Interkulturelle Bildung. Herausforderungen für die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule
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- Gretel Dittmar
- vor 7 Jahren
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1 Interkulturelle Bildung Herausforderungen für die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule
2 Gliederung 1. Einleitung 2. Leitmotive und Ziele interkultureller Bildung 3. Institutionelle Voraussetzungen 4. Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte
3 1. Zur Einleitung Die Programmatik interkultureller Bildung ist inzwischen Jahrzehnte alt. Im bestehenden Bildungssystem ist es schwierig, die damit verbundenen Intentionen einzulösen. Relativ günstig sind die Voraussetzungen aus mehreren Gründen noch in der Grundschule (päd. Orientierung, noch wenig Selektion).
4 2. Leitmotive und Ziele Für die interkulturelle Bildung sind zwei Leitmotive maßgebend: Anerkennung und Gleichheit
5 Anerkennung meint die Anerkennung von Weltbildern, Werten, kulturellen Praktiken, die für andere identitätsrelevant sind. In der Regel betrifft das Sprache und Religion.
6 Päd. Hilfe beim Identitätsmanagement Pädagogische Institutionen müssen das freie Aushandeln der Identität ermöglichen. Kontraproduktiv dafür sind nicht nur offene oder versteckte Abwertungen, sondern auch feste Zuschreibungen die generelle Vernachlässigung individuell bedeutsamer Kulturelemente u. Zugehörigkeiten (wichtig: Individualisierung!)
7 Anerkennung ist eine paradoxe Handlungsorientierung oder Handlungsanforderung (Paul Mecheril 2005).
8 Gleichheit meint die Gleichheit der Rechte und Sozialchancen, gleiche Behandlung in Institutionen. Pädagogik kann diese Gleichheit nicht herstellen. Aber sie kann und muss Ungleichheiten bewusst machen. Dies betrifft u. a. strukturellen Rassismus.
9 Ziele (z. B. im Grundschulalter) die Vielfalt von Familienformen kennen und anerkennen lernen die eigene Familiengeschichte erkunden religiöse Vielfalt kennen lernen erfahren, wie unterschiedlich Sprachen sind die Bedeutsamkeit der jeweiligen Herkunftssprache für Mitschüler erkennen
10 Ziele (z. B. im Grundschulalter) die Erwartungen an Schule und Zukunftsvorstellungen diskutieren Diskriminierungserfahrungen von Mitschülern zur Kenntnis nehmen ein Engagement für Benachteiligte entwickeln
11 3. Institutionelle Voraussetzungen Für interkulturelles Lernen (wie für soziales Lernen überhaupt) sind die Erfahrungen entscheidend, die die Kinder in den pädagogischen Institutionen machen. Belehrungen kommen gegen Erfahrungen nicht an (Wilh. Heitmeyer).
12 Gesellschaft Bildungssystem Schule vor Ort v. a. Art und Grad der sozialen Selektion z. B. Staatsangehörigkeits- copyright u. Ausländerrecht, Georg Auernheimer polit. Diskurse
13 Kriterien einer interkulturellen Schule I Schulphilosophie und Schulprofil interkulturell ausgerichtet gutes Schulklima außerunterr. Aktivitäten (Ganztagsbetrieb) Kooperation, Teamteaching Elternarbeit, Einbindung der Eltern lokale Vernetzung, spez. auch mit Migrantenorganisationen
14 Kriterien einer interkulturellen Schule II Austauschprogramme Kollegiale Fallberatung, Supervision Förderdiagnostik (z. B. Lernberichte) Antidiskriminierungsmaßnahmen, soziales Monitoring
15 Gutes Sozialklima Aspekte: Unterstützende Atmosphäre Individualisierung Lehrer/innen als Ansprechpartner Transparenz Partizipation Förderung von Kooperation Konfliktbearbeitung
16 Empfehlenswert: Kooperation Grundschule KiTa und Sek I Elterntreffs für eine Sprachgruppe Home-School-Agreement Zweisprachige koord. Alphabetisierung Lesemütter Sprachkurse für Mütter Schülerpatenschaften Cooperative Learning Arbeit mit Portfolios
17 Strukturmaximen der Jugendhilfe Prävention Lebensweltorientierung Regionalisierung - Anerkennung Integration - Gleichheit Partizipation Alltagsorientierung Einmischung (Vernetzung)
18 Kriterien interkultureller Öffnung Interkulturelles Leitbild Abbau von Zugangsbarrieren (räumlich, kulturell, speziell sprachlich) Multikulturelles Personal (Migr.hintergr.!) Interkulturelles Teamwork Supervision oder Intervision Lokale Vernetzung, spez. Kooperation mit Migrantenorganisationen)
19 4. Anforderungen an pädagogische Fachkräfte In der Einwanderungsgesellschaft wenig hilfreich sind (z. B.): eine Fixierung auf fremde Mentalitäten (oder aber) Differenzblindheit pauschaler Fundamentalismus-Verdacht (oder aber) Indifferenz kein Eingeständnis eigenen Befremdens barsche Assimilationsforderungen
20 These 1 Kommunikationsstörungen entstehen (nicht nur bei interkultureller Kommunikation) durch divergente Erwartungen, die zu Erwartungsenttäuschungen führen.
21 These 2 Die entscheidende Störungsquelle liegt bei interkulturellen Kommunikationssituationen auf der Beziehungsebene.
22 Was bestimmt die interkulturelle Kommunikation? Kulturmuster Machtasymmetrien Kollektiverfahrungen Fremdbilder gegenseitige Erwartungen Interaktionen
23 + Kulturdifferenz Machtasymmetrie Störanfälligkeit der Kommunikation
24 Versuchungen des Dominanten: Paternalismus Bescheidwissen, Deuten Themensetzung Zuweisung der Rollen Attributionen Gesprächsorganisation Bestimmung über Nähe und Distanz
25 Reaktionen auf Dominanz: generalisiertes Misstrauen Überempfindlichkeit Sprache der Opfer (Banning 1995) Infantilisierung (Knapp 2002, vgl. Pinderhughes 1998) Paradoxien, Humor, Spitzfindigkeiten, Täuschungen (Pinderhughes 1998) Aggressivität, resistance
26 Der Teufelskreis der Ethnisierung Stereotyp Bestätigung z. B. typisch Südländer problematische Reaktion
27 Betr.: Wissen Haltungen Fähigkeiten Machtasymmetrien Kollektiverfahrungen Fremdbilder fremde Scripts
28 Synergieorientierung nach Bender-Szymanski L. ist bemüht, Motive für unerwartetes Verhalten zu ergründen. L. vermeidet Generalisierungen. L. nimmt eigene Anteile an der Interaktion wahr. L. relativiert eigene Wertvorstellungen. L. ist einfallsreich im Aufsuchen eines dritten Wegs.
29 Eine Typologie des Umgangs mit Heterogenität (Schweizer Studie) (1) Der abgrenzend-distanzierte Typus (kulturelle Heterogenität ohne Bedeutung) (2) Der stillschweigend anerkennende Typus (3) Der sprachorientierte Typus (Fokus: sprachliche Vielfalt als Lernpotential), a. individuell, b. teamorientiert (4) Der synergieorientierte Typus (kulturelle Unterschiede generell als Lernpotential), a. individuell, b. teamorientiert
30 Regeln für den Dialog 1: Nicht die fremde Realität am eigenen Idealzustand messen! Wachsam sein gegenüber Projektionen! Nicht zur zivilisatorischen Mission verleiten lassen! Den eurozentr. Blick prüfen! Die Achtung des Dialogpartners nicht von der Bewertung seines Weltbilds abhängig machen!
31 Regeln für den Dialog 2: Versuchen, auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren! Eine kooperative Haltung einnehmen, ohne eigene Grundüberzeugungen zu opfern! Co-membershiping praktizieren! Zum Beispiel gemeinsame elterliche Sorgen ansprechen!
32 Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
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