Zustand von Auen Verlust von Überschwemmungsflächen. Impulsvortrag. Edgar Reisinger. Flüsse brauchen Raum 15. Juni 2015
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- Sebastian Steinmann
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1 Edgar Reisinger Abteilung 3 Naturschutz Impulsvortrag Flüsse brauchen Raum 15. Juni 2015 THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGI Zustand von Auen Verlust von Überschwemmungsflächen Auenzustand Deutschlandweit sind 2/3 der ehemaligen Auen an Flüssen verloren gegangen 10 % der verbliebenen Flussauen sind ökologisch intakt. BfN, 2009 BfN, 2009
2 Flussauen in Deutschland Foto: Thomas Ehlert Foto: Planungsbüro Koenzen Foto: Bernd Schackers, UIH Foto: Thomas Ehlert Foto: STMUG Bayern Donau, 2013 Foto: Thomas Ehlert Foto: André Künzelmann, UFZ
3 Wir müssen den Flüssen ihren Raum lassen Helmut Kohl , Deich bei Hohenwutzen, Quelle: rp-online.de Angela Merkel , Altstadt Passau Quelle: rp-online.de Gerhard Schröder 2002, Grimma / Mulde Quelle: rp-online.de Was ist seitdem passiert? Rückgewinnung von Flussauen Flüsse in D: ha zw und 2015 (59 Projekte) d.h. Zugewinn von 1 % Auenfläche in 20 Jahren Ggf. hier noch Ergebnisse Rhein (2000 zur Rückgewinnung 2014): von 9 Deichrückverlegungen Überschwemmungsfläche mit ha 1 Vergrößerung der rezenten Rheinaue um 3,4 % n durch Rückdeichungen An Elbe den (2005 Flüssen einfügen 2015): in Deutschland sind weiterhin große Anstrengungen 8 Deichrückverlegungen Ergebnisse notwendig, sind mit noch um hafrühere 2 Überschwemmungsgebiete Vergrößerung der rezenten Elbaue um 2,4 % nicht vollständig zurückzugewinnen. Hase (2002 ausgewertet. 2006): 4 Deichrückverlegungen mit 474 ha Vergrößerung der rezenten Haseaue um 16,2 % 1 incl.deichbruch 1983 am Kühkopf (710 ha); ohne Rückverlegung des Sommerdeiches an der Bislicher Insel 2 incl. Deichrückverlegung Lödderitzer Forst bei Aken (600 ha)
4 Gesellschaftlicher Nutzen von Auen Quelle Schäfer und Kowatsch 2015 nach Dehnhardt et al Foto: Stadt Monheim Auenrenaturierung in Deutschland tut sich was Bundesweiter Überblick etwa 170 größere Auenrenaturierungen an Flüssen in Deutschland von , u.a. Anschluss von Altarmen und Flutmulden Wiederherstellung von Auwäldern, Feuchtwiesen, Auengewässern Zurückverlegung von Deichen Extensivierung land- und forstwirtschaftlicher Nutzung Wirkung der bislang umgesetzten Maßnahmen insgesamt noch begrenzt Quelle: BfN unveröff.
5 Verbesserung des Auenzustandes durch Renaturierungsmaßnahmen Quelle: Lippe, Klostermersch 2008 Foto NZO GmbH Quelle: Erholungswert naturnaher Auen 93 % der Befragten stimmen der Aussage zu, dass naturnah gestaltete Flüsse und Bäche schöner sind als begradigte Flüsse und Bäche. Quelle: Naturbewusstseinsstudie 2013 Foto: Trägerverbund Burg Lenzen e.v. Foto: B. Felinks, Trägerverbund Burg Lenzen e.v. Foto: T. Ehlert, BfN Grimma,
6 Bundesprogramm Blaues Band Koalitionsvertrag 2013 der Bundesregierung Es wird ein Bundesprogramm Blaues Band aufgelegt, um die Renaturierung von Fließgewässern und Auen zu fördern, Wir Politiker brauchen detaillierte Handlungsvorschläge, um den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen. E. Reisinger Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: 3. Plenarsitzung des Weltbiodiversitätsrats in Bonn am BMUB Pressedienst Nr. 001/14 THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOG
7 In drei Bereichen beim Klimawandel, beim Einsatz von Stickstoffdünger und beim Artensterben haben wir die Grenzen schon überschritten. Interview Jörg Staude E. Reisinger THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOG Edgar Reisinger 14
8 E. Reisinger THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOG Instrumente der Flächenbeschaffung Sozialverpflichtung des Eigentums Art. 14 GG Kauf und Tausch Kommunales Eigentum incl. Flächentausch Nutzungsausfall-Entschädigung Entwicklungsdividende Flächenbereitstellung über Ersatzmaßnahmen Reduzierung des Flächenverbrauchs Führen von Ökokonten schonender Umgang mit landwirtschaftlichen Produktionsflächen Bodenordnung vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren zur Landentwicklung - 86 FlurbG Bereitstellung von Land in großem Umfange für Unternehmen - 87 FlurbG Beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren - 91 FlurbG Freiwilliger Landtausch - 103a FlurbG n. Nußbaum, 2015
9 Wege zur Flächenbeschaffung Zielkulisse bestimmen (öffentliches) Eigentum identifizieren und Akzeptanz für deren Einsatz einwerben Synergien zum Naturschutz suchen und gemeinsame Projekte anstoßen Synergien zur Bauleitplanung abfragen und kommunale Interessen integrieren Synergien zum Hochwasserschutz suchen und umsetzen Flächenbereitstellung über Ersatzmaßnahmen Anlegen von Ökokonten geeignetes Mittel wählen Gestattung - Kauf Tausch Ersatzmaßnahme Ökokonto Bodenordnung n. Nußbaum, Möglichkeiten zur Flächenorganisation anhand motivierender Beispiele Flächenbeschaffung wird erleichtert, wenn zunächst die Auenflächen identifiziert und auf ihre Eignung hin geprüft werden, die heute schon im Besitz der öffentlichen Hand wie Kommunen, Kreise, Land (Landesforsten, Naturschutz, Straßenbauverwaltung), oder Naturschutzstiftungen und Umweltverbänden sind Vielfach sind Schutzgebietskulissen (NSG, FFH- und Vogelschutzgebiete) geeignet, für die Wasserwirtschaft und Naturschutz übereinstimmende Ziele verfolgen Von größter Bedeutung erscheint ein vorbereitendes, begleitendes, langfristig angelegtes Flächenmanagement durch erfahrene Organisationsstrukturen (v.a. Agrarverwaltungen) zu sein
10 Erfolgsfaktoren für eine Flächenbereitstellung im Rahmen eines konkreten Projektes: Anbieten von Ausgleich / Ersatz, z.b. Tauschland win-win-situationen / Maßnahmen-Mehrwerte (HW-Schutz, Gewässererleben etc.) Vertrauen gegenüber dem Maßnahmenträger und den beteiligten Behörden Einbeziehung landwirtschaftlichen Fachverstandes (Vertrauenspersonen) bei den Flächenverhandlungen Ungünstige Bewirtschaftungsbedingungen, v.a. auf Grünlandstandorten (Topographie, Zuschnitt, Bodenfeuchtigkeit) Zeitpunkt der Information und Beteiligung (vorgesetzte Planungsergebnisse z.b. meistens absolut kontraproduktiv, es sei denn, dass Maßnahmenträger erforderliche Flächen bereits besitzt) Akzeptanz deutlich höher, wenn Flächen gleichzeitig als Ausgleichsbzw. Ersatzflächen im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung angerechnet werden Flächenbereitstellung für Gewässer- und Auenentwicklung setzt zwingend Akzeptanz bei Betroffenen voraus... breit angelegte, zielgruppenorientierte, frühzeitige und zeitaufwändige Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligung ist notwendig! Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers
11 Flächensicherung durch ELER A Förderprogramm Dauerhafte Umwandlung von Ackerland in Extensivgrünland in Überschwemmungsgebieten (HQ 100 ) und auf Niedermoorböden B Förderprogramm Extensive ganzjährige Standweide mit Rindern und Pferden C Anpassung der Grünlanddefinition D Gewährung einer Weideprämie E Neuausrichtung des Greening F Lenkung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen und produktionsintegrierter Kompensation in die Aue GBetriebsberatung für Landwirte in Auengebieten n. Reisinger aus Vortrag von Tasso Schikore & Karsten Schröder Symposium Moor, Sumpf, Wiesenvögel 2012
12 Bei Weidenutzung müssen die Flächen in Jahren mit durchschnittlichen Niederschlägen zumindest im überwiegenden Teil des Vegetationszeitraumes eine ausreichende Trittfestigkeit aufweisen und es muss eine betriebliche Besatzdichte von mindestens 0,1 GVE/ha vorhanden sein. Vorschläge des DVL umfassend definieren Dauergrünland: Flächen, die von Gras oder anderen Futterpflanzen (durch Selbstaussaat oder Einsaat) bewachsen sind, gemäht und/oder beweidet werden und die seit mindestens fünf Jahren nicht umgepflügt und neu eingesät wurden Grünfutterpflanzen:... Hierunter fallen ebenfalls Zwergsträucher, Röhricht, Binsen, Seggen und andere nicht oder nur eingeschränkt als Futter verwertbare Pflanzen (zum Beispiel Weideunkräuter ). eigener Nutzungscode landwirtschaftlich genutzte Naturschutzfläche: jährlich mindestens temporär beweidet oder gemäht vorrangig Naturschutz und Landschaftspflege dienend Art und Deckung der Vegetation unerheblich oder: bis 50 % Gehölze auf Weiden ohne CC-Schutz
13 FAZIT 1: Auenschutzprogramm Dauerhafte Umwandlung von Acker in Grünland GAK-Rahmenplan : bis zu extensive großflächige, möglichst ganzjährige Beweidung notwendig: 20-jährige Laufzeit
14 Fördermaßnahme und Potential Umwandlung von Acker in Extensivgrünland in Überschwemmungsgebieten (HQ 100) Dauerhafte Einstellung der ackerbaulichen Nutzung Beweidung: Besatzstärke von max. 1,0 GV/ha auch ganzjährig Standweide ohne Auskoppelung der Ufer Mahd nach dem 1.7. oder Sukzession ist in Teilbereichen möglich /ha/jahr Potenzial: ha in Deutschland = 350 Mio. /a E. Reisinger THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOG Nutzung der Ausgleichs- und Ersatzerfordernisse (auch der Ersatzgelder) für neue oder repowerte Windparks! Gewässerrenaturierungen als erforderliche Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen bedienen sowohl die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung, als auch die Zielerreichung gem. EG-WRRL nur einmaliger (kein doppelter!!!) Flächenverbrauch!!! (sehr große Akzeptanz in der Landwirtschaft) Vor allem attraktiv, wenn Windparks von Landwirten selbst (mit) betrieben werden: Interesse an zur Verfügung zu stellenden Windpark Paderborner Hochfläche (Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers) Flächen dann besonders groß!
15 Fazit 2: Flächenbereitstellung differenzieren Flächenbereitstellung zentrale Voraussetzung für Gewässerentwicklung Flächenansprüche müssen definiert werden, z.b. über Ermittlung von Entwicklungskorridoren! Zur Flächenbeschaffung stehen zahlreiche Instrumentarien zur Verfügung es gibt leider kein Patentrezept Aber: Nicht ausschließlich auf Kauf oder Flurbereinigung setzen vertragliche Vereinbarung wie Entwicklungsdividende / kapitalisierte Ausfallentschädigungen voran bringen Fördermöglichkeiten im Rahmen der umweltverträglichen Landnutzung nutzen Im Vorfeld konkreter Planungen lohnt die Suche nach Bündnispartnern bzw. win-win-situationen, die in aller Regel für mehr Akzeptanz auch bei betroffenen Nutzergruppen sorgen! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Foto: Simmat
16 Tab : Stickstoff-(N-)Reduktionspotential der Agrarumweltmaßnahmen im Verhältnis zum N-Austrag (IST-Szenario) für die Thüringer Nährstoffüberschussgebiete als absoluten Wert [t N/a] und relative Reduktion [%] Reduktionspotenzial durch Agrarumweltmaßnahmen W1 W2 W3 W22 W21 Uferrand_10 m Uferrand_20 m Uferrand_30 m N in t pro a 271,57 309,67 993,55 195,51 348,17 502,89 N rel. in % 1,78 2,03 6,5 1,28 2,28 3,29 n. BÄSE et al E. Reisinger THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOG E. Reisinger THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOG
17 Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer! (Antoine de Saint-Exupéry)
18 Edgar Reisinger Taurus - Naturentwicklung e.v. Landschaft wird zur Augenweide 3 5 Fotos: Prof. R. Luick Foto:Didion
19 Edgar Reisinger Taurus - Naturentwicklung e.v. Foto:Bunzel-Drüke 3 7 Flächenanspruch Gewässerentwicklungsräume Sohle Randstreifen Entwicklungskorridor Aue Anteil der betroffenen Ackerflächen bei Einrichtung eines beidseitigen 10-m-Streifens längs der FG in NRW: 0,6 % n. Nußbaum, 20
20
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