Jurastudium in 3 Semestern

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1 Jurastudium in 3 Semestern Als mich meine Mutter vor einigen Tagen fragte was ich demnächst so machen möchte, sagte ich mit großer Vorfreude auf die bevorstehende Weinreise Jura studieren!. Meine liebe Frau Mama war von dieser Idee entzückt und sagte mir wie Stolz sie sei. Da ich mit meinen Gedanken woanders war und wenig Zeit zum reden hatte, bemerkte ich das Missverständnis nicht. Ich hielt das Gespräch kurz und legte rasch den Hörer auf. Schließlich musste ich packen für den Trip mit meinen Kommilitonen. Zwei der drei Gentlemen, Klaus und Frank, bereisten mit mir 12 Monate zuvor das Burgund. Thomas komplettierte den diesjährigen Studienkreis. Die Düsseldorfer reisten zum organischen warming up bereits einen Tag vorher in Durbach an. Somit konnten wir pünktlich 9:30 Uhr an einem sonnigen Sonntag das 1. Semester beginnen lassen. Unser Kursbuch für die Lehrzeit sollte die druckfrische Neuauflage von Wink Lorch s JURA WINE sein. Eine Mischung aus Weinguide und Reiseführer welches ich jedem Besucher dieser 2000ha Rebfläche umfassenden Region als Standardwerk ans Herz lege. Zum Einstieg der rund 250km langen Fahrt sammelten wir so erste Informationen über unsere anstehenden Winzerbesuche. Noch vor Ortsausgang jedoch war es Zeit der Theorie ein wenig mehr praktisches Fundament zu verleihen - ich hatte ja mein Pausenbrot gepackt. Klaus hatte die notwendigen Hausaufgaben gemacht und die Gabriel Gläser an Board genommen. Somit verhalfen wir uns mit einer Flasche 2010er Chardonnay Les Corvées de Curon der Domaine de la Tournelle zur nötigen Praxis. Ein ungeschwefeltes, ungemein Birnenduftiges Exemplar mit feinem Gerbstoff und intensiver Mineralität war dieser Jura. Ein Wein der nix sättigendes oder schweres hat aber dennoch über ein hohes Maß an Komplexität, Dichte und Fülle verfügt. Der lange Abgang und die sehr gute Balance unterstreichen die Qualität dieses Weines (92 RP). Die Birnen- und Apfelaromen, welches ich bis Dato von Chardonnay weniger kannte, sollten in den nächsten Tagen ein ständiger Begleiter dieser Rebsorte sein. Doch lesen wir uns noch etwas in die Region ein.

2 Neben Chardonnay ist im Jura nur noch Savagnin (Traminer oder auch Heida) als Weißweinrebe zugelassen. Als rote Trauben darf neben den Lokalburschen Plousard bzw. Poulsard und Trousseau nur noch Pinot Noir angepflanzt werden. Die Reben sind hier mit einem Durchschnittsalter von Jahren sehr alt und werden meist in einfachem oder doppeltem Guyot bei einer Pflanzdichte von Stöcken pro Hektar erzogen. Auf den wenigen Terrassen sind es Die Erträge übersteigen die 50hl/ha nicht, sondern liegen oft deutlich darunter. Mit jährlich mm Niederschlag und Sonnenstunden hat Petrus gute Voraussetzungen für den Weinbau geschaffen. Es ist wesentlich kontinentaler als das nahegelegene Burgund. Zu diesem gibt es im Übrigen viele parallelen. Die Weinberge liegen auf einer Höhe von Meter zwischen der Ebene von Bresse und dem Juragebirge ähnlich hoch. Die Bodenstrukturen sind deutlich von Urmeer und Eiszeiten geprägt. Man findet hier in den flachen Lagen Ton, auf den steileren, besseren Lagen Jurakalk, Kalkmergel aber auch Schiefer (Trias und Lias). Weinbau gibt es hier übrigens seit 58 v.chr. und noch bis in das 19. Jahrhundert war eine Weinbaufläche von über ha mit an die 40 Rebsorten der Stolz dieser idyllischen Region nahe der Schweizer Grenze. Doch Reblaus, Weltkriege und die Tatsache dass die Weine jeglichen modischen Trends der letzten 50 Jahre entbehren, minderten Anbaufläche und Nachfrage. Folglich sind außerhalb Frankreichs die individuellen, oft oxydativ ausgebauten Weine selten. Wir erreichen unser Reiseziel 12:30 Uhr, also Zeit für die große Mittagspause! Unsere Mensa für die erste Mahlzeit vor Ort ist die Hostellerie St. Germain in Germain-les-Arlay. Ein modernes Restaurant im Ortskern. Wer die ehemals gute Seele des Restaurants im Hotel Lerbach, Frau Müller, kennt muss unweigerlich bei der bestimmenden aber charmanten Art der Eigentümerin an diese denken. Nach Frau Müllers Lieblings-Crémant gefolgt von Schnecken, Saibling und Ziegenkäse stillten in Begleitung einer famosen Flasche 2010er Chardonnay Les Grands Teppes vielles vignes von Jean Francois Ganevat (95 RP) den Appetit nach der Fahrt. Ganevats Weine zeichnen sich durch eine cremig, opulente Art mit sehr reifer Frucht aus welche durch eine pikante Säure geliftet wird. Eine Stilistik die an Domaine Leflaive aus dem Burgund erinnert. Durchaus hätten wir hier noch etwas verweilen können. Aber die erste Vorlesung stand an. Und so empfing uns nach einem ersten kleinen Off-Road Abenteuer mit Franks Range Rover Sport unterhalb der Ruine um 15:30 Uhr der Hausherr von Château d Arlay, Comte Alain de Laguiche.

3 Der Graf hatte uns Ausnahmsweise am Sonntagnachmittag empfangen da er am darauffolgenden Tag in den Emirat zum Urlaub aufbrechen sollte. Der stolze Besitzer eines 1979er Ferrari 308 Gtb mit verwechselbarer Ähnlichkeit mit Christopher Lloyd aus Zurück in die Zukunft blickt auf eine Familiengeschichte zurück die bis in das 11. Jahrhundert reicht. 21 Hektar Weinberge nennt der Graf sein eigen. Weiß- und Rotwein entstehen im Verhältnis 50:50 von den Ø 50 Jahre alten Reben. Gelesen wird per Hand bei etwa 35 hl/ha. Rote Beeren werden zu 95% entrappt und 3 Wochen mazeriert bevor diese, wie auch die weißen, in alten Fudern mittels wilden oder Rheinzuchthefen vergären. Biologischer Säureabbau wird sowie auch Chaptalisierung immer vollzogen. Offensichtlich hat Doc Brown an dem Nachmittag nichts weiter vor. Denn unaufgeregt und gastfreundlich erzählt er über Geschichte, Familie, seine Weine und die Region. Und so probierten wir uns entspannt durch das Portfolio wie folgt: Rosé: Les Pavillons 2013 Rot: Corail 2009 Corail 2006 Pinot Noir 2008 Pinot Noir 2006 Chardonnay á la Reine 2011 Chardonnay á la Reine 1998 Blanc Tradition (2/3 Chard. & 1/3 Savagnin) 2008 Blanc Tradition (2/3 Chard. & 1/3 Savagnin) 1999 Vin Jaune 2007 Vin Jaune 2003 Süß und Gesprittet: Vin de Paille 2000 Macvin Blanc Macvin Rouge 83 RP 85 RP 86+RP RP 92 RP 87 RP 92 RP 90 RP 93 RP 96+ RP 84 RP Comte Alain de Laguiche

4 Bitte entschuldigen Sie, dass aufgrund der Dialoge mit den Winzern und des Zeitfensters ich Ihnen keine vollständigen Probenotizen sondern nur punktuelle Eindrücke und Bewertungen wiedergeben kann. Im Fettdruck finden Sie die Weine welche mir auch noch lange nach der Reise im Gedächtnis geblieben sind. Nach diesem ersten intensiven Semester bezogen wir unser Internat für die nächsten Tage. Dies sollte das familiengeführte Hotel Les Candalies am Stadtrand von Arbois sein. Frank, unser Klassensprecher, hatte alles organisiert. Kurzerhand fanden sich alle nach wenigen Minuten zum gemeinsamen Diner im Restaurant des Hauses ein. Philippe Troussard, Sommelier und Junior Chef des Hauses, war an diesem Abend für unser leibliches Wohl zuständig. Durch ein von Frank eingeleiteten Dialog zwischen ihm und mir machten Philippe und ich noch einen gemeinsamen Bekannten aus, Eric Zwiebel Master Sommelier. Mein ehemaliger Chef Sommelier aus England und mehrmaliger Sommelier Frankreichs sowie international hochangesehener Fachmann sollte in naher Zukunft Monsieur Troussard Mitstreiter in einem wichtigen Sommelier-wettbewerb sein. Wir überbliesen Philippe die Wahl der Weine, wünschten aber gereifte Exemplare der Region. Und so tranken wir zu handwerklich einwandfreier Küche aus dem Weingut Camille Joye 1985er Arbois Chardonnay (91 RP) und einen herb-würzigen, etwas altersschwachen 1988er Trousseau (87 RP). Ein Blind-Tasting in der Lounge des Hotels sollte den Abend beschließen. Die Eigentümer, Vater und Sohn Troussard, schlossen sich freudig unserer Runde an. Ein mitgebrachter 2001er Sancerre Clos de Beaujeu von Gerard Bouley (97 RP) sollte für viel Verwirrung, Begeisterung sowie die nötige Bettschwere sorgen. Und so gingen wir alle versöhnlich gestimmt in die Semesterferien. Montag 10:00 Uhr Beginn 2. Semester! Am darauffolgenden Tag sollte unser erster Dozent kein geringerer als Jacques Puffeney sein. Innerhalb der Region ehrfürchtig auch als Le Pope de Arbois bezeichnet. Puffeneys vinophiler Vatikan liegt in Montigny-les-Arsures unmittelbar an Arbois angrenzend. 6ha bewirtschaftet der heuer 70jährige seit 52 Jahrgängen im Verhältnis 55% weiß und 45% rot. Das Weingut ist nicht Bio zertifiziert arbeitet aber traditionell naturnah. Le Puff, wie er auch genannt wird, sagt das aufgrund der aufgeweichten Bio-Regeln es heute einfacher ist ein entsprechendes Siegel zu bekommen als Weinbau wie noch vor 80 Jahren zu betreiben. Zwischen Jahre alt sind seine Reben welche er bei einer Pflanzdichte von 6000 Stöcken pro Hektar im einfachen Guyot erzieht. Niedrige Erträge bei 35 max. 40 hl/ha und Handlese sind für ihn ebenso selbstverständlich wie Gärung ohne Zugabe von Rheinzuchthefen. Die Weine vergären, bis auf ein einmaliges Experiment mit neuem Holz bei dem 2011er Pinot Noir, in alten Furdern oder gebrauchten Barriques. Malolaktische Gärung wird zur Stabilisierung immer gemacht. Aufgezuckert nur wenn wirklich nötig. Die Weine werden ungeschönt, meist ungeschwefelt und rot auch unfiltriert auf die Flaschen gebracht.

5 Wir probieren die Weine im Fasskeller. Jacques Puffeney gibt entspannt Auskunft über seine Weine. Nichts scheint diesen Mann aus der Ruhe zu bringen. Aber nicht ignorant oder arrogant ist er sondern vielmehr mit der Art eines Grand Seigneurs ausgestattet. Cool, wie ein weißer Puff Daddy kredenzt er uns nach und nach seine charaktervollen Tropfen. Rot: Plousard 2012 Trousseau 2012 Pinot Noir 2011 (neues Barrique) Pinot Noir 2012 (gebrauchtes Barrique) Chardonnay 2012 Naturé (Savagnin) 2011 Savagnin 2010 Vin Jaune RP 87 RP 85 RP 88 RP 92 RP 93 RP 90 RP 92 RP Für diejenigen denen die Begriffe neu sind, sei kurz erklärt das Vin Jaune (gelber Wein) ein im Fass unter Kammhefe ausgebauter Wein von der Savagnin Traube ist. Mindestens 6 Jahre und 3 Monate muss der Wein unter der Schicht verbringen. Durch diese Lagerung konzentriert sich der Wein, gewinnt an Alkohol und bekommt eine Aromatik die an trockenen Tokaji oder Sherry erinnern lässt. In 2 von 10 Fässern kommt es vor das die Schicht der Hefe nicht ausreichend gesund ist. Der Wein wir dann oxydativ ausgebaut und als Côtes de Jura gefüllt. Ein Macvin ist ein angegorener Most oder Trester der mittels Branntwein aufgespritet und so stabil gemacht wird. Folglich ein rund 17 % vol., restsüßer Likörwein ist. Unter Vin de Paille versteht man einen Strohwein. Ein aus getrockneten Beeren gewonnen Süßwein mit mindestens 60 g/l Restzucker aus Trauben von mindestens 18 % vol. potentiellem Alkohol. Obwohl er uns bereits bei der Terminvereinbarung zu verstehen gegeben hat, das es nix zu kaufen gäbe, fragen wir dennoch nach. Über eine Reservierung der 2014er Weine könnte man Gewiss reden sagt er so als hätten wir nichts anderes meinen können. Wir schauen uns verdutzt an. Der Meister erklärt, das sich dies sicher Lohne, denn schließlich wird das sein letzter Jahrgang sein. Und dabei wird er sichtlich emotional. Er habe keine Frau und keine Kinder die sein Lebenswerk und seinen Namen in die nächste Generation tragen würden. Der Entschluss zum Verkauf des Weinguts, um den Ruhestand zu genießen, ist ihm unverkennbar schwer gefallen. Ein Moment der Stille füllt kurzerhand den Raum. Le Puff durchbricht diese mit einem C est la vie! und gibt zu verstehen das es gut so ist. Er wolle viel reisen und sein Lebensabend genießen. Dann führt er uns aus dem Keller um uns freundschaftlich zu verabschieden. In einer Mischung aus Respekt, Bedauern und großer Freude dass wir die Gelegenheit hatten diese Persönlichkeit noch vor Vollendung seiner letzten Meisterwerke kennengelernt zu haben verlassen wir Montigny.

6 Jean-Francois Ganevat, das Enfant terrible, der Jura Winzer sollte unsere nächste Unterrichtsstunde füllen. Leider lies aufgrund der frühen Vegetation und der damit verbundenen Notwendigkeit im Weinberg zu sein Herr Ganevat den Termin absagen. Da Flexibilität nicht zu den Stärken der Juristen gehört, scheiterte sowohl der Versuch bei der Domaine de la Tournelle als auch der bei der Domaine Labet kurzfristig einen Besuch zu organisieren. Bei sensationellen Froschschenkeln und Bresse Huhn im Restaurant Le Chandron in Ratte genossen wir die frisch gewonnene Freizeit. Eine Flasche weißen Burgunder 1er Cru erreichte leider nicht das Niveau der Küche, demonstrierte aber deutlich welch gutes Preis- Genussverhältnis die Weine des Jura darstellen. Für Hitzefrei war es nicht heiß genug, daher brach unsere Studiengruppe nach dem Lunch auf zur nächsten Weiterbildungsmaßnahme. Der Stundenplan führte uns nach Pupillin. Emmanuel Houillon, der Eigentümer der Domaine Pierre Overnoy, sollte uns hier empfangen. Dieser ist seit 2001 offiziell Eigentümer der 4,8ha Domaine und pflegt das Erbe seines Mentors und väterlichen Freundes nach dessen Vorstellungen. Nie wollte Houillon allerdings nur eine strikte Kopie von Pierre sein. Vielmehr ist es sein Bestreben den Weinen seine Signatur zu geben ohne die Wurzeln von Pierre zu verleugnen. Die Weine von Pierre Overnoy und Emmanuel Houillon nehmen im heutigen Weinkosmos eine Sonderstellung ein. In einer Welt, in der die moderne Technik Einzug in die Weinbereitung gehalten hat, sind diese Weine ein echtes Kontrastprogramm, denn sie sind der pure Ausdruck ihrer Natur. Pierre Overnoy ist der Altmeister des Vin Naturelle, des schwefelfreien Weins startete er mit 2,25 Hektar Reben, die er von seinem Vater geerbt hat. Seit Beginn an bewirtschaftete er diese aus Überzeugung komplett biodynamisch. Seit Mitte der 70er Jahre verzichtet er zu dem auf die Verwendung von Schwefel, sowohl im Weinberg als auch beim Ausbau im Keller. Er sagt, dass Weine die ohne Schwefel gewonnen werden komplexer und vor allem bekömmlicher sind. Wichtig ist für ihn auch das Thema Hefen. Selbstverständlich verwendet Pierre Overnoy seit je her ausschließlich Weinbergs eigene. Seine Weine baut er deshalb sehr lange und intensiv auf diesen aus. Nichtumsonst gilt er deshalb heute als Pionier des Vin Naturelle. In den 90er Jahren kam Emmanuel Houillon im Alter von 14 Jahren erst als Mitarbeiter, dann als Compagnon und nunmehr als Besitzer mit ins Weingut. In deutscher Pünktlichkeit sind wir 10 Minuten vor der Zeit am Weingut - aber keiner da. Kurz bevor wir nervös werden rauscht ein schwarzer Geländewagen an. Dieser parkt vor dem Haus. Aber dies ist nicht Emmanuel Houillon! NEIN, der Altmeiser Pierre Overnoy hat sich selbst die Zeit genommen uns zu empfangen eine wahrlich große Ehre. Ein belgisches Paar und bekennende Overnoy Fans stoßen zu uns dazu. Mit Gänseleberterrine und anderen mitgebrachten Delikatessen erweisen die beiden Monsieur Overnoy ihre Ehre. Wie sich herausstellen sollte war dies allerdings der präzise geplante Plan einer Bestechung des älteren Herren denn es gibt hier faktisch nichts zu kaufen. Die Weine sind so gefragt dass es schon an ein Wunder grenzt das wir für die Probe nicht bezahlen müssen.

7 Durch die Küche und an einer alten Pizzaschachtel vorbei, werden wir an einen Holztisch geleitet. An diesem erzählt, der sichtlich von der harten Weinbergsarbeit gezeichnete, Overnoy das seine Reben Jahre alt sind. Die 30 hl/ha im Ertrag nie überschritten werden. Seit 2003 wird auch nichtmehr chaptalisiert. Gearbeitet wird mit Fudern und offenen Holzbottichen ohne Battonage. Da alle Weine ungeschwefelt sind, ist der richtige Zeitpunkt der Flaschenfüllung sehr wichtig und daher hier für Sie mit angegeben. Wir dürfen folgende Weine degustieren: Chardonnay 2011 (gefüllt ) Chardonnay 2009 (gefüllt ) Savagnin 2004 (gefüllt ) 95 RP 93 RP 94 RP Die Frische, Kühle und die Präzession der Weine mit ihrer feingliedrigen Säure und Komplexität ist sensationell. Das sind wirklich große Weine und beeindrucken einen nachhaltig! Anhand einer überdimensionalen Pappe erklärt uns Herr Overnoy wie der Standort und die Luftfeuchtigkeit des Fasskellers die Bildung von Ethanal und Sotolon beeinflussen. Diese sind maßgeblich für die Aromatik des Weines verantwortlich. So zeigen Weine aus überirischen Kellern Aromen von Nüssen und Apfel. Dagegen zeigen die Weine aus unterirdischen Kellern mit einer höheren Sotolonkonzentration Aromen von Curry und Liebstöckel. Ein wahrlich spannender chemischer Exkurs. Nach dieser erlebnisreichen Probe haben wir noch etwas Zeit bevor es zum Abendessen geht. Spontan entscheiden wir uns die Weine der seit 1994 Demeter zertifizierten Domaine de la Pinte zu verkosten. In einer Ladendependance in Arbois haben wir Gelegenheit dazu. Und so tranken wir uns durch das Portfolio des 34ha Betriebs. Rot: Trousseau 2011 Chardonnay Fonteneille 2011 Chardonnay Melon á Queue Rouge 2011 Savagnin 2007 Vin Jaune RP 91+ RP RP 92+ RP 90 RP Da jeglicher Versuch einer Taxifahrt zum Restaurant La Grapiot in Pupillin von unserem Hotel aus gescheitert war, entschied sich Frank die Gruppe zu fahren. Klaus, der Marathonläufer unter uns, bot an das Gefährt am Morgen in Verbindung mit seinem work-out zu holen. Um dem Senior am Morgen die Gefährlichkeit der Straße zu ersparen suchten wir daher eine Abkürzung. Und wir fanden eine! Quer durch den Wald ging es Off-Road mit dem Range Rover Bergauf. Der Brite nahm jede anstehende Hürde souverän und Frank schien sichtlich seinen Spaß daran zu haben.

8 Zum Dinner genossen wir nochmals den sensationellen 2011er Chardonnay von Overnoy (95+ RP). Diese Flasche gab sich etwas tiefgründiger und reifer als die am Nachmittag probierte im Weingut. Danach verhalf uns ein Fehler in der Weinkarte zu einem preislich reduziertem 2002er Savagnin von Ganevat (94+ RP). Dem Abendessen sollte noch eine gemütliche Blind-Tasting Session bei Gewitter in einem Hotelzimmer folgen. Kurzerhand wurde hier auch, ganz nüchtern betrachtet, der nächte Studiengang beschlossen DIE LOIRE! Dienstag 10:00 Uhr Beginn 3. Semester! Der Morgen des 3. Tages führte uns angehenden Juristen nach Château Chalon. Ich kann einem jeden nur raten diesen Ort einmal im Leben besucht zu haben. Ein beruhigendes Kleinod mit Aromen von Wildkräutern und einer Ruhe die ihres Gleichen sucht. 159 Einwohner teilen sich den auf einer Anhöhe gelegenen Ort im Zentrum des Jura. 45 Hektar zählen zu Château Chalon. Hier entspringt, der traditionell in der 62cl fassenden Clavelinflasche gefüllte, Vin Jaune. Wir treffen uns an diesem Morgen mit Laurent Macle. Laurent, der seit 1995 offiziell das Weingut leitet, repräsentiert die 7. Generation der Domaine Jean Macle. Ein gastfreundlicher, weltoffener und höflicher Mann ohne jegliche Allüren. Innerhalb der Macle Dynastie ist Laurent eher der Judas als der Jesus. Denn zum großen Unwillen seines bereits verstorbenen Vaters produzierte er schon früh, neben den oxydativ ausgebauten Weinen, auch einige Vin ouillé. Dies ist die Bezeichnung für Weine die nicht unter der Hefe ausgebaut, sondern so wie wir es gewohnt sind hergestellt werden. Auf 8 ha Chardonnay und 4 Hektar Savagnin verteilt sich die Rebfläche der Macles. Rotwein gibt es zwar auch, aber hier nur für den Eigenbedarf der Familie. Nach kurzem Small-Talk führt uns Macle, der übrigens einen sehr eigenwilligen Haarstyle pflegt, in den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Keller. Hier reifen die Weine des Guts in Jahre alten Fässern. Diese alten Fässer besitzen noch einen Fassstutzen zum abziehen von Proben, den sogenannten guillette. Dieser liegt kurz unterhalb der Kammhefeschicht. Bei Jean Macle wird ohne Pestizide oder anderen chemischen Mitteln gearbeitet. Er gilt als der Star dieser Appellation, schwefelt auf ein Minimum und lässt seine Weine noch länger altern als diesen ohnehin schon vorgeschrieben sind. Vergoren wird alles spontan. Der Biologische Säureabbau wird immer durchgeführt.

9 Neben den alten Fässern lagert in dem Kellersystem auch eine Vielzahl von Flaschen. Seit 1975 werden von jedem produzierten Wein 100 Flaschen aufgehoben. Diese werden dann bei Gelegenheit zu besonderen Verkostungen ans Tageslicht geholt und entkorkt. Durst hatten wir dann ja naturgemäß auch mitgebracht! Wir stillten diesen erst an 3 Fassproben des aktuellen Jahrgangs. Chardonnay Fass 1 (ohne Battonage) Chardonnay Fass 2 (mit Battonage) Savagnin 91 RP 92 RP 93 RP Danach folgten wir Laurent in den Tastingroom des Hauses und verkosteten bereits gefüllte Exemplare wie folgt: Chardonnay ouillé RP Côtes de Jura ouillé 2011 (50% Chard. & 50% Trousseau) RP Côtes de Jura ouillé 2010 (85% Chard. & 15% Savagnin) 89 RP Côtes de Jura sur voille 2010 (85% Chard. & 15% Sav.) 94 RP Cuvée speciale 2009 (80% Chard. & 20% Savagnin) 89 RP eine Mischung aus ouillé und sur voille Weinen Côtes de Jura sur voille 2009 (85% Chard. & 15% Sav.) Château Chalon 2006 Château Chalon 1990 Côtes de Jura 1982 (80% Chard. & 20% Savagnin) Gesprittet: Macvin RP 93+ RP 96 RP 95 RP Nach diesem Masterclass Tasting vertrat sich unser Studienkreis noch versöhnt die Beine in dem idyllischen Örtchen. Bei 20 C und Sonnenschein saugten wir die Atmosphäre von Château Chalon auf bevor wir die Fahrt nach Montigny-les-Arsures antraten.

10 Nach einem Panini zum Lunch fuhren wir weiter zu Frédéric Lornet. Das 18 ha Weingut war sozusagen der Pionier nicht oxydativ ausgebauter Weine in der Region. Es ist auf dem Grund einer ehemaligen Zisterzienser Abtei gelegen. Der heutige Proberaum legt beeindruckend Zeugnis dieser geistlichen Vorbesitzer ab. Die Erträge der meist in Montigny gelegen, circa 60 Jahre alten Reben, sind mit hl/ha sehr niedrig. Die Weine vergären meist in alten Fudern aber auch in kleinen Fässern spontan. Plousard und Trousseau mazerieren 4 Wochen vor der Gärung und werden komplett entrappt. Pinot Noir dagegen wird in Ganztraubenpressung hergestellt. Geschwefelt wird, wie anscheinend üblich im Jura, sehr wenig. Sodass die Weine maximal 40 mg/l haben. Nachdem uns die Schwester des Eigentümers durch den Keller geführt hatte, wurden wir bei einem Glas Crémant durch Frédéric Lornet willkommen geheißen. Nebenbei gab uns unser nächster Jurareferent einen kleinen Exkurs in Sachen Geographie. Anhand zweier mit Gestein gefüllter Gläser zeigte uns Lornet das die Südwestlagen von Muschelkalk geprägt sind, während die nach Süden ausgerichteten Weinberge Kalkmergel als Unterboden aufweisen. Zugegebenermaßen war die Lehrstunde in Sachen Boden-formation spannender als der Crémant aus 100% Chardonnay (80 RP). Im linken Glas Muschelkalk Nach dem Briefing durch Wink Lorch s JURA WINE Buch in Bezug auf die Domaine Lornet waren wir Feuer und Flamme die Weine zu verkosten. Leider sollten aber die nachfolgenden rund 45 Minuten Tasting den vinophilen Tiefpunkt der Reise darstellen. Denn nach einem kuren auflodern in Form des Crémant du Jura blanc Brut vielle vigne (89-90 RP) gab Frédéric folgende Weine zur Urteilsfindung an die Jury: Schaumwein: Crémant de Jura rosé (Plousrad) Chardonnay classique 2012 Chardonnay Les Messagelins 2012 Chardonnay Les Messagelins 2011 Naturé 2011 Chardonnay & Savagnin 2009 Savagnin 2008 Rot: Plousard 2012 Trousseau 2011 Trousseau des Dames 2011 Trousseau des Dames 2012 Pinot Noir RP 82 RP 85 RP 84 RP 83 RP 82 RP 82+ RP 84 RP 85 RP 86+ RP Und dann noch den, 2006er Vin Jaune (). Auf Frédérics Frage wie ich die Weine fände, machte ich von meinem Recht Gebrauch Der Zeuge hat das Recht zu schwiegen!

11 Termindruck verhalf uns zu einer Vertagung des Urteils. Dies fand dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf der Fahrt nach Arbois im Auto statt. In unserer fahrenden Kanzlei diskutieren wir allerdings die Tatsache das ein Hektar Weinbergsfläche im Jura nur Euro kostet allerdings intensiver als unsere Punkte für die Weine von Lornet. Wir erreichen, wie immer pünktlich, unser Ziel - Place de Liberté in Arbois Weingut Tissot. 16:00 Uhr haben wir hier unsere letzte Vorlesung vereinbart. Bénédicte ist die Frau des Eigentümers Stéphane. Sie wirkt etwas verstört als unser Klassensprecher Frank uns vorstellt. Wart ihr schon im Weingut? fragt Sie. Frank ist verunsichert, erfährt allerdings auf nachfragen, dass wir erst das Weingut nebst Keller besichtigen sollten bevor wir zur Degustation in die Stadt kommen. Also, alle Mann wieder in den Rover und volle Kraft zurück nach Montigny. Doch wartet schon Christophe, ein Weingutsmitarbeiter, auf uns. Er führt uns durch die Keller des 50ha großen, seit 2004 Demeter zertifizierten Betriebs. Für die Rotweine werden hier 500 Liter Fässer, für die Chardonnays ausschließlich Barriques verwendet. Vin Jaune reift in einem separat angelegten Keller getrennt von den anderen Weinen. Trousseau und Savagnin mazerieren 6 Monate in 420 Liter Amphoren auf den Schalen. Vergoren wird hier alles mittels wilder Hefen. Malolaktische Gärung machen alle Weine von selbst bevor diese mit minimalstem SO2 gefüllt werden. 50 Mitarbeiter beschäftigt Stéphane Tissot. Er pflegt seine über viele Parzellen verstreuten Reben in den Hügeln um Arbois, im Herzen des französischen Jura, mit profundem Engagement Reben pro Hektar bei einem Ertrag von maximal 50Hl/ha sprechen für sich! Seine an aromatischer Eigenart kaum zu überbietende Stilistik basiert auf erstklassig gesundem Lesegut. Deshalb arbeitet man bei Tissot seit 1992 ökologisch in Weinberg und Keller, seit 1999 ist er zertifiziert. Um den Charakter seiner Weine weiter auszureizen und zu präzisieren, die Lagenunterschiede noch prägnanter herausarbeiten zu können, stellte er 2003 auf biodynamische Bewirtschaftung um. Nach der kurzweiligen Führung und dem damit gewonnen ersten Eindruck in die Welt der Tissot s machten wir uns auf den Weg zurück nach Arbois. Dort hatte die Chefin des Hauses in der Zwischenzeit alles für die Probe der Weine vorbereitet. Anhand von Bodenprobe, welche in Glaszylindern aufgeschichtet wurden, demonstrierte uns Madame Tissot die diversen Terroirs der einzelnen Lagen von Chardonnay. Diese auch nachvollziehbar differenzierend im Glas schmecken zu können ist die Intension der Familie.

12 Séphane Tissots ungewöhnliche Jura-Chardonnays verströmen enorme innere Strahlkraft. Sie fokussieren den Charme ihrer Landschaft, den eigenwilligen Regional-Charakter des Jura, der ungewohnt und "anders" wirkt im Kontext bekannter Chardonnays. Einerseits riechen und schmecken sie unmodisch und charaktervoll wie aus vortechnischer Zeit, und passen damit in kein bekanntes Schema, andererseits sind sie geradezu avantgardistisch in ihrer selbstbewusst traditionellen Eigenständigkeit und Frische. Sie sind anders als andere, ihre Stilistik ist einmalig und sehr persönlich. In einem 3 stündigen Tastingmarathon probierten wir uns durch nahezu die gesamte Bandbreite des Hauses wie folgt: Chardonnay Empreinte Kalkboden 91 RP Chardonnay Les Bruyères Trias Schiefer 93 RP Chardonnay En Barberon Lias Schiefer RP Chardonnay Les Amants Kalk und Schiefer 94+ RP Chardonnay La Tour de Curon Kalkmergel 96 RP Traminer RP danach zur Erfrischung diese Schaumweine: Crémant de Jura rosé (alle 3 rote Rebsorten) Crémant de Jura (50% Pinot, 40% Chard. & je 5% Plo.&Tro.) 91 RP Crémant de Jura Indigéne 93 RP Rot: DD 2012 (30% Savagnin & alle 3 rote Rebsorten) Trousseau Singulier RP oxydativ: Savagnin RP Vin Jaune En spois RP Vin Jaune La Vasée RP Vin Jaune Les Bruyères RP Château Chalon RP Das war definitiv ein Highlight meiner Laufbahn. Selten habe ich bei einem Weingut auf derart hohem Level probiert. Eine Lektion die uns gut auf unsere Prüfung vorbereiten sollte, oder? Viel Zeit darüber nachzudenken hatten wir nicht! Denn gegen 20:00 Uhr wurden wir zum Examen abgeholt. Das Restaurant im Hotel Château de Germigney (1 Stern Michelin) gab den Rahmen der Kolloquien. Food and Wine Matching mit Jura Weinen stellte die erste Theorieaufgabe auf. Nach ausgiebiger Konsultation wählten wir zu unserem frei zusammengestalteten Menü quasi ein Potpourri unserer who is who der Studienzeit. Daraus ergaben sich diese durchaus stimmigen Kombinationen: Amuse geule - Hummerbisque mit Entenlebermousse Gänseleberterrine mit Paprika und marinierten Kräutern 2010er Chardonnay, Emmanuel Houillon Overnoy (96 RP) Langustino mit Ravioli und Apfel 2010er Chardonnay, Jacques Puffeney (93 RP) St. Pierre mit Fenchel und Schnecken 2010er Chardonnay Chalasses vielles vignes, Jean Francois Ganevat (94 RP) Etouffé Taubenbrust mit Spinat und Kartoffelplätzchen???

13 Zum Hauptgang bat Frank in Zusammenarbeit mit dem Sommelier des Hauses zu einer Blindprobe. Diese sollte uns zu einer sensorische Erinnerungsreise an den letztjährigen Studiengang führen. Ein herrlich zur Taube passender 2010er Gevrey- Chambertin von Méo-Camuzet (91+ RP) frischte unser Gedächtnis an die Weine der Bourgogne auf. Nach bestandener Theorieprüfung begaben wir uns zur Praktischen an den Kamin. Klaus musste hier eine Wettschuld in Bezug auf ein Deutsch-Spanisches Fußballspiel liquid begleichen. Ein 2002er Condrieu von Yves Couilleron (94 RP) führte uns Advokaten jedoch auf eine falsche Fährte. Wir alle machten daraus einen Wein aus dem Jura mit mehr oder weniger anteiligen Savagnin. Trotz aller Schmach der inkorrekten Identifizierung, untermauerte der Viognier positiv die Idee nach dem Studium der Loire 2015 ein weiteres französisches Anbaugebiet intensiver zu bereisen nämlich die Rhône. Gegen Mitternacht waren wir wieder im Hotel angekommen. Wissbegierig entschieden wir uns für eine weitere Blindprobe. Thomas hatte ein wahres Chamäleon mitgebracht, ein Wein wo man als nüchterner Verkoster nur verlieren kann. Der 2010er Bacchus aus dem Süden Englands der Camel Valley Winery () sollte uns auf der einen Seite schockieren, auf der anderen Seite aber die nötige Bettschwere geben. Am Morgen ging es nach Frühstück, check out und einem kleinen Käseeinkauf zurück nach Hause. Auf der kurzweiligen Fahrt spannen die frisch graduierten Juristen illustre Pläne zur Übernahme einer eigenen Kanzlei in Form eines Weinguts in dieser faszinierenden Region. Die Rechtslage hierzu wird aktuell von Banken und Anwälten geprüft. Zu Mittag war ich wieder zu Hause in Durbach. Kaum in der Tür klingelte das Telefon - meine Mutter war dran. Sie fragte mich was eigentlich mit dem geplanten Jurastudium sei. Ich erwiderte Damit bin ich gerade fertig! Wie geht das denn!? erwiderte sie. Als ich erklärte dass es sich hierbei um eine weitere Weinreise handelte, spürte ich diesen Hauch leichter Enttäuschung an dem anderen Ende des Hörers. Angespornt davon wollte ich meiner Mutter beweisen wie anstrengend und intensiv eine solche Reise ist. Diese Dissertation in Form eines Reiseberichts war daher die logische Konsequenz. Das Urteil über diese Region ist allerdings noch nicht endgültig gefällt. Die Beweislage nicht 100%ig Hieb- und Stichfest. Ich denke daher dass wir bald in Revision gehen müssen. Wir sehen uns also vor Gericht! Ihr Ronny Weber Richter Wählen, Staatsanwalt Theis und die Verteidiger Weber & Weber