Influenza-Lage Impfaufruf Keine weitere Welle in Garmisch!
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- Sofia Reuter
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1 Influenza-Lage Impfaufruf Keine weitere Welle in Garmisch! Zum raschen Überblick wird erst kurz die Lage dargestellt. Mehr Informationen, auch zur Impfung (letzte Seite,) können dem Anhang entnommen werden. ILI = Influenza-like illness = grippeähnlichen Krankheiten; ARE = akute respiratorische (Atemwegs-) Erkrankungen; AGI = Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert Koch-Instituts (RKI); KW = Kalenderwoche Nachdem die erste Pandemiewelle in Garmisch abgeklungen ist, möchten wir alle Landkreisbürger zur Aktion Keine weitere Welle in Garmisch! aufrufen. Bisherige Pandemien haben nämlich gezeigt, dass die erste Welle in der Regel (wie jetzt auch) mild verlief, die weiteren jedoch wegen Veränderungen des Virus schwerwiegender und tödlicher waren. Anders als bisher steht uns nun ein Pandemieimpfstoff zur Verfügung. Wenn möglichst die ganze Landkreisbevölkerung geimpft ist, können wir weitere Pandemiewellen bei uns vermeiden und unbesorgt die Entwicklung in der Welt verfolgen. Zur Lage: Die Influenzaaktivität ist im Landkreis Garmisch-Partenkirchen abgeklungen. In Bayern und auch auf Bundesebene ist sie rückläufig. Wenn wir Glück haben, war es das für diese Saison. Wenn wir Pech haben, entwickelt sich im Neuen Jahr noch die normale Grippewelle, was aber unwahrscheinlich ist, da die üblichen saisonalen Erreger durch die neuen verdrängt wurden. Eine 2. Pandemiewelle in ein paar Monaten kann nicht ausgeschlossen werden. Diese kann aber sehr wohl bei uns vermieden werden, wenn sich alle impfen lassen! Bisher Erkrankte und bis dahin Geimpfte sind nämlich dann geschützt. ARE-Aktivität in Deutschland in der 49. KW Vorwoche Vorjahr
2 Bayern: Bayern geht Deutschland voran (übrigens schon seit der Einschleppung im April). Die Aktivität der akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) liegt in der 49. Kalenderwoche (KW) über den jahreszeitlich zu erwartenden Werten. Bei einem Praxisindex von 115 für die ARE-Hintergrund-Aktivität ist der Wert für Deutschland mit 145 und für Bayern mit 138 nur noch moderat erhöht. Zum Vergleich die 8-Wochen-Werte für Bayern aus der letzten (schweren) saisonalen Grippewelle Anfang dieses Jahres 2009 (KW 1 bis 8): Bei deutlicher Viruszirkulation ist seit 8 Wochen eine zusätzliche Krankheitslast durch die Neue Influenza A/H1N1 auf Bevölkerungsebene nachweisbar. Die Rate der Virusnachweise in den Sentinelproben fiel leicht von 50 auf 48 %. A) ARE-Praxisindex in Bayern mit Vergleich zu den Vorjahren B) Zum Vergleich ARE-Praxisindex Deutschland (späterer Anstieg und Abfall) Garmisch: Die Influenzaaktivität ist im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nach den für kleinere Gebiete und Länder üblichen 8 Wochen (4 Wochen Anstieg, 4 Wochen Abfall) wieder abgeklungen. Auch für Bayern zeigt sich in der bundesweiten Influenzaüberwachung ( ) beim ARE-Praxisindex ein Anstieg von der 42. KW bis zum Höhepunkt nach vier Wochen in der 45. KW (Herbstferien) und seither ein kontinuierlicher Rückgang (Graphik A):
3 C) Wöchentliche IfSG-Meldezahlen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen 2009 D) Zum Vergleich wöchentliche IfSG-Meldezahlen in Bayern Vergleich der vergangenen Influenzasaisons: Auf der folgenden Graphik E) werden Ablauf und Ausmaß in Deutschland bildlich dargestellt. Wie deutlich zu erkennen ist, folgte einer ausgeprägten Influenzasaison (2004/2005, 2006/2007, 2008/2009; sogenannte Grippe-Epidemie ; ca. 15% Infizierte) jeweils eine sehr milde (2005/2006, 2007/2008; ca. 5 % Infizierte). Die jetzige Pandemiewelle der Saison 2009/2010 liegt vom Schweregrad her etwa in der Mitte (zu erwarten sind ca. 10 % Infizierte). Die Saison 2004/2005 begann in Südost-Bayern, wo sie dementsprechend (nach etwa 4 Wochen) auch früher zurück ging. Gleiches gilt in der Saison 2008/2009 für Nordrhein-Westfalen und für die jetzige Pandemiewelle wiederum für Bayern.
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5 Welt: Die Entwicklung lässt sich neben der eingangs genannten Influenza-Surveillance auch anhand der wöchentlichen Todesfälle verfolgen, die als Spitze des Eisbergs leichter zu erfassen sind als Massenerkrankungen. Auf der Südhalbkugel ist die dortige Winter-Influenzasaison (während unseres Sommers) abgeschlossen. In Europa zeigt sich seit KW 41 eine kontinuierliche Zunahme. F) Wöchentliche Todesfälle wegen Neuer Influenza in Europa Die folgenden kumulierten Zahlen geben keinen Überblick über das aktuelle Geschehen, sondern nur über die Verteilung der Todesfälle in der Welt (in Klammern Todesfälle pro 1 Million Einwohner). Bislang starben in der Welt mindestens Menschen an der Neuen Grippe. Darunter USA (6,31), Brasilien (8,37), Mexiko 732 (6,66), Indien 674 (0,58), Argentinien 616 (15,36), Kanada 373 (11,17), Australien 191 (8,93), Thailand 189 (2,94), Europa 1.333, darunter UK 283 (4,67), Spanien 208 (4,45), Frankreich 171 (2,74), Italien 137 (2,28) und Deutschland 94 (1,15). Anhand der Übersterblichkeit im Winter schätzt man die jährlichen Sterbefälle an der saisonalen Grippe in Deutschland je nach Schwere auf bis (in der sehr schweren Grippe-Saison 1995/1996 sogar ). Diese bleiben jedoch weitgehend verborgen und berühren die Bevölkerung allgemein kaum (bis auf die trauernden Hinterbliebenen), während derzeit noch fast jeder einzelne tragische Todesfall wegen der Neuen Influenza durch die Medien geht. Angesichts des individuellen Leides der Betroffenen fällt folgende Aussage nicht leicht: Möglicherweise hat die Schweinegrippe Bürgern in Deutschland den üblichen Tod an saisonaler Grippe erspart (in den USA schätzt man statt sonst Influenzatote). Gründe: 1. Der neue Virusstamm hat die saisonalen Stämme zu 99 bis 100 % verdrängt. 2. Sein Erbgut weist weniger krankmachende Eigenschaften auf. 3. An der saisonalen Grippe sterben hauptsächlich alte Menschen. An der Neuen Influenza stecken sich vorwiegend junge Menschen an, die die Krankheit derzeit noch besser wegstecken. Wenn wesentlich weniger Senioren erkranken, sterben auch wesentlich weniger. Mögliche Einschränkungen dieser Aussage: 1. Die saisonale Influenza kommt doch noch im Frühjahr Es kommt noch eine zweite schwerere (vermeidbare!) Pandemiewelle. 3. Die spätere Auswertung der Sterbezahlen ergibt eine Übersterblichkeit für diesen November, die auf die Schweinegrippe zurückzuführen wäre.
6 G) ILI-Rate in England mit Vergleich zu früheren Jahren: Wie man sieht, ist dort im Juli 2009 (KW 29/30) anders als in Deutschland deutlich eine erste Pandemiewelle (je Kranke/Spitzen-Woche) abgelaufen. Die zweite Welle ist kleiner, weil die Kranken der 1. Welle geschützt sind. H) ILI-Rate in den USA mit Vergleich zu den Vorjahren: Der jetzige (zweite) Welle begann deutlich früher und ist deutlich höher als in den normalen Influenzasaisons 2006/2007, 2007/2008 und 2008/2009. Man beachte die erste (kleinere) Pandemiewelle Ende April 2009 in KW 17. I) Sterbeverteilung früherer Epidemie-/Pandemiewellen Wie man sieht, war die erste Welle in der Regel weniger tödlich als die folgenden. In der jetzigen Pandemie 2009 sind in den USA bisher 6,31, in England 4,67 Menschen pro 1 Million Einwohner gestorben, in Deutschland 1,15.
7 Zur Impfung gegen die Neue Influenza Frage an den Amtsarzt: Haben Sie sich impfen lassen? Wenn ja, mit welchem Impfstoff? Empfehlen Sie Ihrer Familie eine Impfung? Was ist mit Schwangeren? Antwort: 1. Die verschiedenen Impfstoffe sind mir egal, eine Zulassung erhält ja nur, wer nach allen verfügbaren Informationen unbedenklich ist. Man hat die Adjuvantien ("Verstärker") eingeführt, um den Virusanteil geringer zu halten. D.h. früher gab es bei den saisonalen Grippeimpfungen bei inaktivierten Ganzvirusimpfstoffen mehr Reaktionen wie Fieber und Fieberkrämpfe, so dass manche auf Spalt- bzw. Untereinheiten umstellten. Der im Jahr 2000 zugelassene saisonale Grippeimpfstoff Fluad enthält z.b. ein Adjuvans (übrigens auch der HPV-Impfstoff Cervarix). Die Verstärker sollen mehr örtliche Reaktionen (Schwellung, Schmerzen) hervorrufen, aber die sind in der Regel nach drei Tagen vorbei. Pandemieimpfstoffe ohne Verstärker enthalten 7,5 µg (Celvapan), mit Verstärker 3,75 µg (Pandemrix) Virusantigen (deshalb braucht man ja bei der geringeren Virusmenge Verstärker, um eine ausreichende Immunantwort hervorzurufen; außerdem soll dies zu einer Kreuzimmunität gegen ein verändertes Pandemievirus beitragen). Studien an Schwangeren gibt es natürlich bei allen neuen Pandemieimpfstoffen verständlicherweise nicht, wohl aber Erfahrungen aus früheren Grippeimpfungen (mit Impfstoffen ohne Verstärker). Deshalb empfiehlt die STIKO, Schwangere mit einem nicht-adjuvantierten Spaltimpfstoff zu impfen. Dieser CSL H1N1-Impfstoff der Firma CSL Biotherapie soll als Einzeldosis-Impfstoff noch im Dezember verfügbar sein. 2. Jede vermeidbare schwere Erkrankung bis hin zum Todesfall ist eine zuviel. Deshalb sollten alle das Impfangebot annehmen. Je mehr dies geschieht, desto eher sind weitere mögliche Pandemiewellen bei uns vermeidbar! Nach derzeitigem Erkenntnisstand ist eine einmalige Impfung für alle Altersgruppen ausreichend. 3. Ich habe mich mit Pandemrix (und gleichzeitig mit einem Impfstoff gegen die saisonale Influenza) impfen lassen, a) wegen Vorbildcharakter als Amtsarzt, b) um meine Umgebung nicht zu gefährden, c) um nicht in der Arbeit auszufallen und d) um meine Ruhe zu haben, falls eine weitere schwerere Pandemiewelle kommt. 4. Wegen d) empfehle ich meiner Familie die Impfung (meine Frau ist leider trotz Impfung eine Woche später erkrankt, weil ein ausreichender Impfschutz erst nach 10 bis 14 Tagen aufgebaut ist.). Dies gilt insbesondere für meine Töchter, falls die mal schwanger werden wollen (Schwangere haben durch die Erkrankung ein deutlich erhöhtes Komplikationsrisiko). Man könnte zwar als Gesunder abwarten, ob die Neue Grippe weiter mild verläuft und die Krankheitswoche mit drei Fiebertagen durchmachen aber warum sollte man das Risiko eines gefährlichen Verlaufs eingehen und außerdem seine Umgebung gefährden (Schwangere, Kleinkinder, chronisch Kranke wie Asthmatiker, Rheuma- und Krebskranke)? Falls doch noch in ein paar Monaten eine zweite schwerere, tödlichere Pandemiewelle durchs Land rollen sollte, könnte es Probleme geben, sich erst dann impfen zu lassen (Panik-Ansturm; Impfung in eine mögliche Inkubation hinein, d.h. man hat sich schon angesteckt und die Impfung kommt zu spät; ausreichender Impfschutz erst nach 10 bis 14 Tagen). Diese zweite Welle kann bei uns, wie schon gesagt, durchaus vermieden werden, wenn sich bis dahin alle impfen lassen! Das ist der Vorteil gegenüber früheren Pandemien. Machen Sie deshalb bitte alle mit bei der Aktion Keine weitere Welle in Garmisch! Zusammengestellt von Dr. Volker Juds ( Gesundheitsamt Garmisch ( Quellen: (Welt), (EU) und nationale Influenzaseiten wie (D), (F), (E), (United Kingdom), (USA)
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