Spirituelle Entscheidungshilfen

Transkript

1 Smart Choices Entscheidungstheorien für den Entscheidungsalltag (Modul 1) -5 - Seminaristische Vorlesung im SoSe 09 FB Angewandte Sozialwissenschaften Prof. Dr. Rupert Scheule Spirituelle Entscheidungshilfen Esoterische Entscheidungshilfen Klassisch-christliche Entscheidungshilfen (Ignatius) Spiritualität Was ist das? 1

2 Spiritualität? Esoterische Entscheidungshilfen Klassisch-christliche Entscheidungshilfen (Ignatius) Spiritualität Was ist das? Esoterisches Fr. Schlieper Fr. Führ Welche Klarheit wird durch die Entscheidungshilfever fahren erzeugt? Wer entscheidet bei den vorgestellten Verfahren? 2

3 Don Inigo Lopez de Loyola (1491?-1556) schwere Verwundung bei Pamplona im Alter von 30 (26) Jahren 1540: päpstl. Anerkennung des neuen Ordens Gesellschaft Jesu (Jesuiten) Werke: Geistliche Übungen (GÜ) Indifferenz Entscheidung und Wahl die drei Wahlzeiten die zwei Wahlarten die Unterscheidung der Geister 3

4 Indifferenz (Anliegen der ersten Woche der Exerzitien): Die Haltung der Indifferenz meint, dass wir die Regungen des Herzens wahrnehmen und prüfen. Dabei werden wir feststellen, dass wir uns in manchen Regungen auf uns selbst orientieren, d.h. den eigenen Vorteil suchen, in anderen Regungen selbstlos bleiben, d.h. den Vorteil der anderen bzw. aller suchen. Wer völlig indifferent wäre, hätte sich ganz von egoistischen Regungen befreit (Kiechle 2004, 21). Entscheidung gut ( Banner Christi ) oder böse ( Banner des Teufels ) Wahl gut oder etwas besser ( magis ) ACHTUNG: Triff nie Deine Entscheidung/Wahl in einer Zeit der Krise und des inneren Durcheinanders! 4

5 Wahl zwischen gut und besser die drei Wahlzeiten (Anliegen der zweiten Woche ): blitzartige Intuition (GÜ 175), Regungen (GÜ 176) rationales Abwägen (GÜ 177) Regungen? - Unterscheidung der Geister Regeln, um die verschiedenen Regungen, die in der Seele hervorgerufen werden,(...) zu erkennen: die guten, um sie zuzulassen, die schlechten, um sie abzuweisen (...) Wichtig sind vor allem diejenigen Gefühle, die beim ehrlichen und nüchternen Meditieren und Durchbeten der Alternativen entstehen, denn hier kann der Geist wirken und ebenso der Abergeist, von dem man den Geist ja unterscheiden will. (Kiechle 2004, 29) 5

6 Abwägen? Hauptregeln 1. Wähle in größtmöglicher Indifferenz dasjenige, durch das Du größere Frucht bringst! 2. Wähle dasjenige, was in Dir bleibenden Trost verursacht! Mehr Frucht: gleichsam das objektive Kriterium, bei dem der Wählende sich selbst zurücknimmt und vorrangig für andere überlegt: was bringt uns allen mehr? (Kiechle 2004, 36). Mehr Trost: alle innere Freudigkeit, die zu den himmlischen Dingen hinzieht (zit. nach Kiechle 2004, 38). 6

7 Regeln zur Verifikation 1. Was würdest Du einem anderen Menschen an Deiner Stelle raten? 2. Welche Entscheidung möchtest Du in der Rückschau getroffen haben wollen? Fazit Entscheidungen in verschiedene Dimensionen zerlegen derjenigen Alternative den Vorrang zu geben, die nach den Maßstäben der mehreren Dimensionen eine gute Entscheidung ist: nach moralischen Maßstäben (das Projekt der ersten Woche ), nach den Maßstäben der Stimme meines Herzens (das Projekt der Unterscheidung der Geister ), den Maßstäben der subjektiven Selbstverwirklichung (das Projekt des größeren Trosts ) und den Maßstäben eines allgemeinen und objektivierbaren Nutzens (das Projekt der größeren Frucht ). 7

8 Ausgewählte Literatur Ignatius von Loyola (2003): Geistliche Übungen. Nach dem spanischen Urtext übersetzt von Peter Knauer. Würzburg. Kiechle, Stefan (2004): Sich entscheiden. Würzburg. 8