Familienfreundliche Schichtarbeit
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- Alfred Otto
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1 Familienfreundliche Schichtarbeit
2 Thesen zur Schichtarbeit 1. Schichtarbeit ist zu komplex, deshalb gibt es kein ideales Schichtmodell 2. Familienbewusste Schichtarbeit ist nach medizinischen, sozialen, demografiefesten, arbeitswissenschaftlichen und familiensensiblen Kriterien gestaltet 3. Kreative und individuelle Lösungen finden sich immer und bereichern das Angebot an Schichtmodellen
3 Schichtarbeit kritische Bestandsaufnahme Quelle: IGM 2006
4 Arbeitsfähigkeit Quelle: Illmarinen 1999
5 Physiologische Leistungsbereitschaft Circadianrhythmus Quelle: IGM 2006
6 Familiengerechte Arbeitszeiten Arbeitszeitflexibilisierung für die Beschäftigten Arbeitszeitkonten Teilzeitangebote Wechsel von Vollzeit zu Teilzeit und umgekehrt Freistellungen keine/wenig unsoziale Arbeitszeiten individuelle Zeitoptionen lebenslauforientierte Arbeitszeiten
7 Familienleben? Familie als Ausgleich ständige Rücksicht oft ist die Familie nicht vollständig Kindererziehung schwierig hohe Scheidungsrate beide Partner Schichtarbeit???
8 Alltägliche Lebensgestaltung ständige Wechsel Anpassung an die Schicht Veränderung der Lebensweise Umstellungen fallen schwer
9 Soziale Gestaltungskriterien Überschaubarkeit zusammenhängende Freizeitblöcke viele Wochenenden freie Abende
10 familienfreundliche Schichtzeiten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse zu gesundheitlichen und sozialen Folgen von Schichtarbeit kurze Takte, schnelle Wechsel reduzieren die gesundheitlichen Risiken zusammenhängende Freizeitblöcke, planbare Arbeitszeiten, Freizeit zu sozial wertvollen Zeiten reduzieren die sozialen Risiken zusätzliche familienfreundliche Maßnahmen Arbeitszeiten (Konten, individuelle Optionen, usw.) Arbeitsorganisation Betriebsklima
11 Handlungsinstrumente: Arbeitszeit, Arbeitsorganisation Arbeitszeit familienfreundliche Arbeitszeiten Möglichkeiten für Teilzeit und Freistellungen Wechsel von Vollzeit zu Teilzeit und umgekehrt familienfreundliche Schicht- und Dienstplangestaltung Arbeitszeitkonten, die Familienbedürfnisse berücksichtigen Vermeidung von Wochenendarbeit Planbarkeit der Arbeitszeiten und keine Arbeit auf Abruf lebenslauforientierte Arbeitszeiten Arbeitsorganisation (alternierende) Telearbeit Kontakthalteprogramme während der Elternzeit oder bei Freistellungen Eltern-Kind-Zimmer
12 Handlungsinstrumente: Kinderbetreuung, Service, Betriebsklima Kinderbetreuung & Service Betriebskindergarten, Kooperationen verschiedener Betriebe und Verwaltungen, Unterstützung von Elterninitiativen, Belegplätze in Einrichtungen usw. Ferienprogramm für Kinder Notfallkoffer für Kinderbetreuung/Pflege von Angehörigen Organisation von Unterstützung Informationen zu Tagesbetreuung, Begleitung von Behördengängen, Einkaufsservice, Kurzzeit- und Verhinderungspflege usw. Hausaufgabenhilfe Betriebsklima Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Unternehmensziel Vereinbarkeit als strategische Managementaufgabe Führungskräfte-Seminare Sensibilisierung in Veranstaltungen, Seminaren, Betriebsversammlungen, Öffentlichkeit
13 Medizinische Gestaltungskriterien Auf diesem biologischen Rhythmus ist all unsere körperlichen Vorgänge aufgebaut: Atmung, Herz-Kreislauf Ernährung- und Stoffwechselprozesse Hormonhaushalt Nervensysteme und Sinnesorgane alle Vorgänge, die mit Erholung und Regeneration verbunden sind
14 Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands 2009 und 2060 Quelle: Statistisches Jahrbuch 2010
15 Handlungsansätze alternsgerechte Personalentwicklung Quelle: ver.di; IG Metall 2006
16 Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen 1. Schichtfolge Kriterien Empfehlungen Erwartete Wirkungen bei Berücksichtigung der Empfehlungen maximale Anzahl hintereinander liegender gleicher Schichten Nachtschichten 1. möglichst wenig hintereinander liegende Nachtschichten (max. 3) 2. Dauernachtschicht vermeiden Umstellungsprobleme (biologische Tagesrhythmik) Anhäufung von Schlafdefiziten Soziale Kontakte mögliche langfristige Gesundheitsschäden Anhäufung von Schlafdefiziten Soziale Kontakte Frühschichten 3. möglichst wenige hintereinander liegende Frühschichten (max. 3) (s. Empf. Nr. 12) Anhäufung von Schlafdefiziten Spätschichten 4. möglichst wenig hintereinander liegende Spätschichten (max. 3) Soziale Kontakte
17 Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen 1. Schichtfolge (Forts.) Kriterien Empfehlungen Erwartete Wirkungen bei Berücksichtigung der Empfehlungen Rotationsrichtung FSN = Vorwärtswechsel NSF= Rückwärtswechsel 5. Vorwärtswechsel Umstellungsprobleme (biologische Tagesrhythmik) Spezielle Schichtfolgen N - F 6. mind. 2 freie Tage nach Nachtschicht Schlafreduzierung vor der Frühschicht N - N 7. N - N vermeiden Umstellungsprobleme (biologische Tagesrhythmik) - F- - S - - N - 8. einzelne Arbeitstage zwischen freien Tagen vermeiden Unterbrechung von Freizeitblöcken
18 Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen 2. Dauer und Verteilung der Arbeitszeit Kriterien Empfehlungen Erwartete Wirkung bei Berücksichtigung der Empfehlung maximale Anzahl hintereinander liegender Arbeitstage 9. maximal fünf bis sieben Arbeitstage (s. Empfehlung Nr. 10) Anhäufung von Ermüdung Schichtdauer 10. Lange Arbeitsschichten (> 8 Stunden) sind nur dann akzeptabel, wenn... Arbeitsinhalte Arbeitsbelastungen zulassen ausreichend Pausen vorhanden sind ausreichende Personalstärke keine Überstunden Anhäufung von Ermüdung Fehlleistungen Unfälle mögliche langfristige Gesundheitsschäden Ruhezeit zwischen zwei Schichten 11. Die Dauer der Ruhezeit muss > 11 Stunden betragen Schlafreduzierung
19 Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen 3. Lage der Arbeitszeit Kriterien Empfehlungen Erwartete Wirkung bei Berücksichtigung der Empfehlung Frühschichtbeginn 12. nicht zu früh (6:30 Uhr besser als 6:00 Uhr 6:00 Uhr besser als 5:30 Uhr usw.) Spätschichtende 13. nicht zu spät (22:00 Uhr besser als 23:00 Uhr 23:00 Uhr besser als 24:00 Uhr) in Sonderfällen frühes Ende (z.b. 18:00 Uhr am Wochenende) Schlafreduzierung Schlafreduzierung Soziale Kontakte Nachtschichtende 14. so früh wie möglich Anzahl der Schlafstunden während der Nachtzeit Wochenendarbeit 15. Wochenendarbeit vermeiden soziale Kontakte 16. Geblockte freie Wochenenden (wenn Empfehlung Nr. 15 nicht möglich) soziale Kontakte
20 Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen 4. Kurzfristige Abweichungen Kriterien Kurzfristige Abweichungen vom Soll-Plan durch Arbeitgeber veranlaßt Empfehlungen 17. Kurzfristige Abweichungen vermeiden 18. Spielregeln in Bezug auf Vorankündigungsfrist und Ausgleich festlegen Erwartete Wirkungen bei Berücksichtigung der Empfehlungen Planbarkeit der Freizeit Planbarkeit der Freizeit auf Wunsch der Beschäftigten 19. Beschäftigte bestimmen selbst über die Arbeitszeit und übernehmen Verantwortung für die fristgerechte Erledigung der Aufgaben (zeitautonome Arbeitsgruppen) 20. Flexibilität ermöglichen (flexible Schichtwechselzeiten, Schichttausch, Zeitfenster, zeitautonome Arbeitsgruppen) Vereinbarkeit von Beruf und Familie Vereinbarkeit von Beruf und Familie
21 Teilzeit in festen Schichtsystemen zusätzliche Freischichten BASF Ludwigshafen BMW Vollzeit Select geteilte Schichten (Job Sharing) Daimler Werk Wörth Braun B. Melsungen Sonderschichten Krankenhaus Delmenhorst Verzicht auf Einbringschichten Rasselstein ausgedünnte Schichten und spezielles Schichtverhältnis Heidelberger Druckmaschinen
22 Individuelle Elemente in Schichtsystemen Arbeitsorganisation teamübergreifende Vertretung Job-Sharing Springer zusätzliche Freischichten kurzfristige Flexibilität Teamabsprachen (Schicht-/Diensttausch) Boni für kurzfristige Einsätze geregelte Springerdienste (z. B. Audi) Gleitzeit und flexible Schichtübergaben Wunscharbeitszeiten Joker Tage (Fraport) Wechsel zwischen verschiedenen Schichtmodellen
23 individuelle Zeitoptionen besondere Schichtlagen (z. B. nur Früh und Spät) kürzere Übergabezeiten versetzte Arbeitszeiten mit individuell festgelegten Zeiträumen spezielle Auszeiten (z. B. mittags Uhr) Gleitzeiten mit (geringen) Spielräumen unterschiedliche Schichtdauer Teilzeitmodelle autonome Schichtgestaltung (chemische Industrie, Hamburger Hafen) Wechsel zwischen verschiedenen Schichtmodellen
24 Arbeitsorganisation kann Arbeitsfähigkeit & Gesundheit verbessern gut funktionierendes Schichtmodell ausreichende Personalbemessung (Springer) betriebliches Gesundheitsmanagement Einbeziehung des Alters ergonomische Maßnahmen Kurzpausen Reduzierung von Stress Vergrößerung der Entscheidungsspielräume
25 B. Braun Melsungen Pharma und Medizinbedarf flexible Teilzeitmodelle im Schichtsystem Lage und Verteilung Familien-Teilzeit : 50% Arbeitszeit finanzielle Zulagen für Kinder zwischen 15% - 25% gilt für Kinderbetreuung und Pflege
26 Beispiel: Chemiebetrieb Freistellung bis zu zwei Jahren Wenn die Arbeitszeit aufgrund von Kinderbetreuung/Pflege von Angehörigen reduziert wird, erhalten Beschäftigte einen Zuschuss zum Verdienstausfall: Bei 80 % der Arbeitszeit: 90 % Entgelt Bei 70 % der Arbeitszeit: 80 % Entgelt Bei 50 % der Arbeitszeit: 70 % Entgelt
27 Daimler AG Wörth Sindelfinger Modell: Teilzeit in der Produktion zwei Beschäftigte teilen sich einen Arbeitsplatz 3-Tage und 2-Tage-Woche im Wechsel Qualifizierungsmaßnahmen
28 Beispiel: Chemische Industrie Variable Teilzeit in Schichtsystemen zwischen 50% - 90% Teilzeit in ausgedünnten oder halben Schichtgruppen in Verbindung mit Schonarbeitsplätzen nur für Beschäftigte mit Familienaufgaben
29 Beispiel Rasselstein Umstellung des Schichtmodells große Planbarkeit Projekt Der gesund erhaltende Betrieb Belastungen reduzieren individuelle Fähigkeiten fördern Qualifikation von Beschäftigten und Führungskräften BR als Gesundheitsauditoren Prävention durch Gesundheits-Checks Trainingscenter Einbeziehung der Familienangehörigen Förderung des Wiedereinstiegs nach Elternzeit Kooperation mit Kindertagesstätte familienfreundliche Dienstleistungen Ampelkonto mit Vertrauensgleitzeit
30 Schichtmodell Rasselstein 5 Schichtgruppen, 32 Std./Woche, 42 Schichten
31 BMW Vollzeit Select 1-20 Tage zusätzliche freie Tage bei entsprechend niedrigerem Entgelt Beibehaltung des Vollzeitstatus (Anspruch auf betriebliche Altersversorgung); Erfolgsbeteiligung und Weihnachtsgeld anteilig Antrag bis zum 15. des Monats werden im Folgemonat gewährt freie Tage in Absprache mit dem Vorgesetzten
32 Fraport Individualität im Schichtdienst Teilzeit und Einzeldienstpläne Gleitzeit (auch im operativen Bereich) Tauschbörse Wunscharbeitszeiten Wechsel der Schichtmodelle Job-Sharing Joker Tage Gruppenautonomie Schichteinteilung im Team Wunschdienstplanung Zeitkonten 5 Zusatztage für besondere Anlässe Lebensarbeitszeitkonto
33 Endgültige Entscheidung Evaluation Analyse der Ist-Situation 10 Phasen Einführung eines neuen Schichtsystems Planung des Vorgehens Informationsbeschaffung Flankierende Maßnahmen Festlegung Soll-Situation Testphase Modellentwicklung Feinabstimmung
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