Hüftfibel Merian Iselin

Transkript

1 Hüftfibel Merian Iselin

2 Hüftfibel Merian Iselin Eine Informationsbroschüre für alle, die sich einer Hüftprothesenoperation unterziehen müssen oder Näheres darüber wissen möchten.

3 Inhalt Vorwort 4 Einleitung 5 Was können Sie vor der Operation für sich tun? 7 Dehnen 10 Kräftigung der Muskulatur 12 Klinikaufenthalt 15 Nach der Rehabilitationsphase 16

4 Vorwort Liebe Patientin, Lieber Patient Seit längerer Zeit leiden Sie an Hüftschmerzen und haben Probleme beim Bewegen und Gehen. Eine Abklärung bei Ihrem orthopädischen Chirurgen hat ergeben, dass Ihr Hüftgelenk abgenützt ist. Auf Anraten Ihres Arztes haben Sie sich zur Operation entschlossen und es wird Ihnen ein künstliches Hüftgelenk, eine sogenannte Hüftendoprothese, eingesetzt. Die vorliegende Broschüre soll Ihnen helfen, das physiotherapeutische Umfeld der bevorstehenden Operation zu verstehen, damit Sie selber möglichst viel zu einem guten Resultat beitragen können. Sollten Sie nach dem Lesen dieser Broschüre noch weitere Fragen haben, so raten wir Ihnen, diese mit Ihrem Arzt oder mit einer Fachperson aus dem Physiotherapie-Team zu besprechen. Ihr Physiotherapie-Team Merian Iselin 4 5

5 Einleitung Wie sieht eine Hüfte aus? Wirbelsäule Beckenschaufel Hüftgelenkskopf Oberschenkelknochen von vorn Röntgenbilder gesunde Hüfte Arthrose Prothese

6 Wie funktioniert eine gesunde Hüfte? Die Bewegungen des Hüftgelenks sind Beugen und Strecken, Abspreizen und Schliessen der Beine, sowie Drehbewegungen nach innen und aussen. Diese Bewegungen werden durch Muskeln ausgeführt. Wir unterscheiden folgende Muskelgruppen: Extensoren, Streck-Muskulatur oder Gesäss- und hintere Beinmuskulatur Flexoren, Beuge-Muskulatur oder vordere Hüft- und Beinmuskulatur Adduktoren, innere Oberschenkelmuskulatur (Schliessen) Abduktoren, seitliche Hüftmuskulatur (Abspreizen) Die Muskulatur wird benötigt, um bestimmte Gelenk- und Körperstel lungen zu stabili sieren und Bewegungen kontrolliert auszuführen. Der Bewegungswinkel wird in Graden ( ) gemessen. Die gestreckte Hüfte hat 0 Beugung Was passiert bei der arthrotischen Hüfte? Eine gesunde Hüfte hat die erforderliche Kraft und Beweglichkeit. Bei der arthrotischen Hüfte ist dies nicht mehr der Fall. Aufgrund der Schmerzen wird die betroffene Seite schmerzausweichend belastet, was mit der Zeit zu Ausweich- und Hinkmechanismen führt. So verändert sich der Einsatz der gesamten Beinmuskulatur, was zur Abschwächung und Verkürzung verschiedener Muskelgruppen führen kann. 6 7

7 Was können Sie vor der Operation für sich tun? Es ist sinnvoll, schon vor der Operation etwas für Ihr Hüftgelenk zu tun, da Sie durch eine gute Vorbereitung den Heilungsverlauf günstig beeinflussen können. Gerne geben wir Ihnen folgende Hinweise dazu: Belastungsgrenze Finden Sie heraus, wieviel und welche Art von Belastung Ihrer Hüfte zumutbar ist, so dass sich die Schmerzen im Rahmen halten oder sprechen Sie mit ihrem Arzt darüber. Gelenkschutz und Entlastung Achten Sie auf Schuhwerk, das guten Halt bietet, ein Fussbett aufweist, keinen zu hohen Ab satz sowie weiche Sohlen hat. Wenn Sie starke Schmerzen haben, kann ein Handstock eine Hilfe sein. Bitte aufgepasst: Der Stock gehört auf die gesunde Seite! Vermeiden Sie das Tragen schwerer Gegenstände. Ein Einkaufswagen ist empfehlenswert.

8 Schmerzlindernde Massnahmen Bei Schmerzen helfen Ihnen eventuell Wärme- oder Kälteanwendungen. Finden Sie heraus, was Ihnen eher Linderung verschafft. Als Wärmeanwendung empfehlen wir warme Wickel oder eine wärmende Rheumasalbe. Zum Kühlen empfehlen wir kurze Eisabreibungen mit Eiswürfeln oder kurze Auflagen mit einem Cold Pack, ein in Apotheken erhältliches Kühlelement. Wickeln Sie dies zur Anwendung in ein feuchtes Tuch ein. Alternativen: Kohl- oder Quarkwickel Erhaltung der Beweglichkeit Velofahren in Rückenlage oder auf dem Hometrainer mit leichtem Widerstand Übungen imwasser (z.b. Thermalbad): Velofahren vorwärts und rückwärts Gehen vorwärts, rückwärts, seitwärts mit grossen Schritten mit kleinen Schritten mit grossen schnellen Schritten mit kleinen schnellen Schritten Im Stehen an der Stange Kniebeugen im schmerzfreien Bereich Wischen Sie mit einem Fuss am Boden (vor und zurück und seitwärts), dabei bleiben beide Beine gestreckt. 8 9

9 Lagerung zu Hause Zur Entspannung legen Sie ein kleines, weiches Kissen unter Knie und Unterschenkel. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Hüfte immer wieder in Streckstellung (ohne Kissen) lagern, um einer Verkürzung der Muskeln, Gelenkkapsel und Bänder vorzubeugen. (a, b, c) a b c

10 Dehnen Führen Sie die folgenden Dehnstellungen aus bis Sie einen leichten Zug (kein Reissen) verspüren. Bleiben Sie 30 bis 40 Sekunden in dieser Position und atmen Sie dabei ruhig weiter. Lösen Sie die Dehnstellung danach langsam wieder auf und machen Sie eine Pause von 30 Sekunden. Wiederholen Sie die folgenden 2 Dehnübungen 5 mal hintereinander und 5 mal täglich. Dehnung der Hüftbeugemuskulatur In Rückenlage: Beugen Sie das gesunde Bein soweit wie möglich und halten es mit ihren Händen in Maximalbeugung fest. Drücken Sie jetzt das Knie des anderen Beines aktiv auf die Unterlage. So sollten Sie einen leichten Dehnzug in der Leiste spüren. Wechseln sie die Ausgangsstellung der Beine nach Einhaltung der Dehnzeit (siehe oben)

11 Dehnung der inneren Oberschenkelmuskulatur Im Stand: Halten Sie sich an der Stuhl-Rückenlehne mit beiden Händen fest. Spreizen Sie das zu dehnende Bein so weit wie möglich ab und halten es gestreckt. Die Füsse sollen dabei geradeaus stehen. Gehen Sie auf dem Standbein soweit in die Knie bis Sie einen leichten Dehnzug am ab gespreizten Bein an der Oberschenkelinnenseite verspüren. Wechseln Sie die Ausgangsstellung nach Einhaltung der Dehnzeit.

12 Kräftigung der Muskulatur Nach den Dehn- und Beweglichkeitsübungen können Sie nun mit der Muskelkräftigung beginnen. Beachten Sie: Überfordern Sie sich nicht Vermeiden Sie Schmerzen Machen Sie nach jeder Muskelanspannung eine Pause Kräftigung der Gesässmuskulatur In Rückenlage: Stellen Sie Ihre Füsse auf. Heben und senken Sie Ihr Gesäss mal. Wiederholen Sie diese Übung 3 mal täglich

13 Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur In Rückenlage: Strecken Sie beide Knie durch und ziehen Sie Ihre Füsse hoch. Halten Sie diese Spannung 5 mal mindestens 10 Sekunden lang, 3 5 mal täglich. Koordination und Kräftigung der Beinmuskulatur Im Stand: Halten Sie sich leicht an der Rückenlehne eines Stuhles. Stossen Sie sich nun in den Zehenstand hoch und lassen sich langsam wieder auf die Fersen runter. Wiederholen Sie das 3 mal täglich mit jeweils 10 Wiederholungen.

14 Im Stand: Halten Sie sich an einer Stuhlrückenlehne und stützen Sie sich soviel wie nötig und so wenig wie möglich ab. Machen Sie nun Kniebeugen so als wollten Sie auf einen Stuhl hinter Ihnen absitzen. Achten Sie dabei darauf, dass die Knie immer über den Füssen bleiben. Wiederholen Sie dies mal, 3 mal täglich Allgemeines: Machen Sie nur die Übungen, die Ihnen keine zusätzlichen Schmerzen bereiten. Versuchen Sie Ihre Alltagsaktivitäten so lange wie möglich bei zubehalten (z.b. gewohnte Laufstrecken, Treppensteigen etc.), um möglichst belastbar zu bleiben. Ein täglicher Spaziergang fördert Ihre lokale und allgemeine Blutzirkulation

15 Klinikaufenthalt Stationäre Phase Ihr Aufenthalt in der Klinik dauert normalerweise 7 10 Tage. Während dieser Zeit wer den Sie von der Physiotherapie unterstützt. Am Eintrittstag bringt Ihnen die Physiotherapeutin die Gehstöcke, passt diese an und gibt Ihnen erste Informa tionen über die Nachbehandlung. Unmittelbar nach der Operation liegt ihr operiertes Bein in einer Schaumstoffschiene und wird mit Hilfe von Kissen leicht gespreizt. Auf der Wachstation erhalten Sie von uns Instruk tionen über Atem- und kreislauffördernde Übungen. In der Regel stehen Sie am ersten Tag nach der Operation mit Hilfe der Physiotherapeutin zum ersten Mal auf. Sie haben regelmässig Therapie. Ziele der Physiotherapie bis Klinikaustritt Abschwellung gute Beweglichkeit des neuen Hüftgelenkes Aktivierung der gesamten Beinmuskulatur Korrektes, selbständiges Gehen an Stöcken sowie Treppensteigen Damit Sie bald wieder Ihre Selbständigkeit erlangen, übertragen wir Ihnen möglichst viel Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Die Physiotherapie steht Ihnen vor allem für Instruktionen und eventuelle Haltungs- und Bewegungskorrekturen zur Verfügung. Bei all dem lassen sich Schmerzen oft nicht vollständig vermeiden. Verlangen Sie von Ihrem Arzt und Pflegepersonal genügend Schmerzmittel. In je dem Fall ist für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrer Therapeutin eine genaue Kommunikation über Ihre Befindlichkeit wichtig. Dies kann die Nachbehandlung wesentlich erleichtern. Rehabilitationsphase Nach Ihrem stationären Aufenthalt in der Merian Iselin Klinik Iselin gibt es folgende Möglichkeiten: 1. Direkte Verlegung in eine auswärtige Rehaklinik 2. Ambulante Physiotherapie in einer Physiotherapiepraxis in der Nähe Ihres Wohnorts oder in unserer Klinik. Welche Möglichkeit für Sie die beste Variante darstellt, sollten Sie rechtzeitig mit Ihrem Arzt besprechen.

16 Nach der Rehabilitationsphase Auch nach der stationären Rehabilitation ist eine ambulante Fortsetzung der Physiotherapie gemäss Verordnung Ihres Arztes empfehlenswert. Es besteht auch die Möglichkeit in unserem Physio Plus mit zielgerichteter, medizinischer Trainingstherapie, die Beweglichkeit Ihrer Hüfte und den Kraftzuwachs Ihrer Muskulatur zu optimieren. Zu einem Probetraining heissen wir Sie jederzeit herzlich willkommen. (Information und Anmeldung unter Tel ). Wenn es Ihr Gesundheitszustand erlaubt und Sie wieder Lust haben, Sport zu treiben, empfehlen wir Ihnen folgende Sportarten: Standardtänze Wandern Velofahren Schwimmen Gymnastik (Hüpfen vermeiden) Langlauf (klassischer Stil) Nordic Walking Nicht zu empfehlen sind wettkampfmässig ausgeführte Sportarten. Am besten besprechen Sie sich vor dem Wiedereinstieg in den Sport mit Ihrem Arzt. Gerne hoffen wir, Ihnen mit diesen Informationen gedient zu haben. Wir wünschen Ihnen für die bevorstehende Operation alles Gute und einen angenehmen Aufenthalt im Merian Iselin. Ihr Physiotherapie-Team 16 17

17 Wir danken der Autorin Isabella Laouénan für die Erarbeitung dieser Broschüre, Herrn Dr. Franz Freuler für seine humoristischen Zeichnungen und Herrn Dr. Hans Ruetsch für die Röntgenbilderauswahl.

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