Blühflächen in der Agrarlandschaft - Untersuchungen zu Blühmischungen, Honigbienen, Wildbienen und zur praktischen Umsetzung

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1 Blühflächen in der Agrarlandschaft - Untersuchungen zu Blühmischungen, Honigbienen, Wildbienen und zur praktischen Umsetzung Gesamtbericht zu wissenschaftlichen Begleituntersuchungen im Rahmen des Projekts Syngenta Bienenweide November 2013

2 Seite 2 Blühflächen in der Agrarlandschaft Blühflächen in der Agrarlandschaft - Untersuchungen zu Blühmischungen, Honigbienen, Wildbienen und zur praktischen Umsetzung Gesamtbericht zu wissenschaftlichen Begleituntersuchungen im Rahmen des Projekts Syngenta Bienenweide im Auftrag von: Syngenta Agro GmbH, Am Technologiepark 1-5, D Maintal von Dr. Rainer Oppermann 1, Dr. Mare Haider 1, Jenja Kronenbitter 1,2, Hans-R. Schwenninger 3, Dr. Ingo Tornier 4 1 Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) Böcklinstr. 27 D Mannheim mail@ifab-mannheim.de 2 Agroeco In der Au 2 D Bruchsal kronenbitter@agroeco.de 3 Büro Entomologie + Ökologie Goslarer Str. 53 D Stuttgart H.u.K.Schwenninger@t-online.de 4 Hüttenhof D Hütten IngoTornier@eurofins.com Dank An erster Stelle möchten wir allen Landwirten danken, die in den letzten Jahren im Rahmen unseres Projekts Blühflächen angelegt haben und damit die Grundlagen für Erprobungen und wissenschaftliche Analysen geschaffen haben. Wir möchten uns aber auch ganz herzlich bei allen anderen Beteiligten, Wissenschaftlern, Vertretern von Verbänden und Institutionen und vielen mehr bedanken, die unsere Versuche begleitet oder die Workshops und Tagungen bereichert haben. Ohne diese Mitwirkung wäre dieser Bericht so nicht zustande gekommen. Ein herzlicher Dank an alle! Zitiervorschlag: Oppermann, R., Haider, M., Kronenbitter, J., Schwenninger, H.R., Tornier, I. (2013): Blühflächen in der Agrarlandschaft - Untersuchungen zu Blühmischungen, Honigbienen, Wildbienen und zur praktischen Umsetzung. Gesamtbericht zu wissenschaftlichen Begleituntersuchungen im Rahmen des Projekts Syngenta Bienenweide, 191 Seiten. Download unter

3 Inhalt 1 Einführung Überblick über die Teilprojekte Blühmischungen Honigbienen ( Imker sucht Landwirt ) Wildbienen Literaturstudie Workshops: Eckpunkte für die Umsetzung eines Praxisorientierten Blühflächenkonzepts Tagungen Methoden der Feldstudien Blühmischungen Untersuchungsflächen Saatstärke und Aussaat Datenerhebung Honigbienen Untersuchungsflächen Aussaat und Saatstärke Standimkerei Honig- und Pollenanalyse Wildbienen Untersuchungsflächen Erfassungsmethode Untersuchungstermine Ermittlung der Blütendichte/Häufigkeit Ergebnisse der Feldstudien Blühmischungen Blühaspekt Verunkrautung Insektenbesuche Die Belange der Landwirte Zusammenfassung und Empfehlungen Honigbienen Bewertung der Volksentwicklungen Völkerverluste Honig- und Pollenanalyse Zusammenfassung und Fazit Wildbienen Rote-Liste-Arten Nahrungsspezialisten Nistweisen Kuckucksbienen Untersuchungsergebnisse der verschiedenen Standorte Bedeutung der Bienenweiden für Wildbienen Zusammenfassung und Empfehlungen

4 Seite 4 Blühflächen in der Agrarlandschaft 5 Literaturstudie: Möglichkeiten und Grenzen von Blühstreifen und Blühflächen in der Agrarlandschaft Einleitung Typen von Blühmischungen Einjährige Blühmischungen mit Kulturpflanzen als Hauptbestandteil Überjährige Blühmischungen mit Kulturpflanzen als Hauptbestandteil Mehrjährige Mischungen mit hohem Leguminosenanteil Mehrjährige Mischungen mit einem hohen Wildpflanzenanteil Möglichkeiten von Blühstreifen und Blühflächen Förderung der biologischen Vielfalt Bestäubung von Kulturpflanzen und Ertragssteigerung Nützlingsförderung zur natürlichen Schädlingsbekämpfung Rahmenbedingungen für eine hohe Effektivität von Blühstreifen und Blühflächen Blühmischung und Bestandsstruktur Flächengröße und Flächenform Alter der Fläche Anlage und Pflege Landschaftskontext Grenzen von Blühstreifen und Blühflächen und ergänzende bzw. alternative Konzepte Workshops: Eckpunkte für die Umsetzung eines praxisorientierten Blühflächenkonzepts Synthese und Ausblick Literatur Anhang

5 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 5 1 Einführung Nicht nur die Mehrzahl der Wildpflanzen, sondern auch viele Feldfrüchte sind für ihre Reproduktion auf Insekten angewiesen. Blütenpflanzen bieten den Bestäubern Nahrung in Form von Pollen und Nektar. Es besteht ein komplexes Netz aus aufeinander angewiesenen Pflanzen und Insekten, von welchem direkt und indirekt auch viele andere Bewohner unserer Agrarlandschaft profitieren (z. B. viele Vogel- und Säugetierarten). In unserer Agrarlandschaft ist es in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Verarmung des Blühmosaiks gekommen. Durch die Intensivierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen der landwirtschaftlichen Produktionsverfahren hat sich die Nahrungsgrundlage für alle Bestäuber dramatisch verschlechtert. Dies ist auf viele Einzelfaktoren wie die Vergrößerung der Agrar-Parzellen, die Verarmung an naturnahen Kleinstrukturen, den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und die allgemeine Verringerung der Vielfalt in Acker- und Grünland zurückzuführen. Der weitaus überwiegende Teil der Felder weist bei uns heute kaum noch Blüten von Kornblume, Kamillen, Taubnesseln und Mohn auf (Horn 2005). Auch die Auswahl der angebauten Feldfrüchte hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Wurden früher noch häufig blütenreiche Zwischenfrüchte wie z. B. Klee und Kleegras angebaut, fehlen diese heute weitgehend. Zusätzlich lässt sich im Grünland ein starker Rückgang der Artenvielfalt und damit eine Verknappung des Nahrungsangebotes für Bestäuber beobachten (Horn 2005). Drastische Bestandseinbrüche bei Wildbienenpopulationen (Scheuchl 2011, Schwenninger, unveröff. Untersuchungen) sowie längerfristige negative Bestandstrends, welche sich in den Roten Listen der Wildbienen widerspiegeln (vgl. Westrich et al. 2008), weisen auf die Dringlichkeit hin, Maßnahmen zur Verbesserung der Existenzbedingungen der heimischen Wildbienenarten zu ergreifen. Um der Blütenknappheit in unserer Agrarlandschaft entgegenzuwirken, gibt es die Möglichkeit spezielle Blühstreifen bzw. -flächen anzulegen, die Bienen sowie anderen Insekten ein Nahrungsangebot über einen möglichst großen Teil der Vegetationsperiode liefern sollen. Im Rahmen des von Syngenta durchgeführten Projekts Syngenta Bienenweide engagiert sich Syngenta Agro GmbH deutschlandweit bei der Anlage von Blühflächen, indem das Unternehmen interessierten Landwirten kostenlos Saatgut zur Anlage von einem Hektar Blühfläche zur Verfügung stellt. Zur optimalen Umsetzung eines Blühstreifens bzw. einer Blühfläche ist die Auswahl einer geeigneten Saatmischung maßgeblich: Diese sollte optimalerweise standortangepasste und regionaltypische Pflanzenarten beinhalten, ein langandauerndes Blütenangebot liefern und eine große Blühvielfalt bieten, um so möglichst vielen Insektengruppen gerecht zu werden. Die vielen im Handel erhältlichen Saatmischungen für Blühflächen erfüllen diese Anforderungen in sehr unterschiedlichem Maße. Im Hinblick auf eine mittel- bis langfristig nachhaltige Entwicklung des Projektes Syngenta Bienenweide wurden daher bundesweit im Zeitraum von verschiedenen Instituten und Wissenschaftlern in mehreren Teilprojekten wissenschaftliche Begleituntersuchungen durchgeführt. In drei verschiedenen Freilandstudien wurden mehr als zehn Blühmischungen in Zusammenarbeit mit Landwirten erprobt und im Hinblick auf ihre Eignung für Honigbienen und Wildbienen untersucht. Zusätzlich wurden die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Möglichkeiten und Grenzen von Blühstreifen und -flächen für die Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft in einer Literaturstudie zusammengefasst. In mehreren Workshops wurden Herausforderungen der

6 Seite 6 Blühflächen in der Agrarlandschaft Integration von Blühflächen in die landwirtschaftliche Praxis und Förderung diskutiert und die Ergebnisse in einem Eckpunktepapier zusammengefasst. Die Ergebnisse dieser Begleituntersuchungen zum Projekt Syngenta Bienenweide werden im vorliegenden Bericht zusammengestellt und es wird ein gemeinsames Fazit gezogen. Zudem wurde zusätzlich zu diesem Bericht eine Broschüre erstellt, in der die wesentlichen Punkte für die Praxis zusammengefasst sind. Sie soll den Landwirten als Leitfaden für die Auswahl von Blühmischungen und die Anlage von Blühflächen dienen (Kronenbitter & Oppermann 2013).

7 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 7 2 Überblick über die Teilprojekte Die unterschiedlichen Teilprojekte werden im Folgenden kurz vorgestellt. Sie wurden von den verschiedenen Instituten durchgeführt und geleitet, die bei den einzelnen Projekten genannt sind. 2.1 BLÜHMISCHUNGEN Bearbeitung: Institut für Agrarökologie und Biodiversität (J. Kronenbitter, Dr. R. Oppermann) (ifab) Im Hinblick auf eine mittel- bis langfristig nachhaltige Entwicklung des Projektes Syngenta Bienenweide wurden in dieser Studie verschiedene Blühmischungen in der Praxis erprobt und Empfehlungen erarbeitet. Dafür wurden im Jahr 2010 zehn verschiedene ein- und mehrjährige Saatmischungen für landwirtschaftliche Blühflächen ausgewählt, auf verschiedenen Standorten in Deutschland ausgesät und auf ihre Eignung als Blühmischungen unter den verschiedenen Standortbedingungen getestet. Auf diese Ergebnisse aufbauend wurden in den Jahren 2011 und 2012 je drei einjährige Saatmischungen von Syngenta an die Landwirte verteilt und deren Umsetzung mit den Landwirten erprobt. Neben der naturschutzfachlichen Eignung und Qualität einer Mischung ist die Bewertung und Akzeptanz der Landwirte maßgeblich für den Erfolg des Projektes Blühstreifen verantwortlich. Um der naturschutzfachlichen Eignung der Mischungen Rechnung zu tragen, wurde zudem im Jahr 2012 eine semiquantitative Erfassung der blütenbesuchenden Insektengruppen in den Blühstreifen mit Beobachtung der Nutzung der einzelnen Pflanzenarten durchgeführt. Im Einzelnen wurden folgende Aspekte der unterschiedlichen Blühmischungen untersucht: Blütenangebot (Qualität und Vielfalt), Verunkrautung und Insektenbesuche; Vergleich der Blühmischungen bei verschiedenen Saatstärken, an unterschiedlichen Standorten und in unterschiedlichen Jahren; Erprobung der praktischen Umsetzung mit den Landwirten. 2.2 HONIGBIENEN ( Imker sucht Landwirt ) Bearbeitung: Dr. I. Tornier In den Jahren wurde untersucht, welchen Beitrag die Aussaat von Bienenweide- Mischungen in der Agrarlandschaft für die Honigbienenhaltung leisten kann. Im besonderen Fokus stand dabei die Möglichkeit zum Betrieb einer Standimkerei, der traditionellen Form der Imkerei. Eine Standimkerei ist nur dann möglich, wenn im Stand dauerhaft gute Trachtquellen existieren, welche die Bienenvölker ganzjährig ausreichend ernähren. Da dies heute vielerorts nicht mehr gegeben ist, müssen viele Imker eine Wanderimkerei betreiben und mit ihren Bienenvölkern den Trachtquellen hinterherziehen. In Zusammenarbeit zwischen Imkern und Landwirten wurde mit der gezielten Anlage von Bienenweideflächen und dem Betrieb einer nahegelegenen Standimkerei auf verschiedenen Standorten in Deutschland geprüft, in wie weit die Blühflächen den Bienen ein ausreichendes Pollen-

8 Seite 8 Blühflächen in der Agrarlandschaft und Nektarangebot bieten und ob durch sie der Betrieb einer Standimkerei ermöglicht werden könnte. 2.3 WILDBIENEN Bearbeitung: Büro Entomologie + Ökologie (Dipl. Biol. H. R. Schwenninger) In dieser Studie wurden in den drei aufeinander folgenden Jahren die Auswirkungen verschiedener Blühmischungen auf das Vorkommen heimischer Wildbienenarten untersucht. Auf der Basis eines Monitorings der Wildbienen in ausgesuchten Flächen des Syngenta-Projekts sowie in Referenzflächen wurde die Bedeutung von Bienenweiden für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft ermittelt. Außerdem wurden im Hinblick auf eine Verbesserung des Wildbienenartenschutzes die bisherigen Maßnahmen beurteilt sowie Vorschläge zur Pflege und Gestaltung von Blühstreifen gemacht. Die Ansprüche der Bienen hinsichtlich der Nutzung von Blüten als Nahrungsquellen decken sich im Wesentlichen mit denjenigen vieler anderer blütenbesuchender Insekten wie z. B. Grabwespen, Blattlaus vertilgender Schwebfliegen, Schmetterlingen oder Käfer. Wildbienen haben somit für das blütenreiche Offenland eine gewisse Schirmfunktion und die für sie geeigneten Habitate stellen zumeist auch für andere Blütenbesucher wichtige Lebensräume dar. 2.4 LITERATURSTUDIE Bearbeitung: Institut für Agrarökologie und Biodiversität (J. Kronenbitter) (ifab) Zusätzlich zu den feldbiologischen Begleituntersuchungen wurde im Rahmen des Syngenta- Bienenweide Projekts eine Literaturstudie erarbeitet, in welcher die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Möglichkeiten und Grenzen von Blühstreifen und -flächen für die Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft zusammengefasst werden. Diese Studie wird in Kapitel 5 vollständig wiedergegeben. 2.5 WORKSHOPS: ECKPUNKTE FÜR DIE UMSETZUNG EINES PRAXIS- ORIENTIERTEN BLÜHFLÄCHENKONZEPTS Organistaion: Institut für Agrarökologie und Biodiversität (J. Kronenbitter, Dr. R. Oppermann)(ifab) Vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurden im Rahmen von drei Expertenworkshops die Herausforderungen der Integration von Blühflächen in die landwirtschaftliche Praxis und Förderung diskutiert. Es wurden Ansätze zur Lösung der bestehenden regionalen Probleme erörtert und ein Beitrag zur besseren Vernetzung der verschiedenen Akteure geleistet. Die Workshops fanden mit regionalen Schwerpunkten am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (Workshop Süd), am Bieneninstitut Kirchhain (Workshop Mitte) und am Bieneninstitut Celle (Workshop Nord) statt. Als Ergebnis wurde ein Eckpunktepapier erarbeitet, in welchem Vorschläge zur ökologischen und gleichzeitig praxisrelevanten Optimierung von Blühstreifen und -flächen als Baustein zur Sicherung der Biodiversität in der Agrarlandschaft

9 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 9 zusammengefasst wurden. Bei den Workshops waren Vertreter aus Verwaltung, Landwirtschaft, Imkerei, Jägerschaft und von verschiedenen anderen Interessenverbänden anwesend. Die Workshops fanden unter der Leitung des ifab statt. Das Eckpunktepapier findet sich ungekürzt in Kapitel TAGUNGEN Organisation: Institut für Agrarökologie und Biodiversität (Dr. R. Oppermann, J. Kronenbitter) (ifab) Im Weiteren wurden zwei Tagungen ausgerichtet, die dem fachlichen Input für alle mit dem Themenfeld Bienenweiden, Blühflächen und Agrarlandschaft befassten Personen und Institutionen dienten. Insbesondere sollte der Austausch und die Informationsvernetzung von Handlungs- und Entscheidungsträgern, von Wissenschaftlern und von Verbandsvertretern befördert werden. Die erste Tagung in Frankfurt im Januar 2013 drehte sich vornehmlich um die Fragen, welche Chancen eine Steigerung der Anlage von Blühflächen der Verbesserung der Natur- und Umweltsituation bietet und welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen. Zudem wurden die Grenzen der Wirkung von Blühflächen im Hinblick auf die angestrebten Agrarumwelteffekte, und ergänzende Maßnahmen zu Blühflächen diskutiert. Auf der zweiten Tagung, welche im November 2013 in Berlin stattfinden wird, werden Perspektiven erörtert, wie mit Blühflächen und anderen biodiversitätsfördernden Maßnahmen Verbesserungen in der Agrarlandschaft aus Sicht des Bienen- und Biodiversitätsschutzes erreicht werden können. Das Programm der zwei Tagungen findet sich in Anhang 1. Eine Zusammenfassung der einzelnen Beiträge und die Präsentationen der Tagungen können im Internet unter eingesehen und heruntergeladen werden. Die Ergebnisse der zweiten Tagung werden dort ab Januar 2014 abrufbar sein.

10 Seite 10 Blühflächen in der Agrarlandschaft

11 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 11 3 Methoden der Feldstudien 3.1 BLÜHMISCHUNGEN In den Jahren wurden zehn verschiedene Saatmischungen für landwirtschaftliche Blühflächen (Tabelle 1, Abbildung 1) auf verschiedenen Standorten in Deutschland ausgesät und auf ihre Eignung unter den verschiedenen Standortbedingungen getestet. Die Auswahl der Mischungen erfolgte nach folgenden Kriterien: Berücksichtigung sowohl ein- als auch mehrjähriger Mischungen (7 einjährige, 3 mehrjährige) Berücksichtigung der bis dato von Syngenta im Projekt Syngenta Bienenweide angebotenen Mischungen Auswahl möglichst preisgünstiger Saatmischungen ( /ha) Berücksichtigung von Mischungen ohne Leguminosen und Kruziferen aufgrund potentieller wasserschutzrechtlicher und ackerbaulicher Rahmenbedingungen, die Saatmischungen ohne diese Artengruppen erfordern (kein Leguminosen-Anbau in Wasserschutzgebieten, keine Kruziferen in Blühmischungen von Betrieben mit hohem Anteil an Kruziferen in der Fruchtfolge) Vorhandensein von Fördermöglichkeiten für einzelne Mischungen in den verschiedenen Bundesländern Berücksichtigung von potentiellen Problempflanzen (Malven, Disteln) die dazu führen können, dass Landwirte Saatmischungen ablehnen Weitgehende Bevorzugung fertiger Saatmischungen, so dass der spätere Arbeitsaufwand für die Landwirte möglichst niedrig gehalten werden kann Bevorzugung von Mischungen mit einer hohen Arten- und Blühvielfalt um eine Eignung der Mischungen auf möglichst vielen Standorten und eine möglichst hohe Attraktivität für eine große Bestäubervielfalt zu garantieren Eine Liste der genauen Saatgutzusammensetzung der einzelnen Mischungen findet sich in Anhang 2.

12 Seite 12 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 1: Übersicht über die getesteten Saatmischungen. Die im Jahr 2010 von Syngenta an Landwirte ausgegebenen Mischungen sind grau hinterlegt, die im Jahr 2011 von Syngenta ausgegebenen Mischungen sind hellblau hinterlegt. Name Brandenburger Mischung Tübinger Mischung Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Hummelblüten MEKA Mischung 1 Thüringer Mischung BI - Bienenweide Kultur-Naturblüht-auf Veitshöchheimer Bienenweide einj.- /mehrj. Potentielle Problempflanzen 1 8 X X Malven 1 11 X Malven 1 14 X X Malven 1 14 X Malven, Disteln 1 11 X Malven 1 13 X Malven mögliche Förderung (ohne Gewähr) Niedersachsen, (Sachsen) Rheinland-Pfalz, (Sachsen) Hessen, Niedersachsen, (Sachsen) Hamburg, (Sachsen) Artenzahl Kruziferen Leguminosen Baden- Württemberg, (Sachsen) (Sachsen), Thüringen ca. Preis ( /ha) (Stand 2010) 1 15 X X Hessen, (Sachsen) X X Malven, Disteln Lebensraum I 5 55 X X Malven, Disteln Blühende Landschaft (Nord/Süd/Ost) 5 31/33/2 7 X X Disteln Hamburg, Hessen, (Sachsen) Bayern, Hamburg, Hessen, Rheinland- Pfalz, (Sachsen) Hamburg, (Sachsen)

13 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Abbildung 2: Übersicht über die zehn getesteten Blühmischungen. 1) Brandenburger Mischung, 2) Tübinger Mischung, 3) Visselhöveder Insektenparadies, 4) Visselhöveder Hummelblüte, 5) MEKA Mischung 1, 6) Thüringer Mischung B1 Bienenweide, 7) Kultur-Natur-blüht-auf, 8) Veitshöchheimer Bienenweide, 9) Lebensraum 1, 10) Blühende Landschaft Untersuchungsflächen Für das Projekt wurden Saatmischungen auf zehn Standorten im Jahr 2010, und auf neun bzw. acht (anderen) Standorten in den Jahren 2011 und 2012 innerhalb Deutschlands von den ansässigen Landwirten ausgesät (Abbildung 3). Dabei wurden im Jahr 2010 alle zehn oben genannten Mischungen (Tabelle 1) untersucht. Im Jahr 2011 wurden von diesen nur die sechs einjährigen Mischungen untersucht und im Jahr 2012 wurden von diesen einjährigen wiederum nur drei ausgewählte Mischungen untersucht (Tabelle 3). Die Organisation und Auswahl der Standorte wurde von Syngenta übernommen. Die Standorte lagen in sieben Bundesländern und deckten damit einen weiten Teil der Regionen Deutschlands ab. Fünf der neun (2011) bzw. vier der acht (2012) Standorte wurden vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) betreut, die anderen von Herrn Tornier (siehe Teilprojekt Honigbienen, Kapitel 3.2). Die Standorte deckten eine breite Vielfalt an unterschiedlichen Standortbedingungen ab (Anhang 3). Die Bodenbedingungen reichten von Sand- bis sandige Lehmböden mit Bodenwerten zwischen 19

14 Seite 14 Blühflächen in der Agrarlandschaft und 50. Gute Böden mit Bodenwerten > 50 waren jedoch nicht vertreten. Unter den Flächen fanden sich extrem trockene Standorte (Möller, Celle) wie auch extrem feuchte Standorte (Käsbohrer). Das Spektrum reicht von völlig besonnten Flächen (Wellniz, Bosch) bis hin zu stark beschatteten Standorten (Kamping). Einige der Standorte lagen in den Vorjahren brach, daraus ergab sich ein verstärktes Unkrautproblem. Aber auch auf einigen der sich in der Produktion befindlichen Flächen kamen verschiedenen Problemunkräuter in großer Menge vor Postleitzahlengebiet der Standorte: Reichenbach Betrieb Henkel Schwedt Betrieb Wolff Ankershagen Betrieb Wellniz Wedemark Betrieb Möller Reiskirchen Betrieb Otto Freren - Betrieb Kamping Villmar Betrieb Reichwein Herxheim - Betrieb Müller Lauingen - Betrieb Käsbohrer Weidenbach Landw. Lehranstalt Triesdorf Postleitzahlengebiet der Standorte: Reinsdorf Betrieb Ehlert Hütten Hüttenhof Celle Bieneninstitut Celle Reiskirchen Betrieb Otto Freren - Betrieb Kamping Misselberg Hofgut Mauch Pforzheim Betrieb Bosch Herxheim - Betrieb Müller * Weidenbach Landw. Lehranstalt Triesdorf Abbildung 3: Übersichtskarten und Listen der zehn Versuchsstandorte in Deutschland für das Teilprojekt Blühmischungen in den Jahren * Der Standort Müller (Herxheim) wurde nur 2010 und 2011 untersucht Saatstärke und Aussaat Für eine bessere Maschinengängigkeit bei der Aussaat des teilweise sehr feinsamigen Saatgutes wurde dieses mit Sojaschrot auf eine einheitliche Saatstärke von 100 kg/ha gestreckt (Tabelle 2,

15 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 15 Abbildung 4). Dazu erhielten die Landwirte Saatgut und Sojaschrot in fertig abgewogenen Portionen, die sie nur noch vermischen und anschließend aussäen mussten. Im Jahr 2012 wurde das Saatgut aufgrund der hohen Preise mit Sonnenblumenkuchen statt mit Sojaschrot gestreckt. Da der Sonnenblumenkuchen stärker verklebt, wurde die Maschinengängigkeit der Mischung im Gegensatz zu den Vorjahren von einigen Landwirten negativ bewertet. Tabelle 2: Saatstärke des reinen, ungestreckten Saatgutes und des mit Sojaschrot gestreckten Saatgutes im Jahr Mischung Saatstärke reines Saatgut (kg/ha) Saatstärke getrecktes Saatgut (kg/ha) Brandenburger Mischung Tübinger Mischung Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Hummelblüten MEKA Mischung Thüringer Mischung B1 - Bienenweide Kultur-Natur-blüht-auf Veitshöchheimer Bienenweide Lebensraum I Blühende Landschaft Abbildung 4: Saatgutstreckung mit Sojaschrot. Das Saatgut setzt sich aus sehr unterschiedlichen Korngrößen zusammen (rechts unten). Dadurch besteht die Gefahr der Entmischung bei der Aussaat mit der Sämaschine. Dies kann bei dem in Teilen sehr feinsamigen Saatgut zu einer ungleichmäßigen Aussaat führen. Daher wurde das Saatgut mit Sojaschrot getreckt (rechts oben). Die Mischung von Saatgut und Sojaschrot erfolgte mit dem Betonmischer (links).

16 Seite 16 Blühflächen in der Agrarlandschaft Die Aussaat wurde von den Landwirten im Zeitraum von Ende April bis Anfang Juni durchgeführt. Die Versuchsparzellen wurden als Streifen oder Blöcke mit einer Mindestbreite von 6 m angelegt. Die Aussaat der einzelnen Mischungen erfolgte mit der Sämaschine. Die vorgegebene Saattiefe betrug maximal 1-2 cm. Für das Projektjahr 2011 wurden aus den 10 verschiedenen Saatmischungen des Vorjahres die sieben einjährigen Mischungen ausgewählt und den Landwirten zur Auswahl zur Verfügung gestellt. Aus diesen sieben Mischungen sollte jeder der vom ifab betreuten Landwirte drei Mischungen für seinen Standort auswählen. Die vier weiteren, von Herrn Tornier betreuten Betriebe (siehe Teilprojekt Honigbienen, Kapitel 3.2) erhielten die Möglichkeit aus den drei von Syngenta zur Verfügung gestellten Mischungen auszuwählen. Als Saatstärke sollte jeder Betrieb die von den Saatgutherstellern empfohlenen Saatstärke und eine an den Standort angepasste Saatstärke wählen. Die Wahl der Saatstärke erfolgte dabei in Rücksprache mit den Betreuern der Landwirte. Für das Projektjahr 2012 wurden aus den in den Vorjahren erprobten einjährigen Mischungen die drei Mischungen Visselhöveder Insektenparadies, MEKA 1 und Kultur-Natur-blüht-auf ausgewählt und in jeweils 2 Saatstärken ausgesät. Die Wahl der Mischungen und Saatstärken wurde auf Basis der Erfahrungen der Vorjahre getroffen und in der Vorbereitung des Projektes mit Syngenta Agro GmbH abgestimmt. Tabelle 3 zeigt eine Übersicht der gewählten Mischungen und Saatstärken an den einzelnen Standorten. Tabelle 3: Von den Landwirten in den Jahren 2011 und 2012 angesäte Mischungen und Saatstärken Mischung Müller Bosch Otto Kamping 9 Misselberg Hütten Triesdorf Reinsdorf MEKA Celle Mischung Müller Bosch Otto Kamping Missel- Berg Hütten Tübinger Mischung Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Hummelblüte Thüringer Mischung Kultur-Naturblüht-auf Triesdorf Reinsdorf Celle MEKA Visselhöveder Insektenparadies Kultur-Naturblüht-auf

17 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Datenerhebung Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Anzahl und Zeitraum der Datenerhebungen im Feld in den verschiedenen Jahren: Jahr Anzahl Begehungen Zeitraum Begehungen erhobene Daten Juni - September Juni Oktober Juli - Oktober - Blühaspekt - Verunkrautung - Blühaspekt - Verunkrautung - Meinung der Landwirte - Blühaspekt - Verunkrautung - Insektenbesuche Blühaspekt Der Blühaspekt einer Mischung wurde unter folgenden zwei Aspekten bewertet: der Menge an zur Verfügung stehenden Blüten der Blühvielfalt Als Maß für die Blühvielfalt wurden die Anzahl der gleichzeitig blühenden Arten und die Anzahl der blühenden Arten pro Bestäuberklasse (3 Klassen: kurzrüsselig, mittelrüsselig, langrüsselig) herangezogen. Es wurden folgende Daten erhoben: Mächtigkeit der ausgesäten Pflanzenarten Entwicklungsstadium der ausgesäten Pflanzenarten Die genauere Beschreibung der erhobenen Parameter ist in Anhang 4 dargestellt, die Berechnung der Blühmasse aus den im Feld aufgenommenen Daten findet sich in Anhang 5. Verunkrautung Die Verunkrautung kann einen maßgeblichen Einfluss auf die Ausprägung und damit auf den Blühaspekt einer Blühmischung haben. Eine starke Verunkrautung wird von den Landwirten in der Regel ungern toleriert. Als Maß für die Verunkrautung einer angesäten Fläche wurde der Deckungsgrad des Bewuchses und der Unkräuter in den erkennbaren Höhenschichten des Aufwuchses herangezogen (Tabelle 4).

18 Seite 18 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 4: Parameter der Datenerhebung zur Bewertung der Verunkrautung der verschiedenen Mischungen. Parameter Beschreibung Deckungsgrad der Mischung Deckungsgrad der Unkräuter* Zur Bestimmung wurde der Aufwuchs der Mischungen in ein bis maximal fünf Höhenschichten eingeteilt (Einteilung nach subjektiver optischer Einschätzung) und der Deckungsgrad der einzelnen Höhenschichten geschätzt. Deckungsgrad der Unkräuter. Zur Bestimmung wurde der Aufwuchs der Mischungen in ein bis maximal fünf Höhenschichten eingeteilt (Einteilung nach subjektiver optischer Einschätzung) und der Deckungsgrad der Unkräuter in den einzelnen Höhenschichten geschätzt. *Unkräuter = alle Pflanzenarten die nicht in der Mischung enthalten sind. Insektenbesuche An den fünf vom ifab betreuten Standorten (Kamping, Otto, Misselberg, Triesdorf, Bosch) erfolgte eine semiquantitative Erfassung der blütenbesuchenden Insekten in den Blühstreifen. Dazu wurden Transektbegehungen in den Blühstreifen der einzelnen Mischungen an den jeweiligen Boniturterminen durchgeführt. Es wurde zwischen folgenden Insektengruppen unterschieden: Honigbiene Hummeln andere Bienen Wespen Käfer Wanzen Schwebfliegen andere Fliegen Tagfalter andere Insekten Pro Streifen wurde ein ca. 30 m langer Transekt innerhalb der Blühstreifen 10 min mit langsamen gleichmäßigen Schritten begangen. Dabei wurden alle Blütenbesuche entlang des Transektes (je nach Blühmasse der Mischung betrug die Entfernung zum Beobachter zwischen 30 und 100cm) beobachtet und die Insektengruppe und die besuchte Pflanzenart notiert. Sofern ein Insekten- Individuum nachverfolgt werden konnte, wurde dieses nur bei der ersten Beobachtung an einer Pflanzenart registriert (Vermeidung von Doppelzählung). Soweit möglich wurde das Verhalten der Insekten dabei einer der drei folgenden Kategorien zugeordnet: 1. Sammelverhalten: Das Insekt sammelt eindeutig Nektar und/oder Pollen an der Blüte und besucht danach weitere Blüten (häufig bei Bienen beobachtet) 2. Besuch der fertilen Blütenteile: Das Insekt besucht die Blüte und sitzt dabei im Bereich fertiler Staub- und/oder Fruchtblätter, ein Besuch weiterer Blüten wird nicht beobachtet (häufig bei Käfern beobachtet) 3. Besuch der sterilen Blütenteile: Das Insekt besucht die Blüte und hat dabei vermutlich keinen Kontakt zu fertilen Staub- und/oder Fruchtblättern sondern sitzt z.b. nur auf den Kronblättern (häufig bei Wanzen beobachtet) Zusätzlich wurden die Witterungsbedingungen notiert.

19 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 19 Die Belange der Landwirte Für eine erfolgreiche Umsetzung von Blühflächen in der Agrarlandschaft spielt die Bereitschaft der Landwirte sich aktiv für diese Maßnahme einzusetzen eine entscheidende Rolle. Daher sind die Beweggründe und die Interessen der Landwirte maßgeblich. Zur Evaluierung der Belange der Landwirte, die für sie bei der Anlage der Blühflächen maßgebend sind, wurde ein Fragebogen entworfen und 8 der 9 Landwirte befragt (am Standort Celle wurde die Aussaat von Bieneninstitut Celle organisiert und es bestand kein Kontakt zum Landwirt). Die Fragen lassen sich in folgende Themenkomplexe gliedern: Gründe für die Teilnahme am Programm Syngenta Bienenweide Welche Erfahrungen haben die Landwirte mit der Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen zur Umsetzung von Blühstreifen und -flächen? Wie wichtig ist den Landwirten die Unterstützung von Bestäubern? Wie wichtig ist den Landwirten die Wahrnehmung durch die Bevölkerung? Wie wichtig sind verschiedene Aspekte aus der landwirtschaftlichen Praxis? 3.2 HONIGBIENEN Untersuchungsflächen Die Untersuchungen wurden an insgesamt sechs Standorten in Deutschland durchgeführt (Abbildung 5). Der Standort Bodelshausen nahm nur im Jahr 2010 an der Studie teil. An den anderen Standorten wurde in allen drei Projektjahren, von 2010 bis 2012, Bienenweiden angelegt und der Erfolg einer Standimkerei gemessen. Postleitzahlengebiet der Standorte: Hütten - Landwirt: Ingo Tornier - Imker: Ingo Tornier Eschede - Landwirt: Henning Schütze - Imker: Michael Voigt Wildenfels - Landwirt: Armin Ehrler - Imker: Katharina Huster Misselberg - Landwirt: Bausch-Weiss - Imker: Martin Nengel Pforzheim - Landwirt: Günther Bosch - Imker: Klaus Hampel Bodelshausen - Landwirt: Jörg Zimmermann - Imker: Tobias Bergner Abbildung 5: Standorte des Teilprojekts Imker sucht Landwirt

20 Seite 20 Blühflächen in der Agrarlandschaft Aussaat und Saatstärke In den drei Versuchsjahren wurden insgesamt fünf verschiedene Mischungen als Bienenweide getestet. Die Mischungen enthalten 8 bis 15 meist einjährige Kulturpflanzenarten wie Buchweizen, Ölrettich, Gelbsenf, Phacelia, Öllein, Sonnenblume, Perserklee, Inkarnatklee und Kulturmalve, aber auch einige wenige Wildarten wie Klatschmohn und Kornblume. Die genauen Mischungszusammensetzungen finden sich in Anhang 2. Bei günstigen Witterungsbedingungen können die Mischungen schon ca. sieben Wochen nach der Aussaat mit Beginn der Buchweizenblüte das erste Nahrungsangebot für Bienen liefern. Die Blüte kann dann, je nach Zusammensetzung der Mischung, bis zum ersten starken Frost im Herbst andauern. Im ersten Versuchsjahr (2010) wurden die Brandenburger und die Tübinger Mischung angesät. Die Brandenburger Mischung wurde speziell für leichte Böden unter 50 Bodenpunkten entwickelt. Die Tübinger Mischung eignet sich für Flächen über 50 Bodenpunkte und für alle Böden in allen Lagen, mit Ausnahme trockener Sandflächen. Beide Mischungen sind stark von Ölrettich und Gelbsenf dominiert. Diese unterdrücken häufig die anderen Mischungspartner. Im Spätsommer, nach der Blüte von Ölrettich und Gelbsenf, bieten beide Mischungen daher nur ein sehr geringes Blühangebot (Abbildung 6 und Abbildung 7). Abbildung 6: Brandenburger Mischung zur Blüte von Ölrettich und Gelbsenf Ende Juni (links) und nach deren Blüte Mitte September (rechts). Abbildung 7: Tübinger Mischung zur Blüte von Ölrettich und Gelbsenf Ende Juni (links) und nach deren Blüte Mitte September (rechts). Im zweiten und dritten Versuchsjahr (2011 und 2012) wurden drei weitere Mischungen getestet: Visselhöveder Insektenparadies (Abbildung 8) MEKA 1 (Abbildung 9) und Kultur-Natur-blüht-auf (Abbildung 10). Von diesen enthält nur die Mischung Visselhöveder Insektenparadies Ölrettich und

21 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 21 Gelbsenf. In allen drei Mischungen konnten in der Regel bis in den Spätsommer hinein blühende Pflanzen gefunden werden. Die größte Blühmasse wurde jedoch im Frühsommer im Zeitraum der Buchweizen-, Ölrettich-, Gelbsenf-, und Phaceliablüte erreicht. Abbildung 8: Visselhöveder Insektenparadies Ende Juni (links), Ende August (Mitte) und Ende September (rechts). Die Mischung enthält in diesem Fall den grün blühenden tartarischen Buchweizen (Fagopyrum tartaricum) dessen Blüten kaum auffallen und der kaum Nektar produziert. Die Art wurde später durch den echten Buchweizen (Fagopyrum esculentum) ersetzt. Abbildung 9: MEKA 1 Ende Juni (links), Ende August (Mitte) und Ende September (rechts). Die Mischung enthält in diesem Fall den grün blühenden tartarischen Buchweizen (Fagopyrum tartaricum) dessen Blüten kaum auffallen und der kaum Nektar produziert. Die Art wurde später durch den echten Buchweizen (Fagopyrum esculentum) ersetzt. Abbildung 10: Kultur-Natur-blüht-auf Ende Juni (links), Ende August (Mitte) und Ende September (rechts). Die Mischung enthält in diesem Fall den grün blühenden tartarischen Buchweizen (Fagopyrum tartaricum) dessen Blüten kaum auffallen und der kaum Nektar produziert. Die Art wurde später durch den echten Buchweizen (Fagopyrum esculentum) ersetzt. Eine Übersicht der an den einzelnen Standorten angesäten Blühmischungen in den drei Versuchsjahren gibt Tabelle 5. Die Aussaat der Mischungen erfolgte zwischen Ende April und Anfang Juni. Für eine bessere Maschinengängigkeit bei der Aussaat des teilweise sehr heterogenen Saatgutes wurde dieses im dritten Versuchsjahr mit Sojaschrot auf eine einheitliche Saatstärke von 100 kg/ha gestreckt. Die Aussaat der einzelnen Mischungen erfolgte mit der Sämaschine, die vorgegebene Saattiefe betrug maximal 1-2 cm. Der Blühbeginn liegt je nach Witterungsverlauf ca. sechs bis acht Wochen nach der Aussaat.

22 Seite 22 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 5: Übersicht der einzelnen Standorte und der dort angesäten Blühmischungen mit Saatstärken in den drei Versuchsjahren Standort Mischung Saatstärke [kg/ha] Mischungen Saatstärke [kg/ha] Mischungen Saatstärke [kg/ha] Tübinger Mischung 10 Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Insektenparadies Hütten MEKA MEKA Kultur-Natur-blühtauf Kultur-Natur-blühtauf Eschede Brandenburger Mischung 14 Kultur-Natur-blühtauf Visselhöveder Insektenparadies MEKA Tübinger Mischung 6 Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Insektenparadies Wildenfels MEKA MEKA Kultur-Natur-blühtauf Kultur-Natur-blühtauf Misselberg Tübinger Mischung 6 Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Insektenparadies Kultur-Natur-blühtauf Kultur-Natur-blühtauf Tübinger Mischung 6 Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Insektenparadies Pforzheim Bodelshausen Tübinger Mischung MEKA MEKA Kultur-Natur-blühtauf Kultur-Natur-blühtauf Standimkerei Die Imker stellten 8-9 Bienenvölker in einer Standimkerei in der Nähe der Bienenweide auf. Die Bienenvölker sollten vom Imker alle 9 ± 2 Tage begutachtet und gegebenenfalls imkerliche Maßnahmen ergriffen werden. Zur Bewertung der Volksentwicklung wurden folgende Punkte dokumentiert: Anzahl der Brutwaben pro Volk Auftreten von Krankheitssymptomen Schröpfung der Bienenvölker zur Schwarmvermeidung oder Ablegerbildung Honigernte Überwinterungserfolg Zur Bewertung der Trachtbedingungen wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

23 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 23 Honigprobenentnahme (bei der Honigernte) und Analyse der Honigproben durch das Institut für Bienenkunde in Celle Bienenbrotentnahme aus je 3 Völkern während der Vollblüte und Analyse der Pollenproben durch das Institut für Bienenkunde in Celle Beobachtung der Trachtbedingungen Honig- und Pollenanalyse Für die Honigproben wurde eine Sammelprobe von 500 g aus allen Honigernten zusammengeführt und am Institut für Bienenkunde in Celle analysiert. 3.3 WILDBIENEN Untersuchungsflächen Die Untersuchungen wurden in drei aufeinander folgenden Jahren, , durchgeführt. Die Untersuchungsstandorte mit angelegten Blühstreifen wurden von Syngenta vorgegeben, ihre Lage ist in Abbildung 11 dargestellt. Hessen: Landkreis Gießen, Hungen-Obbornhofen Nordrhein-Westfalen: Landkreis Lippe, Bad Salzuflen (nur 2009) Sachsen: Landkreis Mittelsachsen (Rochlitz), Methau Baden-Württemberg: Obergailingen am Hochrhein (ab 2010) Abbildung 11: Lage der Untersuchungsstandorte in Deutschland. An den im Jahr 2009 bearbeiteten Standorten Obbornhofen und Methau wurde das Bienen- Monitoring in den Untersuchungsjahren 2010 und 2011 fortgesetzt. Auf eine weitere Bearbeitung der im Jahr 2009 untersuchten Blühstreifen bei Bad Salzuflen wurde verzichtet. Grund war, dass im Jahr 2009 nur sehr wenige Bienenarten festgestellt wurden, und als Folge der ausgeräumten Agrarlandschaft in der Umgebung auch künftig nur ein sehr geringes Besiedlungspotenzial zu

24 Seite 24 Blühflächen in der Agrarlandschaft erwarten ist (vgl. Büro Schwenninger 2009). Als Alternative wurden daher Flächen in Obergailingen am Hochrhein in Baden-Württemberg ausgewählt, in welchen die Syngenta-Mischung im Mai 2010 bereits ausgesät war. Aus Abbildung 1 ist die Lage der Untersuchungsstandorte in Deutschland zu entnehmen. Im ersten Untersuchungsjahr (2009) wurden an allen drei Standorten im Bereich von Versuchsfeldern zumeist streifenförmige Flächen umgebrochen und die Syngenta-Leguminosenmischung ausgebracht. Daneben wurde auf etwa derselben Flächengröße eine Bienensaatmischung der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim ausgesät. Die Flächenausdehnung der Blühsteifen variierte an den verschiedenen Standorten. In Obbornhofen erfolgten die Einsaaten an zwei benachbarten, jeweils ca. 100 m langen und 8 m breiten Streifen am Rand der Versuchsfelder. Dagegen waren in Bad Salzuflen die Blühstreifen auf drei rechteckige Flächen von jeweils 10 x 8 m beschränkt. In Methau wurden vier Flächen von insgesamt 0,5 ha Größe angelegt. Die Untersuchungsflächen der folgenden zwei Jahre (2010 und 2011) sind in Tabelle 6 aufgelistet. Tabelle 6: Wildbienen-Untersuchungsflächen 2010 und 2011 Nr. Bundesland Landkreis/ Gemarkung Untersuchungsfläche 2010 Untersuchungsfläche Hessen Lkr. Gießen/ Hungen- Obbornhofen Syngenta Leguminosenmischung Kultur-Natur-blüht-auf Flächengröße: 180 m x 5 m Flächengröße: 120 m x 5 m Veitshöchheimer Mischung Flächengröße: 180 m x 5 m Konventionelle Kleinstruktur: Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg, Größe: 280 m x 6 m Grasweg, Größe: 280 m x 6 m 4 Tübinger Mischung Flächengröße: 50 m x 3 m Kultur-Natur-blüht-auf Flächengröße: 26 m x 12 m 5 6 Sachsen Lkr. Mittelsachsen/ Seelitz- Neuwerder (südl. Methau) Brandenburger Mischung Flächengröße: 50 m x 3 m Blühende Landschaft Ost Flächengröße: 60 m x 3 m Visselhöveder Insektenparadies Flächengröße: 27 m x 13 m 7 Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg, Größe: 100 m x 3 m Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg, Größe: 50 m x 6 m Baden-Württemberg Lkr. Konstanz/ Gailingen am Hochrhein- Obergailingen Tübinger Mischung I Flächengröße: 50 m x 12 m Tübinger Mischung II Flächengröße: 150 m x 4 m Turdus-Mischung Flächengröße: 200 m x 4 m Turdus-Mischung Flächengröße: 200 m x 4 m Visselhöveder Insektenparadies Flächengröße: 140 m x 20 m Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg, Größe: 200 m x 5 m Die Zusammensetzung der einzelnen Blühmischungen findet sich in Anhang 2. Als Referenz sollte im Umkreis von maximal 500 m ein bereits länger existierender Randstreifen ausgewählt werden, welcher typisch für die herkömmlichen Ackerrandbiotope im jeweiligen Gebiet

25 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 25 ist. Einigermaßen vergleichbare Strukturen, die untersucht werden konnten, fanden sich an den Untersuchungsstandorten Methau und Obbornhofen lediglich an breiteren Rand- bzw. Mittelstreifen von Erdwegen. Im Gegensatz dazu befanden sich in Obergailingen entlang eines Feldwegs blütenreiche heimische Wildkräuter. Hier hatte der Landwirt in einem Ackerrandstreifen eine Mischung gebietsheimischer Wildkräuter eingesät, welche ihm vom Vogel- und Naturschutzverein Turdus in Schaffhausen (CH) zur Verfügung gestellt worden war. Dies ist zwar für die heutige Agrarlandschaft wenig typisch, eröffnete jedoch die Möglichkeit, eine weitere Blühmischung zu untersuchen. In Obergailingen wurde im Jahr 2011 zusätzlich ein unbefestigter Erdweg mit mehr oder weniger blütenreichen Rand- und Mittelstreifen untersucht Erfassungsmethode An den Untersuchungsflächen erfolgte eine semiquantitative Erfassung aller vorkommenden Wildbienenarten. Hierzu wurden alle in den Untersuchungsflächen vorhandenen potenziellen Nahrungs- und Nistrequisiten kontrolliert und die daran auftretenden Bienenindividuen erfasst. Alle im Gelände durch Beobachtung sicher zu erkennenden Arten wurden notiert, wie z. B. die meisten Hummelarten. Diejenigen Bienen, welche nicht zweifelsfrei einer Art zuzuordnen waren, wurden mit dem Insektenkescher gefangen und zunächst in kleinen Glasgefäßen einzeln aufbewahrt. Am Ende jeder Begehung wurde versucht, diese Exemplare mit Hilfe einer Lupe oder eines Nahglases zu determinieren. Sofern dies möglich war, wurden der Artname notiert und die Bienen anschließend wieder freigelassen. Falls keine sichere Identifizierung möglich war, wurden Belegtiere mit Essigäther abgetötet, im Labor fachgerecht präpariert und mit Hilfe eines Stereomikroskops identifiziert. Die Begehung der Streifen erfolgte mit langsamen gleichmäßigen Schritten i. d. R. in der Streifenmitte, bei herkömmlichen, schmalen Ackerrandstreifen entlang des Rands. Alle innerhalb eines Streifens beobachteten Blütenbesuche von Bienen wurden aufgezeichnet, wenn möglich wurde auch Pollen Sammeln vermerkt angezeigt durch eindeutiges Verhalten und durch entsprechende Pollenladungen an den Sammeleinrichtungen der Bienen. Sofern ein Bienen-Individuum nachverfolgt werden konnte, wurde dieses nur bei der ersten Beobachtung registriert (Vermeidung von Doppelzählung). Um den verschiedenen tageszeitlichen Aktivitäten der Wildbienenarten Rechnung zu tragen, erfolgte die Untersuchung der Ackerrandstreifen an einem Geländetag jeweils vormittags und nachmittags. Pro Streifen und Durchgang wurden bei den kleineren Flächen in Methau (ca. 150 m²) jeweils 30 Min., bei den großen Flächen der Standorte Obbornhofen und Obergailingen ( m²) jeweils 60 Min. aufgewendet. Die Geländeerhebungen wurden bei sonnigem Wetter (während mindestens 80% der Begehungszeit deutlicher Schattenwurf) und bei Temperaturen zwischen 15 C und 25 C durchgeführt. Extrem heiße oder regnerische Tage sind ungeeignet, da hierdurch die Aktivität der Bienen einschränkt ist. Bei zu starkem Wind (ab 3 Beaufort) wurden keine Erhebungen vorgenommen. Honigbienen (Apis mellifera) kommen an allen Untersuchungsstandorten vor. Sie stammen ausnahmslos von domestizierten Rassen ab. Die Wildform der Honigbiene gilt seit langem als ausgestorben. Da die Honigbiene als Nutztier zu betrachten ist, ermöglicht sie keine Aussagen zur Bedeutung der Blühstreifen hinsichtlich der Biodiversität und wird bei der vorliegenden Untersuchung nicht weiter berücksichtigt.

26 Seite 26 Blühflächen in der Agrarlandschaft Die Nomenklatur richtet sich bei der Einteilung der Familien und Gattungen nach Michener (2007). Bei den Artnamen wird Schwarz et al. (1996), Gusenleitner & Schwarz (2002) sowie Westrich et al. (2008) gefolgt Untersuchungstermine Für das Monitoring sollten die Blühstreifen während einer Vegetationsperiode an vier Terminen, jeweils im Mai, Juni, Juli und August, untersucht werden. Im Jahr 2009 konnten jedoch aufgrund der erst im Frühjahr erfolgten Einsaaten und der Beauftragung im Juli nur noch maximal zwei Untersuchungsdurchgänge vorgenommen werden. Im Jahr 2010 wurden die die Blühstreifen während der Vegetationsperiode an vier bis fünf Terminen von Ende April bis Mitte September untersucht. Im Jahr 2011 wurden die Blühstreifen während der Vegetationsperiode an vier bis fünf Terminen von Mai bzw. Juni bis Anfang September untersucht Da der Aussaatzeitpunkt an den drei Standorten unterschiedlich war und erst bei Beginn der Blühphase eine Untersuchung sinnvoll ist, konnten nicht alle Gebiete mit derselben Anzahl von Begehungen beprobt werden. Auch die Pflege der Blühstreifen war in den verschiedenen Gebieten unterschiedlich. Teilweise wurden die Blühstreifen kurz vor den Untersuchungen gemäht, so dass nicht immer alle Streifen oder auch Standorte wunschgemäß beprobt werden konnten. Aufgrund der extremen trockenen Witterung im Frühjahr 2011 zweitwärmster April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 (Dwd 2011) lief das erst sehr spät ausgebrachte Saatgut nur schwach auf. Somit begannen die Bienenweiden in Methau erst ab Mitte Juni, in Obbornhofen erst ab Ende Juni voll aufzublühen. In Obergailingen wurde erst im Juli ausgesät, so dass die Mischung erst im August zum Blühen kam. Daher war es nicht möglich, alle Standorte mit derselben Anzahl von Begehungen und alle Varianten wunschgemäß zu beproben Ermittlung der Blütendichte/Häufigkeit Zur Quantifizierung der Nahrungsressourcen erfolgte eine Ermittlung des Blütenangebots. Entsprechend dem beim Projekt Operation Bumblebee vorgegebenen Schema wurde über eine Entfernung von ca. 100 m die prozentuale Gesamt-Blütendeckung abgeschätzt. Die Anteile der blühenden Kräuter wurden auf drei ausgewählten 5 x 5 m großen Quadraten registriert. Hierbei wurden die vorhandenen Deckungsgrade der verschiedenen Pflanzenarten ermittelt und anhand der folgenden Skala abgeschätzt: I = 1 5 % II = 6 19 % III = % IV = %

27 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 27 4 Ergebnisse der Feldstudien 4.1 BLÜHMISCHUNGEN Da im Teilprojekt Blühmischungen in den drei Projektjahren sehr viele unterschiedliche Aspekte der verschiedenen Saatmischungen untersucht wurden, kann im vorliegenden Gesamtbericht nicht im Detail auf die Ergebnisse aller Einzeluntersuchungen eingegangen werden. Im Folgenden werden vielmehr beispielhaft Ergebnisse zu den einzelnen Untersuchungen dargestellt. Dabei werden in erster Linie die Ergebnisse des dritten Untersuchungsjahres (2012) wiedergegeben, da hier bereits die Erkenntnisse aus den Untersuchungen der Vorjahre 2in die Auswertungen eingeflossen sind. Gleichzeitig werden Ergebnisse der Untersuchungen, welche nur in einem Jahr durchgeführt wurden (wie z.b. Vergleich aller zehn Blühmischungen, Befragung der Landwirte, Erhebung der Insektenbesuche) wiedergegeben, um einen möglichst vollständigen Überblick über die durchgeführten Begleituntersuchungen und den dadurch vorhandenen Erfahrungsschatz zu bieten Blühaspekt Die Mischungen setzen sich aus 8 bis 55 Arten zusammen. Wie sich gezeigt hat, gibt es zwei Strategien auf die der Blühaspekt der Mischungen ausgelegt ist: Eine große Menge frühblühender Arten die zu einer sehr hohen Blühmasse im Frühsommer führt. Mischungen mit vielen Frühblühern können je nach Witterungsbedingungen schon ca. 6 Wochen nach der Aussaat ein massiges Blühangebot bieten. Zu den schnell wachsenden Arten zählen Buchweizen, Ölrettich, Gelbsenf, Phacelia, Öllein und Gartenkresse. Eine relativ große Menge und Vielfalt spätblühender Arten. Dies führt zu einem umfangreichen Blühangebot bis in den Herbst hinein. Zu den eher spät blühenden Arten zählen u. a. die verschiedenen Kleearten, Serradella, Borretsch, Dill, Fenchel, Koriander, Ringelblume, Kornblume, Sonnenblume, Mohn und Malven. Da in unserer Agrarlandschaft häufig nahezu keine blühenden Pflanzen vorhanden sind, sind aus Sicht der Insekten beide Arten von Mischungen relevant. Für die Honigbienen stellen vor allem sogenannte Trachtlücken im Sommer und Spätsommer ein Problem dar, da sie dann ihre Wintervorräte in die Waben einlagert. Für sie sind daher besonders die spät blühenden Mischungen mit einer hohen Blühvielfalt von besonderem Wert in der Agrarlandschaft. Im Rahmen der zwei oben beschriebenen Mischungstypen bewegen sich die in dieser Studie untersuchten Mischungen in einem relativ breiten Spektrum. Dieses reicht von Mischungen die sehr stark auf Frühblüher setzten und nur ein sehr geringes Blühangebot im Spätsommer liefern, über Mischungen die darauf zielen beide Aspekte möglichst ausgewogen zu berücksichtigen, bis hin zu Mischungen mit wenigen Frühblühern und einer hohen Vielfalt an Spätblühern (Tabelle 7). Übersicht über die Blühmischungen Brandenburger und Tübinger Mischung Zu den Mischungen mit einem sehr starken Frühblüher-Angebot und einem geringen Angebot an spätblühenden Pflanzen zählen die Brandenburger und die Tübinger Mischung (Abbildung 12). Im

28 Seite 28 Blühflächen in der Agrarlandschaft Frühsommer wird die Blüte von Gelbsenf und Ölrettich dominiert, die ein massiges Blühangebot liefern und mit dem Buchweizen zusammen die ersten Blüten auf den Flächen bilden. In den Mischungen sind auch einige spät blühende Arten enthalten. Unter optimalen Bedingungen bieten diese im Spätsommer ein - jedoch relativ geringes - Blühangebot. Ölrettich und Gelbsenf sind in hohen Dichten sehr dominant und unterdrücken häufig die anderen in den Mischungen enthaltenen Arten zumindest teilweise (unterdrückende Wirkung in der Brandenburger Mischung wesentlich stärker als in der Tübinger Mischung, da in größeren Anteilen enthalten). Dies gilt auch für die beiden anderen enthaltenen Frühblüher-Arten Buchweizen und Phacelia. Der Blühaspekt im Spätsommer fällt daher in der Regel sehr spärlich aus. Damit bestimmen Ölrettich und Gelbsenf auch nach ihrer Blüte das Bild der Mischungen und führen häufig zu einem nicht sehr ansprechenden optischen Bild im Spätsommer (Abbildung 12). Übersicht Aufsicht Frühsommer Sommer Herbst Abbildung 12: Die Brandenburger Mischung im Jahresverlauf. Die Mischung wird von Ölrettich und Gelbsenf dominiert, die das optische Bild der Mischung maßgeblich prägen. Im Frühsommer bietet die Mischung eine sehr große Blühmasse, im Spätsommer ist das Blühangebot hingegen nur spärlich.

29 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 29 Visselhöveder Insektenparadies, Visselhöveder Hummelblüte und MEKA Mischung 1 Die Visselhöveder Mischungen und die MEKA Mischung 1 bieten ebenfalls ein massiges Angebot an Frühblühern (Abbildung 13). Die Frühblüte wird hier von Phacelia dominiert die jedoch erst nach Ölrettich und Gelbsenf zur Vollblüte kommt. Daneben finden sich Ölrettich und Gelbsenf (nur Visselhöveder Insektenparadies), Buchweizen und Öllein. Wie bei der Brandenburger und Tübinger Mischung besteht bei der Mischung Visselhöveder Insektenparadies die Gefahr der Unterdrückung anderer Pflanzenarten. Das Blühangebot im Spätsommer ist bei diesen Mischungen deutlich größer als bei der Brandenburger und Tübinger Mischung. Die Mischungen enthalten verschiedene Kleearten die ein maßgeblicher Bestandteil der Spätblüte sind und für eine relativ große Blühmasse sorgen. Daneben enthalten die Mischungen eine größere Auswahl an weiteren Spätblühern die für eine relativ große Blühvielfalt im Spätsommer und Herbst sorgen (Abbildung 13). Übersicht Aufsicht Frühsommer/Sommer Spätsommer Herbst Abbildung 13: Die Mischung Visselhöveder Hummelblüte im Jahresverlauf. Die Mischung wird im Frühsommer von Phacelia dominiert. Diese stirbt in großen Teilen im Spätsommer ab und die beiden Kleeraten Alexandrinerund Perserklee, wie auch die Serradella, können sich etablieren. Da diese Mischung speziell für Hummeln konzipiert wurde finden sich hier viele Arten die besonders für langrüsselige Insekten geeignet sind.

30 Seite 30 Blühflächen in der Agrarlandschaft Thüringer Mischung Bienenweide und Kultur-Natur-blüht-auf Mischung Die Thüringer Mischung Bienenweide und die Kultur-Natur-blüht-auf Mischung enthalten einen geringeren Anteil frühblühender Arten als die bisher behandelten Mischungen. Als Frühblüher sind Ölrettich und Gelbsenf (beide nur Thüringer Mischung Bienenweide), Öllein und Gartenkresse (beide nur Kultur-Natur-blüht-auf) und Buchweizen und Phacelia enthalten. Durch die geringere Dichte der schnellwachsenden Pflanzen bildet sich im Frühsommer nur ein verhältnismäßig lockerer Bestand mit einer im Vergleich zu den bisher genannten Mischungen in der Regel geringeren Blühmasse aus. Übersicht Aufsicht Frühsommer/Sommer Spätsommer Herbst Abbildung 14: Die Kultur-Natur-blüht-auf Mischung im Jahresverlauf. Die Mischung enthält im Vergleich zu den bisher genannten Mischungen einen geringeren Anteil an Frühblühern und bildet im Frühsommer und Sommer daher relativ lockere Bestände. Dadurch können sich die langsamer wachsenden Spätblüher gut etablieren und bieten ein diverses Blütenangebot mit einer großen Blühmasse. Da die Konkurrenz zwischen den Pflanzen hier schwächer ist, bilden sich häufig kräftigere Einzelpflanzen mit teilweise im Vergleich mehr Einzelblüten und längerer Blühdauer als dies bei den

31 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 31 bisher genannten Mischungen der Fall ist. Unter günstigen Bedingungen kann die Blühmasse der beiden Mischungen im Frühsommer und Sommer daher ebenfalls noch relativ hoch ausfallen (Abbildung 14). Auch die langsamer wachsenden Spätblüher können sich so sehr gut etablieren und bilden kräftige Pflanzen. Wie die Visselhöveder Mischungen und die MEKA Mischung 1 enthalten beide hier genannten Mischungen verschiedene Kleearten, die den späten Blühaspekt maßgeblich beeinflussen. Daneben finden sich vor allem in der Kultur-Natur-blüht-auf Mischung eine hohe Diversität an weiteren Spätblühern (Abbildung 14). Aus Sicht von Wildbienenspezialisten ist diese Mischung die interessanteste der sieben einjährigen Mischungen (pers. Gespräche). Bei der Thüringer Mischung Bienenweide ist der hohe Anteil an Malven auffällig, der das Bild der Mischung im Spätsommer und Herbst maßgeblich mitbestimmt. Veitshöchheimer Bienenweide, Lebensraum 1 und Blühende Landschaft Im Gegensatz zu den einjährigen Mischungen enthalten die mehrjährigen Mischungen kaum frühblühende Arten (Abbildung 15). In der Veitshöchheimer Bienenweide und in der Lebensraum 1 Mischung sind lediglich geringe Anteile an Buchweizen, in der Blühenden Landschaft zusätzlich noch Gelbsenf, in der Süd- und Ostvariante auch Ackersenf, enthalten. Im Spätsommer und Herbst bieten diese Mischungen jedoch eine relativ große Blühmasse und eine sehr große Blühvielfalt (Abbildung 15). Am Standort Triesdorf blühten als Beispiel im August in der Veitshöchheimer Bienenweide mindestens 22 Arten. Im September waren es noch mindestens 13 Arten. Aus Sicht von Wildbienenspezialisten ist hier die Mischung Blühende Landschaft am interessantesten, nicht zuletzt aufgrund des Gelbsenfs und Ackersenfs in der Mischung, die einer großen Gruppe von Wildbienen als Nahrungsangebot dienen (pers. Gespräche). Frühsommer/Sommer Spätsommer/Herbst Abbildung 15: Die Veitshöchheimer Bienenweide im Jahresverlauf. Die Mischung enthält lediglich einen geringen Anteil Buchweizen als frühblühende Art im Frühsommer und Sommer. Im Spätsommer und Herbst bietet die Mischung hingegen ein großes und sehr vielfältiges Blühangebot.

32 Seite 32 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 7: Überblick über den Blühaspekt der einzelnen Mischungen. Es wurden folgende Kategorien unterschieden: 0 = sehr geringe Blühmasse/-vielfalt; + = geringe Blühmasse/-vielfalt; ++ = mittlere Blühmasse/-vielfalt; +++ = hohe Blühmasse/-Vielfalt; ++++ = sehr hohe Blühmasse/-vielfalt. Blühmasse Blühvielfalt früh spät früh spät Brandenburger Mischung Tübinger Mischung Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Hummelblüten MEKA Mischung Thüringer Mischung BI - Bienenweide Kultur-Natur-blüht-auf Veitshöchheimer Bienenweide Lebensraum I Blühende Landschaft (Nord/Süd/Ost) Vergleich des Blühaspekts bei verschiedenen Saatstärken Im Folgenden werden die Ergebnisse aus dem Jahr 2012 zu den drei am häufigsten untersuchten Mischungen dargestellt (vgl. Tabelle 3). Die drei verschiedenen Blühmischungen wurden 2012 an den einzelnen Standorten jeweils mit zwei verschiedenen Saatstärken angesät. Ebenso wie im Jahr 2011 war bei keinem der Versuche zwischen den unterschiedlichen Saatstärken ein deutlicher Unterschied im Blühaspekt zu erkennen, der nicht auf standortbedingte Effekte zurückzuführen war. Damit wurden die Ergebnisse des Vorjahres bestätigt, dass die Saatstärke im getesteten Rahmen keinen Einfluss auf den Blühaspekt der Mischungen hat. Die einzelnen Ergebnisse werden im Weiteren kurz dargestellt. Visselhöveder Insektenparadies Die Mischung wurde mit 30 kg/ha (vom Hersteller empfohlen) und mit 15 kg/ha (typische Menge bei anderen einjährigen Mischungen) angesät. Die Mischung bot auf den meisten Standorten einen massigen Blühaspekt im Frühsommer (Abbildung 16). Ein Totalausfall mit Verlust des Gesamtblühaspekts war nicht zu verzeichnen. Die sehr robusten und Konkurrenzstarken Arten Ölrettich, Gelbsenf, Phacelia und Buchweizen liefen zuverlässig auf. Die für den späten Blühaspekt entscheidenden Kleearten konnten sich bis auf den Standort Kamping auch bei den geringen Saatstärken nur schlecht durchsetzen (Abbildung 17). Die Konkurrenz zu den schnellauflaufenden Arten war auch bei niedriger Saatstärke noch zu hoch. Die Standorte Triesdorf und Otto hatten in diesem Jahr mit einer massiven Verunkrautung durch Melde (Triesdorf) und Knöterich (Otto) zu kämpfen. Von den drei angesäten Mischungen setzte sich hier auf beiden Standorten die Mischung Visselhöveder Insektenparadies am besten durch. Beim Betreib Kamping liegt die Versuchsfläche im Wald. Hier wurden Sonnenblume und Buchweizen annähernd komplett von Rehen abgefressen. Wie auch im Vorjahr konnte kein systematischer

33 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 33 Unterschied der Mischungsausprägung bei den beiden unterschiedlichen Saatstärken beobachtet werden. Lediglich am Standort Triesdorf konnte sich die Mischung in der höheren Saatstärke besser gegen die massive Meldeverunkrautung durchsetzten. Abbildung 16: Die Mischung Visselhöveder Insektenparadies in Pforzheim Ende Juni. Links: Saatstärke 30 kg/ha, rechts: Saatstärke 15 kg/ha.

34 Seite 34 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 17: Vergleich des Blühaspekts der Mischung Visselhöveder Insektenparadies am Standort Bosch und am Standort Kamping. Am Standort Kamping, mit seinem sandigen Boden, liefen die konkurrenzstarken Frühblüher weniger massig auf als am Standort Bosch. Die langsam wachsenden Kleearten wurden dadurch nicht unterdrückt und bildeten einen massigen späten Blühaspekt. Die gelben, roten und blauen Flächen geben Auskunft über die Blühmasse im Jahresverlauf. Je größer die vertikale Ausdehnung der Flächen, desto größer die Blühmasse. Der Farbcode liefert Informationen über die Blütenklasse der einzelnen Pflanzen: Gelb = an kurzrüsselige Insekten angepasst; rot = an mittelrüsselige Insekten angepasst; blau = an langrüsselige Insekten angepasst. Der große braune Balken zeigt den Aussaatzeitpunkt an, die dunkelroten Balken die gemessene Blütenmasse an den Bonitur-Terminen.

35 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 35 MEKA 1 Die Mischung wurde mit 15 kg/ha (empfohlene Saatstärke) und mit 12 kg/ha angesät. Die Mischung bot auf den meisten Standorten einen massigen Blühaspekt im Frühsommer. Lediglich auf den Standorten Triesdorf und Otto konnte sich die Mischung vor allem in der niedrigeren Saatstärke nur sehr schlecht gegen die massive Verunkrautung durch Melde (Triesdorf) (Abbildung 18) bzw. Knöterich (Otto) durchsetzen. Ein deutlicher Unterschied in den Saatstärken war auf den anderen Standorten nicht zu beobachten. Abbildung 18: MEKA 1 Mischung am Standort Triesdorf Mitte Juli 2012; links: 15kg/ha, rechts: 12kg/ha. Bei der höheren Saatstärke konnte sich die Mischung deutlich besser durchsetzen als bei der niedrigeren Saatstärke. Auf den Bildern sieht man in weiß die ersten Buchweizenblüten, dazwischen stehen Sonnenblumen und Phacelia, beide noch nicht in der Blüte. Bei der niedrigen Saatstärke konnte sich ein massives Meldeaufkommen etablieren. Beim Standort Bosch liefen bei beiden Saatstärken Buchweizen und Phacelia besonders massig auf und unterdrückten die anderen Arten weitgehend. Die für den späten Blühaspekt entscheidenden Kleearten konnten sich hier, wie auf den meisten anderen Standorten, kaum durchsetzen. Im Gegensatz dazu wurde am Standort Kamping der Buchweizen stark von Rehen beweidet und nur Phacelia konnte einen massigen Bestand im Frühsommer etablieren. Die langsam wachsenden Kleearten konnten sich hier ebenfalls etablieren und bildeten einen massigen Blühaspekt im Spätsommer (Abbildung 19). Zwischen den Standorten ließen sich deutliche Unterschiede in der Mischungsausprägung beobachten (Abbildung 20). Abbildung 19: Die Mischung MEKA 1 beim Betrieb Kamping Anfang August. Links: Saatstärke 15 kg/ha, rechts: Saatstärke 12 kg/ha. Der Blühaspekt wird stark von Phacelia und Inkarnatklee bestimmt.

36 Seite 36 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 20: Blühaspekt der MEKA 1 Mischung bei zwei unterschiedlichen Saatstärken beim Betrieb Bosch und beim Betrieb Kamping. Legende: Die gelben, roten und blauen Flächen geben Auskunft über die Blühmasse im Jahresverlauf. Je größer die vertikale Ausdehnung der Flächen, desto größer die Blühmasse. Der Farbcode liefert Informationen über die Blütenklasse der einzelnen Pflanzen: Gelb = an kurzrüsselige Insekten angepasst; rot = an mittelrüsselige Insekten angepasst; blau = an langrüsselige Insekten angepasst. Der große braune Balken zeigt den Aussaatzeitpunkt an, die dunkelroten Balken die gemessene Blütenmasse an den Bonitur-Terminen.

37 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 37 Kultur-Natur-blüht-auf Die Mischung wurde mit 12 kg/ha (empfohlene Saatstärke) und mit 10 kg/ha angesät. Die Mischung konnte sich auf den meisten Standorten gut etablieren. Selbst am Standort Triesdorf mit seiner starken Meldeverunkrautung lieferte die Mischung einen langandauernden abwechslungsreichen Blühaspekt. Lediglich am Standort Otto kam es zu einem Totalausfall durch die Unterdrückung der Mischung durch ein massives Knöterich-Aufkommen. Auf den Standorten mit gutem Stand der Mischung bot die Mischung einen relativ ausgewogenen Blühaspekt im Früh- wie auch im Spätsommer. Im Frühsommer dominierten Buchweizen, Öllein und Phacelia, die aber aufgrund ihres relativ lockeren Standes die anderen Arten in der Mischung selten unterdrückten (z.b. Standort Bosch: Abbildung 21). Im Spätsommer kamen die anderen Arten wie z.b. Kornblume, Ringelblume, Borretsch, Sonnenblume und Inkarnatklee zur Blüte. Auch der Klatschmohn konnte sich auf einigen Standorten in diesem Jahr gut etablieren. Die Saat-Esparsette war wie auch in den Vorjahren auf allen Standorten so gut wie nicht vorhanden. Zwischen den verschiedenen Saatstärken waren keine deutlichen Unterschiede zu erkennen. Abbildung 21: Die Mischung Kultur-Natur-blüht-auf beim Betrieb Bosch, Anfang August. Links: Saatstärke 12 kg/ha, rechts: Saatstärke 10 kg/ha. Einfluss von Trockenheit auf den Blühaspekt Trockenheit ist ein maßgeblicher Standortfaktor der die Ausprägung einzelner Mischungen sehr stark beeinflussen kann. Das Versuchsjahr 2010 zeichnete sich durch Extremtrockenperioden im Verlaufe des Sommers aus. Je nach Standort und Wasserhaltekapazität der Böden führte das zur Beeinträchtigung bis hin zum Totalausfall einzelner Arten. Vor allem die Sandböden z.b. am Standort des Betriebs Möller trockneten im Sommer sehr stark aus. Im Versuchsjahr 2010 gab es auf den meisten Standorten im Juli eine erste Trockenperiode. Zu diesem Zeitpunkt sind die frühblühenden Arten schon in der Blüte. Bei extremer Trockenheit, die zu einer starken Beeinträchtigung der Pflanzenarten bis hin zum Absterben führen kann, haben die Mischungen mit einer massigen Frühblüte den Vorteil, dass trotz der auftretenden Trockenschäden zumindest im Frühsommer ein großes Blütenangebot geboten wird. Bei Mischungen deren Schwerpunkt eher auf einem vielfältigen späten Blühaspekt liegt können sich die meisten Pflanzen nicht bis zur Blüte entwickeln und die Mischung bietet nur ein sehr geringes Gesamtblühangebot.

38 Seite 38 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 22: Verschiedene in den Mischungen enthaltene Kleearten. Links: der relativ trockentolerante Inkarnatklee (Trifolium incarnatum); Mitte: der ebenfalls relativ trocken-tolerante Rotklee (Trifolium pratense); rechts: der weniger trocken-tolerante Perserklee (Trifolium resupinatum). Bei einer mäßigen Trockenheit spielt vor allem der Konkurrenzdruck zwischen den einzelnen Pflanzen eine Rolle. Bei Mischungen mit viel Ölrettich und Gelbsenf sind die die übrigen Pflanzen in den Mischungen durch die starke Dominanz der beiden Arten oft so schlecht etabliert, dass diese bei eintretender Trockenheit dem Ölrettich und Gelbsenf keine Konkurrenz bieten können und daher leicht Trockenschäden eintreten, noch bevor die Pflanzen zur Blüte kommen. Auch bei einer hohen Deckung mit anderen Frühblühern wie Phacelia führt die Wasserkonkurrenz zu Schäden bei den langsamer wachsenden Pflanzen. Gleichzeitig kommt es aber auch zu einem schnelleren Absterben der Phaceliapflanzen, die sonst teilweise noch bis in den Spätsommer hinein blühen können. Lockerere Bestände bei den Frühblühern führen hier hingegen zu kräftigeren Pflanzen mit besser ausgebildeten Wurzeln, die bei mäßiger Trockenheit mit geringerer Wahrscheinlichkeit Schäden davontragen. Ein weiterer Punkt ist die Auswahl der einzelnen Pflanzenarten. Kleearten bilden in allen Mischungen in denen sie vorhanden sind einen maßgeblichen Anteil am Blühaspekt im Spätsommer und Herbst. Die verwendeten Kleearten zeigen dabei jedoch unterschiedliche Toleranzen gegenüber Trockenheit (Abbildung 20). Die Arten Alexandrinerklee (Visselhöveder Mischungen, Thüringer Mischung Bienenweide) und Perserklee (Visselhöveder Mischungen, MEKA Mischung 1) zeigten häufiger Trockenschäden als Inkarnatklee (MEKA Mischung 1, Kultur-Natur-blüht-auf), Rotklee (Thüringer Mischung Bienenweide) und Weißklee (Thüringer Mischung Bienenweide). Damit fällt bei größerer Trockenheit bei den Visselhöveder Mischungen der gesamte Blühaspekt der Kleearten aus, bei MEKA Mischung 1 und Thüringer Mischung Bienenweide hingegen nur Teile. Die Kultur-Natur-blüht-auf Mischung enthält von vorne herein nur den relativ trocken-toleranten Inkarnatklee. Die mehrjährigen Mischungen enthalten sehr viel mehr Arten mit unterschiedlicher Toleranz gegenüber Trockenheit. Bei nicht allzu extremem Wassermangel führt die hohe Diversität der Mischungen zu keinen maßgeblichen Schäden im Blühaspekt des ersten Jahres nach der Aussaat. Einen Überblick über den Einfluss der Trockenheit im Jahr 2010 auf die verschiedenen Blühmischungen gibt Tabelle 8.

39 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 39 Tabelle 8: Einfluss der Trockenheit auf den Blühaspekt der im Jahr 2010 untersuchten Mischungen. Es wurden folgende Kategorien unterschieden: 0 = bei Trockenheit im Vergleich zu anderen Mischungen deutliche negative Beeinflussung des Blühaspektes; + = bei Trockenheit im Vergleich zu anderen Mischungen negative Beeinflussung des Blühaspektes; ++ = trotz Trockenheit nur relativ geringe negative Beeinträchtigung des Blühaspektes. gemäßigt Trockenheit extrem (fast) alle Pflanzen sterben ab Brandenburger Mischung 0 ++ Tübinger Mischung 0 ++ Visselhöveder Insektenparadies 0 ++ Visselhöveder Hummelblüten 0 ++ MEKA Mischung Thüringer Mischung BI - Bienenweide ++ + Kultur-Natur-blüht-auf ++ + Veitshöchheimer Bienenweide ++ 0 Lebensraum I ++ 0 Blühende Landschaft (Nord/Süd/Ost) ++ + Vergleich des Blühaspekts in den Jahren 2010, 2011 und 2012 Von zwei Betrieben (Kamping und Otto) liegen Daten der Blühmischungen aus den Jahren 2010 bis 2012 auf identischen Flächen mit den gleichen Saatstärken vor, daher kann hier ein Vergleich zwischen den Jahren gezogen werden. Für den Betrieb Kamping liegen Daten zu den drei Mischungen Kultur-Natur-blüht-auf, Visselhöveder Insektenparadies und MEKA 1 vor, für den Betrieb Otto nur für die beiden letzteren. Anhand anschaulicher Grafiken (Abbildungen 23 25) kann der phänologische Blühverlauf (über die Vegetationsperiode hinweg) und die Blühmenge (quantitativ) der bestandsprägenden Arten in den drei verschiedenen Jahren verglichen werden. Die Höhe der Balken spiegelt die Blühmenge wieder, die Namen der prägenden Arten sind nur bei den dominanten Arten gut lesbar dargestellt. Für alle Mischungen und alle Standorte sind teilweise starke Unterschiede in der Phänologie der Mischungen (Erscheinungsbild im Jahresverlauf) zwischen den Jahren zu beobachten, diese sind allerdings nicht systematisch. Es zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Standorten. Beispielsweise wurde am Standort Kamping die Mischung Visselhöveder Insektenparadies in allen Jahren stark von Ölrettich, Gelbsenf, Phacelia und Serradella bestimmt. Buchweizen, Sonnenblume und die Kleearten konnten sich praktisch gar nicht etablieren, Öllein und Malve spielten nur eine untergeordnete Rolle im Blühaspekt. Beim Standort Otto wurde der Blühaspekt der Mischung Visselhöveder Insektenparadies ebenfalls stark von Ölrettich und Gelbsenf beeinflusst, Serradella und Phacelia spielten hingegen keine bzw. kaum eine Rolle. Auch die Kleearten konnten sich in keinem Jahr etablieren. Der Buchweizen hingegen war in allen Jahren wichtiger Teil des Blühaspektes (Abbildung 23).

40 Seite 40 Blühflächen in der Agrarlandschaft 2010 Buchweizen Öllein Ölrettich Gelbsenf 2011 Buchweizen Phacelia Ölrettich 2012 Buchweizen Gelbsenf Abbildung 23: Blühaspekt der Mischung Visselhöveder Insektenparadies bei einer Saatstärke von 30 kg/ha im Jahr 2010 (oben), im Jahr 2011 (Mitte) und im Jahr 2012 (unten) beim Betrieb Otto. Legende: Die gelben, roten und blauen Flächen geben Auskunft über die Blühmasse im Jahresverlauf. Je größer die vertikale Ausdehnung der Flächen, desto größer die Blühmasse. Der Farbcode liefert Informationen über die Blütenklasse der einzelnen Pflanzen: Gelb = an kurzrüsselige Insekten angepasst; rot = an mittelrüsselige Insekten angepasst; blau = an langrüsselige Insekten angepasst. Der große braune Balken zeigt den Aussaatzeitpunkt an, die dunkelroten Balken die gemessene Blütenmasse an den Bonitur- Terminen.

41 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Phacelia Inkarnatklee 2011 Phacelia Inkarnatklee Perserklee 2012 Phacelia Inkarnatklee Abbildung 24: Blühaspekt der Mischung MEKA 1 bei einer Saatstärke von 15 kg/ha im Jahr 2010 (oben), im Jahr 2011 (Mitte) und im Jahr 2012 (unten) beim Betrieb Kamping. Legende: Die gelben, roten und blauen Flächen geben Auskunft über die Blühmasse im Jahresverlauf. Je größer die vertikale Ausdehnung der Flächen, desto größer die Blühmasse. Der Farbcode liefert Informationen über die Blütenklasse der einzelnen Pflanzen: Gelb = an kurzrüsselige Insekten angepasst; rot = an mittelrüsselige Insekten angepasst; blau = an langrüsselige Insekten angepasst. Der große braune Balken zeigt den Aussaatzeitpunkt an, die dunkelroten Balken die gemessene Blütenmasse an den Bonitur-Terminen.

42 Seite 42 Blühflächen in der Agrarlandschaft 2010 Dill Gartenkresse Phacelia Phacelia Inkarnatklee Abbildung 25: Blühaspekt der Kultur-Natur-blüht-auf Mischung bei einer Saatstärke von 12 kg/ha im Jahr 2010 (oben), im Jahr 2011 (Mitte) und im Jahr 2012 (unten) beim Betrieb Kamping. Legende: Die gelben, roten und blauen Flächen geben Auskunft über die Blühmasse im Jahresverlauf. Je größer die vertikale Ausdehnung der Flächen, desto größer die Blühmasse. Der Farbcode liefert Informationen über die Blütenklasse der einzelnen Pflanzen: Gelb = an kurzrüsselige Insekten angepasst; rot = an mittelrüsselige Insekten angepasst; blau = an langrüsselige Insekten angepasst. Der große braune Balken zeigt den Aussaatzeitpunkt an, die dunkelroten Balken die gemessene Blütenmasse an den Bonitur-Terminen. Auch für die MEKA 1 Mischung lassen sich deutliche Unterschiede zwischen den Standorten, jedoch weniger deutlich zwischen den Jahren beobachten. Am Standort Kamping wurde die Mischung in allen Jahren von Phacelia und den Kleearten dominiert (Abbildung 24), am Standort Otto zeigte sich in allen Jahren eine ausgewogenere Zusammensetzung durch mehrere gleichstark vertretene Arten (Ausnahme 2012, als die Mischung gegen eine starke Knöterich-Verunkrautung anzukämpfen hatte).

43 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 43 Die hier dargestellten wenigen Beispiele zeigen Folgendes: o Auf gleichem Standort sind bei gleicher Saatstärke von Jahr zu Jahr große Unterschiede in der Dominanz einzelner Arten festzustellen, d.h. die Ausprägung des Blühaspekts kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken - sowohl bei den einzelnen Arten als auch von der gesamten Blühmenge der Arten. o Es ist wichtig, eine Vielzahl von Arten in einer Mischung zu haben, denn von Jahr zu Jahr können andere Arten der Mischung wichtige Funktionen der Bestandsbildung und Deckung übernehmen. o Bei Frühjahrsaussaat beginnt die Blüte der Flächen für die Mehrzahl der Arten erst im Lauf des Juni, z.t. erst im Juli. In der für viele Insekten wichtigen Frühjahrszeit bieten die einjährigen Mischungen noch kein Blütenangebot, - und damit auch kein Nahrungsangebot für die von Insekten lebenden anderen Tiere (z.b. Vögel). Es zeigt sich also, dass es keine optimale einjährige Blühmischung gibt, die konstant jedes Jahr in gleicher Weise zum Blühen kommt und vom Frühjahr bis in den Herbst durchgängig prächtig blüht Verunkrautung Die Untersuchungen zeigten, dass die Verunkrautung einen maßgeblichen Einfluss auf die Ausprägung der Mischungen haben kann. Die Unkräuter stehen in Konkurrenz zu den angesäten Pflanzen. Je nach Standortbedingung (Nährstoffe, Wasserangebot) führt dies zu Einschränkungen im Wachstum der angesäten Pflanzen bis hin zum kompletten Ausfall verschiedener Arten. Am Beispiel der Kultur-Natur-blüht-auf Mischung aus dem Jahr 2010 ist in Abbildung 26 zu sehen, dass eine Mischung an einem weitgehend unkrautfreien Standort eine sehr hohe Deckung erreichen kann, während sie an einem Standort mit starker Verunkrautung fast vollständig von den Unkräutern unterdrückt wird. Die Verunkrautung wird im Wesentlichen durch 3 Faktoren bestimmt: dem Verunkrautungspotential der Fläche (Menge der vorhandenen Unkrautsamen bzw. - wurzeln im Boden) der Art der Verunkrautung (hier grob unterschieden in eine frühe massenhafte Verunkrautung durch schnell auflaufende Problemunkräuter wie z. B. verschiedene Hirsearten, Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) und Knöterich (Persicaria sp.) und eine durch das stetige Auflaufen und Wachstum einer Vielzahl von Unkrautarten im Verlauf des Jahres ständig variierende und dabei teilweise zunehmende Verunkrautung) der Konkurrenzfähigkeit der Mischung gegenüber der Verunkrautung Im Jahr 2010 wiesen fast alle Versuchsflächen ein sehr hohes Verunkrautungspotential auf (Tabelle 9). Bis auf die Fläche der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Triesdorf erreichte das Unkraut auf allen Versuchsstandorten Deckungsgrade von mehr als 60% in mindestens einer Versuchsparzelle. Viele der Flächen lagen in den Vorjahren brach, was die starke Verunkrautung erklärt. Auch war es vielen Landwirten, aufgrund der organisatorisch bedingten kurzen Vorlaufzeit des Projektes, nicht möglich eine entsprechende Unkrautbekämpfung im Vorfeld durchzuführen.

44 Seite 44 Blühflächen in der Agrarlandschaft Das Verunkrautungspotential der Flächen macht deutlich, dass auf Standorten mit hohem Unkrautdruck ohne ausreichende Vorbereitung bei der Unkrautbekämpfung der Flächen keine erfolgreiche Anlage von Blühflächen möglich ist. Da viele Landwirte ihre eher schlechten bzw. problematischen Flächen als Blühflächen zur Verfügung stellen, muss hier Aufklärungsarbeit geleistet werden. Vegetationsdeckung der Kultur Natur blüht auf Mischung Triesdorf Mischung Unkraut Bonitur 1 Bonitur 2 Bonitur 3 Bonitur 4 Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Vegetationsdeckung der Kultur Natur blüht auf Mischung Käsbohrer Mischung Unkraut Bonitur 1 Bonitur 2 Bonitur 3 Bonitur 4 Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Abbildung 26: Die Vegetationsdeckung der Vegetations-Höhen-Schichten auf den Flächen der Kultur-Naturblüht-auf Mischung an zwei verschiedenen Versuchsstandorten im Jahr Die Vegetationsdeckung der Mischung selbst ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Die Fläche der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Triesdorf weist keine Verunkrautung auf. Die Pflanzen der Mischung können sich hier sehr gut entwickeln. Die Fläche des Betriebes Käsbohrer weist eine starke Verunkrautung mit Knöterich (Persicaria sp.) auf. Die Knöterich-Pflanzen wachsen sehr schnell massig auf und unterdrücken die angesäten Pflanzen der Blühmischung.

45 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 45 Tabelle 9: Maximales Verunkrautungspotential der Versuchsstandorte und maximale Verunkrautung der verschiedenen Mischungen auf allen Versuchsstandorten im Jahr Die Einteilung der Kategorien erfolgte wie folgt: +++ = sehr starke Verunkrautung: Deckungsgrad > 60%; ++ = starke Verunkrautung: Deckungsgrad zwischen 30% und 60%; + = mittlere Verunkrautung: Deckungsgrad zwischen 15% und 30%; 0 = schwache Verunkrautung: Deckungsgrad < 15%. Bei Standorten mit mehreren Teilflächen/extremen Unterschieden in den Standortbedingungen sind die beieinander liegenden Parzellen farblich einheitlich gekennzeichnet Henkel Wolff Wellniz Möller Otto Kamping Reichwein Müller Käsbohrer Triesdorf Maximales Verunkrautungspotential Brandenburger Mischung Tübinger Mischung Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Hummelblüten MEKA Mischung Thüringer Mischung B1I - Bienenweide Kultur-Natur-blüht-auf Veitshöchheimer Bienenweide Lebensraum I Blühende Landschaft

46 Seite 46 Blühflächen in der Agrarlandschaft Stark vereinfacht können zwei Arten von Verunkrautung unterschieden werden Eine schnelle Massenverunkrautung, meist durch ein Massenvorkommen einer oder weniger schnellauflaufender und schnellwüchsiger Problemunkrautarten verursacht (Abbildung 27, Betrieb Käsbohrer). Zu diesen Problemunkräutern zählen u. a. verschiedene Hirsearten, Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) und Knöterich (Persicaria sp.). Bei dieser Art der Verunkrautung ist das Verunkrautungspotential immer sehr hoch. Die Unkräuter unterdrücken viele der angesäten Pflanzenarten schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Eine im Verlauf des Jahres ständig variierende und dabei teilweise zunehmende Verunkrautung durch das stetige Auflaufen und Wachstum einer Vielzahl von Unkrautarten (Abbildung 27, Betrieb Wellniz). Das Verunkrautungspotential variiert hier von Standort zu Standort stark. Auch Problemunkräuter, die bei hoher Dichte zu einer Massenverunkrautung führen können, sind bei geringeren Dichten an dieser Art der Verunkrautung beteiligt. Vegetationsdeckung der Kultur Natur blüht auf Mischung Käsbohrer Mischung Unkraut Bonitur 1 Bonitur 2 Bonitur 3 Bonitur 4 Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Vegetationsdeckung der Kultur Natur blüht auf Mischung Wellniz Mischung Unkraut Bonitur 1 Bonitur 2 Bonitur 3 Bonitur 4 Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Höhe der Vegetation in cm Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Deckunsgrad in % Abbildung 27: Beispiele für die beiden, in dieser Studie unterschiedenen, Arten der Verunkrautung. Der Standort des Betriebs Käsbohrer weist eine Massenverunkrautung mit Knöterich (Persicaria sp.) auf. Die Unkräuter unterdrücken hier viele der angesäten Pflanzenarten schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Die Verunkrautung auf dem Standort des Betriebs Wellniz, ist im Vergleich dazu relativ gering. Hier bestimmen verschiedene Unkrautarten mit geringeren Dichten und langsamerem Wachstum die Verunkrautung der Fläche. Maßgebliche Unkräuter sind Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum) und verschiedene Gräser. Die angesäten Pflanzenarten können sich hier relativ gut gegen die Unkräuter durchsetzen. Tabelle 10 gibt einen Überblick der an den verschiedenen Standorten im Jahr 2010 vorherrschenden Verunkrautungsarten. Auf vier Standorten war eine Massenverunkrautung vorzufinden. Auf zwei der

47 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 47 vier Standorte, wuchs im weiteren Verlauf noch eine Vielzahl an Unkrautarten auf. Beide Standorte lagen in den Vorjahren brach, was die hohe Diversität der Unkräuter erklärt. Die sechs verbleibenden Standorte wiesen eine unterschiedlich starke Verunkrautung durch das stetige Auflaufen und Wachstum einer Vielzahl von Unkrautarten auf. Tabelle 10: Verunkrautungsart und maßgebliche Unkrautarten der Versuchsstandorte im Jahr Standort frühe Massenverunkrautung durch schnell wachsende Problemunkräuter Verunkrautung durch stetiges Auflaufen und Wachstum diverser Unkräuter Auftreten maßgebliche Arten Auftreten maßgebliche Arten Henkel Wolff Wellniz Möller + Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Kleiner Ampfer (Rumex acetosella) Otto Kamping Reichwein + Müller + Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum), verschiedene Hirsearten diverse, z.b. Knöterich (Persicaria sp.), Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum), verschiedene Hirsearten diverse, z.b. Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Breitwegerich (Plantago major), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Ampfer (Rumex spec), verschiedene Gräser Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Windenknöterich (Fallopia convolvulus), Vogelknöterich (Polygonum aviculare), Nachtschatten (Solanum sp.), Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis) Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum), verschiedene Gräser diverse, z.b. Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Windenknöterich (Fallopia convolvulus), Vogelknöterich (Polygonum aviculare), Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum), Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis) verschiedene Gräser Melde (Atriplex spec), Borstenhirse (Setaria spec.), verschiedene Gräser Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Windenknöterich (Fallopia convolvulus), Acker-Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis), Ampfer (Rumex spec), verschiedene Gräser diverse, z.b. Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Stachel-Lattich (Lactuca serriola), Vogelknöterich (Polygonum aviculare), Persische Ehrenpreis (Veronica persica) Käsbohrer + Knöterich (Persicaria sp:) - - Triesdorf Weißer Gänsefuß (Chenopodium album)

48 Seite 48 Blühflächen in der Agrarlandschaft Überblick über das Verunkrautungspotential der zehn getesteten Mischungen Viele der im Jahr 2010 untersuchten Mischungen wiesen am gleichen Standort eine stark unterschiedliche Verunkrautung auf. Hier zeigt sich die Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Mischungen. Bei einer Massenverunkrautung können sich die Mischungen in der Regel auf längere Sicht nicht durchsetzten. Die Unkräuter unterdrücken spät auflaufende und/oder langsam wachsende Arten. Lediglich schnell auflaufende und schnell wachsende Kulturarten haben eine Chance sich im Frühsommer gegen die Verunkrautung durchzusetzen. Der Blühaspekt im Spätsommer fällt hingegen weitgehend aus. Die Brandenburger Mischung z.b. wies auf den vier Flächen mit Massenverunkrautung im Jahr 2010 (Möller, Reichwein, Müller, Käsbohrer) eine starke bis sehr starke Verunkrautung auf. Trotzdem blühten im Frühsommer Buchweizen, Ölrettich und Gelbsenf in relativ großen Mengen (Abbildung 28). Diese ebenfalls sehr dominanten Pflanzenarten, die wie oben diskutiert bei ausreichender Dichte andere Mischungspartner unterdrücken und sich dadurch leicht negativ auf das Blühangebot im Spätsommer auswirken, gelangen hier, trotz des hohen Unkrautdrucks zur Blüte. Dies gilt ähnlich für die Tübinger Mischung und die die Mischung Visselhöveder Insektenparadies (Abbildung 29). Möller Juni Reichwein Juni Müller Juni Käsbohrer Juli Abbildung 28: Brandenburger Mischung im Frühsommer 2010 auf den vier Standorten mit Massenverunkrautung.

49 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 49 Tübinger Mischung Juli Visselhöveder Insektenparadies Juli Abbildung 29: Tübinger Mischung und Visselhöveder Insektenparadies im Frühsommer 2010 auf dem sehr stark mit Knöterich verunkrauteten Standort des Betriebs Käsbohrer. Die Mischung Visselhöveder Hummelblüte und die MEKA Mischung 1 enthalten weder Ölrettich noch Gelbsenf. Als Frühblüher sind hier Buchweizen und Phacelia enthalten. Diese konnten sich ebenfalls relativ gut gegen eine Massenverunkrautung durchsetzen (Abbildung 30). Visselhöveder Hummelblüte Käsbohrer - Juli Visselhöv eder Hummelblüte Möller - Juni MEKA 1 Käsbohrer - Juli MEKA 1 Möller - Juni Abbildung 30: Visselhöveder Hummelblüte und MEKA Mischung 1 im Frühsommer 2010 auf den zwei stark bzw. sehr stark verunkrauteten Standorten des Betriebs Käsbohrer und Möller. Die übrigen fünf Mischungen (Thüringer Mischung Bienenweide, Kultur-Natur-blüht-auf, Veitshöchheimer Bienenweide, Lebensraum 1, Blühende Landschaft) boten 2010 bei einer Massenverunkrautung ein geringeres Blühangebot. Die Thüringer Mischung Bienenweide, Kultur- Natur-blüht-auf und Blühende Landschaft enthalten neben Buchweizen relativ geringe Anteile an Gelbsenf und/oder Phacelia. Die Veitshöchheimer Mischung und Lebensraum 1 enthalten hingegen lediglich geringe Anteile an Buchweizen. Daher fiel hier das Blühangebot sehr klein aus.

50 Seite 50 Blühflächen in der Agrarlandschaft Bei einer Verunkrautung durch das stetige Auflaufen und Wachstum einer Vielzahl von Unkrautarten bieten vor allem bodendeckende Kulturarten eine Möglichkeit den Unkräutern Konkurrenz zu bieten. Sowohl Brandenburger als auch Tübinger Mischung enthalten keine Kleearten. Kleearten wachsen in den Mischungen im Spätsommer massig auf und sind gute Bodendecker und damit Unkrautunterdrücker. Ohne die Kleearten können sich bei den beiden genannten Mischungen die nach der Sommertrockenheit auflaufenden Unkräuter leicht durchsetzten. Als Beispiel erreichten die Unkräuter auf den Parzellen der Brandenburger und Tübinger Mischung auf dem Standort des Betriebs Otto im Jahr 2010 im September eine Deckung von deutlich über 60%, wohingegen die Parzellen der MEKA Mischung 1, der Thüringer Mischung Bienenweide und der Kultur-Natur-blühtauf Mischung alle deutlich unter 60% lagen. Diese Mischungen enthalten Kleearten die den Unkräutern Konkurrenz boten. Die in den Visselhöveder Mischungen enthaltenen Kleearten waren aufgrund der großen Sommertrockenheit weitgehend verschwunden. Auch hier erreichten die Unkräuter Deckungsgrade von deutlich mehr als 60%. Auch die mehrjährigen Mischungen können sich in vielen Fällen gut gegen diese Art der Verunkrautung behaupten. Viele der in den Mischungen enthaltenen Arten boten im Spätsommer eine relativ gute Bodendeckung und waren gegenüber den Unkräutern konkurrenzfähig. Eine Übersicht über die Konkurrenzfähigkeit der verschiedenen Blühmischungen gegenüber den zwei unterschiedenen Verunkrautungsarten findet sich in Tabelle 11. Tabelle 11: Konkurrenzfähigkeit der verschiedenen Blühmischungen gegenüber den zwei hier unterschiedenen Verunkrautungsarten. Es wurden folgende Kategorien unterschieden: -- = sehr schlechte Konkurrenzfähigkeit; - = schlechte Konkurrenzfähigkeit; + = gute Konkurrenzfähigkeit. früh in Massen Unkraut nach und nach Brandenburger Mischung + - Tübinger Mischung + - Visselhöveder Insektenparadies + + Visselhöveder Hummelblüten + + MEKA Mischung Thüringer Mischung BI - Bienenweide - + Kultur-Natur-blüht-auf - + Veitshöchheimer Bienenweide -- + Lebensraum I -- + Blühende Landschaft (Nord/Süd/Ost) - + Verunkrautungspotential der drei mehrfach untersuchten Mischungen Drei der Mischungen wurden in den Jahren 2011 und 2012 bei den jeweils gleichen zwei Saatstärken untersucht. Im Jahr 2011 waren keine Unterschiede zwischen den Saatstärken hinsichtlich der Verunkrautung zu erkennen. Im Folgenden werden nur die Ergebnisse zum Verunkrautungspotential der einzelnen Mischungen aus dem Jahr 2012 wiedergegeben.

51 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 51 Visselhöveder Insektenparadies Die Mischung konnte an einigen Standorten auch bei niedrigen Saatstärken sehr gut eine Verunkrautung der Flächen unterdrücken (Abbildung 31, Kamping). Sie erreichte bei beiden Saatstärken regelmäßig Deckungsgrade von 80 bis 100 Prozent. An den Standorten Hütten und Celle konnte sich auch bei hoher Saatstärke im Spätsommer unter der massigen oberen Vegetationsschicht aus Buchweizen und Ölrettich eine Unterschicht aus Unkräutern etablieren (Abbildung 32 und Abbildung 33). Bis auf die Standorte Triesdorf und Otto erreichte die Mischung jedoch auf allen Standorten, auch mit den niedrigen Saatstärken zufriedenstellende Ergebnisse bei der Unkrautunterdrückung. Am Standort Triesdorf trat eine Massenverunkrautung durch Melde auf. Hier konnte sich die Mischung nur in der hohen Saatstärke von 30 kg/ha durchsetzten (Abbildung 34 und Abbildung 35). Am Standort Otto zeigte sich ein ähnliches Bild. Hier konnte sich die massive Knöterich-Verunkrautung jedoch selbst bei einer Saatstärke von 30 kg/ha im Spätsommer noch stark etablieren (Abbildung 36 und Abbildung 37). Abbildung 31: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Kamping. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 32: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Hütten. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau.

52 Seite 52 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 33: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Celle. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 34: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Triesdorf bei einer Saatstärke von 30 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 35: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Triesdorf bei einer Saatstärke von 15 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau.

53 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 53 Abbildung 36: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Otto bei einer Saatstärke von 30 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 37: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Otto bei einer Saatstärke von 15 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. MEKA 1 Wie auch die Mischung Visselhöveder Insektenparadies konnte sich die MEKA 1 Mischung auf den meisten Standorten unabhängig von der Saatstärke sehr gut etablieren und Unkräuter unterdrücken. Die Mischung erreichte regelmäßig Deckungsgrade von 80 bis 100 Prozent (z.b. Standort Kamping; Abbildung 38). Abbildung 38: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Kamping. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau.

54 Seite 54 Blühflächen in der Agrarlandschaft Lediglich an den beiden Standorten mit Massenverunkrautung (Triesdorf (Melde) und Otto (Knöterich)) konnte sich die Mischung teilweise nur schlecht etablieren. Am Standort Triesdorf erreichte die Mischung bei der höheren Saatstärke von 15 kg/ha noch einen Deckungsgrad von über 50% (Abbildung 39), bei der niedrigeren Saatstärke hingegen konnte sich die Mischung nicht mehr etablieren. Dies war jedoch vermutlich zusätzlich auf einen besonders starken Unkrautdruck in dieser Parzelle zurückzuführen (Abbildung 40). Am Standort Otto konnte sich die Mischung bei keiner der beiden Saatstärken etablieren. Auch an den Standorten Hütten und Celle konnte sich bei dieser Mischung unabhängig von der Saatstärke eine Schicht aus niedrigen Unkräutern etablieren (Abbildung 41 und Abbildung 42). Abbildung 39: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Triesdorf bei einer Saatstärke von 15 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 40: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Triesdorf bei einer Saatstärke von 12 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau.

55 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 55 Abbildung 41: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Hütten. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 42: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Hütten. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Kultur-Natur-blüht-auf Die Mischung Kultur-Natur-blüht-auf konnte sich auf den meisten Standorten unabhängig von der Saatstärke sehr gut etablieren. Die Mischung erreichte regelmäßig Deckungsgrade von 50 bis 70 Prozent, im Gegensatz zu den anderen beiden Mischungen jedoch keine Deckungsgrade von 100 Prozent. Wie schon die beiden vorangegangenen Mischungen konnte sich die Kultur-Natur-blüht-auf Mischung nicht gegen die Massenverunkrautung an den Standorten Otto (Knöterich) und Triesdorf (Melde) und durchsetzen (Abbildung 43 und Abbildung 44). Lediglich bei der höheren Saatstärke am Standort Triesdorf konnte sich die Mischung gut etablieren (Abbildung 45). Am Standort Hütten konnte sich auch bei dieser Mischung unabhängig von der Saatstärke eine Schicht aus niedrigen Unkräutern etablieren (Abbildung 46).

56 Seite 56 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 43: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Otto bei einer Saatstärke von 12 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 44: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Triesdorf bei einer Saatstärke von 10 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau. Abbildung 45: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Triesdorf bei einer Saatstärke von 12 kg/ha. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau.

57 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 57 Abbildung 46: Der Deckungsgrad der Vegetation in den verschiedenen Höhenschichten der Mischung am Standort Hütten. Der Deckungsgrad der Mischung ist in grün dargestellt, die Deckung der Unkräuter auf der Fläche in grau Insektenbesuche Die Erhebung der Insektenbesuche fand im Jahr 2012 statt. Insgesamt wurden 3824 Insektenbesuche beobachtet. Am häufigsten wurden Honigbienen, Schwebfliegen, andere Fliegen, Käfer und Wanzen beobachtet. Hummeln und andere Wildbienen (Kategorie: andere Bienen), die ebenfalls durch die Ansaat der Blühflächen gefördert werden sollten, wurden nur relativ selten angetroffen. Verhaltensbeobachtungen Die Insekten zeigten unterschiedliche Verhaltensweisen beim Blütenbesuch (Tabelle 12). Honigbienen wurden fast ausschließlich bei einem typischen Sammelverhalten mit Besuch der fertilen Blütenteile an wechselnden Blüten beobachtet (Fremdbestäubung der Blüten). Auch Schwebfliegen zeigten regelmäßig das typische Sammelverhalten mit aufeinanderfolgenden Blütenbesuchen (Fremdbestäubung der Blüten), konnten jedoch auch regelmäßig bei Besuchen der fertilen Blütenteile beobachtet werden ohne dass unmittelbar danach die nächste Blüte besucht wurde. Die beobachteten Käfer waren fast ausschließlich Rapsglanzkäfer die an den Staub- und Fruchtblättern von Gelbsenf oder Buchweizen fraßen (keine Aussagen über Bestäubung möglich). Wanzen wurden fast ausschließlich auf den Kronblättern von Sonnenblumen beobachtet. Ein Kontakt der Insekten mit den fertilen Blütenteilen wurde nicht beobachtet, so dass eine Bestäubung der Pflanzen durch diese Insekten unwahrscheinlich ist. Tabelle 12: Anzahl der Sichtbeobachtungen und beobachtete Verhaltensweisen der Blütenbesucher. Anzahl Sichtungen Honigbienen Hummeln andere Bienen Wespen Schwebfliegen andere Fliegen Tagfalter Käfer Wanzen andere Insekten Sammelverhalten Besuch fertiler Blütenteile Besuch steriler Blütenteile gesamt

58 Seite 58 Blühflächen in der Agrarlandschaft Beliebtheit der verschiedenen Pflanzen Die verschiedenen Pflanzenarten wiesen aufgrund der Mischungszusammensetzungen unterschiedlich starke Blühmassen auf den Untersuchungsflächen auf und wurden unterschiedlich häufig von Insekten besucht (Tabelle 13). Am häufigsten waren die Blüten von Buchweizen, Phacelia, Inkarnatklee, Kornblume, Sonnenblume, Malve und Gelbsenf. Da viele Insekten nur bei günstigen Witterungsbedingungen an den Blühflächen anzutreffen sind, wurden die Insektenbeobachtungen unter zwei Gesichtspunkten ausgewertete: 1) an allen Feldbeobachtungsterminen (jedes Wetter) und 2) an Terminen mit optimalen Witterungsbedingungen. An 8 der 15 Termine waren solch günstige Witterungsbedingungen mit mehr als 20 C, maximal leichtem Wind und ohne Regen, vorhanden. Insgesamt konnten bei jedem Wetter nur 6 Insektenbesuche mehr beobachtet werden als bei günstigem Wetter. Dies bedeutet, dass bei schlechten Witterungsbedingungen praktisch keine Insekten auf den Blühflächen anzutreffen sind. Betrachtet man das Verhältnis von Insektenbesuchen pro Blühmasse bei gutem Wetter, so zeigt sich, dass Gelbsenf, Sonnenblume, Buchweizen und Phacelia die beliebtesten Pflanzen waren. Alle vier Pflanzenarten wiesen auch hohe Blühmassen auf, aber andere Pflanzenarten mit ebenfalls relativ hohen Blühmassen wie Kornblume, Inkarnatklee, Malve und Borretsch wurden im Verhältnis deutlich seltener von Insekten besucht. Zum direkten Vergleich der Beliebtheit bei verschiedenen Insektengruppen wurde die Anzahl der Insektenbesuche in jeder Gruppe mit der Menge der vorhandenen Blüten ins Verhältnis gesetzt. Dazu wurden nur die Daten für günstige Witterungen berücksichtigt. Die Blütenabundanz unterschied sich zwischen den verschiedenen Pflanzenarten deutlich. So waren z.b. beinahe 11-mal so viele Buchweizenblüten wie Sonnenblumenblütenstände bei den Datenaufnahmen vorhanden, bzw. 27- mal so viele Buchweizenblüten wie Ölrettichblüten. Die Anzahl der Blütenbesuche wurde dahingehend gewichtet und korrigiert. Die meisten Insekten wurden an Buchweizen, Gelbsenf, Phacelia und Sonnenblume beobachtet (Tabelle 14). Einige Insektengruppen wurden vornehmlich an einzelnen Pflanzenarten beobachtet, z.b. Käfer (fast ausschließlich Rapsglanzkäfer) vorwiegend an Gelbsenf, gefolgt von deutlich selteneren Besuchen an Buchweizen. Wildbienen (keine Hummeln) wurden ebenfalls vornehmlich an Gelbsenf gefunden, Wanzen an Sonnenblumen. Im Gegensatz dazu zeigten z.b. Honigbienen und Schwebfliegen keine ausgeprägten Präferenzen. Folgende Pflanzenarten wurden in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit von diesen beiden Insektengruppen besucht: Honigbienen: Phacelia > Mauretanische Malve > Gelbsenf > Sonnenblume > Ölrettich > Borretsch > Buchweizen > Inkarnatklee > Klatschmohn Schwebfliegen: Fenchel > Gelbsenf > Ölrettich > Buchweizen > Serradella > Koriander > Ringelblume > Phacelia > Dill > Kornblume Obwohl sowohl Honigbienen als auch Schwebfliegen generalistisch bei der Auswahl der besuchten Pflanzen sind, unterscheiden sich ihre Präferenzen deutlich und es werden im Gesamten sehr verschiedene Arten besucht.

59 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 59 Tabelle 13: Blühmasse, Insektenbesuche und Insektenbesuche pro Blühmasse der einzelnen Pflanzenarten. Da verschiedene Insektengruppen nur bei günstigen Wetterbedingungen an den Blüten anzutreffen sind, wurden diese Daten nochmals gesondert dargestellt. jedes Wetter Blühmasse (willkürliche Einheit) Anzahl der Insektenbesuche günstiges Wetter Blühmasse (willkürliche Einheit) Anzahl der Insektenbesuche Gelbsenf Sonnenblume Buchweizen Phacelia Ölrettich Malve Ringelblume Fenchel Borretsch Dill Kornblume Serradella Klatschmohn Koriander Inkarnatklee Alexandrinerklee Gartenkresse Öllein Perserklee Saat-Esparsette Sommersaatwicke Insekten pro Blühmasse

60 Seite 60 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 14: Verteilung der Sichtbeobachtungen (unter Berücksichtigung der relativen Häufigkeit der Blüten*) der einzelnen Insektengruppen auf den einzelnen Pflanzenarten. Zur besseren Übersichtlichkeit der Tabelle wurden Felder mit Sichtbeobachtungen grau unterlegt. In der Tabelle wurden nur Beobachtungen bei günstigen Witterungen berücksichtigt. Honigbienen Hummeln andere Bienen Wespen Schwebfliegen andere Fliegen Tagfalter Käfer Wanzen andere Insekten Alexandrinerklee Borretsch Buchweizen Dill Fenchel Gartenkresse Gelbsenf Inkarnatklee Klatschmohn Koriander Kornblume Malve Öllein Ölrettich Perserklee Phacelia Ringelblume Saat-Esparsette Serradella Sommersaatwicke Sonnenblume Prozent * Die Werte der Sichtbeobachtungen wurden in Hinblick auf die relative Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Blüten korrigiert. So wurden z.b. beinahe 11-mal so viele Buchweizenblüten wie Sonnenblumenblütenstände gefunden, bzw. 27-mal so viele Buchweizenblüten wie Ölrettichblüten. Die Anzahl der Blütenbesuche wurde dahingehend gewichtet und korrigiert um einen direkten Vergleich zu ermöglichen. Prozent

61 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Die Belange der Landwirte Im Jahr 2011 wurden die am Teilprojekt Blühmischungen teilnehmenden Landwirte zu ihrer Motivation für die Anlage von Blühflächen, sowie zu Aspekten der praktischen Umsetzung befragt. Die Befragung ergab folgende Ergebnisse: Gründe für die Teilnahme am Programm Syngenta Bienenweide Als Grund für die Teilnahme am Projekt, wurde von fast allen Landwirten der Wunsch zur Unterstützung der Bienen durch eine Blühfläche genannt. 7 der 8 Landwirte gaben dies als einen ihrer Beweggründe an. 3 der 7 Landwirte bezogen sich dabei explizit auf die Honigbiene und nannten auch die Unterstützung der Imker als relevanten Punkt. 3 der 7 Landwirte sahen den Schutz der Wildbienen bzw. anderer Wildtiere und des Naturschutzes im Allgemeinen als wichtigen Beweggrund an. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Imageverbesserung der Landwirtschaft, die in der Umsetzung der Maßnahme gesehen wird. 3 der 8 Landwirte nannten dieses Argument. Zusätzlich wurden noch die geringen Kosten, der erlebte Spaß und die Möglichkeit die intensive Wirtschaftsweise des Betriebs über solche Maßnahmen etwas ausgleichen zu können genannt. Welche Erfahrungen haben die Landwirte mit der Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen zur Umsetzung von Blühstreifen und -flächen? Keiner der 8 Betriebe hat jemals an einer Agrarumweltmaßnahme zur Umsetzung von Blühflächen bzw. -streifen teilgenommen. Als Gründe dafür wurden mehrfach die geforderten Auflagen der Maßnahmen genannt (Pflege, bürokratische Rahmenbedingungen, Bindung an Gebietskulissen, etc.), die eine Teilnahme erschweren bzw. aus Sicht der Landwirte unattraktiv macht. Ein weiterer Punkt ist der ungünstige Kosten/Nutzen-Faktor der aus Sicht der Landwirte besteht. Bei guten Böden bzw. Flächenknappheit lehnen die Landwirte diese Maßnahmen häufig ab. Wie wichtig ist den Landwirten die Unterstützung von Bestäubern? Die Landwirte wurden hier befragt wie wichtig ihnen die Unterstützung heimischer Bestäuber, also der Wildinsekten, und wie wichtig ihnen die Unterstützung der Honigbiene und damit der Imker ist. Die Landwirte hatten die Möglichkeit mit 5 verschiedenen Wertungs-Stufen, von nicht wichtig über wichtig bis hin zu sehr wichtig zu antworten. Alle Landwirte sahen diese Punkte als wichtig bis sehr wichtig an. Der Unterstützung der Wildinsekten wurde dabei häufiger die höchste Prioritätsstufe ( sehr wichtig ) eingeräumt als der Unterstützung der Honigbiene (Abbildung 47).

62 Seite 62 Blühflächen in der Agrarlandschaft Wie wichtig ist Ihnen die Unterstützung der heimischen Bestäuber? Wie wichtig ist Ihnen die Unterstützung der Honigbiene und damit der Imker vor Ort? Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen nicht wichtig wichtig sehr wichtig nicht wichtig wichtig sehr wichtig Abbildung 47: Relevanz der Unterstützung der heimischen Bestäuber (links) und der Honigbiene (rechts) durch die Anlage einer Blühfläche aus Sicht der Landwirte. Die Landwirte konnten mit 5 verschiedenen Wertungs- Stufen antworten, von nicht wichtig über wichtig bis hin zu sehr wichtig. Wie wichtig ist den Landwirten die Wahrnehmung durch die Bevölkerung? Die positive Wahrnehmung der Bevölkerung wie auch die positive eigene optische Wahrnehmung wurde von allen Landwirten als wichtig bis sehr wichtig eingeschätzt. Dabei wurde der positiven Bewertung durch die Bevölkerung von mehr Landwirten die höchste Priorität ( sehr wichtig ) zugeteilt als der eigenen positiven optischen Bewertung der Blühfläche (Abbildung 48). Wie wichtig ist Ihnen die positive Bewertung durch die Bevölkerung? Wie wichtig ist Ihnen, ein schönes optisches Bild der Mischung? Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen nicht wichtig wichtig sehr wichtig nicht wichtig wichtig sehr wichtig Abbildung 48: Relevanz der positiven Bewertung durch die Bevölkerung (links) und der eigenen optischen Wahrnehmung der Mischung (rechts) aus Sicht der Landwirte. Die Landwirte konnten mit 5 verschiedenen Wertungs-Stufen antworten, von nicht wichtig über wichtig bis hin zu sehr wichtig. Wie wichtig sind verschiedene Aspekte aus der landwirtschaftlichen Praxis? Ein aus Sicht aller Landwirte als äußerst relevant eingestufter Aspekt, war die Standortangepasstheit der Mischung. Alle Landwirte bewerteten dies mit wichtig bis hin zu sehr wichtig (Abbildung 49, A). Im Gegensatz dazu wurde das Potential zur Unkrautunterdrückung sehr unterschiedlich eingeschätzt. Von einigen Landwirten wurde es als nicht wichtig angesehen, wohingegen die meisten Landwirte es als sehr wichtig ansahen (Abbildung 49, B).

63 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 63 Bei der Frage über die Relevanz der Möglichkeit zur Bodenverbesserung zeigte die Einschätzung der Landwirte ein noch uneinheitlicheres Bild. Die Bewertung reichte hier von nicht wichtig, über wichtig bis hin zu sehr wichtig, mit keine eindeutigen Tendenz zu einer der Bewertungen (Abbildung 49, C). A Wie wichtig ist Ihnen eine gute Standortangepasstheit? B Wie wichtig ist es Ihnen, dass die Mischung Unkräuter gut unterdrückt? Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen nicht wichtig wichtig sehr wichtig nicht wichtig wichtig sehr wichtig C Wie wichtig ist Ihnen die Möglichkeit zur Bodenverbesserung? D Wie wichtig ist Ihnen die Möglichkeit die Blühmischung in die Fruchtfolge eingliedern zu können? Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen nicht wichtig wichtig sehr wichtig nicht wichtig wichtig sehr wichtig E Wie wichtig ist es Ihnen, dass keine Problempflanzen in der Mischung enthalten sind? F Wie wichtig ist es Ihnen, dass das Saatgut möglichst günstig ist? Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen nicht wichtig wichtig sehr wichtig nicht wichtig wichtig sehr wichtig

64 Seite 64 Blühflächen in der Agrarlandschaft Anzahl der Nennungen G Wie wichtig ist Ihnen die Möglichkeit eine unrentable Ackerfläche sinnvoll nutzen zu können? Anzahl der Nennungen H Wie wichtig ist Ihnen die Möglichkeit einen Acker in der Nutzung zu halten (drohendes Umbruchverbot)? nicht wichtig wichtig sehr wichtig nicht wichtig wichtig sehr wichtig Abbildung 49: Relevanz verschiedener Aspekte aus der landwirtschaftlichen Praxis für die Umsetzung von Blühflächen aus Sicht der Landwirte. Die Landwirte konnten mit 5 verschiedenen Wertungs-Stufen antworten, von nicht wichtig über wichtig bis hin zu sehr wichtig. Auch die Möglichkeit die Blühmischung in die Fruchtfolge zu integrieren wurde von den Landwirten sehr unterschiedlich bewertet. Die Hälfte der Landwirte sahen diese Punkt als sehr wichtig an, die andere Hälfte stufte seine Relevanz deutlich niedriger ein (Abbildung 49, D). Die Vermeidung von Problempflanzen bewerten die meisten Landwirte als wichtig bis hin zu sehr wichtig (Abbildung 49, E), auch wenn einige von ihnen angeben, bisher keine Erfahrungen auf diesem Gebiet zu haben. Im Gegensatz dazu spielt der Preis des Saatgutes für viele Landwirte nur eine geringe Rolle. Mehr als die Hälfte der Landwirte stuften diesen Punkt im Bereich nicht wichtig bis wenig wichtig ein, keiner der Landwirte bewertete diesen Punkt als sehr wichtig (Abbildung 49, F). Auch über die Möglichkeit über die Anlage einer Blühfläche einen unrentablen Acker sinnvoll zu nutzen bzw. ein drohendes Umbruchverbot eines nicht genutzten Ackers über eine sinnvolle Nutzung als Blühfläche zu umgehen wurde von den Landwirten unterschiedlich bewertet (Abbildung 49, G und H).

65 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Zusammenfassung und Empfehlungen In den drei Projektjahren von 2010 bis 2012 wurden verschiedene ein- und mehrjährige Mischungen an unterschiedlichen Standorten in Deutschland getestet. Dabei konnte eine umfangreiche Datenbasis zum Blühaspekt und zur Unkrautunterdrückung einzelner Mischungen erarbeitet werden und ein großer Erfahrungsschatz bei der praktischen Umsetzung mit Landwirten gewonnen werden. Im Laufe des Projektes wurde der Schwerpunkt der Freilanduntersuchungen auf die einjährigen Mischungen festgelegt. Dadurch können heute Mischungsempfehlungen für verschiedene Standorttypen ausgesprochen werden und eine umfassende Beratung der Landwirte bei der Anlage von Blühflächen ist möglich. Der zukünftige Erfolg beim Schutz und Erhalt der einheimischen Bienenwelt wird von der Entwicklung und Verbesserung vor allem von mehrjährigen Blühstreifenmaßnahmen abhängen. Mit einer Fortführung des Projektes Syngenta Bienenweide und mit einer Weiterentwicklung des Projektschwerpunkts in den Bereich der mehrjährigen Maßnahmen bietet sich auch in Zukunft die Möglichkeit, in diesem Bereich aktiv das Geschehen auf praktischer wie auch auf politischer Ebene mitzugestalten. Die dreijährigen Feldstudien zeigten: Die Mischungen unterscheiden sich teilweise stark in ihrem Blühaspekt. Standorteinflüsse haben in den meisten Fällen einen wesentlich stärkeren Effekt auf die Ausprägung einer Blühmischung als die Saatstärke. Bei starker Massenverunkrautung mit dominanten Unkräutern wie Melde und Knöterich können jedoch zum Teil mit hohen Saatstärken bessere Ergebnisse erzielt werden als mit niedrigeren Saatstärken. Der Blühaspekt einer Mischung wird maßgeblich durch das Verunkrautungspotential der Fläche beeinflusst. Zusätzlich können andere Standortfaktoren wie z.b. Trockenheit die Ausprägung einer Mischung stark beeinflussen. Eine starke Massenverunkrautung beeinflusst vor allem Mischungen mit wenig Frühblühern, bzw. schnell auflaufenden Pflanzenarten. Bodendeckende Kleearten sind konkurrenzfähig gegen viele Unkräuter und häufig in Blühmischungen enthalten. Honigbienen, Schwebfliegen, andere Fliegen, Käfer und Wanzen waren die häufigsten Blütenbesucher in den hier untersuchten Blühflächen. Wildbienen wurden kaum beobachtet. Um Wildbienen effektiv zu fördern, reichen einjährige Mischungen nicht aus. In den untersuchten einjährigen Mischungen war Gelbsenf bei den beobachteten Insekten- Gruppen am beliebtesten, gefolgt von Sonnenblume, Buchweizen und Phacelia. Zu den generalistischen Insektengruppen, die an mehreren Pflanzenarten anzutreffen waren, zählen insbesondere Honigbienen und Schwebfliegen. Obwohl beide Insektengruppen mehrere Pflanzenarten besuchten, wurde im Gesamten ein anderer Pflanzenpool gewählt. Das zeigt, dass selbst für generalistische Arten, die durch einjährige Blühmischungen gefördert werden können, eine breite Bandbreite an Pflanzenarten in den Mischungen vorhanden sein sollte. Die einzelnen Ergebnisse und Empfehlungen zu allen zehn getesteten Blühmischungen sind in Tabelle 15 zusammengefasst.

66 Seite 66 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 15: Zusammenfassung der Ergebnisse zu den einzelnen im Jahr 2010 getesteten Mischungen. Es wurden folgende Kategorien unterschieden: Blühmasse/-vielfalt: 0 = sehr gering; + = gering; ++ = mittelmäßig; +++ = hoch; ++++ = sehr hoch. Trockenheit: 0 = im Vergleich zu anderen Mischungen deutliche negative Beeinflussung des Blühaspektes durch Trockenheit; + = im Vergleich zu anderen Mischungen negative Beeinflussung des Blühaspektes durch Trockenheit; ++ = trotz Trockenheit nur relativ geringe negative Beeinträchtigung des Blühaspektes. Unkraut: -- = sehr schlechte Konkurrenzfähigkeit; - = schlechte Konkurrenzfähigkeit; + = gute Konkurrenzfähigkeit. * Extreme Trockenheit: (fast) alle Pflanzen sterben ab. ein-/mehr-jährig. Blühmasse Blühvielfalt Trockenheit Unkraut früh spät früh spät gemäßigt Extrem* früh in Massen nach und nach Beschreibung Beurteilung von Landwirten Brandenburger Mischung Starker Blühaspekt im Frühsommer, danach durch dichtstehenden und meist abgestorbenen Ölrettich und Gelbsenf "unschönes" optisches Bild. Oft Unterdrückung der später blühenden Arten in der Mischung. Bei absehbarer starker Sommertrockenheit bietet diese Mischung den Vorteil dass wenigstens im Frühsommer noch eine schöne Bienenweide vorhanden ist. Bei starker zu erwartender Verunkrautung im Frühsommer erweist sich diese Mischung bis zum Absterben des Ölrettichs und Gelbsenfes als relativ konkurrenzstark. +/- Tübinger Mischung Ähnlich der Brandenburger Mischung (BM), aber mit etwas lockererem Stand von Ölrettich und Gelbsenf und deutlich höherem Anteil an Phacelia. Dadurch schöner Blühaspekt im Frühsommer mit jedoch etwas geringerer Konkurrenzsituation im Spätsommer. Blühaspekt im Spätsommer diverser als bei der BM; aber durch abgestorbenen Ölrettich und Gelbsenf auch hier "unschönes" optisches Bild. Wie BM geeignet für sommertrockene Standorte da hier der starke Blühaspekt im Frühsommer von Vorteil ist. Wie BM relativ konkurrenzstark bei früher Massenverunkrautung. +/- Visselhöveder Insektenparadies Visselhöveder Hummelblüten MEKA Mischung Starker Blühaspekt im Frühsommer mit Massenblüte Ölrettich, Gelbsenf und Phacelia, dabei relativ lockerer Stand von Ölrettich und Gelbsenf. Auch danach noch schöner Blühaspekt mit hoher Vielfalt. Bei stärkerer Trockenheit fallen jedoch die beiden für den späteren Blühaspekt maßgeblichen Arten Perser- und Alexandrinerklee teilweise bis ganz aus. Relativ gute Unkrautkonkurrenz sowohl früh als auch später im Jahr. Ähnlich wie Visselhöveder Insektenparadies (VI) aber ohne Ölrettich und Gelbsenf. Daher starker Blühaspekt im Frühsommer mit viel Phacelia. Schöner, relativ vielfältiger Blühaspekt im Spätsommer. Bei stärkerer Trockenheit fallen jedoch die beiden für den späteren Blühaspekt maßgeblichen Arten Perserund Alexandrinerklee teilweise bis ganz aus. Relativ gute Unkrautkonkurrenz sowohl früh als auch später im Jahr. Relativ starker Blühaspekt sowohl im Früh- als auch im Spätsommer. Durch Inkarnatklee, der bei stärkerer Trockenheit konkurrenzfähiger ist als Perser- und Inkarnatklee hier weniger Gefahr für einen Ausfall einer maßgeblichen Komponente des Blühaspektes im Spätsommer. - +

67 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 67 ein-/mehr-jährig. Blühmasse Blühvielfalt Trockenheit Unkraut früh spät früh spät gemäßigt Extrem* früh in Massen nach und nach Beschreibung Beurteilung von Landwirten Thüringer Mischung BI - Bienenweide Kultur-Naturblüht-auf Veitshöchheimer Bienenweide Lebensraum I Blühende Landschaft (Nord/Süd/Ost) Schwacher Blühaspekt im Frühsommer mit extrem lockerem Stand der Pflanzen. Daher jedoch geringe Wasserkonkurrenz und kräftige Pflanzen. Der Blühaspekt wird im Jahresverlauf deutlich schöner und vielfältiger. Durch hohen Kleeanteil gute Bodendeckung im Spätjahr und dadurch gute Unkrautunterdrückung. Bei dieser Mischung bietet es sich an, sie auch über 2 Jahre ohne erneute Einsaat stehen zu lassen. Ähnlich wie Thüringer Mischung; relativ schwacher Blühaspekt im Frühsommer mit lockerem Stand der Pflanzen. Der Blühaspekt wird im Jahresverlauf deutlich schöner und vielfältiger. Im Spätsommer bietet die Mischung eine hohe Blühvielfalt und große Blühmasse. Durch den lockeren Stand und die Auswahl relativ toleranter Arten bietet diese Mischung auch bei stärkerer Trockenheit noch einen relativ guten Blühaspekt. Geringer bis kein Blühaspekt im Frühsommer, dafür aber im Spätsommer hohe Blühvielfalt. Bei extremer Trockenheit Komplettausfall der meisten Arten, da diese eher langsam wachsen und als Keimlinge kaum konkurrenzfähig sind. Bei starker Verunkrautung im Frühsommer ist die Mischung ebenfalls nicht konkurrenzstark genug um sich durchzusetzten. Bei gemäßigter Trockenheit und Verunkrautung bietet diese Mischung jedoch eine sehr große Blütenvielfalt und eine gute Blühmasse im Spätsommer. Sie ist damit auch für viele Wildinsekten interessant. Der hohe Anteil an Malven in der Mischung wird nicht von allen Landwirten gerne gesehen. Wie die Veitshöchheimer Bienenweide geringer bis kein Blühaspekt im Frühsommer, dafür aber im Spätsommer hohe Blühvielfalt. Bei extremer Trockenheit Komplettausfall der meisten Arten da diese eher langsam wachsen und als Keimlinge kaum konkurrenzfähig sind. Bei starker Verunkrautung im Frühsommer ist die Mischung ebenfalls nicht konkurrenzstark genug um sich durchzusetzten. Bei gemäßigter Trockenheit und Verunkrautung bietet die Mischung jedoch eine sehr große Blütenvielfalt und eine gute Blühmasse im Spätsommer. Damit ist sie auch für viele Wildinsekten interessant. Bei starkem Besuch durch Rehwild hat die Mischung jedoch nur wenig Chancen, da viele der Arten unter dem Aspekt der Tauglichkeit für die Wildäsung ausgewählt wurden und ein starker Verbiss der jungen Pflanzen erfolgt. Wie die Veitshöchheimer Bienenweide geringer bis kein Blühaspekt im Frühsommer, dafür aber im Spätsommer hohe Blühvielfalt. Bei extremer Trockenheit Komplettausfall der meisten Arten da diese eher langsam wachsen und als Keimlinge kaum konkurrenzfähig sind. Bei starker Verunkrautung im Frühsommer ist die Mischung ebenfalls nicht konkurrenzstark genug um sich durchzusetzten. Bei gemäßigter Trockenheit und Verunkrautung bietet die Mischung jedoch eine sehr große Blütenvielfalt und eine gute Blühmasse im Spätsommer. Damit ist sie auch für viele Wildinsekten interessant. Im Gegensatz zur Veitshöchheimer Bienenweide und der Mischung Lebensraum I enthält diese Mischung einen geringen Anteil einer frühblühenden Kruzifere (Senf), welche für einige Wildbienenarten eine wichtige Futterpflanze darstellt /- +/- +/-

68 Seite 68 Blühflächen in der Agrarlandschaft Für die drei am besten untersuchten Mischungen Visselhöveder Insektenparadies, MEKA 1 und Kultur-Natur-blüht-auf können folgende Standortempfehlungen gegeben werden: Die Mischung Visselhöveder Insektenparadies zeigt auf allen Standorten einen massigen Blühaspekt im Frühsommer und kann sich auch bei höherem Unkrautdruck schon relativ früh gut etablieren. Die schnell auflaufenden Arten wie Ölrettich und Gelbsenf unterdrücken dabei jedoch häufig die Kleearten in der Mischung. Daher fällt dieser Teil des Blühaspektes häufig komplett aus. Auf Standorten mit hohem Unkrautdruck durch dominante Massenunkräuter eignet sich diese Mischung am besten und ist dabei besonders mit hohen Saatstärken von bis zu 30 kg/ha zu empfehlen. Bei niedrigem Unkrautdrück genügen schon Saatstärken von 15 kg/ha und vermutlich noch weniger. Die Mischung MEKA 1 etabliert sich ebenfalls auf fast allen Standorten gut und weist im Frühsommer einen massigen Blühaspekt mit Phacelia und Buchweizen auf. Im Gegensatz zum Visselhöveder Insektenparadies werden hier die Kleearten jedoch seltener unterdrückt (zum einen aufgrund des Fehlens der sehr dominanten Arten Ölrettich und Gelbsenf, zum anderen aufgrund der trockenheitstoleranteren Kleearten) und können so auch ein großes Blütenangebot im Spätsommer bieten. Saatstärken von 12 kg/ha und vermutlich noch weniger liefern bei den meisten Standorten gute Ergebnisse. Bei einer Massenverunkrautung kann sich diese Mischung jedoch vor allem bei den niedrigeren Saatstärken nur schlecht etablieren. Die Mischung Kultur-Natur-blüht-auf ist auf guten Standorten vom entomologischen Standpunkt aus die interessanteste Mischung, da hier die höchste Diversität im Blühaspekt zu finden ist. Sie hat jedoch auf schlechten Standorten teilweise große Probleme bei der Etablierung. Unter ungünstigen Bedingungen wie z.b. hohem Unkrautdruck und/oder starker Trockenheit kann dies praktisch zu einem Totalausfall der Mischung führen. Daher kann diese Mischung nur bei günstigen Anbaubedingungen empfohlen werden. Saatstärken von 10 kg/ha und vermutlich noch weniger liefern bei den meisten Standorten gute Ergebnisse.

69 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite HONIGBIENEN Bewertung der Volksentwicklungen Untersuchungsjahr 2010 An allen sechs Standorten wurden im Frühjahr 2010 jeweils acht Bienenvölker aufgestellt und bis auf den Standort Bodelshausen im Herbst jeweils acht Bienenvölker eingewintert. Am Standort Bodelshausen wurde ein Volk nach dem Abschwärmen Anfang Juni aufgelöst. Die maximale Anzahl der gleichzeitig in einem Volk vorhandenen Brutwaben lag im Mittel zwischen 7,8 (Hütten) und 18,0 (Eschede) Brutwaben (Tabelle 16). Es wurden im Mittel zwischen 0,0 (Wildenfels, Pforzheim) und 4,8 (Eschede) Waben pro Volk geschröpft. Die Honigernte lag im Mittel zwischen 21,5 (Pforzheim) und 66.9 (Misselberg) kg pro Volk. Eine detaillierte Aufstellung der Entwicklung der Brutwaben, der geschröpften Waben und des Honigertrags an den einzelnen Standorten findet sich in Anhang 6. Tabelle 16: Kenndaten zur Volksentwicklung Standort Maximale Anzahl Brutwaben Anzahl geschröpfte Waben Honigertrag (kg) Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Bodelshausen Mittelwert Untersuchungsjahr 2011 An vier Standorten wurden im Frühjahr 2011 jeweils acht Bienenvölker aufgestellt. Am Standort Hütten waren es neun. Der Standort Bodelshausen nahm ab dem Jahr 2011 nicht mehr an der Studie teil. Alle aufgestellten Bienenvölker konnten im Herbst eingewintert werden. Die maximale Anzahl der gleichzeitig in einem Volk vorhandenen Brutwaben lag im Mittel zwischen 8,9 (Hütten) und 18,1 (Wildenfels) Brutwaben (Tabelle 17). Es wurden im Mittel zwischen 0,0 (Pforzheim) und 4,8 (Wildenfels) Waben pro Volk geschröpft. Die Honigernte lag im Mittel zwischen 26,0 (Hütten) und 90.8 (Misselberg) kg pro Volk. Eine detaillierte Aufstellung der Entwicklung der Brutwaben, der geschröpften Waben und des Honigertrags an den einzelnen Standorten findet sich in Anhang 6.

70 Seite 70 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 17: Kenndaten zur Volksentwicklung Standort Maximale Anzahl Brutwaben Anzahl geschröpfte Waben Honigertrag (kg) Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Mittelwert Untersuchungsjahr 2012 An vier Standorten wurden im Frühjahr 2012 jeweils acht Bienenvölker aufgestellt. Am Standort Celle waren es nur sechs, von denen drei erst Ende Juni zum Beginn der Bienenweidenblüte am Bienenstand aufgestellt wurden. Am Standort Wildenfels wurden die Völker aufgrund eines Trachtmangels Ende Mai vom bis an einen Standort mit Robinientracht gewandert. Am Standort Hütten wurde ein drohnenbrütiges Volk Anfang August aufgelöst. Alle anderen aufgestellten Bienenvölker konnten im Herbst eingewintert werden. Die maximale Anzahl der gleichzeitig in einem Volk vorhandenen Brutwaben lag im Mittel zwischen 9,3 (Pforzheim) und 16,9 (Wildenfels) Brutwaben (Tabelle 18). Es wurden im Mittel zwischen 1,1 (Pforzheim) und 3,9 (Misselberg) Waben pro Volk geschröpft. Die Honigernte lag im Mittel zwischen 6,6 (Pforzheim) und 39.9 (Misselberg) kg pro Volk und damit deutlich niedriger als in den Vorjahren. Eine detaillierte Aufstellung der Entwicklung der Brutwaben, der geschröpften Waben und des Honigertrags an den einzelnen Standorten findet sich in Anhang 6. Tabelle 18: Kenndaten zur Volksentwicklung Standort Maximale Anzahl Brutwaben Anzahl geschröpfte Waben Honigertrag (kg) Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Mittelwert

71 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Völkerverluste Untersuchungsjahr 2010/2011 In der Saison 2010/2011 waren kaum Völkerverluste zu verzeichnen ( Tabelle 19). Im Sommer und Herbst 2010 musste nur am Standort Bodelshausen ein Volk nach dem Abschwärmen Anfang Juni aufgelöst werden. Im Winter 2010/2011 waren an keinem Standort Überwinterungsverluste zu verzeichnen. Tabelle 19: Völkerauflösungen und -verluste in der Saison 2010/2011. Standort Anzahl Völker Frühjahr 2010 Völkerverluste/- auflösungen Sommer/Herbst 2010 Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Bodelshausen Völkerverluste Winter 2010/2011 Untersuchungsjahr 2011/2012 In der Saison 2011/2012 waren starke Völkerverluste zu verzeichnen ( Tabelle 20). Alle aufgestellten Bienenvölker konnten eingewintert werden. An drei der fünf Standorte waren jedoch starke Überwinterungsverluste von teilweise über 50% der Völker zu verzeichnen. Tabelle 20: Völkerauflösungen und -verluste in der Saison 2011/2012. Standort Anzahl Völker Frühjahr 2011 Völkerverluste/- auflösungen Sommer/Herbst 2011 Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Völkerverluste Winter 2011/2012

72 Seite 72 Blühflächen in der Agrarlandschaft Untersuchungsjahr 2012/2013 In der Saison 2012/20131 waren kaum Völkerverluste zu verzeichnen ( Tabelle 21). Im Sommer und Herbst 2012 musste nur am Standort Hütten ein drohnenbrütiges Volk aufgelöst werden. Für den Winter 2012/2013 ist nur am Standort Hütten der Verlust von einem Bienenvolk zu verzeichnen, alle anderen Bienenvölker überwinterten erfolgreich. Tabelle 21: Völkerauflösungen und -verluste in der Saison 2010/2011. Standort Anzahl Völker Frühjahr 2012 Völkerverluste/- auflösungen Sommer/Herbst 2012 Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Völkerverluste Winter 2012/ Honig- und Pollenanalyse Untersuchungsjahr 2010 Von den 13 in den beiden Mischungen Tübinger Mischung und Brandenburger Mischung enthaltenen Pflanzenarten war nur Phacelia an allen Standorten regelmäßig in Honig-, Bienenbrot oder

73 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 73 Pollenproben enthalten ( Tabelle 22). Der Anteil des Phaceliapollens reichte im Honig bis maximal 34% (Bodelshausen), im Bienenbrot bis maximal 28% (Bodelshausen) und in Pollenhöschen bis maximal 50% (Bodelshausen). Der Pollen andere Pflanzenarten der Bienenweidenmischungen wurden deutlich seltener in maßgeblichen Anteilen in den Proben gefunden. Zu diesen zählen Rettich, Senf und Kornblume. Pollen von Borretsch, Buchweizen, Sonnenblume, Quirlmalve, Serradella, Dill, Koriander und echtem Schwarzkümmel konnte in keiner der Proben in maßgeblichen Anteilen gefunden werden. In einigen Proben konnten keinerlei Pollen von Bienenweidenpflanzen in maßgeblichen Mengen gefunden werden. Tabelle 22: Ergebnisse der Honig-, Bienenbrot- und Pollenhöschenanalysen des Jahres 2010 Standort Honiganalyse Bienenbrot Pollenhöschen Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Probendatum /09.06./ Pflanzenarten der Blühmischung mit maßgeblichem Anteil an Pollen in der Probe /17.07./ Phacelia Anteil (%) 0-38 Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit maßgeblichem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Phacelia/ Senf + Brassicaceae 6 / 50 Probendatum / Pflanzenarten der Blühmischung mit maßgeblichem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Phacelia/ Kornblume wenig - 6/ 0-4 Probendatum Juni/Juli k.a. Pflanzenarten der Blühmischung mit maßgeblichem Anteil an Pollen in der Probe - Anteil (%) Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit maßgeblichem Anteil an Pollen in der Probe Phacelia/ Senf 5-27/ /05.07./06.07./ Phacelia/ Senf/ Ölrettich 10-30/ wenig - 7/ 0-36 keine Angaben Juli/ /14.07./21.07./ Phacelia - Phacelia Anteil (%) Bodelshausen Probendatum /13.08./ /07.07./14.07./18.07.

74 Seite 74 Blühflächen in der Agrarlandschaft Pflanzenarten der Blühmischung mit maßgeblichem Anteil an Pollen in der Probe Phacelia Phacelia Phacelia Anteil (%) wenig - 50 Untersuchungsjahr 2011 Vom Standort Eschede liegen keine Daten aus dem Jahr 2011 vor. Von den 22 in den drei Mischungen Visselhöveder Insektenparadies, MEKA1 und Kultur-Natur-blüht-auf enthaltenen Pflanzenarten konnte keine Pflanzenart an allen verbliebenen Standorten regelmäßig in Honig-, Bienenbrot oder Pollenproben gefunden werden ( Tabelle 23). Der Pollen von Phacelia, Senf, Ölrettich und Kornblume wurde teilweise in maßgeblichen Anteilen in den Proben gefunden. Pollen von Borretsch, Buchweizen, Sonnenblume, Quirlmalve, Mauretanischer Malve, Serradella, Dill, Koriander, Fenchel, Gartenkresse, Öllein, Saat-Esparsette, Ringelblume, Klatschmohn, Alexandrinerklee, Perserklee, Inkarnatklee und Sommersaatwicke konnte in keiner der Proben in maßgeblichen Anteilen gefunden werden. In einigen Proben konnten keinerlei Pollen von Bienenweidenpflanzen in maßgeblichen Mengen gefunden werden. Tabelle 23: Ergebnisse der Honig-, Bienenbrot- und Pollenhöschenanalysen des Jahres 2011 Standort Honiganalyse Bienenbrot Pollenhöschen Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe - keine Angaben Phacelia/ Senf/ Ölrettich/ Kornblume wenig - 95/ 0-57/ 0-14/ keine Angaben Kornblume Anteil (%) 2 Probendatum /20.06./ Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe - Anteil (%) Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem - Anteil an Pollen in der Probe - Anteil (%)

75 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 75 Untersuchungsjahr 2012 Von den Standorten Hütten und Misselberg liegen keine Daten aus dem Jahr 2012 vor. Von den 22 in den drei Mischungen Visselhöveder Insektenparadies, MEKA1 und Kultur-Natur-blüht-auf enthaltenen Pflanzenarten war nur Phacelia an allen verbliebenen Standorten regelmäßig in Honig-, Bienenbrot oder Pollenproben enthalten (Tabelle 24). Der Anteil des Phaceliapollens reichte im Honig bis maximal 16% (Eschede), im Bienenbrot bis maximal 29% (Pforzheim) und in Pollenhöschen bis maximal 8% (Eschede). Der Pollen andere Pflanzenarten der Bienenweidenmischungen wurden deutlich seltener in maßgeblichen Anteilen in den Proben gefunden. Zu diesen zählen Ölrettich, Senf und Kornblume. Pollen von Borretsch, Buchweizen, Sonnenblume, Quirlmalve, Mauretanischer Malve, Serradella, Dill, Koriander, Fenchel, Gartenkresse, Öllein, Saat-Esparsette, Ringelblume, Klatschmohn, Alexandrinerklee, Perserklee, Inkarnatklee und Sommersaatwicke konnte in keiner der Proben in maßgeblichen Anteilen gefunden werden. In einer Probe (Wildenfels) konnte keinerlei Pollen von Bienenweidenpflanzen in maßgeblichen Mengen gefunden werden. Tabelle 24: Ergebnisse der Honig-, Bienenbrot- und Pollenhöschenanalysen des Jahres 2012 Standort Honiganalyse Bienenbrot Pollenhöschen Hütten Eschede Wildenfels Misselberg Pforzheim Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Probendatum / Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Phacelia Anteil (%) 16 Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Probendatum Pflanzenarten der Blühmischung mit signifikantem Anteil an Pollen in der Probe Anteil (%) Phacelia/ Senf/ Ölrettich 12-16/ 7-8/ 0-36 keine Angaben keine Angaben Phacelia/ Kornblume 8/ 2 - Phacelia/ Senf/ Ölrettich 0-8/ wenig - 7/ Phacelia/ Kornblume 17-29/

76 Seite 76 Blühflächen in der Agrarlandschaft Zusammenfassung und Fazit Bestäuber leisten einen wichtigen Beitrag in der landwirtschaftlichen Produktion. Die wichtigsten Bestäuber landwirtschaftlicher Kulturen sind Bienen, insbesondere die Honigbiene (Apis mellifera). In Deutschland haben die Bestände der Honigbiene in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Viele Imker sehen im mangelnden Nahrungsangebot in den Sommermonaten einen Grund für den Rückgang der Honigbienen. Speziell angesäte Blühmischungen, sogenannte Bienenweiden, sollen dazu beitragen Abhilfe zu schaffen. Sie sollen ein kontinuierliches Nahrungsangebot in Form einer ausreichenden Pollen- und Nektarverfügbarkeit von Juni bis September bieten. Das Projekt Imker sucht Landwirt wurde an insgesamt 5 Standorten (im ersten Projektjahr an 6 Standorten) in ganz Deutschland durchgeführt. An den Standorten wurde von 2010 bis 2012 jeweils mindestens 1 ha Bienenweiden angelegt und der Erfolg einer Standimkerei in unmittelbarer Nähe anhand der Volksentwicklung und der Trachtbedingungen gemessen. Zur Bewertung der Trachtbedingungen wurden Honig- und Pollenanalysen (Bienenbrot und Pollenhöschen) durchgeführt. Im ersten Projektjahr wurden die beiden Mischungen Tübinger Mischung und Brandenburger Mischung angesät. Die Mischungen bieten im Spätsommer, nach der Blüte von Ölrettich und Gelbsenf, nur noch ein sehr geringes Blühangebot und wurden daher ab dem zweiten Projektjahr durch die Mischungen Visselhöveder Insektenparadies, MEKA1 und Kultur-Natur-blüht-auf ersetzt. Die Aussaattermine wurden zwischen Ende April und Anfang Juni gewählt. Der Blühbeginn der Flächen lag zwischen Mitte Juni und Ende Juli. Im Jahr 2010 zeigten alle Bienenvölker an allen Standorten eine zufriedenstellende Volksentwicklung in den Frühlings- und Sommermonaten. Der Honigertrag lag im Mittel aller Völker und Standorte bei 44.1 kg/volk. Im Winter 2010/2011 wurden kaum Völkerverluste verzeichnet. In den Honig- und Pollenproben wurde Phacelia regelmäßig in maßgeblichen Mengen gefunden. Auch Ölrettich- Senf-, und Kornblumenpollen wurde in maßgeblichen Mengen, jedoch deutlich seltener, gefunden. Auch im Jahr 2011 zeigten alle Bienenvölker an allen Standorten eine zufriedenstellende Volksentwicklung in den Frühlings- und Sommermonaten. Der Honigertrag lag im Mittel aller Völker und Standorte bei 48.6 kg/volk. Im Winter 2011/2012 wurden an drei von fünf Standorten starke Völkerverluste von teilweise über 50% verzeichnet. In den Honig- und Pollenproben wurde keine der angesäten Blühpflanzen regelmäßig in maßgeblichen Mengen gefunden. Phacelia, Ölrettich- Senf-, und Kornblumenpollen wurde unregelmäßig in maßgeblichen Mengen gefunden. Im Jahr 2012 zeigten fast alle Bienenvölker an allen Standorten eine zufriedenstellende Volksentwicklung in den Frühlings- und Sommermonaten (Ausnahme: drohnenbrütiges Volk am Standort Hütten). Der Honigertrag lag im Mittel aller Völker und Standorte bei 18.8 kg/volk und damit deutlich niedriger als in den Vorjahren. Im Winter 2012/2013 wurden kaum Völkerverluste verzeichnet. In den Honig- und Pollenproben wurde Phacelia regelmäßig in maßgeblichen Mengen gefunden. Auch Ölrettich- Senf-, und Kornblumenpollen wurde in maßgeblichen Mengen, jedoch deutlich seltener, gefunden. Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus den Untersuchungen ziehen: Die starken Völkerverluste im Winter 2011/2012 zeigen, dass eine Bienenweide mit einer Größe von einem Hektar eine Standimkerei nicht dauerhaft ermöglicht werden kann.

77 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 77 Vor allem die Honig- und Pollenanalyse der Proben von 2011 deuten darauf hin, dass die angesäten Pflanzen nicht als dauerhafte Nahrungsquelle in maßgeblichen Mengen im Bienenstock eingelagert werden. Auch bietet die Bienenweide erst ab Mitte Juni bis Ende Juli (bei Aussaat zwischen Mitte April und Anfang Juni) eine Blütentracht. Eine Wanderung vor Blühbeginn konnte daher zur Vermeidung von Völkerverlusten im Laufe des Projektes nicht vollständig umgangen werden. Den Erfolg einer Standimkerei nur mit Hilfe der Anlage einer einjährigen Bienenweide zu gewährleisten, ist daher nicht möglich. Neben angesäten einjährigen Bienenweisen sind also weitere Elemente in der Agrarlandschaft nötig, um eine Standimkerei zu ermöglichen. 4.3 WILDBIENEN Das Monitoring von Wildbienen in Syngenta Bienenweiden wurde im Jahr 2009 begonnen. Aufgrund des späten Untersuchungsbeginns im Jahr 2009 war nur eine Erfassung des i. d. R. artenärmeren Hochsommeraspekts möglich (vgl. Büro Schwenninger 2009), daher werden die Ergebnisse aus 2009 im Folgenden nicht weiter aufgeführt. Im Jahr 2010 konnte mit den Untersuchungen bereits Anfang Juni begonnen werden, wodurch die im Frühjahr aktiven Bienenarten mit erfasst wurden. Im Untersuchungsjahr 2011 wurde frostempfindliches Saatgut verwendet und daher erst spät ausgesät. Zusammen mit den extrem trockenen Witterungsverhältnissen zweitwärmster April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen führte dies zu einer erheblichen Verzögerung der Blühbeginns in den Syngenta Bienenweiden, so dass frühestens Ende Juni, teilweise sogar erst im August, ausreichend Pollen und Nektar für Bienen in den Mischungen verfügbar waren. So konnten mit den Untersuchungen mit Ausnahme von Obergailingen erst ab Mitte Juni begonnen und die erfahrungsgemäß artenreichen Frühjahrs- Wildbienengemeinschaften nur unzureichend erfasst werden. Hierdurch waren im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr sowohl Artenzahl als auch Gesamtindividuenzahl reduziert (2010: 87 Arten mit 4165 Individuen, vgl. Anhang 8; 2011: 79 Wildbienenarten mit 3058 Individuen, vgl. Anhang 9). Der verspätete Untersuchungsbeginn spiegelt sich auch in der Zahl der Sandbienenarten (Gattung Andrena) wider. Während 2010 insgesamt 17 Arten registriert wurden, betrug 2011 deren Anzahl gerade einmal die Hälfte (acht Arten; vgl. Anhang 9). Viele dieser überwiegend solitären Sandbienenarten sind nur während einer kurzen Flugzeit von vier bis sechs Wochen im Frühjahr aktiv und können daher bei zu spätem Beginn der Untersuchungen nicht mehr erfasst werden. Im Folgenden werden die Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 2011 genauer aufgeführt und in Bezug zu den Ergebnissen aus den beiden Vorjahren gesetzt. Eine Gesamtliste der in den Jahren nachgewiesenen Bienenarten findet sich in Anhang 7-9.

78 Seite 78 Blühflächen in der Agrarlandschaft Rote-Liste-Arten Die unvollständige Erfassung des Frühjahrsaspekts im Jahr 2011 spiegelt sich auch im geringeren Nachweis von Rote-Liste-Arten wider: im Jahr 2010 wurden zwölf bestandsgefährdete Spezies festgestellt, im Jahr 2011 nur sieben. Dennoch erlangen auch 2011 einige der untersuchten Bienenweiden eine herausragende Bedeutung zumindest als Nahrungshabitat für derzeit im Bestand (teilweise hochgradig) gefährdete Bienenarten. Die bereits im Vorjahr in Sachsen festgestellte vom Aussterben bedrohte Grubenhummel (Bombus subterraneus) bzw. die beiden stark gefährdeten Arten Vierbindige Furchenbiene (Halictus quadricinctus) sowie Glänzende Schmalbiene (Lasioglossum nitidiusculum) konnten 2011 in Methau wieder bestätigt werden. Außerdem gelang hier im Untersuchungsjahr 2011 der Fund der ebenfalls in Sachsen stark bestandsgefährdeten Vierfleckigen Schmalbiene (Lasioglossum quadrinotatum). Zu den weiteren herausragenden Besonderheiten gehört auch die in Baden-Württemberg stark gefährdete Gestreifte Pelzbiene (Anthophora aestivalis), welche 2011 in Obergailingen wieder bestätigt werden konnte. Bemerkenswert ist jedoch der Nachweis der Blutbiene Sphecodes pseudofasciatus. Diese Kuckucksbiene wurde erstmals 2007 für Hessen nachgewiesen und aufgrund der dürftigen Datenlage noch keiner Gefährdungsanalyse unterzogen (Tischendorf et al. 2009). Möglicherweise handelt es sich bei diesem Fund um den zweiten Nachweis für Hessen. Über die in Deutschland ziemlich seltene Art liegen bislang nur sehr wenige Informationen zur Biologie vor. Ihre Wirtsbienenart ist unbekannt, weshalb sie deutschlandweit in der Roten Liste unter D (= Daten unzureichend) eingestuft wurde Nahrungsspezialisten Einige der vorkommenden Wildbienenarten sind zur Versorgung ihrer Brut auf den Pollen bestimmter Pflanzen als essenzielle Eiweißquelle angewiesen (Westrich 1990). Diese oligolektischen Bienenarten können den Verlust ihrer Pollenquellen nicht dadurch kompensieren, dass sie auf andere Pflanzenarten ausweichen. Auf eine Mahd oder den anderweitigen Verlust ihrer Nahrungspflanzen reagieren sie daher besonders empfindlich. Die im Rahmen der Untersuchungen 2010 und 2011 festgestellten 20 Pollenspezialisten sowie ihre Nahrungspflanzen sind in Tabelle 25 zusammengestellt. Von besonderem landwirtschaftlichem Interesse sind die auf Kreuzblütler spezialisierten Sandbienen- Arten Andrena agilissima, A. lagopus und A. niveata. Sie gehören zur Gilde der Rapsbestäuber. Für diese Arten ist jedoch entscheidend, dass während ihrer ca. 6-wöchigen Aktivitätsphase als erwachsenes Insekt im Zeitraum von April bis Anfang Juni in der Umgebung der Rapsfelder noch andere Kreuzblütler blühen, da die Rapsblüte nur 2-3 Wochen andauert. Sie können von den Bienenweiden besonders dann profitieren, wenn diese ein kontinuierliches Pollenangebot neben Gelb-Senf noch von weiteren Kreuzblütlern während der gesamten Flug- und Verproviantierungsphase der Bienenarten bereit stellen. Im Jahr 2011 konnten diese Arten aufgrund des späten Blühbeginns nicht nachgewiesen werden, da die in den Mischungen enthaltenen Kreuzblütler erst Ende Juni, also nach Ende der genetisch fixierten Flugzeit dieser Kreuzblütler- Spezialisten zur Blüte kamen. Demgegenüber konnte die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum), deren Flugzeit ab Mitte Juni beginnt, in beiden Jahren in Obergailingen wieder

79 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 79 festgestellt werden (Abbildung 50). Insgesamt war die Anzahl der Pollenspezialisten im Jahr 2011 mit 14 Arten gegenüber dem Vorjahr mit insgesamt 15 Bienenspezies nur unwesentlich niedriger. Abbildung 50: Ein Weibchen der Platterbsen- Mörtelbiene (Megachile ericetorum) auf einer Hornklee-Blüte. Schwenninger Tabelle 25: Nachgewiesene Pollenspezialisten (oligolektische Bienenarten). Nr. Bienenart Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima) Zweizellige Sandbiene (Andrena lagopus) Rotklee-Sandbiene (Andrena labialis) Schneeweißgebänderte Sandbiene (Andrena niveata) Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens) Kurzfransige Scherenbiene (Chelostoma campanularum) Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus) Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens) Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum) Glänzende Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca) Nachweisjahr Genutzte bzw. potenzielle Pollenquellen Acker-Senf (Sinapis arvensis), Gelb-Senf (Sinapis alba), Raps (Brassica napus) Gelb-Senf (Sinapis alba), Raps (Brassica napus) Rot-Klee (Trifolium pratense), Luzerne (Medicago sativa) Gelb-Senf (Sinapis alba) Zaun-Wicke (Vicia sepium) Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) Schafgarbe (Achillea millefolium), Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum) Vogel-Wicke (Vicia cracca) Vogel-Wicke (Vicia cracca), Zaun-Wicke (Vicia sepium) Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium arvense), Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum) Natterkopf (Echium vulgare) 13 Reseden-Maskenbiene Wilde Resede (Reseda lutea),

80 Seite 80 Blühflächen in der Agrarlandschaft (Hylaeus signatus) Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea) Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) (Abbildung 50) Schwarzbürstige Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris) Luzerne-Sägehornbiene (Melitta leporina) Blutweiderich-Sägehornbiene (Melitta nigricans ) Einhöckerige Mauerbiene (Osmia niveata) Färber-Resede (Reseda luteola) Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) nur Nektar saugend an Gewöhnlicher Kratzdistel (Cirsium arvense) Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia), Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius), Knollen-Platterbse (Lathyrus tuberosus), Hornklee (Lotus corniculatus) Knollen-Platterbse (Lathyrus tuberosus) Luzerne (Medicago sativa) Blutweiderich (Lythrum salicaria) Nickende Distel (Carduus nutans) Nistweisen Die meisten festgestellten Bienenarten nisten in vorhandenen oder selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden (Tabelle 26). Als Nistplätze werden bevorzugt offene oder schütter bewachsene, wenig verdichtete Bodenstellen gewählt, welche zudem sonnenexponiert sind. Allerdings haben unterirdisch nistende Arten meist nur an den Feldwegrändern bei Erdwegen auch in den Mittelstreifen die Chance, ihre Entwicklung ungestört abzuschließen. Die Ackerflächen werden i. d. R. tief umgepflügt, wobei die meisten Bodennester zerstört werden. Oberirdisch nistende Bienenarten finden in den untersuchten ausgeräumten Agrarlandschaften kaum geeignete Nistrequisiten vor. Nur dort, wo sich in der Nähe ungestörte Säume entlang von Hecken, Obstbaumwiesen oder in extensiv bewirtschafteten Wiesen oder Kleingärten befinden, gibt es für diese Arten geeignete Nistplätze. Daher überrascht es nicht, dass von den 87 nachgewiesenen Bienenarten nur 13 oberirdisch nisten. Tabelle 26: Nistweisen der 2010 und 2011 nachgewiesenen nestbauenden Bienenarten. Bienenarten alle 8 Sandbienen-Arten (Andrena spp.), Gestreifte Pelzbiene (Anthophora aestivalis), 6 Furchenbienen-Arten (Halictus spp.), 14 Schmalbienen-Arten (Lasioglossum spp.), Buckel- Seidenbiene (Colletes daviesanus), Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea), 2 Sägehornbienen-Arten (Melitta spp.), Blattschneiderbiene Megachile circumcincta Weißfleckige Wollbiene (Anthidium punctatum), Mauer-Maskenbiene (Hylaeus hyalinatus), Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus), Reseden-Maskenbiene (Hylaeus signatus), Platterbsen Mörtelbiene (Megachile ericetorum) Veränderliche Hummel (Bombus humilis), Grashummel (Bombus ruderarius) Nistplätze und -requisiten Unterirdisch in zumeist selbstgegrabenen Hohlräumen im Erdboden an schütter bewachsenen Bodenstellen am Rand von Feldwegen bzw. im Mittelstreifen von Erdwegen, sofern vorhanden an Geländeabbruchkanten oder steileren Wegböschungen Vorhandene Hohlräume in Erdritzen, Steinriegeln, Fugen von alten Gebäuden Oberirdisch in dicht verfilzter Vegetation, zumeist an trockenwarmen Stellen 7 Hummel- und 4 Schmarotzerhummelarten (Bombus Unterirdisch in verlassenen Maulwurfsgängen

81 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 81 Bienenarten spp.) Maskenbienen-Arten (7 Hylaeus spp.), 2 Scherenbienen-Arten (Chelostoma spp.), Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum), Schwarzspornige Stängelbiene (Hoplitis leucomelana), Blattschneiderbiene Megachile centuncularis Baumhummel (Bombus hypnorum), Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) Nistplätze und -requisiten oder Mäusenestern im Boden, an Erdwegen und Ackerrändern Dürre, markhaltige Pflanzenstängel und verlassene Insektenfraßgänge in Totholz Baumhöhlen oder morsches Holz (abgestorbene, stehende Baumstämme und Äste) Kuckucksbienen Neben den nestbauenden Bienenarten wurden an den Untersuchungsstandorten auch elf Kuckucksbienenarten aus den Gattungen Bombus, Nomada und Sphecodes nachgewiesen (Tabelle 27). Sie nutzen als Brut- oder Sozialparasiten die Brutfürsorgeleistungen von nestbauenden Arten aus und schmuggeln ihre Eier in deren Brutzellen. Dort entwickeln sich ihre Larven auf Kosten ihrer Wirte und deren Futtervorrat. Das vermehrte Auftreten von Kuckucksbienen weist auch auf die Bodenständigkeit ihrer Wirte hin und ist ein Indiz für größere und seit langem existierende Populationen. Tabelle 27: In den Jahren 2010 und 2011 festgestellte Kuckucksbienen und ihre Wirte Kuckucksbienen Bärtige Schmarotzerhummel (Bombus barbutellus) Böhmische Schmarotzerhummel (Bombus bohemicus) Feld-Schmarotzerhummel (Bombus campestris) Rotschwarze Schmarotzerhummel (Bombus rupestris) Wald-Schmarotzerhummel (Bombus sylvestris) Gefleckte Schmarotzerhummel (Bombus vestalis) Rötliche Kegelbiene (Coelioxys rufescens) Wespenbiene Nomada bifasciata Wespenbiene Nomada fucata Wespenbiene Nomada guttulata Wespenbiene Nomada marshamella Wespenbiene Nomada flavoguttata Wespenbiene Nomada flavopicta Langkopf-Wespenbiene Nomada sexfasciata Auen-Blutbiene (Sphecodes albilabris) Blutbiene Sphecodes ephippius Blutbiene Sphecodes ferruginatus Wirtsbienen Gartenhummel (Bombus hortorum) Helle Erdhummel (Bombus lucorum) Ackerhummel (Bombus pascuorum) Steinhummel (Bombus lapidarius) Wiesenhummel (Bombus pratorum) Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) Verschiedene Pelzbienen (Anthophora spp.) Sandbienen-Art Andrena gravida Gelbfüßige Sandbiene (Andrena flavipes) Rote Frühlings-Sandbiene (Andrena labiata) Gesellige Sandbiene (Andrena carantonica) Winzige Sandbiene (Andrena minutula) Luzerne Blattschneiderbiene (Melitta leporina) Langhornbienen (Eucera spp.) Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) Gewöhnliche Furchenbiene (Halictus tumulorum) Diverse Schmalbienen (Lasioglossum spp.)

82 Seite 82 Blühflächen in der Agrarlandschaft Kuckucksbienen Dickkopf-Blutbiene (Sphecodes monilicornis) Blutbiene Sphecodes pseudofasciatus Wirtsbienen Feldweg-Schmalbiene (Lasioglossum malachurum) Unbekannt, vermutlich Schmalbienen-Art Untersuchungsergebnisse der verschiedenen Standorte Obbornhofen Während im Hochsommer 2009 in Obbornhofen lediglich 17 Bienenarten registriert werden konnten (Büro Schwenninger 2009), war im Untersuchungsjahr 2010 die Diversität mit insgesamt 55 Wildbienenarten deutlich höher (vgl. Tab. A7 in Büro Schwenninger 2010). Im Jahr 2011 wurden immerhin noch 49 Spezies festgestellt, obwohl die Frühjahrsarten aufgrund des späten Blühbeginns nur unvollständig erfasst werden konnten. Allerdings reduzierte sich die Anzahl der bestandsgefährdeten oder besonders bemerkenswerten Arten gegenüber dem Vorjahr deutlich. Von ehemals sechs dieser bemerkenswerten Arten war 2011 nur noch die Glockenblumen-Schmalbiene übrig (Tabelle 28). Somit konnten die meisten spektakulären Nachweise aus dem Vorjahr 2011 nicht wieder bestätigt werden. Auch bei den Vorwarnliste-Arten wurden von bislang acht im Jahr 2011 nur zwei Arten wieder gefunden. Neu hinzugekommen ist die rückläufige Weißfleckige Wollbiene, die an dem Grasweg zu finden war. Bemerkenswert ist jedoch der mutmaßliche zweite Nachweis der Blutbiene Sphecodes pseudofasciatus für Hessen (Tischendorf et al. 2009). Auch der Fund der Dickkopf-Schmalbiene (Lasioglossum glabriusculum) erscheint in der Roten Liste der Bienen Hessens aufgrund der Einstufung in Kategorie Gefährdung unbekannten Ausmaßes als bedeutsam. Allerdings gibt es aus anderen Bundesländern Hinweise, dass diese wärmeliebende Art in Ausbreitung begriffen ist. Tabelle 28: Bestandsgefährdete oder rückläufige Bienenarten in Obbornhofen. Nr. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name D HE Andrena niveata Fr. Schneeweißgebänderte Sandb. 3 E X 2 Andrena labialis (K.) Rotklee-Sandbiene V V X X 3 Anthophora aestivalis (Pz.) Gestreifte Pelzbiene 3 V X 4 Anthidium oblongatum (Ill.) Felsspalten-Wollbiene V X 5 Anthidium punctatum Latr. Weißfleckige Wollbiene V V X 6 Bombus humilis Ill. Veränderliche Hummel 3 3 X 7 Bombus muscorum (L.) Mooshummel 2 2 X 8 Bombus sylvarum (L.) Bunte Hummel V V X X 9 Lasioglossum costulatum (Kr.) Glockenblumen-Schmalbiene 3 3 X X 10 Lasioglossum glabriusculum (M.) Dickkopf-Schmalbiene G X 11 Lasioglossum xanthopus (K.) Gelbbeinige Schmalbiene V X 12 Megachile ericetorum (Lep.) Platterbsen-Mörtelbiene V X 13 Melitta leporina (Pz.) Luzerne-Sägehornbiene V X X 14 Nomada guttulata Schk Wespenbienen-Art V X 15 Osmia niveata F. Einhöckerige Mauerbiene 3 3 X 16 Sphecodes pseudofasciatus *) Blutbienen-Art D X

83 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 83 Mischung Kultur-Natur-blüht-auf Im Gegensatz zum Untersuchungsjahr 2010 wurde am Standort Obbornhofen 2011 nur auf einem einzigen Ackerschlag eine Syngenta-Blühmischung ausgebracht. An dieser von der Kultur-Naturblüht-auf-Mischung geprägten Fläche konnten 2011 immerhin 31 Wildbienenarten registriert werden. Diese Artenzahl ist im Vergleich zu den Vorjahrsergebnissen erstaunlich hoch wurde nur in der wildkräuterreichen Veitshöchheimer Mischung mit 36 Arten eine höhere Diversität registriert (vgl. Büro Schwenninger 2010). Von Mitte Juli an lockte dieses ausgedehnte Blütenangebot Bienen aus der näheren und weiteren Umgebung an. Die Nähe zum Siedlungsbereich (Abbildung 51) förderte z. B. das Auftreten von oberirdisch in Mauerfugen, Ritzen oder im Holz von Fachwerk der benachbarten Gebäude nistenden Arten wie z. B. der Gewöhnlichen Löcherbiene (Heriades truncorum) oder der Mauer-Maskenbiene (Hylaeus hyalinatus). Diese finden mit Ausnahme von besonders totholzreichen Feldhecken in der ausgeräumten Feldflur ansonsten keine geeigneten Nistplätze vor. Auch das spontane Aufkommen von heimischen Ackerwildkräutern lockte bestimmte Arten an, die ausschließlich hier festzustellen waren. Hierzu gehören die Winzige Sandbiene (Andrena minutula) und die Zottige Schmalbiene (Lasioglossum villosulum), aber vor allem die auf Korbblütler als Pollenquelle spezialisierten Arten Gewöhnlichen Löcherbiene (Heriades truncorum), Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus) oder die Rainfarn-Maskenbienen (Hylaeus nigritus). Diese nutzten jedoch nur die Geruchlose Kamille und waren an den Korbblütlern der ausgebrachten Mischung Kornblume, Ringelblume oder Sonnenblume nicht festzustellen (Tabelle 29). Abbildung 51: Obbornhofen. Mischung Kultur-Natur-blüht-auf : links am , rechts am Die unmittelbar an den Siedlungsbereich angrenzende Blühmischung kam erst ab Ende Juni zur Blüte. Bemerkenswert ist hier auch die Blutbiene Sphecodes pseudofasciatus, der zweite Nachweis für Hessen (vgl. Tischendorf et al. 2009). Allerdings war außer der rückläufigen Bunten Hummel (Bombus sylvarum) nur eine einzige bestandsgefährdete Art in der Bienenweide nachzuweisen, die Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum). Diese Art bevorzugt Glockenblumen und suchte wie zahlreiche andere Bienenarten aufgrund des Mangels geeigneter Nahrungspflanzen infolge von Beweidung und Mahd des umgebenden Grünlands diese Blüteninsel auf. Jedoch fand die Glockenblumen-Schmalbiene, ebenso wie die auch auf Glockenblumen-Pollen spezialisierte Scherenbiene Chelostoma rapunculi, hier keine geeigneten Eiweißquellen (= Pollen) vor. Sie waren nur an Borretsch und Kornblume zu beobachten, wo sie Nektar saugten, welcher als austauschbare

84 Seite 84 Blühflächen in der Agrarlandschaft Zuckerquelle zur Eigenversorgung der erwachsenen Bienen dient. Aufgrund der Beweidung benachbarter Wiesen und Grabenränder bzw. der teilweisen Mahd des Graswegs kam nämlich die dort vorhandene Rapunzel-Glockenblume verspätet, erst im August, zur Blüte. Dies zeigt die Problematik der Nahrungsspezialisten, die zwar zur Eigenversorgung der Imagines den Nektar diverser Pflanzenarten nutzen können, aber nur den Pollen bestimmter Pflanzenarten als Eiweißquelle für die Larvenaufzucht verwenden können. Erst im nächsten Jahr wird sich zeigen, ob sich diese Bienenpopulationen nach einer Nachblüte noch entsprechend reproduzieren konnten. Die höchsten Abundanzen in der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf erreichten die sozialen und heutzutage noch weit verbreiteten Arten Steinhummel, Bunte Hummel, Erdhummel und Polierte Schmalbiene. Von den ausgesäten Pflanzenarten wiesen Buchweizen, Lein, Sonnenblume und Büschelschön zeitweise Blütendeckungen von über 50 % auf. Allerdings wurde nur Büschelschön besonders zahlreich frequentiert und nahm mit insgesamt 17 Bienenarten eine Spitzenstellung unter den ausgebrachten Pflanzenarten ein. Bei diesen Bienenarten handelt es sich jedoch fast ausnahmslos um häufige, heutzutage noch weit verbreitete Spezies (Tabelle 29). Die Winzige Sandbiene (Andrena minutula), die Baumhummel (Bombus hypnorum), die Gewöhnliche Furchenbiene (Halictus tumulorum) und die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) waren hier beim Nektar Saugen zu beobachten. Bei den vier hier nachgewiesenen kropfsammelnden Maskenbienen (Hylaeus spp.) kann ein Pollen Sammeln nicht immer zweifelsfrei erkennt werden, dagegen war bei den übrigen neun Bienenarten der auffallende blaue Pollen an den Sammeleinrichtungen der Weibchen eindeutig zu erkennen. Hinter Büschelschön rangierten die beiden Kulturpflanzen Koriander und Borretsch mit zehn bzw. neun Blüten besuchenden Wildbienenarten. Obwohl diese Pflanzenarten nur eine Blütendeckung von max. 19 % erreichten, gehören auch sie hier zu den wichtigen Nahrungsquellen. Auch die spontan aufgelaufene Geruchlose Kamille, die nur im Randbereich der Bienenweide Deckungsgrade von gerade mal 5 % erreichte, wurde mit sechs Bienenarten noch stärker frequentiert als die zeitweise dominante Sonnenblume, an welcher fünf, oder die Kornblume, an welcher nur vier Bienenarten festzustellen waren (Tabelle 29). Tabelle 29: Obbornhofen. Registrierter Blütenbesuch Mischung Kultur-Natur-blüht-auf Pflanzenart Borago officinalis Wildbienenarten Andrena flavipes, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l., Chelostoma rapunculi, Hylaeus difformis, Lasioglossum costulatum Calendula officinalis Halictus scabiosae, Megachile centuncularis Centaurea cyanus Bombus lapidarius, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l, Chelostoma rapunculi Coriandrum sativum Fagopyrum cf. esculentum Helianthus annuus Lepidium sativum Andrena flavipes Linum usitatissimum Phacelia tanacetifolia Andrena flavipes, Andrena minutula, Halictus rubicundus, Hylaeus communis, Hylaeus difformis, Hylaeus hyalinatus, Hylaeus styriacus, Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum politum, Sphecodes ephippius Andrena flavipes, Lasioglossum morio, Lasioglossum pauxillum Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l., Xylocopa violacea Halictus maculatus, Lasioglossum pauxillum, Nomada fucata Andrena flavipes, Andrena minutula, Bombus hypnorum, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l., Halictus tumulorum, Hylaeus communis, Hylaeus difformis, Hylaeus hyalinatus, Hylaeus styriacus, Lasioglossum

85 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 85 calceatum, Lasioglossum laticeps, Lasioglossum morio, Lasioglossum politum, Xylocopa violacea Spontan aufgelaufene Ackerwildkräuterarten Malva neglecta Andrena minutula, Bombus sylvarum Mercurialis annua Bombus terrestris s. l., Lasioglossum politum Sonchus asper Tripleurospermum inodorum Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum villosulum Colletes daviesanus, Heriades truncorum, Hylaeus nigritus, Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum politum, Sphecodes pseudofasciatus Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg Während dieser Grasweg im Vorjahr nur 23 Bienenarten aufwies, konnten hier 2011 insgesamt 33 Bienenarten festgestellt werden. Demzufolge erreichte diese konventionelle Kleinstruktur im Jahr 2011 eine höhere Diversität als die Bienenweide Kultur-Natur-blüht auf. Allerdings war hier mit insgesamt 424 Tieren nur gut die Hälfte (57 %) der Individuenzahlen der Kultur-Natur-blüht auf- Mischung (750 Individuen) festzustellen. Dies verwundert nicht allzu sehr, wenn man die Gesamtdeckung des Blütenangebots betrachtet. Während in der Bienenweide an drei Terminen eine maximale Blütendeckung (50-100%) und damit ein besonders ausgedehntes Nektar- und Pollenangebot zu verzeichnen war, erreichte der Grasweg nur im Juli eine Gesamt-Blütendeckung von maximal 50 % (Anhang 10), bedingt vor allem durch Weiß-Klee. Ansonsten war hier das Pollenund Nektarangebot mit Blütendeckungen von ca. 20 % vergleichsweise gering (Abbildung 52). Offensichtlich übten aber die im Grasweg blühenden heimischen Wildkräuter für eine Vielzahl von Wildbienen eine hohe Attraktivität aus, v. a. weil in dem benachbarten Grünland 2011 mit einer Beweidung begonnen wurde. So konnten einige Bienen in den Grasweg ausweichen. Sowohl an Geruchloser Kamille als auch an Weiß-Klee wurden 16 bzw. 15 Bienenarten beim Blütenbesuch registriert (Tabelle 30). Auch Wegwarte war mit zehn an den Blüten auftretenden Bienenarten noch sehr beliebt. Hätte keine Mahd der Wegränder stattgefunden, wären sicherlich noch weitere Bienenarten aufgetreten. Abbildung 52: Obbornhofen. Grasweg; links am , rechts am : Geruchlose Kamille und Weiß-Klee prägen in diesem Abschnitt des Graswegs das Blütenangebot. Auch bezüglich des Vorkommens faunistisch bemerkenswerter Arten hebt sich der Grasweg von der Bienenweide ab. So konnte hier die in Hessen auf der Roten Liste stehende Dickkopf-Schmalbiene (Kategorie G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes) nachgewiesen werden. Neben den auch im

86 Seite 86 Blühflächen in der Agrarlandschaft Vorjahr festgestellten Arten der Vorwarnliste Bunte Hummel und Luzerne-Blattschneiderbiene, wurden nun noch drei weitere rückläufige Arten, Alfkens Sandbiene, Rotklee-Sandbiene und die Weißfleckige Wollbiene, gefunden. Mit Ausnahme der Kurzfransigen Scherenbiene, eine Glockenblumen-Spezialistin, konnten alle übrigen oligolektischen Bienenarten wie Buckel- Seidenbiene, Rotklee-Sandbiene oder Luzerne-Blattschneiderbiene hier ihre essentiellen Nahrungspflanzen finden (Tabelle 30). Tabelle 30: Obbornhofen: Grasweg, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart Cichorium intybus Leontodon sp. Medicago lupulina Medicago sativa Wildbienenarten Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Chelostoma campanularum, Halictus scabiosae, Halictus simplex s. l., Halictus tumulorum, Hylaeus annularis, Lasioglossum calceatum, Lasioglossum malachurum, Lasioglossum pauxillum Hoplitis leucomelana Lasioglossum pauxillum Plantago lanceolata Bombus terrestris s. l. Bombus pascuorum, Bombus terrestris s. l., Melitta leporina Papaver rhoeas Andrena flavipes, Bombus terrestris s. l. Taraxacum officinale Andrena bicolor, Andrena flavipes, Bombus lapidarius Nomada fucata Trifolium pratense Trifolium repens Tripleurospermum inodorum Bombus pascuorum, Bombus sylvarum Andrena flavipes, Andrena labialis, Andrena ovatula s. l., Anthidium punctatum, Bombus hortorum, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus rupestris, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l., Bombus vestalis, Halictus tumulorum, Hoplitis leucomelana, Melitta leporina, Nomada fucata Andrena alfkenella, Andrena flavipes, Andrena minutula, Bombus terrestris s.l., Colletes daviesanus, Halictus maculatus, Halictus tumulorum, Hylaeus annularis, Hylaeus gredleri, Hylaeus styriacus, Lasioglossum glabriusculum, Lasiogl. malachurum, Lasiogl. pauxillum, Lasiogl. politum, Sphecodes crassus, Sphecodes ferruginatus Methau Im Rahmen der Untersuchung im Jahr 2011 konnten am Standort Methau in Sachsen insgesamt 19 Wildbienenarten festgestellt werden. Damit wird zwar die Anzahl der in der Erstuntersuchung 2009 nachgewiesenen Arten übertroffen (zwölf Wildbienenarten), jedoch konnten im Jahr 2009 nur der Hoch- und Spätsommeraspekt an zwei Tagen bearbeitet werden. Im Vergleich zur Untersuchung im Jahr 2010 ist die im Jahr 2011 festgestellte Artenzahl allerdings eher niedrig. Mit 30 Arten war die Diversität im vorhergehenden Jahr deutlich höher (vgl. Büro Schwenninger 2009, 2010). Die Individuenzahlen sind in allen drei Untersuchungsjahren bei den meisten Arten sehr gering. Im Untersuchungszeitraum 2011 wurden bei neun Bienenarten, etwa der Hälfte der nachgewiesenen Arten, nur Einzelexemplare beobachtet. Häufig anzutreffen sind nur die beiden sozialen Arten, nämlich die Steinhummel Bombus lapidarius und die Erdhummel Bombus terrestris s. l. Der überwiegende Teil (zwei Drittel) der vorkommenden Bienenarten ist besonders anpassungsfähig und kommt auch in der ausgeräumten Kulturlandschaft noch zurecht. Sechs der 2011 festgestellten Arten sind jedoch anspruchsvoller und gelten, auch aufgrund verschiedener Risikofaktoren, im Freistaat Sachsen oder in Deutschland als mehr oder weniger stark gefährdet (Tabelle 31). Nach der Roten Liste der Wildbienen des Freistaats Sachsen (Burger et al. 2005) gilt eine Art als vom Aussterben bedroht (Kategorie 1), drei Arten als stark gefährdet (Kategorie 2) und zwei Arten als gefährdet (Kategorie 3). Am bemerkenswertesten ist der Nachweis der Grubenhummel (Bombus

87 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 87 subterraneus), die bereits 2010 im Gebiet nachgewiesen wurde. Die Art gilt nach Westrich et al. (2008) bundesweit als stark gefährdet. Tabelle 31: Bestandsgefährdete oder rückläufige Bienenarten in Methau. Nr. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name D S Andrena agilissima (Scop.) Blauschillernde Sandbiene 3 2 X 2 Andrena cineraria (L.) Grauschwarze Sandbiene 3 X 3 Andrena niveata Fr. Schneeweißgebänd. Sandb. 3 0 X 4 Andrena ovatula (K.) Ovale Sandbiene - 3 X 5 Bombus subterraneus (L.) Grubenhummel 2 1 X X 6 Bombus sylvarum (L.) Bunte Hummel V 3 X 7 Bombus sylvestris (Lep.) Wald-Schmarotzerhummel - 3 X 8 Halictus quadricinctus (F.) Vierbindige Furchenbiene 3 2 X X 9 Halictus sexcinctus F. Sechsbindige Furchenbiene 3 2 X 10 Lasioglossum nitidiusculum (K.) Glänzende Schmalbiene V 2 X X 11 Lasioglossum quadrinotatum (K.) Vierfleckige Schmalbiene 3 2 X D = Rote Liste Deutschland (Westrich et al. 2008), S = Rote Liste Sachsen (Burger et al. 2005) Einige der im Vorjahr festgestellten bestandsgefährdeten Arten waren 2011 nicht mehr nachzuweisen. Hierzu gehören u. a. die Schneeweißgebänderte Sandbiene (Andrena niveata), die Grauschwarze Sandbiene (Andrena cineraria) und die Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima). Möglicherweise kommen diese Frühjahrsarten auch aktuell noch im Gebiet vor, konnten aber aufgrund des späten Untersuchungsbeginns nicht mehr erfasst werden. So kamen beispielsweise Kreuzblütler wie Gelb-Senf und Ölrettich erst ab Mitte Juni zur Blüte, so dass am zweiten Begehungstag Mitte Juli die Hauptblüte bereits abgeschlossen war. Damit standen zur Hauptflugzeit der Frühjahrsbienenarten am Standort Methau noch keine geeigneten Nahrungspflanzen zur Verfügung. Eine faunistische Besonderheit der Kartierung im Jahr 2011 stellt der Nachweis der Gelbbindigen Furchenbiene (Halictus scabiosae) dar. Die Art befindet sich in Mitteleuropa gegenwärtig in einer Ausbreitungsphase in nördliche und nordöstliche Richtung. In der Roten Liste der Wildbienen Sachsens (Burger et al. 2005) wird die Art noch nicht erwähnt, allerdings gibt es zwischenzeitlich aktuelle Funde aus Leipzig und Plauen (Burger & Frommer 2010). Bemerkenswert ist, dass im Jahr 2011 in Methau keine Nahrungsspezialisten (oligolektische Arten, vgl. Tabelle 25) festgestellt werden konnten. Mischung Kultur-Natur-blüht-auf Die Blütenbesuchergemeinschaft der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf wird deutlich von Hummeln mit insgesamt acht Arten dominiert. Daneben sind Furchen- und Schmalbienen mit jeweils zwei Arten vertreten. Als Besonderheiten gelten vier in Sachsen bestandsgefährdete Arten: Grubenhummel (Bombus subterraneus), Wald-Schmarotzerhummel (Bombus sylvestris), Vierbindige Furchenbiene (Halictus quadricinctus) und Vierfleckige Schmalbiene (Lasioglossum quadrinotatum). Allerdings waren von der Grubenhummel und der Vierbindigen Furchenbiene nur Männchen beim Nektar Saugen festzustellen. Bienenmännchen, die kein ausgeprägtes Revierverhalten zeigen, belegen im Gegensatz zu Pollen sammelnden Weibchen oder Arbeiterinnen die Bodenständigkeit

88 Seite 88 Blühflächen in der Agrarlandschaft nicht eindeutig. Vagabundierende Männchen werden vom Nektarangebot angelockt, während sich die eigentlichen essentiellen Nahrungs- und vor allem Nisthabitate in der Umgebung befinden können. Tabelle 32: Methau: Kultur-Natur-blüht-auf, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart Borago officinalis Calendula officinalis Phacelia tanacetifolia Centaurea cyanus Wildbienenarten Bombus lapidarius Lasioglossum calceatum, Halictus quadricinctus Bombus bohemicus, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus rupestris, Bombus subterraneus, Bombus terrestris s. l., Bombus vestalis, Lasioglossum calceatum, Lasioglossum quadrinotatum Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus rupestris, Halictus scabiosae Helianthus annuus Bombus lapidarius, Bombus sylvestris, Bombus terrestris s. l. Trifolium incarnatum Bombus lapidarius, Bombus terrestris s. l. Lepidium sativum Bombus lapidarius Die in dieser Mischung von Wildbienen genutzten Pflanzenarten sind Tabelle 32 zu entnehmen. Den typischen Blühaspekt im Juli zeigt Abbildung 53. Von den 15 in der Mischung enthaltenen Pflanzenarten (siehe Anhang 2a) konnte nur an sieben Arten ein Blütenbesuch von Wildbienen registriert werden. Obwohl Büschelschön lediglich Deckungsgrade von maximal 50 % erreichte, waren hier die meisten Bienenarten (neun Spezies) festzustellen, gefolgt von Kornblume mit vier und Sonnenblume mit drei Bienenarten. Daneben wurden noch Borretsch, Ringelblume, Gartenkresse und Inkarnatklee von jeweils einer Art bzw. zwei Arten als Nahrungsquelle genutzt (Tabelle 32). Die übrigen Pflanzenarten dieser Mischung gelangten zwar bis auf drei Arten zur Blüte, wurden aber von Wildbienen nicht als Pollen- oder Nektarquelle genutzt. Futterwicke, Saat-Esparsette und Dill konnten an den Untersuchungstagen nicht im blühenden Zustand angetroffen werden. Abbildung 53: Der Blühaspekt der Mischung Kultur-Naturblüht-auf in Methau am : Die Mischung wurde zu diesem Zeitpunkt von Büschelschön (Phacelia tanacetifolia) dominiert. Im Vergleich zum Vorjahr war 2011 am Standort Methau die Blütenbesuchergemeinschaft vergleichsweise artenarm. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens war der Witterungsverlauf 2011 mit dem trockenwarmen Frühjahr und feuchtkalten Sommer für Wildbienen ungünstig. Zweitens befand sich das Versuchsfeld in diesem Jahr an einem ungünstigen Standort. Brachen, krautige Feld-

89 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 89 oder Wegränder oder sonstige Kleinstrukturen, die den Bienen vor allem Nistplätze bieten können, fehlten nahezu vollständig. Auch das Nahrungsangebot war auf die Bienenweiden beschränkt (siehe unten: konventionelle Kleinstruktur). Drittens spielt aber auch die Zusammensetzung der Saatmischung eine Rolle. Einige Pflanzenarten sind für Wildbienen ohne Bedeutung (vor allem Buchweizen, der mit 24 % in der Saatmischung vorhanden war). Andere wären zwar als Nektar- oder Pollenquelle geeignet, blühten aber nur vereinzelt (Dill, Klatschmohn) oder wurden von anderen Pflanzen unterdrückt (Fenchel). Die beiden Schmetterlingsblütler, an denen die meisten Wildbienenarten erwartet wurden, gelangten ebenfalls nicht zur Blüte (Futterwicke, Saat- Esparsette). Neben den Leguminosen sind die Kruziferen in Agrarbiotopen bedeutende Nahrungspflanzen für Wildbienen. Kreuzblütler sind aber in der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf nur mit einer Art vertreten, der Saatkresse, die zwar Bienen anlockt, aber in ihrer Bedeutung hinter großblütigen Arten wie Gelb-Senf zurücksteht. Mischung Visselhöveder Insektenparadies In der Mischung Visselhöveder Insektenparadies wurden 2011 elf Wildbienenarten beim Blütenbesuch nachgewiesen. Die Hummeln sind mit fünf Arten zwar reich vertreten, aber weniger zahlreich als in der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf. Bei beiden Mischungen erreichen Steinhummel (Bombus lapidarius) und Erdhummel (Bombus terrestris) von allen Wildbienenarten die höchsten Abundanzen. Während die Steinhummel in beiden Mischungen mit fast gleicher Anzahl an Individiuen vertreten ist, weist die Erdhummel im Visselhöveder Insektenparadies eine deutlich höhere Individuenzahl auf. Trotz der hohen Anzahl an Arbeiterinnen und Männchen gelang es nicht, auch nur eine einzige Königin einer nestbauenden Hummelart auf dem Versuchsfeld zu entdecken. Neben den fünf Hummelarten sind die Schmalbienen mit drei Arten, die Sandbienen mit zwei Arten und die Furchenbienen mit einer Art vertreten. Bemerkenswert sind zwei in Sachsen bestandsgefährdete Arten, nämlich die Ovale Sandbiene (Andrena ovatula) und die Glänzende Schmalbiene (Lasioglossum nitidiusculum). Damit konnten in der Mischung Visselhöveder Insektenparadies etwa dieselbe Anzahl Bienenarten, aber nur halb so viele gefährdete Arten wie in der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf nachgewiesen werden. Die Mischung Visselhöveder Insektenparadies besteht aus 14 Pflanzenarten (Anhang 2a). Gelb-Senf und Büschelschön dominierten den Blühaspekt. Wildbienen wurden nur an sechs Pflanzenarten der Mischung festgestellt (Tabelle 33). Mit insgesamt sieben Blütenbesuchern war Phacelia die attraktivste Blütenpflanze. Da sie sehr viel Nektar produziert, wird sie fast ausschließlich von Honigbienen (Honigbienenweide!) und auch gern von Hummeln besucht. Insgesamt vier Bienenarten nutzten die Gelb-Senf-Blüten. Kreuzblütler-Spezialisten konnten im Gegensatz zum vergangenen Jahr nicht festgestellt werden (siehe oben). Das kann am Mangel an Kleinstrukturen liegen, mag aber auch methodisch bedingt sein. Aufgrund der späten Aussaat standen die Kreuzblütler am ersten Begehungstag (12.06.) noch am Beginn ihrer Blüte. Zum Zeitpunkt der zweiten Begehung am war die Hauptblüte bereits abgeschlossen. Zudem war der Glanzkäferbefall (Meligethes sp.) sehr stark und viele Sinapis- und Raphanus-Blüten dadurch zerstört. Tabelle 33: Methau: Visselhöveder Insektenparadies, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart* Wildbienenarten Borago officinalis Bombus lapidarius, Bombus terrestris s. l.

90 Seite 90 Blühflächen in der Agrarlandschaft Helianthus annuus Sinapis alba Raphanus sativus Phacelia tanacetifolia Trifolium alexandrinum Andrena ovatula Bombus lapidarius Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus terrestris s. l., Lasioglossum nitidiusculum Bombus lapidarius, Halictus tumulorum Andrena minutula, Bombus lapidarius, Bombus rupestris, Bombus terrestris s. l., Bombus vestalis, Lasioglossum calceatum, Lasioglossum laticeps Von den restlichen Pflanzen der Mischung wurden Ölrettich und Borretsch, Sonnenblume und Alexandriner-Klee von jeweils ein bis zwei Wildbienenarten besucht (Tabelle 33). Auch der Buchweizen blühte (Anteil im Saatgut 35 %!). Diese Pflanze ist allerdings für Wildbienen ohne Bedeutung. Die übrigen sieben in dieser Mischung enthaltenen Pflanzenarten (vgl. Anhang 2a) konnten im Blühstreifen entweder gar nicht gefunden werden, da sie vermutlich von den anderen Pflanzen unterdrückt wurden (Koriander, Saat-Lein und andere) oder es waren nur vereinzelte Blüten ohne Wildbienenanflug festzustellen (Dill, Futtermalve). Koriander und Dill können wie die meisten Doldenblütler von Wildbienen prinzipiell als Nektar- und Pollenquellen genutzt werden. Da es sich bei diesen Küchenkräutern aber um nicht heimische Arten handelt, sollten sie durch gebietsheimische Arten wie Wilde Möhre (Daucus carota) oder Sichelmöhre (Falcaria vulgaris) ersetzt werden. Solche heimischen Pflanzenarten die mehr Wildbienenarten anlocken sind möglicherweise auch an die Bodenverhältnisse besser adaptiert und können sich in den Blühmischungen besser gegen andere Pflanzen durchsetzen. Konventionelle Kleinstruktur: Grasstreifen Die konventionelle Untersuchungsfläche, ein Grasstreifen zwischen zwei Ackerschlägen (Abbildung 54), war als Nist- und als Nahrungshabitat für Wildbienen nur von geringer Bedeutung. Lediglich sechs Wildbienenarten konnten hier in sehr geringer Individuenzahl nachgewiesen werden. Die Bienen besuchten nur zwei Pflanzenarten, die Geruchlose Kamille (vier Bienenarten) und das Büschelschön (drei Bienenarten). Das nicht in der Saatmischung enthaltene Ackerwildkraut Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum) bereicherte das Blütenangebot am Standort. Hier wurden zwei Bienenarten beobachtet, die in den Bienenweiden nicht festgestellt wurden, nämlich die Keulen-Sandbiene (Andrena dorsata) und die Gelbfüßige Sandbiene (Andrena flavipes). Tabelle 34: Methau: Grasstreifen, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart* Wildbienenarten Phacelia tanacetifolia Bombus lapidarius, Bombus rupestris, Bombus terrestris s. l. Tripleurospermum perforatum Andrena dorsata, Andrena flavipes, Bombus lapidarius, Lasioglossum calceatum Der Grasweg weist sowohl als Nahrungs- als auch als Nisthabitat keine besondere Bedeutung auf. Wildkräuter kamen nur ganz vereinzelt zum Blühen (Abbildung 54). Die dort nachgewiesenen Bienenarten sind allesamt häufige Arten ohne größere ökologische Ansprüche (euryöke Arten).

91 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 91 Abbildung 54: An dem untersuchten Grasstreifen wurden die geringsten Blütendeckungen festgestellt. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, waren nur sehr vereinzelt Blüten vorhanden. Obergailingen In Obergailingen war, entsprechend dem Standort Obbornhofen, die Gesamtartenzahl mit 51 Spezies im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr mit 57 leicht erniedrigt. Wie an den anderen Standorten entwickelte sich aufgrund der extremen Trockenheit erst im August in der ausgebrachten Mischung Visselhöveder Insektenparadies ein Blütenangebot. Angesichts dieser Rahmenbedingungen konnten 2011 dennoch erstaunlich viele Arten nachgewiesen werden. Hierfür war vor allem die mehrjährige Turdus Wildkräutermischung verantwortlich. Aus Sicht des Artenschutzes war im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Zunahme der herausragenden Arten festzustellen: Während 2010 insgesamt zehn bestandsgefährdete oder rückläufige Arten festgestellt werden konnten, erhöhte sich diese Zahl auf nun 14 Spezies (Tabelle 35). Lediglich drei im Jahr 2010 festgestellte Rote-Liste- bzw. Vorwarnliste-Arten waren 2011 nicht mehr nachzuweisen. Aufgrund des Fehlens von früh blühenden Kreuzblütlern standen z. B. der bestandsgefährdeten Blauschillernden Sandbiene 2011 keine geeigneten Nahrungspflanzen zur Verfügung. Bemerkenswert ist, dass alle übrigen bestandsgefährdeten Arten wieder nachgewiesen werden konnten und man demnach von einer Bodenständigkeit dieser Populationen ausgehen kann. Außerdem wurde mit der gefährdeten Grashummel eine weitere herausragende Art entdeckt. Im Gegensatz zu vielen anderen Hummelarten mit Völkern von bis zu 500 Tieren bildet die Grashummel nur sehr kleine Kolonien von Tieren aus (Benton 2008). Tabelle 35: Bestandsgefährdete oder rückläufige Bienenarten in Obergailingen. Nr. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name D B Andrena agilissima (Scop.) Blauschillernde Sandbiene 3 2 X 2 Andrena alfkenella Perk. Alfkens Sandbiene V D X X 3 Anthidiellum strigatum (Pz.) Kleine Harzbiene V V X X 4 Anthophora aestivalis (Pz.) Gestreifte Pelzbiene 3 2 X X 5 Bombus humilis Ill. Veränderliche Hummel 3 V X X 6 Bombus ruderarius (O. Müll.) Grashummel 3 3 X 7 Bombus sylvarum (L.) Bunte Hummel V V X X

92 Seite 92 Blühflächen in der Agrarlandschaft Nr. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name D B Coelioxys rufescens L. & S. Rötliche Kegelbiene V 3 X 9 Eucera longicornis (L.) Juni-Langhornbiene V V X 10 Hoplitis adunca (Pz) Glänzende Natterkopf-Mauerbiene V X 11 Hylaeus taeniolatus Först Maskenbienen-Art D D 1 X X 12 Lasioglossum lativentre (Schck.) Schmalbienen-Art V V X X 13 Lasioglossum xanthopus (K.) Gelbbeinige Schmalbiene V X 14 Macropis europaea Warn. Auen-Schenkelbiene V X 15 Megachile circumcincta (K.) Blattschneiderbienen-Art V V X 16 Melitta leporina (Pz.) Luzerne-Sägehornbiene V X 17 Nomada flavopicta (K.) Gelbfleckige Wespenbiene V X D = Rote Liste Deutschland (Westrich et al. 2008), B = Rote Liste Baden-Württemberg (Westrich et al. 2000). 1 sehr seltene und vermutlich in Baden-Württemberg gefährdete Art (vgl. Büro Schwenninger 2010). Mischung Visselhöveder Insektenparadies Die Visselhöveder Mischung kam in Obergailingen zwar erst im August voll zur Blüte, bildete dann jedoch eine hohe Blütendeckung von annähernd 100 % aus (Abbildung 55). Obwohl eigentlich ein derartiges Pollen- und Nektarangebot, dominiert von Kreuzblütlern wie Gelb-Senf oder Ölrettich, eine hohe Attraktivität für Wildbienen darstellt, konnten hier lediglich zehn Bienenarten festgestellt werden (vgl. Tabelle 36). Tabelle 36: Obergailingen: Visselhöveder Insektenparadies, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart Centaurea cyanus Fagopyrum esculentum Linum usitatissimum Sinapis alba Raphanus sativus Crepis capillaris Wildbienenarten Lasioglossum zonulum Anthidiellum strigatum Bombus pascuorum Andrena flavipes, Anthidiellum strigatum, Halictus tumulorum, Hylaeus communis Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus terrestris s. l., Halictus tumulorum Halictus tumulorum, Lasioglossum pauxillum Am individuenreichsten waren dabei Erd- und Ackerhummeln. Im Gegensatz zum Vorjahr, wo an derselben Fläche die Tübinger Mischung ausgebracht worden war, welche bereits im Juni zur Vollblüte gelangten, fehlen 2011 Nahrungsspezialisten vollständig. Dies zeigt auch, wie wichtig Aussaattermine für die Förderung der Diversität in der Agrarlandschaft sind. An diesem Wildbienenarten reichen Standort in Obergailingen wären unter anderen Bedingungen mehr blütenbesuchende Wildbienenarten zu erwarten gewesen. Auch das Auftreten der beiden rückläufigen Arten Kleine Harzbiene (Anthidiellum strigatum) und Bunte Hummel (Bombus sylvarum) erhöhen die Bedeutung der spät blühenden Visselhöveder Mischung nicht wesentlich.

93 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 93 Abbildung 55: Obergailingen: Visselhöveder Insektenparadies am , in nördlicher Blickrichtung. Das spät blühende, von weißem Ölrettich und Gelb-Senf geprägte Nahrungsangebot konnte kaum noch von Wildbienen genutzt werden. Turdus Wildkräutermischung Durch Zufall wurde im vergangenen Jahr der Ackerrandstreifen mit der mehrjährigen Wildkräutermischung, die dem Landwirt vom Vogel- und Naturschutzverein Turdus in Schaffhausen (CH) zur Verfügung gestellt worden war, entdeckt (vgl. Büro Schwenninger 2010 Kap ). Wie im Vorjahr konzentrierten sich hier die meisten Wildbienenarten. Auch wenn der Spitzenwert von insgesamt 57 Arten im Vorjahr nicht ganz erreicht wurde, trug diese Wildkräutermischung mit 49 Bienenarten wieder in herausragendem Maß zur Biodiversität in der Agrarlandschaft von Obergailingen bei. Neben der Vielfalt heimischer Wildkräuter (vgl. Anhang 2d) profitierten die Wildbienen hier wiederum vom kontinuierlichen, nicht durch Mahd beeinträchtigten Blütenangebot (Abbildung 56). Die Fläche wurde nur einmal im Spätsommer gemäht. Aufgrund der natürlichen Sukzession nehmen jedoch Ruderalpflanzen wie z. B. Acker-Senf oder Natterkopf ab. Dies erklärt auch das Fehlen der auf annuelle Kreuzblütler spezialisierten Blauschillernden Sandbiene (Andrena agilissima) oder der oligolektisch auf Natterkopf angewiesenen Matten Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca). Dafür konnten jedoch neue bemerkenswerte Arten wie die in Baden-Württemberg bestandsgefährdete Grashummel (Bombus ruderarius) oder die Rötliche Kegelbiene (Coelioxys rufescens) in der Turdus-Mischung festgestellt werden. Mit vier bundes- bzw. landesweiten Rote- Liste-Arten und acht Vorwarnliste-Arten, hat sich 2011 die Artenschutzbedeutung dieser Mischung gegenüber dem Vorjahr sogar noch erhöht (2010: drei gefährdete und sechs rückläufige Arten). Außerdem konnte 2011 die seltene und vermutlich gefährdete, momentan noch in Kategorie D (= Datenlage unzureichend) eingestufte Maskenbiene Hylaeus taeniolatus hier wieder bestätigt werden (siehe Büro Schwenninger 2010).

94 Seite 94 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 56: Obergailingen am Die bunt blühende Turdus- Mischung an einem Ackerrandstreifen bildet einen Hotspot der Bienenartenvielfalt in der Agrarlandschaft von Obergailingen. Die Individuenzahl war mit 311 gegenüber dem Vorjahr erhöht und überragt die der Visselhöveder Mischung (49 Individuen) bzw. des konventionellen Erdwegs (82 Individuen) erheblich. Unter den 24 von Bienen besuchten Pflanzenarten der Turdus-Mischung sind besonders Wilder Majoran (Origanum vulgare), Ochsenzunge (Anchusa officinalis) und Rot-Klee (Trifolium pratense) mit elf bzw. neun Bienenarten bedeutsam. Daneben waren Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) mit sieben bzw. Wilde Möhre (Daucus carota) und Wegwarte (Cichorium intybus) mit jeweils sechs Blüten besuchenden Wildbienenarten noch besonders attraktiv (Tabelle 37). Wie im Vorjahr befanden sich darunter auch Nahrungsspezialisten wie die auf Schmetterlingsblütler spezialisierten Langhornbienen Eucera nigrescens und Eucera longicornis, die Luzerne-Sägehornbiene (Melitta leporina) und die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum). Während die Reseden- Maskenbiene (Hylaeus signatus) 2011 wieder bestätigt werden konnte, fehlt die Natterkopf- Mauerbiene (Hoplitis adunca), da ihre essentielle Pollenquelle, der Natterkopf, in dem zunehmend dichter werdenden Pflanzenbestand der Turdus-Mischung keine geeigneten Wachstumsbedingungen mehr vorfindet. Die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum) nutzte als Korbblütler-Spezialistin Acker-Kratzdisteln als Pollenquelle. Die Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) findet ebenso wie die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea) (siehe Abbildung 57) keine geeigneten Pollenquellen in der Turdus-Mischung vor, da hier Glockenblumen bzw. Gilbweiderich fehlen. Von diesen beiden oligolektischen Bienenarten wurden entweder Männchen oder Weibchen beim Nektar saugen an Moschusmalve oder Acker-Kratzdistel registriert. Geeignete Pollenquellen für diese oligolektischen Bienenarten befinden sich nur in der Umgebung. Tabelle 37: Obergailingen: Turdus -Mischung, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart Achillea millefolium Anchusa officinalis Anthemis tinctoria Centaurea jacea Wildbienenarten Halictus simplex s. l., Hylaeus taeniolatus, Lasioglossum morio, Lasioglossum pauxillum Anthophora aestivalis, Bombus hortorum, Bombus humilis, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus ruderarius, Bombus sylvarum, Eucera longicornis, Halictus tumulorum Halictus maculatus, Lasioglossum malachurum, Lasioglossum pauxillum Bombus humilis, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus ruderarius,

95 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 95 Cichorium intybus Cirsium arvense Crepis capillaris Daucus carota Galeopsis tetrahit Bombus sylvarum, Halictus scabiosae, Lasioglossum leucozonium Bombus pascuorum, Halictus simplex s. l., Lasioglossum lativentre, Lasioglossum morio, Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum villosulum Heriades truncorum, Lasioglossum pauxillum, Macropis europaea, Sphecodes albilabris Halictus tumulorum Andrena alfkenella, Hylaeus gredleri, Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum politum, Sphecodes albilabris, Sphecodes ephippius Bombus sylvarum Hypericum perforatum Bombus terrestris s. l., Lasioglossum calceatum Bombus humilis, Bombus terrestris s. l., Halictus tumulorum, Megachile Lotus corniculatus circumcincta, Megachile ericetorum Lythrum salicaria Malva sylvestris Medicago sativa Onobrychis viciifolia Origanum vulgare Plantago lanceolata Potentilla reptans Reseda lutea Salvia pratensis Trifolium pratense Trifolium repens Veronica chamaedrys Vicia cracca Melitta nigricans Chelostoma rapunculi Bombus humilis, Bombus lapidarius, Bombus terrestris s. l., Melitta leporina Bombus lapidarius, Coelioxys rufescens, Megachile ericetorum Bombus humilis, Bombus lapidarius, Bombus lucorum, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l., Halictus scabiosae, Halictus tumulorum, Lasioglossum calceatum, Lasioglossum morio, Lasioglossum pauxillum, Nomada flavopicta Halictus tumulorum Bombus lapidarius, Halictus tumulorum Hylaeus signatus, Lasioglossum politum Bombus humilis, Eucera nigrescens Andrena ovatula, Bombus hortorum, Bombus humilis, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Halictus tumulorum, Hoplitis leucomelana, Osmia bicornis Bombus humilis, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Eucera nigrescens, Halictus tumulorum Andrena labiata Bombus hortorum, Bombus sylvarum, Eucera nigrescens

96 Seite 96 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 57: Die Weibchen der Auen- Schenkelbiene (Macropis europaea) sammeln ausschließlich an Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) Pollen. Da Gilbweiderich-Blüten keinen Nektar produzieren, muss die Auen-Schenkelbiene zum Nektar Saugen auf andere Blüten wie hier Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) ausweichen. (nat. Körperlänge 10 mm). Schwenninger. Konventionelle Kleinstruktur: Unbefestigter Feldweg Nachdem im Vorjahr der zunächst als konventionelle Kleinstruktur ausgewählte Ackerrandstreifen sich später als Wildkräuter-Einsaat (Turdus) herausstellte, wurde im Jahr 2011 dieser Grasweg als konventionelle Kleinstruktur untersucht. In diesem von Gräsern dominierten, unbefestigten Erdweg wurden 22 Wildbienenarten und damit mehr als doppelt so viele Arten wie in der Visselhöveder Mischung nachgewiesen. Im Vergleich zur Turdus -Mischung allerdings entspricht dies nicht einmal der Hälfte der dort vorkommenden 49 Arten. Auch für heutzutage im Bestand rückläufige oder sogar gefährdete Arten kommt diesem Feldweg keine allzu große Bedeutung zu. So ist lediglich die Veränderliche Hummel deutschlandweit im Bestand gefährdet, daneben kommen noch vier rückläufige Arten vor. Tabelle 38: Obergailingen: Feldweg, registrierter Blütenbesuch Pflanzenart Achillea millefolium Angelica sylvestris Carduus crispus Cirsium arvense Lotus corniculatus Lythrum salicaria Medicago sativa Potentilla reptans Taraxacum officinale Trifolium pratense Trifolium repens Vicia cracca Wildbienenarten Andrena flavipes, Halictus simplex s. l., Lasioglossum calceatum, Lasioglossum malachurum, Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum zonulum Andrena alfkenella, Lasioglossum malachurum, Lasioglossum pauxillum, Lasioglossum zonulum Lasioglossum calceatum, Lasioglossum leucozonium, Lasioglossum pauxillum Andrena flavipes, Bombus sylvarum, Lasioglossum calceatum, Lasioglossum glabriusculum, Lasioglossum leucozonium, Macropis europaea Bombus lapidarius Bombus pascuorum Halictus tumulorum Andrena flavipes, Andrena minutula Bombus sylvarum Andrena ovatula, Bombus humilis, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum Bombus humilis, Bombus lapidarius, Bombus pascuorum, Bombus sylvarum, Bombus terrestris s. l., Hoplitis leucomelana Bombus hortorum, Bombus humilis, Bombus pascuorum

97 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 97 Die meisten Nahrungspflanzen für Bienen blühten am Rand des Graswegs zu einem benachbarten Maisacker (Abbildung 58). Hier wurden vor allem Schafgarbe und Acker-Kratzdistel häufiger von Wildbienen (jeweils sechs Arten) besucht. Stellenweise kam im Mittelstreifen des Feldwegs Klee zu blühen, der ebenfalls vermehrt von Wildbienen, insbesondere Hummeln, als Nahrungsgrundlage genutzt wurde. Krause Distel und Engelwurz weisen auf feuchtere Standortbedingungen in der Nachbarschaft hin und strahlen von dort aus in den Grasweg ein. So existiert in der Nachbarschaft eine Feuchtwiese, von welcher aus die Auen-Schenkelbiene in den Grasweg einfliegt, um hier Nektar zur Eigenversorgung aufzunehmen (Abbildung 57). Abbildung 58: Obergailingen, konventionelle Kleinstruktur am Der unbefestigte Grasweg entwickelte vor allem im Randbereich zu einem benachbarten Maisacker ein ausgedehnteres Blütenangebot Bedeutung der Bienenweiden für Wildbienen Zur Analyse der Bedeutung der verschiedenen Varianten für Wildbienen werden die Bienenweiden entsprechend ihres Anteils an heimischen Wildkräutern differenziert. Wildkräuterreiche Mischungen sind die Veitshöchheimer Mischung, die Turdus-Mischung und die Mischung Blühende-Landschaft- Ost. Weniger Wildkräuter und v. a. fremdländische Pflanzenarten enthalten die Syngenta- Kleemischung, Brandenburger und Tübinger Mischung, die Mischungen Kultur-Natur-blüht auf sowie Visselhöveder Insektenparadies. Tabelle 39 fasst noch einmal alle ausgewerteten Untersuchungsjahre, Standorte und Untersuchungsvarianten zusammen.

98 Seite 98 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 39: Übersicht über die Untersuchungsstandorte und Blühmischungen in den Jahren 2010 und Jahr Standort Varianten Obbornhofen, Hessen Methau, Sachsen Obergailingen, Bad.-Württ. Obbornhofen, Hessen Methau, Sachsen Obergailingen, Bad.-Württ. - Veitshöchheimer Mischung (13 Kulturpflanzen; 38 Wildkräuter) - Syngenta-Klee-Mischung (3 Kulturpflanzen; 1 Wildkraut) - Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg - Blühende Landschaft Ost (10 Kulturpflanzen; 17 Wildkräuter, vermutlich gebietsheimische Herkunft) 1 - Brandenburger Mischung (7 Kulturpflanzen; 1 Wildkraut), - Tübinger Mischung (9 Kulturpflanzen; 2 Wildkräuter) - Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg - Tübinger Mischung (9 Kulturpflanzen; 2 Wildkräuter) - Turdus-Mischung (2 Kulturpflanzen, 38 heimische Wildkräuter) - Kultur-Natur-blüht-auf (13 Kulturpflanzen; 2 Wildkräuter) - Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg - Kultur-Natur-blüht-auf (13 Kulturpflanzen, 2 Wildkräuter) - Visselhöveder Insektenparadies (10 Kulturpflanzen, 1 Wildkraut) - Konventionelle Kleinstruktur: Grasstreifen - Turdus-Mischung (2 Kulturpflanzen, 38 heimische Wildkräuter) - Visselhöveder Insektenparadies (10 Kulturpflanzen, 1 Wildkraut) - Konventionelle Kleinstruktur: Grasweg 1 Im Jahr 2010 waren bei den Geländebegehungen nur vier Wildkräuterarten blühend, so dass diese Variante den wildkräuterarmen Tübinger und Brandenburger Mischungen sehr ähnlich war. Obwohl sich die drei Untersuchungsstandorte hinsichtlich naturräumlicher Eigenheit und dem regional vorhandenen Arteninventar unterscheiden, wird im Folgenden versucht, die Unterschiede zwischen den Untersuchungsvarianten zu interpretieren. Vergleich der Wildbienen-Diversität der verschiedenen Untersuchungsflächen Die Artenzahlen der verschiedenen Untersuchungsvarianten sind in Abbildung 59 zusammengestellt. Hieraus geht hervor, dass wildkräuterreiche Ansaaten mit Abstand die höchste Artenvielfalt erreichen. Allerdings gilt dies nicht für die Mischung Blühende Landschaft Ost in Methau. Obwohl dieses Saatgut eigentlich einen Wildkräuteranteil von über 60 % (= 18 Wildkräuterarten) aufweist, konnten im Jahr 2010 nur Kornblume, Wilde Möhre, Kamille und Klatschmohn von Bienen genutzt werden, da ein Großteil der Wildkräuter nicht zum Blühen kam. So unterschieden sich die Bienenartenzahlen dieser Mischung nicht wesentlich von den 2010 in Methau ausgebrachten wildkräuterarmen Bienenweiden. Bemerkenswert ist, dass der Grasweg (konventionelle Kleinstruktur) in Obbornhofen in der Rangfolge der artenreichsten Wildbienenhabitate unmittelbar hinter den wildkräuterreichen Varianten steht. Hier machen sich Nähe aber auch Nutzung des benachbarten Grünlands bemerkbar. Im Jahr 2011 wurde dieses Grünland im Gegensatz zum Vorjahr beweidet. Aufgrund des entstandenen Nahrungsmangels wanderten, zumindest zeitweise bis die Wiesen wieder nachblühten, von dort aus zahlreiche Wildbienen in den Grasweg ein. Dies dürfte auch für die vergleichsweise hohen Artenzahlen der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf in Obbornhofen verantwortlich sein.

99 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 99 Abbildung 59: Die Bienenartenzahlen der verschiedenen Untersuchungsvarianten. Auch wurden durch die Lage dieser Bienenweide direkt am Ortsrand von Obbornhofen Arten, welche im Siedlungsbereich in Mauerritzen oder Fachwerk von Gebäuden nisten und normalerweise in der ausgeräumten, blütenarmen Agrarlandschaft nicht zu finden sind, angelockt. Mit insgesamt 33 Bienenarten nimmt die Mischung Kultur-Natur-blüht-auf eine Spitzenstellung unter den im Jahr 2011 untersuchten wildkräuterärmeren Bienenweiden ein. Allerdings profitierten die Bienenarten nur zum Teil von dem in der ausgebrachten Saatmischung enthaltenen Blütenangebot. Oligolektische Arten wie Glockenblumen-Spezialisten konnten das Blütenangebot nicht zur Larvenaufzucht nutzen, da sie aufgrund ihrer Spezialisierung nur die Pollen-Eiweiße von Glockenblumen verwerten können

100 Seite 100 Blühflächen in der Agrarlandschaft (vgl. Kap ). Nur an der spontan aufkommenden Geruchslosen Kamille sammelten Nahrungsspezialisten wie Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus), Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum) oder Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus) auch Pollen. Mit Ausnahme des hessischen Standorts (Obbornhofen) trugen die übrigen im Jahr 2011 ausgebrachten Bienenweiden mit zehn bzw. elf Bienenarten nur in sehr geringem Umfang zur Verbesserung der Biodiversität in den jeweiligen Agrarlandschaften bei. Dies war vor allem durch die verspätete Vollblüte der Mischungen, erst ab Juli, bedingt. Somit konnten viele solitäre Frühjahrsbienen nicht von dem Pollen- und Nektarangebot profitieren, da ihre genetisch fixierte Flugzeit bereits vorher zu Ende war. Im Gegensatz dazu lieferte die mehrjährige Turdus- Wildkräutermischung in Obergailingen sowohl 2010 als auch 2011 bereits ab Mai ein kontinuierliches Blütenangebot. Auch wenn infolge der natürlichen Sukzession annuelle Ruderalpflanzen dort verschwanden, stellt diese Mischung einen Hot Spot für Wildbienen in der Agrarlandschaft am Hochrhein dar. Qualitativer Vergleich der Wildbienengemeinschaften der verschiedenen Untersuchungsflächen Neben der Artenvielfalt der Bienengemeinschaften ist auch deren qualitative Zusammensetzung ein wichtiges Beurteilungskriterium. Die Roten Listen Deutschlands bzw. der einzelnen Bundesländer dokumentieren die momentane die Bestandssituation der Bienenarten im Vergleich zu früher. Somit kann die Bedeutung der Wildbienenvorkommen auf regionaler oder landesweiter Ebene anhand der Einstufung der Arten in den entsprechenden Roten Listen abgeleitet werden. In Abbildung 60 ist die Artenzahl der naturschutzfachlich bedeutsamen Bienenarten in den jeweiligen Untersuchungsflächen dargestellt. Hierzu wurden neben gefährdeten bzw. rückläufigen Arten auch solche Arten berücksichtigt, deren Datenlage für eine Gefährdungseinstufung zwar unzureichend ist, die jedoch sehr selten sind und in extensiv genutzten Kulturbiotopen vorkommen, wie z. B. Hylaeus taeniolatus (Doczkal & Schmid- Egger 1992) oder Sphecodes pseudofasciatus (zweiter Nachweis für Hessen, Tischendorf et al. 2009, vgl. auch Kap ). In der Grundausstattung stimmen die untersuchten Bienenweiden im Wesentlichen überein (Tabelle 40 und Tabelle 41). Bei den allen Ansaatvarianten gemeinsamen Bienenarten handelt es sich um heutzutage noch weit verbreitete und zumeist häufige Wildbienenarten. Sie sind wesentliche Bestandteile der Bestäuberzönose in unserer heutigen Kulturlandschaft und profitieren von den Bienenweiden.

101 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 101 Tabelle 40: In den wildkräuterarmen Bienenweiden stetig auftretende Bienen. Nr. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name B H S B H S 1 Andrena flavipes Gelbfüßige Sandbiene x x x x x 2 Andrena minutula Winzige Sandbiene x x x x x 3 Bombus hortorum Gartenhummel x x x 4 Bombus hypnorum Baumhummel x x x 5 Bombus lapidarius Steinhummel x x x x x x 6 Bombus pascuorum Ackerhummel x x x x x x 7 Bombus pratorum Wiesenhummel x x 8 Bombus sylvarum Bunte Hummel x x x x 9 Bombus terrestris s. l. Erdhummel-Art x x x x x x 11 Halictus scabiosae Gelbbindige Furchenbiene x x x 12 Halictus tumulorum Gewöhnliche Furchenbiene x x x x 13 Hylaeus communis Gewöhnliche Maskenbiene x x x x 14 Lasioglossum calceatum Gewöhnliche Schmalbiene x x x x x 15 Lasioglossum laticeps Breitkopf-Schmalbiene x x x x 16 Lasioglossum pauxillum Lappenspornige Schmalbiene x x x x Abkürzungen: B = Bad.-Württ. (Obergailingen); H = Hessen (Obbornhofen); S = Sachsen (Methau) Unter Heranziehung der naturschutzfachlich bedeutsamen Bienenarten zeigen die verschiedenen Varianten jedoch enorme Unterschiede. Für den (Bienen-)Artenschutz bedeutungslos sind die konventionellen Kleinstrukturen in Methau, d. h. die von Gräsern dominierten Erdwege oder Grasstreifen. Hier konnten sowohl 2010 als auch 2011 keine Rote-Liste-Arten nachgewiesen werden (Abbildung 60). Konventionelle Kleinstrukturen sind jedoch nicht a priori für den Wildbienenartenschutz unbedeutend. So weisen die im Jahr 2011 in Obbornhofen und Obergailingen untersuchten Graswege fünf bzw. sechs bedeutsame Arten auf. Diese profitieren vom Vorkommen heimischer Wildkräuter in der grasigen Vegetation und vom Einfluss des benachbarten extensiv bewirtschafteten Grünlands. Von den wildkräuterarmen Bienenweiden schneidet die Tübinger Mischung in Methau mit sieben Rote-Liste- bzw. Vorwarnliste-Arten am besten ab. Die hier blühenden Kreuzblütler wurden als Nahrungsquelle von diesen Bienenarten genutzt. Auch in der Syngenta Kleemischung begünstigte neben den Leguminosen spontan aufgelaufener Gelb-Senf das Vorkommen der bedeutsamen Bienenarten, welche hier überwiegend beim Pollen Sammeln beobachtet wurden. Zwar konnten in der Mischung Kultur-Natur-blüht-auf noch vier naturschutzfachlich bedeutsame Bienenarten registriert werden, jedoch fehlten im Blütenangebot geeignete Pollenquellen vor allem für Nahrungsspezialisten. So konnte die Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) und die Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) hier nur Nektar zur Eigenversorgung aufnehmen, da essentielle Eiweißquellen (Glockenblumen-Pollen) zur Larvenaufzucht fehlten. Die übrigen wildkräuterarmen Bienenweiden wie z. B. die Visselhöveder Mischungen, in welchen lediglich zwei bedeutsame Arten zu finden waren, sind für den Wildbienenartenschutz von untergeordneter Bedeutung.

102 Seite 102 Blühflächen in der Agrarlandschaft Tabelle 41: In den wildkräuterreichen Bienenweidenmischungen stetig auftretende Bienenarten Nr. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name B H S B H S 1 Andrena flavipes Gelbfüßige Sandbiene x x x x 2 Andrena minutula Winzige Sandbiene x x x 3 Bombus hortorum Gartenhummel x x x x 4 Bombus lapidarius Steinhummel x x x x 5 Bombus pascuorum Ackerhummel x x x x 6 Bombus pratorum Wiesenhummel x x x 7 Bombus sylvarum Bunte Hummel x x x 8 Bombus terrestris s. l. Erdhummel-Art x x x x 9 Colletes daviesanus Buckel-Seidenbiene x x x 10 Halictus tumulorum Gewöhnliche Furchenbiene x x x x 11 Lasioglossum calceatum Gewöhnliche Schmalbiene x x x x 12 Lasioglossum leucozonium Weißgebänderte Schmalbiene x x x x 13 Lasioglossum pauxillum Lappenspornige Schmalbiene x x x x Abkürzungen: B = Bad.-Württ. (Obergailingen); H = Hessen (Obbornhofen); S = Sachsen (Methau); n. u. = nicht untersucht n. u. n. u. Am besten schnitt die wildkräuterreiche Turdus-Mischung in Obergailingen ab, die insbesondere für die Nahrungsspezialisten geeignete Pollenquellen bereitstellte. Im Jahr 2011 übertrifft diese Variante die übrigen Standorte im Vorkommen bestandsgefährdeter bzw. rückläufiger Arten fast um das Doppelte (13 Arten; Abbildung 60). Konventionelle Kleinstrukturen (Graswege, Grasstreifen) Die konventionellen Kleinstrukturen weisen standortsbedingt große Unterschiede auf. Während diese in Methau (Sachsen) an Wildbienen extrem verarmt waren, konnten in Obbornhofen (Hessen) im Jahr 2011 sogar höhere Artenzahlen als in der Bienenweide Kultur-Natur-blüht-auf festgestellt werden. Im Bereich dieses Graswegs kamen zahlreiche Wildkräuter zum Blühen, wodurch auch Arten aus Wiesen in der Nachbarschaft angelockt wurden. In Obergailingen (Baden-Württemberg) wurde zwar nicht die Artenzahl von Obbornhofen (33) erreicht, dennoch konnten hier mit 22 erheblich mehr Wildbienen als in Methau (5-6 Arten; Abbildung 59) gefunden werden. Auch waren in Obergailingen wie in Obbornhofen Blüten-Gesamt-Deckungsgrade von zeitweise 6-19 % zu verzeichnen (Anhang 12), während in Methau im Jahr 2011 lediglich Deckungen von 1-5 % vorhanden waren (Anhang 11). Diese niedrigen Blütendeckungen zeigen das äußerst geringe Pollen- und Nektarangebot in diesen von Gräsern dominierten Kleinstrukturen an. Dies erklärt auch die viel geringeren Wildbienen-Individuenzahlen im Vergleich zu den Bienenweiden: Größere Bienenpopulationen finden hier keine ausreichende Nahrung vor, da ein Weibchen für die Verproviantierung einer einzigen Brutzelle im Durchschnitt den Pollen und Nektar von 85 Blüten benötigt (Müller et. al. 2006).

103 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 103 Abbildung 60: Naturschutzfachlich bedeutsame Bienenarten in den verschiedenen Untersuchungsvarianten. Entscheidend für das Vorkommen von Wildbienen ist somit das Vorhandensein von genügend blühenden Wildkräutern in den zumeist von Gräsern dominierten Kleinstrukturen. Als Bienen- Nahrungspflanzen kommen hier Weiß- und Rot-Klee, Geruchloser Kamille, Schafgarbe bzw. Wegwarte eine herausragende Bedeutung zu. Nur vereinzelt können sich dort auch für Nahrungsspezialisten attraktive Pollenquellen durchsetzen, wie z. B. Rapunzel-Glockenblume oder Knollen-Platterbse in Obbornhofen (Büro Schwenninger 2010). Hier waren auch alle vier ausschließlich in konventionellen Kleinstrukturen festgestellten Bienenarten zu finden (Tabelle 42). Während die beiden kleptoparasitischen Blutbienen hier auf Wirtsnester an offenen Bodenstellen hinweisen, profitierten die beiden anderen nestbauenden Arten vom Pollenangebot in dem Grasweg.

104 Seite 104 Blühflächen in der Agrarlandschaft Insbesondere die Kurzfransige Scherenbiene fehlte in den Bienenweiden, da diese keine Glockenblumen enthielten. Die vielerorts in Hessen rückläufige Weißfleckige Wollbiene (Anthidium punctatum) stammt von einem benachbarten, bislang extensiv genutzten Grünland, nutzt aber auch den angrenzenden Grasweg als Nahrungshabitat. Somit haben auch konventionelle Kleinstrukturen unter bestimmten Voraussetzungen das Potenzial, einen Beitrag zur Artenvielfalt in Agrarökosystemen zu leisten. Allerdings stellen die Bedingungen in Obbornhofen eine Ausnahme dar, und die in Methau vorgefundenen verarmten Kleinstrukturen sind typisch für die heutige flurbereinigte Agrarlandschaft in vielen Regionen Deutschlands. Vergleichbar niedrige Werte (< 10 Bienenarten) wurden auch in mehreren Graswegen in der Oberrheinebene ermittelt (Schwenninger, unveröff. Untersuchungen). Tabelle 42: Ausschließlich in konventionellen Kleinstrukturen gefundene Bienenarten. Nr Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL B H S B H S 1 Anthidium punctatum Weißfleckige Wollbiene D: V; H: V 1 2 Chelostoma campanularum Kurzfransige Scherenbiene 1 3 Sphecodes crassus Blutbienen-Art 1 4 Sphecodes ferruginatus Blutbienen-Art 1 Abkürzungen: RL: Rote Liste, 3 = gefährdet; V = Vorwarnliste. B = Bad.-Württ. (Obergailingen); H = Hessen (Obbornhofen); S = Sachsen (Methau). Wildkräuterarme Bienenweiden Die Zusammensetzung der im Jahr 2011 untersuchten Bienenweiden Visselhöveder Insektenparadies und Kultur-Natur-blüht-auf ist in erster Linie an den Bedürfnissen der Honigbiene ausgerichtet. Die Hauptblütezeit dieser frostempfindlichen und daher erst spät auszusäenden Saatmischungen fällt in den Hochsommer. In dieser Jahreszeit entstehen für die Honigbienen sogenannte Trachtlücken, da lukrative Massentrachten wie Raps, Sonnenblumen oder Linden verblüht sind, und die gegenwärtige Hochsommerlandschaft an Blüten extrem verarmt ist. Die Zusammensetzung der wildkräuterarmen Mischungen, die im Jahr 2010 untersucht wurden, ist derjenigen der 2011 bearbeiteten Mischungen ähnlich. Jedoch entwickelte sich aufgrund der früheren Aussaattermine 2010 im Gegensatz zu 2011 bereits Ende Mai ein ausgedehnteres Blütenangebot vor allem von Gelb-Senf und Ölrettich. Dies wurde von mehreren Wildbienenarten, darunter auch von Nahrungsspezialisten genutzt, wodurch diese Bienenweiden auch für bestandsgefährdete oder sehr seltene Spezies attraktiv waren. Auch die im Jahr 2010 untersuchte Syngenta-Kleemischung stellte insbesondere für Hummeln, darunter auch eine bestandsgefährdete Art, eine Bereicherung dar. Dennoch erreichen diese wildkräuterarmen Mischungen hinsichtlich der Artenzahlen und der Artenschutzbedeutung (Abbildung 59 und Abbildung 60) nur eine mittelmäßige bzw. geringe Bedeutung. Ursache hierfür ist, dass die Zusammenstellung der Pflanzenarten vor allem den Nahrungsansprüchen der Honigbiene entgegen kommt, d. h. der Bienenweidewert (Pritsch 2007), welcher sich an Mengen und Qualität des Nektars und Pollen orientiert, ist entsprechend hoch und für die Honigbiene besonders attraktiv. Diese wildkräuterarmen Mischungen können daher als Honigbienenweiden bezeichnet werden. Sie sind sich in der Grundausstattung der Pflanzenarten

105 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 105 recht ähnlich, so sind z. B. Buchweizen und Büschelschön in großen Anteilen in den Honigbienenweiden enthalten. In den im Jahr 2011 untersuchten wildkräuterarmen Honigbienenweiden (Visselhöveder Mischung und Kultur-Natur-blüht-auf-Mischung) stellte infolge des verspäteten Blühbeginns von Gelb-Senf oder Ölrettich Büschelschön mit Abstand die am meisten von Wildbienen favorisierte Pflanzenart dar. Allerdings wurde nur von wenigen Wildbienenarten auch ein Pollensammeln beobachtet. Dort wo in den Honigbienenweiden spontan Acker-Wildkräuter, etwa Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum), aufkamen, wurden diese von zahlreichen Wildbienenarten, darunter auch Nahrungsspezialisten genutzt. An den ausgesäten Pflanzenarten der Honigbienenmischungen konnten jedoch im Jahr 2011 keine Nahrungsspezialisten festgestellt werden. Insgesamt zwölf Bienenarten wurden in den acht untersuchten wildkräuterarmen Honigbienenweiden in den Jahren 2010 und 2011 festgestellt, die in den anderen Varianten nicht gefunden werden konnten (Tabelle 40). Hervorzuheben sind die beiden hochgradig bestandsgefährdeten Arten Mooshummel (Bombus muscorum) und Grubenhummel (Bombus subterraneus), die hier von dem zeitweise ausgedehnten Blütenangebot von Klee und Gelb-Senf profitierten. An Gelb-Senf sammelte auch die auf Kreuzblütler spezialisierte und besonders bemerkenswerte Schneeweißgebänderte Sandbiene (Andrena niveata) Pollen. Büschelschön wurde u. a. auch von der Grubenhummel besucht, 2011 allerdings nur von einem Männchen. Generell übt Phacelia tanacetifolia eine besonders hohe Anziehung auf Bienen aus (vgl. Tabelle 29), da diese Pflanze sehr viel Nektar produziert, und von den Bienen vor allem zur Eigenversorgung genutzt wird. Der Pollen wird zwar auch von Wildbienenweibchen gesammelt, bislang wurde dies aber v. a. bei besonders anpassungsfähigen und weit verbreiteten Wildbienenarten, neben mehreren Hummelarten auch bei solitären Bienenarten, wie Gelbfüßige Sandbiene (Andrena flavipes), Gewöhnliche, Breitkopf, Dunkelgrüne oder Polierte Schmalbiene (Lasioglossum calceatum, laticeps, morio, politum) oder der Gewöhnlichen Furchenbiene (Halictus tumulorum), beobachtet. Neben der Zusammensetzung der Pflanzenarten übt auch die jeweilige Lage der Bienenweiden innerhalb der jeweiligen Agrarlandschaft einen Einfluss auf die Blütenbesucher aus. So wurde in Obbornhofen die Mischung Kultur-Natur-blüht-auf unmittelbar am Rand des Siedlungsbereichs mit Kleingärten und Wiesen ausgebracht. Deshalb konnten hier Bienenarten festgestellt werden, welche in der ausgeräumten Feldflur ansonsten keine Entwicklungschancen vorfinden, da sie oberirdisch in vorhandenen Hohlräumen in Mauerritzen oder -fugen bzw. im Holz von Fachwerkgebäuden nisten. Bemerkenswert ist auch, dass hier zwar auf Glockenblumen-Pollen spezialisierte Arten angelockt wurden, deren Pollenquellen infolge Mahd und Beweidung in der Umgebung knapp waren, in den Bienenweiden jedoch lediglich Nektarquellen zur Eigenversorgung vorfanden. Wildkräuterreiche Bienenweiden Wildbienen bevorzugen offensichtlich Wildkräuter. So ist zu erwarten, dass insbesondere Ansaaten mit einem entsprechend hohen Wildkräuteranteil das Ziel des Bienenweide-Projekts Förderung von Wildbienen erreichen. Aufgrund der Saatgutzusammensetzung mit einem Wildkräuteranteil von über 60 % ist die im Jahr 2010 ausgebrachte Mischung Blühende Landschaft Ost als Wildkräutermischung einzustufen. Da jedoch im Jahr 2010 am Standort Methau gerade mal vier der in der Mischung enthaltenen Wildkräuterarten, Kamille, Kornblume, Wilde Möhre und Klatschmohn,

106 Seite 106 Blühflächen in der Agrarlandschaft von Wildbienen genutzt werden konnten, erreichte diese Mischungsvariante keinen besondere Bedeutung als Nahrungsquelle für Wildbienen. Tabelle 43: Ausschließlich in wildkräuterarmen Bienenweiden gefundene Bienenarten. Nr Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL 1 Andrena minutuloides Sandbienen-Art 2 2 Andrena niveata Schneeweißgebänderte Sandbiene D:3, S: Anthidium oblongatum Felsspalten-Wollbiene H: V 1 4 Bombus bohemicus Böhmische Schmarotzerhummel 5 Bombus campestris) Feld-Schmarotzerhummel 1 6 Bombus muscorum Mooshummel D:2; H: Bombus subterraneus Grubenhummel D:2, S:2 4 8 Bombus sylvestris Wald-Schmarotzerhummel 9 Halictus sexcinctus Sechsbindige Furchenbiene S: Lasioglossum nitidiusculum Glänzende Schmalbiene D: V; S: B H S B H S 11 Megachile centuncularis Rosen-Blattschneiderbiene S: V 1 12 Sphecodes pseudofasciatus Blutbienen-Art D: D; H:* 1 Abkürzungen: RL: Rote Liste: 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet; D = Daten unzureichend; V = Vorwarnliste; B = Bad.-Württ. (Obergailingen); H = Hessen (Obbornhofen); S = Sachsen (Methau). * = 2. Fundnachweis in Hessen Im Gegensatz dazu war die ausschließlich aus Wildkräutern bestehende Turdus Wildkräuter- Mischung durch Spitzenwerte von 57 bzw. 49 nachgewiesenen Wildbienenarten gekennzeichnet. Die Wildbienen profitieren hier vom Pollen- bzw. Nektarangebot von 22 (2010) bzw. 24 (2011) verschiedenen Wildkräutern. In der Veitshöchheimer Mischung konnte zwar bei weitem nicht diese hohen Wildbienen-Diversität festgestellt werden, jedoch standen auch hier 23 Wildkräuter- und 4 Kulturpflanzenarten als Nahrungsquelle zur Verfügung (vgl. Tab.10 in Büro Schwenninger 2010). Die Tatsache, dass in der Veitshöchheimer Mischung sechs und in der Turdus-Mischung insgesamt acht oligolektische Bienenarten (vgl. Tab 22 bzw. Tab. 24 in Büro Schwenninger 2010) beim Sammeln an ihren essentiellen Pollenquellen registriert werden konnten, weist auf eine hohe Qualität des vorhandenen Nahrungspflanzenangebots für Wildbienen hin. Diese besondere Bedeutung der wildkräuterreichen Bienenweiden wird außerdem durch die ausschließlichen Nachweise von 21 Bienenarten verdeutlicht (Tabelle 44), obwohl die Untersuchungsintensität dieser Wildkräutermischungen in den Jahren 2010 und 2011 mit vier Standorten gegenüber den wildkräuterärmeren Honigbienenweiden mit acht Standorten wesentlich geringer war. Somit sind wildkräuterreiche Ansaaten im Gegensatz zu den Honigbienenweiden als optimale Wildbienenweiden zu betrachten.

107 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 107 Tabelle 44: Ausschließlich in wildkräuterreichen Bienenweiden gefundene Bienenarten. Nr Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL 1 Bombus barbutellus (K.) Bärtige Schmarotzerhummel B H S B 2 Bombus ruderarius Grashummel D: 3; B:3 2 3 Coelioxys rufescens Rötliche Kegelbiene D: V; B:3 2 4 Eucera longicornis Juni-Langhornbiene D: V; B:V 2 5 Hoplitis adunca Glänzende Natternkopf-Biene 11 6 Hylaeus gibbus s. str. Maskenbienen-Art 1 7 Hylaeus punctatus Grobpunktierte Maskenbiene 2 8 Hylaeus signatus Reseden-Maskenbiene Hylaeus sinuatus Geschweifte Maskenbiene 2 10 Hylaeus taeniolatus Maskenbienen-Art D: D; B:D Lasioglossum lativentre Schmalbienen-Art D: V; B: V 3 12 Megachile circumcincta Blattschneiderbienen-Art D: V; B: V 1 13 Megachile rotundata Luzerne-Blattschneiderbiene 1 14 Megachile versicolor Blattschneiderbienen-Art 2 15 Melitta nigricans Blutweiderich-Sägehornbiene Nomada bifasciata Wespenbienen-Art Nomada flavopicta Gelbfleckige Wespenbiene 2 18 Nomada guttulata Wespenbienen-Art 1 19 Nomada sexfasciata Langkopf-Wespenbiene 1 20 Osmia niveata Einhöckerige Mauerbiene D: 3; H: Sphecodes albilabris Auen-Blutbiene 2 Abkürzungen: RL: Rote Liste, 3 = gefährdet; V = Vorwarnliste. B = Bad.-Württ. (Obergailingen); H = Hessen (Obbornhofen); S = Sachsen (Methau). Ein konkreter Einfluss der Herkunft der Wildkräuter in Obergailingen am Hochrhein (gebietsheimisches Saatgut) kann im Rahmen der vorliegenden Untersuchung zwar nicht nachgewiesen werden. Dennoch könnten die außerordentlich hohen Bienenzahlen auf einen möglichen positiven Effekt durch diese an die heimischen Standortsbedingungen hervorragend angepassten Wildkräutersippen hindeuten. So erscheint es grundsätzlich plausibel, dass sich die bodenständigen Wildbienenpopulationen über Jahre hinweg auch an die entsprechenden Pflanzensippen und deren Blühphasen angepasst haben. In der wildkräuterreichen Mischung Blühende Landschaft Ost (Methau im Jahr 2010) konnten Bienen nur von 8 Pflanzenarten als Nahrungsquelle profitieren, da die übrigen Pflanzenarten nicht oder nur sehr spärlich aufgelaufen waren. Da die Herkunft des Saatguts unbekannt ist, kann nicht beurteilt werden, ob das Saatgut hierfür verantwortlich ist, allerdings ist ein Zusammenhang nicht auszuschließen.

108 Seite 108 Blühflächen in der Agrarlandschaft Zusammenfassung und Empfehlungen Im Jahr 2010 konnten insgesamt 87 Wildbienenarten mit 4165 Individuen erfasst werden, darunter 12 Arten der Roten Liste der Bienen Deutschlands bzw. der jeweiligen Länderliste. Im Jahr 2011 wurden insgesamt 79 Spezies mit 3058 Individuen festgestellt werden. Die geringeren Zahlen im Vergleich zum Vorjahr resultieren aus der unvollständigen Erfassung des Frühjahrsaspekts im Jahr 2011 infolge der verzögerten Vegetationsentwicklung. Dies spiegelt sich auch im geringeren Nachweis von Rote-Liste-Arten wider. So wurden 2010 noch 12 bestandsgefährdete Spezies festgestellt, demgegenüber waren es im Jahr 2011 nur 10 bundesweit bzw. landesweit bestandsgefährdete Bienenarten. Dennoch erlangten in beiden Jahren einige der untersuchten Bienenweiden eine herausragende Bedeutung für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Die Untersuchungen ergaben somit, dass Blühmischungen einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft leisten können. o Am effektivsten waren wildkräuterreiche Mischungen wie Veitshöchheimer und Turdus- Mischung. Hier konnten die meisten Bienenarten festgestellt werden. In der Turdus- Mischung mit ausschließlich gebietsheimischen Pflanzenarten konnten mit Abstand die meisten Bienenarten (57) festgestellt werden. o Die Tübinger und die Brandenburger Mischung ( Honigbienenmischungen ) förderten vor allem Hummeln. Einige Solitärbienen profitierten vor allem von Gelb-Senf. Hier traten auch typische Rapsbestäuber auf, darunter auch seltene und besonders gefährdete Arten. Die Syngenta-Leguminosenmischung erwies sich ebenfalls als besonders geeignete Hummel- Mischung. o Überraschenderweise wies eine konventionelle Kleinstruktur, ein Grasweg in Hessen, im Jahr 2011 höhere Blütenbesucherfrequenzen auf als die dort angelegte Bienenweide ( Kultur- Natur-blüht-auf -Mischung). Die Bienenarten an diesen Grasweg strahlen von einem benachbarten extensiv bewirtschafteten Grünland ein. o Die im Jahr 2011 ausgebrachten Syngenta Bienenweiden konnten zumeist nur von vglw. wenigen Bienenarten genutzt werden und trugen daher nur sehr wenig zur Verbesserung der Artenvielfalt bei. Lediglich an einem Standort in Hessen wurden in der Mischung Kultur- Natur blüht-auf vermehrt Wildbienen (31 Arten) festgestellt. Diese Vorkommen wurden jedoch auch durch die Nachbarschaft zum Siedlungsbereich sowie durch das spontane Aufkommen von Acker-Wildkräutern begünstigt. o Eine Analyse der Ergebnisse aus den Jahren 2010 und 2011 ergab, dass wildkräuterarme Blühmischungen v. a. für anspruchslosere Wildbienenarten und Honigbienen geeignet sind (Honigbienenweiden), während durch wildkräuterreiche Mischungen eine größere Zahl von Wildbienenarten, darunter auch die meisten naturschutzfachlich bedeutsamen Arten, gefördert werden (Wildbienenweiden). o Bei einer Optimierung sowohl der Anlage als auch der Pflege der Blühstreifen wird eine verstärkte Besiedlung durch Wildbienen erwartet. Hierzu werden im nächsten Abschnitt gezielte Maßnahmen vorgeschlagen.

109 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 109 Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass durch spezielle Wildbienenweiden das Nahrungsangebot für Wildbienen in der heutigen an Blüten verarmten Agrarlandschaft erheblich verbessert werden kann. Am besten erfüllen gebietsheimische Wildkräutermischungen diesen Zweck (vgl. auch Westrich & Schwenninger 1997, Büro Schwenninger 2008). Dabei profitieren auch Honigbienen, was umgekehrt bei speziellen Honigbienen-Blühmischungen nur bedingt der Fall ist. Um die Biodiversität in Agrarökosystemen und, damit verbunden, das Bestäuberpotenzial zu erhalten bzw. zu fördern, sollten daher Pflanzenmischungen ausgebracht werden, die sich an den Ansprüchen von Wildbienenarten orientieren. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass für Honigbienen geeignete Pflanzenarten sowie ungünstige Aussaattermine und damit verbunden verspätete Blühphasen keinen oder nur einen geringen Beitrag zur Förderung der Wildbienen leisten können. Aus diesem Grund sollten die im Folgenden dargestellten Maßnahmen zur Verbesserung der Bienen-Diversität in der Agrarlandschaft (vgl. Büro Schwenninger 2010) entsprechend umgesetzt werden. Da einige dieser Maßnahmen bereits nachweislich zu einer erheblichen Förderung von Wildbienen beigetragen haben können sie auch als Vorlage für Maßnahmen zur Begrenzung des Rückgangs der Artenvielfalt in Agrarökosystemen auf europäischer Ebene herangezogen werden. Zum Erhalt des Bestäuberpotenzials sollten in der gesamten EU effektive Maßnahmen ergriffen werden. Für eine erfolgreiche Anlage von Wildbienenweiden, aber auch zur Erleichterung des Monitorings wird empfohlen, die nachstehenden Vorschläge zu berücksichtigen. Zusammensetzung der Saatmischungen Die Zusammenstellung der Pflanzenarten in den Mischungen hat den größten Einfluss auf die Blütenbesucher. Es wird daher empfohlen, dass außer wenigen Kulturpflanzen wie Gelb-Senf vor allem heimische Wildkräuter in den Mischungen enthalten sein sollten. Es wäre sinnvoll, eine bundesweite Grundmischung von Pflanzenarten, die innerhalb Deutschlands keine Verbreitungsgrenzen aufweisen, zusammenzustellen. Dieser Grundmischung sollten dann regional verbreitete Pflanzenarten hinzu gemischt werden. Solche regionalen Pflanzenarten sollten in den betreffenden Bundesländern keine Arealgrenzen besitzen und zumindest in etwa 40 % der Quadranten der Messtischblätter dieser Bundesländer anzutreffen sein. Um die Bedeutung der verschiedenen Pflanzenarten als Pollen- und/oder Nektarquelle für Wildbienen und Honigbiene zu dokumentieren, wäre es zweckmäßig eine Excel-Tabelle mit einer Auswahl von Pflanzenarten als Vorlage zu erstellen. Bei jeder Pflanzenart sollte die Bedeutung für Wildbienen bzw. für die Honigbiene angegeben werden (Beispiel: xxx = extrem wichtig, xx = wichtig; x = noch relevant). Hierzu könnte die im Anhang enthaltene Wildbienenweide verwendet und ggf. ergänzt werden (Anhang 13). In der Praxis könnten dann zwei Mischungen zur Anwendung kommen. Eine kostengünstigere Variante, welche die Bedürfnisse eines Großteils der Wildbienenarten (außer einigen Nahrungsspezialisten) abdeckt. Eine zweite, optimale Mischung sollte auch die Bedürfnisse von möglichst vielen Nahrungsspezialisten erfüllen (z. B. Glockenblumen). Durch die Verwendung regional verbreiteter Pflanzenarten bestünde eine erhöhte Chance auf Anerkennung der Mischungen durch die Naturschutzfachbehörden der verschiedenen Bundesländer, da sowohl Artenschutzbelange als auch Regionalität berücksichtigt werden.

110 Seite 110 Blühflächen in der Agrarlandschaft Die Pflanzenmischungen sollten keine Problempflanzen wie z. B. Disteln enthalten, damit seitens der Landwirte kein Anlass entsteht, die Bienenweiden während der Vegetationsperiode vorzeitig und vollständig zu mähen, wie das Beispiel aus Obbornhofen zeigt. Flächenauswahl und Flächengröße Vorschläge für die Anlage von Bienenweiden sind bereits im Gutachten von 2009 enthalten (siehe Kap. 6. Büro Schwenninger 2009). Demnach kommen vor allem stillgelegte Ackerflächen und Ackerränder, vor allem entlang von Feldwegen in Frage. Eine Anlage am Rand von Feldwegen vereinfacht die Durchführung von Pflegemaßnahmen, zudem sind diese besser einsehbar. Um jedoch ein Befahren etwa bei Ausweichmanövern zu vermindern, sollten neue Blühstreifen am besten entlang von wenig befahrenden Feldwegen angelegt werden. Auch sollten keine Vorgewende, sondern parallel zur Bearbeitungsrichtung befindliche Acker- oder Feldwegränder ausgewählt werden. Diese leisten einen weitaus größeren Beitrag zur Artenvielfalt in Agrarökosystemen (vgl. Schwenninger 1988), da sie weniger durch Bodenverdichtung, unbeabsichtigte Düngung oder Herbizidapplikation beeinträchtigt werden. Die Flächengröße einer Bienenweide-Variante sollte 500 m² nicht unterschreiten. Zur leichteren Pflege sollten Streifen eine Breite von mindestens 2,5 m haben, was der Breite der üblichen Mähgeräte entspricht. Die Länge der Streifen sollte mindestens 200 m betragen. Es können auch Streifen mit einer Länge von 100 m, dann aber mit einer Breite von mindestens 5 m angelegt werden. Bei einer Breite von 2,5 m sind allerdings eine (Teilflächen)Mahd und ein Abräumen des Mähguts einfacher zu bewerkstelligen. Im Hinblick auf das Monitoring sollten die verschiedenen Blühmischungen mindestens 200 m voneinander entfernt angelegt werden, damit die Präferenzen der Blütenbesucher deutlich erkennbar sind und keine Überlappungen stattfinden. An beiden Enden der Blühstreifen sollten zur Verbesserung des Nistplatzangebots für bodennistende Solitärbienen Erdhügel errichtet werden. Hierzu sollte lockeres, nährstoffarmes Bodensubstrat mit einem Sandanteil von ca. 30 % auf etwa 5 m Länge in einer Breite von 2,5 m und einer Höhe von 1,5 m aufgeschüttet werden. Aussaat Die Aussaaten an den verschiedenen Standorten sollten möglichst zum selben Zeitpunkt erfolgen. Optimal ist eine Aussaat in den Monaten September/Oktober, alternativ wären Aussaattermine im Februar/März. Bei Aussaaten im Frühjahr sollte das Saatgut sollte den Landwirten rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden, mit der Bitte um baldmöglichste Aussaat, damit die Bienenweiden bereits im Mai einen entsprechenden Blühaspekt ausbilden können. Gegebenenfalls sollte besonders frostempfindliches Saatgut gegen robuste Samen ausgetauscht werden. Die Flächen sind prinzipiell so zu bearbeiten, wie es für andere Kulturpflanzen üblich ist. Zuerst sollten die Flächen gemäht und sorgfältig abgeräumt, umgebrochen und das Saatbeet vorbereitet werden. Zur Queckenbekämpfung sollte ein Schälpflug verwendet und anschließend mit dem Grubber nachgearbeitet werden. Am besten ist es jedoch, an Stellen mit Queckenvorkommen keine Blühstreifen zu errichten.

111 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 111 Pflege Prinzipiell wäre es wünschenswert, die Pflege der Bienenweiden an den Ansprüchen der Wildbienen auszurichten (vgl. Kap. 6.4, Büro Schwenninger 2009). Es hat sich gezeigt, dass in der Praxis solche Pflegemaßnahmen nur in Ausnahmefällen durchzusetzen sind, deshalb wird vorgeschlagen, an allen Standorten das nachstehende, leichter realisierbare Mahdkonzept umzusetzen. Erster Mahdtermin: ab Ende Juni, hierbei nur abschnittsweises Mähen auf der Hälfte der jeweiligen Fläche, Stehenlassen von Blüteninseln. Durch die Nachblüte der gemähten Hälfte wird das Blütenangebot im Hochsommer gefördert, wenn generell Nahungsmangel für Bienen herrscht. Hiervon profitieren neben der Honigbiene viele Hummelarten sowie etliche Solitärbienenarten, die eine zweite Generation ausbilden oder nur im Hochsommer aktiv sind. Zweiter Mahdtermin: gesamte Fläche ab Ende August.

112 Seite 112 Blühflächen in der Agrarlandschaft 5 Literaturstudie: Möglichkeiten und Grenzen von Blühstreifen und Blühflächen in der Agrarlandschaft 5.1 EINLEITUNG Die Intensivierung der Landwirtschaft hat in Europa zu einem starken Biodiversitätsverlust in der Agrarlandschaft geführt (z.b. Stoate et al. 2001). Zum Ausgleich dieser Entwicklung werden vermehrt Maßnahmen zur gezielten Biodiversitätsförderung durchgeführt und auch im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in Form von Agrarumweltmaßnahmen (AUM) gefördert. Die Etablierung blütenreicher Kräutermischungen auf Ackerstreifen und -flächen ist dabei eine in mehreren europäischen Ländern umgesetzte AUM. Die Maßnahmen finden dabei nicht nur bei Landwirten und Jägern eine hohe Akzeptanz, sondern auch bei der Erholung suchenden Bevölkerung (Degenbeck, 2007). Bei der Anlage von Blühstreifen und -flächen stehen folgende Ziele im Vordergrund (Haaland et al., 2011): Förderung der Biodiversität von Insekten und damit Förderung von Bestäubern auch in Hinblick auf die Bestäubung von Ackerkulturen Förderung von Raubinsekten zur biologischen Schädlingskontrolle Förderung der Biodiversität von Pflanzen an Ackerrändern Förderung der Vögel über die Sicherung von Nahrungsressourcen (Invertebraten, Samen) Optische Aufwertung der Landschaft durch ein attraktives Blütenangebot Dieses Papier soll die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Möglichkeiten und Grenzen, die diese Maßnahme für die Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft bietet, kurz zusammenfassen. Folgende Themen werden dabei behandelt: In Abschnitt 5.2 werden die verschiedenen Typen von Blühmischungen und ihre Charakteristika vorgestellt. In Abschnitt 5.3 werden mögliche positive Effekte von Blühstreifen und Blühflächen vorgestellt. Auf folgende Bereiche wird dabei im Besonderen eingegangen: Förderung der biologischen Vielfalt am Beispiel von Wildbienen und Vögeln Bestäubung von Kulturpflanzen und Ertragssteigerung Natürliche Schädlingsbekämpfung durch die Förderung von Nützlingen Abschnitt 5.4 fasst die Rahmenbedingungen zusammen, die eine hohe Effektivität von Blühstreifen begünstigen. In Abschnitt 5.5 werden die Grenzen aufgezeigt, denen Blühstreifen und Blühflächen bei der Erreichung von Naturschutzzielen unterliegen.

113 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite TYPEN VON BLÜHMISCHUNGEN Einjährige Blühmischungen mit Kulturpflanzen als Hauptbestandteil Einjährige Mischungen mit Kulturpflanzen als Hauptbestandteil enthalten meist zwischen 8 und 20 Pflanzenarten. Häufig sind dies u. a. die Arten Phacelia (Phacelia tanacetifolia), Buchweizen (Fagopyrum esculentum), Borretsch (Borago officinalis), Ringelblume (Calendula officinalis), Gelbsenf (Sinapis alba), Ölrettich (Raphanus sativus) und Malve (Malva sylvestris subsp. mauritiana und Malva verticillata). Als Wildpflanze findet man in diesen Mischungen häufig Kornblumen (Centaurea cyanus) (Kronenbitter 2010). Die Mischungen können konkurrenzstark gegen Unkräuter sein (Carreck & Williams 1997; Carreck & Williams 2002). Meist sind frostempfindliche Arten in den Mischungen vertreten (z. B. Buchweizen, Phacelia) und die Aussaat wird in der Regel im Frühjahr nach den letzten starken Frösten empfohlen. Dadurch blühen die Mischungen erst relativ spät im Jahr (in Deutschland beginnt die Blüte bei Aussaat Mitte Mai Ende Juni bis Anfang Juli) (Kronenbitter 2010, 2011). Aus landwirtschaftlicher Sicht gestaltet sich die Etablierung der Mischungen relativ einfach. Bei trockener Witterung zum Aussaatzeitpunkt wird eine Bewässerung empfohlen. Durch eine gestaffelte Aussaat lässt sich der Blühzeitraum der Mischungen verlängern und es kann ein kontinuierlich hohes Blütenangebot geschaffen werden (Carreck & Williams 2002) Überjährige Blühmischungen mit Kulturpflanzen als Hauptbestandteil Überjährige Mischungen zählen bisher nicht zu den klassischen Blühmischungen wie sie in den meisten Agrarumweltprogrammen Anwendung finden, sondern sind hauptsächlich als Äsungsmischungen im jagdlichen Bereich vertreten. Nichtsdestotrotz bietet das gestaffelte Blütenangebot der krautigen Kultur- und teilweise auch Wildpflanzenarten, eine Nahrungsquelle für eine Reihe von Bestäubern. Die Mischungen können von Frühjahr bis Herbst ausgesät werden (Kronenbitter & Oppermann 2013). Im Gegensatz zu einjährigen Mischungen sind hier jedoch auch eine Reihe winterharter Pflanzen wie z.b. Raps (Brassica napus), Winterrübsen (Brassica rapa), Markstammkohl (Brassica oleracea), Rotklee (Trifolium pratense) oder Winterwicken (Vicia villosa) enthalten, so dass die Mischungen auch im Folgejahr weiter bestehen können Mehrjährige Mischungen mit hohem Leguminosenanteil Diese Mischungen finden im Agrarumweltprogramm Großbritanniens Anwendung und werden meist als Pollen- & Nektar-Mischung bezeichnet. Die Mischungen sind in der Regel Leguminosen-Gras- Gemenge und werden speziell zum Nutzen von Hummeln und andere Bienen angelegt (Carvell et al. 2007; Haaland et al. 2011). Im ersten Jahr nach der Ansaat können sie deutlich mehr Blüten produzieren als eine Wildblumenmischung (Carvell et al. 2007). Durch die geringe Artenzahl ist ihre Blühvielfalt jedoch beschränkt Mehrjährige Mischungen mit einem hohen Wildpflanzenanteil Mehrjährige Mischungen mit einem hohen Wildpflanzenanteil können sehr artenreich sein und über 50 verschiedene Pflanzenarten enthalten. Teilweise sind in den Mischungen neben den krautigen

114 Seite 114 Blühflächen in der Agrarlandschaft Pflanzen auch Gräser enthalten. In manchen Ländern, z.b. in Großbritannien, orientiert sich die Zusammensetzung der Blühmischungen an einer artenreichen Heuwiese und besitzt einen relativ hohen Grasanteil. In anderen Ländern, wie in manchen Teilen Deutschlands und der Schweiz, werden keine Gräser in den Mischungen angesät (Haaland et al. 2011). Bei der Auswahl der Pflanzenarten ist es wichtig, standortgerechte Arten auszuwählen und autochthones Saatgut zu verwenden (Nentwig 2000). Aufgrund der zahlreichen Arten können diese Mischungen eine besonders hohe Blühvielfalt aufweisen. Neben den angesäten Pflanzenarten können durch die Anlage mehrjähriger Blühmischungen auch die natürlichen Beikräuter, die in der Samenbank eines Standortes enthalten sind, gefördert werden. Flächen mit Ansaat einer mehrjährigen artenreichen Blühmischung können im ersten Jahr deutlich mehr Pflanzenarten aufweisen als Bracheflächen oder einjährige Blühflächen (Tabelle 45). Dies ist vermutlich auf Effekte der Bodenbearbeitung und auf geringe Konkurrenz (z.b. bei schlechter Etablierung der Mischung, was häufig vorkommt) zurückzuführen (Denys & Tscharntke 2002). Tabelle 45: Mittlere Artenzahl auf verschiedenen Typen von Blühflächen bzw. Brachen an einem intensiv genutzten fruchtbaren Standorten in der Nähe von Göttingen (Daten von Denys & Tscharntke 2002). Flächentyp Mittlere Artenanzahl Mehrjährige Mischung mit 19 Arten Inklusive angesäte Arten Exklusive angesäte Arten Einjährige Mischung mit 4 Arten (Phaceliadominiert) Brache im 1. Jahr Brache im 6. Jahr 35,6 26,3 14,5 17,4 14,3 5.3 MÖGLICHKEITEN VON BLÜHSTREIFEN UND BLÜHFLÄCHEN Förderung der biologischen Vielfalt Durch die Anlage von Blühstreifen und Blühflächen können viele Tiergruppen gefördert werden (Dickel et al. 2010). Sie können als Nahrungs-, Fortpflanzungs-, Überwinterungs- oder Vollhabitat dienen (Albrecht et al. 2008; Fuchs & Stein-Bachinger 2008). Durch ihr reiches Blütenangebot können in Blühstreifen meist hohe Arten und Individuenzahlen festgestellt werden, zum Teil weitaus höhere als auf grasreichen Feldrainen. Bei einem Vergleich von mehrjährigen Wildblumenstreifen mit Wegrainen konnten doppelt so viele Tierarten in den Blühstreifen gefunden werden wie in den Wegrainen (Muchow et al. 2007). Mehrere Studien konnten zeigen, dass in mehrjährigen Wildblumenstreifen sowohl die Artenzahl als auch die Individuendichte von Insekten höher sind als in Ackerflächen, aber auch höher als in anderen Randstreifentypen, wie Grasstreifen und Brachen (Haaland et al. 2011). Neben Insekten wie Bienen, Wespen, Fliegen, Laufkäfern, Tagfaltern werden auch andere Arthropoden wie z.b. Spinnen gefördert (Carreck & Williams 1997; Braun 2005; Degenbeck 2007; Muchow et al. 2007; Becker 2008; Freyer et al. 2010). Im Gegensatz dazu zeigten van Buskirk & Willi (2004), dass der Artenreichtum auf natürlichen Randstreifen 59% höher ist als auf angesäten Randstreifen, was jedoch auf eine höhere Pflanzen-Diversität in den natürlichen Randstreifen zurückzuführen ist.

115 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 115 Auch Vögel wie Grauammer (Emberiza calandra), Feldlerche (Alauda arvensis), Wachtel (Coturnix coturnix), Dorngrasmücke (Sylvia communis), Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola), Neuntöter (Lanius collurio) und Turmfalke (Falco tinnunculus) können durch Blühstreifen und -flächen gefördert werden (Degenbeck 2007; Jenny 2000). Letztere profitieren dabei vor allem von der hohen Mäusedichte in mehrjährigen Blühflächen. Wie Briner et al. (2005) jedoch zeigen konnten, besteht kein erhöhtes Ausbreitungsrisiko der Wühlmäuse von Blühstreifen in angrenzende Felder. Die Ansaat von Blühmischungen kann auch die Pflanzenvielfalt einer Fläche fördern. Auf intensiv genutzten Standorten etablieren sich auf Brachen ohne Ansaat häufig nur relativ artenarme Unkrautfluren bestehend aus zur Dominanz neigenden Wildkräutern wie Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), Echter Kamille (Matricaria chamomilla), Kletten-Labkraut (Galium aparine), Kriechende Quecke (Elymus repens). Durch eine Ansaat von Blühmischungen (bzw. anderen Kulturen) können diese unterdrückt und eine artenreichere Flora etabliert werden (Denys & Tscharntke 2002). Auch bei der Wiederansiedlung regional ausgestorbener, aber ehemals gebietstypischer Wildkräuter können Blühmischungen helfen. Die Wiederbesiedelung eines Standortes durch natürliche Ausbreitung heimischer Wildkräuter benötigt häufig sehr lange Zeiträume. Eine Untersuchung der Ausbreitung und Etablierung von heimischen Wildkräutern in Mitteldeutschland konnte zeigen, dass sich z.b. der Acker-Steinsame (Lithospermum arvense) in zwei Jahren nur in einem Radius von zweieinhalb Metern um die Ursprungspflanze ausbreiten konnte (Bischoff & Mahn, 2000). Eine gezielte Ansaat mit Blühmischungen aus autochthonem Saatgut kann eine Wiederansiedlung deutlich beschleunigen, dabei sollte jedoch immer der Aspekt der Florenverfälschung beachtet werden. Im Folgenden werden zwei Beispiele für die Förderung der biologischen Vielfalt durch Blühstreifen und Blühflächen ausführlicher dargestellt: die Förderung von Wildbienen und die Förderung von Vögeln. Förderung der Biodiversität am Beispiel der Wildbienen In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass auf angesäten Blühstreifen bzw. -flächen deutlich mehr Bienen anzutreffen sind, als in der übrigen Agrarlandschaft (Carvell et al. 2007; Kohler et al. 2008; Pywell et al. 2005; Büro Schwenninger 2009, 2010, 2011). Mit der Anzahl blühender Kräuter nimmt sowohl die Artenzahl, als auch die Individuendichte an Bienen in Blühstreifen zu (Abbildung 61) (Banaszak 1996; Muchow et al. 2007). Mehrjährige Mischungen mit einer großen Anzahl an Pflanzenarten bereichern damit im Vergleich das Nahrungsangebot für Wildbienen in der Agrarlandschaft effektiver als einjährige Mischungen und können daher potentiell mehr Bienenarten fördern (Büro Schwenninger 2010).

116 Seite 116 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 61: Anzahl an Bienenarten und Individuendichte der Bienen in Blühstreifen in Abhängigkeit von der Anzahl blühender Kräuter. Quelle: Muchow et al Die eingesetzten einjährigen Blühmischungen enthielten im Gegensatz zu mehrjährigen Wildblumenmischungen kaum Wildkräuter und in der Regel deutlich weniger Pflanzenarten. Bei der Untersuchung eines reinen Phaceliabestandes (bekannt als Bienenweide), auf Wildbienen konnten 25 Wildbienenarten gefunden werden, von denen jedoch keine zu den oligolektischen Wildbienen zählte, wohingegen in mehrjährigen Brachen von 85 Wildbienenarten 16 oligolektisch waren (Steffan-Dewenter 1998). Allerdings dient Phacelia vor allem als austauschbare Nektarquelle, während der als Eiweißquelle essentielle Pollen nur von sehr wenigen, besonders anpassungsfähigen Bienenarten genutzt wird (Büro Schwenninger 2010). Studien in England an einjährigen Blühmischungen fanden nur relativ wenige Bienenarten. Beim Vergleich der beiden einjährigen Mischungen Tübinger Mischung (zwölf Pflanzenarten) und Ascot Linde SN (fünf Pflanzenarten) wurden elf Bienenarten an der Tübinger Mischung und sechs Bienenarten an Ascot Linde SN beobachtet (Carreck & Williams 1997). Keine der Arten zählt hier zu den oligolektischen Bienen. Carreck & Williams (2002) fanden 15 Bienenarten in einer einjährigen Mischung. Von diesen waren nur drei oligolektisch (Colletes deviesanus, Chelostoma campanularum, Chelostoma florisomne). Untersuchungen in Deutschland fanden im Vergleich zu den englischen Studien teilweise deutlich mehr Wildbienenarten an einjährigen Blühmischungen. Engels et al. (1994) fanden in Deutschland 58 Wildbienenarten auf der einjährigen Tübinger Mischung. Von diesen waren jedoch nur zwei Arten oligolektisch (Osmia brevicornis, Chelostoma florisomne). Eine Studie über Wildbienen an verschiedenen ein- und mehrjährigen Mischungen in Deutschland fand an einjährigen Mischungen zwischen zehn und 31 Bienenarten (Abbildung 62) (Büro Schwenninger 2011). Die Anzahl oligolektischer Bienenarten war auch hier relativ gering. Auf einer Fläche mit 31 Bienenarten (Kultur- Natur-blüht-auf-Mischung) waren nur fünf Bienenarten Nahrungsspezialisten (Chelostoma rapunculi, Colletes daviesanus, Heriades truncorum, Hylaeus nigritus, Lasioglossum costulatum) auf einer Fläche mit 28 Bienenarten (Tübinger Mischung) waren nur zwei davon oligolektisch (Andrena agilissima, Andrena lagopus) (Büro Schwenninger 2010, 2011). An mehrjährigen Mischungen konnten hingegen teilweise deutlich mehr Bienenarten gefunden werden (bis zu 57 in der Turdus-Mischung) von denen bis zu elf oligolektischn waren (Turdus Mischung: Andrena lagopus, Chelostoma rapunculi, Colletes cunicularius, Eucera longicornis, Eucera nigrescens, Hylaeus nigritus, Hylaeus signatus, Macropis europaea, Megachile ericetorum, Melitta leporina, Melitta nigricans) (Büro Schwenninger 2010, 2011).

117 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 117 Abbildung 62: Anzahl der Wildbienenarten (min bis max) an verschiedenen Blühmischungen und Grasstreifen an verschiedenen Standorten in Deutschland in den Jahren 2010 und Die Zahlenangaben über den Balken stehen für die Anzahl der untersuchten Flächen pro Typ. Quelle: Büro Schwenninger 2011, bearbeitet. Bei einem Vergleich der naturschutzfachlich bedeutsamen Bienenarten zeigte sich, dass auch hier die mehrjährigen Mischungen einen größeren Beitrag leisten können als es einjährige Mischungen vermögen (Abbildung 63) (Büro Schwenninger 2011). Für Hummeln im speziellen eignen sich leguminosenreiche Pollen- und Nektarmischungen als schnell etablierbare Blühflächen (Haaland et al. 2011). Carvell et al. (2007) konnten zeigen, dass eine Pollen- und Nektarmischung im Vergleich mit einer mehrjährigen Wildkräutermischung höhere Hummel-Abundanzen und eine höhere Hummel-Diversität erreichte. Die Autoren betonen jedoch, dass für spezielle funktionelle Gruppen, in diesem Fall kurzrüsselige Bombus-Arten, die Wildkrautmischung attraktiver war und die Wildkräutermischung im Gesamten eine größere Kontinuität in der Bereitstellung von blühenden Kräutern aufwies.

118 Seite 118 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 63: Anzahl der naturschutzfachlich bedeutsamen Wildbienenarten (min bis max) an verschiedenen Blühmischungen und Grasstreifen an mehreren Standorten in Deutschland in den Jahren 2010 du Die Zahlenangaben über den Balken stehen für die Anzahl der untersuchten Flächen pro Typ. Quelle: Büro Schwenninger 2011, bearbeitet. Die Präferenzen verschiedener Bienen für einzelne Pflanzenarten konnten in mehreren Studien gezeigt werden. Carreck & Williams (1997) zeigten, dass in einjährigen Mischungen Phacelia die am häufigsten besuchte Pflanzenart war (zwischen 87 und 99% aller Bienenbesuche). Bei einer anderen Studie an einer einjährigen Mischung konnte gezeigt werden, dass 88% aller Honigbienenbesuche und 97% aller Hummelbesuche auf Phacelia (Nektar- und Pollenproduzent) erfolgten, wohingegen 67% aller Besuche solitärer Bienen auf der Ringelblume (nur Pollenproduzent) beobachtet wurden. Die Honigbiene (Apis mellifera) und zwei Hummelarten (Bombus lapidarius und Bombus ruderarius) waren die einzigen Insekten in dieser Studie, die alle Pflanzenarten der Mischung besuchten (Carreck & Williams 2002). Ein Vergleich zwischen Buchweizen, Phacelia, einer Buchweizen- und Phacelia- Mischung und einer Buchweizen- und Phacelia-Mischung plus weitere krautige Pflanzenarten zeigte, dass sowohl Honigbienen als auch Hummeln Blühflächen mit Phacelia vorzogen. Die Buchweizenreinsaat war deutlich weniger beliebt. Honigbienen als auch Hummeln zeigten dabei eine starke Blütenstetigkeit (Pontin et al. 2006). Eine Studie mit Hummeln zeigte, dass langrüsselige

119 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 119 Hummelarten Rotklee bevorzugen, während kurzrüsselige Hummeln häufiger am Borretsch beobachtet werden (Carvell et al. 2006). Für Hummeln sind ebenfalls Disteln sehr attraktiv (Pywell et al. 2005). Hingegen sind zur Förderung eines größeren Spektrums von Wildbienenarten wenige Massenblüher wie Buchweizen und Phacelia ungeeignet. Hierzu ist ein vielfältiges Pflanzenangebot mit einem großen Anteil gebietsheimischer Wildkräuter erforderlich, von welchem zahlreiche, insbesondere spezialisierte Bienenarten und damit automatisch auch die besonders anpassungsfähigen Hummeln und die Honigbiene profitieren (Büro Schwenninger 2008). Förderung der Biodiversität am Beispiel der Vögel Eine Reihe von Vogelarten profitiert von der Anlage von mehrjährigen Blühflächen bzw. -streifen (Jenny 2000). Das Vorkommen von gefährdeten Arten (wie z.b. Rohrweihe (Circus aeruginosus), Rebhuhn (Perdix perdix), Wachtel, Wachtelkönig (Crex crex), Kuckuck (Cuculus canorus), Heidelerche (Lullula arborea), Feldlerche, Baumpieper (Anthus trivialis), Wiesenpieper (Anthus pratensis), Schafstelze (Motacilla flava), Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Schwarzkehlchen, Feldschwirl (Locustella naevia), Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus), Dorngrasmücke, Neuntöter, Bluthänfling (Carduelis cannabina) und Goldammer (Emberiza citrinella)) in diesen Flächen zeigt ihren besonderen biologisch-ökologische Wert (Börner 2007). Die Blühstreifen können sowohl als Nahrungs- als auch als Nisthabitat dienen. Durch eine Steigerung der Insektendichte in Blühstreifen können Vögel als Insektenprädatoren profitieren (Albrecht et al. 2008). Eine Schweizer Studie konnte zeigen, dass Blühstreifen für Feldlerchen als bevorzugte Nahrungssuchorte dienten (Jenny 2000; Weibel 1999). Die Größe der Feldlerchenreviere nahm in Gebieten mit hoher Blühstreifendichte ab, so dass zumindest lokal eine höhere Siedlungsdichte erreicht wurde (Jenny et al. 2003). Turmfalke und Waldohreule (Asio otus) profitieren von der hohen Mäusedichte in Blühstreifen, indem sie bevorzugt auf frisch gemähten Flächen jagten, welche direkt an kleinsäugerreiche Blühflächen angrenzten (Aschwanden 2005). Die vielfältigen Habitatstrukturen von Blühflächen ermöglichen das Koexistieren unterschiedlicher Bruttypen von Bodenbrütern und Röhrichtbrütern bis hin zu Busch- und Baumbrütern (Börner 2007). Viele der stark gefährdeten Bodenbrüter, wie z. B. das Rebhuhn legen ihre Bodennester bevorzugt in Blühstreifen an. Eine Schweizer Studie konnte zeigen, dass über 80% der Gelege im Projektgebiet in Blühstreifen und Grassäumen abgelegt wurden (Jenny et al. 2010). Verschiedene andere Vogelarten finden in mehrjährigen Blühflächen eine Heckenersatzstruktur, die sie wie z.b. die Heckenbraunelle (Prunella modularis) als Niststandort nutzten (Börner 2007) Bestäubung von Kulturpflanzen und Ertragssteigerung Die wichtigsten Insektenbestäuber sind Bienen, zu denen die Honigbiene, Hummeln und die Solitärbienen zählen, danach folgen die Schwebfliegen (Free 1993). Die Anwesenheit von Bestäubern kann den Ernteertrag bei landwirtschaftlichen Kulturen maßgeblich steigern, wie z.b. bei Raps um bis zu 1000 kg/ha (15 30 Samen pro Schote in bienenbeflogenen Rapsfeldern im Gegensatz zu 1-10 Samen pro Schote in Feldern ohne Bienen) und bei Sonnenblume um bis zu 800 kg/ha (503 Samen pro Blütenkopf in bienenbeflogenen Feldern im Gegensatz zu 81 Samen pro Blütenkopf in Feldern ohne Bienen) (Mandl 2006, 2011). Für einige Kulturarten wie Raps und Sonnenblume ist dabei die Honigbiene ein geeigneter Bestäuber (z.b. Mandl 2006), für andere Kulturarten, wie z.b. Süßkirsche

120 Seite 120 Blühflächen in der Agrarlandschaft sind Wildbienen deutlich effektiver. Wildbienen sind jedoch auf wildbienenfreundliche Landschaftselemente zum Überleben angewiesen. Daher nimmt der Süßkirschenertrag mit dem Anteil der für Bienen wertvollen Habitate in einer Landschaft zu (Holzschuh et al. 2012). Auch die Anlage von Blühstreifen kann eine direkte Auswirkung auf die Ernteerträge von Kulturpflanzen haben. Eine Studie an der Universität von Arizona, USA, zeigte, dass durch die Anlage von mehrjährigen Wildblumenblühstreifen der Anteil und die Anzahl an Wildbienenbesuchen an den Blüten eines angrenzenden Blaubeerfeldes über drei Jahre ( ) hinweg zunahmen (Abbildung 64). Der geschätzte Ernteertrag der Blaubeerfelder neben Blühstreifen war im dritten Jahr höher als der Ernteertrag von Feldern neben Grasstreifen (Abbildung 65) (Anonymous 2011). Abbildung 64: Anzahl an Wildbienen an Blaubeerblüten von 2009 bis Gelb: Blaubeerfelder neben mehrjährigen Wildblumenblühstreifen, grün: Blaubeerfelder neben Grasstreifen. Quelle: Anonymous, Abbildung 65: Geschätzter Ernteertrag 2011 in Blaubeerfeldern neben mehrjährigen Wildblumenblühstreifen (gelb) und neben Grasstreifen (grün). Quelle: Anonymous, Eine Abnahme der Bestäuber in der Agrarlandschaft wird zu einem Ernterückgang bei vielen Kulturen führen. Eine Studie von Aizen et al. (2009) beschäftigt sich mit den indirekten globalen Auswirkungen des Verlusts von Bestäubern und den damit einhergehenden Ernterückgängen. Durch niedrigere Erträge wird die Nachfrage nach landwirtschaftlicher Nutzfläche besonders in den Entwicklungsländern steigen und damit maßgeblich zu einer globalen Umweltveränderung beitragen.

121 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 121 Die möglichen Auswirkungen eines Rückgangs unserer landwirtschaftlichen Bestäuber können damit nicht nur auf eine regionale Ebene beschränkt werden, sondern müssen im globalen Kontext gesehen und beachtet werden Nützlingsförderung zur natürlichen Schädlingsbekämpfung Neben der Bemühung zur Unterstützung von Bestäubern werden mehrjährige Blühstreifen häufig zum Ziel der natürlichen Schädlingsbekämpfung durch die Förderung von Nützlingsarthropoden angelegt (Haaland et al. 2011). Bei diesen handelt es sich z.b. um Laufkäfer, Kurzflügelkäfer, Marienkäfer, Schwebfliegen, Wespen und Spinnen. Die Nützlinge sind entweder räuberisch oder parasitoid und vernichten damit eine Reihe von Schädlingen wie Blattläuse oder Glanzkäfer. Mehrjährige Blühstreifen fördern Nützlingsarthropoden meist in ähnlichem Maße wie dies auch andere Randstreifentypen wie z.b. Grasstreifen tun, da viele der Nützlinge nicht an ein reiches Blütenangebot gebunden sind. Das Alter der Streifen und die Jahreszeit haben hingegen einen größeren Einfluss auf die Häufigkeit der Nützlinge als der Randstreifentyp (Haaland et al. 2011). Nichts desto trotz finden sich auch Beispiele, in denen Blühstreifen im Speziellen einen besonders hohen Wert für Nützlingsarthropoden aufweisen. Haenke et al. (2009) fanden höherer Dichten aphidophager Schwebfliegen in Blühstreifen als in Grasstreifen. Auch die Schwebfliegendichte in angrenzenden Weizenfeldern war neben Blühstreifen höher als neben Grasstreifen. Untersuchungen zeigten, dass die Blütendichte und die Schwebfliegendichte eng miteinander korrelierten (Haenke et al. 2009; Sutherland et al. 2001). Nentwig (1992) konnte zeigen, dass für Schwebfliegen dabei drei verschiedene Gruppen von Wildkräutern eine entscheidende Rolle spielen. Als erste Gruppe die frühblühenden Ackerunkräuter Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis), Acker-Hellerkraut (Thlapis arvense) und Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media). Später im Jahr sind Brasicaceen sehr attraktiv (Brassica, Raphanus und Sinapis-Arten). Danach kommen verschiedene Ackerunkräuter wie Kornblume (Centaurea cyanus), Rainfarn (Tanacetum vulgare), Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intypus) und Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis) zum Tragen. Untersuchungen von Freyer et al. (2010) fanden Gewöhnliche Wegwarte, Leindotter (Camelina sativa), Rainfarn, Geruchlose Kamille (Tripleurospermum maritimum), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Wilde Malve (M. sylvestris), Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus), und Phacelia als attraktivste Blütenpflanzen für Schwebfliegen in Blühstreifen. Nentwig (1992) konnte bei seinen Untersuchungen auch für andere Nützlingsgruppen hoch attraktive Pflanzenarten bestimmen. Von 76 untersuchten Pflanzenarten zeigten Marienkäfer eine starke Präferenz für 14 Arten, zu denen Pflanzen mit regelmäßigem Blattlausbefall (z.b. Echter Beinwell (Symphytum officinale)) aber auch blattlausfreie Arten wie Wilde Möhre (Daucus carota) und Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) zählten. Eine Ansaat dieser Pflanzenarten kann Nützlinge gezielt fördern. Bei einer Untersuchung von Grasstreifen als Nützlingshabitat konnte gezeigt werden, dass aphidophage Räuber besonders häufig in Streifen mit einem hohen Anteil von Gewöhnlichem Knäuelgras (Dactylis glomerata) und einem niedrigen Anteil an unbedecktem Boden vorkamen (Dennis & Fry 1992). Auch Wolfspinnen waren besonders häufig in Randstreifen mit Grasanteil vorhanden (Thomas & Marshall 1999). Doch nicht nur Gräser fördern die Anwesenheit von Raubarthropoden, sondern diese scheinen durch eine hohe Biomasse der Vegetationsschicht positiv beeinflusst zu werden. Bürki & Hausammann (1993) fanden besonders hohe

122 Seite 122 Blühflächen in der Agrarlandschaft Raubarthropodendichten unter größeren Pflanzen wie Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) oder Kleine Klette (Arctium minus). Auch Frank (1997) und Frank & Reichert (2004) konnten zeigen, dass die Vegetationsstruktur das Vorkommen von Nützlingen, in diesem Fall Kurzflügelkäfern und Laufkäfern beeinflusst. Vor allem ältere Wildkrautstreifen enthielten dabei deutlich mehr Kurzflügelkäfer- und Laufkäferarten als Ackerfelder. Viele Untersuchungen konnten zeigen dass semi-natürliche Habitate wie blühende Randstreifen in Agrarlandschaften bevorzugte Überwinterungshabitate für Arthropoden darstellen. So fanden Pfiffner & Luka (2000) bei einem Vergleich von im Winter gesammelten Bodenproben verschiedener Randstreifentypen die höchste Arthropoden-Dichte und -Diversität in mehrjährigen Wildblumenstreifen, darunter viele wichtige Raubarthropoden. Frank & Reichert (2004) zeigten, dass mit zunehmendem Alter einer mehrjährigen Wildblumenblühfläche die Häufigkeit und die Artenzahl von Kurzflügelkäfern zunahm. Auch für Spinnen können Wildkrautstreifen wichtige Winterrückzugsgebiete sein (Lemke & Poehling, 2002). Die Nützlingsarthropoden breiten sich von den Randstreifen in die angrenzenden Kulturflächen aus. So wurden in Blaubeerfeldern mit angrenzenden Wildblumenblühstreifen deutlich mehr Nützlingsarthropoden gefunden als in Blaubeerfeldern ohne angrenzende Wildblumenblühstreifen (Anonymous, 2009). Hier hatte die Anwesenheit von Blüten einen entscheidenden Einfluss auf die Anwesenheit parasitoider Wespen, die in den Blaubeerfeldern noch in 40 Metern Entfernung zum Blühstreifen in größeren Abundanzen anzutreffen waren. Long et al. (1998) konnten zeigen, dass Marienkäfer und parsitoide Wespen regelmäßig bis zu 75 Meter in Ackerflächen neben Blühstreifen einwandern. Auch für Laufkäfer und Spinnen konnte gezeigt werden, dass die Käfer- und Spinnengemeinschaft in Wildblumenstreifen die Populationen in angrenzenden Ackerflächen beeinflussen. Wildblumenstreifen können eine Erhöhung der Artenvielfalt von Laufkäfern und Spinnen in benachbarten Randbereichen von Ackerflächen bewirken, wodurch Blattlauspopulationen in diesen Bereichen stärker dezimiert werden (Luka et al. 2001). Scheid (2010) konnte zeigen dass bei Blattlauspopulationen in Winterweizenfeldern neben Blühstreifen nur ein geringes Populationswachstum zu beobachten ist. Dies kann auf und ein erhöhtes Räuber-Beute-Verhältnis und erhöhte Parasitierungsraten der Blattläusen zurückgeführt werden. Gleichzeitig konnte gezeigt werden dass die Schwebfliegendichte, im speziellen von aphidophagen Schwebfliegen, nicht nur in Blühstreifen bzw. -flächen erhöht war, sondern auch in den angrenzenden Winterweizenfeldern. 5.4 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EINE HOHE EFFEKTIVITÄT VON BLÜHSTREIFEN UND BLÜHFLÄCHEN Blühstreifen und Blühflächen können positive Effekte bei der Förderung der biologischen Vielfalt, der Bestäubung von Kulturpflanzen und bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung erzielen. Um optimale Ergebnisse erzielen zu können, müssen jedoch bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein. Im Folgenden werden diese kurz zusammengefasst.

123 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite Blühmischung und Bestandsstruktur Zur Förderung der biologischen Vielfalt und zur Gewährleistung der damit einhergehenden positiven Effekte, wie Bestäubungsleistung und natürliche Schädlingskontrolle, eignen sich vor allem mehrjährige artenreiche Wildkräutermischungen. Bei der Auswahl der Pflanzenarten ist es hierbei wichtig, standortgerechte Arten auszuwählen und autochthones Saatgut zu verwenden (Nentwig 2000; Büro Schwenninger 2009, 2010, 2011). Nentwig (2000) rät von der Verwendung von Gräsern in Blühmischungen ab, da diese schnell zu hohen Deckungsgraden führen und Gräser im Laufe der natürlichen Sukzession auch spontan auflaufen. Handelsübliche Grünbrache-Mischungen aus Gelbsenf, Raps oder Ölrettich und artenarme Klee- Grasmischungen sind hingegen keine optimalen Blühstreifenmischungen. Auch reine Phacelia- Ansaaten sollten nicht verwendet werden, da diese aus naturschutzfachlicher Sicht weitgehend uninteressant sind (Steffan-Dewenter 1998; Nentwig 2000). Die Bestandstruktur der Blühstreifen bzw. Blühflächen sollte lückig und strukturreich sein. Anspruchsvollere Arthropoden-Gruppen wie Falter (Kinkele & Glandt 2000), Laufkäfer, (Muchow et al. 2007), Wildbienen (Steffan-Dewenter 1998) und Spinnen (Muchow et al. 2007) profitieren von den unterschiedlichen Strukturen und Mikroklimata in strukturreichen Pflanzenbeständen. Auch für viele Vogelarten (Börner 2007) hat die Bestandstruktur einen entscheidenden Einfluss auf die Wertigkeit einer Blühfläche. Sie bevorzugen lückige Bestände mit geringer Bodendeckung (Tscharntke et al. 1996; Beeke & Gottschalk 2007; Börner 2007), die ein abwechslungsreiches Strukturmosaik bieten (Jenny et al. 2002; Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau 2009; Gottschalk & Beeke 2011). Dies trifft vor allem auf bodenbrütende Arten zu (Uehlinger & Pfiffner 2005). Zum Beispiel benötigen Rebhühner für ihre Küken Deckung in dichter Vegetation zum Schutz vor Feinden, offene und sonnige Stellen zum Aufwärmen und Bereiche lichter Vegetation zur Nahrungssuche (Gottschalk & Beeke 2011). Gleichzeitig ermöglichen lückige Bestände das Auflaufen vieler spontaner Pflanzenarten und können damit zum Erhalt der botanischen Vielfalt beitragen (Eggenschwiler 2003) Flächengröße und Flächenform Für Arthropoden spielen die Form und die Größe von Blühstreifen bzw. -flächen in vielen Fällen nur eine untergeordnete Rolle für deren Effektivität (z.b. Barone & Frank 2003; Haenke et al. 2009; Heard et al. 2007;). Ein Vergleich zwischen schmalen Brachestreifen (3 m Breite) und größeren Bracheflächen (> 1 ha) von Denys und Tscharntke (2002) zeigte, dass große Bracheflächen nur wenig mehr Arthropoden-Arten aufweisen als kleine Brachestreifen. Auch Sutherland et al. (2001) fanden für Schwebfliegen nur einen kleinen Effekt von Größe und Form von Blühstreifen bzw. -flächen auf die Verteilung der Tiere. Nichtsdestotrotz sollten bestimmte Mindestgrößen im Besonderen für Blühstreifen nicht unterschritten werden. Bäckmann & Tiainen (2002) konnten zeigen, dass die Breite von Randstreifen einen Einfluss auf die Dichte von Hummeln hat, mit höheren Hummeldichten in breiteren Randstreifen (untersucht bei Randstreifen von ca. 1,7 Metern bis ca. 5,5 Metern). Nentwig (2000) nennt eine Mindestbreite von drei bis fünf Metern. Mit dieser Mindestbreite werden die Streifen durch die Bearbeitung mit großen Maschinen kein angrenzenden Flächen nicht so leicht zerstört und es kann eine hohe Diversität an Pflanzen und Tieren in den Blühstreifen erreicht werden.

124 Seite 124 Blühflächen in der Agrarlandschaft Für Schmetterlinge konnte hingegen gezeigt werden, dass die Flächengröße eines wertvollen Habitats durchaus von entscheidender Bedeutung sein kann (Dover & Settele, 2009). Daher sind auch sehr große Blühflächen von besonderer Bedeutung. Für Vögel hat die Form und die Flächengröße bzw. die Mindestbreite von Randstreifen eine sehr entscheidende Rolle. Nester in kleinen Flächen und schmalen Streifen stehen unter einem hohen Prädationsdruck. Vickery & Fuller (1998) geben sechs bis zwölf Meter als optimale Breite für Randstreifen an. Gottschalk & Beeke (2011) betonen zwar den Wert auch von kleinen Flächen zur Habitatverbesserung beim Rebhuhnschutz, aber als Regel sollten hier streifenförmige Flächen nicht weniger als 10 Meter breit sein, besser sind Breiten von 20 Metern (Gottschalk & Beeke, 2011). Oder noch besser sollten Blühflächen angelegt werden (Abbildung 66) (Beeke, 2012). Abbildung 66: Vergleich des Bruterfolgs beim Rebhuhn in Blühstreifen (lineare Struktur) und Blühflächen (flächige Struktur). Quelle: Beeke, Alter der Fläche Das Alter einer mehrjährigen Blühfläche hat einen entscheidenden Einfluss auf die Anwesenheit verschiedener Arthropoden, jedoch kann für verschiedene Gruppen kein einheitlicher Trend ausgemacht werden. Barone und Frank (2003) konnten zeigen dass mit fortschreitender Sukzession einer mehrjährigen Blühfläche der potentielle Reproduktionserfolg des räuberischen Laufkäfers Poecilus cupreus ansteigt. Frank und Reichert (2004) zeigten, dass in älteren Blühstreifen mehr Laufkäfer und Kurzflügelkäfer überwintern als in jungen Blühstreifen. Im Gegensatz dazu konnten Frank et al. (2012) feststellen, dass mit zunehmendem Alter die die Gesamthäufigkeit von Käfern in Blühflächen abnimmt. Für Spinnen zeigten Denys und Tscharntke (2002), dass sechs Jahre alte Brachen eine größere Anzahl dieser Tiere aufweisen als Brachen im ersten Jahr. Auch das Räuber-Beute-Verhältnis innerhalb der Arthropoden war auf alten Brachen deutlich höher als auf jungen Brachen. Die vermehrte oder verminderte Anwesenheit von räuberischen oder parasitoiden Nützlingen kann dabei auch einen Einfluss auf das Potential zur natürlichen Schädlingsbekämpfung haben. Thies & Tscharntke (1999, 2000) konnten zeigen, dass parasitoide Wespen von Randstreifen (z.b.

125 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 125 Blühstreifen) und Bracheflächen in angrenzende Rapsfelder wanderten und dort die Larven des Rapsglanzkäfers parasitieren. Im Randbereich der Rapsfelder wurden dabei Parasitierungsraten von knapp 50% erreicht. Beim Vergleich alter (sechsjähriger) und junger (einjähriger) Randstreifen konnte gezeigt werden, dass sich bei alten Randstreifen (alles selbstbegrünte Brachen) die Parasitoidenpopulationen weiter in die Felder ausbreiteten, so dass dort ähnlich hohe Parasitierungsraten erreicht wurden wie am Feldrand. Bei jungen Randstreifen (verschiedene Typen, unter anderem einjährige Blühstreifen und mehrjährige Wildblumenstreifen im ersten Jahr) nahm die Parasitierungsrate zur Feldmitte hingegen stark ab. Für Bestäuber wie Bienen und Tagfalter konnte gezeigt werden, dass mit zunehmendem Alter der Blühstreifen die Artenzahlen erst zunehmen und dann wieder zurückgehen. Eingesäte, dreijährige, Blühstreifen zeigen die höchste Wildbienen-Diversität, danach geht diese wieder etwas zurück. Dies hängt offensichtlich mit dem Rückgang der Artenzahlen bei den Blütenpflanzen bzw. dem Rückgang der Blütendichte zusammen. Auf den älteren Streifen können dann zwar weniger, jedoch in Hinblick auf die Pollenfutterpflanzen als auch auf die Wahl ihres Nisthabitats anspruchsvollere Wildbienenarten festgestellt werden (Muchow et al. 2007; Freyer et al. 2010). Um eine möglichst hohe biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft zu fördern empfiehlt es sich daher ein Mosaik aus unterschiedlich alten Blühstreifen und -flächen in der Landschaft zu schaffen Anlage und Pflege Nicht jede Fläche eignet sich gleich gut zur Anlage einer mehrjährigen Blühfläche. Bei einem regelmäßigen Vorkommen von Problemunkräutern wie z.b. Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), Quecken (Elymus), Winden (Convolvulaceae), Kreuzkräuter (Senecio), Schachtelhalm (Equisetum) oder Neophyten (v.a. Goldruten (Solidago), Sommerflieder (Buddleja), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera), Traubenkräuter (Ambrosia)) in der Vorkultur oder angrenzend an den neuen Brachestandort sollte keine mehrjährige Blühfläche angelegt werden (Arbeitsgruppe Ackerbau, 2008). Auch auf geeigneten Flächen ist ein gut vorbereitetes feinkrümeliges und unkrautfreies Saatbett eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines Blühstreifens bzw. einer Blühfläche. Es müssen sechs bis acht Wochen für die Vorbereitung des Saatbetts eingeplant werden, damit mittels Pflügen und Eggen eine mechanische Unkrautbekämpfung erfolgen kann und der Boden gut abgesetzt ist (Arbeitsgruppe Ackerbau, 2008). Nach der Etablierung der mehrjährigen Blühmischung sollte die Fläche so wenig wie möglich durch Pflegemaßnahmen gestört werden. Beim Auftreten von Problemfällen muss jedoch gehandelt werden. Dies kann sich unter Umständen aufwendig gestalten. Landwirte müssen mit 20 bis 50 Stunden pro Hektar und Jahr für Kontrollgänge und Pflegemaßnahmen rechnen. Die in Abbildung 67 aufgeführten Kriterien können einen Umbruch der Fläche bzw. umfangreiche Pflegemaßnahmen notwendig machen (Arbeitsgruppe Ackerbau, 2008).

126 Seite 126 Blühflächen in der Agrarlandschaft Abbildung 67: Ausschlusskriterien die einen Umbruch oder Pflegemaßnahmen nötig machen (Quelle: Arbeitsgruppe Ackerbau, 2008, bearbeitet). Einige wenige und sehr gezielt eingesetzte Pflegemaßnahmen können bei mehrjährigen Flächen zusätzlich durchgeführt werden und tragen dann zur Verbesserung der Maßnahme bei. Ein Grubber- Verfahren (vorab Schnitt und Wegführen des Schnittgutes) im Herbst des zweiten oder dritten Standjahres wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt der Pflanzen und den Strukturreichtum der Fläche aus (Uehlinger & Pfiffner 2005). Weiter kann durch die Mahd kleiner Bereiche innerhalb der Blühflächen diese für Vögel, z.b. für Goldammern attraktiver gestaltet werden (Douglas et al. 2009). Bei einer Neuanlage der Fläche am gleichen Standort sollten immer nur Teilbereiche (z.b. die Hälfte) neu angelegt werden. Dieses Nebeneinander von ein- und mehrjähriger Vegetation erhöht die Strukturvielfalt (Gottschalk & Beeke 2011) Landschaftskontext Die Fragmentierung und Isolation wertvoller Habitate in der Agrarlandschaft ist eine der Hauptgefährdungsursachen der biologischen Vielfalt in diesen Landschaften. Die Isolation von Habitatfragmenten führt zu einem Artenschwund im Besonderen bei Insekten, die einen Großteil der biologischen Vielfalt ausmachen. Damit gehen auch die Funktion der Bestäubung und natürlichen Schädlingsbekämpfung verloren (Kruess & Tscharntke 1994; Garibaldi et al. 2011). Verschiedene Autoren sehen eine Landschaftsfläche an wertvollen Habitaten von fünf bis zehn (Nentwig et al. 1998), von mindestens zehn (Pfiffner & Wyss 2004) bis hin zu 25 Prozent (Banaszak 1992) für notwendig an um den Artenverlust in der Agrarlandschaft zu stoppen. Blühstreifen und Blühflächen sind eine mögliche Form dieser wertvollen Habitate. Durch die flexible Anlage von Blühstreifen entlang von Schlaggrenzen oder zur Unterteilung von großen Schlägen durch die Ackerflächen hindurch, können wertvolle Korridore zwischen anderen naturnahen Flächen geschaffen werden und es kann ein Netz an ökologisch wertvollen Flächen in der Landschaft errichtet

127 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 127 werden (Pfiffner & Wyss 2004). Dies ist für viele Tiergruppen, im Besonderen für Arthropoden von entscheidender Bedeutung. Solitäre Wildbienen z.b. zeigen eine starke Abhängigkeit von dem Anteil naturnaher Habitate in einem Radius von 750 Metern (Steffan-Dewenter et al. 2002). Im Hinblick auf diese und andere Tiergruppen müssen daher relativ kleinstrukturierte Landschaften gestaltet werden. Dies ist durch eine gerichtete Anlage von Blühstreifen möglich. Auch in großräumig ausgeräumten Landschaften ist die Anlage von Blühstreifen wünschenswert. In einfachen Landschaften mit einem hohen Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche ist der Einsatz von Blühstreifen besonders effektiv. Als Beispiel konnte für die Förderung von Hummeln und Schwebfliegen gezeigt werden, dass Blühflächen in Landschaften mit hohem Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche den größten Effekt zeigen (Haenke et al. 2009; Heard et al. 2007; Scheid 2010). Zur Förderung von Brutvögeln mit hohen Habitatansprüchen, wie z.b. dem Rebhuhn, ist eine Untergliederung der Agrarlandschaft mit untereinander vernetzten linearen Strukturen und flächenhaften Elementen notwendig. Die Kulturflächen sollten dabei Schlaggrößen von drei bis maximal zehn Hektar nicht überschreiten. Als optimales Längen-Breiten-Verhältnis gilt dabei ein Verhältnis von 4:1 bis 6:1 (Neitzke 2011). Zur Unterteilung der Landschaft sind hier Blühstreifen geeignet (Gottschalk & Beeke 2011). Auch andere typische Offenlandarten wie die Feldlerche profitieren von der Anlage von Blühstreifen oder Blühflächen inmitten der freien Feldflur. Andere Artenwerden durch die Anlage von Blühstreifen entlang von Hecken oder Waldrändern gefördert (Muchow et al. 2007). 5.5 GRENZEN VON BLÜHSTREIFEN UND BLÜHFLÄCHEN UND ERGÄNZENDE BZW. ALTERNATIVE KONZEPTE Mehrjährige Blühstreifen und Blühflächen mit artenreichen Wildkräutermischungen können positiv zur Förderung der biologischen Diversität in der Agrarlandschaft beitragen. Landwirte werden vielfach bei der Umsetzung dieser Maßnahme unterstützt. Gleichzeitig sind Blühstreifenmaßnahmen zunehmend auch aufgrund ihrer hohen Außenwirkung sehr beliebt. Dies bringt jedoch die Gefahr mit sich, dass bei der Planung und Umsetzung der Maßnahme ein hübsches Aussehen und eine einfache Umsetzung stärker im Vordergrund stehen als naturschutzfachliche Belange. Wie in Kapitel und in Kapitel erläutert, können mit einfachen einjährigen Blühmischungen oder artenarmen mehrjährigen Mischungen mit homogener und dichter Bestandstruktur keine großen Erfolge bei der Förderung der biologischen Vielfalt erwartet werden. Einsaaten mit Phacelia oder Klee-Gras-Mischungen sind selbst monotone Ansaaten in der Agrarlandschaft. Die Pflanzen- und Insektenlebensgemeinschaften der Flächen ähneln sich sehr. Zusätzlich werden die genetisch einheitlichen Pflanzen mancher Zuchtsorten von Insektenarten weniger genutzt als ihre Wildformen (Tscharntke et al. 1996; Thies & Tscharntke 2000). Von den vier in Kapitel 5.2 vorgestellten Typen von Blühmischungen, sollten daher hauptsächlich mehrjährige Mischungen mit einem hohen Wildpflanzenanteil und unter Verwendung von autochthonem Saatgut Anwendung finden. Die anderen Mischungstypen sollten nur in begründeten Fällen für Blühstreifenmaßnahmen angesät werden. Der angestrebte lückige Bestand der mehrjährigen Mischungen kann aber auch zu Problemen bei der Anlage von Blühflächen führen. Auf intensiv genutzten fruchtbaren Standorten etablieren sich bei der Anlage von Blühflächen mit lückigem Bestand oder von Bracheflächen oftmals zur Dominanz

128 Seite 128 Blühflächen in der Agrarlandschaft neigende Wildkräuter. Die Artenzahlen der Flächen sind dabei relativ niedrig. Brachen im ersten Jahr werden von annuellen Wildkräutern wie Ackerkratzdistel, Echter Kamille (Matricaria recutita) und Kletten-Labkraut (Galium aparine) und Gräsern dominiert. Auf älteren Bracheflächen (6 Jahre) nimmt der Queckenanteil stark zu, die Ackerkratzdistel hingegen stark ab. Gleichzeitig treten vermehrt Gräser wie Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Rotschwingel (Festuca rubra), Acker-Fuchsschwanz (Alopecurus myosuroides) und Wiesenrispengras (Poa pratensis) auf (Denys & Tscharntke 2002). Der naturschutzfachliche Wert dieser Flächen ist dann eher gering. Hier sollten andere Maßnahmen, wie z.b. der an bestimmte Zielvogelarten angepasste Anbau von Luzerne, Ackergras oder Kleegras in Betracht gezogen werden (Buttschardt et al. 2012). Weiter können mit Ansaatblühflächen keine typischen oder bedrohten Gesellschaften der Ackervegetationbgefördert werden (Denys et al. 1997). Besonders auf leichten Böden bietet sich daher eine natürliche Brache als alternative Maßnahme zu Blühflächen an. Voraussetzungen dafür sind eine ausreichend diverse Samenbank im Boden und das Fehlen problematischer Unkräuter (Pfiffner & Wyss 2004). Blühstreifenmaßnahmen allein können nie einen optimalen Schutz der biologischen Vielfalt gewährleisten. Die Maßnahme muss als Baustein neben anderen Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft angesehen werden. Die verschiedenen Maßnahmen müssen dabei mit dem Augenmerk einer standortangepassten Diversitätsförderung ausgewählt und sinnvoll miteinander kombiniert werden.

129 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 129

130 Seite 130 Blühflächen in der Agrarlandschaft 6 Workshops: Eckpunkte für die Umsetzung eines praxisorientierten Blühflächenkonzepts In vielen Bundesländern besteht für Landwirte die Möglichkeit Blühstreifen im Rahmen von Agrarumweltprogrammen anzulegen. Im Jahr 2011 boten 13 der 16 Bundesländer die Möglichkeit zur Anlage von Blühstreifen bzw. Blühflächen im Rahmen eines Agrarumweltprogramms an (Abbildung 68). Abbildung 68: Übersicht der Bundesländer mit einem Angebot zur Anlage von Blühstreifen bzw. Blühflächen als Agrarumweltmaßnahme (rot) im Jahr Neben dem monetären Aspekt sind es in vielen Fällen die hohen bürokratischen Hürden innerhalb der Agrarumweltprogramme, die Landwirte von der Anlage von Blühstreifen abhalten. Im Jahr 2011 wurde im Rahmen des Projektes Syngenta Bienenweide ein Konzept für eine diesbezügliche zukünftige Umsetzung von Agrarumweltprogrammen entwickelt. Dieses wurde im Rahmen von Workshops Blühflächen in der Landwirtschaft im November 2011 am LTZ Augustenberg bei Karlsruhe, am Bieneninstitut Celle und am Bieneninstitut Kirchhain vorgestellt und diskutiert. Das Ergebnis der sehr konstruktiven Workshops war ein Eckpunktepapier für die Umsetzung eines praxisorientierten Blühflächenkonzepts vom Juni 2012, das nachfolgend ungekürzt wiedergegeben wird.

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132 Seite 132 Blühflächen in der Agrarlandschaft Einführung (zum Eckpunktepapier) Seit dem Jahr 2003 befindet sich die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) in einer grundlegenden Umgestaltung, die neben einer stärkeren Marktorientierung der Landwirtschaft auch auf eine bessere Integration der Ziele des Natur- und Umweltschutzes ausgerichtet ist. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussionen zur Weiterentwicklung der GAP wurden im Rahmen mehrerer Expertenworkshops Vorschläge zur ökologischen und gleichzeitig praxisrelevanten Optimierung von Blühstreifen und -flächen als ein Baustein zur Sicherung der Biodiversität in der Agrarlandschaft erarbeitet. Dieses Papier fasst die Ergebnisse zusammen und gliedert sich dabei in folgende Abschnitte: Hintergrund und Rahmenbedingungen von Blühstreifen und -flächen Handlungsbedarf für die Zukunft Blühstreifen und -flächen als Agrarumweltmaßnahmen (AUM) Blühstreifen und -flächen als freiwillige unentgeltliche Maßnahmen Zusammenfassung Hintergrund und Rahmenbedingungen von Blühstreifen und -flächen Blühstreifen und Blühflächen in der Agrarlandschaft können von Landwirten auf zwei Wegen umgesetzt werden: - über Agrarumweltmaßnahmen, die mit einer Ausgleichszahlung gefördert werden - über freiwillige unentgeltliche Maßnahmen, bei denen es keine staatliche Förderung gibt (teilweise erfolgt hier eine Bezuschussung durch Vereine, Naturschutzstiftungen, Jagdverbände etc.) Für die zukünftige erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahmen muss von folgenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen ausgegangen werden: Im Hinblick auf die EU-Ziele zur Stärkung der Biodiversität und mögliche ökologische Vorrangflächen muss bei der Umsetzung von Blühflächen die Förderung der gebiets- und standorttypischen Artenvielfalt im Vordergrund stehen. Blühflächen sollen dabei die Lebensraumbedingungen für möglichst viele Wildtiere - wie z.b. Wildbienen, andere Wildinsekten, Vögel und Niederwild verbessern. Die Honigbiene als generalistische Art wird dann automatisch ebenfalls Nutznießer der Maßnahmen sein. Die Anlage mehrjähriger Blühflächen oder Schonflächen ist bei fachlich guter Umsetzung von höherer ökologischer Wertigkeit als die Anlage einjähriger Blühflächen. Speziell entwickelte mehrjährige Blühmischungen können zu 50 verschiedenen Kultur- und Wildarten enthalten. Die Entwicklung der einzelnen Komponenten ist abhängig von den Standort- und Konkurrenzbedingungen am Standort und nicht immer gewährleistet. Die Witterungsverhältnisse in dem Jahr der Aussaat haben ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Keimung und die Entwicklung. Auch die Beäsung kann dazu führen, dass ein Großteil der ausgebrachten Pflanzen nicht bis zur Blühreife kommt. Diasporenübertrag ist ebenfalls eine Möglichkeit bei guten Quellpopulationen Blühstreifen anzulegen. Die Flächen können Wildtieren ganzjährig sowohl als Nahrungs- als auch als Lebensraum dienen. Die mehrjährige Bodenruhe ist dabei für viele Wildinsekten, aber auch für andere Wildtiere von entscheidender Bedeutung und dient im Weiteren dem Humusaufbau und der Förderung des Bodenlebens.

133 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 133 Mehrjährige Blühflächen haben in engen Fruchtfolgen einen hohen Vorfruchtwert und sind daher auch pflanzenbaulich wertvoll, sofern die einschlägigen Förderrichtlinien der Länder eine praxisgerechte und unkomplizierte Umsetzung der Maßnahmen in den landwirtschaftlichen Betrieben gewährleisten. Mit Blühflächen allein kann eine nachhaltige Förderung der Biodiversität nicht im optimalen Maße erfolgen. Blühflächen verstehen sich als ein Baustein aus einem Katalog von mehreren Maßnahmen (wie z.b. der Heckenschutz, der Segetalfloraschutz und die Förderung von speziellen Tierarten wie z.b. Wiesenweihen, Gänsen und Feldhamstern). Sie sollten vor allem dann eingesetzt werden, wenn die Förderung vorhandener ackertypischer Pflanzengesellschaften nicht erfolgsversprechend ist. In Gebieten mit noch vorhandener wertvoller Ackerbegleitflora sollte die Entwicklung von Blüh- bzw. Brachestreifen aus dem Samenvorrat der Äcker als förderfähige Maßnahme eingeführt werden. Zur Schaffung einer nachhaltigen ökologischen Infrastruktur in der Landschaft muss in allen Regionen Deutschlands und der EU die Biodiversität gefördert werden, d.h. auch in landwirtschaftlichen Gunstlagen. Die Schaffung von Blühflächen bildet eine ökologisch wirksame und für den Landwirt praktikable Möglichkeit dazu. Daher sollten Möglichkeiten und Anreize zur Anlage von Blühflächen geschaffen, sowie auf die Umsetzung der Grundsätze einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft geachtet werden. Die räumliche Kombination von Blühflächen und streifen mit verschiedenen anderen Agrarumwelt-, Vertragsnaturschutz- und freiwilligen Maßnahmen fördert Synergieeffekte zwischen den Maßnahmen und steigert so den ökologischen Mehrwert. Dies muss in Zukunft stärker Berücksichtigung finden. In den meisten Bundesländern gibt es eine Förderung von Blühflächen und vielerorts sind schon Erfahrungen dazu gesammelt worden. Allerdings ist der Umfang solcher Flächen in den Ackerlandschaften viel zu gering (weit unter 1 % der Ackerflächen, z.t. < 1 ), als dass damit auf großräumiger Ebene Biodiversitäts-Wirkungen erzielt werden könnten. Dazu bedarf es eines Zusammenspiels von Flächenausdehnung und Vernetzung, Beratung, Kooperation sowie von Forschung und Öffentlichkeitsarbeit. Handlungsbedarf für die Zukunft Für eine effektive Umsetzung von Blühflächen müssen in Zukunft folgende Bereiche stärker gefördert werden: 1. Flächenmäßige Ausdehnung von Blühflächen 2. Etablierung eines effektiven Beratungsangebots für Landwirte 3. Etablierung von Kooperationen zwischen Landwirten und Interessenverbänden 4. Intensivierung der Forschung und Öffentlichkeitsarbeit 5. Entwicklung eines ausreichenden Angebotes an gebietstypischen Mischungen mit gebietsheimischem Saatgut Die genauen Anforderungen an diese Förderung sollen im Weiteren kurz erläutert werden.

134 Seite 134 Blühflächen in der Agrarlandschaft 1. Flächenmäßige Ausdehnung von Blühflächen Wie bereits kurz umrissen, ist der Umfang von Blühflächen in der Landschaft bislang sehr gering und nimmt weit unter 1 %, z.t. unter 0,1 % der Ackerflächen ein. Um deutliche Effekte für die Sicherung der Blütenbestäubung, die Artenvielfalt der Wildinsekten und den Erhalt der Honigbienen- Population zu erzielen, bedarf es einer erheblichen Ausdehnung von Blühflächen (bzw. von anderen hochwertigen Aufwertungsmaßnahmen) auf mindestens 5-10 % der Ackerflächen. Dies kann sowohl auf den ökologischen Vorrangflächen als auch mit Agrarumweltmaßnahmen und mit freiwilligen Maßnahmen erfolgen. Hierfür sind jedoch Beratung, Kooperationen und weitere Forschungen erforderlich. 2. Etablierung eines effektiven Beratungsangebots für Landwirte Die Möglichkeit zur Umsetzung von Blühflächen wird von den Landwirten generell sehr positiv aufgenommen. Wie sich gezeigt hat, bestehen jedoch starke Defizite hinsichtlich des Beratungsangebots für Landwirte. Dies liegt bisher hauptsächlich an der fehlenden umfangreichen Förderung in diesem Bereich. Dadurch fehlen den Landwirten fachliche Hintergründe und klare Zielvorstellungen für die optimale Anlage von Blühflächen. Die Reform der GAP bietet die Möglichkeit zur Etablierung eines effektiven Beratungsangebots. Folgende Bereiche müssen dabei Berücksichtigung finden: Ökologische Hintergründe: Häufig fehlen Informationen zu den Anforderungen von Wildinsekten, anderen Wildtieren und der Honigbiene, wie z.b. die Bedeutung der mehrjährigen Bodenruhe für bodenbrütende Wildbienen. Der Kunde auf ihrer Blühfläche muss für die Landwirte ein Gesicht bekommen. Auch der Nutzen, den Landwirte durch die Maßnahme erfahren (Erhöhung der Erträge durch erhöhte Bestäubungsleistung, Erosionsschutz, etc.), ist diesen häufig nicht in vollem Umfang bekannt. Um ein Verständnis für die Problematik des Einsatzes von gebietsfremdem Saatgut zu schaffen müssen Informationen zum Schutz von Pflanzenarten inkl. ihrer Unterarten und Teilpopulationen durch die Verwendung gebietsheimischen (autochthonen) Saatgutes (Regiosaatgut) vermittelt werden. Räumliche Lage und Standortansprüche: Einige Tierarten (Hasen, Bodenbrüter etc.) können vor allem von einer großflächigen Anlage von Blühflächen profitieren. Aus Sicht der Wildinsekten ist jedoch schon die Anlage vieler kleinerer Blühinseln sinnvoll, wobei auf eine Vernetzung der Flächen zu achten ist. Aufgrund des geringeren Aufwands und Fehlerrisikos im Rahmen der Agrarförderanträge sind einzelne großflächige Blühflächen für viele Landwirte jedoch deutlich leichter umzusetzen. Eine begleitende Beratung kann hier Möglichkeiten für Interessensausgleiche und Optimierungen aufzeigen. Gleichzeitig können durch die Anlage von Blühflächen entlang von Hecken, Gräben und anderen bestehenden Landschaftsstrukturen Synergieeffekte gefördert und der naturschutzfachliche Wert dieser Landschaftselemente optimiert werden. Blühflächen können auch in bestehende naturschutzfachliche Planungen, wie z.b. Biotopvernetzungen, eingebunden werden. Oft stellen Landwirte nur ihre ertragsschwächsten Flächen zur Anlage von Blühflächen zur Verfügung. Trotzdem muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass vor allem diese Flächen eine gute Saatbett-Vorbereitung und Bestandspflege benötigen, um eine optimale Umsetzung gewährleisten zu können. Auswahl des Saatguts: Auf dem Markt werden zahlreiche Blühmischungen angeboten. Häufig fehlen hier Angaben zu den Standorteignungen der Mischungen. Dies führt bei der Umsetzung zu

135 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 135 deutlichen Qualitätseinbußen. Daher müssen Empfehlungen für die einzelnen Mischungen erarbeitet und den Landwirten zur Verfügung gestellt werden. Ohne stichhaltige Argumente werden sich die Landwirte im Zweifel immer für das kostengünstigste Saatgut entscheiden, können mit diesem jedoch häufig nur einen geringen ökologischen Mehrwert erreichen. Es bietet sich an, Blühflächen auf Landesversuchsflächen anzulegen, um den Landwirten eine Möglichkeit zur praktischen Anschauung zu geben. Im Bereich der mehrjährigen Mischungen fehlen regionale Empfehlungen für Mischungen mit standortangepassten und gebietstypischen Arten. Teilweise sind gut erprobte Basismischungen vorhanden, die in großen Gebieten Verwendung finden können. Für eine Optimierung können diese Mischungen noch durch regionaltypische Arten ergänzt werden. Bei der Umsetzung von mehrjährigen Blühflächen mit Wildarten ist besonders auf die Verwendung von gebietsheimischem (autochthonem) Saatgut zu achten. Aussaat und Pflege: Wie oben schon angesprochen, muss bei den Landwirten das Bewusstsein gefördert werden, dass Blühmischungen, wie andere Ackerkulturen auch, einer abgestimmten Aussaat und Pflege bedürfen. Gute Blühflächen benötigen eine sorgfältige pflanzenbaufachliche Vorplanung, damit auch im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes keine zusätzlichen chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen auf Nachbarflächen und nach Umwidmung erforderlich werden. Die Flächen müssen vor der Aussaat frei von unerwünschten Beikräutern sein, das Saatbett muss feinkrümelig vorbereitet sein (ähnlich einer Ansaat von Weizen) und die Ansaatempfehlungen müssen beachtet werden, d.h. dass z.b. bei Saatmischungen mit vielen Lichtkeimern das Saatgut nur auf der Oberfläche abgelegt und angewalzt werden darf. Die Aussaatstärken müssen sich u.a. nach dem Vorhandensein und dem Umfang von unerwünschten Beikräutern richten. Bei starkem Problempflanzendruck sind Saatstärken von bis zu 35 kg/ha notwendig, um eine effektive Unterdrückung der vom Landwirt unerwünschten Pflanzen zu erreichen. Naturschutzfachlich wünschenswert sind niedrige Aussaatmengen um 10 kg/ha, da ein lichter Bestand für viele Tierarten Vorteile bringt (dies bedeutet aber gleichzeitig ein gewisses Konfliktpotential, da hierdurch dem Auflaufen von Unkräutern Raum gegeben wird). Pflegemaßnahmen wie flächiges Mulchen oder Mähen bedeuten starke Funktionseinbußen für die Blühflächen. Der Landwirt muss abschätzen können, welche Pflege notwendig ist und welche Kompromisse möglich sind, um die Funktion der Blühfläche nicht zu gefährden. Teilflächenkonzepte sind hier zu empfehlen. Auch bedarf es einer Beratung für den Umgang mit Problemunkräutern. Häufig können Probleme in diesem Bereich schon im Vorfeld bzw. im Entstehen effektiv und schonend bekämpft werden. Bei falschem Umgang jedoch entwickelt sich hier aus Sicht der Landwirte ein großes Problempotential (Unkrautbestand). Einbindung von Blühflächen in den betrieblichen Ablauf: Die Möglichkeiten, Blühflächen in den betrieblichen Ablauf zu integrieren, sind vielfältig. In der Regel fehlen Informationen über die Einbindung von Blühmischungen in die Fruchtfolge: Welche Arten der Blühmischungen können in Folgekulturen zu Problemen führen und wie sind diese Probleme vermeidbar? Auch bieten sich Blühflächen unter bestimmten Rahmenbedingungen für eine Nutzung in Biogasanlagen an. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass bei dieser Nutzung bestimmte Ziele von Blühflächen nicht erreicht werden können und daher nur eine eingeschränkte Funktion als Lebensraum für Wildtiere besteht.

136 Seite 136 Blühflächen in der Agrarlandschaft 3. Etablierung von Kooperationen zwischen Landwirten und Interessenverbänden Um den vielfältigen Beratungsbedarf zu decken, bietet es sich an, Kooperationen zwischen Landwirten und Interessenverbänden zu initiieren. Folgende Punkte sollten dabei Beachtung finden: Kommunikation der verschiedenen Sichtweisen: Die Vertreter der Verbände (z.b. Jäger, Naturschützer) mit einem Interesse an der Umsetzung von Blühflächen kennen häufig die Bedürfnisse und Probleme der Landwirte nur schlecht. Eine Kommunikation zwischen den verschiedenen Parteien findet vielerorts nicht in dem erforderlichen Umfang statt. Über Kommunikation und Aufklärung kann jedoch Verständnis für die Bedürfnisse beider Seiten geschaffen werden. Daher sollte in Zukunft eine verstärkte Förderung in diesem Bereich bestehen. Nutzung fachlicher Kompetenzen: Jäger, Imker und Naturschützer können mit ihren fachlichen Kompetenzen den Landwirten beratend zur Seite stehen. Durch Kooperationen zwischen Landwirten und diesen Interessenverbänden können beide Seiten profitieren. Der Fokus der Landwirte bei der Umsetzung von Blühflächen wird dann, neben dem Erhalt von Fördergeldern, auch auf das Erreichen der Zielfunktion der Blühfläche gelenkt. Kooperationen in diesem Bereich müssen daher aktiv gefördert werden. 4. Forschung und Öffentlichkeitsarbeit Forschungsbedarf: Auch seitens der Fachverbände besteht in manchen Bereichen ein Informationsdefizit. Häufig fehlen wissenschaftliche Erkenntnisse über die Standorteignung von Mischungen, über die möglichen Erfolge, die durch die Anlage einer Blühfläche erzielt werden können und welche Faktoren diese beeinflussen. Weiter besteht Unklarheit über die Effekte und eine optimale Umsetzung von Pflegemaßnahmen. Hier besteht Forschungsbedarf für die Zukunft. Öffentlichkeitsarbeit: Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit besteht weiter großer Handlungsbedarf. Als Möglichkeiten bieten sich hier u.a. Veröffentlichungen in regionalen Zeitungen, Fachzeitschriften und auf den für das Thema relevanten Homepages an, aber auch die Beschilderung der Blühflächen durch die Landwirte zur Information und Imagepflege. Nur durch eine regelmäßige Diskussion der Thematik kann das Bewusstsein der Bevölkerung für die Herausforderungen im Bereich Biodiversitätsschutz nachhaltig gefördert werden. 5. Entwicklung eines ausreichenden Angebotes an gebietstypischen Mischungen mit gebietsheimischem Saatgut Die Entwicklung gebietstypischer Mischungen muss in Zukunft weiter vorangetrieben werden. Gleichzeitig muss die Verfügbarkeit des entsprechenden regionaltypischen Saatgutes mit den Saatgutfirmen koordiniert werden, so dass eine unrealistische Verteuerung vermieden werden kann. Schon jetzt werden auf dem Markt zahlreiche mehrjährige Blühmischungen angeboten. Sie sind darauf zu überprüfen, ob sie "Problempflanzen" enthalten oder ihr Einsatz in den einzelnen Gebieten zur Florenverfälschung führen kann. Blühstreifen und -flächen als Agrarumweltmaßnahmen (AUM)

137 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 137 Im Rahmen der Reform der GAP wird zurzeit die Umsetzung von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) ab dem Jahr 2014 auf 7% der Ackerflächen von der Europäischen Kommission vorgeschlagen 1. Blühflächen bieten sich als ÖVF an und sollten daher anrechnungsfähig sein. Gleichzeitig muss klar sein, dass die Anforderungen an eine zielorientierte Umsetzung von Blühflächen (mit dem Ziel der Förderung der Artenvielfalt) so hoch sind, dass diese von den Landwirten häufig nicht ohne zusätzliche Zahlungen, z.b. im Rahmen von Agrarumweltprogrammen geleistet werden können. Für eine effektive breite Umsetzung von Blühflächen als Agrarumweltmaßnahme müssen folgende Punkte beachtet werden: Kosten/Gewinn-Relation: Die Kosten/Gewinn-Relation entscheidet maßgeblich über die Akzeptanz der Maßnahme. Hier muss ein ausgewogenes Verhältnis geschaffen werden. Gegebenenfalls sind in Gunstlagen die Förderbeträge zu erhöhen (z. B. in Abhängigkeit von der Boden- bzw. Ackerzahl). Auch die Kosten hochwertiger Mischungen sind zu berücksichtigen. Flächenstatus: Die langjährige Anlage von Blühflächen darf den Ackerstatus einer Fläche in keinem Fall gefährden. Nach Beendigung der Maßnahme muss der ursprüngliche Ackerflächenstatus automatisch wieder hergestellt sein. Flächenbezug der Maßnahmen: Im Rahmen der Agrar-Förderanträge sind großflächige flurstücks- bzw. schlagbezogene Blühflächen für viele Landwirte deutlich leichter umzusetzen als Blühstreifen und kleinere Blühflächen entlang von oder in Ackerschlägen. Die Angst vor dem erhöhten Fehlerrisiko und einer erhöhten Kontrollhäufigkeit durch erhöhte Risikoeinstufung hält viele Landwirte von der Anlage kleiner streifenförmiger oder punktueller Flächen entlang von Hecken und anderen Landschaftselementen oder einer Unterteilung großer Schläge ab. Aus ökologischer Sicht wären diese Blühflächen jedoch besonders wertvoll. Eine höhere Fehlertoleranz in diesem Bereich wäre daher wünschenswert. Bürokratische Rahmenbedingungen: Zum heutigen Zeitpunkt behindern die bürokratischen Rahmenbedingungen der AUM häufig eine breite Umsetzung von Blühflächenmaßnahmen. Folgende Einschränkungen sind dabei maßgeblich: o 5-Jahresbindung: Der Förderzeitraum einer Agrarumweltmaßnahme beträgt mindestens 5 Jahre. Viele Landwirte wünschen sich mehr Flexibilität. Daher würde die Akzeptanz vor allem für einjährige Blühflächen steigen, wenn eine Lockerung der 5-Jahresbindung für diese Maßnahme möglich wäre. Zum anderen könnte die Möglichkeit eines Flächenwechsels innerhalb des Verpflichtungszeitraums die Umsetzung der Maßnahme wesentlich erleichtern. Aus naturschutzfachlicher Sicht würde dies einer zumindest gewissen Nachhaltigkeit der Agrarumweltmaßnahmen jedoch entgegenstehen und kann daher, wenn überhaupt, nur für einjährige Maßnahmen empfohlen werden. o Deckelung: In manchen Bundesländern besteht eine starre absolute Deckelung der Maßnahme bei z.b. 5 ha pro Betrieb. Landwirte mit der Bereitschaft zur Anlage von Blühflächen würden bei einer Aufhebung dieser Deckelungen vermehrt Blühflächen anlegen. So ist vorstellbar, eine relative Deckelung nach Flächenanteil an der Ackerfläche einzuführen. o Maßnahmenkollision: Häufig kollidieren Blühflächen mit anderen Maßnahmen in den Programmen der Länder, so dass eine Förderung auf bestimmten Flächen nicht möglich ist (z.b. in Wasserschutzgebieten in Baden-Württemberg und auf Uferrandstreifenflächen in Nordrhein-Westfalen). Durch eine Prüfung und ggf. Lockerung dieser Bestimmungen würde den Landwirten die Anlage von Blühflächen erleichtert. 1 European Commission (2011) CAP Reform an explanation of the main elements. MEMO/11/685.

138 Seite 138 Blühflächen in der Agrarlandschaft Ermöglichung flexibler Blühflächenkonzepte: In Agrarumweltprogrammen wird meist zwischen ein- und mehrjährigen Blühflächenprogrammen unterschieden. Je nach standörtlichen Voraussetzungen und Gewissenhaftigkeit bei der Anlage der Flächen bieten mehrjährige Mischungen in den späteren Jahren nur noch einen geringen Blühaspekt. Hier bietet sich die Kombination von mehr- und einjährigen Maßnahmen innerhalb eines Förderzeitraums an. Die Entscheidung über den vorzeitigen Umbruch sollte der Landwirt dabei nur in Zusammenarbeit mit seiner zuständigen Beratungsstelle treffen können. Häufig bieten diese Flächen auch bei geringem Blütenangebot die notwendigen ungestörten Überwinterungs- und Reproduktionsräume für Insekten und andere Wildtiere. Generell könnte das Angebot weiter durch überjährige und zweijährige Konzepte erweitert und verbessert werden. Vorgaben für Mischungen und Saatgut: Folgende Vorgaben für Mischungen und Saatgut sind sinnvoll: o Listen mit förderfähigen Blühmischungen (bzw. Pflanzenarten): Je nach Region eignen sich andere Wildarten für die Ansaat in mehrjährigen Blühmischungen. Die Länder müssen daher Listen mit den förderfähigen regionaltypischen Pflanzenmischungen / -arten zur Verfügung stellen. Als Arbeitsgrundlage dieser Listen bietet sich die von der Arbeitsgruppe Regiosaatgut erarbeitete Karte der Herkunftsregionen an ( o Beispiele förderfähiger Mischungen: Da manche Landwirte mit den Angaben von Pflanzenlisten überfordert sind, müssen von den Ländern konkrete Beispiele für förderfähige Mischungen benannt werden. Ideal wäre auch die Nennung der Bezugsmöglichkeiten für die einzelnen Mischungen (wie dies z.b. in Rheinland-Pfalz und Hessen der Fall ist). Im Rahmen von Beratungsprogrammen können diese Mischungen dann bei Bedarf noch durch individuelle Zumischungen von regionaltypischen förderfähigen Arten ergänzt werden. Wünschenswert wäre auch das Angebot von Saatgutmischungen für Naturräume, z.b. einer Kraichgaumischung für den Naturraum Kraichgau. o Standortempfehlungen: Weiter sollten Empfehlungen bei der Mischungswahl für die verschiedenen Regionen und Standorte ausgesprochen werden. Hier bietet sich auch ein Wegweiser für die Mischungswahl auf unterschiedlichen Standorten an, so dass das Angebot an Mischungen für die Landwirte übersichtlich dargestellt werden kann. Im Gesamten sollten nicht zu viele Mischungen angeboten werden. Eine geeignete Anzahl dürfte bei guter Informationslage zur Eignung und zu den Standortansprüchen der Mischungen im Bereich von ca. 10 Mischungen liegen. o Autochthones Saatgut: Im Gesamten sollte bei allen Wildarten gebietsheimisches (autochthones) Saatgut vorgeschrieben sein (s. auch Anforderungen des BNatSchG 4 Abs. 4 mit Übergangszeit bis 2020). Beratung für Aussaat und Pflege: Die optimale Aussaat und Pflege von Blühflächen sind stark standort- und witterungsabhängig. Daher sind starre Vorgaben hier wenig sinnvoll und sollten durch ein effektives Beratungsangebot (s.o.) ersetzt werden. Dabei müssen folgende Punkte beachtet werden: o Wahrnehmung von Blühmischungen als Ackerkultur: Die Aussaatbedingungen sind maßgeblich für den späteren Erfolg einer Blühfläche verantwortlich. Hier muss bei den Landwirten das Bewusstsein gefördert werden, dass nur bei einer optimalen Flächenvorbereitung zufriedenstellende Erfolge erzielt werden können. Die Behandlung von Blühmischungen als Ackerkultur sollte über Beratung gefördert werden.

139 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 139 o Standortangepasster Ansaattermin: Die optimalen Aussaattermine sind je nach Standort und Witterungslage sehr verschieden. Den Landwirten sollte hier die größtmögliche Flexibilität eingeräumt werden. Eine Verpflichtung zu Herbsteinsaat sollte nicht vorgeschrieben werden. Eine lange vorgeschaltete Stoppelbrache ist wünschenswert, wenn nicht Gründe des Grundwasser- und des Erosionsschutzes dem entgegenstehen. Fördertechnisch ist für die Landwirte eine Herbstaussaat nicht sinnvoll, da das Restrisiko des Auswinterns besteht. Bei bestimmten Standorten und Mischungen kann eine Herbstaussaat jedoch auch Vorteile bieten. Auf nass-feuchten Standorten ist die Gefahr des Auswinterns nur gering. Hier können Arten, für die eine Kälteperiode förderlich ist (z.b. Ackersenf), profitieren. Bei einer Frühjahrseinsaat bieten sich je nach Zielsetzung der Blühfläche eine besonders frühe (z.b. bodenbrütende Vögel), aber auch eine besonders späte Aussaat (z.b. Blühaspekt im Spätsommer) an. Die Nach- und Neueinsaat bei mehrjährigen bzw. kombinierten Konzepten sollte möglichst flexibel gestaltet werden und nur bei Notwendigkeit zum Einsatz kommen. Pflegemaßnahmen zur Unkrautvermeidung sollten soweit wie möglich unterlassen werden. o Notwendige Pflegemaßnahmen als Teilflächenkonzept: Nur bei konkretem Anlass und als Teilflächenkonzept darf geschröpft bzw. gemulcht werden. Häufig ist eine nesterweise Unkrautbekämpfung von Hand schonender als ein flächiges Mulchen. In begründeten Ausnahmefällen sollte hierbei ein Einsatz von Bioziden auf Teilflächen möglich sein. Falls doch flächig geschröpft oder gemulcht werden muss, muss der Termin so spät wie möglich gewählt werden. Wildtierökologische Sperrzeiten sind unbedingt einzuhalten. Auch vor dem Winter sollte auf das Mulchen verzichtet werden, da die Flächen ungemulcht eine deutlich höhere ökologische Wertigkeit haben. Die Sinnhaftigkeit des Stehenlassens der Flächen über den Winter muss an die Landwirte vermittelt werden. Zusätzliche Aufwertungsmaßnahmen: Eine weitere Aufwertung von Blühflächen besonders für Vögel und anderes Wild kann erreicht werden, indem Schwarzbrache-, Mulch- oder Mähstreifen kombiniert angelegt werden. Jäger empfehlen die Anlage eines mindestens 10 m breiten Streifens innerhalb der Fläche. In Bayern muss ab einer Flächengröße von 0,75 ha ein S-förmiger Schwarzbrachestreifen angelegt werden. Blühstreifen und -flächen als freiwillige unentgeltliche Maßnahmen Als Alternative zur Umsetzung von Blühstreifen im Rahmen von Agrarumweltprogrammen sollten in Zukunft die Möglichkeiten zur Anlage von Blühstreifen in freiwilligen unentgeltlichen Maßnahmen verstärkt gefördert werden. Die bürokratischen Rahmenbedingungen der GAP stehen dem dabei jedoch im Wege. Die genaue Problematik und die Lösungsmöglichkeiten werden im Weiteren kurz erläutert: Probleme bei der Anlage freiwilliger unentgeltlicher Blühstreifen und flächen außerhalb staatlich geförderter Agrarumweltprogramme: Aus Sicht der Landwirte gibt es hierbei zwei unterschiedliche Problembereiche: o Flächenbezug der Maßnahme: Wie schon im Abschnitt zu den Agrarumweltmaßnahmen aufgeführt, muss jeder einzelne Blühstreifen im Agrarförderantrag als separater Schlag bzw. als separates Feldstück angegeben und ausgemessen werden. Dies bedeutet für die Landwirte einen hohen Aufwand und ein erhöhtes Fehlerrisiko bei Kontrollen. Daher werden

140 Seite 140 Blühflächen in der Agrarlandschaft auch freiwillige unentgeltliche Blühstreifen häufig abgelehnt, auch wenn der Flächenaufwand aus Sicht des Landwirtes kein Problem darstellt. o Bewirtschaftungszwang: Auch bei der freiwilligen Anlage einer Blühfläche auf einem gesamten Ackerschlag sind die Landwirte mit dem Problem konfrontiert, dass auf allen Ackerflächen mit Zahlungsanspruch (Ausnahmen bieten bestimmte Agrarumweltmaßnahmen) mindestens alle zwei Jahre (ab 2012 teilweise jährlich) eine Bewirtschaftungsmaßnahme durchgeführt werden muss. Hierdurch wird die ungestörte Anlage mehrjähriger Blühflächen in Eigeninitiative unmöglich 2. Lösungsvorschläge: Folgende Lösungsvorschläge bieten sich für eine Erleichterung der Umsetzung freiwilliger unentgeltlicher Maßnahmen an: o Schaffung von Nutzungscodes zur Kombination von Blühstreifen mit anderen Kulturarten: Auf Länderebene müssen Nutzungscodes für eine Nutzung der Ackerfläche mit einer Kulturart inklusive Blühstreifen zur Verfügung gestellt werden (damit entfällt das Ausmessen und Dokumentieren eines separaten Blühstreifens im Förderantrag). In wenigen Bundesländern Deutschlands ist dies schon für Mais möglich. Neben dem üblichen Nutzungscode für Maisanbau kann hier ein spezieller Code für Maisanbau mit Blühstreifen (Bejagungsschneise) gewählt werden. Dieses System soll auch in den anderen Bundesländern umgesetzt werden. Neben der Anlage von Blühstreifen in Maisfeldern muss auch eine Anlage von Blühstreifen in allen anderen Kulturarten ermöglicht werden. Hierfür müssen weitere Nutzungscodes zur Verfügung gestellt werden. Nur so können die Blühstreifen wirklich in die Fruchtfolge integriert werden und langfristig kann ein Netz aus Blühflächen und streifen als ökologische Infrastruktur entstehen. o Schaffung von Nutzungscodes für Schläge ohne regelmäßige Bewirtschaftung: Bei der Anlage von Blühstreifen in Eigeninitiative auf ganzen Ackerschlägen muss Landwirten ein Nutzungscode zur Verfügung gestellt werden, der keine regelmäßige Nutzung zur Voraussetzung macht. Nur so können diese Flächen ihre Funktion als Blühflächen optimal erfüllen. Die Landwirte leisten bei diesen Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag zur Förderung der Biodiversität und erbringen hier eine freiwillige Leistung zum Wohle von Flora und Fauna und der gesamten Gesellschaft. Daher sollte ihnen die Möglichkeit geboten werden, dies ohne große finanzielle Verluste (Verlust von Direktzahlungen) und ohne unnötigen bürokratischen Aufwand (Ausmessung und exakte Angabe der einzelnen Streifen) durchzuführen. Die Kontrolleure der EU müssen bezüglich der Beurteilung dieser Maßnahmen geschult werden, um nicht gerechtfertigte Rückzahlungsforderungen und Überprüfungswiederholungen zu vermeiden. Zusammenfassung Vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussionen zur Weiterentwicklung der GAP wurden im Rahmen mehrerer Expertenworkshops die Anforderungen für die zukünftige Umsetzung von Blühflächen und -streifen in der Agrarlandschaft diskutiert und folgende Ergebnisse erarbeitet. 2 Die einzige Möglichkeit bestünde in dem Verzicht auf die Direktzahlungen dieser Fläche, zu der viele Landwirte aus verständlichen Gründen nicht bereit sind.

141 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 141 Bei der Umsetzung von Blühflächen und -streifen muss zukünftig vor allem die Förderung der Artenvielfalt im Vordergrund stehen. Dies kann besonders mit der Anlage von mehrjährigen Blühstreifen und -flächen erreicht werden, die potentiell eine höhere ökologische Wertigkeit als einjährige Maßnahmen haben. Dabei muss die Priorität auch auf der Etablierung dieser Maßnahmen in Gunstlagen liegen. Im Gesamten können Maßnahmen für Blühflächen jedoch nur als ein Baustein aus einem Katalog weiterer Maßnahmen angesehen werden. Unerwünschte Konkurrenz zu anderen Natur- und Umweltschutzprogrammen sollte vermieden werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen muss ein effektives Beratungsangebot für die Landwirte etabliert werden, um bestehende Informationsdefizite zu beheben. Beratungsbedarf besteht dabei vor allem über die ökologischen Hintergründe der Blühflächen und die Standortansprüche der Blühmischungen. Weiter fehlen Informationen zu Auswahl des Saatguts, zu Ansaat und Pflege und zu den Möglichkeiten, Blühflächen in den betrieblichen Ablauf einzubinden. Es wird angeregt, zukünftig verstärkt Kooperationen zwischen Landwirten und verschiedenen Interessenverbänden wie Jägern und Naturschützern zu initiieren. Dadurch soll die Kommunikation gefördert und Möglichkeiten zur Nutzung und zum Austausch fachlicher Kompetenzen geschaffen werden. Den Landwirten bieten sich zurzeit zwei Möglichkeiten zur Umsetzung von Blühstreifen bzw. -flächen: im Rahmen einer Agrarumweltmaßnahme und als freiwillige unentgeltliche Maßnahme in Eigeninitiative. Für beide Möglichkeiten müssen die Anforderungen klar definiert sein und sinnvoll und flexibel umgesetzt werden können und den Landwirten damit die Möglichkeiten zur Umsetzung weiter erleichtert werden. Im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen bedeutet dies die Schaffung einer attraktiven Kosten/Gewinn-Relation durch Anpassung der Höhe der Fördergelder; Lockerung der engen Fehlertoleranzen bei Flächenangaben im Förderantrag, besonders bei kleinen Flächen, die aus ökologischer Sicht besonders sinnvoll und wertvoll sind; Lockerung der bürokratischen Rahmenbedingungen mit z.b. der 5-Jahresbindung bei einjährigen Maßnahmen und die Förderung der räumlichen Kombination verschiedener Maßnahmen; Ermöglichung einer Kombination von mehr- und einjährigen Konzepten innerhalb eines Förderzeitraums. Verbesserte Angaben zu Mischungen und Saatgut mit Standortempfehlungen der einzelnen Mischungen und mit der Auflage zur Verwendung von autochthonem Saatgut; Verbesserte Beratung für Aussaat und Pflege, so dass das Bewusstsein für Blühmischungen als Ackerkultur und die daraus resultierende Sorgfalt bei der Bewirtschaftung geschaffen und die Notwendigkeit einer angepassten Pflege mit Teilflächenkonzepten erkannt wird; Ergänzung von Blühflächen durch zusätzliche Aufwertungsmaßnahmen wie z.b. Mulch- und Brachestreifen. Die Möglichkeiten zur Anlage von Blühstreifen als freiwillige unentgeltliche Maßnahmen sind vor allem durch die bürokratischen Rahmenbedingungen der GAP stark eingeschränkt. Die Probleme bei der Anlage freiwilliger unentgeltlicher Blühstreifen und -flächen liegen dabei vor allem in der Pflicht zur genauen Vermessung und Ausweisung jeder einzelnen Fläche und in dem Bewirtschaftungszwang, dem alle Flächen mit Ansprüchen auf Direktzahlungen unterliegen. Daher

142 Seite 142 Blühflächen in der Agrarlandschaft müssen den Landwirten in Zukunft Nutzungscodes zur Verfügung gestellt werden, die die Anlage freiwilliger unentgeltlicher Blühstreifen und -flächen erleichtern und die so das Engagement der Landwirte zur Erbringung freiwilliger Leistungen zum Wohle der gesamten Gesellschaft fördern Der Inhalt dieses Eckpunktpapiers wurde im November 2011 im Rahmen von drei Expertenworkshops am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, Karlsruhe, am Bieneninstitut Kirchhain und am Bieneninstitut Celle erarbeitet. Bei den Workshops waren Vertreter aus Verwaltung, Landwirtschaft, Imkerei, Jägerschaft und von verschiedenen anderen Interessenverbänden anwesend. Die Workshops fanden unter der Leitung des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) Mannheim statt und wurden von Syngenta Agro GmbH im Rahmen des Projektes Syngenta Bienenweide unterstützt. März 2012 Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) Böcklinstr. 27 D Mannheim Tel. (++49) Fax (++49) Syngenta Agro GmbH Am Technologiepark Maintal Fachverband Biogas e.v. Angerbrunnenstraße Freising Netzwerk Blühende Landschaft Holger Loritz Fischermühle Rosenfeld Dr. Ralph Büchler - Fachgebietsleiter Bieneninstitut Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen Erlenstrasse Kirchhain

143 Blühflächen in der Agrarlandschaft Seite 143 Deutscher Jagdschutzverband e.v. Friedrichstraße 185/ Berlin Der Landesjagdverband Hessen e.v. Am Römerkastell Bad Nauheim Joachim A. Wadsack Projekt Lebensraum Brache & Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) Gothaer Str Zierenberg

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