Internationale Kontakte und Städtepartnerschaften

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1 Internationale Kontakte und Städtepartnerschaften (aus: Unterbiberg Neubiberg. Von den Anfängen am Hachinger Bach bis ins 21. Jahrhundert, hg. v. Hermann Rumschöttel und Katja Klee) Schon seit Ende 1972 war man in Neubiberg auf der Suche nach einer französischen Partnergemeinde gewesen. Zunächst war das rund Einwohner zählende Chaiville unweit von Paris ausgesucht worden, ehe man auf die ebenfalls nur 15 Kilometer von Paris entfernte Kleinstadt Ablon-sur-Seine umschwenkte. Straßenansicht von Ablon in den 1980er Jahren. (Foto: Gemeindearchiv) Zwischen Ablon und Neubiberg bestanden nicht nur zahlreiche Parallelen in Bezug auf Größe, Struktur und Lage am Rande einer Metropole, sondern es war vor allen Dingen der Persönlichkeit Alain Pohers zu verdanken, dass die Partnerschaft mit Neubiberg zustande kam. Poher war damals nicht nur Bürgermeister von Ablon, sondern auch Präsident des französischen Senats und ein hoch angesehener Europapolitiker und langjähriger Förderer der deutsch-französischen Freundschaft. Nach einigen Besuchen im Jahre 1973, bei denen sich die Kandidaten gegenseitig "beschnupperten", reiste im Juli 1974 eine erste offizielle Neubiberger Delegation mit Bürgermeister Schneider nach Ablon. Nur eine Woche später stattete Alain 1

2 Poher der Gemeinde Neubiberg einen Gegenbesuch ab. Man war sich einig, und so konnte im April 1975 in einem feierlichen Festakt die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden in Ablon vorgenommen werden. Ein halbes Jahr später setzten Poher, 2. Bürgermeister Jean- Pierre Hermellin, Jean Gauvert und Serge Bellet auf französischer und Josef Schneider sowie der 2. Bürgermeister Neubibergs, Dr. Friedrich Portele, auf deutscher Seite ihre Unterschriften unter die Partnerschaftsurkunde in Neubiberg. Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde vor dem Alten Rathaus in Ablon am 20. April Ansprache des 1. Bürgermeisters von Ablon, Senatspräsident Alain Poher, rechts neben ihm 1. Bürgermeister Josef Schneider. (Foto: Gemeindearchiv) Im Laufe der Jahre wurde die Freundschaft wiederholt durch symbolträchtige Gesten und Feierlichkeiten besiegelt. So erfolgte bereits 1976 die Einweihung des Place de Neubiberg in Ablon und im Jahr darauf als Neubiberger Pendant die feierliche Eröffnung des Abloner Gartens, einer Parkanlage an der Hohenbrunner Straße. 2

3 Einweihung des Place de Neubiberg in Ablon (Foto: Gemeindearchiv) Die starke Verbundenheit der Partnergemeinden zeigt aber nicht nur die herzliche Aufnahme und die freundschaftliche Atmosphäre bei den regelmäßigen gegenseitigen offiziellen und privaten Besuchen von Erwachsenen- und Schülergruppen, sondern auch die rege Teilnahme der Partnergemeinden am öffentlichen Leben des jeweils anderen Ortes. Eine besondere Ehre für die Neubiberger war die Einladung einer kleinen Delegation nach Paris anlässlich des 20. Jahrestags des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages im Jahre Die Teilnahme des Abloner Bürgermeisters Alain Poher und seines Nachfolgers Jean-Pierre Hermellin an den regelmäßigen Partnerschaftstreffen in Neubiberg ist über die Jahre Tradition geworden, und auch bei den Veranstaltungen im Jubiläumsjahr der Gemeinde Neubiberg 2003/2004, beim Festakt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Ortsnamensverleihung am 12. September 2003 und beim Eisenbahnjubiläum im Mai 2004 waren die französischen Partner regelmäßig vertreten. 3

4 Das große Spektakel des Eisenbahnjubiläums anlässlich 100 Jahre Bahnlinie München-Giesing Aying am 22./23. Mai 2004 ließ sich der Bürgermeister von Ablon, Jean-Pierre Hermellin (zweiter von rechts), nicht entgehen. Im Bild außerdem die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der am Bahnjubiläum beteiligten Gemeinden mit Ehrengästen. (Foto: Gemeindearchiv) Nicht nur die Gemeinde unterhält internationale Kontakte, auch die Vereine und die Kirchen pflegen den Austausch mit gleichgesinnten Partnern auf dem internationalen Parkett. Die Partnerschaft der Freiwilligen Feuerwehr Neubiberg mit der Freiwilligen Feuerwehr Steinfeld in Kärnten/Österreich besteht schon seit 1975, und auch die partnerschaftlichen Verbindungen der katholischen Pfarrei Rosenkranzkönigin mit der polnischen katholischen Pfarrei Heilig- Geist Antoninek/Posen (Poznan) wurden schon 1980 geknüpft. Die zweite kommunale Partnerschaft, die Neubiberg 1992 mit der russischen Wissenschaftsstadt Tschernogolowka unweit von Moskau schloss, geht auf Kontakte über die Universität der Bundeswehr und ein großes Spenden- und Hilfsprojekt der Gemeinde Neubiberg im Jahre 1991 zurück. Anlass war ein Aufruf des damaligen russischen Präsidenten Michael Gorbatschow, der angesichts der Veränderungen der politischen Großwetterlage nach 1989 und der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion um humanitäre Hilfe für sein Land nachsuchte. Daraufhin entwickelte die Gemeinde zusammen mit dem damaligen Präsidenten 4

5 der Universität der Bundeswehr, Prof. Dr. Jürgen Freiherr von Kruedener, den beiden Ortspfarrern von Neubiberg und der Waldperlacher Bruder-Klaus-Pfarrei entsprechende Aktivitäten. Der Zufall wollte es, dass der aus Tschernogolowka stammende Physiker Prof. Dr. Roman Maev gerade zu dieser Zeit eine Gastprofessur an der Universität der Bundeswehr innehatte. Beladung des ersten Hilfstransportes für Tschernogolowka im Mai Von links nach rechts: LKW-Fahrer, Thekla Schaffer, Elfriede Buck, Paul Randlshofer, Wolfgang Vogl, Rupert Liedl, Georg Koller und LKW-Fahrer. (Foto: Gemeindearchiv) Maev stellte den Kontakt zu seiner Heimatstadt her und bereitete auch den Boden für eine dauernde Verbindung Neubibergs mit der russischen Stadt über die eigentliche Phase der Hilfslieferungen hinaus. Im März 1991 reiste erstmals eine Delegation aus Neubiberg nach Tschernogolowka, zwei Monate später rollte die erste Hilfsgüterlieferung von Neubiberg in die russische Stadt, weitere folgten noch im gleichen Jahr. Vorläufer der urkundlich besiegelten Städtepartnerschaft war der im Sommer 1991 zwischen der Universität der Bundeswehr und der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gegründete Verein International Center of Advanced Material Studies ICAMS (Internationales Werkstoffkundezentrum), dem die Gemeinde korporativ beitrat. Der Verein ist inzwischen liquidiert worden. Knapp ein Jahr nach den ersten Kontakten, am 9. Mai 1992, wurde die Partnerschaft der beiden Orte schließlich mit einem Festakt in der Turnhalle der Volksschule Neubiberg vertraglich besiegelt, an der auch der 5

6 damalige Generalkonsul der Russischen Föderation, Nikolai M. Obertyschew, teilnahm. Zahlreiche Neubiberger wohnten dem Ereignis bei, die Harmonie, der Volkstanz- und Brauchtumsverein Putzbrunn und das Bläser-Ensemble der Musikschule Neubiberg sorgten für gute Stimmung. Aus Tschernogolowka waren unter anderen der damalige Bürgermeister Prof. Dr. Sergej Mileiko und der orthodoxe Priester, Wjatscheslaw Perewersenzew sowie das Folklore-Ensemble Retschenka angereist. Freudige Mienen nach der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit Tschernogolowka am 9. Mai 1992 in der Turnhalle der Volksschule Neubiberg, von links nach rechts: Prof. Dr. Sergej Mileiko, Stadtpfarrer Siegfried Bleichner, Prof. Dr. Jürgen Frhr. von Kruedener, 1. Bürgermeister Josef Schneider und Vater Wjatscheslaw. (Foto: Gemeindearchiv) In die gemeindlichen Partnerschaften wurden auch die örtlichen Schulen eingebunden, die darüber hinaus selbst zahlreiche Auslandskontakte pflegen, in erster Linie zur Vertiefung der Fremdsprachenkenntnisse. 6