Statistische Erhebung der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen für das Statistikjahr 2009
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- Stefan Kraus
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1 Bundesärztekammer Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern Statistische Erhebung der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen für das Statistikjahr 2009
2 Statistische Erhebung der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen * Statistikjahr 2009 Gut ein Viertel aller vermuteten Arzthaftungsfälle werden durch die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen bei den Ärztekammern bewertet. Seit 1979 werden diese Daten erfasst und in einer bundesweiten statistischen Erhebung zusammengeführt. Die Statistik informierte bisher lediglich über die Anzahl der geltend gemachten Ansprüche und Entscheidungen und erlaubte keine konkreten Aussagen zum Inhalt der erhobenen Anträge. Deshalb entschied die Ständige Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen, die Daten künftig nach bundeseinheitlichen Parametern mittels eines elektronischen Statistikbogens zu sammeln. Seit 2006 werden die Daten mit Hilfe des Medical Error Reporting Systems (MERS) EDVgestützt einheitlich erfasst und in einer Bundesstatistik zusammengeführt. Die zentrale Sammlung der von einzelnen Gremien zu erfassenden anonymisierten Datensätze übernimmt die Geschäftsstelle der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern in Hannover. Die Bundesstatistik informiert über die wesentlichen quantitativen (Antrags- und Erledigungszahlen, Zahl der festgestellten Behandlungsfehler) sowie qualitativen (Art, Häufigkeit und Verteilung der Behandlungsfehler auf die medizinischen Fachgebiete und Behandlungseinrichtungen) Aspekte der in den Begutachtungsverfahren gewonnenen Erkenntnisse. Ziel der neuen Statistik ist es, Fehlerhäufigkeiten zu erkennen und Fehlerursachen auszuwerten, um sie für die Fortbildung und Qualitätssicherung zu nutzen. * Gutachterkommission für Fragen ärztlicher Haftpflicht der Landesärztekammer Baden-Württemberg / Gutachter- und Schlichtungsstelle bei der Landesärztekammer Hessen / Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der Norddeutschen Ärztekammern / Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein / Schlichtungsausschuss zur Begutachtung ärztlicher Behandlungen bei der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz / Gutachterkommission für Fragen ärztlicher Haftpflicht bei der Ärztekammer des Saarlandes / Gutachterstelle für Arzthaftpflichtfragen der Sächsischen Landesärztekammer / Gutachterkommission für ärztliche Haftpflichtfragen bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe / Gutachterstelle für Arzthaftpflichtfragen bei der Bayerischen Landesärztekammer 2
3 Tabelle 1 Anträge und Entscheidungen Veränderung 1.1 Anzahl der gestellten Anträge ,05 % 1.2 Anzahl der erledigten Anträge ,22 % 1.3 Anzahl aller Sachentscheidungen (z. B. gutachterliche Bescheide) 1.4 Anteil der Sachentscheidungen an Erledigungen ,08 % 67,95 % 67,21 % - 1,08 % 1.1 Zahl der bei den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen im Berichtsjahr eingegangenen Begutachtungsanträge. Erfasst wird die Zahl der Begutachtungsfälle, d. h. der unter einem Aktenzeichen geprüften Fälle, unabhängig davon, ob sich das Begutachtungsverfahren gegen einen oder mehrere Ärzte richtet. 1.2 Zahl der im Berichtsjahr insgesamt abgeschlossenen Begutachtungsverfahren (Gesamterledigungen). Die Gesamterledigungen gliedern sich in: Formale Erledigungen (z. B. bei örtlicher oder sachlicher Unzuständigkeit der angerufenen Stelle, sonstiger Verfahrenshindernisse wie z. B: Verstreichung der Antragsfrist, Klageerhebung, Strafanzeige, Antragsrücknahme) und Sachentscheidungen mit Bestätigung oder Ausschluss eines ärztlichen Fehlers und/oder eines darauf zurückzuführenden Gesundheitsschadens nach medizinischer Überprüfung des Sachverhalts (Erledigungen nach medizinischer Beurteilung). 1.3 Zahl der Sachentscheidungen (Nr. 1.3), die in der Zahl der Gesamterledigungen (Nr. 1.2) enthalten sind. 1.4 Prozentualer Anteil der Sachentscheidungen an den Gesamterledigungen In den Spalten Vorjahr/Veränderungen sind zum Vergleich die Vorjahreszahlen und die Entwicklung (Zunahme oder Abnahme) im Vergleich zum Vorjahr angegeben. 3
4 Tabelle 2 Patientenvorwürfe Anzahl aller Sachentscheidungen Gesamtzahl der Vorwürfe (Bezug: 2.1; max. 4/ Sachentscheidungen) 2.3 Die häufigsten Vorwürfe (Bezug: 2.2) Therapie operativ, Durchführung Diagnostik, Anamnese/ Untersuchung Diagnostik, bildgebende Verfahren Therapie postoperative Maßnahmen Aufklärung, Risiko Therapie, Pharmaka Therapie, konservativ Diagnostik, Labor/ Zusatzuntersuchungen Indikation Therapie postoperativ, Infektion Begutachtungsanträge können einen oder mehrere Behandlungsfehlervorwürfe betreffen. Bei mehreren Vorwürfen werden maximal die 4 wichtigsten statistisch erfasst. Deshalb ist die Zahl der unter 2.2 Angegebenen Gesamtzahl der Vorwürfe größer als die Bezugszahl 2.1 (Sachentscheidungen) 2.3 Zahlen der 10 häufigsten erhobenen Vorwürfe, gegliedert nach Teilbereichen ärztlicher Tätigkeit 4
5 Tabelle 3 Behandlungsfehler bejaht/verneint Anzahl aller Sachentscheidungen Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel verneint Nur Risikoaufklärungsmangel bejaht Behandlungsfehler bejaht Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel bejaht und Kausalität verneint 3.5 Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel und Kausalität bejaht Schäden, iatrogen fehlerbedingt (Bezug: 3.5) Bagatellschaden Schaden: passager leicht/mittel Schaden: passager schwer Dauerschaden leicht/mittel Dauerschaden schwer Tod Zahl der Verfahren, in denen kein Behandlungsfehler oder Risikoaufklärungsmangel festgestellt wurde. 3.2 Zahl der Verfahren, in denen zwar kein Behandlungsfehler, aber ein Mangel der Risikoaufklärung festgestellt wurde. (Anmerkung: Ein Mangel der Risikoaufklärung ist definitionsgemäß kein Behandlungsfehler. Bei Mängeln der Risikoaufklärung ist die Einwilligung in den ärztlichen Eingriff unwirksam und der Eingriff rechtswidrig mit der Folge, dass der Arzt für alle Folgen des Eingriffs haftet.) 3.3 Zahl der Verfahren, in denen ein oder mehrere Behandlungsfehler (ggf. zusätzlich auch Mängel der Risikoaufklärung) festgestellt worden sind. 3.4 Zahl der Verfahren, in denen die festgestellten Behandlungsfehler oder Risikoaufklärungsmängel nicht ursächlich für einen Gesundheitsschaden waren. 3.5 Zahl der Verfahren, in denen die festgestellten Behandlungsfehler oder Risikoaufklärungsmängel ursächlich für einen Gesundheitsschaden waren. 5
6 Tabelle 4 a) Die häufigsten Einzeldiagnosen die zur Antragsstellung führten Anzahl aller Sachentscheidungen Die häufigsten Einzeldiagnosen / ICD10 (Bezug: 4.1) Hüftgelenkarthrose Kniegelenkarthrose Unterarmfraktur Unterschenkel- u. Sprunggelenkfraktur Oberschenkelfraktur Bandscheibenschäden, Lendenwirbelsäule Brustkrebs Deformität, Zehen/Finger Schulter- u. Oberarmfraktur Kniebinnenschaden (durch Verschleiß bedingt) 117 Angegeben sind in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit die 10 häufigsten Diagnosen. Für jedes Verfahren wird eine (korrekte) Diagnose (Betrachtungsweise ex post), wegen der die beanstandete Behandlung durchgeführt worden ist, berücksichtigt; bei mehreren Diagnosen nur die führende. 6
7 Tabelle 5 Antragsgegner / Behandlungsorte 5.1 Gesamtzahl der Antragsgegner bei Sachentscheidungen Krankenhausbereich Praxis Zahl der Antragsgegner, maximal 4 Antragsgegner pro Begutachtungsverfahren. Anmerkung: Bei Beteiligung mehrerer Ärzte einer Praxis/Krankenhausabteilung wird die Behandlungseinrichtung nur einmal als Antragsgegner gezählt. 5.2/5.3 Verteilung der Anträge auf die Versorgungsbereiche Krankenhaus und Praxis. 7
8 Tabelle 6 Behandlungsfehler und Behandlungsort Praxis 2009 Krankenhaus Ort des Behandlungsgeschehens Bezug: 2486 Bezug: Antragsgegner / Fehler / Risikoaufklärungsmangel bejaht Antragsgegner / nur Risikoaufklärungsmangel bejaht
9 Tabelle Fachgebietsbeteiligung der Antragsgegner 2009 Praxis Klinik Unfallchirurgie/Orthopädie 597 Unfallchirurgie/ Orthopädie Hausärztlich tätiger Arzt 354 Allgemeinchirurgie Allgemeinchirurgie 257 Innere Medizin Frauenheilkunde 195 Frauenheilkunde Innere Medizin 195 Neurochirurgie Augenheilkunde 170 Anästhesiologie und 219 Intensivmedizin Radiologie 124 Urologie Urologie 93 Neurologie Haut- und Geschlechtskrankheiten 91 HNO Heilkunde HNO-Heilkunde 90 Geburtshilfe Zahl und Verteilung der festgestellten Behandlungsfehler und Riskoaufklärungsmängel auf die Versorgungsbereiche Praxis und Krankenhaus (1 Behandlungsfehler je Fachgebiet / Behandlungseinrichtung-Bezug: Nr. 5.1). 6.3 Zahl und Verteilung der Verfahren, in denen ausschließlich Mängel der Risikoaufklärung (vgl. Nr. 3.2) festgestellt worden sind (1 Risikoaufklärungsfehler pro Verfahren Bezug: Nr. 5.1). Die hier erfassten Mängel der Risikoaufklärung sind in Nr. 6.2 nicht enthalten. 6.4 Fachgebietsbeteiligung der Antragsgegner Angegeben sind unterteilt nach den Versorgungsbereichen Praxis und Krankenhaus die 10 Fachgebiete, die am häufigsten von einem Begutachtungsantrag betroffen waren (Bezug: Tabelle 5, je Verfahren maximal 4 Antragsgegner/Fachgebiete). Erfassungskriterium ist die ausgeübte Tätigkeit, nicht die Facharztkompetenz im Sinne der Musterweiterbildungsordnung. 9
10 Tabelle Die häufigsten Fehler 2009 (max. zwei Fehler pro Antragsgegner) Praxis Klinik Diagnostik, bildgebende 170 Therapie operativ, 483 Verfahren Durchführung Diagnostik, Anamnese/ 99 Diagnostik, bildgebende 317 Untersuchung Verfahren Therapie operativ, 87 Therapie postoperative 179 Durchführung Maßnahmen Diagnostik, Labor/ 79 Indikation 129 Zusatzuntersuchungen Indikation 63 Diagnostik, Labor/ 97 Zusatzuntersuchungen Therapie, Pharmaka 55 Diagnostik, Anamnese/ 90 Untersuchung Therapie, konservativ 38 Therapie postoperativ, 80 Infektion Therapie postoperative Maßnahmen 32 Therapie, Pharmaka Diagnostik, allgemein 32 Therapie operativ, 52 Verfahrenswahl Aufklärung, Sicherung 20 Überweisung, Facharzt, Konsil Die häufigsten Fehlerarten Angegeben sind unterteilt nach den Versorgungsbereichen Praxis und Krankenhaus die 10 häufigsten Behandlungsfehlerarten, unabhängig davon, ob der festgestellte Behandlungsfehler ursächlich für einen Gesundheitsschaden war oder nicht (maximal 2 Behandlungsfehler je Sachentscheidung). 10
11 Tabelle a) Die häufigsten Einzeldiagnosen, bei denen Behandlungsfehler festgestellt wurden 2009 Praxis Klinik Brustkrebs 41 Hüftgelenkarthrose Unterarmfraktur 19 Kniegelenkarthrose Deformität, Zehen/Finger 15 Unterarmfraktur Unterschenkel- u. Sprunggelenkfraktur 14 Schulter- u. Oberarmfraktur Prostatakrebs 13 Unterschenkel- u. 44 Sprunggelenkfraktur Hand- u. Handgelenkfraktur 13 Oberschenkelfraktur Rückenschmerzen 13 Hand- u. Handgelenkfraktur Fußfraktur (ausgenommen 12 Blinddarmentzündung oberes Sprunggelenk) (akut/unklar) Lungenkrebs 12 Bandscheibenschäden, 22 (Lendenwirbelsäule) Oberflächliche Verletzungen (nicht näher benannt) 11 Deformität, Zehen/Finger Die häufigsten fehlbehandelten Krankheiten Angegeben sind unterteilt nach den Versorgungsbereichen Praxis und Krankenhaus die 10 Krankheitsbilder, bei denen am häufigsten Behandlungsfehler oder Mängel der Risikoaufklärung festgestellt worden sind, unabhängig davon, ob der festgestellte Behandlungsfehler ursächlich für einen Gesundheitsschaden war oder nicht. 11
12 Tabelle b) Die häufigsten Diagnosengruppen, bei denen Behandlungsfehler festgestellt wurden 2009 Praxis Klinik Brustkrebs 41 Gelenkverschleiß Sonstige Gelenkkrankheiten 30 Verletzung Knie, Unterschenkel Krankheiten des 29 Verletzung Hand, -gelenk 66 Weichteilgewebes Verletzung Hand, -gelenk 27 Verletzung Schulter, 61 Oberarm Verletzung Knie, 27 Verletzung Ellenbogen, 57 Unterschenkel Unterarm Krankheiten der Wirbelsäule, des Rücken 27 Hirngefäßerkrankungen, Schlaganfall Verletzung Ellenbogen, 20 Gutartige Neubildungen 46 Unterarm Krankheiten der Venen etc. 20 Verletzung Hüfte, 44 Oberschenkel Gelenkverschleiß 19 Krankheiten weibl. Genitaltrakt Verletzung Knöchelregion, 14 Sonstige Gelenkkrankheiten 40 Fuß Verletzungen (nicht näher benannt Teile des Rumpfes) Die häufigsten fehlbehandelten Krankheiten Angegeben sind unterteilt nach den Versorgungsbereichen Praxis und Krankenhaus die 10 Krankheitsbilder, bei denen am häufigsten Behandlungsfehler oder Mängel der Risikoaufklärung festgestellt worden sind, unabhängig davon, ob der festgestellte Behandlungsfehler ursächlich für einen Gesundheitsschaden war oder nicht. 12
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