Pädagogische Blätter : Organ des Vereins kathol. Lehrer und Schulmänner der Schweiz

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1 Unterrichtsbriefe Autor(en): Objekttyp: J. Sch. Article Zeitschrift: Pädagogische Blätter : Organ des Vereins kathol. Lehrer Schulmänner der Schweiz Band (Jahr): 2 (1895) Heft 2 PDF erstellt am: Persistenter Link: Nutzungsbedingungen Die ETHBibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform eperiodica veröffentlichten Dokumente stehen für nichtkommerzielle Zwecke in Lehre Forschung sowie für private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus sem Angebot können zusammen mit sen Nutzungsbedingungen den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print OnlinePublikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch Verwendung von Informationen aus sem OnlineAngebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, über ses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETHBibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz,

2 :k7 Unterrichtsbriefe. (von.1. Sâ,, Sck.L. in X.) Über Erklärung des Gradnetzes beim Unterricht 1. Brief. in der Geographie. 2>, am In Lieber College! Deinem letzten Schreiben hast Tn SilvesterAbend mich ersucht, ich möchte Dir etwas über meine Methode beim Geographiennterrichte mitteilen, zwar möchtest Du vorerst wissen, wie ich meinen Schülern das Gradnetz erkläre. Deinem Wunsche will das sich in letzter Zeit in unserer Residenz zugetragen hat. ich gerne entsprechen, ich berichte zuerst über viele sturte" Leute zusammen hörten Vortrag über Japan. ein Ereignis, Es kamen da einen populärwissenschaftlichen Nach Ablesen des Aufsatzes wird nun angefragt, ob Da erhebt sich vielleicht noch ein anderer Herr ein Wort verlieren wolle." einer an des Tisches Bord fragt ich weiß nicht, ob in böswilliger Absicht oder harmlos unter welchen Breite Längcgraden Japan liege. Endlich wird der Lehrer der Geographie angefragt, ser erklärt, Hauptinsel liege ungefähr in der Breite von Sizilien, der nördliche Teil eben ser Hauptinsel ungefähr in der Breite von Neapel, also unter dem vierzigsten Breitcgrade, geographische Länge dagegen könne Peinliches Stillschweigen! Karte nicht genau angeben. Auf se Antwort geschah allgemeines Schütteln des Kopfes", man konnte auf manchen Gesichtern er ohne Frage lesen: Wärmn haben wir denn einen Lehrer der Geographie WagonVisiteurs der Gotthardbahn mit Aussicht auf Nebenvernst, so daß er nicht nur selbst in Ehren lebe», sondern auch noch eine allfällige Familie ernähren kann, wenn er nicht einmal weiß, unter welchen Längcgraden Japan liegt?" Zeigte in sem Falle wirklich der Lehrer einen Mangel an Wissen? Nein, im Gegenteil, seine Antwort gibt genau an, was ein gebildeter Mann in ser Beziehung wissen soll. Die Sache wird Dir einleuchten, wenn wir Frage beantwortet haben, wie der Lehrer den Schülern Kenntnis des Gradnetzes beibringen solle. Lassen wir uns bei ser Untersuchung von folgenden Grsätzen leiten: geben ihm Besoldung eines Was für eine Altersstufe zu schwer ist, verspare man auf eine spätere. 2. Man ermüde Schüler nicht durch zu Vielerlei gehe erst zum 1. Schweren über, wenn das Leichte gründlich erfaßt geübt ist. I. Was geringe Bedeutung wenig praktischen man ganz weg. 4. Man überlade Schüler nicht mit Gedächtniskram. Nutzen hat, lasse

3 38 Nun aber finden erstens sich Schüler bei den Längegraden viel weniger zurecht, als bei den Breitengraden, besonders da neben dem Nullmeridian von Greenwich immer noch jenigen von Ferro, Washington Paris figurieren, weil Meridiane nicht überall gleich weit von einander abstehen, sondern gegen Pole spitz zulaufen. Zweitens ist geographische Länge bei einem Lande von geringer Bedeutung. Was müßte z. B. geschehen, wenn man eines schönen Tages alle Erdteile Meere um wenige oder viele Grade nach Westen oder Osten verschieben könnte? Dieser eine Tag würde um einige Minuten oder Sten länger oder kürzer, sonst bliebe alles beim Alten. Welche bedeutende Veränderungen dagegen müssen eintreten, wenn man sich ein Land beträchtlich nach Norden oder Süden verschoben denkt? Es ist somit Breite bedeutend wichtiger als Länge. Beginnen wir somit den Unterricht mit dem Leichteren zugleich Wichtigeren, verschieben wir Erklärung der Meridiane ans das Ende des geographischen Kurses. entspechenden Übungen Ausdrücke, wie nördliche Länge" östliche Breite", ich an Schnlprüfunge» sogar aus dem Me des Lehrers vernahm, werden dann kaum gehört werden, man braucht dann Schüler auch nicht zu verwirren durch den Fingerzeig: Die Breitengrade müßt ihr auf der Karte rechts links, Längengrade oben unten ablesen." Wie erkläre nun meinen Schülern Breitengrade? Ich zeichne an Wandtafel einen Kreis. Die umschriebene Kreisfläche soll eine ErdhalbDann wird der Äquator eingezeichnet. Dieser ist auf der kugel vorstellen. Erde nur eine gedachte Linie, jeder Punkt ser Linie ist gleich weit ich entfernt, deshalb heißt sie Äquator oder Gleicher. Der Äquator wird nun auf dem Globus, den Planigloben auf verschiedenen Karten des Atlas gezeigt. Was nördlich von ihm liegt, heißt nördliche, was südlich von ihm, südliche Halbkugel. Welche Kontinente liegen nördlich, von den Polen Äquator? Welche werde» von demselben durchschnitten? Der Äquator ist über 40 Mill. Meter lang ; Entfernung von demselben bis zu den Polen beträgt 10 Mill. Meter, unigekehrt ist der Meter der zehnmillionste Teil der Entfernung vom Äquator bis zu einem der Pole. Auf der Karte wird se Entfernung in 90 Teile oder Grade eingeteilt; ein Grad ist also 111,11 Kilometer. Der Fluß Po liegt in der Mitte zwischen Äquator Nordpol, also unter dem 45. Grade folglich 45 mal 111 Kilometer vom Äquator eben so viel vom Nordpol entfernt. Der Vierwaldstättersee liegt unter dem 47. Grade, also 2 Grad, gleich 2 mal 111 Kilometer, nördlicher als der Po. Die Schweiz liegt zwischen dem Grade, der nördlichste Teil der Schweiz (im Kanton Schaffhausen) liegt 2 Grad 2 mal 111 Km. nördlicher als der südlichste welcher südlich vom

4 39 Punkt im Kanton Tessin. Da nun aber auch südliche Halbkugel iu 90 Grade geteilt wird, so spricht mau von einer nördlichen südlichen Breite, Der Po liegt also 45 Grad nördlicher Breite (45 n, Br,) Zeiget Punkte, 45 Grad südlich vom Äquator (45" s, Br.) liegen. Zeiget noch eine Orte Reihe von Punkten, alle 45 Grad nördlich vom Äquator liegen. von gleicher Breite werden auf der Karte durch eine Linie verben, man Breitenkreis nennt, Breitenkreis Breitengrad sind nicht zu verwechseln; denn ein Grad (Vrackus Schritt) ist Entfernung eines Breitenkreises Der Äquator z, B, ist der erste Breitenkreis, aber der Nullbreitengrad. Auf unseren Karten werden oft alle Breitenkreise, oft nur je der zweite, fünfte oder zehnte Kreis gezeichnet, bei Karten von größerem Maßstabe findet man oft noch Minuten (den 60. Teil eines Grades). Da alle Punkte des gleichen Breitenkreises gleich weit vom Äquator entfernt sind, so sind sie mit demselben folglich auch unter sich parallel; sie werden deshalb auch Parallclkreise genannt. Der Äquator ist der längste Parallel vom kreis, andern. übrigen nehmen gegen Pole hin an Länge ab, der 90. Grad ist nur noch ein Punkt (Nord Südpol), Zu merken sind jenigen Breitenkreise, welche 23'/«Gr. nördlich südlich vom Äquator liegen (Wendekreise) zwei, welche 66'/z Gr. nördlich südlich liegen (Polarkreise), Sie teilen Erde in 5 Zonen. Über wie viele welche Zonen erstrecken sich einzelnen Erdteile? Was haben Länder der gleichen Zone mit einander gemein, ist es gleichgültig, ob ein Erdteil, wie Europa Australien, sich nur über zwei Zonen erstrecke, oder über vier, wie Amerika? Auf se Weise werden Erklärungen Übungen fortgesetzt, bis Schüler Bedeutung der Breitengrade gründlich erfaßt haben. Bei Besprechung der einzelnen Länder wird dann das Gelernte angewendet zwar zuerst Lage zum Äquator genau bestimmt dann bei Besprechung des Klimas, der Produkte, des Verkehrs, des Charakters der Beschäftider Bewohner auf Bedeutung der Lage des Landes hingewiesen. Zum Schlüsse noch Beantwortung der Frage, ob man dem Gedächtnisse einprägen solle, zwischen welchen Breitengraden einzelnen Länder liegen. Ich lasse hier, wie beim Geographieunterricht überhaupt, nur wenige Zahlen, auch se nur vergleichend, auswendig lernen. So z. B. müssen sich Schüler merken, daß der 45, Grad durch Norditalien, aber durch den Süden von Frankreich geht, daß der 50. Breitegrad Frankreich gung im Norden, dagegen Deutschland mehr gegen Mitte zu, beim Maine, schneidet. Man kann Schüler bei geschlossenem Atlas fragen, welche Länder, Städte rc. in der Breite der Schweiz, Roms oder Neapels Osterreich liegen, u. s. f.

5 Das wäre meine Methode. 40 einmal bei deinen Schülern an, findest du aber etwas Besseres, so berichte es mir ebenfalls; ich lasse mich eben so gern von andern belehren, als ich selbst meine eigenen Ersahrungen andern gerne mitteile. Es ist niemand so dumm, daß er nicht andern etwas zeigen, niemand so gescheit, daß er nichts von andern Wende sie lernen könnte. Wünsche sem Briefe guten Empfang Dir selbst Gottes reichen Segen zum neuen Jahre! Beiträge zur Geschichte des urnerischen Schutwesens. (Gottfr. AbEgg, Professor in Altdorf.) Einleitung. An der Generalversammlung des Vereins kathol. Lehrer SchulMänner der Schweiz in Schwyz, Oktober 1893, wurde Anregung gemacht, Geistliche, Lehrer Schulmänner mögen Protokolle in den Archiven Dokumente in den Kirchenladen durchstöbern daraus Erhebungen über das Volksschulwesen früherer Zeiten machen, um im Laufe der Zeit einen Einblick in alten Schuleinrichtungen zu gewinnen, um Männer kennen zu lernen, an der Erziehung Bildung unserer Vorfahren gearbeitet haben; kurz um zu einer Geschichte des Schulwesens in der kathol. Schweiz zu kommen. Es existieren schon verschiedene Schriften über sen Gegenstand z. B. Durrer: Fiala: Geschichtliches über Schulen von Solothurn'); Schulen der Urschweiz bis 1799; dann über Uri speziell Schiffmann: I. Anfänge des Schulwesens im Lande Uri (1878) Hcrger A. : Geschichte des urnerischen Schulwesens (1883. Manuskript.)') alles Arbeiten, zu den besten gezählt werden dürfen. Während Schiffmann aber mit 1601 aufherger nach RePetition dessen, was Schiffmann im 33. Bande des GeEs bleibt schichtsfrees veröffentlicht hat, erst mit dem Jahre 1804 ein. hört, setzt 2 Jahrherten auszufüllen. Jede Arbeit trägt das ihrige zum Gelingen des Ganzen bei; denn eine urkliche Geschichte gleicht einem feinen Mosaik jeder Beitrag einem Mosaiksteine, der Wert hat, ja notwendig ist, wenn das Bild nicht lückenhaft erscheinen soll. Gelingt somit eine Lücke von es so mir, mit nachfolgender hat meine Arbeit ihren geschichtlichen Darstellung einen praktischen Zweck ') Die alte Stifts Stadtschule" Stein einzusetzen, erfüllt Die Arbeit wurde vom urnerischen Erziehungsrat au Landesausstellung von Zürich gesandt. Nebst sen Schriften sind nennenswert Ilr. OHunziker: Geschichte der schwciz. Volksschule." Von demselben: Schweiz, schulgeschichtliche 2) Blätter" :c.