Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft. Freie Hansestadt Bremen. Bremen,
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- Andrea Brahms
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1 Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft Freie Hansestadt Bremen PRESSEMITTEILUNG Senatorin Quante-Brandt: Enttäuschende Ergebnisse - Anstrengungen konsequent fortsetzen Bremen, Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hat heute, Freitag in Berlin die Ergebnisse des Ländervergleichs der Sekundarstufe I in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik veröffentlicht. Das sind enttäuschende Ergebnisse. Wir werden uns der Herausforderung stellen. Wir brauchen eine offene Auseinandersetzung damit und müssen Antworten auf die Frage finden: Wie können wir besser werden?, kommentierte Bremens Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt die Ergebnisse des Ländervergleichs. Wie und was wurde getestet? Die vorgelegten Ergebnisse sind Auswertungen der Tests, die 2390 Schülerinnen und Schüler im Land Bremen aus zufällig ausgewählten 62 Schulen absolviert haben. Dabei handelte es sich um Gymnasien, Gesamtschulen, Werkschulen, Förderzentren und Schulzentren mit Sekundar- und Gymnasialklassen. Die Oberschulklassen wurden noch nicht getestet, weil sie 2012 noch keine 9. Jahrgänge hatten. Bundesweit haben knapp Schülerinnen und Schüler aus mehr als Schulen teilgenommen. Mathematik: Die Standards umfassen die in den Bildungsstandards beschriebenen Kompetenzbereiche 6 allgemeine und 5 inhaltsbezogene Kompetenzen. Allgemeine: Argumentieren, Probleme mathematisch lösen, mathematisch modellieren, Mathematische Darstellungen verwenden. Mit symbolischen, formalen und technischen Elementen der Mathematik umgehen und Kommunizieren Inhaltsbezogene: Zahlen und Operationen, Raum und Form, Muster und Strukturen, Größen und Messen sowie Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit Naturwissenschaften: In den Fächern Biologie, Chemie und Physik wurden jeweils die Standards für die Bereiche Fachwissen und Erkenntnisgewinnung getestet. Verantwortlich: Christina Selzer Pressereferat Rembertiring Bremen (04 21) Fax (04 21) christina.selzer@bildung.bremen.de
2 Der Ländervergleich im Überblick Die Tabelle der durchschnittlich erreichten Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik zeigt, dass Bremer Schülerinnen und Schüler wie in den vergangenen Jahren vergleichsweise schwache Ergebnisse erzielen. Im Ranking der Bundesländer belegen sie im Fach Mathematik mit einem Punktwert von 471 den 16. Platz. In den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie und Chemie im Bereich Fachwissen mit 481 bzw. 477 ebenfalls den 16. Platz, in Physik mit 483 Punkten den 14. Platz. Im Bereich Erkenntnisgewinnung erreichen Bremer Schülerinnen und Schüler in allen drei Fächern jeweils den 16. Platz mit durchschnittlich 481(Biologie), 479 (Chemie) bzw. 480 (Physik) Punkten. Mathematik Biologie Chemie Physik Fachwissen Fachwissen Fachwissen Deutschland Hamburg Berlin Bremen 471 (Platz 16) 487 (Platz 16) 477 (Platz 16) 482 (Platz 14) Der Abstand Bremen zum bundesweiten Durchschnitt beträgt in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern zwischen 13 und 29 Punkten. Der Unterschied zwischen den Leistungen der Leistungsschwächsten und der Leistungsstärksten ist in Mathematik und in den naturwissenschaftlichen Fächern größer als in den meisten anderen Ländern. Die Verteilung der Bremer Schülerinnen und Schüler auf die Kompetenzstufen im Fach Mathematik stellt sich ein Schuljahr vor dem Abschluss wie folgt dar: Angestrebter Abschluss I Unter Mindeststandard II Mindeststandard III Regelstandard IV Regel- Standard V Optimalstandard plus Berufsbildungsreife 33,7 52,2 13,5 0,7 0,0 Mittlerer Schulabschluss 23,5 31,8 27,7 13,0 4,0
3 Im Fach Mathematik erreichen Bremen weit 44 Prozent aller Schülerinnen und Schüler bereits ein Jahr vor dem angestrebten Abschluss die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Regelstandards für den Mittleren Schulabschluss (MSA). Für die Berufsbildungsreife gilt: 66,4% aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler erreichen die für den Hauptschulabschluss festgelegten Mindeststandards, aber nur 14,2% die Regelstandards. Auch sie haben aber in Bremen noch ein Jahr Zeit, ihre Leistungen bis zum Abschluss zu verbessern. In den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik zeigt sich in Bremen, dass die MSA-Regelstandards von 51 bis 68 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die den Mittleren Schulabschluss anstreben, bereits ein Jahr vor dem angestrebten Abschluss erreicht werden. Weitere Analysen zu herkunftsbedingten Unterschieden Sozioökonomische Voraussetzungen Zusätzlich zu den Kompetenztests wurden im Rahmen der Erhebungen Fragebögen für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern sowie Lehrkräfte und Schulleitungen eingesetzt. Die Daten geben Hinweise zu den Rahmenbedingungen schulischen Lernens. Darauf basierende ergänzende Analysen ermöglichen eine bessere Einordnung der Testergebnisse. In allen Bundesländern besteht Differenz der Kompetenzmittelwerte zwischen ein stark ausgeprägter Extremgruppen sozialer Herkunft im Fach Mathematik Zusammenhang zwischen dem Brandenburg sozialen Hintergrund und den Hamburg erworbenen Kompetenzen. Bremen Bundesweit erreichen Berlin Schülerinnen und Schüler aus Bayern sozial besser gestellten Familien Deutschland im Fach Mathematik im Durchschnitt 82 Punkte mehr als Punktdifferenz Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien. Das entspricht einem Leistungsvorsprung von fast 3 Schuljahren zugunsten der Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Sozialstatus. Das Ausmaß
4 dieses sozialschichtbedingten Kompetenzgefälles ist je nach Bundesland allerdings unterschiedlich, in den Stadtstaaten und in Brandenburg jedoch besonders hoch. Sozioökonomische Voraussetzungen in Bremen Es ist unstrittig, dass die Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heranwachsen, für den Bildungserfolg von entscheidender Bedeutung sind. In Bremen wachsen besonders viele Kinder in schwierigen sozialen Verhältnissen auf. Der im Juni 2012 veröffentlichte nationale Bildungsbericht unterscheidet zwischen drei Faktoren, die als Risikolagen bezeichnet werden: Das soziale Risiko bezieht sich auf das Betroffensein von Erwerbslosigkeit, das Risiko der Bildungsferne bezieht sich auf das Bildungsniveau des Elternhauses und das finanzielle Risiko auf die von Armut Betroffenen. In Bremen wachsen gut 12 % aller Kinder unter 18 Jahren in Familien auf, die von allen drei Risikolagen betroffen sind (Bayern: unter 2 %). Die Kumulation aller drei Risikolagen hat gegenüber 2010 (10 %) sogar noch zugenommen. Zuwanderungsgeschichte Im Ländervergleich werden die Kompetenzen in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächer auch in Abhängigkeit vom Zuwanderungshintergrund dargestellt. Diese Analysen ergeben erhebliche Unterschiede zwischen den Herkunftsgruppen in den verschiedenen Kompetenzbereichen. Für Deutschland insgesamt analysiert die Studie einen erheblichen Einfluss der Zuwanderungsbiografie auf die schulische Leistung der Jugendlichen in allen getesteten Bereichen. Je nach Herkunft hat Zuwanderung auf die Leistung der Jugendlichen einen Effekt von bis 60 Punkten auf der Kompetenzskala in Mathematik. Für einige Herkunftsgruppen hat die Herkunft allerdings keinen Einfluss auf die Leistung. In Bremen wurde nur für einen Teil der Schülerinnen und Schüler die soziale Situation der Familie und Zuwanderungshintergrund erfasst, weil nur ca. die Hälfte der Schülerinnen und Schüler den ergänzenden Fragebogen ausgefüllt hat. Nach dem Bremischen Schuldatenschutzgesetz müssen in Bremen Eltern ihr Einverständnis dafür geben, dass ihr Kind einen Fragebogen ausfüllt. Die Daten sind also nur begrenzt belastbar.
5 Welche Maßnahmen zur Leistungsverbesserung in Mathematik und Naturwissenschaften gibt es bereits? - Seit 2006 gibt es in Bremen zentrale Abschlussprüfungen am Ende der 10. Jahrgangsstufe in Deutsch, Mathematik und Englisch. - Die Bildungspläne wurde neu entwickelt und an den Standards der KMK orientiert. - Bremen hat sich am länderübergreifenden Programm zur Unterrichtsentwicklung in den MINT Fächern (SINUS) beteiligt. - Seit WS 2012 müssen alle angehenden Grundschullehrkräfte zwingend Deutsch und Mathematik studieren. - Wir haben die Schulstruktur verändert. Wir haben das längere gemeinsame Lernen eingeführt, auch der Ausbau der Ganztagsschulen sind wichtige Maßnahmen, mit denen man den Bildungserfolg vom sozialen Status entkoppelt. - Die Einführung der Oberschulen mit Jahrgangsteams und Unterrichtskonzepten für heterogene Lerngruppen erleichtert die gemeinsame Unterrichtsvorbereitung im Jahrgang und die Übergabe gelungener Unterrichtseinheiten an Folgejahrgänge. - Offensive Bildungsstandards: Im Herbst 2010 startete sie in den Grundschulen, im Sommer 2011 in der Sek I. Das Ziel: Die Umsetzung der Bildungsstandards soll gestützt werden durch schulübergreifende Kooperationen und Fachkonferenzen: In Grundschulen gab es die Ausrichtung auf Mathematik und Deutsch. Im Sek I-Bereich auf Mathematik, NW, Deutsch, Englisch. - Angesichts der Bedeutung der Sprache für den Lernerfolg auch in Mathematik und Naturwissenschaften födern wir gezielt die Sprachbildung: mit dem Sprachbildungskonzept liegt die Grundlage vor. Ein wesentlicher Grundsatz besteht darin, die Sprachbildung als Aufgabe aller schulischen Fächer wahrzunehmen. Um fachliche Kompetenz sicherzustellen, werden SprachberaterInnen eingesetzt, die in den Schulen Input und fachliche Unterstützung geben. - Gemeinsam mit der Universität, dem Landesinstitut,Stiftungen und der Handelskammer werden vielfältige, unterrichtsergänzende Maßnahmen angeboten: so etwa Schullabore in der Uni, Wettbewerbe (Jugend forscht, Matheolympiade) und Wahlangebote. Diese MINT Aktivitäten sollen zukünftig in einem MINT Forum gebündelt werden. - Lehrerausbildung: Um dem Lehrermangel in den Naturwissenschaften entgegenzuwirken, erhalten Bewerber für den Schuldienst mit den Fächern Physik und Chemie schnelle Zusagen. Fachfremder Unterricht kann dadurch minimiert werden.
6 Was wir tun werden: Gemeinsam Schule und Unterricht weiterentwickeln Die Schulreform von 2009 hat die äußeren Strukturen geschaffen. Damit ist der erste Schritt getan. Nach der Einigung über die Schulstrukturreform geht es nun konkret um die Umsetzung und die inhaltliche Ausgestaltung: Die Konzentration auf die Qualität des Unterrichts steht im Zentrum. Als unser Ziel haben wir benannt, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schülern deutlich verbessert werden müssen. Das haben wir leider noch nicht erreicht. Es dauert lange, bis eine Schulreform greift. Wir brauchen dafür die wichtigsten Akteure: Das sind die Lehrer/innen und Schüler/innen, Schulleitungen und insbesondere auch die Eltern, die eine hohe Bedeutung für die Lerneinstellung ihrer Kinder haben. Das Ziel ist:alle ziehen an einem Strang. Mehr fachliche Qualität in den Unterricht Die Senatorin verwies auf die Stellungnahme der KMK: Erfolgreicher Wissenserwerb hängt von einem klar strukturierten kognitiv aktivierenden Unterricht ab, der von gut ausgebildeten Lehrkräften professionell gestaltet wird. Wir wollen uns deshalb künftig noch stärker mit gutem Unterricht befassen. Wir wollen die Lehrerinnen und Lehrer darin bestärken, einen anspruchsvollen Unterricht zu gestalten. Dazu müssen in den Schulen die Strukturen für die fachliche Zusammenarbeit gestärkt werden. Gemeinsam mit den Schulleitungen soll die Verbindlichkeit der Umsetzung der Bildungspläne und der schulinternen Absprachen zu den Unterrichtszielen erhöht werden. In einem ersten Schritt werden die Ergebnisse des Bildungsstandardvergleichs nach den Herbstferien den Schulleitungen vorgestellt und weitere Schritte mit ihnen beraten. Die Schulleitungen können die schulspezifischen Ergebnisse des Ländervergleichs beim IQB anfordern. Die Senatorin erwartet, dass die Schulleitungen diese auswerten. Mehr Qualität in der fachlichen Begleitung durch die Schulaufsicht Die Schulaufsicht wird die Schul- und Unterrichtsentwicklung noch stärker verantwortlich begleiten. Zwischen Schulleitung und Schulaufsicht werden über die Weiterentwicklung des Unterrichts Vereinbarungen getroffen. Diese werden regelmäßig überprüft.
7 Fazit von Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt Die sozialen Ausgangsbedingungen in Bremen sind deutlich schlechter als in allen anderen Bundesländern. Hauptrisikofaktor für schlechte Lernergebnisse ist die Bildungsferne von Elternhäusern. Um gerade auch diesen Kindern Bildungschancen zu bieten, werden wir gemeinsam die Qualität des Unterrichts weiter verbessern.
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