Globalisierung in der Krise
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- Gerhard Althaus
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Globalisierung in der Krise 1 Globalisierung in der Krise Dokumentarfilm, GB 2009 Regie: Keely Stucke Produktion: A Journeyman Pictures Production Dauer: 26 Minuten Alterseignung: ab 16 Jahren Inhalt Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat ausgehend von den USA den gesamten Globus erfasst. Wie konnte sich die Finanzwelt derart verspekulieren? Dieser Film untersucht, was bei der wirtschaftlichen Globalisierung falsch gelaufen ist und geht in seiner Analyse auf die neoliberale Wirtschaftspolitik der und 90er Jahre ein. Die Folgen dieser Politik, die u. a. vom IWF empfohlen und weltweit durchgesetzt wurde, werden am Beispiel der Finanzmarktliberalisierung in Ostasien, von Wasserprivatisierungen in Lateinamerika, dem Raubkapitalismus in Russland, dem Übergang von China zur freien Marktwirtschaft und der Immobilienkrise in den USA, aufgezeigt. Am Ende des Films steht die nüchterne Erkenntnis, dass die Welt dringend einen neu regulierten Weltmarkt sowie ein stabiles und verantwortungsbewusstes Bankensystem braucht. Lernziele Die TN 1 lernen die Zusammenhänge zwischen der heutigen Finanz- und Wirtschaftskrise und der Wirtschaftsdiktion der 1980er Jahre weltweit kennen und begegnen verschiedenen Begriffen wie Gewinnmaximierung, Neoliberalismus, Liberalisierung des Welthandels, Sie werden durch den Film angeregt, eigene Standpunkte zu erarbeiten und diese in eine Diskussion über Wirtschaft und Globalisierung einzubringen. Sie setzen sich mit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise sowie deren Auswirkungen und den Situationen in der Welt von heute auseinander. 1. Einstiegsmethode Ziel: zur Globalisierung Die TN setzen sich kreativ mit der persönlichen Bedeutung/Bild im Kopf von Globalisierung aus- (vor dem Film) einander und gestalten gemeinsam ein Plakat Ev. Kreppband für +/ Pol, Papier, Stifte, ev. Kreativmaterial zum Gestalten eines Kunstwerkes zu Globalisierung, Flipchart, Plakatstifte, Kopien Zitate (siehe unten Kopiervorlage) 1 TN = TeilnehmerInnen, SchülerInnen, Jugendliche, Erwachsene,
2 Globalisierung in der Krise 2 Schritt 1: Skalieren: die TN stellen sich in einer Reihe mit folgenden Polen auf: + = Ich sehe Globalisierung sehr positiv, ich finde es sehr positiv, dass die Welt globalisiert ist, = für mich ist Globalisierung eine Gefahr, Bedrohung, ich finde es sehr negativ, dass die Welt globalisiert ist, Je nach Gewichtung dieser Aussagen stellt sich jede/r an einen bestimmten Punkt in der Reihe. Anschließend wird kurz besprochen, warum wer wo in der Reihe steht und was er/sie dazu zu sagen hat, warum eher ablehnend bzw. zustimmend. Schritt 2: Einzelarbeit: Jede/r TN erhält ein Blatt Papier und zeichnet darauf, was für sie/ihn Globalisierung heißt (Symbol, Bild, Kunstwerk, ) Schritt 3: Kleingruppenarbeit: jede/r präsentiert in der Gruppe das eigene Bild zu Globalisierung. Es kann auch nachgefragt und diskutiert werden. Anschließend fertigt jede Gruppe gemeinsam ein Plakat zu Globalisierung an. Bedingung dabei ist, dass irgendein Element von jedem einzelnen Bild im großen Plakat wieder vorkommen muss. Vor Endfertigung des Plakates sollte sich daher die Gruppe mittels einer Skizze darauf einigen, wie das Plakat gestaltet werden soll. Schritt 4: Plenum Präsentation der Plakate: Jede Gruppe stellt ihr Plakat Globalisierung vor und kann auch über den Entstehungsprozess berichten. Schritt 5: Plenum Diskussion: wenn noch gewünscht, kann eine Diskussion über Vor- und Nachteile der Globalisierung anschließen. Diese Diskussion kann in Stichwörtern mitdokumentiert werden. 2. Der Markt regelt alle Ziel: Probleme selbst Die TeilnehmerInnen setzen sich mit Zitaten des Films auseinander und analysieren dadurch ihren Ein Schreibgespräch/ persönlichen Zugang, ihre eigene Meinung zu Globalisierung Stummer Dialog Aussagen/ Zitate zu Globalisierung à aus den Film, Stifte, Flipchartpapier, 4 Tische Zitate: 1. Der Markt regelt alle Probleme selbst, wenn man ihn nur in Ruhe lässt. 2. Wirtschaft sollte vom Staat und von den Menschen bestimmt sein und nicht von Marktdiktaturen. 3. Die Globalisierung hat in Wahrheit die Welt instabiler gemacht. 4. Ein Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonasgebiet löst einen Hurrikan aus so ähnlich ist es jetzt mit der Weltwirtschaft.
3 Globalisierung in der Krise 3 Der Film wird gemeinsam angeschaut. Anschließend teilen sich die TN in vier Kleingruppen (4 5 pro Gruppe) auf. Auf Tischen liegen vier Zitate aus dem Film (siehe unten) auf Flipchart, Stifte liegen dabei. Jede Person schreibt ihre/seine Meinung zu diesem Zitat auf das Plakat, das gerade vor ihr/ihm liegt, z.b.: Was sagt das Zitat meiner Meinung nach aus? Wie stehe ich dazu, wie lese ich es? In welcher Weise stimme ich dem Zitat eher zu, in welcher Weise lehne ich es eher ab? Was könnte die Person, die es gesagt hat, damit gemeint haben? Was wurde mit diesem Zitat im Film ausgesagt, gemeint? Im Uhrzeigersinn gehen die Gruppen weiter und lesen sich die Kommentare/Stellungnahmen der anderen auf dem jeweiligen Plakat wieder durch, kommentieren diese wieder, schreiben ihre Meinung zur Meinung der anderen oder zum Zitat dazu usw. Das geht so lange, bis die Runde fertig ist (also 4x) oder das jeweilige Blatt voll ist bzw. bis keine es Lust mehr zum Schreiben gibt. Auswertung: Die Gruppen gehen zum ursprünglichen Zitat (also zum Ausgangspunkt) zurück, lesen sich alles durch und erarbeiten dann auf einem neuen Blatt Flipchart: Welche Themen kamen in diesem stummen Dialog vor? Welche kontroversiellen Kommentare sind gekommen? Welche positiven/ negativen Rückmeldungen gibt es zu diesem Zitat? Diese Ergebnisse werden von jeder Gruppe im Plenum präsentiert 3. Privatisierung Ziel: Verstaatlichung Die TN setzen sich ausgehend vom im Film aufgezeigten Beispiel Cochabamba mit Vor- und Nachteilen von Privatisierung und Verstaatlichung von öffentlichen Gütern auseinander und zeigen Beispiele aus dem eigenen Land auf. Themen der Gruppen auf DIN A4-Papier kopiert, Stifte Schritt 1: Der Film wird gemeinsam angesehen. Schritt 2: Das Beispiel Cochabamba, der drittgrößten Stadt in Bolivien wird nochmals zusammengefasst vorgestellt: Im Jahr 2000 wurde in der drittgrößten Stadt Boliviens Cochabamba das Wasser in dieser Stadt privatisiert. Die Firma Pechtl verdreifachte den Preis des Wassers: vorher kostete das Wasser im Monat rund US$ 6,-, danach rund US$ 20,-. Die Menschen gingen auf die Straßen und protestierten dagegen, das Kriegsrecht wurde verhängt, nach drei Monaten musste die Privatisierung zurückgenommen werden. Schritt 3:
4 Globalisierung in der Krise 4 Es werden drei Kleingruppen gebildet. Die Gruppe 1 arbeitet zum Thema Welche Vor- und Nachteile von Privatisierung von öffentlichen Gütern (z.b. Wasser, Energie, Post, Telekommunikation, Bahn, öffentlicher Verkehr, ) gibt es? Die Gruppe 2 arbeitet zum Thema Welche Vor- und Nachteile von Verstaatlichung von öffentlichen Gütern (z.b. Wasser, Energie, Post, Telekommunikation, Bahn, öffentlicher Verkehr, ) gibt es? Die Gruppe 3 arbeitet zum Thema In welchen Bereichen wurden in Österreich öffentliche (verstaatlichte) Güter privatisiert und welche Vor- und Nachteile haben sich daraus ergeben Schritt 4: Die Ergebnisse werden präsentiert. Abschließend kann zurückgehend auf das Filmbeispiel Cochabamba diskutiert werden, was Menschen in Österreich gegen eine unbeliebte Privatisierung von öffentlichen Gütern unternehmen würden/könnten. 4. Kredite sind das Öl (Rollenspiel mit Rollenkärtchen zu Kredit/Kreditvergabe/Kriterien) in der Maschine Ziel: Kredite sind das Öl in der Maschine. Jetzt ist das Öl ausgelaufen und der Motor stockt. Mit diesem Zitat wird im Film auf die verantwortungslose Kreditvergabe an Personen hingewiesen, welche die Kredite niemals zurückzahlen konnten. Die sog. Immobilienblase in Amerika ist geplatzt und hat weltweite Auswirkungen. Davon ausgehend setzen sich die TN mit den Regeln und Vergabekriterien im Kreditwesen auseinander und lernen in einem Rollenspiel agieren. Internetzugang, Rollenkärtchen und Spielsituation Schritt 1: Die verschiedenen Rollenkärtchen werden auf die TN/ Personen verteilt, die spielen möchten. Sie bekommen eine Zeitvorgabe, um sich auf die Rolle vorbereiten zu können.
5 Globalisierung in der Krise 5 Szene 1: BANK bzw. BANKANGESTELLTE/R Recherchieren sie im Internet, welche Kriterien für eine Kreditvergabe an privaten minderbemittelten Personen gelten. Überlegen Sie Argumente, wie Sie diesen Personen klarmachen können, dass sie (nicht) kreditwürdig sind. ALLEINERZIEHERIN MIT ZWEI KINDERN Sie brauchen ganz dringend eine neue, größere Wohnung, haben aber nicht genug Geld, um die Bau - kosten allein zu finanzieren. Die Hälfte müsste die Bank mittels Kredit finanzieren. Momentan sind sie noch in Karenz, wollen danach aber wieder in Teilzeit arbeiten, wenn die Firma diesen Job noch haben sollte. Überlegen Sie Argumente, wie Sie den Kredit doch bekommen könnten. SPIELSITUATION: Die allein erziehende Mutter mit zwei Kindern sucht dringend eine größere Wohnung. Sie braucht dafür einen Kredit, der für sie sehr hoch ist, für die Bank jedoch ein Klacks. Sie wollen dieser Frau nicht wirklich einen Kredit gewähren, weil es Ihrer Meinung nach zu riskant ist in der jetzigen Krisensituation. Die Frau bekommt den Kredit nicht, weil zu wenig Sicherheiten da sind. Szene 2: KONZERNCHEF/IN Sie brauchen den Kredit unbedingt und argumentieren, dass ganz viele Arbeitsplätze verloren gehen würden, wenn Sie diesen Kredit nicht bekommen würden. Sie bestürmen beide mit Argumenten (ev. im Internet recherchieren, welche Argumente das sein könnten). POLITIKER/IN Sie sind anfangs skeptisch, werden aber mit dem Argument der Arbeitsplatzsicherung in der heutigen Krisenzeit überzeugt, dass es wichtig ist, wenn der Konzern diesen Kredit erhält. Sie lassen sich zu einer Bürgschaft hinreißen, haben aber trotzdem ein ungutes Gefühl, weil es überhaupt nicht sicher ist, ob der Konzern überleben wird. BANK/ BANKANGESTELLTE/R Recherchieren sie im Internet, welche Kriterien für eine Kreditvergabe an riskante Firmen gelten. Überlegen Sie Argumente, wie Sie dem/der Konzernchef/in klarmachen können, dass sie nicht kreditwürdig sind und den/die Politiker/in überzeugen können, keinen Kredit zu vergeben. Jedoch setzt sich letztere/r durch und der Konzern erhält den Kredit. SPIELSITUATION: Bankangestellte/r, Politiker/in und Konzernchef/in sitzen in einem Meeting zusammen. Der Konzern bräuchte dringend Geld um die Arbeitsplätze zu sichern, der/die Bankangestellte ist eher skeptisch, weil die Firma als riskant gilt, der/die Politiker/in unterstützt den Konzern wegen der Arbeitsplätze. Der Konzern erhält den Kredit mit der Bürgschaft der Regierung.
6 Globalisierung in der Krise 6 Schritt 2: Die Szenen werden hintereinander gespielt, Beobachtende können Fragen, Feststellungen, Argumente usw. aufschreiben für die nachfolgende Diskussion. Schritt 3: Die Spielenden entrollen sich nach dem Spielen. Fragen an die Spielenden und Beobachtenden: Wie ist es mir beim Spielen gegangen? Welche Gefühle nahm ich in mir wahr? Konnte ich durch gute Argumente überzeugen? Hätte ich gerne die Spielanweisung durchbrochen und anders gehandelt/gespielt? Welche Beobachtungen wurden von den Nichtspielenden gemacht? Schritt 4: Fragen für die Diskussion nach dem Rollenspiel: Habe ich selbst schon einmal einen Kredit gebraucht und (nicht) bekommen? Wie sieht es in der Realität aus? Welche Argumente von Privatpersonen oder Konzernen werden wie wahrgenommen? Wie sieht die Kreditvergabe global aus? Was bedeutet die Aussage: Kredite sind das Öl in der Maschine? Schritt 5: Die TN überlegen gemeinsam, wie eine Regelung im Kreditwesen vernünftig und menschenwürdig national und international aussehen könnte. Ergebnisse werden schriftlich festgehalten. Adresse/Bezugsquelle BAOBAB Globales Lernen Sensengasse 3, 1090 Wien Tel: +43/1/ , Fax: DW service@baobab.at Autorin des Begleitmaterials: Birgit Henökl-Mbwisi
7 Globalisierung in der Krise 7
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