Interventionen bei Unterrichtsstörungen
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- Falko Sachs
- vor 7 Jahren
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1 Studienseminar Koblenz Teildienstelle Altenkirchen Interventionen bei Unterrichtsstörungen Was sind Unterrichtsstörungen und wie kann ich intervenieren?
2 Definition Unterrichtsstörung Unterrichtsstörungen sind Ereignisse, die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen. Unterrichtsstörungen sind aufgrund der vielfältigen Widersprüche in der Schulpraxis unausweichliche und bis zu einem gewissen Grad normale Begleiterscheinungen von Unterricht.
3 Unterrichtsstörungen durch Schüler Schüler schwätzen, sind vorlaut, rufen in die Klasse (verbales Störverhalten) sind unaufmerksam, geistig abwesend, desinteressiert (mangelnder Lerneifer) zappeln, kippeln, laufen herum (motorische Unruhe) reagierend wütend, beleidigend, gewalttätig (aggressives Verhalten)
4 Unterrichtsstörungen durch die Lehrkraft Die Lehrkraft erklärt schlecht hat keine Struktur ist nicht vorbereitet ist ungeduldig, missmutig, uninteressiert verhält sich inkonsequent, (re)agiert willkürlich lässt zu viel durchgehen achtet nicht auf die Vorgänge in der Klasse tigert vor der Klasse hin und her spricht zu lange und zu monoton hat einen ironischen Unterton, provoziert bevorzugt bzw. benachteiligt bestimmte Schüler
5 Was kennzeichnet gute Interventionen? Die Lehrkraft interveniert frühzeitig, auch präventiv. Die Lehrkraft agiert minimal invasiv. Die Lehrkraft interveniert gestuft (jeweils passend). Die Lehrkraft kehrt schnell zum Unterricht zurück. Die Lehrkraft ist berechenbar. Die Lehrkraft handelt gelassen und konsequent. Die Lehrkraft leitet zur Reflexion an.
6 Frühzeitig und präventiv intervenieren Die Lehrkraft ist präsent und stellt sich nicht blind und taub. Die Lehrkraft handelt Regeln und Sanktionen vorab aus. Die Lehrkraft weist auf die Folgen der Störung hin und sanktioniert wie ausgehandelt.
7 Passend und gestuft intervenieren nonverbale Signale einsetzen Blickkontakt aufnehmen Ansprechen, Anna! Auf die Regel verweisen: Anna, ich erinnere an unsere Gesprächsregeln. Die Regel benennen: Anna. Ich erwarte, dass Du Dich meldest, wenn Du etwas zum Unterricht beitragen möchtest. Das Störverhalten beschreiben: Anna, Du störst den Unterricht. Was soll passieren, damit es Dir gelingt aufzupassen?
8 Passend und gestuft intervenieren Für zwei Minuten hinausschicken, Tür offen stehen lassen Eintrag ins Hausaufgabenheft Anna störte heute wiederholt den Bio-Unterricht, Eltern unterschreiben lassen. Gespräch, Anna, bitte melde Dich nach der Stunde bei mir. Gespräch in Gegenwart der Eltern
9 Zur Reflexion anleiten nach der Stunde ein Gespräch führen Konsequenzen aufzeigen, Regeln vereinbaren Auszeit geben - Auftrag, das eigene Handeln zu reflektieren Konzept des Trainingsraums nutzen
10 Proaktive Strategien Präventivstrategien Beziehungsebene Unterrichtsebene Handlungsebene Auftreten Beziehungen zu Schülern fördern Professionelle Kommunikation Ein gutes Klassenklima aufbauen Kooperation mit Schülern Vorbedingungen für das Lernen schaffen Arbeitsbündnisse mit den Schülern eingehen Lernerstruktur vor Sachstruktur: das Modell der didaktischen Rekonstruktion Klassenrat Klassenregeln Prozeduren, Routinen und Rituale Unterstützungsnetzwerke aufbauen: Eltern, Kollegen, Schulleitung
11 Proaktive Strategien Unterstützungsstrategien Beziehungsebene Unterrichtsebene Handlungsebene Motivation und Ermutigung Aufmerksamkeit erhalten Nonverbale Kommunikationstechniken Belohnungen Unterbrecher Raumanker einrichten Vergabe von Ämtern Schüler in den Unterricht einbinden
12 Reaktive Strategien Interventionsstrategien Beziehungsebene Unterrichtsebene Handlungsebene Negative Emotionen vermeiden Störungsbelastung reduzieren Methodenwechsel Außerschulische Lernorte Experten im Unterricht Interventionen Auszeiten-Modelle
13 Reaktive Strategien Problemlösungsstrategien Beziehungsebene Unterrichtsebene Handlungsebene Diagnose des Unterrichtsklimas Rollenspiele Diagnose des Fachunterrichts Diagnose des Lernverhaltens Diagnose Kurze Auszeit Konfliktschlichtung Lernen durch Lehren Mit der Klassen nach Lösungen suchen Klassenführungsstil Lernförderung und Lernhilfen Kommunikation im Einzelgespräch Stufen zur kooperativen Problemlösung
14 Unterrichtsstörungen - ein Beispiel [1] Das Thema hätte die Schüler eigentlich interessieren müssen, gut vorbereitet war ich auch, aber es kam alles ganz anders. Einige Schüler wippten mit den Stühlen, andere unterhielten sich, schauten zum Fenster hinaus, ein Stuhl fiel um, Gelächter. [2] Ich ermahnte freundlich, doch mit geringem Erfolg. Jürgen kroch unter seinem Tisch herum, er suchte offensichtlich etwas. Ekkehard kramte in seiner Tasche. Monika lief zum Papierkorb und spitzte ihren Bleistift, obwohl es nichts zum Schreiben gab. Bettina lief aus dem Klassenzimmer, und dabei fiel die Tür recht laut ins Schloss. [3] Ich ermahnte mit Nachdruck, versuchte, die unaufmerksamen Schüler stärker einzubeziehen.
15 Unterrichtsstörungen - ein Beispiel Für 5 Minuten war es fast ruhig, doch dann wurde der Lärmpegel wieder unerträglich,auch die motorische Unruhe nahm wieder zu. [4] Ich versuchte mir Gehör zu verschaffen, vergeblich. Meine Geduld war am Ende, ich ließ ein Donnerwetter los. [5] Danach war es für wenige Minuten so ruhig, dass man sprechen und zuhören konnte. Dann aber redeten fast alle Schüler durcheinander, und die Geräuschkulisse ließ weitere Lernvorhaben scheitern. [6] Meine Ermahnungen gingen im Lärm unter. Einige Schüler taten so, als würden sie mich nicht verstehen, andere freuten sich über den Lärm, freuten sich über die folgenlos verstreichenden Minuten. Wenige Schüler litten mit mir. [7] Das Klingelzeichen! Die Schüler jubelten, packten eilig ihre Sachen und stürmten aus dem Klassenzimmer. Ich atmete erleichtert auf. (Georg Becker S. 109)
16 Hilfreiche Grundeinstellungen Störungsfreier Unterricht ist eine didaktische Fiktion. Schüler leben in einer anderen Welt und verfolgen andere Ziele. Die formale Machtbasis untergräbt die natürliche Autorität von Lehrern. Reaktive Strategien alleine reichen nicht. Erfolgreiches Klassenmanagement steht und fällt mit der Prävention.
17 Hilfreiche Grundeinstellungen Suchen Sie nach Zusammenhängen, nicht nach Schuldigen! Vermeiden Sie es, störendes Schülerverhalten zu pathologisieren! Nehmen Sie eine systemische Sichtweise ein: Schüler und Lehrer bilden ein soziales System Jedes Mitglied ist autonom handelnd und dafür verantwortlich Schüler wie Lehrer stören den Unterricht
18 Reaktionen bei beginnender allgemeiner Unruhe Möglichkeiten suchen, die Mehrheit zurückzugewinnen Positive Ansätze besonders hervorheben (positive Rückmeldungen, wenn einzelne Schüler/innen mitarbeiten) klare Anweisungen, was zu tun ist Planung transparent machen ("Das meiste ist schon geschafft. Jetzt müssen wir nur noch... "). Mitgefühl äußern ("Das ist schwer für euch."; "Ihr seid sicher aufgeregt.").
19 Techniken der Intervention den Blick der Schüler nach vorne richten kurz und klar sagen, was zu tun ist Planung transparent machen Blickkontakt aufnehmen Stimme nur kurz anheben sich im Satz unterbrechen, 3 sec schweigen und den Satz dann fortführen Eigene negative Gefühle auch als eigene äußern ("Ich ärgere mich und nicht "Ihr seid heute unmöglich."). positive Ansätze in den Blick rücken Hilfen geben (Impulse)
20 Falsch ist es langatmig zu erklären, zu kommentieren und zu moralisieren, nach Schuldigen/Gründen zu suchen, zu beschuldigen, zu unterstellen, zu blamieren, zu drohen und zu übertreiben, zu strafen, zu kommandieren,
21 Hilfreiche Empfehlungen Störungen nicht persönlich nehmen Das Problem klein halten Machtkämpfe vermeiden Beschreiben statt kommentieren Nicht Bewährtes sein lassen
22 Schülerinnen, Schüler und Schule ÜSchO 1 Recht auf Bildung und Erziehung, Mitgestaltung des Schullebens (1) Die Schülerinnen und Schüler nehmen ihr Recht auf Bildung und Erziehung in der Schule ( 3 des Schulgesetzes - SchulG -) auf der Grundlage dieser Schulordnung wahr. (2) Die Schülerinnen und Schüler sind verpflichtet mitzuarbeiten, eigene Leistungen zu erbringen und so die Möglichkeit zu deren Beurteilung zu schaffen. (3) Die Schülerinnen und Schüler können für alle Bereiche des Schullebens Vorschläge unterbreiten. (4) Die Schule beachtet in ihrer Unterrichts- und Erziehungsarbeit den jeweiligen Entwicklungsstand, den die Schülerinnen und Schüler durch die Erziehung in der Familie und die bisherige Schullaufbahn erreicht haben. Sie beteiligt die Schülerinnen und Schüler an der Planung und Gestaltung des Unterrichts, des außerunterrichtlichen Bereichs und der schulischen Gemeinschaft. (5) Die Schule beachtet gemäß 1 Abs. 4 SchulG in ihrer Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Gleichstellung der Geschlechter (Gender Mainstreaming).
23 Schülerinnen, Schüler und Schule ÜSchO 1 Recht auf Bildung und Erziehung, Mitgestaltung des Schullebens (1) Die Schülerinnen und Schüler nehmen ihr Recht auf Bildung und Erziehung in der Schule ( 3 des Schulgesetzes - SchulG -) auf der Grundlage dieser Schulordnung wahr. (2) Die Schülerinnen und Schüler sind verpflichtet mitzuarbeiten, eigene Leistungen zu erbringen und so die Möglichkeit zu deren Beurteilung zu schaffen. (3) Die Schülerinnen und Schüler können für alle Bereiche des Schullebens Vorschläge unterbreiten. (4) Die Schule beachtet in ihrer Unterrichts- und Erziehungsarbeit den jeweiligen Entwicklungsstand, den die Schülerinnen und Schüler durch die Erziehung in der Familie und die bisherige Schullaufbahn erreicht haben. Sie beteiligt die Schülerinnen und Schüler an der Planung und Gestaltung des Unterrichts, des außerunterrichtlichen Bereichs und der schulischen Gemeinschaft. (5) Die Schule beachtet gemäß 1 Abs. 4 SchulG in ihrer Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Gleichstellung der Geschlechter (Gender Mainstreaming).
24 Störung der Ordnung 96 Anwendung von Ordnungsmaßnahmen (1) Ordnungsmaßnahmen können nur ausgesprochen werden, wenn andere erzieherische Einwirkungen nicht ausreichen. Als erzieherische Einwirkungen kommen insbesondere in Betracht: Gespräch, Ermahnung, Verpflichtung zur Wiedergutmachung angerichteten Schadens, Verpflichtung zur Übernahme von Arbeiten für die Schul- oder Klassengemeinschaft, Nacharbeiten von Versäumtem, zeitweise Wegnahme von Gegenständen, Entschuldigung für zugefügtes Unrecht und Überweisung in eine andere Klasse oder in einen anderen Kurs derselben Klassen- oder Jahrgangsstufe der Schule. (2) Ordnungsmaßnahmen müssen von erzieherischen Gesichtspunkten bestimmt sein und in angemessenem Verhältnis zur Schwere des Ordnungsverstoßes stehen. (3) Ordnungsmaßnahmen für ganze Gruppen sind nur zulässig, wenn jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler der Gruppe sich ordnungswidrig verhalten hat.
25 Störung der Ordnung 96 Anwendung von Ordnungsmaßnahmen (1) Ordnungsmaßnahmen können nur ausgesprochen werden, wenn andere erzieherische Einwirkungen nicht ausreichen. Als erzieherische Einwirkungen kommen insbesondere in Betracht: Gespräch, Ermahnung, Verpflichtung zur Wiedergutmachung angerichteten Schadens, Verpflichtung zur Übernahme von Arbeiten für die Schul- oder Klassengemeinschaft, Nacharbeiten von Versäumtem, zeitweise Wegnahme von Gegenständen, Entschuldigung für zugefügtes Unrecht und Überweisung in eine andere Klasse oder in einen anderen Kurs derselben Klassen- oder Jahrgangsstufe der Schule. (2) Ordnungsmaßnahmen müssen von erzieherischen Gesichtspunkten bestimmt sein und in angemessenem Verhältnis zur Schwere des Ordnungsverstoßes stehen. (3) Ordnungsmaßnahmen für ganze Gruppen sind nur zulässig, wenn jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler der Gruppe sich ordnungswidrig verhalten hat.
26 Literatur Lohmann, Gert: Mit Schülern klar kommen. Berlin: Cornelsen- Scriptor 2009, S Meyer, Hilbert: UnterrichtsMethoden. Frankfurt a.m Bd.2, S.227 Balke, Stefan: Eigenverantwortliches Denken in der Schule. Ein Trainingsprogramm zur Lösung von Disziplinproblemen. In: Lernchancen , S Hensel, Horst: Unterrichtsstörungen- Na und? Man kann sich darauf einstellen und gelassen damit umgehen. In: Pädagogik 1/2000. S Krüsmann, Gabriele: Konstruktiver Umgang mit Unterrichtsstörungen. Hinweise zu lehrergeleiteten Problemlösungsstrategien. In :Lernchancen 4, 1998, S Winkel, Rainer: Theorie und Praxis der Schule. Oder: Schulreform konkret im Haus des Lebens und Lernens. Hohengehren: Schneider 1997.
27 Literatur Hollenbach, Nicole: Umgang mit Unterrichtsstörungen im Schulalltag. In: Päd. 04/2008, Beltz Verlag Laning, Jonas: Gegen Chaos und Disziplinschwierigkeiten: Eigenverantwortung in der Klasse fördern. Verl. A. d. Ruhr, Mülheim 2004
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