Lexikonwort (Grundform) vs. Satzwort (konkrete Realisierung im sprachlichen Kontext) Änderung der Form (Flexion) und der Bedeutung im Kontext möglich
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- Innozenz Kurzmann
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1 1. Morphologie Die Lehre von der Gestalt (Form) der Wörter Definition Wort: kleinste selbstständige Einheit in einem Satz Lexikonwort (Grundform) vs. Satzwort (konkrete Realisierung im sprachlichen Kontext) Änderung der Form (Flexion) und der Bedeutung im Kontext möglich 1.1. Wortbildung Neue Wörter können gebildet werden durch: Komposition Zwei selbstständige Wörter werden zu einem neuen Wort zusammengefügt. Das zweite Wort (Grundwort) kann ein Verb, Adjektiv oder (am häufigsten) ein Substantiv sein und bestimmt die Wortart des neuen Wortes. Fuß + Ball = Fußball Derivation Bildung eines neuen Wortes durch das Anhängen von Wortbildungsmorphemen an ein Wort. Das Affix kann vorne stehen (Präfix), hinten (Suffix) und eher selten im Wortinneren (Infix) oder vorne und hinten (Zirkumfix). Auch durch eine innermorphematische Abwandlung (ima), eine Veränderung des Stammvokals, kann ein neues Wort gebildet werden. Spiel + er = Spieler Wortkürzung Bildung eines neuen Wortes dadurch, dass Teile des alten Wortes weggelassen werden. Schiedsrichter Schiri Konversion Manchmal ändern Wörter ihre Wortart ohne dass sie ihre äußere Erscheinung ändern. Dass es sich um ein neues Wort handelt, kann dann nur am Kontext erkannt werden. Bsp.: foulen ist ein Verb, auch in dem Satz Der Spieler wurde gefoult. Die Form des Verbs ist hier Partizip II. In der Kombination der gefoulte Spieler handelt es sich um ein Adjektiv. Das Suffix -e zeigt hier nicht die Wortart an, es handelt sich um ein Flexionssuffix, dass das Adjektiv in KNG-Kongruenz mit Spieler bringt. Siehe hierzu Kapitel Viele Wörter sind durch eine Kombination aus verschiedenen aufeinanderfolgenden Prozessen entstanden. Entscheidend für die Bestimmung ist dann der Wortbildungsprozess, der zuletzt stattgefunden hat. Bei Fußballspieler + in handelt es sich somit um eine Derivation. Fußball + spieler wäre eine Komposition, Fuß + ball ebenfalls, spiel + er wäre wieder eine Derivation Flexion Markierung grammatischer Kategorien mithilfe unterschiedlicher Formen; führt nicht zur Bedeutungsänderung, gehört daher nicht zu den Wortbildungsprozessen.
2 mit additiven Flexiven: Anhängen eines/mehrerer unselbstständiger Elemente, entweder hinten (Suffix) oder hinten und vorne (Zirkumfix) mit modifikatorischen Flexiven: innermorphematische Abwandlung (ima), Veränderung des Wortstamms (häufig in Kombination mit additiven Flexiven) mit selbstständigen Flexiven: eigenständiges Wort mit ausschließlich grammatischer Information (um zu gehen) Grammatische Änderung teils nicht am Wort selbst erkennbar, sondern nur am Kontext (das Muster, die Muster) Konjugation Flexion von Verben. Finite Verbformen: Verbformen, die hinsichtlich folgender Kategorien flektiert sind: Person: 1-3 Numerus: Singular, Plural Genus verbi: Aktiv, Passiv Tempus: synthetische Zeitformen: Präsens, Präteritum. Analytische Zeitformen (mit Hilfsverb gebildet): Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II Modus (Aussageweise): Indikativ, Konjunktiv I (Präsens): Präsensstamm + e + Personalendung Konjunktiv II (Präteritum): Starke Verben: Präteritumstamm + (e) + Personalendung; schwache Verben: Präsensstamm + t + Personalendung würde-ersatzform Imperativ Alle Kategorien werden meist durch eine Endung ausgedrückt. Infinite Verbformen: Infinitive, Partizip I (essend, spielend), Partizip II (gegessen, gespielt) Deklination Deklination der Substantive: hinsichtlich Numerus und Kasus (Genus ist fest!) Deklination der Adjektive: hinsichtlich Numerus, Kasus, Genus und Komparation Deklination der Pronomen und Artikelwörter: hinsichtlich Numerus, Kasus und Genus (teilweise auch Person) KNG-Kongruenz! Grammatisches Geschlecht und natürliches Geschlecht sind nicht dasselbe! Kasus (im Deutschen): Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ Bei Adjektiven starke Flexion (wenn alleine vor dem Substantiv) und schwache Flexion (wenn zusammen mit einem Artikel vor dem Substantiv) möglich 1.3. Wortarten Flektierbar Deklinierbar: Substantive (genusfest), Adjektive (auch komparierbar, können in einem Satz auch unflektiert vorkommen), Pronomen (stehen an Stelle eines Substantivs) und Artikelwörter (stehen mit einem Substantiv) (s. Kapitel )
3 Konjugierbar: Verben Verben sind die einzigen Wörter, die konjugiert werden können (s. Kapitel ) Man unterscheidet Vollverben, die eine konkrete inhaltliche Bedeutung haben und etwa die Handlung, einen Vorgang oder Zustand zum Ausdruck bringen. In diese Kategorie gehören die meisten Verben. Hilfsverben, die benötigt werden um die analytischen Formen des Prädikats zu bilden, also das Passiv oder die analytischen Tempora (Perfekt, Futur I etc.) Modalverben, die das Vollverb modifizieren, also die Bedeutung einschränken, Bsp. müssen, können, wollen etc. Kopulaverben, die ein Prädikativ mit dem Subjekt verbinden. Sie treten also in Sätzen auf, in denen die eigentliche Bedeutung nicht vom Verb getragen wird und haben lediglich verknüpfende Funktion Nicht flektierbar Adverben, satzgliedfähig, Angabe von Zeit, Ort, Art und Weise oder Grund. Deshalb spielen wir dort morgen Fußball. Präposition fordert einen bestimmten Kasus von den dazugehörigen Wörtern. Mit dem neuen Stürmer ist die Mannschaft in dieser Saison unschlagbar. mit und in bestimmen den Kasus von dem neuen Stürmer (Dativ) bzw. dieser Saison (Dativ). Junktion verbindet zwei Aussagen. Eine Konjunktion verbindet zwei syntaktisch gleichrangige Elemente. Der Spieler legte sich den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht, aber der Torwart kannte keine Angst. Eine Subjunktion ordnet ein Element dem anderen unter. Obwohl der Ball gut geschossen war, konnte der Torwart ihn halten. Partikel sind eine heterogene Restgruppe, deren Eigenschaften daher nicht knapp und bündig zusammengefasst werden können. Sie sind nicht flektierbar und nicht satzgliedfähig, meist modifizieren sie die Bedeutung des Satzes. Sie können den Grad/das Ausmaß von etwas angeben (Gradpartikel: Er spielt sehr gut Fußball, aber sie spielt viel besser.), den Fokus auf ein Element des Satzes lenken (Fokuspartikel: Ausgerechnet gegen den Tabellenletzten mussten wir verlieren. Den Ball hätte selbst er halten können.), die Aussage negieren (Negationspartikel: Leider haben wir nicht gewonnen.), teilweise haben sie keine richtige syntaktische Funktion, sondern nur eine Gesprächsfunktion (Gesprächspartikel: Nun, wie habt ihr gespielt?), sie können die Aussage abschwächen (Abtönungspartikel: Wir haben doch gut gespielt.), ein Zwischenruf sein (Interjektion: Wir haben gewonnen, hurra! Aua, das muss wehgetan haben!) oder lautmalerischer Natur sein (Onomatopoetikum: Zack, da war der Ball im Tor.). 2. Syntax 2.1. Satzglieder und Konstituenten Satzglied: Kann allein vor dem finiten Verb stehen.
4 Das, bedeutet, dass das Prädikat nicht als Satzglied bezeichnet werden kann, da es ja selbst das finite Verb enthält und nicht vor sich selbst stehen kann. Auch Teile von Satzgliedern (z.b. Attribute) oder bestimmte syntaktische Einheiten, die nicht allein vor dem finiten Verb stehen können, sind keine Satzglieder Konstituenten: Jede Konstituente hat einen Kern (=das wichtigste Element einer syntaktischen Einheit). Besteht eine Konstituente aus mehr als einem Wort, dann herrschen innerhalb dieser Konstituente Abhängigkeitsverhältnisse. Konstituenten können mit anderen Konstituenten kombiniert werden. Eine Konstituente ist: 1. Ein einzelnes Wort (da es der Kern der Konstituente ist). 2. Eine Wortgruppe, die aus voneinander abhängigen Worten besteht. 3. Ein Satz (da in einem Satz Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den einzelnen Bestandteilen bestehen) 4. Komplexe Sätze (da sie aus anderen syntaktischen Kategorien kombiniert worden sind.) Wir unterscheiden: 1. Konstituenten: Alle Bestandteile eines Satzes, die eine Konstituente bilden können. 2. Unmittelbare Konstituenten: diejenigen Bestandteile, aus denen ein Satz unmittelbar zusammengesetzt ist, also die nächstkleineren Einheiten. 2. Syntaktische Proben (nach Dürscheid) In welche Teile ein Satz zerlegt (segmentiert) werden kann, lässt sich auch mithilfe von syntaktischen Proben ermitteln. Folgende Proben sind möglich: a. Verschiebeprobe (Permutationstest): Alles, was gemeinsam verschoben werden kann, ist eine syntaktische Einheit. b. Weglassprobe (Eliminierungstest): Alles, was gemeinsam weggelassen werden kann, ohne dass der Satz ungrammatisch wird, ist eine syntaktische Einheit. c. Ersatzprobe (Substitutionstest): Alles, was gemeinsam durch ein anderes Element ersetzt werden kann, ist eine syntaktische Einheit. Das andere Element kann sein: i. Eine Proform (z.b. ein Pronomen oder Pronominaladverb) = Pronominalisierungstest, ii. Ein Wort mit den gleichen syntaktischen Eigenschaften wie das Ausgangswort = Substitutionstest (i.e.s.), iii. Ein Fragewort (z.b. wer, wann, was, von wem) = Fragetest.
5 d. Koordinationstest: Alles, was koordiniert werden kann, ist eine syntaktische Einheit. Bsp.: Die Mannschaft kauft neue Trikots. Die Mannschaft kauft [neue Trikots] und [Trainingsanzüge]. Zu beachten ist folgende Besonderheit: Das Prädikat ist nicht frei verschiebbar, sondern bildet das Grundgerüst des Satzes. Das Prädikat kann daher nicht durch die syntaktischen Tests ermittelt werden. 3. Funktionale Bestimmung der unmittelbaren Konstituenten Subjekt Meist Ausgangspunkt des Verbalgeschehens Perspektivierung der Handlung Meist nicht weglassbar (außer z.b. im Imperativ) Kongruenzauslösend zum Prädikat hinsichtlich Person und Numerus Kasus: Nominativ (Wer?) Prädikat Beinhaltet das finite Verb (flektiert nach Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus verbi) Immer als Verb oder Verbkomplex realisiert, teilweise nicht zusammenhängend (Satzklammer) Grundgerüst des Satzes Objekte Durch Verb bestimmt und vorgegeben Direktes Objekt (Akkusativobjekt) Fall: Akkusativ (Wen oder was?) Inhaltlich entweder von Handlung betroffen oder Resultat eines Geschehens Der Torwart fängt den Ball. Indirektes Objekt (Dativobjekt) Fall: Dativ (Wem?) Person, zu deren Vorteil/Nachteil etwas geschieht, oder Besitzer/Empfänger einer Sache Der Trainer hält seinen Spielern eine Standpauke. Genitivobjekt (selten) Fall: Genitiv Oft Ziel einer Handlung Nicht mit Genitivattribut verwechseln! Er beschuldigt den Schiedsrichter der Parteilichkeit. Präpositionalobjekt Form: Präpositionalgruppe, die vom Verb festgelegt ist
6 Einleitende Präposition ist ihrer eigentlichen Bedeutung entleert Inhaltlich oft Handlungsziel (dies ist keine klare Abgrenzung zur Adv. Best., da es auch eine finale (zielgerichtete) Adv. Best. gibt Alle warten auf den Anpfiff. Prädikativ Vom Kopulaverb festgelegt Nähere Bestimmung des Subjekts, gelegentlich auch eines Akk.- oder Dat.-Objekts (bei den Verben nennen und heißen ) Steht im gleichen Kasus wie Konstituente, die es beschreibt Er ist ein guter Fußballspieler. Adverbiale Bestimmungen Zusatzinformation weglassbar und theoretisch überall hinzufügbar Form: häufig Adverb oder Präpositionalgruppe Angabe von Zeit/Ort/Art und Weise/Grund/Ziel etc. Wir spielen bei strahlendem Sonnenschein auf dem grünen Rasen. 4. Satzarten (nach Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. Göttingen 2010, S: ) Unterscheidungskriterien: Verbstellung Modus Intonation Partikeln Satzschlusszeichen Aussagesatz (Deklarativsatz) Verb an zweiter Satzgliedstelle Intonation gegen Satzende hin fallend Punkt als Satzschlusszeichen Modus: Indikativ oder Konjunktiv II Typische Partikel: halt, eben Die Nummer 10 hat das entscheidende Tor geschossen. Fragesatz (Interrogativsatz) Modus: Indikativ oder Konjunktiv II Intonation am Satzende meist steigend Fragezeichen als Satzschlusszeichen Typische Partikel: denn, eigentlich Entscheidungsfragesatz: Antwort: Ja/Nein Verb steht an erster Stelle Habt ihr das Spiel gewonnen?
7 Alternativfragesatz: Entweder-oder-Frage Verb steht an erster Stelle Habt ihr gewonnen oder verloren? Ergänzungsfragesatz: Form der Antwort ist beliebig Einleitung durch Fragewort, Verb steht an zweiter Stelle Wie habt ihr eigentlich gespielt? Wunschsätze (Optativsatz) Satzintonation fällt zum Ende hin Punkt oder Ausrufezeichen als Satzschlusszeichen Typische Partikel: bloß, doch, nur Realer Wunschsatz: Verbform: Konjunktiv II Stellung des Verbs variabel: an erster, zweiter oder dritter Stelle Wenn wir nur nicht so viele verletzte Spieler hätten! Irrealer Wunschsatz: Verbform: Konjunktiv II, Plusquamperfekt Stellung des Verbs variabel: an erster oder letzter Stelle Hätte der Schiedsrichter nur keinen Elfmeter gegeben! Ausrufesatz (Exklamativsatz) Bringen emotionale Beteiligung zum Ausdruck, syntaktisch-formal nur schwer eingrenzbar Stellung des Verbs variabel: an erster, zweiter oder dritter Stelle Modus: Indikativ, Konjunktiv II Ausrufezeichen als Satzschlusszeichen Intonation gegen Ende fallend, eine Konstituente wird sehr stark betont Wir sind Herbstmeister! Aufforderungssatz (Imperativsatz) Verberststellung Typische Partikel: doch, bloß, bitte Modus: Imperativ Fehlen des Subjekts Schieß doch mal selbst auf das Tor!
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