Virtuoser geht es kaum

Transkript

1 Sa, 14. Juni 2014 Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung. Virtuoser geht es kaum von: Roswitha Frey Der junge russische Pianist Dmitri Demiashkin brillierte zum Abschluss des Connaissez-vous-Zyklus. Fulminant: Dmitri Demiashkin Foto: Roswitha Frey LAUFENBURG. Virtuoser geht es kaum. Mit großer russischer Musik glänzte der Pianist Dmitri Demiashkin zum Abschluss des Konzertzyklus von Connaissez-vous in der Kirche St. Johann in Laufenburg/Schweiz. Auf einem eigens für dieses Konzert zur Verfügung gestellten Steinway-Flügel brillierte der 22- jährige Musiker mit fulminanter Technik und äußerster Bravour. Der in Russland geborene und in Winterthur lebendevirtuose, der schon als neuer Star der Klavierszene gilt, begann mit Modest Mussorgskys berühmtem Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung". In seinem vollgriffigen Spiel holte Demiashkin alles an Wirkungskraft aus diesen Stücken heraus, verstand es, die Bildhaftigkeit dieser

2 Musik enorm plastisch herauszumodellieren. Kräftig klang unter seinen Händen die Promenade, "Das Alte Schloss" bekam etwas Mysteriöses, Verwunschenes, schwer lastend klang "Bydlo", der rumpelnde Ochsenkarren. Die schnellen Stücke wie "Der Marktplatz in Limoges" spielte Demiashkin sehr temporeich, die düsteren Katakomben beschwor er wirkungsvoll. Einen wilden Sturm entfesselte er in "Die Hütte der Baba-Yaga", und das "Große Tor von Kiew" ließ er pompös, majestätisch und wuchtig im Glockenthema erklingen. Russische Schule, russische Seele, russisches Feuer: Das kam auch in den weiteren Stücken des Abends voll zum Tragen. In Alexander Skrjabins dritter Klaviersonate fis-moll trumpfte der junge Virtuose mit vollem Klang und blendender Brillanz auf. Mit Vervef und großer Geste stürzt er sich in die dramatischen Passagen des Kopfsatzes "Drammatico", findet aber auch zu schön luzidem, klarem Klang und feinen zarten Nuancen für das lyrische Andante. Spannungsvoll in der Dynamik und kräftig in den Akzenten sind die farben- und kontrastreichen Sätze dieser Sonate bis hin zu den mächtig aufrauschenden Klängen im Presto con fuoco. Demiashkin ist spürbar in der russischen Musik zu Hause, das merkte man auch an seiner fabelhaften Interpretation zweier Etudes-Tableaux op. 39 von Rachmaninow, Nr. 5 und 6. Alles technisch sehr, sehr anspruchsvolle Virtuosenliteratur. Mit traumhaftem Ballettzauber verwöhnte er zum Schluss die beeindruckten Zuhörer. In vier Stücken aus Tschaikowskys "Nussknacker-Suite" in einer Bearbeitung von Pletnev führte Demiashkin funkelnde Brillanz vor. Rhythmisch pointiert legt er den Marsch auf die Tasten. Den anmutigen Tanz der Zuckerfee spielt er zauberhaft und gestochen scharf aus den Tasten gemeißelt. Richtig übermütig kommt der russische Tanz Trepak daher. Und im schwelgerischen Andante Maestoso reißt der Pianist seine Zuhörer mit in ein herrliches Ballettmärchen. Stürmischer Beifall nach diesem großartigen Klavierabend zum Ende der Reihe "Russische Musik im Westen". Als Zugabe spielte Demiashkin ein poetisches Nocturne von Chopin nichts Russisches, aber trotzdem zum Träumen schön. Hedy Stalder von Connaissez-vous wies schon auf den Zyklus 2015 hin mit Musik aus Spanien und Lateinamerika.

3 Die Oberbadische Lokales >Kreis Lörrach / Regio >Basel/Regio Die Oberbadische, :00 Uhr Basel Wahnsinnskonzert zum Abschluss Ein aufstrebender Virtuose: Der Pianist Dmitri Demiashkin brillierte zum Saisonschluss von Connaissez-vous mit russischer Musik in Riehen. Foto: Jürgen Scharf Von Jürgen Scharf Riehen. Nach diesem Klavierrecital mit russischer Musik musste Dmitri Demiashkin zur Besänftigung noch ein Chopin-Nocturne und ein Stück aus den Jahreszeiten von Tschaikowsky als Zugabe in der Riehener Dorfkirche spielen, um die aufgewühlten Gemüter der Zuhörer zu beruhigen. Denn der in Winterthur lebende russische Pianist mit Schweizer Pass gab zum Abschluss der Konzertreihe Connaissez-vous ein Wahnsinnskonzert, was die Virtuosität betrifft. Demiashkin ist ein glänzender Vertreter der russischen Klavierschule, der bei Rachmaninow vollgriffig hinlangen kann, bei Skrjabins impetuosen Passagen die Klänge atemberaubend aus dem sonor tönenden Steinway hervorholt und der Mussorgskys anspruchsvolle Bilder einer Ausstellung wirklich bilderstark spielt, somit den populären Zyklus plastisch erscheinen lässt. Ravels Orchesterversion der Bilder ist ja weit bekannter als die originale Klavierfassung; umso schöner, Mussorgskys Klaviermusik in Originalgestalt zu hören. Und das in

4 überzeugendem Klavierspiel, mit nicht unfehlbarer, aber phänomenaler Technik. Viel Muse und Ruhe gönnt der ehemalige Scherbakov-Schüler dem Besucher dieser Ausstellung nicht. Mit den Promenaden legt er gleich richtig los, der Gnomus bewegt sich tappig in dieser musikalischen Bilderschau fort. Demiashkin spielt malerisch, mit dickem Pinsel, viel Farbigkeit und einem Mussorgsky angemessenen vollen Ton. Die spielenden Kinder in den Tuillerien, die tanzenden Küken in den Eierschalen oder die schwatzenden Weiber auf dem Marktplatz in Limoges sie erscheinen unter seinem prägnanten pianistischen Zugriff buchstäblich bildhaft, die schnellen Stücke in rasantem Hochgeschwindigkeitstempo. Wirkungsvoll die attaca-übergänge wie der von den düsteren Katakomben zu den irrwitzig hingezirkelten Läufen der Hütte der Baba- Yaga. Im Großen Tor von Kiew bleibt kein Stein auf dem anderen, so rüttelt diese Darstellung an den Grundfesten. Das ist Pianistik auf hohem Niveau; und fulminant ging es weiter mit der dritten Klaviersonate von Skrjabin, die elegant-chopinnah und noch keine visionäre Musik ist wie die fünfte Sonate, doch schon hier flackert das Poème de l exstase auf. Im ersten Satz nimmt dieser Ausnahmepianist die Satzbezeichnung drammatico wörtlich und setzt die dramatische Musik fingertechnisch stupend und mit ekstatischer Heftigkeit um. Ähnlich im con fuoco (mit Feuer) gespielten Schluss-Presto. Auch bei Rachminanow hat der 32-Jährige die richtig greifenden Hände für zwei leidenschaftliche Stücke aus den Etudes-Tableaux op.39, die er mit Kraft und Passion auf die Tasten legt. Wenn ein Klischee einmal zutrifft, dann hier: gespielt mit russischer Seele und Feuer. Da wächst ein neuer Rachmaninow-Pyromane heran! Neben dem großen, runden Ton hat er rhythmische Präzision. Hörbar wird dies im Tanz der Zuckerfee oder dem Trepak (Russischer Tanz), zwei Sätzen aus der von seinem berühmten Pianistenkollegen Mikhail Pletnev klavieristisch grandios in die Finger arrangierten Nussknacker-Suite von Tschaikowsky. Hier spürt man in Demiashkins Interpretation das russische Herzblut. Der Wahlschweizer könnte die Musik seiner russischen Landsleute nicht authentischer erklingen lassen. Dmitri Demiashkin ist eine Entdeckung. Nach diesem spektakulären Auftritt dürfen sich die Konzertfreunde schon auf den nächsten Zyklus von Connaissez-vous 2015 mit Musik aus Spanien und Lateinamerika freuen klingt wieder vielversprechend!

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6 SÜDKURIER von Jürgen Scharf Kultur Ein glänzender Virtuose: Dmitri Demiashkin Dmitri Demiashkin gibt zwei sensationelle Klavierabende in Laufenburg/Schweiz und Riehen Russische Schule: Dmitri Demiashkin führte in Laufenburg/CH und Riehen phänomenale Klavierkunst vor. Bild: Scharf Dmitri Demiashkin ist ein glänzender Virtuose der Russischen Klavierschule. Bei Rachmaninow langt er vollgriffig hin, bei Skrjabin holt er die farbigen Klänge atemberaubend aus dem sonor tönenden Steinway; Mussorgskys ebenso populäre wie anspruchsvolle Bilder einer Ausstellung stellt er bilderstark und plastisch dar. Der in Winterthur lebende aufstrebende russische Pianist mit Schweizer Pass gab zum Abschluss der Konzertreihe Connaissez-vous in Laufenburg/CH und Riehen ein hochvirtuoses Klavierrecital mit russischer Musik. Der 32-jährige ehemalige Scherbakov-Schüler hat eine phänomenale Technik. Dem Besucher der Ausstellung gönnt er dabei nicht viel Ruhe, bei den Läufen ( Hütte der Baba- Yaga ) legt er einen Spurt in irrwitzigem Hochgeschwindigkeitstempo hin. Aber er spielt die Bilder auch malerisch, mit dickem Pinsel, viel Farbigkeit und einem Mussorgsky angemessenen vollen Ton. Die spielenden Kinder in den Tuillerien, die tanzenden Küken in den Eierschalen oder die schwatzenden Weiber auf dem Marktplatz in Limoges erscheinen

7 unter seinem prägnanten pianistischen Zugriff buchstäblich bildhaft. Beim Großen Tor von Kiew bleibt kein Stein auf dem anderen. Fulminant bringt dieser Ausnahmepianist die dritte Klaviersonate von Skrjabin zum Klingen. Die Satzbezeichnungen drammatico und con fuoco (mit Feuer) nimmt er wörtlich, die impetuosen Passagen werden anschlagstechnisch stupend und mit ekstatischer Heftigkeit umgesetzt. Auch für Rachminanow hat er die richtig greifenden Hände. Zwei leidenschaftliche Stücke aus den Etudes-Tableaux op.39 werden mit Kraft und Passion auf die Tasten gestemmt. Wenn ein Klischee einmal zutrifft, dann hier: gespielt mit russischer Seele und Feuer. Da wächst ein neuer Rachmaninow-Pyromane heran! Neben dem großen, runden Ton hat Demiashkin rhythmische Präzision, die er im Tanz der Zuckerfee oder dem Trepak (Russischer Tanz) vorführt, zwei Sätzen aus der von seinem Pianistenkollegen Michail Pletnev klavieristisch grandios in die Finger arrangierten Nussknacker-Suite Tschaikowskys. Da wallt das russische Herzblut des Interpreten. Der Wahlschweizer könnte die Musik seiner russischen Landsleute nicht authentischer erklingen lassen. Demiashkin ist eine Entdeckung. Nach dem gelungenen russischen Programmschwerpunkt in diesem Jahr dürfen sich die Klassikfreunde schon auf den nächsten Konzertzyklus 2015 freuen. Dann ist Musik aus Spanien und Lateinamerika angesagt klingt wieder vielversprechend! (js)

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