Lehrstuhl für Industrial Sales Engineering Professor Dr. phil. Joachim Zülch. Die Rolle unserer Gedanken im Stressgeschehen
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1 Die Rolle unserer Gedanken im Stressgeschehen
2 Definition Gedanken = Kognitionen kann man definieren als einen Gedanken oder eine visuelle Vorstellung, der wir uns nicht besonders gut bewusst sind, es sei denn, wir richten unsere Aufmerksamkeit gezielt darauf (nach Beck 1999, S. 188) Gedanken werden im Allgemeinen von uns als tatsächliche Wiedergabe der Realität wahrgenommen und sind somit glaubhaft: wir überprüfen unsere Gedanken nur selten auf ihre Gültigkeit.
3 Kognitive Schemata Der Begriff Schema bezeichnet stabile gedankliche Verarbeitungsmuster und ist die Grundlage für die Umwandlung von erlebten Tatsachen in Gedanken, Basis für die Überprüfung, Differenzierung und Kodierung der Stimuli, denen wir begegnen. Werden wir mit bestimmten Gegebenheiten konfrontiert, wird ein diesen Umständen entsprechendes Schema aktiviert. Wir bewerten und kategorisieren unsere Erfahrungen mit Hilfe von Schemata.
4 Gedankliche Fehler Systematische Denkfehler führen dazu, dass wir den Glauben an die Gültigkeit unserer negativen Konzepte aufrechterhalten auch wenn Gegenbeweise vorliegen: Selektive Wahrnehmung von negativen Ereignissen/Erfahrungen, Selektive Verallgemeinerung von negativen Ereignissen/Erfahrungen Katastrophisieren: Folgen negativer Ereignisse werden überbewertet, Personalisieren: alles auf sich beziehen, Muss -Denken: Wünsche werden zu absoluten Forderungen übersteigert.
5 Gedankliche Fehler Primitives Denken Eindimensional und global: Ich bin unorganisiert. Invariabel: Ich war schon immer unkonzentriert und werde es auch bleiben. Reifes Denken Multidimensional: Ich bin manchmal unorganisiert, ziemlich flexibel und ganz schön intelligent. Variabel: Mein Konzentrationsvermögen ändert sich von Zeit zu Zeit und von Situation zu Situation.
6 Gedankliche Fehler Primitives Denken Charakterdiagnose: Ich habe einen Charakterfehler. Irreversibel: Da ich von Grund auf schwach bin, kann man nichts ändern. Reifes Denken Verhaltensdiagnose: Ich gehe zu oft unangenehmen Situationen aus dem Weg. Reversibel: Ich kann Methoden lernen, um Situationen standzuhalten und den Stress zu bekämpfen.
7 Persönliche Stressverstärker Persönliche Stressverstärker wie Ich muss alles immer richtig machen. Ich muss immer für den Betrieb da sein. Wenn ich einen Fehler mache, bin ich bei meinem Chef sofort unten durch. können dazu führen, dass wir uns selbst unter Druck setzen, unrealistisch hohe Erwartungen an uns haben und dementsprechend empfindlicher auf Belastungssituationen reagieren.
8 Persönliche Stressverstärker Wahrscheinlich hat jeder Mensch seine persönlichen stressverstärkenden Gedanken. Problematisch wird es, wenn sich unser Denken so verzerrt, dass wir negative Vorstellungen in vielen Aspekten unseres Lebens entwickeln.
9 Persönliche Stressverstärker Stressverstärker
10 Alternativen zu stressverschärfenden Gedanken Schlüsselfragen für die Suche nach Alternativen zu stressverschärfenden/selbstkritischen Gedanken: Auf welche Beweise stützen sich meine selbstkritischen Gedanken? Verwechsle ich einen bloßen Gedanken mit einer wahren Aussage? Welche Anhaltspunkte sprechen für meine selbstkritischen Gedanken? Welche Anhaltspunkte sprechen gegen meine selbstkritischen Gedanken?
11 Alternativen zu stressverschärfenden Gedanken Welche alternativen Sichtweisen gibt es? Gehe ich davon aus, dass meine Sichtweise die einzig mögliche ist? Welche reale Grundlage haben meine Alternativen? Welche Wirkung haben meine selbstkritischen Gedanken? Sind sie mir hilfreich oder stehen sie mir im Weg? Welche Sichtweise wäre hilfreicher für mich?
12 Alternativen zu stressverschärfenden Gedanken Welche Voreingenommenheiten prägen mein Denken? Ziehe ich vorschnelle Schlussfolgerungen? Lege ich zweierlei Maß an? Neige ich zu einem Alles oder Nichts -Denken? Verdamme ich mich grundsätzlich wegen eines einzelnen Vorkommnisses? Fixiere ich mich auf meine Schwächen und vergesse meine Stärken? Gebe ich mir die Schuld an Dingen, für die ich gar nicht verantwortlich bin? Erwarte ich von mir, stets perfekt zu sein?
13 Alternativen zu stressverschärfenden Gedanken Was kann ich tun? Wie kann ich eine neue, freundlichere Perspektive praktisch umsetzen? Könnte ich irgendetwas tun, um die Situation zu verändern? Oder wenigstens, um mein Denken über die Situation in Zukunft zu verändern? Mit welchen Experimenten könnte ich ein positiveres Verhalten ausprobieren?
14 Fazit Unsere persönliche Bewertung entscheidet, was als Stress empfunden wird. Unser Denkstil spielt dabei eine wichtige Rolle. Stressverschärfende Gedanken können dazu führen, dass wir objektive Sachverhalte nur noch negativ und einseitig interpretieren und uns so in eine Sackgasse manövrieren. Wenn wir die gedanklichen Fehler aufdecken, ist das der erste Schritt, um aus der Gedankenfalle wieder herauszukommen.
15 Literatur Beck, A. T. (1999). Kognitive Therapie der Depression. Weinheim und Basel: Beltz. Fennell, M.J.V. (2005). Anleitung zur Selbstachtung: Lernen, sich selbst der beste Freund zu sein. Bern: Huber. Kaluza, G. (2005). Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Heidelberg: Springer.
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