Forum I. Berufs- und Studienorientierung mit System und rotem Faden
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- Ludo Fiedler
- vor 7 Jahren
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1 Mit Kein Abschluss ohne Anschluss erhalten alle Schülerinnen und Schüler in Nordrhein- Westfalen eine systematische Berufs- und Studienorientierung anhand aufeinander aufbauender Standardelemente (vgl. Grafik). Wie verändert sich die Berufsorientierung in Schule? Gelingt es, Schülerinnen und Schüler für ihre berufliche Orientierung zu aktivieren? Wie kann dieser Prozess sukzessive im Sinne eines roten Fadens umgesetzt werden? Die Betrachtung des Themas Berufswahlkompetenz und der rote Faden der Berufs- und Studienorientierung erfolgte in dem Forum aus der Perspektive der Wissenschaft, aus landespolitischer und koordinierender Perspektive und aus Sicht der Praxis. Wissenschaftliche Perspektive Was ist Berufswahlkompetenz? Welchen förderlichen Rahmen braucht es, damit sich diese entwickelt? In seinem Input stellte Prof. Dr. Brüggemann (Fachhochschule des Mittelstands, Bielefeld) den aktuellen Stand der Forschung dar und stellte heraus, dass Kein Abschluss ohne Anschluss genau den Beitrag leistet, um Schülerinnen und Schüler diesen Rahmen zu bieten. Landespolitische und koordinierende Perspektive Was braucht es für die gelungene Gestaltung eines guten Rahmens von Berufs- und Studienorientierung? Was wurde schon erreicht und wo stellen sich zukünftige Entwicklungsaufgaben? Diese Fragen diskutierten in einem moderierten Gespräch: Dr. Ralf Angermund, Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW Kay Brügmann, Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW Kerstin Peters, Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW Tanja Nackmayr, unternehmer nrw Doris Löpmeier, Landschaftsverband Westfalen-Lippe Wolfgang Streuff, Bezirksregierung Düsseldorf Brita Russack, Kommunale Koordinierungsstelle der Stadt Mülheim an der Ruhr Dörthe Koch, Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbh (Moderation) Christiane Siegel, Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbh (Moderation) -1-
2 Die zentralen Aussagen der Gesprächspartner lauteten: Kein Abschluss ohne Anschluss überzeugt: Innerhalb von nur drei Jahren haben alle 53 Gebietskörperschaften mit der Umsetzung des Landesvorhabens begonnen und dazu Kommunale Koordinierungsstellen eingerichtet. Bezogen auf das Handlungsfeld I und die involvierten Schulen haben diese zusammen mit der Schulaufsicht zielführende Begleit- und Unterstützungsstrukturen für die Schulen entwickelt und installiert. Landesseitig ist es gelungen, die Förderstruktur so umzustellen, dass die Rahmenbedingungen für eine langfristig gesicherte Finanzierung insbesondere mit Blick auf die vier zu finanzierenden Standardelemente Portfolioinstrument, Potenzialanalyse, trägergestützte Berufsfelderkundung und Praxiskurse geschaffen wurden, was für hohe Transparenz und Verlässlichkeit sorgt. Mit dem Beginn dieses Schuljahres 2016/2017 nehmen alle Klassen der 8. Jahrgangsstufe aller öffentlichen Schulen Nordrhein-Westfalens und eine Vielzahl von Schulen in privater Trägerschaft am Landesvorhaben Kein Abschluss ohne Anschluss teil. Erstmals erhalten in einem Flächenland so viele Schülerinnen und Schüler aller Schulformen eine Potenzialanalyse nämlich rund Diese Schülerinnen und Schüler durchlaufen nach und nach verbindlich alle weiteren Standardelemente. Sie erhalten damit, intensiver als je zuvor in NRW, eine fundierte Berufs- und Studienorientierung. Für die Umsetzung der Studienorientierung wurde eine gute Startposition erarbeitet: Die Hochschulen stocken ihre Stellen in den Zentralen Beratungsstellen auf, um KAoA zu unterstützen. Mit dem Studifinder wurde ein interaktives Tool geschaffen, mit dem Studieninteressierte ihre Interessen ausloten, auch noch unbekannte Fähigkeiten an sich entdecken und entsprechende Studiengänge entdecken können. Ab Herbst steht allen Koordinatorinnen und Koordinatoren für Berufs- und Studienorientierung (StuBOs) in NRW die Möglichkeit offen, sich kostenlos durch geschulte Kräfte der Hochschulen in den Studifinder und seine Möglichkeiten einweisen zu lassen. In gemeinsamer Initiative der Landesministerien MAIS und MSW, der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und den beiden Landschaftsverbänden ist es mit dem Programm STAR Schule trifft Arbeitswelt erstmalig gelungen, eine systematische Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler mit signifikanten Behinderungen flächendeckend innerhalb eines Regelsystems zu etablieren. -2-
3 Unter dem Dach von KAoA bietet STAR allen diesen Schülerinnen und Schülern in NRW eine verbindliche und systematisch aufeinander aufbauende Berufsorientierung, erkennt dabei die Diversität aller Schülerinnen und Schüler an und richtet sich im Rahmen der Berufsorientierung nach den individuellen Bedarfen der Jugendlichen. Schülerinnen und Schüler mit wesentlichen Behinderungen haben somit erstmalig flächendeckend und dauerhaft in NRW die Möglichkeit, alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zur Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) zu erproben. Berufs- und Studienorientierung ist ein Instrument zur Fachkräftesicherung. Die Wirtschaft kann durch Information und direkte Einblicke junge Menschen für Berufe gewinnen, die ihnen vielleicht nicht bekannt waren oder über die sie nicht zutreffende Vorstellungen hatten und so von ihnen links liegen gelassen wurden. Die Wirtschaft bringt sich in die Umsetzung intensiv ein. Neues (z.b. Berufsfelderkundungen) muss beworben und flankiert werden. Je nach regionaler Wirtschaftsstruktur und Akteuren zeigen sich bei den Möglichkeiten und der Art und Weise des Handelns Unterschiede. Wichtig ist insgesamt auch, dass die Umsetzung Zeit braucht. Das ist kein Plädoyer für Zurücklehnen, sondern für realistische Erwartungen, was bisher erreicht werden konnte. Nur das Miteinander aller Akteure sichert den Erfolg: In der Bezirksregierung Düsseldorf finden regelmäßig Qualitätszirkel überregional mit den Kommunalen Koordinierungsstellen und dem KAoA- Team statt. In den Schulämtern sind feste Termine zwischen Kommunalen Koordinierungsstellen, Schulaufsicht und den Schulamtskoordinatoren festgelegt. StuBo-Arbeitskreise aller Schulformen finden regional statt und werden meist von Schulaufsicht und Kommunalen Koordinierungsstellen gemeinsam geleitet. Notwendige Materialien werden gemeinsam erarbeitet. In der Fortbildungsreihe ist die kommunale Koordinierung eingebunden. Das gemeinsame Konzept der Landesministerien für den Übergang zwischen Schule und Beruf stärkt Kommunen enorm in ihrer besonderen Verantwortung für ihre jungen Bürger im Übergang Schule-Beruf. Die NRW-weit standardisierte Aufgabe der kommunalen Koordinierung autorisiert die kommunalen Mitarbeiter, alle Partner in die Verantwortungsgemeinschaft vor Ort einzubeziehen und damit Zuständigkeitsgräben zu überbrücken. Ganz besonders wertvoll in der Umsetzung ist der Schulterschluss mit der Schulaufsicht vor Ort und der Bezirksregierung. Dies ist ein entscheidender systemorientierter Unterschied zu vorgelagerten Bundesprogrammen. -3-
4 Zusammenfassend lässt sich festhalten: Mit dem Landesvorhaben Kein Abschluss ohne Anschluss wurde eine verlässliche, tragfähige und akzeptierte Basis geschaffen, darin sind sich alle Partner einig. Einig war man sich auch darin, dass es sich um ein lernendes System handelt, welches sich durch den quantitativen stufenweisen Aufwuchs und an neue Herausforderungen anpassen muss. Herausforderungen und damit auch Entwicklungsfelder sind etwa mit Blick auf den Zuwachs von jungen Geflüchteten oder in der Umsetzung des Inklusionsgedankens gegeben. Die Integration des Standardelements der Studienorientierung in die Sek II und die Qualitätssicherung bei der Herstellung des roten Fadens und in der Zusammenarbeit aller Akteure stellen wichtige Zukunftsaufgaben dar. Rückmeldungen aus der Praxis, die an der einen oder anderen Stelle mehr zeitliche Flexibilität bei der Umsetzung der Standardelemente wünschen, werden auf Landesebene ernst genommen. Wenn in Schulen aller Schulformen in allen Jahrgangsstufen ausreichend Erfahrungen gesammelt worden sind, werden diese gepaart mit Evaluationsergebnissen zur Grundlage von Überlegungen gemacht, ob es Sinn macht, Änderungen hin zu mehr Flexibilisierung im Sinne von Leitplanken vorzunehmen. Praxisperspektive In einem abschließenden moderierten Gespräch nahmen zu Fragen wie Wie werden (ausgewählte) Standardelemente in der Praxis umgesetzt? Welchen Beitrag leisten diese beim Aufbau von Berufswahlkompetenz? Wie ergeben sie den roten Faden? folgende Praxisexperten aus Mülheim an der Ruhr die Perspektive der Praxis ein: Cornelia Bethmann-Birg, Willy-Brandt-Gesamtschule Matthias Grzib, Gymnasium Luisenschule Jan Phillip Kamphuis, Schüler der Luisenschule Stefan Trost, bbwe mbh Marian Prill, Inhaber einer Marketingagentur und Gründer von Schule macht Werbung -4-
5 Der sogenannte Praxischeck zeigte zum einen, dass KAoA in der Praxis angekommen ist und eine sehr positive Wirkung in der Unterstützung der Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in den Beruf bietet. Insbesondere die wertschätzende Rückmeldung des Schülers Jan Phillip Kamphuis zu den Angeboten der Berufs- und Studienorientierung von KAoA verdeutlichte dies. Gute Berufs- und Studienorientierung braucht überdies gute Vor- und Nachbereitung, damit sich der rote Faden im Sinne individueller Förderung gestaltet. Dies ist eine gemeinsame Aufgabe aller Praktiker, der eine verzahnte Zusammenarbeit braucht. Auch wurde positiv konstatiert, dass Rückmeldungen aus der Praxis auf Landesebene ernst genommen werden und bei der Weiterentwicklung des Landesvorhabens Berücksichtigung finden. Die abschließende Frage Für die Zukunft von KAoA wünsche ich mir, bei der auch das Plenum Wünsche per Kartenabfrage formulieren konnte, ergaben wertvolle Anregungen für die weitere Umsetzung des Landesvorhabens Kein Abschluss ohne Anschluss. -5-
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