10 Jahre Erfahrungen und Chancen der EU-Osterweiterung
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1 Dr. Ilan Knapp Geschäftsführer 10 Jahre Erfahrungen und Chancen der EU-Osterweiterung Referat im Rahmen des Symposion 10 Jahre bikulturelle Handelsakademie gestern vorausblickend, heute dabei, für morgen bereit Donnerstag 29. und Freitag 30. November 2001 Kontakt: NÖ Grenzlandförderungsgesellschaft m.b.h. Mag. Dr. Ilan Knapp 1010 Wien, Lugeck 1 Tel: 01/ ; Fax: 01/ noeg@ecoplus.co.at Nähere Informationen unter
2 NÖ Grenzland Daten und Fakten Überblick Der Niederösterreichische Grenzraum zählt mit Ausnahme des südlichen Teils des Bezirks Gänserndorf sowie der Stadt Krems zu den peripheren oder teilperipheren Gebieten. Wald- und Weinviertel zeichnen sich wirtschaftlich gesehen im allgemeinen durch ein geringes Arbeitsplatzangebot und eine niedrige Arbeitsproduktivität aus. Im nordwestlichen Teil des Waldviertels gibt es eine gewisse Konzentration der Textil- und Bekleidungsindustrie, insgesamt dominieren Niedriglohnindustrien. In fast allen Bezirken ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen ein spezielles Problem. Im Weinviertel ist von Süd nach Nord ein jäher Abfall in der wirtschaftlichen Dynamik und im Angebot an Arbeitsplätzen zu beobachten. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Wald- und Weinviertel besteht darin, daß das Weinviertel insgesamt und insbesondere wiennähere Teile eine hohe Pendlermobilität in den Raum Wien aufweist, da das Tagespendeln hier möglich ist. Der regionale Beschäftigungsmangel vor allem im nördlichen Weinviertel und im Bezirk Bruck wird durch mühevolle Tagespendelwanderungen nach Wien ausgeglichen. Im Waldviertel werden Arbeitsmarktungleichgewichte häufig durch Abwanderung und Pendelwanderung ausgeglichen.
3 Statistische Daten Bevölkerungsentwicklung Vorläufige Ergebnisse der Volkszählung 2001
4 In grenzübergreifender Betrachtung unterscheidet sich die demographische Entwicklung in den 90er Jahren im Waldviertel und im nördlichen Weinviertel bzw. in den westlichen Grenzbezirken der Slowakei und in den südlichen Grenzbezirken Tschechiens deutlich: In den südlichen Grenzbezirken Tschechiens nimmt die Bevölkerung zu, während sie im nationalen Maßstab der Tschechischen Republik in etwa gleich bleibt. In der Slowakei sind die Regionen an der Westgrenze vor allem durch die Hauptstadt Bratislava geprägt, die nach hohen Zuwachsraten in früheren Jahrzehnten nun eine im Landesschnitt unterdurchschnittliche Entwicklung- ähnlich wie Prag - aufweist. Malacky, der Bezirk mit dem geografisch längsten Grenzabschnitt mit Österreich weist dagegen eine überdurchschnittliche Entwicklung auf. Im Waldviertel ist die Bevölkerungsbilanz insgesamt klar negativ, während gesamt Österreich eine Zunahme verzeichnet hat. Die Weinviertler Grenzbezirke weisen insgesamt eine deutliche Bevölkerungszunahme auf, wobei allerdings ein beträchtliches Nord-Süd-Gefälle zu beobachten ist und das nördliche Weinviertel viele Abwanderungsgemeinden aufweist. Die Bevölkerungstrends im Wald- und Weinviertel sind (nieder)österreichweit durchaus nicht untypisch. Viele nichtzentrale ländliche Gebiete verlieren wie z. B. die Bucklige Welt und (vor)alpine Gebiete wie der Bezirk Lilienfeld. Waldviertel Die drei Waldviertler Bezirke Gmünd, Waidhofen an der Thaya und Zwettl weisen eine negative Bevölkerungsentwicklung auf. Horn bleibt fast gleich. Damit setzt sich der Verlust an Humankapital für das Waldviertel seit über einem Jahrhundert fort, wenngleich der Rückgang zwischen 1991 und 2001 deutlich geringer als zwischen 1981 und 1991 geworden ist. Der Bezirk Gmünd weist mit 2,7% niederösterreichweit den stärksten Rückgang auf. Auffallend ist, dass im Gegensatz zum allgemeinen Trend, auch die Stadt Gmünd rückläufige Tendenzen aufweist: Gmünd: -2,5 %, Schrems: -1,4 %, Heidenreichstein: -5,5 %, Weitra: -0,5 %. Dies zeigt, dass die ganze Region bevölkerungsmäßig schrumpft. Litschau weist im Bezirk Gmünd mit 12,9 % einen Rekordwert auf. Vor allem im Bezirk Waidhofen an der Thaya weisen die Gemeinden Waidhofen Stadt und Land mit 3,7% und +9,5 % klare Zuwächse auf. Der Negativrekord wird hier von Waldkirchen mit -11,6% gehalten. Auch Raabs -5,6% und Groß-Siegharts -4,0% weisen keine positive Bevölkerungsentwicklung auf. Selbst das wirtschaftlich aufstrebende Vitis geht pari aus. Auch der Bezirk Zwettl weist mit nur einigen Positivbeispielen wie Großgöttfritz 5,7% durchgehend eine negative oder stagnative Bevölkerungsentwicklung auf. Der Hauptort wuchs mit 1,9%, Groß Gerungs mit 0,7%. Ottenschlag ging um 2,0 % zurück. Allentsteig weist im Bezirk Zwettl den Negativrekord mit -11,6 % auf. Schwarzenau weist mit -7,4 % - wie auch andere nördliche und östliche TÜPL-Anliegergemeindenauch einen sehr hohen Bevölkerungsabgang auf. Der Bezirk Horn weist einen minimalen Bevölkerungszuwachs +0,1% auf. Vor allem der nördliche Teil verliert Bevölkerung. Den höchsten Negativwert weist Langau auf -14,3%. Horn selbst hat einen Zuwachs von 2,7%. Die im Vergleich zu den 80er Jahren insgesamt geringere Rückgangsrate hängt im wesentlichen mit zwei Faktoren zusammen. Einerseits sind die jungen Abwanderungsjahrgänge nicht mehr so stark und andererseits gibt es verstärkt Rückwanderungsströme älterer Jahrgänge.
5 Weinviertel Im Weinviertel zeigt sich ein sehr klares Muster. Je südlicher bzw. je näher bei Wien desto positiver ist die Bevölkerungsentwicklung. Alle drei Weinviertler Bezirke weisen Zuwächse auf, es gibt aber ein sehr klares Nord-Süd-Gefälle. Offensichtlich sind insbesondere grenznahe Gemeinden, sofern nicht im Marchfeld gelegen, oft von einem Bevölkerungsrückgang betroffen. Im Bezirk Hollabrunn: Retz: -2,5 %, Pulkau -6,3 %. Im Bezirk Mistelbach: Laa: -2,2%, Drasenhofen -14%. Ein positives Beispiel für einen Grenzort ist Poysdorf 3%. Andererseits sind Wien nahe Orte große Bevölkerungsgewinner wie z. B. Großenzersdorf mit 21%, aber auch Lassee mit 19% typische Beispiel für die meisten Marchfeldorte. Arbeitsmarkt kam es in den Grenzregionen zu einem weiteren Verlust von Arbeitsplätzen (-0,7%), während im Land Niederösterreich insgesamt ein Zuwachs von Arbeitsplätzen (+0,9 %) stattfand. Der Abgang der Arbeitsplätze in der Land- und Forstwirtschaft und auch im sekundären Sektor kann durch den Dienstle istungssektor nicht immer wettgemacht werden. Ein Aufnahmestopp in weiten Teilen des öffentlichen Dienstes und die Anhebung des tatsächlichen Pensionsantrittsalters würde für das Wald- und Weinviertel insofern spezielle negative Effekte bewirkte, als der öffentliche Die nst hier vom Gesamtgewicht eine größere Rolle (inklusive Wien- Pendler) spielt. Die zunehmende Tendenz bei der Erwerbsquote der Frauen und die rapid abnehmende Beschäftigung in der Landwirtschaft erhöhen das Angebot am Arbeitsmarkt. Die Land- und Forstwirtschaft stellt nicht nur einen wichtigen Wirtschaftssektor dar, sie begründet auch die Existenz für andere Wirtschaftszweige des Agrarkomplexes (Nahrungs- und Genußmittel, Industrierohstoffe, Biomasse, Holzbe- und -verarbeitung, Landesproduktenhandel, Landmaschinenmechaniker,...) Die österreichischen Grenzregionen haben in den letzten Jahren der Konjunktur wirtschaftlich leicht aufgeholt. Die Arbeitslosigkeit in den EU-Beitrittsländern ist trotz des positiven Wirtschaftswachstums leicht zugenommen. In Tschechien und Ungarn liegen die Arbeitslosenraten (registrierte Arbeitslose 1999) bei 10%, in der Slowakei ist sie mit 18% deutlich höher, wobei der Zuwachs seit 1996 vor sich ging. Auch in der Tschechischen Republik stieg in den letzten Jahren die Arbeitslosenrate an, in Ungarn fiel sie. In der südböhmischen Region um Budweis hält die vergleichsweise dynamische Entwicklung an. Im Gegensatz zu anderen tschechischen Regionen gibt es weniger Probleme mit alten Industrien. Die Arbeitslosenrate stieg, wie in gesamt Tschechien an, ist aber besser als der nationale Vergleich. Südmähren ist noch von notwendigen Umstrukturierungen geprägt, weist aber sehr positive entwickelte Städte auf. Brünn verzeichnet im Gegensatz zu Prag keine so dynamische Entwicklung. Die Arbeitslosigkeit ist etwas höher als in den anderen tschechischen Städten. In der Slowakei wurde eine tiefgreifende Budgetsanierung vorgenommen. Außerhalb von Bratislava ist die Jugend- und Frauenarbeitslosigkeit sehr hoch. Das Komitat Györ-Moson-Sopron in Westungarn verzeichnet die niedrigste Arbeitslosenrate in ganz Ungarn. Löhne Die Abstände der Bruttolöhne in österreichischen Regionen im Vergleich zu den Bruttolöhne zu Wechselkursen in Grenz-Nachbar-Regionen sind sehr hoch. Die tschechischen Löhne erreichen 1999 nur 16 % der österreichischen Löhne. Für die Slowakei beträgt diese Zahl 12 %, für Ungarn 15 %. Generell liegen städtische Regionen und insbesondere die Hauptstädte über dem Schnitt. Mit diesem Indikator wird der Lebensstandard allerdings nicht abgebildet, weil dabei auf Kaufkraft und Preise berücksichtigt werden müßten. Allerdings ist der Lohnabstand ein wichtiger Faktor für Arbeitskosten, für Investitionsentscheidungen und umgekehrt auch für die Pendlerbereitschaft.
6 Pendler Die Bezirke Gmünd mit 26,9%, Hollabrunn mit 32,2%, Horn mit 33,1% haben im Zeitraum 1994/2000 im Vergleich zu Niederösterreich mit 16,4% eine überdurchschnittlich hohe Zunahme an Auspendlern. Lediglich Waidhofen an der Taya verzeichnet eine Abnahme der Auspendler von 5,5%. Die höchsten Auspendleranteile weisen die Wien-nahen Bezirke Bruck, Gänserndorf, Hollabrunn und Mistelbach auf. Das Waldviertel hat aufgrund der großen Entfernung zu den Ballungszentren geringere Auspendleranteile. Das Verhältnis von Arbeitsbevölkerung zu den wohnhaft Beschäftigten ist im Waldviertel deutlich besser als im Weinviertel. In den Bezirken Gmünd und vor allem Waidhofen/Thaya dürfte sich der Arbeitsmarkt stabilisiert haben. Die Arbeitsbevölkerung hat deutlich zugenommen, das Pendlersaldo ist nur gering negativ und die Auspendleranteile liegen deutlich unter dem niederösterreichischen Durchschnitt. Quellen: Amt der NÖ-Landesregierung, Niederösterreich und die Erweiterung der EU Statistik Austria Rohergebnisse der Volkszählung 2001 AMS Statistik, Vergleichsübersicht der wichtigsten Arbeitsmarktdaten der Regionalen Geschäftsstellen in NÖ 1998/1999 Nationale Statistischen Ämter, eigene Berechnungen NÖ Grenzlandförderungsgesellschaft, NÖ Grenzlandstudie 2010, 1998 EU-Erweiterung gestalten: Grenzraumentwicklung - Strategiepapier der AK (Sept. 2001)
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