinter den Warnhinweisen bei Alltagsprodukten wie Waschmittel oder Sprays steckt. Was wir in der Branchenkunde lernen, finde ich aber auf jeden Fall auch nützlich fürs Allgemeinwissen. Foto : Hugues Frainier Svenja Uhrig und Lewis Bonventre
5 5 Tolle Erfolge bei den Lehrabschlüssen An der aprentas-lehrabschlussfeier im Ausbildungszentrum Muttenz am 1. Juli 2015 durften 108 Lernende, welche die Berufsfachschule aprentas besucht hatten, ihre Fähigkeitsausweise entgegennehmen. Auch dieses Jahr erreichte wieder ein beachtlicher Anteil von ihnen, nämlich insgesamt 29, eine Rangnote von 5,3 oder höher. 1 2 Von den 25 Absolventinnen und Absolventen im Beruf Laborant / -in EFZ der Fachrichtung Biologie erreichten 12, also fast die Hälfte, mit einer Note von 5,3 oder mehr den Rang. In den Berufen Laborant / -in EFZ, Fachrichtung Biologie, Laborant / -in EFZ, Fachrichtung Chemie, sowie Chemie- und Pharmatechnologe / -technologin EFZ bestanden insgesamt 108 Lernende von aprentas-mitgliedfirmen ihre Abschlussprüfungen. Von den 25 Absolventinnen und Absolventen im Beruf Laborant / -in EFZ der Fachrichtung Biologie erreichten 12, also fast die Hälfte, mit einer Note von 5,3 oder mehr den Rang. Auch die anderen beiden Berufe durften wieder tolle Ergebnisse verzeichnen : 50 Abschlüsse, davon 9 im Rang, gab es bei den Laborantinnen und Laboranten der Fachrichtung Chemie. Und im Beruf Chemie- und Pharmatechnologe / -technologin EFZ absolvierten 33 das Qualifikationsverfahren mit Erfolg, 8 von ihnen mit einer Rangnote. Sehr erfreulich war auch, dass alle 14 Lernenden, die an der Berufsfachschule aprentas parallel zum Lehrabschluss zur technischen Berufsmaturität angetreten waren, diese bestanden, 3 von ihnen im Rang.
6 6 3 4 ( 1 ) Bei den Laborantinnen und Laboranten EFZ, Fachrichtung Biologie, schloss fast die Hälfte mit einer Rangnote ab. ( 2 ) Fünf besonders sozialkompetente junge Berufsleute erhielten den Sonderpreis «apprentice of the year 2015» : Tahnee Eigler, Jari Acocella, Nicolai Schaub, Sena Küzoren ( v.l. ; auf dem Foto fehlt Silvan Wehner ) ( 3 ) Das Schweizer Meisterpaar im Salsa ( 4 ) Gespannt folgt das Publikum dem festlichen Anlass. ( 5 ) Der Festredner Matthias Bolinger konnte sich noch gut an seinen Lehrabschluss vor sechs Jahren erinnern. Fotos: Hugues Frainier 5 Ausserdem verlieh aprentas an der Feier traditionsgemäss den Sonderpreis «apprentice of the year». aprentas würdigte an der Lehrabschlussfeier auch die Leistungen der kaufmännischen Lernenden ihrer Mitgliedfirmen. 26 Kandidatinnen und Kandidaten schlossen erfolgreich ab, 7 von ihnen im Rang, auch dies ein beachtlicher Anteil. Für die weiteren Berufe, die aprentas ausbildet, gaben die jeweiligen Berufsfachschulen die Resultate erst nach der aprentas-feier bekannt. Bei den Logistiker / -innen EFZ bestanden alle 3 Kandidaten nach der Lehre bei einer aprentas-mitgliedfirma das Qualifikationsverfahren, bei den technischen Berufen 26, von denen 5 den Rang erreichten. Ausserdem verlieh aprentas an der Feier traditionsgemäss den Sonderpreis «apprentice of the year» an besonders sozialkompetente junge Berufsleute. Herr Dietmar Hüglin von BASF Schweiz AG freute sich, den Gewinnerinnen und Gewinnern die von seiner Firma als Preise gestifteten Pro-Innenstadt-Gutscheine zu überreichen.
7 7 Das Wohnheim als «global village» aprentas führt die Wohnheime Hofacker, Kilchmatt und Eglisee in erster Linie für ihre Mitgliedfirmen. Novartis, Syngenta und Actelion nutzen dieses Angebot für ihre Lernenden, die von ausserhalb der Region Basel kommen, sowie für ihre Praktikantinnen und Praktikanten aus aller Welt. Soweit es vom Platz her möglich ist, sind auch andere Gäste herzlich willkommen. Fotos : Hugues Frainier Heresh Amini und Sokhna Thiam im Wohnheim Hofacker So wohnen im Hofacker immer wieder junge Leute, die am Swiss TPH ( ehemals Tropeninstitut ) studieren. Zum Beispiel die Senegalesin Sokhna Thiam und der Iraner Heresh Amini. Beide doktorieren in Epidemiologie. Weitere Studierende haben auf der gleichen Etage ihre Zimmer. Wie ist das Zusammenleben mit Leuten von verschiedenen Kontinenten und Ländern, wie verständigt man sich? Die Muttersprachen von Sokhna Thiam und Heresh Amini spricht sonst niemand im Haus. Immerhin kann Sokhna Thiam sich mit zwei weiteren Studierenden auf Französisch unterhalten, in der Amtssprache des Senegal. Meist wird jedoch Englisch gesprochen. Sie sieht das positiv : «Für mich ist das eine ideale Gelegenheit, Englisch zu üben.» Ein bisschen wie auf Reisen Auch Heresh Amini steht dieser Herausforderung positiv gegenüber. Ausserdem würden dabei auch die Sozialkompetenzen geschult. Denn manchmal sei die Verständigung anfangs nicht nur sprachlich schwierig, sondern auch, weil man die Kultur der anderen Person noch gar nicht kenne. «Aber das ist alles sehr interessant!» Begeistert argumentiert er, dass andere Leute weit reisten, um andere Kulturen kennen zu lernen, während er und seine Kolleginnen und Kollegen hier unter einem Dach ganz viele Möglichkeiten dazu hätten. Und zwar eher abends hier im Wohnheim beim gemeinsamen Kochen und Diskutieren als tagsüber am Institut, wo alle sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt seien und kaum Zeit für den persönlichen Austausch bleibe. Die Lernenden sind einige Jahre jünger als die Doktoranden, aber trotzdem, oder gerade deswegen, ist der Austausch für beide Seiten interessant. Neben den kulturellen gibt es auch Altersunterschiede. Doch auch das sehen die beiden nicht als Problem. So ist Heresh Amini im hauseigenen Fitnessraum und beim Fussballspielen bereits mit einigen Lernenden ins Gespräch gekommen ; mit vielen diskutiert und philosophiert er gern über alles Mögliche. Die Lernenden sind einige Jahre jünger als die Doktoranden, aber trotzdem, oder gerade deswegen, ist der Austausch für beide Seiten interessant. Der Begegnung zwischen den Bewohnern dienen auch die Freizeitanlässe, die die Heimleitung immer wieder organisiert. Von diesen sind Sokhna Thiam und Heresh Amini beide gleichermassen begeistert.
8 8 Ältester industrieller Lehrvertrag Schon vor 160 Jahren freute sich jemand über seinen Lehrabschluss : Em. Streichenberg, der vier Jahre zuvor bei Joh. Rud. Geigy die Lehre angefangen hatte. Dies geht aus dem ältesten industriellen Lehrvertrag aus dem Novartis-Archiv hervor, einer wahren Trouvaille. Der Lehrvertrag nannte sich damals «Accord», und er wurde «zwischen Herrn Joh. Rud. Geigy und Herrn Euler-Frey in Basel, als Grossvater von Em. Streichenberg» abgeschlossen. Immerhin durfte auch der junge Herr Streichenberg seine Unterschrift darunter setzen. Lehrbeginn war am 9. Januar 1851, und der Lernende hatte «bis zum 9. Januar 1855 zu verbleiben». Das Caféhaus war tabu Unter den «Pflichten eines rechtschaffenen Lehrjungen» verstand man ein «ruhiges stilles Betragen», und zwar auch ausserhalb des Comptoirs, wie der Vertrag festhält : «Während der Dauer dieses Lehraccordes ist ihm untersagt, Wein-, Bier- oder Caféhäuser in hiesiger Stadt zu besuchen.» Eine Klausel, die sich nicht in die Lehrverträge von heute hinüberretten konnte! «Während der Dauer dieses Lehraccordes ist ihm untersagt, Wein-, Bier- oder Caféhäuser in hiesiger Stadt zu besuchen.» Fotoquelle : Firmenarchiv der Novartis AG Lehrvertrag von 1851 Motivation, Einsatz, Diskretion, Pünktlichkeit und nicht zuletzt auch Flexibilität waren schon damals gefragt : Herr Streichenberg verpflichtete sich vertraglich, «alle vorkommenden Geschäfte mit Eifer und Thätigkeit zu machen, und den Nutzen von Joh. Rud. Geigy zu befördern, wenn er immer kann ; auch verspricht er über Alles die grösste Verschwiegenheit zu beobachten, sich zur rechten Zeit des Morgens von 7 Uhr, und Nachmittags ½ 2 Uhr auf dem Comptoir einzufinden, und so lange zu verbleiben, als es die Geschäfte erfordern.» Aber auch die Pflichten der Lehrfirma waren Gegenstand des Vertrags : «Herr Joh. Rud. Geigy wird dagegen den Em. Streichenberg soweit es seine Fähigkeiten erlauben mit allen in der Handlung vorkommenden Geschäften bekannt zu machen suchen.» Herr Streichenbergs Berufsbildner war also offenbar der Chef persönlich, der sich hier mit sympathischer Zurückhaltung zu den eigenen Fähigkeiten äussert. Wie wohl Em. Streichenberg seine Lehrjahre erlebt hat? Leider kann er uns nicht mehr davon erzählen. aprentas möchte es sich aber nicht nehmen lassen, Em. Streichenberg ganz herzlich zum 160-Jahre-Jubiläum seines Lehrabschlusses zu gratulieren! Impressum Herausgeber aprentas, Postfach, 4002 Basel Telefon Redaktion Cornelia Frei Telefon E - Mail info@aprentas.com, Gestaltung icona, Basel Druck Kreisdruck AG, Basel
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