Produktivität im Apfelanbau unter Einfluss von Hagelschutznetzen, des Pflanzabstandes und der Sorte auf Ertrag und auf verschiedene Wuchsparameter
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- Harry Meissner
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1 Produktivität im Apfelanbau unter Einfluss von Hagelschutznetzen, des Pflanzabstandes und der Sorte auf Ertrag und auf verschiedene Wuchsparameter Autor: Zenker, V. Schlagwörter: Produktivität, Hagelschutznetze Ort und Tag der Abgabe: Erfurt, 10. Juni 2010 Einleitung Äpfel bleiben weiterhin das beliebteste Obst der Deutschen. 16 Kilogramm der seit Adam und Eva "verbotenen Frucht" verzehrt jeder Haushalt pro Jahr. Jeder Haushalt kaufte im Jahr 2008 im Durchschnitt annähernd 20 Kilogramm Äpfel und ist somit das meist gekaufte Obst in Deutschland (ZMP in DPA 2009). Die Hauptkultur der rund deutschen Erwerbsobstbaubetriebe mit über ha Anbaufläche ist der Apfel. Im Haupt- oder Nebenerwerb werden jährlich rund t überwiegend Äpfel, Birnen, Steinobst und Beerenobst, erzeugt (INTERNET 2010 a/b/c). Im Jahr 2009 sind t Äpfel geerntet worden. Diese Erntemenge liegt 0,5 % über dem des Vorjahres und deutlich über dem zehnjährigen Durchschnitt von t (DESTATIS 2010 a). In den vergangenen zehn Jahren ist die Anbaufläche von knapp Hektar um 11 % zurückgegangen (DESTATIS 2010 b). Die beiden wichtigsten deutschen Apfel-Anbaugebiete sind das Alte Land" in Niedersachsen bei Hamburg und die Anbauregion am Bodensee. Diese erstreckt sich von West nach Ost über den Landkreis Konstanz, den Bodenseekreis und die Landkreise Ravensburg und Lindau. Der Bodensee ist, nach dem Genfer- und dem Plattensee, mit einer Gesamtfläche von 571,5 km² der drittgrößte Europas und liegt auf einer Meereshöhe von 390 m. Dort findet sich ein eigenes Kleinklima mit völlig anderen Temperaturen und Wetterverhältnissen im Gegensatz zu ein paar hundert km weiter entfernten Regionen. Dafür ist die Temperatur des Sees verantwortlich. Im Sommer sorgt die Erwärmung der Luft an Land und Abkühlung dieser über dem See für eine konstante Luftbewegung. Im Winter wirkt er als Wärmespeicher und gibt warme Luft in umgekehrter Richtung ab. Ebenfalls von gravierender Bedeutung für die Erwärmung der Luft ist der im Voralpenland auftretende Föhn. Dieser warme Wind bedeutet wenige Ertragsausfälle durch Spätfröste und Blütenfröste. Die kühle Luft im Sommer hält die Temperatur relativ niedrig und führt dazu, dass sich die Spaltöffnungen der Blätter nicht so schnell schließen. Dieser Vorgang verhindert ansonsten die Reduzierung des Gasaustausches und somit der Assimilation. Die Bodensee-Region hat die höchste Sonneneinstrahlung aller Obstanbaugebiete in Deutschland und einer Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 9 C. Neben der hohen Sonnenintensität fördern kühle, neblige Herbstnächte die Deckfarbenausprägung und das Aroma des Obstes, da durch den Nebel die Wärme festgehalten wird. 1/5
2 Die Höhenlage von m begünstigt das Wachstum von kleinzelligen Früchten. Mit diesen Umweltbedingungen auf nährstoffreichen, sandig-lehmigen Böden von z.b. Molasse-Endmoränen der letzten Eiszeit, finden die Bauern ideale Bedingungen für den Anbau von Agrarprodukten vor. Das größte Problem der Anbauer am See ist der Hagel. Die Auswirkungen des Hagels können nicht nur existenzbedrohliche Ausmaße annehmen, sondern auch zu so großen Verlusten führen, so dass Agrarwirte die Landwirtschaft und ihre Höfe aufgeben müssen. Am 26. Mai 2009 hat ein solcher Hagelsturm am Bodensee zu massiven Verlusten geführt. Dies zeigt, dass Maßnahmen zum Schutz der Bauern ergriffen werden müssen. Es gibt drei Möglichkeiten dem Hagel zu begegnen. Zum einen kann eine Hagelversicherung abgeschlossen werden, was zwar dem finanziellen Ruin vorbeugt, die Anlage selbst aber ungeschützt ist und die Ernte des Jahres komplett fehlt oder zusätzliche Personalkosten für eine selektive Pflücke anfallen. Zum anderen kann eine aktive Bekämpfung mit Silberjodid vorgenommen werden. Die Wolken werden dabei mittels Flugzeug, sog. Hagelflieger, oder mit Kanonen vom Boden aus mit Silberjodid beschossen. Der Niederschlagsprozess soll so vorzeitig ausgelöst und die Bildung von Hagelkörnern verhindert werden. Seit den 1950er Jahren finden Experimente mit Silberjodid statt. Die Wirksamkeit dieser chemischen Verbindung ist meist nicht ausreichend, zudem für den Obstbauern sehr teuer (OBSTBAU 1998). Als dritte und beste Möglichkeit bieten Hagelschutznetze passiven Schutz für die gesamte Anlage. Die Personalkosten bleiben hier niedriger, da aufwendige Sortierungen während und nach der Ernte entfallen. Außerdem ist mit Hagelschutznetzen eine kontinuierliche Präsenz am Markt möglich. Hagelschutznetze gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie unterscheiden sich in ihrer Konstruktion, der Netzfarbe, der Maschenweite und dem verwendeten Material. Bewiesen wurde nach dem Hagelsturm vom 26. Mai 2009 anhand einer Fruchtauszählung von bestimmten Bäumen, dass ein Erwerbsobstbauer am Bodensee nicht auf Hagelschutznetze verzichten sollte, wenn er wettbewerbsfähig bleiben möchte. Aber Netze haben auch Nachteile und nicht alle sind gleich gut geeignet. Denn alles was zwischen Sonne und Pflanze steht, mindert das für die Pflanzen wichtige photosynthetisch wirksame Licht. Hier stellt sich die Frage, welche Auswirkungen Hagelschutznetze, die das pflanzenverfügbare Licht hemmen, auf die Produktivität im Apfelanbau haben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Stiftung Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Ravensburg/Bavendorf. Dies wurde im Jahr 2009 bei drei Apfelsorten unter zwei verschiedenfarbigen Netzen und ohne Netz bei eingestelltem Fruchtbehang untersucht. Dabei wurde auf die äußere Qualität der Früchte, das Wachstum der Bäume, deren Ertrag und letztlich die zu erzielenden Erlöse bei den Auswertungen geachtet. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über die Untersuchungen geben, welche im Rahmen des zweiten praktischen Studiensemesters erfolgten. Nach Auswertung der Ergebnisse werden diese gegenübergestellt und diskutiert. 2/5
3 Ziel der Untersuchungen ist dabei die Produktivität der Sorten Braeburn`, Pinova` und Topaz` unter verschiedenfarbigen Hagelschutznetzen bei Einstellung des Fruchtbehangs in Abhängigkeit des jeweiligen Stammquerschnittes festzustellen und ertragsphysiologische Empfehlungen für die obstbauliche Praxis zu geben. Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war es, die Produktivität und Qualitätsbildung von Braeburn`, Pinova` und Topaz` in drei Pflanzdichten sowie unter weißem und schwarzem Hagelschutznetz im Vergleich zum ungeschützten Anbau zu bewerten. Entscheidend war die Betrachtung einer vergleichbaren Fruchtbehangsituation. Weil die Einstellung eines gleichmäßigen Fruchtbehangs pro Stammquerschnittsfläche (vergleichbarer spezifischer Fruchtbehang) in der Praxis fehlschlug, musste ein adjustiertes statistisches Auswertungsverfahren eingesetzt werden, um die erzielten Daten auf Basis eines gleichen Fruchtertrages pro Standfläche auswerten zu können. Zunächst wurde dazu der Stand des Wissens beschrieben und auf Produktivität im Apfelanbau, Fruchtqualität und die Bedeutung und Verwendung von Hagelschutznetzen eingegangen. Anschließend werden die Methoden des Versuchs erläutert, der auf einer Versuchsfläche von 1,23 ha an 324 Bäumen durchgeführt wurde. Im Wesentlichen ergab sich der größte Zuwachs bezüglich der Stammquerschnittsfläche ohne Einnetzung mit 80 cm Pflanzabstand, des Kronenvolumens unter schwarzem Netz bei 100 cm und 120 cm Pflanzabstand, sowie der Gesamttrieblänge bei 100 cm unter schwarzem Dach und der Trieblänge pro Kronenvolumen bei 80 cm unter weißem Netz. Die Anzahl der Früchte pro Baum unter der Bedachung sind bei 120 cm nahezu gleich hoch. Die höchste Fruchtanzahl bezüglich der Stammquerschnittsfläche ist bei 120 cm unter weißem Netz am höchsten, die des Kronenvolumens bei 120 cm ebenfalls unter weißem Netz. Den höchsten Ertrag pro Baum wurde unter weißem Netz bei 120 cm Abstand, pro Fläche bei 100 cm unter weißem Netz erzielt, die höchsten Fruchtgewichte bei 100 cm unter weißem Netz mit den größten Früchten. Die Deckfarbe war bei einem Pflanzabstand von 120 cm ohne Bedachung am stärksten ausgeprägt. Die höchsten Erlöse auf der Fläche brachten die Früchte unter weißem Netz bei einem Pflanzabstand von 100 cm ein. Da hier die Früchte am größten waren. Die Deckfarbe war dort mit 67 % ebenfalls gut ausgeprägt, wobei die Früchte bei einem Pflanzabstand von 120 cm mit 71 % besser ausfärbten. Es gab Schwierigkeiten, da durch das Unwetter vom 26. Mai 2009 ein Großteil der Früchte vom Hagel so beschädigt oder gleich abgeschlagen wurde, dass die Zahl der Früchte pro Stammquerschnittsfläche teilweise unter dem errechneten Soll- Behang lag. Folglich musste in der statistischen Auswertung mit einer Adjustierung der Werte reagiert werden, um die gesammelte Datenmenge verwenden zu können. Die Adjustierung erfolgte über die Form Früchte pro m². Der Wert 26,7 Früchte/m² ist 3/5
4 der aus der Standfläche und dem Ziel der Früchte pro Baum in Abhängigkeit von der Stammquerschnittsfläche des jeweiligen Baumes errechnete Wert. Nach Auswertung der Ergebnisse bezüglich der äußeren Qualität der Früchte, des Wachstums der Bäume, deren Ertrag und letztlich der zu erzielenden Erlöse ergab sich, dass in diesem einjährigen Vergleich die Produktivität unter weißen Hagelschutznetzen bei einem Pflanzabstand von 100 cm am höchsten war. In der Aussage über die Produktivität ist nicht der Preis der Hagelschutznetze mit inbegriffen. Die Farbe der Hagelschutznetze hat keinen Einfluss auf den Preis. So kann der Obstbauer sich frei entscheiden, welche Farbe für seine Anlage unter den Kriterien Haltbarkeit und Lichtdurchlässigkeit am Besten passt. Es bleibt dieser Kalkulation aber vorbehalten eine gesicherte Empfehlung für den praktischen Obstbau zu geben, da ein rechnerischer Vergleich erfolgen sollte, ob sich die Erlöse aus der Produktivität der Apfelbäume unter weißen Netzen bei 100 cm Abstand, der hohen Lichtdurchlässigkeit dieser, mit den weniger hohen Erträgen unter schwarzen Hagelschutznetzen, dafür aber längeren Haltbarkeit, decken. Ertrag / Fläche [dt/a] 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 LSD (α=0,05): 0,10 dt/a LSD (α=0,05): 0,11 dt/a LSD (α=0,05): 0,11 dt/a 5,8 6,0 5,8 5,95 6,04 5,57 6,01 5,82 5,73 b a b a a b a b b ohne weiß schwarz 80 cm 100 cm 120 cm Braeburn Pinova Topaz Fehlerindikator: Standardfehler Netz Abstand Sorte Abb. 1: Einfluss des Netzes, des Pflanzabstandes und der Sorte auf den Ertrag pro Fläche [dt/a] 4/5
5 Erlös / Fläche [ /ha] ohne weiß schwarz 80 cm 100 cm 120 cm Braeburn Pinova Topaz Netz Abstand Sorte Abb. 2: Einfluss des Netzes, des Pflanzabstandes und der Sorte auf den Erlös (inkl. MWSt) pro Fläche [ /ha] Tab. 1: Prozentuale Steigerung oder Abnahme des Durchschnittspreises 2008 vom mittleren Preis Sorte Braeburn Pinova Topaz Handelsklassen % % % Premium 3,34 3,74 5,64 MW HKL1=> 2,00 2,34 4,63 MW HKL2=> 1,62 2,44 2,37 Most -0,58-0,58-0,58 5/5
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