Vorbereitung des Umzuges in ein Pflegeheim als vollstationäre Einrichtung im Sinne des 71 des Elften Sozialgesetzbuches (SGB XI)

Transkript

1 Vorbereitung des Umzuges in ein Pflegeheim als vollstationäre Einrichtung im Sinne des 71 des Elften Sozialgesetzbuches (SGB XI) Zusammengestellt vom Seniorenrat der Stadt Bielefeld Im Vorfeld dieser Entscheidung gibt es Vieles zu bedenken und abzuklären. Vorliegendes Informationsblatt soll helfen, den Weg dieser Entscheidung zu begleiten. 1. Freie Entscheidung - Abklärung der eigenen Erwartungen, Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten - Gesundheitlicher Zustand (Beratung durch Hausarzt und ggf. ambulanten Pflegedienst) - Finanzielle Möglichkeiten (Zusammenstellung der Leistungen aus der Rente / Pension, ggf. Mieteinkünfte, Vermögen, Pflegeversicherung, Grundsicherung) - Es empfiehlt sich, rechtzeitig Überlegungen zu Vorsorgevollmachten anzustellen, wo der eigene Wille konkret formuliert ist 2. Sichtung des örtlichen Angebotes an Pflegeheimen - Sammlung erster Informationen, z. B. Bekanntenkreis, Pflegeberatung der Stadt Bielefeld (Neues Rathaus, Niederwall 23, Telefon und ), Pflegekassen, Internet - Anforderung von Heimprospekten, Leistungsbeschreibungen mit Preisliste, Muster eines Heimvertrages, Hausordnung, Pflegekonzept sowie Freizeit-, Musik,- Kultur und Beschäftigungsangebote - Ergebnis der letzten Qualitätsprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) erfragen 3. Vorauswahl - Vergleich der Angebote - Prüfung der Informationen anhand einer Checkliste (Anlage) u. a. hinsichtlich + Standort, Lage und Umfeld + Ausstattung des Heimes und des Wohnbereiches + Versorgung + Betreuung + Pflege + Kosten + Gewährung einer optimalen Versorgung, Pflege und Betreuung nach dem jeweils allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse und durch geschultes Personal

2 4. Besichtigung der Heime und deren Umgebung - Vereinbarung eines Besuchstermins - Mitnahme einer Vertrauensperson zur Besichtigung und Besprechung - Klärende Gespräche hinsichtlich + Räumlichkeiten (Einzel- oder Doppelzimmer) und zum Heimalltag + Freizeit-, Kultur- und Therapieangeboten + Hausordnung + Möglichkeit des Probewohnens + Möblierung der Zimmer, zu Telefon- und Fernsehanschluss + Anmelde- und Aufnahmemodalitäten + Beschwerdemanagement + Heimbeirat + Zusicherung der freien Arzt- und Apothekenwahl + Wohnungs-/Zimmerwechsel innerhalb des Hauses nur mit schriftlicher Vereinbarung (Vertragsänderung bzw. Änderungskündigung) 5. Auswahl des Heimes - Probewohnen oder Tagesaufenthalt mit der Einnahme von Mahlzeiten - Endgültige Entscheidung zur Anmeldung 6. Anmeldung - Zusammenstellung der Unterlagen für die Heimaufnahme + Personalausweis + Geburtsurkunde oder Familienstammbuch + ggf. Schwerbehindertenausweis + Rentenbescheid / Pensionsnachweis + Versicherungspolicen + Chipkarte der Krankenversicherung + ggf. Einstufungsbescheid der Pflegekasse + ggf. Befreiungsnachweis über die Zuzahlung von Arzneimitteln + Vorsorgevollmachten, ggf. Betreuungsverfügung, ggf. Patientenverfügung + Angaben zu den: Hausärzten, Fachärzten und Apotheken + ggf. Namensschilder zur Wäschezeichnung 7. Aufnahme - Ggf. Antrag auf Sozialhilfe -Übernahme der ungedeckten Heimpflegekosten- (Neues Rathaus, Niederwall 23, Amt für soziale Leistungen - Sozialamt -, Tel und ) - Benachrichtigung der Pflegekasse über den Umzug - Ggf. Beantragung von Pflegewohngeld durch das Pflegeheim

3 Checkliste zur Prüfung und zum Vergleich der Angebote als Anlage zur Vorbereitung des Umzuges in ein Pflegeheim 1. Standort, Lage und Umfeld - Ruhige, ansprechende Umgebung - Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen, z. B. Haltestellen, Geschäfte, Post, Bank, Arzt, Apotheke - Barrierefreie Begehung / Befahrung der Zugangswege 2. Ausstattung des Heimes und des Wohnbereiches - Barrierefreie Gestaltung der Innenräume und Außenanlagen - Garten- und/oder Terrassennutzung - Gemeinschaftsbereiche / Aufenthaltsräume (zentral/dezentral) - Sicherheitsvorkehrungen nach Empfehlungen des Sozial- und Kriminalpräventiven Rat der Stadt Bielefeld (z. B. einbruchsichere Türen im Erdgeschoss; besetzte Pforte / Rezeption) - Restaurant / Cafeteria / Kiosk - Therapieeinrichtungen - Räume für externe Dienstleister, z. B. Frisör, Fußpfleger - Orientierungshilfen (z. B. Schilder, farbliche Gestaltung) - Lichtverhältnisse / Beleuchtung im Haus - Übertragung von Informationen / Gottesdiensten in die Zimmer - Regelungen für Raucher - Geschützter Bereich für Demenzkranke - Größe und Ausstattung des Zimmers und der Nasszelle - Rückzugsmöglichkeiten bei Belegung eines Doppelzimmers - Individuelle Regulierung von Beleuchtung, Heizung und Fensteröffnung - Sonnenschutz vor den Fenstern - Telefon-/ Fernsehanschluss - Lichtanzeige für die Türglocke / das Telefon - Notrufanschluss in jedem Raum - Eigene Gestaltung der Räumlichkeiten / eigenes Mobiliar - Abschließbare Schrank- und Nachttischfächer - Rauchmelder 3. Versorgung - Hausmeister / Hausservice - Hilfe beim Einzug (Lampenmontage, Aufhängen von Gardinen und Bildern) - Komplementäre Dienstleistungen o Beratung bei Behördenangelegenheiten o Vermittlung von Leistungserbringern o Organisation von Fahr- und Begleitdiensten

4 - Regelungen zur Auszahlung des monatlichen Barbetrages - Regelungen zur Wäscheversorgung - Umfang und Häufigkeit von Reinigungsarbeiten in der Wohnung - Verwendung eigener Bettwäsche und Handtücher 4. Mahlzeiten - Anzahl der Mahlzeiten - Flexible Gestaltung der Essenzeiten - Auswahlmöglichkeiten der Mahlzeiten o Normalkost o Vegetarische Kost o Sonderkost ( Diät oder Schonkost, cholesterinarme Kost, Kost für Diabetiker) o Zwischenmahlzeiten o Bereitstellen von Getränken über 24 Std. - Speisenzubereitung unter Beachtung der Checkliste mit Mindestanforderungen an Essen für Ältere Menschen vom Seniorenrat - Essenservice in der Wohnung / im Zimmer 5. Pflege - Würdevoller Umgang bei allen Abläufen - Geschützte Privat- und Intimsphäre - Pflegequalität muss spürbar und sichtbar sein - Kulturspezifische Fürsorge und Pflege - Pflegeplanung mit Beteiligung der Bewohner/innen und unter Berücksichtigung der Ressourcen - Pflegeverantwortlichkeit der Bezugsperson 6. Betreuung - Flexible Gestaltung des Alltags - Biographiearbeit - Teilhabe an der Geselligkeit der Einrichtung, keine soziale Isolation - auf die Bewohner/innen abgestimmtes Betreuungskonzept - Freizeit-/ Musik-, Kultur und Beschäftigungsangebote - Angebote für Demenzkranke - Seelsorgerische Betreuung - Beteiligung der Bewohner/innen an Programmgestaltungen - Betreuungsplanung mit Beteiligung der Bewohner/innen / bevollmächtigten Vertreter - Pflegeverantwortlichkeit stets bei der gleichen Pflegekraft - Einsichtnahme in die Dokumentation durch die Bewohner/innen / bevollmächtigten Vertreter 7. Sterbebegleitung und Abschied nehmen - Palliative Sterbebegleitung unter Berücksichtigung der persönlichen Wünsche. Ggf. Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige

5 8. Sonstiges - Öffnungszeiten des Heimes für Besucher - Gästezimmer - Haustierhaltung - Abschluss einer Haftpflichtversicherung für alle Bewohner - Möglichkeit des Probewohnens - Atmosphäre und Umgangston im Heim (Heimleitung / Mitarbeiter / Bewohner) 1) - Treffen für Angehörige - Auskunft, welche Daten über den Bewohner selbst gespeichert werden. - Bezugspflege 1) Beurteilung erst nach einer Besichtigung des Heimes und ggf. nach einem Probewohnen möglich Impressum: Herausgeber: Stadt Bielefeld Seniorenrat Verantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr. Hilmar Peter Redaktion: Heidemarie Schmidt, Arbeitskreis Wohnen im Alter und Pflegeeinrichtungen Stand: 12/2012