Praxiswissen Qualitätsmanagement. Jens Harmeier. ISO Die Norm und ihre Umsetzung. - Leseprobe -
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- Marielies Brahms
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1 Praxiswissen Qualitätsmanagement Jens Harmeier ISO Die Norm und ihre Umsetzung
2 Arbeitshilfen: massnahmenplan ISO_26000.doc Das Klammersymbol im Text verweist auf die entsprechende Datei im Anhang. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN by TÜV Media GmbH, TÜV Rheinland Group, Köln 2012 TÜV, TUEV und TUV sind eingetragene Marken. Eine Nutzung und Verwendung bedarf der vorherigen Zustimmung. Gesamtherstellung: TÜV Media GmbH, Köln 2012 Den Inhalt dieses E-Books finden Sie auch in dem Handbuch Der TÜV-Umweltmanagement-Berater, TÜV Media GmbH, Köln. Die Inhalte dieses Werks wurden von Verlag und Autor nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet und zusammengestellt. Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit der einzelnen Angaben kann jedoch nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für Websites, auf die über Hyperlinks verwiesen wird. Es wird betont, dass wir keinerlei Einfluss auf die Inhalte und Formulierungen der verlinkten Seiten haben und auch keine Verantwortung für sie übernehmen. Grundsätzlich gelten die Wortlaute der Gesetzestexte und Richtlinien sowie die einschlägige Rechtssprechung.
3 ISO Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung Die Norm und ihre Umsetzung Zum Inhalt von Jens Harmeier Die im Jahre 2010 erschienene Norm ISO Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung behandelt ein Thema, das auch für den Umwelt- oder Qualitätsmanagementbeauftragten von einiger Bedeutung ist: Zu den in der ISO 9001, in der ISO und insbesondere in der ISO 9004 genannten Interessierten Parteien gehört auch die Gesellschaft, deren Erfordernisse und Erwartungen im Hinblick auf Umweltschutz, ethisches Verhalten sowie Einhalten von gesetzlichen und behördlichen Anforderungen durch ein Umwelt- oder Qualitätsmanagementsystem zu erfüllen sind. In der ISO 26000, die für den UMB/QMB eine sinnvolle Ergänzung darstellt, findet er eine Vielzahl von Orientierungshilfen, mit denen er die Geschäftsleitung bei der Erfüllung der gesellschaftlichen Erfordernisse und Erwartungen und bei Umsetzung von Maßnahmen zur gesellschaftlichen Verantwortung unterstützen kann. In diesem Beitrag erhalten Sie nach einem kurzen Überblick über die wesentlichen Merkmale, den Nutzen und den Inhalt der Norm detaillierte Ausführungen zur praktischen Umsetzung der Kernthemen der Norm, demonstriert durch einige Beispiele aus der Praxis. Ein Maßnahmenplan, der als direkt verwendbare Arbeitshilfe beigefügt ist, kann Ihnen dabei helfen, Ihre Ziele für die gesellschaftliche Verantwortung in Ihrem Unternehmen umzusetzen. TÜV Media GmbH Seite 1
4 Arbeitshilfen Maßnahmenplan Anhang 1 (Word-Datei) 1 ISO ein Kurzprofil Titel Angaben zur aktuellen Ausgabe Wesentliche Merkmale Die deutsche Fassung trägt den Titel: DIN ISO 26000:2010. Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung (Originaltitel: Guidance on Social Responsibility (ISO 26000:2010)). Im allgemeinen Sprachgebrauch ist im Deutschen auch die internationale Bezeichnung ISO üblich so auch in diesem Werk. Die aktuelle Ausgabe wurde im November 2010 in einer deutschen Fassung veröffentlicht. Es handelt sich um eine gänzlich neue Norm. Ziel der ISO ist es, den Unternehmen Führungs- und Steuerungsmechanismen, Werthaltungen, Denkmuster, Verhaltensweisen und Praktiken für die gesellschaftliche Verantwortung nahezubringen. Die Norm zeigt beispielhafte Anwendungen, sogenannte Best Practices, die die Umsetzung und Verankerung der gesellschaftlichen Verantwortung im Unternehmen unterstützen soll. Da der Definitions- und Interpretationsspielraum der ISO sehr groß ist, kann eine Zertifizierung nach dieser Norm weder formal noch fachlich begründet werden. Somit handelt es sich bei der ISO ausdrücklich nicht um eine Zertifizierungsnorm, sondern um einen Leitfaden, der die Planung und Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung im Unternehmen erleichtern soll. TÜV Media GmbH Seite 2
5 Nutzen der ISO Für Unternehmen, die ihr Management der gesellschaftlichen Verantwortung an der ISO orientieren, entsteht in mehrfacher Hinsicht ein Nutzen: Die Norm hilft zunächst dabei, das Konzept der gesellschaftlichen Verantwortung in das Management sowie in die strategischen und operativen Unternehmensprozesse zu integrieren. Dies führt zu sinkenden Kosten und steigender Produktivität in der Unternehmensorganisation. Dazu kommt, dass eine verbesserte Reputation des Unternehmens und damit steigendes Konsumentenvertrauen den Absatz steigern und damit die langfristige Lebensfähigkeit des Unternehmens sichern. 2 Inhaltsverzeichnis Nationales Vorwort Nationaler Anhang NA (informativ) Literaturhinweise Einleitung 1 Anwendungsbereich 2 Begriffe 3 Gesellschaftliche Verantwortung verstehen 3.1 Die gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen: Historischer Hintergrund 3.2 Neueste Trends gesellschaftlicher Verantwortung 3.3 Merkmale gesellschaftlicher Verantwortung 3.4 Der Staat und die gesellschaftliche Verantwortung 4 Grundsätze gesellschaftlicher Verantwortung 4.1 Allgemeines TÜV Media GmbH Seite 3
6 4.2 Rechenschaftspflicht 4.3 Transparenz 4.4 Ethisches Verhalten 4.5 Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen 4.6 Achtung der Rechtsstaatlichkeit 4.7 Achtung internationaler Verhaltensstandards 4.8 Achtung der Menschenrechte 5 Anerkennung gesellschaftlicher Verantwortung und Einbindung von Anspruchsgruppen 5.1 Allgemeines 5.2 Anerkennung gesellschaftlicher Verantwortung 5.3 Identifizierung und Einbindung der Anspruchsgruppen 6 Handlungsempfehlungen zu den Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung 6.1 Allgemeines 6.2 Organisationsführung 6.3 Menschenrechte 6.4 Arbeitspraktiken 6.5 Umwelt 6.6 Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken 6.7 Konsumentenanliegen 6.8 Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft 7 Handlungsempfehlungen zur organisationsweiten Integration gesellschaftlicher Verantwortung TÜV Media GmbH Seite 4
7 7.1 Allgemeines 7.2 Beziehung zwischen den organisationsspezifischen Merkmalen und gesellschaftlicher Verantwortung 7.3 Gesellschaftliche Verantwortung einer Organisation erfassen 7.4 Verfahren zur Integration gesellschaftlicher Verantwortung in die Organisation 7.5 Kommunikation zur gesellschaftlichen Verantwortung 7.6 Verbessern der Glaubwürdigkeit im Kontext gesellschaftlicher Verantwortung 7.7 Bewertung und Verbesserung der Handlungen und Ansätze zur Umsetzung gesellschaftlicher Verantwortung einer Organisation 7.8 Freiwillige Initiativen zur gesellschaftlichen Verantwortung Anhang A (informativ): Beispiele freiwilliger Initiativen und Hilfsmittel für die gesellschaftliche Verantwortung Anhang B (informativ): Abkürzungen Literaturhinweise Abbildung 1 zeigt den Aufbau der ISO und das Zusammenwirken der einzelnen Elemente der Norm. 3 Praxishilfen zur Umsetzung der Kernthemen Im Folgenden werden die Handlungsfelder der Kernthemen der ISO aufgeführt und zu ausgewählten Handlungsfeldern Wege, Maßnahmen und Beispiele für die Umsetzung in die Praxis aufgezeigt. In der Norm wird darauf verwie- TÜV Media GmbH Seite 5
8 Prinzipien gesellschaftlicher Verantwortung Rechenschaftspflicht Transparenz Ethisches Verhalten Auseinandersetzen mit gesellschaftlicher Verantwortung Menschenrechte Verständnis über die gesellschaftliche Verantwortung einer Organisation Stärkung bei der Glaubwürdigkeit bei der Wahrnehmung Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen Gesetzestreue Zugehörige Handlungen und Erwartungen Prinzipien gesellschaftlicher Verantwortung Bezug zu organisationsspezifischen Merkmalen Methoden und Verfahren zur organisationsweiten Integration Bewertung und Verbesserung der Handlungen, Methoden und Verfahren Achtung internationaler Verhaltensstandards Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung Faire Betriebspraktiken Arbeitsbedingungen Organisationsführung Umwelt Achtung der Menschenrechte Identifizierung und Verpflichtung der Anspruchsgruppen Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft Konsumentenanliegen Kommunikation im Kontext gesellschaftlicher Verantwortung Freiwillige Initiativen gesellschaftlicher Verantwortung Anlage: Initiativen gesellschaftlicher Verantwortung Abb. 1: Aufbau und Inhalt der ISO [1] TÜV Media GmbH Seite 6
9 sen, dass der Prozess der Umsetzung und Integration der Maßnahmen der gesellschaftlichen Verantwortung nicht für jedes Kernthema in der gleichen Geschwindigkeit zu erfolgen hat. Handlungsfelder der ISO Strategieentwicklungsprozess Nach ISO sollte jedes Unternehmen alle Kernthemen prüfen, um festzustellen, welche Handlungsfelder relevant sind. Bei der Einschätzung der Relevanz sollten kurz- und langfristige Ziele berücksichtigt werden. In der Norm wird darauf hingewiesen, dass sich für die Zukunft weitere Handlungsfelder ergeben können, da die Aspekte gesellschaftlicher Verantwortung die Erwartungen der Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt widerspiegeln und daher Veränderungen unterliegen. Es ist zu beachten, dass die Auseinandersetzung mit einem bestimmten Handlungsfeld zu einem Zielkonflikt mit einem anderen Handlungsfeld führen kann. In der ISO wird darauf verwiesen, dass Programme und Maßnahmen zur Umsetzung der gesellschaftlichen Verantwortung für kleine und mittlere Unternehmen nicht komplex oder teuer sein müssen. 3.1 Kernthema Organisationsführung Das Kernthema Organisationsführung unterscheidet sich in seiner Art von den anderen Kernthemen dadurch, dass das Unternehmen durch eine effektive Organisationsführung in die Lage versetzt wird, Maßnahmen zu anderen Kernthemen und Handlungsfeldern zu ergreifen und umzusetzen. Handlungsfelder werden hier nicht explizit aufgeführt. Wichtig ist jedoch, dass die Aspekte der gesellschaftlichen Verantwortung im Strategieentwicklungsprozess berücksichtigt werden, so insbesondere bei der strategischen Zielplanung, der Umwelt- und Unternehmensanalyse, bei der Erarbeitung von strategischen Optionen, bei der Strategiewahl TÜV Media GmbH Seite 7
10 und bei der Strategieimplementierung. Abbildung 2 zeigt den Strategieentwicklungsprozess. Zielbildungsphase Strategische Zielplanung Vision Leitbild Unternehmensund Gesamtgeschäftsbereichsziele Balanced Scorecard Business-Plan Strategische Analysephase Strategieformulierungsphase Implementierungsphase Umweltanalyse (Chancen/ Bedrohungen) Unternehmensanalyse (Stärken/ Schwächen) Global Branchenbezogen Stakeholderbezogen Innen-Außen- Perspektive (wertschöpfungszentriert) Außen-Innen- Perspektive (kundenzentriert) Strategische Option Gewinnung von Alternativen auf Gesamtunternehmensebene und Geschäftsbereichsebene Strategische Wahl Beurteilung und Auswahl der geeigneten Strategien im Hinblick auf - Profilabdeckung - Machbarkeit/ Akzeptanz - Ethische Vertretbarkeit Strategieimplementierung Planung und Durchsetzung von: strategischen Programmen strategiegerechten Organisationsstrukturen personalwirtschaftlichen Programmen Strategische Kontrolle Abb. 2: Strategieentwicklungsprozess [2] TÜV Media GmbH Seite 8
11 3.2 Kernthema Menschenrechte Das Kernthema Menschenrechte umfasst gemäß ISO folgende 8 Handlungsfelder: 8 Handlungsfelder Gesetzgebung beachten Inhalte eines Compliance- Prozesses 1. Gebührende Sorgfalt, 2. Menschenrechte in kritischen Situationen, 3. Mittäterschaft vermeiden, 4. Missstände beseitigen, 5. Diskriminierung und schutzbedürftige Gruppen, 6. Bürgerliche und politische Rechte, 7. Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, 8. Grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit. Beim Umgang mit Menschenrechten geht es insbesondere darum, deren Missachtung zu vermeiden, indem sichergestellt wird, dass alle Unternehmensaktivitäten nicht gegen menschenrechtsbezogene Gesetze oder Standards verstoßen. Eine Mindestanforderung zum Schutz der Menschenrechte besteht in der Beachtung der einschlägigen nationalen Gesetzgebung. Um dieser Anforderung zu genügen, ist im Unternehmen ein Prozess zu implementieren, der die Kenntnis und Umsetzung der nationalen bei international agierenden Unternehmen auch die internationalen Rechtsvorschriften sicherstellt. Dazu gehören insbesondere ein Überblick über alle Gesetze, deren laufende Aktualisierung und die Verankerung von Strukturen im Unternehmen, mit denen Gesetzesverstöße vermieden werden sollen (Compliance-Organisation). TÜV Media GmbH Seite 9
12 Insbesondere in Staaten, in denen es erhebliche Defizite bei der Einhaltung von Menschenrechten gibt, sei es, dass dort die nationale Gesetzgebung ungenügend ist oder der Staat nicht in der Lage ist, die Einhaltung der Gesetze wirksam zu kontrollieren, tragen Unternehmen eine besondere Verantwortung. Weitere Ansätze und Initiativen Die Ansätze und Initiativen, die Unternehmen zur Achtung und Förderung der Menschenrechte übernehmen, sind vielfältig. Beispiele sind [3]: Unternehmen setzen sich für die Einhaltung von Sozialstandards entlang der Beschaffungskette ein und legen dafür zum Beispiel Verhaltensregeln für die Warenbeschaffung mit dem Ziel fest, sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen, eine angemessene Entlohnung und Vereinigungsfreiheit zu gewährleisten, extreme Überstunden sowie Zwangs- und Kinderarbeit zu unterbinden und vor Diskriminierung zu schützen. Unternehmen schaffen Plattformen, um allen Mitarbeitern weltweit die Möglichkeit zu geben, aus ihrer Sicht darzustellen, wie die Menschenrechtspolitik inklusive der Einhaltung von Sozialstandards im Unternehmen noch besser umgesetzt werden kann. Unternehmen setzen sich im Dialog mit Regierungen für die bessere Umsetzung von Menschenrechten ein und engagieren sich vor Ort im Kontakt mit den nationalen Verwaltungsstellen für die effektivere Durchsetzung von Sozialstandards. TÜV Media GmbH Seite 10
13 Beispiel 5 Handlungsfelder Daimler AG In seinem Nachhaltigkeitsbericht 2010 bekennt sich Daimler zur Einhaltung der Menschenrechte und setzt sich aktiv in seinem Einflussbereich für deren Wahrung und Achtung ein. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Arbeitnehmerrechten, wie Vereinigungsfreiheit, dem Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren, und dem Recht auf Tarifverhandlungen und der Chancengleichheit, sowie der Ächtung von Zwangsarbeit und der Abschaffung von ausbeuterischer Kinderarbeit. Um die Einhaltung von Menschenrechten im Unternehmen zu gewährleisten, sind bei Daimler verschiedene Instrumente gut etabliert, so z. B. die Angebote des Business Practices Office (u. a. die auf Wunsch auch anonyme Meldung über vermutetes Fehlverhalten) oder auch das Zusammenspiel Unternehmen Weltarbeitnehmervertretung, um potenziellen Verdachtsfällen, z. B. in der Zuliefererkette, nachzugehen. 3.3 Kernthema Arbeitspraktiken Das Kernthema Arbeitspraktiken umfasst gemäß ISO folgende 5 Handlungsfelder: 1. Beschäftigung und Beschäftigungsverhältnisse, 2. Arbeitsbedingungen und Sozialschutz, 3. Sozialer Dialog, 4. Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, 5. Menschliche Entwicklung und Schulung am Arbeitsplatz. TÜV Media GmbH Seite 11
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