6-10 KREATIV GESANGSTECHNIK SACH INFORMATION

Transkript

1 SACH INFORMATION Wie bereits in der Einführung erwähnt, können alle Menschen, die keine organischen Schäden aufweisen, singen. Richtig singen, also die richtige Tonhöhe treffen, können aber nicht alle. Babys beeindrucken uns täglich mit der Kraft und Ausdauer ihrer Stimmen. Es gibt kaum ein Organ des menschlichen Körpers, das so widerstandskräftig zu sein scheint, wie die Stimmbänder von Babys, die durch oft stundenlanges Schreien überhaupt keinen Schaden nehmen. Aus der Stimme des Babys kann sich ohne Schwierigkeiten die Gesangstimme entwickeln, denn ein Kleinkind ist in der Lage durch eigene Stimmexperimente den gesamten Umfang der Stimme zu erarbeiten. Manche ExpertInnen sind sogar der Meinung, dass ein einjähriges Kind Töne im viergestrichenen Bereich hervorbringen kann. Wie ist es dann möglich, dass viele Kinder beim Volksschuleintritt, also nur wenige Jahre später, kaum in der Lage sind Töne nachzusingen und alles, was sie zustande bringen ein Brummen in der gleichen Tonhöhe ist? Das richtige Nachsingen vorgegebener Töne beruht auf folgendem Vorgang: Das Gehör nimmt den Ton wahr, das Gehirn entschlüsselt die Frequenz, also die Tonhöhe, und gibt diese an die Stimmfalten weiter, die die richtige Stellung einnehmen um genau diese Frequenz hervorzubringen. Bei dem überwiegenden Teil der Kinder, die nicht singen können, dürfte ganz einfach die mangelnde Übung schuld sein, dass dieses Zusammenspiel zwischen Gehör, Gehirn und Muskeln nicht funktioniert. Außerdem sind ungeübte Muskeln nicht in der Lage höhere Frequenzen zu produzieren. Es würde auch niemand annehmen, dass ein untrainierter Körper schnell laufen, einen Spagat oder einen Kopfstand machen kann.viele der Brummer werden nach dem Stimmbruch gute Sänger. Scheinbar haben diese Kinder von Natur aus eine tiefe Stimme, mit der sie einfach noch nicht umgehen können. Bei allen kreativen Tätigkeiten sollte für Kinder die Freude im Vordergrund stehen, nicht die technische Perfektion. OÖ.Werbung/Höfer Kinder sind sehr offen für ihre Umwelt. Die Welt durch Erlebnisse erfahren zu dürfen, stärkt die Kreativität und macht aus Kindern selbstständige und starke Persönlichkeiten. OÖ.Werbung/Himsl Kinder haben im Vergleich zu Babys noch einen Nachteil: Ungefähr in der Zeit des Aufrechtstehens und des Laufenlernens verlieren sie die natürliche Atmung. Die natürliche Atmung oder Tiefen- bzw. Flankenatmung ist das Geheimnis der hohen Beanspruchbarkeit der Babystimmen. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 2.4

2 SACH INFORMATION WIE WEIT IST TECHNIK BEI KINDERN SINNVOLL? Gesangstechnik im eigentlichen Sinne ist eine sehr komplizierte Verflechtung von vielen Faktoren und wird meist in einem langjährigen Prozess erarbeitet. Es gibt viele ZUSAMMENFASSUNG: In der Zeit zwischen Babyalter und Schuleintritt verlieren Kinder die natürliche Atmung und büßen auch viel von den angeborenen Fähigkeiten ihrer Stimme ein. Die Gesangstechnik im herkömmlichen Sinne ist zu langwierig und für die jungen Stimmen nicht geeignet. Einige Komponenten, wie die richtige Atmung, eine natürlich-leichte Tongebung und gute Aussprache sind bei den Kindern dennoch anzustreben und möglich. INFO SERVICE: Die richtige Atmung wiederzuerlangen ist auch für Erwachsene ratsam, der Atmung ist ein eigenes Kapitel gewidmet, siehe Ordner Kreativ, Kapitel Gesang Atmung. Wege die richtige Technik zu erlernen, die oft auch sehr unterschiedlich sind. Man muss auch sagen, dass nicht alle GesangslehrerInnen gleichermaßen geeignet sind um mit jungen Menschen zu arbeiten. Was wir von dem technisch richtig Singenden erwarten, ist einfach gesagt: eine leichte Tongebung ohne sichtbare Kraftanstrengung, Ausgeglichenheit in allen Lagen, die Fähigkeit laut und leise in der gleichen Qualität zu singen und eine klare Artikulation. Das sind sehr wohl Ziele, die wir in der Arbeit mit Kindern auch ins Auge fassen können. Körperliches und seelisches Wohlbefinden ist eine Voraussetzung für die gesunde Tongebung. OÖ.Werbung/Höfer 2.4 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

3 DIDAKTISCHE UMSETZUNG Wir können nicht erwarten, dass aus Kindern, die vielleicht Schwierigkeiten mit der Intonation oder mit der Stimmgebung haben, in einigen Stunden gute SängerInnen werden. Mit gezielten Übungen und viel Geduld kann man zwar Gehörbildung betreiben, aber das würde den Rahmen des schulischen Unterrichts sprengen. Wenn die Möglichkeit besteht, kann man diesen Kindern immer wieder Töne und kleinere Intervalle vorsingen und sie wiederholen lassen. Bei kleinen Fortschritten viel Lob spenden, aber nicht das Gefühl aufkommen lassen, dass sie besondere Schwierigkeiten haben. Beim Singen zwischen richtig singende Kinder setzen, mit dem Verweis sich bei den anderen anzuhalten. Wichtig ist die Kinder nie zu rügen, weil sie falsch singen.vielmehr sollte man andere Fähigkeiten suchen und fördern, die man als Begleitung oder Erweiterung des Singens einsetzen kann. Die Punkte, die man wirklich verbessern kann, sind die Atmung und die Aussprache. In erster Linie ist es wichtig, dass mit den Kindern überhaupt gesungen wird. Singen ist immer noch das beste Training um singen zu lernen. Außer dem Elternhaus ist besonders die Schule gefordert Kindern einen Raum zum Singen zu geben. Im ersten Lebensjahrzehnt sind Kinder besonders lernfähig, haben weniger Hemmungen und auch ihre Entwicklung profitiert sehr von der Beschäftigung mit Gesang. LERNZIELE: Musikinstrumente schulen die Koordination und die Konzentration. Gemeinsames Musizieren und Singen machen viel Spaß! Üben von freiem Singen ohne die jungen Stimmen zu schädigen. Vorsichtig wird der Stimmumfang ausprobiert und ausgebaut. Die Kinder können eine kontinuierliche Verbesserung der Aussprache erzielen. INFORMATIONSTEIL: Im heutigen Schulsystem werden Buben und Mädchen zum Glück gemeinsam unterrichtet. Das bringt auch gemeinsames Singen mit sich. Mädchen und Buben haben vor der Zeit des Stimmbruchs keinerlei stimmliche Unterschiede, die eine getrennte Arbeit begründen würden. Mädchen haben oft noch einen natürlicheren Zugang zum Singen, das kann man für die Förderung der Buben nutzen. Achtung vor Klassifizierungen: Mädchen können singen, Buben nicht. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 2.4

4 DIDAKTISCHE UMSETZUNG ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: mehrmalige kürzere Einheiten, sobald die Aufmerksamkeit nachlässt, aufhören. Die Übungen wechseln um die Aufmerksamkeit zu erhalten. MATERIALIEN: Metronom (wenn vorhanden). KOSTEN: keine. Jede einfache Bewegung des Körpers wird vom Menschen im Laufe seiner Entwicklung erlernt und erarbeitet. UMSETZUNG: Die Stimmbildung arbeitet im Allgemeinen viel mit Bildern und Vorstellungskraft. Diese Art der Arbeit bewährt sich bei Kindern ganz besonders. Mit bildhaften und spielerischen Elementen kann man die Aufmerksamkeit und das Interesse der SchülerInnen stärker wecken als mit rein technischen Übungen. Weiters steht im Gegensatz zu Erwachsenen weniger die perfekte technische Schulung der Stimme im Vordergrund, sondern ein Kennenlernen und Erspüren der eigenen Fähigkeiten und ein natürliches Übertragen der Spiele auf das Unterbewusstsein. Bei dem bildhaften Unterricht verwenden wir verschiedene Mittel um verschiedene Ziele zu erreichen. Wir setzen Spiele, Materialien oder Bewegungen ein. Bei den Spielen macht der/die LehrerIn auch mit, beobachtet aber weiterhin und korrigiert beiläufig Fehler. Beim gemeinsamen Üben von einfachen Gesangs- und Sprechübungen immer auf eine gute Haltung achten. Die LehrerInnen können auch gemeinsam mit den Kindern am Boden auf den Fersen sitzen. Um eine unruhige Gruppe zu sammeln, hat sich das Liegen auf dem Rücken bewährt. Wusstest du, dass eine Sängerausbildung sechs bis acht Jahre dauern kann? Um auf die Bühne zu kommen, muss man außer Singen auch Schauspielern, Tanzen und sogar Fechten können. INFO SERVICE: Siehe auch Ordner Kreativ, Kapitel Gesang - Gesunde Stimme - gesunder Körper. 2.4 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

5 PROJEKTBLATT ÜBUNGEN FÜR EINE BESSERE AUSSPRACHE: Die Konsonanten p, t, k sprechen als wollte man eine Kerze ausblasen. Das ist einerseits eine hervorragende Übung für das Zwerchfell, andererseits müssen die Kinder diese Konsonanten auch im Singen vom lockeren Zwerchfell aus sprechen um die Verständlichkeit zu erreichen. Zur Kontrolle die Hand auf die Bauchdecke legen um die Zwerchfellbewegung zu spüren. Zungenbrecher sprechen, zum Beispiel Fischer Fritz fischt frische Fische oder Wir Wiener Waschweiber würden weiße Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo heißes Wasser wäre. GESANGSÜBUNGEN: Bekannte Melodien auf m summen: Das m ist ein Konsonant, der hauptsächlich im Mundraum klingt. Achtung: Die Lippen sollen ganz leicht aneinander liegen, der Mundraum soll weit sein, das heißt hintere Zähne nicht schließen, Zunge nicht an den Gaumen pressen. Das gleiche auf n : Der Mund ist leicht geöffnet, Zungenspitze liegt ganz leicht hinter den Vorderzähnen, keinen Druck ausüben. Bei beiden Übungen darauf achten, dass die SchülerInnen nicht versuchen laut zu summen. Die gleichen Lieder auf mam-mam oder wa-wa singen lassen. Als Auflockerung den Wind nachahmen: Langsam durch die Nase einatmen und die Luft auf sch auslassen, den ganzen Körper einsetzen. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 2.4

6 PROJEKTBLATT Wenn du dich mehr mit dem Singen beschäftigen möchtest, wende dich an eine Musikschule, nähere Informationen dazu im Gesang Service. RHYTHMUSÜBUNGEN: Die Kinder marschieren zu den Schlägen des Metronoms: Immer wieder das Tempo ändern, auch hüpfen oder auf einem Bein hüpfen lassen, auf den Zehenspitzen oder auf den Fersen laufen lassen. Die Kinder in zwei Gruppen teilen: Die eine Gruppe klatscht im langsamen Tempo, die zweite Gruppe klatscht schneller, indem auf einen längeren Schlag zwei kurze folgen. Geschwindigkeit immer wieder ändern, Gruppen abwechseln. Später auf einen langen Schlag drei kurze Schläge machen. Wenn das gut klappt, kann die zweite Gruppe abwechselnd zwei und drei Schläge klatschen. ÜBUNGEN FÜR GEHÖR UND KONZENTRATION: Man beginnt mit einem sehr einfachen und bekannten Lied, zum Beispiel Alle meine Entchen. Das Lied zuerst durchsingen, damit es alle können und dann abwechselnd singen. Erst singen zwei Gruppen, dann immer mehr. Auf Zeichen des/der LehrerIn hört die eine Gruppe auf und die andere setzt genau an der gleichen Stelle fort. Am Anfang lässt man die Kinder einen ganzen Satz singen, dann ein Wort und wenn die Übung gut funktioniert, kann man bei jeder Silbe wechseln. Der Sinn des Spiels ist es, aufmerksam auf den eigenen Einsatz zu warten und auf der richtigen Tonhöhe einzusetzen. Langsam sollte man zu etwas schwierigeren Liedern mit größeren Intervallen übergehen, zum Beispiel Komm, lieber Mai. Kinder reagieren auf diese Übung für gewöhnlich richtig aufgeregt, bei falschen Einsätzen wird gelacht, bei guten gesprungen usw. Den spielerischen Umgang bei der Durchführung nicht verlieren! Echo spielen: Der/die LehrerIn singt etwas vor, die Kinder versuchen es nachzusingen. Es können auch Geräusche, wie der Kuckucksruf oder das Feuerwehrauto, Glocken oder das Telefon sein. 2.4 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH