Die noch junge Streaming- Landschaft hat sich bereits mehrfach gewandelt. Eine teure All-in-One-Lösung mit Terabyte-Festplatten

Transkript

1 Test & Technik Netzwerk-Player Der Kampf um Wer kann die Gunst der neuen HiFi-Generation erringen? Der Marantz NA8005 und der Auralic Aries LE bieten Formatvielfalt inklusive HiRes und DSD, smarte Tablet-Bedienung und die Verwaltung von Cloud-Accounts. Die noch junge Streaming- Landschaft hat sich bereits mehrfach gewandelt. Eine teure All-in-One-Lösung mit Terabyte-Festplatten ist nahezu obsolet, seit sich günstige NAS- Laufwerke (Network Attached Storage) etabliert haben. Wozu noch auf ein fertig konfiguriertes Gerät setzen, wenn Massenspeicher extern beliebig erweitert werden können? HiRes und DSD (Direct Stream Digital) lassen den intern zugesicherten Speicherreichtum bald wieder schrumpfen, denn ein dreiminütiges Musikstück in DSD-Qualität benötigt allein 130 MByte (Redbook-CD: 32 MByte) und in PCM 24/384 sind es sogar stattliche 380 MByte Speicherbedarf pro Track. Der Verzicht auf interne Festplatten macht Platz für Schnittstellenvielfalt und Formatkompatibilität. Beides hängt aber nicht allein von den verwendeten Chips ab, sondern auch von der verfügbaren Prozessor-Power. Ein natives DSD- Format mit einer Sampling- Rate von 2,8224 MHz unterbrechungsfrei zu streamen ist technisch gesehen kein Zuckerschlecken, Double Rate DSD in 5,6448 MHz erst recht nicht. Bislang war es nicht möglich, solch komplexe Datenpakete per Funk zu übertragen. Mit performanter Computertechnik will es nun Auralic mit dem Aries zeigen. Dazu ist der kompakte Streamer als reine Netzwerk-Bridge ohne D/A-Wandler optimiert. Dererlei HiRes-Eskapaden lässt der chinesische Hersteller nämlich über einen Quad-Core- ARM-Coretex-A9 Prozessor decodieren. Geschwindigkeit ist hier alles. Im eher klassischen Marantz NA8005 kommt für DSD nur eine Kabelverbindung in Frage, dafür gibt es auch einen Wandler. Die Ausschöpfung von Bit-Tiefe und Auflösung erfordert neue, starke Netzwerk-Audio-Rechner. Marco Breddin 32 11/14 stereoplay.de

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3 Test & Technik Netzwerk-Player Auralic Aries LE Die LE-Version des Aries ist der kleinere Bruder des großen Aries und verfügt über eine einzige Low Phase Noise Clock sowie ein externes Standardnetzteil. Die aufwendigere Nicht-LE-Version implementiert getrennte Clocks für USB und Digitalausgänge sowie Jitter-optimierte Schaltungen und bringt zusätzlich ein verbessertes Filternetzteil mit. Beide werden ohne D/A-Wandler geliefert, was der Käufer zusätzlich kalkulieren sollte. Netzwerk-Architektur Der Aries LE verwendet das flexible Open Home. Es bringt unter anderem eine für Audiosysteme reduzierte Befehlslogik mit und erweitert die Kommunikation mit verschiedenen UPnP-Geräten (mehr dazu auf Jede Musikquelle in den Formaten AAC, AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC, MP3, OGG, WAV, WV oder WMA soll gapless (unterbrechungsfrei) über das Netzwerk streamen, je nach Spezifikation in bis zu 32 Bit Wortbreite und mit 384 khz Sampling-Rate auch über WLAN. Nur die Digitalausgänge unterliegen der S/PDIF- Bandbreiten-Beschränkung von maximal 24 Bit/192 khz. Bedienen lässt sich das organisch anmutende Gerät momentan allerdings nur über die Lightning-DS-Applikation am ipad, eine Android-Version soll jedoch bereits im Oktober dieses Jahres erscheinen. Auch wird die USB-Host-Funktion, also die Annahme von Massenspeichern und Sticks, erst mit dem nächsten Firmware-Update aktiviert, SACD-Formate (DFF und DSF) streamen aktuell nicht über USB. Router-Kommunikation Das ist schon mal ein Anfang. Und was für einer: Über die gut gestaltete App funktioniert die Kommunikation mit Router und RipNAS schnell und reibungslos. Per Fingertipp startet der Song in unserem Netzwerk in ein bis zwei Sekunden. Die verschickten Sampling-Frequenzen zeigt ein angeschlossener Pro-Ject DAC Box RS tadellos an: ob 44, 96, 176 oder gar 384 khz. Wer das ipad nicht immer in der Hand halten möchte, kann auch die mitgelieferte Fernbedienung nutzen und über das gelbe 3-Zoll-OLED-Display Titel und Titellänge verfolgen. Die App bleibt jedoch das zentrale Element. Wer neues HiRes- bzw. Lossless-Futter sucht, kann hier direkt auf die Streaming-Dienste Qobuz und WiMP zugreifen und seine Musiksammlung per Fingertipp schnellstens erweitern. Das ist gut gemacht. Für die Verbindung zum Medienserver stellt sich der Aries LE ebenfalls breit auf: So darf auf PC und NAS-Festplatte neben Twonky, Asset UPnP und JRiver auch der Ressourcen Im Test funktionierten nicht nur die üblichen Standardbefehle, sondern auch die Lautstärkeregelung unserer Octave-Vorstufe. schonende MinimServer laufen. Ob dieser dann auf Windows/ Linux/Mac-Notebook oder NAS-Festplatte landet, ist dem persönlichen Geschmack überlassen. Indes stellt für alle Netzwerk-Einsteiger die ebenfalls vorhandene Streaming-Möglichkeit von Apple AirPlay eine sichere Bank dar. Offener Standard In der Lightning-DS-App ist auch SongCast integriert, das eine Art Multiroom-System darstellt. So können Audiosignale zwischen SongCast-Geräten einfach verteilt und ausgetauscht werden; ob unter Mac, PC oder ios-geräten, spielt keine Rolle. Die elegante Lightning-DS-App stellt Album- Cover und Listenansicht wie in itunes dar und integriert geschickt Icons für die Navigation. In der Albumansicht werden nicht nur Informationen zur Komprimierung angezeigt, es können auch Metadaten editiert werden. Diese praktische Drei-Ebenen-Darstellung zeigt den Künstler und seine künstlerische Beteiligung an Album und Titel im Überblick /14 stereoplay.de

4 Das Nötigste: Vier Digitalausgänge inklusive TOSLINK, Koaxial, AES/BU und ein USB-A zum DAC liegen neben zwei Eingängen für USB-Sticks und Massenspeicher sowie der wichtigen LAN-Buchse. Auralic Aries LE 1000 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: audionext, Essen Telefon: Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B: 25 x H: 7 x T: 20 cm Gewicht: 800 g Messwerte Frequenzgänge Viele fragen sich jetzt wahrscheinlich, ob man diese Funktionsvielfalt überhaupt ausschöpfen kann. Denkbar wäre es etwa, mithilfe mehrerer Aries-Streamer verschiedene Räume wie Küche, Wohn- und Schlafzimmer zentral mit Musik zu beschicken. Zugegeben, eine teure Lösung. Der Vorteil solch offener Software-Standards wie Open Home liegt vielmehr in der beliebigen Erweiterbarkeit der Möglichkeiten. Es kann förmlich alles programmiert werden, um den modernen Anforderungen gerecht zu werden. So offenbarte Auralic-Präsident Xuanqian Wang in einem kürzlich geführten Interview, dass neben Performance-Updates, Local- Storage-Playback, DSD Upsampling und Mehrkanal-Audio auch die Möglichkeit einer Raumakustik-Korrektur zur Disposition steht. bertos Stimme wird so plastisch und wunderbar fein akzentuiert dargestellt, wie es nur beste CD- Player vermögen. Im Grunde könnte der Hörtest hier schon beendet sein, wenn es nicht so viel Laune machen würde, durch den Formatreichtum unserer RipNAS zu wühlen. So ist die soeben gerippte DVD-Audio Caught In The Act von Michael Bublé ein gefundenes Fressen in 24/96 und wird mit dessen Moondance sogleich im Hörraum gefeiert. Hier schwingt sich der Vocal-Jazz-Meister zu neuen Höhen auf und explodiert förmlich durch seine feindynamisch facettenreiche Artikulation, die der Aries mit Gänsehautfaktor transportiert. Ebenso fantastisch gerät die Wiederauferstehung der seltenen HRx Hot Club Of Francisco in 24/176 mit greifbar genauer Authentizität. Pink Floyds Wish You Were Here in DSD64 zu hören, ist dann eine ganz neue Erfahrung, die auch per WLAN funktioniert. Marco Breddin Am Digitalausgang erwartungsgemäß perfekter Frequenzgang. Klirrspektrum Nicht ermittelbar, da ausschließlich Digitaleingang Jitterspektrum Nicht ermittelbar, da vom verwendeten D/A-Wandler abhängig Rauschabstand (digital) Ausgangswiderstand 138 db Ω Verbrauch Standby/Betrieb -/11,9 W Bewertung Klang (24/192, 24/96, 16/44) --/--/-- Klangspiele Wer jemals behauptet hat, dass Netzwerk-Einrichtungen immer kompliziert seien, wird sich freuen, wie straight der Aries LE loslegt. Wir tippen auf Bebel Gilbertos Aganju und erhalten kurzerhand einen wunderbar luftigen, lebendigen Klangkörper mit warm temperierten Gitarren, natürlichen Trommeln und einer überaus klar konturierten und substanziellen Bassenergie. Der kleine Aries klingt nicht nach Spielzeug. Auch Gil- Netzwerk auf Speed: Der Aries LE wurde mit Blick auf einen störungsfreien Netzwerkbetrieb entwickelt. Dual Band Wi-Fi und die sogenannte Active-USB- Technologie sollen dabei helfen Messwerte 10 Praxis 8 Wertigkeit 6 Ein kleiner Computer-Streamer mit dem Zeug zu ganz Großem. Gelungene Tablet-Bedienung, große Formatvielfalt, raffinierte Soft- und Hardware. Im Ergebnis schafft der LE einen souveränen Auftritt! stereoplay Testurteil Klang (24/192, 24/96, 16/44) abs. Spitzenkl. / / Punkte Gesamturteil sehr gut Punkte Preis/Leistung überragend 11/14 stereoplay.de 35

5 Test & Technik Netzwerk-Player Marantz NA8005 Umfangreich: Der NA8005 ist nicht nur ein reiner Streamer, er enthält auch eine Vorstufe, kann als D/A-Wandler mit drei Eingängen vollständig genutzt werden und über Trigger, Marantz-Remote-Bus und RS-232C externe Geräte steuern. Auch ein Kopfhörer-Verstärker ist an Bord. Netzwerk-Einsteiger können aufatmen: So einfach wie der NA8005 ließ sich im Hörraum bisher kein Gerät bedienen. Vor allem die Tatsache, dass Marantz ein schönes dreizeiliges Display verbaut hat und der Streamer sich komplett über Dank der übersichtlichen Fernbedienung lassen sich alle Funktionen leicht steuern und verwalten. Das große Front-Display des NA8005 gibt dabei über jeden Tastendruck Auskunft. So gelingt das Navigieren durch Internet-Radio und Musiksammlung auch ohne die App. selbstverständliche Tastenkombinationen bedienen lässt, macht den NA8005 zum Netzwerk-Einsteigergerät des Jahres. Selbst wenn Fernbedienung und Tablet gleichzeitig versagen sollten, kann der Musikgenießer einfach und schnell am Gerät durch die Software-Basis navigieren. Bravo! Nicht ganz so bravourös ist dagegen die App gelungen, die etwas träge und altbacken herüberkommt. Dennoch kein Totalausfall, da die Titelwahl im Netzwerk, im vtuner-radio, bei Spotify und im USB-Speicher gut gelingt. Alles an Bord Besonders erstaunt die Ausstattung des DLNA-1.5-Streamers, der vollgepackt ist mit Möglichkeiten und außer einer Endstufe nahezu alles bietet, was der Nutzer begehren kann. Mit einem Vollverstärker oder einem Paar regelbarer Aktivboxen entsteht bereits eine minimalistische Anlage, mit deren Kompatibilität Musikformate wie WMA, WAV, AAC, FLAC, ALAC, AIFF und DSD (2,8 und 5,6 MHz) transportiert werden können: gapless im Netzwerk und per USB-Computer-Verbindung. Einzige Ausnahme ist der Front-USB-Port DSD kann nicht von USB-Massenspeichern gelesen werden. Dafür lassen sich hier nahezu alle ipod- und iphone-versionen digital betreiben. Im internen DAC arbeitet der bekannte Delta-Sigma-Wandler CS 4398 und decodiert Lossless-Formate in folgenden Auflösungen: FLAC HD (24/192), ALAC (24/96), AIFF (24/192) und WAV (24/192). Audiophil gedacht ist auch die DAC-Mode-aktivierte galvanische Trennung, die insbesondere der asynchronen USB-B-Computer-Übertragung zugutekommt. Stream me up! Im Praxistest bewies der NA 8005 seine Alltagstauglichkeit. Ob ein angeschlossener USB- Stick per ipad durchsucht oder die itunes-sammlung in der Cloud per AirPlay gestreamt werden soll es funktioniert auf Anhieb. Titel von unserer RipNAS erreichen den Streamer zwar weniger schnell, als es beim Auralic Aries LE der Fall war, Getrennte Sektionen für Stromversorgung und den abgeschirmten Trafo (links, unten), Digitalsignalverarbeitung (Mitte, oben) und Analog-Ausgangsstufe mit Kopfhörer-Verstärker (rechts) 36 11/14 stereoplay.de

6 Marantz Remote App (Android/iOS): Ob USB-Sticks oder NAS-Festplatten durchsucht werden die Remote App bildet auch Ordnerstrukturen ab. Auch eine digitale Lautstärkeregelung ist möglich. dennoch kommt es nicht zu störenden Wartezeiten. Natürlich hat der Anwender die Wahl und kann hier auch andere DLNA- Apps nutzen wie etwa den kostenlosen mconnect-player. Die hauseigene Remote App verwaltet jedoch alle kompatiblen Marantz-Geräte im Netzwerk und bietet schließlich einen unschlagbaren Komfort. Nun bleibt noch eine wichtige Frage zu klären: Kann es einen hörbaren Unterschied zwischen NA8005 und Aries LE geben? Musikalischer Zeitsprung Es geht los mit dem Redbook- Rip Aganju von Bebel Gilberto, der durch den Marantz formal in ein sanftes, natürliches Licht getaucht wird. Gegenüber dem Aries wirken allerdings auch Instrumentenkonturen weniger konkret und insbesondere die Stimme etwas zurückgesetzt. Bei Michael Bublés Moondance lodern mit dem NA8005 besonders habhafte Oberbasskonturen, cremige Bläsersätze und sanfte Beckenschläge auf, jedoch entbrennt hier nicht ganz das fein strukturierte Dynamikfeuer, das die Wiedergabe auf dem Aries zu einem Fest machte. Gerade Bublés geniale Vokal-Phrasierungen erhalten über den Aries LE den emotionalen Extrakick. So gelingt auf dem kleinen Chinesen auch der plastischere, tiefere und größere Eindruck im Hot Club Of San Francisco. Demgegenüber setzt der Marantz-Player hier eher auf natürliche Klangfarben und Oberton-Sanftheit. Oberton-Reinheit ist dagegen die Sache des Aries LE. Nicht, dass die Wiedergabe über den NA8005 eingeschränkt wäre, der Marantz nur für sich betrachtet ist eine hervorragende universelle Musikmaschine, mit deren Ausstattung man weiterkommt als mit dem kleinen Auralic. Wer aber das Vorletzte aus seiner Streaming-Sammlung kitzeln möchte, der greife lieber zum Aries LE, für das Letzte zum großen Aries. Beide Netzwerk-Player stellen eine wohltuende Bereicherung für die digitale Musik-Ära dar. So kann es weitergehen. Marco Breddin Marantz NA Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: D&M, Nettetal Telefon: Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B: 44 x H: 10,5 x T: 34,3 cm Gewicht: 7,2 kg Messwerte Frequenzgänge Bei allen Formaten ausgewogenbreitbandig mit sanften Filtern Klirrspektrum Geringer Klirr mit dominantem k2 und k4, nach oben abfallend Jitterspektrum Sehr geringer Jitter via USB und digital, etwas höher über UPnP (146/133/470 ps) Rauschab. (koax./usb) 112/114 db Ausgangswiderstand (RCA) 122 Ω Verbrauch Standby/Betr. 0,3/16,6 W Bewertung Klang (24/192, 24/96, 16/44) 62/62/ Messwerte 8 Praxis 9 Wertigkeit 7 Universell einsetzbarer DAC- Vorstufen-Streamer mit hoher Praxiswertigkeit. Er lässt sich wunderbar leicht bedienen, auch direkt am Gerät, und transportiert die Marantz-Klangkultur. stereoplay Testurteil Analogisierer: Eine Batterie von Operationsverstärkern generiert eine saubere Erdung für die nachfolgende Ausgangsstufe. Typisch für Marantz sind der HDAM-Differenzialeingang und der HDAM-SA2-Verstärker. Die verwendeten Folienkondensatoren und Elkos werden auch in den teuren Serien verwendet. Klang (24/192, 24/96, 16/44) abs. Spitzenkl. 62/62/61 Punkte Gesamturteil sehr gut 86 Punkte Preis/Leistung sehr gut 11/14 stereoplay.de 37