Zum Einsatz des Berufswahlpasses
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- Ulrike Pfeiffer
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1 Zum Einsatz des Berufswahlpasses Was ist eigentlich der Berufswahlpass? Schülerinnen und Schüler brauchen Strategien und Instrumente, die sie bei der Bewältigung der Herausforderungen des Berufswahlprozesses unterstützen. Im Schuljahr 2011/2012 erfolgte erstmals in Klassenstufe 7 die Einführung des Berufswahlpasses über das BRAFO-Projekt. Der Berufswahlpass ist ein Lern- und Arbeitsmaterial für Schülerinnen und Schüler, welches helfen soll, den Berufsorientierungsprozess zu organisieren, zu reflektieren und zu dokumentieren. Der Berufswahlpass ist ein Material, das im Rahmen des Bundesprogramms Schule- Wirtschaft/Arbeitsleben entwickelt wurde und mittlerweile in 13 Bundesländern genutzt wird. Durch die Arbeit mit dem Pass wird der Berufsorientierungsprozess für die Schülerin/den Schüler strukturiert und transparent. Der Berufswahlpass ist bundesweit als ein Instrument mit Wiedererkennungseffekt in Schulen, bei der Schulaufsicht, bei außerschulischen Kooperationspartnern und potentiellen Arbeitgebern etabliert. Warum ist der Berufswahlpass ein Thema für das gesamte Kollegium? Der Einsatz und die Nutzung des Berufswahlpasses ist ein Thema für das gesamte Kollegium, weil seiner Einbindung in schulische und außerschulische Lern- und Arbeitsprozesse ein umfassendes Verständnis von Berufswahlvorbereitung im Sinne einer Persönlichkeits- und Lebensorientierung zugrunde liegt. Zentrales Ziel einer so verstandenen Berufswahlvorbereitung ist die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zur erfolgreichen Lebensbewältigung. Berufsorientierung kann sich somit nicht als Angelegenheit einiger weniger Lehrer in Maßnahmen wie dem Schülerbetriebspraktikum und dem Erstellen einer Bewerbungsmappe erschöpfen. Berufswahlvorbereitung beinhaltet alle Angebote, Aktivitäten und Maßnahmen der Schule, die Beiträge leisten: zur individuellen Orientierung der Schülerin/ des Schülers (mit Inhalten wie Interessen und Stärken, Lebensentwürfe, Schlüsselkompetenzen) zur Berufsorientierung (mit Inhalten wie Berufsbilder, Berufsbiografien, Bewerbung) zum gesellschaftlichen Orientierungswissen (durch eine gesellschafts- und arbeitsweltbezogene Allgemeinbildung) Diese Vielfalt der Anforderungen und Themen macht die Berufswahlvorbereitung zu einer pädagogischen Querschnittsaufgabe des gesamten Kollegiums, die nur im Zusammenwirken von Fachunterricht, fachübergreifenden und fächerverbindenden Aktivitäten sowie in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern realisiert werden kann.
2 Warum sollte eine Schule mit dem Berufswahlpass arbeiten? Die Arbeit mit dem Berufswahlpass - unterstützt die Berufswahlvorbereitung der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich ab Schuljahrgang 7 bis zum Verlassen der Schule. - strukturiert die Angebote der Schule und ihre Partner zur Berufsorientierung. - systematisiert die Vernetzung innerhalb der Schule und mit außerschulischen Partnern. - dokumentiert erbrachte Leistungen und erworbene Kompetenzen, die im Rahmen der Berufswahlvorbereitung relevant sind. - schafft ein zusammenfassendes, individuelles Ergebnis des mehrjährigen Berufsorientierungsprozesses für Schülerinnen und Schüler. - Die im Berufswahlpass enthaltenen Materialien zur Selbst- und Fremdeinschätzung ermöglichen die Entwicklung eines persönlichen Profils, auf dessen Grundlage eine rationale Berufswahl gefördert wird. - Die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler eigene Lernprozesse zu planen, werden gestärkt. Insbesondere durch den Vergleich der eigenen Voraussetzungen mit den Anforderungen in interessanten Berufsbereichen sollen Schlussfolgerungen für den Lernbedarf gezogen werden. - Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich erfolgreich auf Bewerbungen (für Praktika, Ausbildungsstellen) vor, erhalten und nutzen weitere Anregungen zur Beschäftigung mit ihren Berufsinteressen. Wie ist der Berufswahlpass aufgebaut? Der Pass besteht aus einem DIN-A4 Ringordner mit Register- und Arbeitsblättern. Teil 1 Angebote zur Berufsorientierung - Berufsorientierungskonzept und Angebote der Schule - Angebote und Adressen von Partnern der Schule Teil 2 Mein Weg zur Berufswahl - Arbeitsblätter zum persönlichen Steckbrief - Arbeitsblätter zum bestimmen von Stärken und Interessen - Selbst- und Fremdeinschätzungen - Unterlagen zur Planung von Praktika und Bewerbungen - Hinweise zur Erstellung einer Bewerbungsmappe und zum Vorstellungsgespräch Teil 3 Dokumentation - Arbeitsblätter zur Auswertung von Unterrichtsarbeiten, Projekten und praktischen Erfahrungen - Vorlagen für Bescheinigungen/Zertifikaten Teil 4 Lebensordner - Hilfen zur Alltagsbewältigung - Hinweise zum Umgang mit persönlichen Unterlagen - Musterschreiben
3 Wie wird mit dem Berufswahlpass gearbeitet? Die Einführung des Passes erfolgt im Schuljahrgang 7, um möglichst früh für das Thema zu sensibilisieren und einen kontinuierlichen Umgang zu gewährleisten. Der Berufswahlpass wird im Rahmen des Projektes BRAFO durch den Projektträger in Abstimmung mit der Schule eingeführt. Nach Abschluss von BRAFO-Modul 1 wird der Berufswahlpass den Schülerinnen und Schülern übergeben und verbleibt für die weitere Nutzung in der Schule. Der Einsatz des Berufswahlpasses erfolgt im Unterricht verschiedener Fächer, in weiteren Projekten in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern (z. B. BRAFO-Modul 2) sowie individuell durch die Schülerinnen und Schüler. Die konkrete Einsatzplanung des Passes erfolgt in Abstimmung der Kolleginnen und Kollegen ab Schuljahrgangsstufe 7 (Anlegen eines schuleigenen Musterpasses). Die Materialien im Pass werden als Grundstruktur genutzt und können durch schuleigenes Material ergänzt werden. Die vorgegebenen Inhalte des Passes dürfen nicht entfernt werden, um den roten Faden durch den Prozess der Berufswahlvorbereitung nicht zu verlieren. In Verantwortung der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Eltern erfolgt eine Ergänzung um individuelles Material. Der Berufswahlpass wird bis zum Schulabschluss in der Schule aufbewahrt. Der Zugang für die Jugendlichen und die Eltern ist in geeigneter Weise zu gewährleisten. Welche Voraussetzungen müssen für die Arbeit mit dem Berufswahlpass an der Schule vorhanden sein bzw. geschaffen werden? Eine grundlegende Voraussetzung ist die Bereitschaft des Kollegiums, die Berufswahlvorbereitung als pädagogische Querschnittsaufgabe zu gestalten. Dazu sollte ein schulspezifisches Konzept zur Berufswahlvorbereitung entwickelt bzw. aktualisiert und/oder angepasst und verändert werden. Darin werden alle relevanten Beiträge der Fächer, aus fächerübergreifenden Projekten und aus Kooperationen mit außerschulischen Partnern zusammengeführt. Für die Koordinierung der Aufgaben ist die Bildung einer Arbeitsgruppe sinnvoll, die sich im Idealfall aus jeweils einer verantwortlichen Lehrkraft pro Schuljahrgang ab dem siebten Schuljahrgang zusammen setzt. Für die unmittelbare Arbeit mit dem Pass im Unterricht verschiedener Fächer und in Projekten ist die Anlage eines schuleigenen Musterpasses eine wichtige Voraussetzung. Wie wird der schuleigene Musterpass erstellt? Der schuleigene Musterpass ist ein gesondert gekennzeichneter Berufswahlpass, in dem auf jedem Arbeitsblatt vermerkt ist, in welchem Fach und welcher Klassenstufe es bearbeitet wird bzw. welche Projektpartner die einzelnen Arbeitsschwerpunkte mit den Schülerinnen und Schülern durchführen.
4 Zusätzlich sind alle Materialien, die z. B. in Projekten mit außerschulischen Partnern erarbeitet oder angeboten werden, eingeordnet. Der schuleigene Musterpass bildet somit eine wichtige Orientierungs- und Arbeitsgrundlage für das Kollegium und für außerschulische Projektpartner. Er sollte wie folgt angelegt werden: Auf Grundlage der Lehrpläne und des schulspezifischen Konzepts zur Berufswahl-vorbereitung erfolgt eine abgestimmte Zuordnung der einzelnen Arbeitsblätter im Berufswahlpass - zu den einzelnen Schuljahrgangsstufen - zu konkreten Fächern, Projekten usw. (mit konkreten Terminen/Zeiträumen und Verantwortlichkeiten) Diese Zuordnung wird auf jedem Arbeitsblatt vermerkt. Arbeitsblätter, die im Verlaufe der Schuljahre mehrfach benutzt werden sollen, werden entsprechend vervielfältigt eingefügt. Ebenso wird die Ergänzung der im Pass angebotenen Arbeitsblätter um schuleigenes Material und ggf. um das Material außerschulischer Partner abgestimmt. Welche Partner sollte die Schule einbeziehen? Die Vielfalt der Anforderungen und Themen macht die Berufswahlvorbereitung zu einer Aufgabe, die nur in Zusammenarbeit mit externen Partnern zu realisieren ist. Wichtige Partner sind: - die Eltern und Elternvertreter der Schule, - die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit, - Unternehmen, wirtschaftsnahe Bildungsträger, kommunale Einrichtungen - Schulen der Region, - Jugendhilfeträger(Schulsozialarbeit, Beratungsstellen) - Anbieter von Freizeit- und Bildungsangeboten. Wie können die Partner konkret einbezogen werden? Im Teil 1 (Angebote zur Berufsorientierung) werden die externen Partner mit ihren Angeboten aufgeführt. Den externen Partnern wird die konkrete Zuordnung ihres Angebots zu den im Teil 2 (Mein Weg zur Berufswahl) strukturierten Schritten im Rahmen der Berufswahlvorbereitung erläutert. So können sie ihr Angebot in das Gesamtangebot zur Berufswahlvorbereitung einordnen und sich über Vorleistungen und den aktuellen Stand der Schülerinnen und Schüler informieren. Sie werden weiterhin aufgefordert, das Ergebnis/Material ihres Angebots im Pass zu sichern und für die Schülerinnen und Schüler nachhaltig verwertbar zu machen: im Teil 2 (Mein Weg zur Berufswahl) und/oder im Teil 3 ( Dokumentation). Welche Empfehlungen gibt es zum Umgang mit dem Berufswahlpass? Die Empfehlungen gehen von folgenden Prämissen aus: - Der Pass muss in einem ordentlichen Zustand gehalten werden. - Teile des Passes dienen Präsentationszwecken (z.b. in der Bewerbung). - Der Pass enthält vertraulich zu behandelnde Informationen über die Schülerinnen und Schüler.
5 - Der Pass muss von den Schülerinnen und Schülern eigenverantwortlich benutzt werden können. - Er muss für die Nutzung in verschiedenen Fächern und Projekten unter Anleitung der Lehrkräfte verfügbar sein. Deshalb ist zu empfehlen, den Berufswahlpass grundsätzlich in der Schule zu verwahren. - den Schülerinnen keinen ungehinderten, aber einen leichten Zugang zu ermöglichen. (z. B. Abschließbarer Schrank im Klassenzimmer). - den Pass nur für konkrete Zeiten und Aufgaben mit nach Hause zu geben (z. B. zur Elterninformation). - den Pass gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern in regelmäßigen Abständen auf inhaltliche Vollständigkeit und ordentliche Führung zu überprüfen. Wie sollte der Berufswahlpass an der Schule eingeführt werden? Hierzu gibt es folgende Empfehlungen: Die Lehrkräfte der Schule, die ab Schuljahrgang 7 im Einsatz sind, sollten unabhängig von ihren Fächern mit dem Berufswahlpass vertraut gemacht werden idealerweise im Rahmen einer SCHILF. Die Einführung erfolgt für die Schülerinnen und Schüler durch den Projektträger BRAFO nach Abstimmung mit der Schule. Für die Eltern sollte der Pass möglichst zeitnah zur Einführung für die Schülerinnen und Schüler auf einem Elternabend vorgestellt werden. Wo findet man Hilfen und Unterstützung? Informationen zum Berufswahlpass sowie vielfältige weitere Materialien stehen unter im Internet zur Verfügung. Einen Fahrplan für die schulische Berufsorientierung im Zusammenhang mit der Nutzung des Berufswahlpasses kann man in der Medienübersicht für Lehrkräfte unter finden. ist eine Plattform des Bundesinstituts für Berufsbildung. Hier gibt es eine Vielzahl von Anregungen zur Berufswahlvorbereitung. Mit dem Berufswahlpass wird den Schülerinnen und Schülern ein Wegbegleiter von der Schule in Ausbildung und Beruf in die Hand gegeben, der seine Wirksamkeit dann voll entfalten kann, wenn die Jugendlichen, deren Eltern, die Lehrkräfte an den Schulen und auch die mit der Berufswahl verbundenen externen Partner Hand in Hand arbeiten. Arbeitsgruppe Schule-Wirtschaft am LISA Riebeckplatz Halle Tel.: martina.zwirnmann@lisa.mk.sachsen-anhalt.de
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