Ambulante Versorgungsqualität von Patienten mit Vorhofflimmern: Vergleich von Praxisdaten und kassenärztlichen Abrechnungsdaten
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- Benedikt Rothbauer
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1 Aniela Angelow Rebekka Deißer Martin Sander Jean-François Chenot Ambulante Versorgungsqualität von Patienten mit Vorhofflimmern: Vergleich von Praxisdaten und kassenärztlichen Abrechnungsdaten gefördert durch:
2 HINTERGRUND Orale Antikoagulation bei Vorhofflimmern (VHF) VHF ist die häufigste klinisch relevante Herzrhythmusstörung 1 starke Altersabhängigkeit weiterer Anstieg der Prävalenz ist zu erwarten 5-fach erhöhtes Risiko für einen thromboembolischen Schlaganfall Risikoreduktion durch orale Antikoagulation (OAK) = 68% 2 > 50% der Patienten mit VHF erhalten nach Analyse von Sekundärdaten keine OAK 1 1. Wilke et al. Oral anticoagulation use by patients with atrial fibrillation in Germany. Thromb Haemost. 2012; Camm et al. Guidelines for the Management of Atrial Fibrillation. Eur Heart J 2010;31.
3 FRAGESTELLUNG Wie hoch ist die tatsächliche Verordnungsrate von OAK bei Patienten mit VHF? Welche Gründe für die Nicht-Verordnung von OAK liegen vor? Wie sind Qualitätsindikatoren auf Basis von Routinedaten zu interpretieren? vergleichende Analyse der Qualität der ambulanten Versorgung bei VHF anhand direkt in der Praxis erhobener Daten und Abrechnungsdaten
4 METHODE UND STUDIENPOPULATION 182 Praxen kontaktiert 17% 39 Praxen lehnen die Teilnahme ab: 19 Praxen ausgelastet 8 Praxen geschlossen / Arzt im Ruhestand 8 Praxen ohne Angabe von Gründen 3 Praxen mit zu geringer Fallzahl 1 Praxis wünscht generell keine Studienteilnahme 31 Praxen rekrutiert 94% 6% 2 Praxen brechen die Studie ab: Arbeitsaufwand zu hoch 20 FÄ für Allgemeinmedizin 9 Internisten mit hausärztlicher Versorgung 29 teilnehmende Praxen (Landkreise OVP, DM und HGW) schließen die Studie ab 62 % Männer: 51 ± 8 Jahre 38 % Frauen: 51 ± 6 Jahre
5 METHODE UND STUDIENPOPULATION Einschluss Patienten mit Vorhofflimmern (ICD I 48.-) Behandlungszeitraum Filtern mit Praxissoftware 45% 1689 Patienten mit Vorhofflimmern identifiziert Praxis 58 [10-537] Ausschluss Vertretungspatienten / Urlauber im Beobachtungszeitraum Verstorbene Privatpatienten 762 Patienten ausgeschlossen 55% Datenerhebung standardisierter Erhebungsbogen Interview mit dem Hausarzt 927 geeignete Patienten identifiziert und analysiert Praxis 32 [8-71] Datenauswertung vergleichende Analyse auf Praxisebene Abgleich mit KV - Daten aller eingeschlossenen Patienten
6 Häufigkeit in Prozent ERGEBNISSE Patienten 927 Patienten mit VHF (I 48.-) in 29 Hausarztpraxen identifiziert 54% Männer, 46% Frauen Alter: Männer 73 ± 10 Jahre, Frauen 78 ± 8 Jahre 7% Pflegeheimbewohner 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 88% 52% 43% 43% 13% 11% 3% 3%
7 Häufigkeit in Prozent ERGEBNISSE Thromboembolieprophylaxe 93 % mit Indikation zur oralen Antikoagulation (CHA2DS2-VASc-Score 2) rohe Gesamt-OAK-Verordnungsrate von 75% (Praxisdurchschnitt 73% ± SD 17) 80% 70% % 50% 40% 30% 29 20% 10% 0%
8 ERGEBNISSE Gründe für Nicht-Verordnung von OAK leitliniengerechte Versorgung von 92% der Patienten unter Berücksichtigung von Diagnosesicherheit und OAK-Kontraindikationen: Sturzgefahr 67 Demenz 54 Blutungsgefahr 43 Ablehnung des Patienten 39 Noncompliance 34 Alkoholismus 28 Keine Blutentnahmen möglich 17 INR-Einstellungsschwierigkeiten 11 0% 5% 10% 15% 20% 25% Weitere: Tumorerkrankungen soziale Gründe Psychische Erkrankungen Dialysepatienten Kardioversion Katheterablation seltene Erkrankungen mit Wirkung auf die Hämostase Häufigkeit in Prozent (Mehrfachnennungen möglich)
9 Häufigkeit in Prozent ERGEBNISSE adjustierte Verordnungsrate auf Praxisebene Direkterhebung 100% Thromboembolieprophylaxe bei Vorhofflimmern im Praxenvergleich 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Praxis-Nr Vit-K-Antagonisten leitliniengerechte alternative Antikoagulation keine/ungenügende Antikoagulation
10 Häufigkeit in Prozent ERGEBNISSE Vergleich Praxisdaten und Abrechnungsdaten KV deutliche Abweichung zwischen Praxis- und Routinedaten geringer Unterschied zwischen roher und adjustierter Rate in KV Daten 0 Rohe Verordnungsrate Adjustierte Verordnungsrate Daten Praxis Daten KV
11 DISKUSSION weitere Aspekte der Versorgungsqualität ICD-Codierung = Fehlerquelle Diagnoseunsicherheit? Schwierigkeit der Beurteilung leitliniengerechter Versorgung: Dialysepatienten Kardioversion und Katheterablation bei VHF Seltene individuelle Kontraindikationen, z.b. Faktor VIII-Mangel, Psychosen
12 SCHLUSSFOLGERUNGEN Ein hoher Anteil der Patienten mit Vorhofflimmern wird leitliniengerecht antikoaguliert. Es liegt eine deutliche Diskrepanz zwischen roher und adjustierter OAK- Verordnungsrate vor. Qualitätsindikatoren auf Basis von rohen Praxis- oder Routinedaten führen zu einer systematischen Unterschätzung der Leitlinienadhärenz bei VHF. Messung der Versorgungsqualität von VHF nur mit einem durch Forschung definiertem Referenzbereich Ausblick: vergleichende Analyse mit den Daten der AOK geplant
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